]> Brief: gb-1838-11-18-01

gb-1838-11-18-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 18. November 1838 Rebecka’n geht es heut erträglich; sie war diesen Morgen einige Stunden außer dem Bett, und hat sich erst jetzt, gegen Mittag wieder gelegt. Die Nacht hatte sie mehrere krampfhafte Zufälle, schlief aber mitunter. Sie wünschte Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 5. November 1838 Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 25. November 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 34/126. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 18. November 1838 Rebecka’n geht es heut erträglich; sie war diesen Morgen einige Stunden außer dem Bett, und hat sich erst jetzt, gegen Mittag wieder gelegt. Die Nacht hatte sie mehrere krampfhafte Zufälle, schlief aber mitunter. Sie wünschte

1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.

Lea Mendelssohn Bartholdy

Zeitungsausschnitte zu dem mit »Clara Novellos Schande« betitelten Auftritt in Berlin (Zeitung für die elegante Welt 38, 1838, S. 935; und andere Zeitungen).

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

18. November 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 18 November 1838

Rebecka’nDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) geht es heut erträglich;geht es heut erträglich – Der plötzliche Tod ihres Sohnes Felix Lejeune Dirichlet am 17. November 1838 hatte Rebecka Lejeune Dirichlet sehr mitgenommen. sie war diesen Morgen einige Stunden außer dem Bett, und hat sich erst jetzt, gegen Mittag wieder gelegt. Die Nacht hatte sie mehrere krampfhafte Zufälle, schlief aber mitunter. Sie wünschte gestern, daß DrakeDrake, Friedrich Johann Heinrich (1805-1882) eine Büste vom Kinde<name key="PSN0116566" style="hidden" type="author">Drake, Friedrich Johann Heinrich (1805–1882)</name><name key="CRT0111997" style="hidden" type="art">Büste des toten Felix Lejeune Dirichlet</name> machen möchte; leider ist sein rechter Arm auf der Eisenbahnfahrt wo HeyseHeyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855) beschädigt ward, auch sehr übel zugerichtet, er schickte aber einen Schüler, der die Form genommen, und die er später selbst ausführen will. HenselHensel, Wilhelm (1794-1861), der immer zu allem Guten und zu jedem Opfer bereit ist, hat gestern nicht nur Eine, sondern zwei Zeichnungen des Kindes<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111996" style="hidden" type="art">Felix Lejeune Dirichlet als Engel (Zeichnung 1838)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111995" style="hidden" type="art">Felix Lejeune Dirichlet auf dem Totenbett (Zeichnung 1838)</name> gemacht, die er später RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) geben wollte. Sie erfuhr es, und wollte sie sogleich sehen; es hat einen nur rührenden, keineswegs erschütternden Eindruck auf sie gemacht, und in so fern man so etwas Freude nennen kann, that es wirklich diesen Effekt. Die erste Zeichnung machte er nach dem todten KindeDirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838),nach dem todten Kinde – Felix Lejeune Dirichlet starb am 17. November 1838. Er war nur 13 Monate und 7 Tage alt geworden. jedoch mit offenen Augen, deren tiefer, über das Alter des Kleinen leider! weit hinausgehender Ausdruck, er merkwürdig aufgefaßt und wiedergegeben. Minna HenselHensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893) hatte ihm einen Kranz aufgesetzt und Blumen in die Arme gelegt; Rebecka fand es mit diesem Schmuck unaussprechlich schön, und so hat der excellente Hensel Abends, in der kalten Stube bei offenen Fernstern, (um die Leiche möglichst zu erhalten) eine 2te Zeichnung gemacht, und fängt eben ein kleines Bild als Engel darnach an. Wenn der schreckliche Gesichtsschmerz sich nur nicht wieder einstellt! Sie hat gestern sehr viel geweint und beständig von dem Kinde gesprochen – gebe Gott daß sie dadurch erleichtert worden! – Unser braver PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) hat, poor thing! wieder die traurigen Besorgungen übernommen – weißt Du noch wie VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) oft sagte „ich bin ein wahrer Todtengräber?“ Leider wird auf dem Kirchhofe wo Er ruht keine Stelle mehr frei sein, wir hatten damals noch einen Platz |2| gekauft, den will ich aber nicht weggeben weil er für mich neben ihmMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) bestimmt ist.

