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gb-1838-10-27-01

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Ferdinand Hiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb> Mailand, 27. Oktober 1838 Du triumphirst wohl daß ich nun auch einmal als zögernder Sünder vor Dir stehe und denkst ich werde erschrecklich viel Entschuldigungen herbei holen um mich zu entschuldigen – das soll aber sehr schnell abgethan seyn. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Genua; Berlin, 17. August 1838 Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Mailand; Leipzig, 9. und 10. Februar 1839 Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 34/97. Autograph Ferdinand Hiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Mailand, 27. Oktober 1838 Du triumphirst wohl daß ich nun auch einmal als zögernder Sünder vor Dir stehe und denkst ich werde erschrecklich viel Entschuldigungen herbei holen um mich zu entschuldigen – das soll aber sehr schnell abgethan seyn.

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Ferdinand Hiller

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

27. Oktober 1838 Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)counter-resetHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885) Mailand Italien Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Leipzig Deutschland deutsch
Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885) Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885) Mailand, den 27ten Oktober 38. Lieber Felix!

Du triumphirst wohl daß ich nun auch einmal als zögernder Sünder vor Dir stehe und denkst ich werde erschrecklich viel Entschuldigungen herbei holen um mich zu entschuldigen – das soll aber sehr schnell abgethan seyn. Deinen lieben, guten, herzlichen, freundschaftlichen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1838-08-17-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Genua; Berlin, 17. August 1838</name> erhielt ich in GenuaGenuaItalien wo wir uns bei drei Wochen aufgehalten und z. Th. in Gesellschaft des Prof. GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), recht schöne Tage verlebt haben. Ich wollte meine Rückkunft hierher abwarten um Dir eine Reisebeschreibung zu schicken – aber angelangt mußte ich Wohnung suchen, Visiten machen und das war kaum vorbei, da sah ich mich meiner Operaffaire wegenmeiner Operaffaire wegen – Ferdinand Hiller war nach Italien gereist, um sich dort als Opernkomponist zu etablieren. Seine Oper »Romilda« blieb allerdings trotz Gioachino Rossinis Empfehlung erfolglos, da sie bei der Uraufführung am 8. Januar 1839 an der Mailänder Scala durchgefallen war. Trotz aller Bitterkeit, mit der Ferdinand Hiller in seinem Brief vom 9. und 10. Februar 1839 verdeutlichte, dass sein Werk ebenso Opfer einer Intrige wie seiner eigenen Fehleinschätzung der italienischen Theaterpraxis geworden war, resümierte er: »Nun hast Du einen schönen Stoff mir eine Predigt zu halten – mich nach Deutschland zurückkehren zu lassen etc doch bin ich weit von diesem Leben entfernt – Ich habe bei dieser Geschichte enorm vieles gelernt und bin überzeugter als je daß Italien die einzige praktische Schule für Opernkomponisten ist aus mehr Gründen als ich heute auseinander zu setzen Lust habe.« Siehe Brief fmb-1839-02-10-01 (Brief Nr. 2236) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Mailand; Leipzig, 9. und 10. Februar 1839, Z. 4-7. genöthigt RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) einen Besuch in BolognaBolognaItalien abzustatten. Als nun auch das vorbei war konnte ich mich nicht entschließen Dir zu schreiben ohne Dir etwas Bestimmtes in Beziehung auf mein dramatisches Début mitzutheilen und so verging ein Tag nach dem Andern. Nun aber da ich gestern Abend die positive Versicherung erhalten daß meine Oper<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109289" style="hidden" type="music">Romilda HW 2.3.1</name> den Carneval gegeben werden solldaß meine Oper den Carneval gegeben werden soll – Hillers Oper »Romilda« wurde am 8. Januar 1839 an der Mailänder Scala uraufgeführt., beeile ich mich auch das zu sagen und denke es wird Dich, unbeschadet aller musikalischen Ansichten, freuen mich dem vorgesteckten Ziele um einen bedeutenden Schritt näher gekommen zu sehen. Es ist ein Glück das einem Anfänger und vollends einem Fremden nicht leicht wiederfährt mit seinem ersten Werke an das erste TheaterTeatro alla ScalaMailandItalien Italiens und in die brillanteste saison anzukommen – Rossini bin ich allen möglichen Dank schuldig – seinem Entschluß ist das meiste dabei zuzuschreiben und er hat sich sehr noble und freundschaftlich benommen. Daß nun, während Rossini sich hier bemüht eine Oper von |2| mir auf die Scene zu bringen, Du mir anbietest mein Oratorium<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name> in LeipzigLeipzigDeutschland aufzuführen, hat etwas was mich so innig freut daß ichs nicht sagen kann, mehr als es vielleicht der beste Succès dieser Werke thun könnte. Auch will ich Dir gleich sagen daß ich Dein Anerbieten mit dem größten Jubel annehme und daß, wenn Du wirklich glaubst über’s Jahr etwa, meinen Jeremias<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name> geben zu können,geben zu können – Ferdinand Hillers Oratorium »Die Zerstörung Jerusalems« op. 24 wurde am 2. April 1840 in einem Konzert zugunsten der Armen im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt. Partitur und Komponist so bereit als möglich seyn werden sich zu Dir zu verfügen. Dein Leipzig (es ist ja ein klein Paris) scheint mir ein sehr geeigneter Ort ein derartiges Geisteskind in die Welt einzuführen – aber wärest Du in NaumburgNaumburgDeutschland oder in ZwickauZwickauDeutschland so würde ich eben so wenig anstehen mich dabei zu verfügen denn Du bist allein eines der wichtigsten besten Publikums die ich in der civilisirten Welt kenne und anerkenne – Prof. GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) der vor wenigen Tagen hier durch kam und Dir wohl seitdem er meine Grüße gebracht hat, theilte uns mit Du habest den Masern nicht entfliehen können,den Masern nicht entfliehen können – Felix Mendelssohn Bartholdy und die gesamte Leipziger und Berliner Familie Mendelssohn Bartholdy war an den Masern erkrankt. seyst aber wieder vollkommen hergestellt, Du magst Dich schön annuget haben unter der Bettdecke – und Deine gute CäcilieMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) lag auch darnieder?! Da heißt’s wahrhaftig Freud und Leid theilen aber letzteres in allzu ausgedehntem Sinne. –

