gb-1838-12-04-04
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Breslau, 4. Dezember 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer. – Datierung: Crum irrt. mit ihrer Einordnung 1839. Die schlecht lesbare Datierung wird durch Gustav Adolf Stenzels Brief vom 24. März 1839 gestützt: Brief gb-1839-03-24-01 Gustav Adolf Stenzel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Breslau, 24. März 1839.
Gustav Adolf Harald Stenzel
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Wenn ich,
sagen sollte, welche Freude außerhalb des engsten Familienkreises seit vielen Jahren die größeste für mich gewesen; ich müßte sogleich erwiedern, die, meinen lieben Felix wiedergesehn, wieder gefunden zu haben. Ist es doch als wenn ich kaum von Dir getrennt gewesen, als wenn nur so viele Tage, als wirklich Jahre zwischen meiner Anwesenheit in
Nun denk, welche Freude ich mir und noch dazu gar nicht constitutionell sondern höchst despotisch gemacht habe. Am
Wie oft bin ich nicht bei Dir. Es ist mir eine so heitre Erscheinung Deine liebe
Denk nur nicht, daß ich privae, privatim, privatissime, der
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Es war sehr gut daß Du nicht mitfuhrst auf der Eisenbahn. Es hätte Dir doch schaden können. Bist Du denn ganz hergestellt?
Ich hoffe es denn ich lese von Dir nur immer ruhmvolles. Große Freude. Nun lebe wohl. Die herzlichsten Grüße Deiner lieben Frau und auch noch mit den besten Wünschen und treuem Herzen für immerStenzel
Basteigasse N5.
oBreslau.
Wenn ich, mein lieber, theurer Felix, sagen sollte, welche Freude außerhalb des engsten Familienkreises seit vielen Jahren die größeste für mich gewesen; ich müßte sogleich erwiedern, die, meinen lieben Felix wiedergesehn, wieder gefunden zu haben. Ist es doch als wenn ich kaum von Dir getrennt gewesen, als wenn nur so viele Tage, als wirklich Jahre zwischen meiner Anwesenheit in Deinem älterlichen Hause und dem Wiedersehn in Leipzig verschwunden wären. Nun Du hast es wohl gesehn, wie innig und tief gefühlt meine Freude war, wie eben so innig meine herzliche Liebe zu Dir geblieben ist und bleiben wird bis an das Ende meiner Tage. Je älter man wird um so mehr verengen Lebenserfahrungen einen stets auf mannichfache Weise, dann – der Tod den Kreis Derjenigen die wir lieben, um so fester hält man die lieben Erinnerungen um so theurer werden sie und wie ein durch den Sturm und Wogentanz soendlich gerettetes geborgenes Gut, dessen wir uns in sorgloser Stille erfreuen, nur innerer und äußerer Sturm hat mich auch um manches Schiff gebracht, das ich gesichert glaubte und mit Schmerz scheitern sah – es hat mir auch andre erhalten und zu den glücklichsten Tagen meines Lebens kann ich nun neben den frischen Erinnerungen Deiner Knabenzeit die zählen in welchen ich den Mann wieder fand der im Herzen auch noch der Knabe der liebe Knabe geblieben. Sieh lieber Felix, wenn ich so glücklich gewesen wäre etwas auf Dich zu würken, wie reichlich belohnt wäre ich wohl, und wenn ich nichts als den guten Willen gehabt, und den hatte ich. Nun höre ich gar nicht auf von meiner Freude zu sprechen – Sieh ich kann nicht anders und es wird ja auch Dich erfreuen einen Mann froh zu sehn, der Dich immer so sehr liebte. Nun denk, welche Freude ich mir und noch dazu gar nicht constitutionell sondern höchst despotisch gemacht habe. Am 21 Oct. erhielt ich ein Töchterchen, die ich 2 Nov. habe taufen lassen, wobei ich Dich als Pathen (neben meiner Schwägerin Fräulein Bredow und einer Verwandten ein Fräulein von Fischer und den RegierungsRath Masuch) vertreten, gewaltsam! Nimm diesen kleinen Beweis meiner herzlichen Zuneigung freundlich an. Maria (nach ihrer Mutter) wird sich noch mit dem schönen Geschenk schmücken, welches Deine liebe Frau der meinigen schickte. Wie oft bin ich nicht bei Dir. Es ist mir eine so heitre Erscheinung Deine liebe Frau, Deinen Karl mir zu vergegenwärtigen. Möge Gott Dir diese lange, lange erhalten. Auch ich bin glücklicher Gatte und Vater – ich kann es ganz, ganz fühlen. Denk nur nicht, daß ich Lessing vergessen habe. Nein, jetzt als Decan bin ich sehr beschäftigt, dazu Vorlesungen privae, privatim, privatissime, der dritte Band der Preußischen Geschichte, der 2te der scriptorum rerum