Meine lieben Kinder, laßt bald Gutes von euch hören, und erzählt von meinem süßen Carl, der mir jetzt lebendiger vor Augen steht als je. Es thut mir weh, das weiche Herz unsrer englischen CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) zu betrüben, und ich richte meine Briefe darum auch nur an Dich lieber Felix, daß Du ihr mittheilen magst was sie eben erfahren darf und soll. Es betrübt mich innig, daß sie die Freude über ihre JulieJeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)Freude über ihre Julie – Julie Jeanrenaud hatte Ihre Verlobung mit Julius Schunck bekannt gegeben. Julie Jeanrenaud heiratete am 4. Juni 1839 Julius Schunck in Frankfurt a. M. nicht unverkümmert genießen soll! ich umarme sie und Dich mit mütterlicher Zärtlichkeit.

Ich muß schließen – hierbei das NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908)Geträtsche!hierbei das NovelloGeträtsche – Gemeint ist der unter dem Titel »Clara Novellos Schande« von den Zeitungen abgehandelte Auftritt Clara Novellos in Berlin: Der finanziell sehr bedürftige Komponist und Musiker Karl Eckert hatte vor einigen Tagen ein Konzert gegeben mit sehr geringem Ertrag, da Clara Novello sich ihre Mitwirkung für ein Honorar von 400 Thalern bezahlen ließ und somit den Großteil der Einnahmen empfing. Siehe z. B. Zeitung für die elegante Welt 38, 1838, S. 935. Hinzu kam ihr arrogantes, divenhaftes Verhalten, dass von der Familie Mendelssohn Bartholdy und dem Berliner Publikum sehr abstoßend empfunden wurde. ich hatte auch die Recensionen über Elkamps Paulus<name key="PSN0110884" style="hidden" type="author">Elkamp, Heinrich (1812–1868)</name><name key="CRT0108675" style="hidden" type="music">Paulus</name>Elkamps Paulus – Heinrich Elkamps Oratorium Paulus wurde am 15. November 1838 im Rahmen der Akademiekonzerte der Berliner Sing-Akademie aufgeführt. für Dich ausgeschnitten, sie eind aber äkeligäkelig – eklig, sagt GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) als Madame BeerBeer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)! Macht es DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) oder SchleinitzSchleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881) Spaß, so schick ich sie noch!

Gott segne Euch!
            Berlin 18 November 1838 Rebecka’n geht es heut erträglich; sie war diesen Morgen einige Stunden außer dem Bett, und hat sich erst jetzt, gegen Mittag wieder gelegt. Die Nacht hatte sie mehrere krampfhafte Zufälle, schlief aber mitunter. Sie wünschte gestern, daß Drake eine Büste vom Kinde machen möchte; leider ist sein rechter Arm auf der Eisenbahnfahrt wo Heyse beschädigt ward, auch sehr übel zugerichtet, er schickte aber einen Schüler, der die Form genommen, und die er später selbst ausführen will. Hensel, der immer zu allem Guten und zu jedem Opfer bereit ist, hat gestern nicht nur Eine, sondern zwei Zeichnungen des Kindes gemacht, die er später Rebecka geben wollte. Sie erfuhr es, und wollte sie sogleich sehen; es hat einen nur rührenden, keineswegs erschütternden Eindruck auf sie gemacht, und in so fern man so etwas Freude nennen kann, that es wirklich diesen Effekt. Die erste Zeichnung machte er nach dem todten Kinde, jedoch mit offenen Augen, deren tiefer, über das Alter des Kleinen leider! weit hinausgehender Ausdruck, er merkwürdig aufgefaßt und wiedergegeben. Minna Hensel hatte ihm einen Kranz aufgesetzt und Blumen in die Arme gelegt; Rebecka fand es mit diesem Schmuck unaussprechlich schön, und so hat der excellente Hensel Abends, in der kalten Stube bei offenen Fernstern, (um die Leiche möglichst zu erhalten) eine 2te Zeichnung gemacht, und fängt eben ein kleines Bild als Engel darnach an. Wenn der schreckliche Gesichtsschmerz sich nur nicht wieder einstellt! Sie hat gestern sehr viel geweint und beständig von dem Kinde gesprochen – gebe Gott daß sie dadurch erleichtert worden! – Unser braver Paul hat, poor thing! wieder die traurigen Besorgungen übernommen – weißt Du noch wie Vater oft sagte „ich bin ein wahrer Todtengräber?“ Leider wird auf dem Kirchhofe wo Er ruht keine Stelle mehr frei sein, wir hatten damals noch einen Platz gekauft, den will ich aber nicht weggeben weil er für mich neben ihm bestimmt ist.
Meine lieben Kinder, laßt bald Gutes von euch hören, und erzählt von meinem süßen Carl, der mir jetzt lebendiger vor Augen steht als je. Es thut mir weh, das weiche Herz unsrer englischen Cécile zu betrüben, und ich richte meine Briefe darum auch nur an Dich lieber Felix, daß Du ihr mittheilen magst was sie eben erfahren darf und soll. Es betrübt mich innig, daß sie die Freude über ihre Julie nicht unverkümmert genießen soll! ich umarme sie und Dich mit mütterlicher Zärtlichkeit.
Ich muß schließen – hierbei das NovelloGeträtsche! ich hatte auch die Recensionen über Elkamps Paulus für Dich ausgeschnitten, sie eind aber äkelig, sagt Gans als Madame Beer! Macht es David oder Schleinitz Spaß, so schick ich sie noch!
Gott segne Euch!          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1838-11-18-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1838-11-18-01" xml:id="title_ad5f21d9-f890-4e51-8a0c-f8ff072882c3">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 18. November 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_d425f3ac-3b9a-44aa-ac93-2feb360805ee">Rebecka’n geht es heut erträglich; sie war diesen Morgen einige Stunden außer dem Bett, und hat sich erst jetzt, gegen Mittag wieder gelegt. Die Nacht hatte sie mehrere krampfhafte Zufälle, schlief aber mitunter. Sie wünschte</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_53699ee2-0bee-4271-b39b-b65a2194577b">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1838-11-05-01" type="precursor" xml:id="title_d7f2b6d9-7a7c-4381-bfe1-94e9c50dc7af">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 5. November 1838</title> <title key="fmb-1838-11-25-01" type="successor" xml:id="title_cb2c94a0-28c8-4d19-b055-9e56a15cc2f8">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 25. November 1838</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"></name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_1dc3d1b0-54a3-449d-bae9-6bdad42bbb57"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 34/126.