Silesiacarum, dann das Archiv. Ich lasse diese Sachen durch Buchhändlergelegenheit abgehn, nächstens, lange vor dem 3ten Februar. Ja noch vor dem 11 December. Ja Du allein sollst diese Schriften haben, der theure Entschlafene, dessen wir am 11ten gedenken und Du. Nun eine Bitte, wenn Du mir schreibst (ich habe noch alle Briefe die Du mir geschrieben) so sage wann Deine liebe und auch mir so sehr liebe Frau geboren und ihren Namen, dann Karls Geburtstag, ferner von den Kindern Fannis und Rebeccas. Schmerzlich habe ich den eben erlittenen Verlust betrauert, bin ich doch auch Vater. Meine Frau theilt meine Freude über Dein Glück, und empfiehlt sich angelegentlich und dankbar den Deinigen. Meine Kinder wissen von Dir und wenn Karl dereinst einem meines Namens begegnet und den seinigen nennt, so wird er freundlich wie ein Bruder begrüßt werden. Es war sehr gut daß Du nicht mitfuhrst auf der Eisenbahn. Es hätte Dir doch schaden können. Bist Du denn ganz hergestellt? Ich hoffe es denn ich lese von Dir nur immer ruhmvolles. Große Freude. Nun lebe wohl. Die herzlichsten Grüße Deiner lieben Frau und auch noch mit den besten Wünschen und treuem Herzen für immer Dein alter treuer Stenzel Basteigasse No 5. Breslau. 4 Dec. 1838.
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März 1839.</p><handDesc hands="1"><p>Gustav Adolf Harald Stenzel</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-12-04" xml:id="date_75920332-4bf7-47cc-bd21-7323e8819ea0">4. 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Ist es doch als wenn ich kaum von Dir getrennt gewesen, als wenn nur so viele Tage, als wirklich Jahre zwischen meiner Anwesenheit in <placeName xml:id="placeName_4b56f79d-a637-480e-b99a-e0a7fb974a08">Deinem älterlichen Hause<name key="NST0100322" style="hidden" subtype="" type="institution">Leipziger Straße Nr. 3</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3075bacb-8b7f-4006-a8c6-47804660f291" xml:lang="de">meiner Anwesenheit in Deinem älterlichen Hause – Gustav Adolf Stenzel war von Juni 1818 bis September 1819 der Privatlehrer Felix Mendelssohn Bartholdys. Stenzel unterrichtete auch den Bruder Paul Mendelssohn Bartholdy. </note> und dem Wiedersehn in <placeName xml:id="placeName_c10469c6-0024-4da5-bfb0-c98df2007897">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d418a506-659d-4976-a207-85c843a8eac2" xml:lang="de">und dem Wiedersehn in Leipzig – Gustav Adolf Stenzel besuchte Felix Mendelssohn Bartholdy offensichtlich in der ersten oder zweiten Oktoberwoche 1838 in Leipzig. Siehe Brief fmb-1838-10-11-01 (Brief Nr. 2102) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 11. Oktober 1838, Z. 69-71.</note> verschwunden wären. Nun Du hast es wohl gesehn, wie innig und tief gefühlt meine Freude war, wie eben so innig meine herzliche Liebe zu Dir geblieben ist und bleiben wird bis an das Ende meiner Tage. Je älter man wird um so mehr verengen Lebenserfahrungen einen stets auf mannichfache Weise, dann – der Tod den Kreis Derjenigen die wir lieben, um so fester hält man die lieben Erinnerungen um so theurer werden sie und wie ein durch den Sturm und Wogentanz soendlich gerettetes geborgenes Gut, dessen wir uns in sorgloser Stille erfreuen, nur innerer und äußerer Sturm hat mich auch um manches Schiff gebracht, das ich gesichert glaubte und mit Schmerz scheitern sah – es hat mir auch andre erhalten und zu den glücklichsten Tagen meines Lebens kann ich nun neben den frischen Erinnerungen Deiner Knabenzeit die zählen in welchen ich den Mann wieder fand der im Herzen auch noch der Knabe der liebe Knabe geblieben. Sieh lieber Felix, wenn ich so glücklich gewesen wäre etwas auf Dich zu würken, wie reichlich belohnt wäre ich wohl, und wenn ich nichts als den guten Willen gehabt, und den hatte ich.</p> <p><seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Nun höre ich gar nicht auf von meiner Freude zu sprechen – Sieh ich kann nicht anders und es wird ja auch Dich erfreuen einen Mann froh zu sehn, der Dich immer so sehr liebte.</p> <p>Nun denk, welche Freude ich mir und noch dazu gar nicht constitutionell sondern höchst despotisch gemacht habe. Am <date cert="high" when="1838-10-21" xml:id="date_5ac9c682-cabe-4d37-b526-b7fac990f9ae">21 Oct.