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1838-11-18-01" type="letter" xml:id="title_a6085ea0-16bb-4e50-aa6c-a9e3298bbda0">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 18. November 1838</title> <incipit>Rebecka’n geht es heut erträglich; sie war diesen Morgen einige Stunden außer dem Bett, und hat sich erst jetzt, gegen Mittag wieder gelegt. Die Nacht hatte sie mehrere krampfhafte Zufälle, schlief aber mitunter. Sie wünschte</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="print">Zeitungsausschnitte zu dem mit »Clara Novellos Schande« betitelten Auftritt in Berlin (Zeitung für die elegante Welt 38, 1838, S. 935; und andere Zeitungen). </bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-11-18" xml:id="date_0c1bcbff-97a6-43de-a24d-97636f59cd49">18. November 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_fb5faf99-95a1-415c-afb3-47e370d65aca">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_c17d6b08-439e-44c5-8dee-bac04e079d28"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_8ba21fee-23a2-479f-8d6d-122218e7ccee">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_b0ec15e3-a631-48cd-b0cf-7636f3e7fb82"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_82d9cb0c-c7a3-4e9e-a7cd-312df5607741"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1838-11-18" xml:id="date_2d03d9ff-5eff-4764-ae01-49a18afdc502">18 November</date></dateline> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1838-11-18" xml:id="date_eb6f9b12-9bc1-4b1c-b84c-c80fec04e67b">1838</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_8608da36-6373-4675-8fc9-9d815e9dd58d">Rebecka’n<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> geht es heut erträglich;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bb1cb66f-c6cf-4d47-8f2e-92741330f880" xml:lang="de">geht es heut erträglich – Der plötzliche Tod ihres Sohnes Felix Lejeune Dirichlet am 17. November 1838 hatte Rebecka Lejeune Dirichlet sehr mitgenommen.</note> sie war diesen Morgen einige Stunden außer dem Bett, und hat sich erst jetzt, gegen Mittag wieder gelegt. Die Nacht hatte sie mehrere krampfhafte Zufälle, schlief aber mitunter. Sie wünschte gestern, daß <persName xml:id="persName_b05894ba-03ee-4e5a-87dc-64a1066037c9">Drake<name key="PSN0116566" style="hidden" type="person">Drake, Friedrich Johann Heinrich (1805-1882)</name></persName> <title xml:id="title_a0197191-d8bf-4144-adb5-14deb22976e5">eine Büste vom Kinde<name key="PSN0116566" style="hidden" type="author">Drake, Friedrich Johann Heinrich (1805–1882)</name><name key="CRT0111997" style="hidden" type="art">Büste des toten Felix Lejeune Dirichlet</name></title> machen möchte; leider ist sein rechter Arm auf der Eisenbahnfahrt wo <persName xml:id="persName_42bf3e92-825d-4848-a4e9-e25195144578">Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden" type="person">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> beschädigt ward, auch sehr übel zugerichtet, er schickte aber einen Schüler, der die Form genommen, und die er später selbst ausführen will. <persName xml:id="persName_69136a2c-cc95-4c5e-85f8-7ce35a6f06cf">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, der immer zu allem Guten und zu jedem Opfer bereit ist, hat gestern nicht nur <hi n="1" rend="underline">Eine</hi>, sondern <title xml:id="title_dc1461a0-a7b0-46e3-8c49-e4dee2b9b1f5">zwei Zeichnungen des Kindes<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111996" style="hidden" type="art">Felix Lejeune Dirichlet als Engel (Zeichnung 1838)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111995" style="hidden" type="art">Felix Lejeune Dirichlet auf dem Totenbett (Zeichnung 1838)</name></title> gemacht, die er später <persName xml:id="persName_59bc5c84-1a0c-41f3-9232-72b9db90d955">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> geben wollte. Sie erfuhr es, und wollte sie sogleich sehen; es hat einen <hi n="1" rend="underline">nur</hi> rührenden, keineswegs erschütternden Eindruck auf sie gemacht, und in so fern man so etwas Freude nennen kann, that es wirklich diesen Effekt. Die erste Zeichnung machte er nach dem todten <persName xml:id="persName_69b95b5b-09aa-4edc-ab73-c8141aa712de">Kinde<name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_39a974f5-b5d7-467f-bc85-47842f75b77b" xml:lang="de">nach dem todten Kinde – Felix Lejeune Dirichlet starb am 17. November 1838. Er war nur 13 Monate und 7 Tage alt geworden.</note> jedoch mit offenen Augen, deren tiefer, über das Alter des Kleinen leider! weit hinausgehender Ausdruck, er merkwürdig aufgefaßt und wiedergegeben. <persName xml:id="persName_f2ca5e24-622a-4416-aff1-a7366936bd8a">Minna Hensel<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName> hatte ihm einen Kranz aufgesetzt und Blumen in die Arme gelegt; Rebecka fand es mit diesem Schmuck unaussprechlich schön, und so hat der excellente Hensel Abends, in der kalten Stube bei offenen Fernstern, (um die Leiche möglichst zu erhalten) eine 2te Zeichnung gemacht, und fängt eben ein kleines Bild als Engel darnach an. Wenn der schreckliche Gesichtsschmerz sich nur nicht wieder einstellt! Sie hat gestern sehr viel geweint und beständig von dem Kinde gesprochen – gebe Gott daß sie dadurch erleichtert worden! – Unser braver <persName xml:id="persName_ba2d2d6f-7f30-41fd-8b75-5b9e4cb71a2a">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hat, poor thing! wieder die traurigen Besorgungen übernommen – weißt Du noch wie <persName xml:id="persName_3744d159-7806-4962-ae47-ca452d71b5f5">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> oft sagte „ich bin ein wahrer Todtengräber?“ Leider wird auf dem Kirchhofe wo Er ruht keine Stelle mehr frei sein, wir hatten damals noch einen Platz<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>gekauft, den will ich aber nicht weggeben weil er für mich neben <persName xml:id="persName_d623cab6-46bc-4e6e-9d32-2b5a27715478">ihm<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> bestimmt ist.</p> <p>Meine lieben Kinder, laßt bald Gutes von euch hören, und erzählt von meinem süßen Carl, der mir jetzt lebendiger vor Augen steht als je. Es thut mir weh, das weiche Herz unsrer englischen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3eefb14f-3a9e-4c6d-a078-07637d349bab">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> zu betrüben, und ich richte meine Briefe darum auch nur an Dich lieber Felix, daß Du ihr mittheilen magst was sie eben erfahren darf und soll. Es betrübt mich innig, daß sie die Freude über ihre <persName xml:id="persName_fd8191bf-0485-44fb-9f21-e6fec0a23b51">Julie<name key="PSN0112232" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_68963966-d804-4817-b27f-931f281eb43c" xml:lang="de">Freude über ihre Julie – Julie Jeanrenaud hatte Ihre Verlobung mit Julius Schunck bekannt gegeben. Julie Jeanrenaud heiratete am 4. Juni 1839 Julius Schunck in Frankfurt a. M.</note> nicht unverkümmert genießen soll! ich umarme sie und Dich mit mütterlicher Zärtlichkeit.</p> <p>Ich muß schließen – hierbei das <persName xml:id="persName_dbb68033-43e9-4d49-9431-ef4ff027b187">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName>Geträtsche!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5688ba2a-fa94-4ae0-b05a-019ece5ddfc2" xml:lang="de">hierbei das NovelloGeträtsche – Gemeint ist der unter dem Titel »Clara Novellos Schande« von den Zeitungen abgehandelte Auftritt Clara Novellos in Berlin: Der finanziell sehr bedürftige Komponist und Musiker Karl Eckert hatte vor einigen Tagen ein Konzert gegeben mit sehr geringem Ertrag, da Clara Novello sich ihre Mitwirkung für ein Honorar von 400 Thalern bezahlen ließ und somit den Großteil der Einnahmen empfing. Siehe z. B. Zeitung für die elegante Welt 38, 1838, S. 935. Hinzu kam ihr arrogantes, divenhaftes Verhalten, dass von der Familie Mendelssohn Bartholdy und dem Berliner Publikum sehr abstoßend empfunden wurde.</note> ich hatte auch die Recensionen über <title xml:id="title_e9ede20d-1c74-4553-ba9c-9257e06b16c4">Elkamps Paulus<name key="PSN0110884" style="hidden" type="author">Elkamp, Heinrich (1812–1868)</name><name key="CRT0108675" style="hidden" type="music">Paulus</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6491dbcc-e6f4-4813-9e0d-2d67d0e737bb" xml:lang="de">Elkamps Paulus – Heinrich Elkamps Oratorium Paulus wurde am 15. November 1838 im Rahmen der Akademiekonzerte der Berliner Sing-Akademie aufgeführt.</note> für Dich ausgeschnitten, sie eind aber <hi n="1" rend="underline">äkelig</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3608f77e-e914-45c0-b3e8-fa892c47ea98" xml:lang="de">äkelig – eklig</note>, sagt <persName xml:id="persName_3431d269-6054-4b07-a6f3-1e5bae9af5e3">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> als Madame <persName xml:id="persName_a238a760-2c82-42ff-8c1f-f01518c991f9">Beer<name key="PSN0109764" style="hidden" type="person">Beer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)</name></persName>! Macht es <persName xml:id="persName_12549a14-1221-4813-9048-4807400efb85">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> oder <persName xml:id="persName_a7122e5f-b7dc-4d8b-a2ed-7383c1ab3d0a">Schleinitz<name key="PSN0114567" style="hidden" type="person">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName> Spaß, so schick ich sie noch!</p> <closer rend="left">Gott segne Euch!</closer> </div> </body> </text></TEI>