</date> erhielt ich ein <persName xml:id="persName_027c203a-5eaa-4faa-8184-5c5f73873316">Töchterchen<name key="PSN0119329" style="hidden" type="person">Stenzel, Marie (1838-?)</name></persName>, die ich <date cert="high" when="1838-11-02" xml:id="date_2c8aef1f-403c-474e-afd7-15d06705bebc">2 Nov.</date> habe taufen lassen, wobei ich Dich als Pathen (neben meiner Schwägerin Fräulein <persName xml:id="persName_f301bacc-a918-43f4-9603-df0afbbcf13a">Bredow<name key="PSN0118842" style="hidden" type="person">Bredow, Luise Henriette (1801-?)</name></persName> und einer Verwandten ein Fräulein <persName xml:id="persName_1d371806-6d08-43ff-8155-21b916dcf2db">von Fischer<name key="PSN0119327" style="hidden" type="person">Fischer, Fräulein von</name></persName> und den RegierungsRath <persName xml:id="persName_93de8ae6-89d0-4083-8afc-703b620c642d">Masuch<name key="PSN0118841" style="hidden" type="person">Masuch, Ludwig Wilhelm (?-1879 (?))</name></persName>) vertreten, gewaltsam! Nimm diesen kleinen Beweis meiner herzlichen Zuneigung freundlich an. Maria (nach ihrer <persName xml:id="persName_86740490-891e-400a-9cdf-d23c1b5037a1">Mutter<name key="PSN0118844" style="hidden" type="person">Stenzel, Maria (1799-1845)</name></persName>) wird sich noch mit dem schönen Geschenk schmücken, welches Deine liebe Frau der meinigen schickte.</p> <p>Wie oft bin ich nicht bei Dir. Es ist mir eine so heitre Erscheinung Deine liebe <persName xml:id="persName_51afc19f-c230-4017-942a-d3bbda711d2c">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, Deinen <persName xml:id="persName_a03fdd90-bd1f-4241-b705-73b267cd89c6">Karl<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> mir zu vergegenwärtigen. Möge Gott Dir diese lange, lange erhalten. Auch ich bin glücklicher Gatte und Vater – ich kann es ganz, ganz fühlen. </p> <p>Denk nur nicht, daß ich <persName xml:id="persName_a5765411-8d17-49ca-bcd1-e91b7cd5578e">Lessing<name key="PSN0112804" style="hidden" type="person">Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781)</name></persName> vergessen habe. Nein, jetzt als Decan<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d446fa58-0161-441b-90c6-e8176b2f268d" xml:lang="de">als Decan – Gustav Adolf Stenzel war seit 1820 Professor für Geschichte an der Universität Breslau.</note> bin ich sehr beschäftigt, dazu Vorlesungen <hi rend="latintype">privae</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3afc09ba-7820-4364-a18e-f29435ef69af" xml:lang="la ">privae – lat., für sich, privat.</note> <hi rend="latintype">privatim</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c6fe03bc-c39a-4060-a9fd-123f31b2b1c5" xml:lang="la ">privatim – lat., nicht öffentlich.</note> <hi rend="latintype">privatissime</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_debe83b2-1098-49a1-8e0b-7342d1bc1eca" xml:lang="la ">privatissime – lat., Veranstaltung einer Universität oder eines Kollegiums für einen vom Dozenten ausgewählten Hörerkreis.</note> der <title xml:id="title_add57d08-6dfb-4b5f-a92b-cba44a9a2761">dritte Band der Preußischen Geschichte<name key="PSN0115111" style="hidden" type="author">Stenzel, Gustav Adolf Harald (1792–1854)</name><name key="CRT0112010" style="hidden" type="science">Geschichte des preussischen Staats von 1688 bis 1789, Dritter Theil, 1841.</name></title>, der <title xml:id="title_d3d1a9aa-4357-47c1-a130-50d8854b1ddc">2<hi rend="superscript">te</hi> der <hi rend="latintype">scriptorum rerum Silesiacarum</hi><name key="PSN0115111" style="hidden" type="author">Stenzel, Gustav Adolf Harald (1792–1854)</name><name key="CRT0112011" style="hidden" type="science">Scriptores Rerum Silesiacarum, oder Sammlung Schlesischer Geschichtschreiber, Band 2, Josef Max & Komp., 1839</name></title>, dann das <placeName xml:id="placeName_0dcb0b4f-2307-48eb-933f-b4e4ceae6d36">Archiv<name key="NST0103464" style="hidden" subtype="" type="institution">Schlesisches Provinzialarchiv</name><settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Ich lasse diese Sachen durch Buchhändlergelegenheit abgehn, nächstens, lange vor dem <date cert="high" when="1839-02-03" xml:id="date_abd59465-8c44-4fc7-bbb1-3390495316b4"><date cert="medium" notAfter="1839-02-02" xml:id="date_ee484ce2-8f25-4cda-ad0a-1854b369c86e">3<hi rend="superscript">ten</hi> Februar</date></date>. Ja noch <date cert="high" notAfter="1838-12-10" xml:id="date_8112fc23-4470-4c1c-aff5-dc0a7e5377fc">vor dem 11 December</date>. Ja Du allein sollst diese Schriften haben, der theure <persName xml:id="persName_63b41d5d-e906-413b-b91e-f739f6b7e95b">Entschlafene<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, dessen wir am <date cert="high" when="1838-12-11" xml:id="date_f1fb4a90-59a5-4d4f-b993-9e65eab4f9b2">11<hi rend="superscript">ten</hi></date> gedenken<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3552d7d1-2180-4805-8577-ef729c09ef2d" xml:lang="de">der theure Entschlafene, dessen wir am 11ten gedenken – Gemeint ist der 1835 gestorbene Abraham Mendelssohn Bartholdy. Dessen Geburtstag, der eigentlich auf den 10. Dezember fiel, wurde üblicherweise in der Familie am 11. Dezember gefeiert.</note> und Du.</p> <p>Nun eine Bitte, wenn Du mir schreibst (ich habe noch <hi n="1" rend="underline">alle</hi> Briefe die Du mir geschrieben) so sage wann Deine liebe und auch mir so sehr liebe <persName xml:id="persName_f1a2bb3a-29dd-427c-ab6f-7d6415fbc5c0">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> geboren und ihren Namen, dann <persName xml:id="persName_611430a5-a6d5-4117-9d88-40f7593899c4">Karls<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> Geburtstag, ferner von den <persName xml:id="persName_02bf038a-066c-4bed-9101-f6acabae28f8"><persName xml:id="persName_8261787a-0be1-49d8-a235-90e8ccf78539">Kindern<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name><name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName><name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_2d522d74-920f-4008-98b2-508503b6cb3d"> <corr resp="writer"><persName xml:id="persName_c839e6a5-96d6-41d1-8177-01495d01ac7d">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName></corr> <sic resp="writer">Fannis</sic> </choice> und <persName xml:id="persName_07d39a4e-b06b-4570-a208-3073b807c8d9">Rebeccas<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. Schmerzlich habe ich den eben erlittenen Verlust<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b8fbeb46-a1fe-4125-be3e-51058036e8d7" xml:lang="de">den eben erlittenen Verlust – Felix Lejeune Dirichlet starb am 17. November 1838. Er war nur 13 Monate und 7 Tage alt geworden.</note> betrauert, bin ich doch auch Vater. Meine Frau theilt meine Freude über Dein Glück, und empfiehlt sich angelegentlich und dankbar den Deinigen. Meine <persName xml:id="persName_2366726d-1005-4ac2-9fd0-70c8cb0edcbf">Kinder<name key="PSN0119328" style="hidden" type="person">Stenzel, Alfred (1832-1906)</name><name key="PSN0119330" style="hidden" type="person">Stenzel, Hedwig</name><name key="PSN0119329" style="hidden" type="person">Stenzel, Marie (1838-?)</name></persName> wissen von Dir und wenn<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Karl dereinst einem meines Namens begegnet und den seinigen nennt, so wird er freundlich wie ein Bruder begrüßt werden.</p> <p>Es war sehr gut daß Du nicht mitfuhrst auf der Eisenbahn. Es hätte Dir doch schaden können. Bist Du denn ganz hergestellt?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d932a910-7f71-46b2-8b32-c61f2dee6016" xml:lang="de">Bist Du denn ganz hergestellt? – Felix Mendelssohn Bartholdy war im September 1838 an den Masern erkrankt und litt, als Spätfolge der Erkrankung, an spontan auftretenden Augenschmerzen. </note> Ich hoffe es denn ich lese von Dir nur immer ruhmvolles. Große Freude. Nun lebe wohl. Die herzlichsten Grüße Deiner lieben Frau und auch noch mit den besten Wünschen und treuem Herzen für immer</p> <closer rend="center">Dein</closer> <closer rend="right">alter treuer</closer> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Stenzel</hi></signed> </div> <div type="sender_address" xml:id="div_556dc212-ac9e-4057-97c1-9322b5e5eb81"> <p style="paragraph_right"> <address> <addrLine><hi rend="latintype">Basteigasse N<hi rend="superscript">o</hi></hi> 5.</addrLine> </address> </p> <dateline rend="left"><hi rend="latintype">Breslau</hi>.</dateline> <dateline rend="left"><date cert="high" when="1838-12-04" xml:id="date_9d260349-5c53-4f39-a816-22146dff8e95">4 Dec. 1838</date>.</dateline> </div> </body> </text></TEI>