Nun schreibe ich dir noch eine Masse Zeug’s, wie mirs gerade durch den Kopf kömmt, vielleicht interessirt Dich eines oder das andere. In Genua habe ich einen wackern Musiker Namens WiseckyWisocki (Wysocki), Kasper Napoleon (1810-1850) kennen lernen, der vor 7 Jahren Deiner Frau Unterricht gegeben hat und sich ihrer sehr gern erinnerte. Er hat vor wenig Tagen Genua mit Frau und Kind verlassen, um nach seiner Vaterstadt CrakauKrakauPolen zurückzukehren wo man ihm die Stelle eines Gesanglehrers etc. auf sein Leben lang angeboten hat.

|3| In TurinTurinItalien sah ich einen Deiner schönen Bekannten, den Komponisten NicolaiNicolai, Gustav Alexander Wilhelm (1795-1852), der sich Dir bestens empfiehlt. Ein gründlicher gebildeter Musiker das läßt sich nicht läugnen, aber wenig Erfindungsgabe. Er ist jetzt in VenedigVenedigItalien und will auch italiänische Opern schreiben. Ein bischen weniger Arroganz könnte ihm nicht schaden. Er bedaueret nicht das Genie v. MozartMozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791) zu haben, oder auch nur v. Rossini – „denn Sie haben keine Idee von meinem Wissen“ sagte er mir sehr naiv. – Die NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) hat ihre Theaterprojekte wieder aufgegebenDie Novello hat ihre Theaterprojekte wieder aufgegeben – Clara Novello nahm laut Felix Mendelsohn Bartholdy in Mailand Gesangsstunden. Siehe Brief fmb-1838-07-15-03 (Brief Nr. 2054) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Bellagio; Berlin, 15. Juli 1838Z. 27-28. und wird Dir wohl nächstens auf ihrer Reise nach Petersburg einen Besuch abstatten und vielleicht etwas Ehre angedeihen lassen – ich glaube sie hat sehr wohl daran gethan. – PixisPixis, Friedrich Wilhelm (1785-1842) ist mit FrancillaPixis, Francilla (eigtl. Franziska Helma Göhringer) (1816-1904) nach NeapelNeapelItalien – das Glück wollte ihnen hier zu Lande nicht lächeln. Unter uns gesagt, er embêtirtembêtirt – (frz. embêter), bemühen, belästigen. die Welt zu sehr und sie enchantirtenchantirt – ( frz. enchanté) entzücken, begeistern, bezaubern. die Leute nicht genug. – LisztLiszt, Franz (Ferenc) (1811-1886) hat sich auch nach RomRomItalien und NeapelNeapelItalien gewendet – vorher bei einem großen Hoffeste des Herzogs v. ModenaModena und Reggio, Franz V. Ferdinand Geminian, Herzog von gespielt –. Vorige Woche wurde eine für MailandTeatro alla ScalaMailandItalien neue Oper <hi rend="latintype">la prigione d’Edimburgo</hi>„ v. <hi rend="latintype">Fred</hi>. <hi rend="latintype">Ricci</hi><name key="PSN0114158" style="hidden" type="author">Ricci, Federico (1809–1877)</name><name key="CRT0112297" style="hidden" type="music">La prigione di Edimburgo</name> in der ScalaTeatro alla ScalaMailandItalien gegeben – in TriestTriestItalien hätte sie sehr gefallen, hier gings ihr nur theilweise gut. Einige Stücke sind graziös, auch ist die Behandlung des Orchesters nicht übel, aber gar erschrecklich viel Wulst – Denke Dir doch daß vor Kurzem in LodiLodiItalien eine nagelneue Oper zum erstenmale aufgeführt wurde und schon deswegen die Einwohner enthusiasmirten – Wie Schade, lieber Felix, daß Du aus Aerger über Deinen banquier die PinacothekPinacotecaBolognaItalien in BolognaBolognaItalien nicht gesehen hast – sie enthält wunderbare Werke. Hoffentlich hast Du doch die CorregiosCorreggio, Antonio Allegri da (?-1534) in ParmaParmaItalien nicht versäumt? Die ungeheure Vergangenheit die einem in |4| diesem Wunderlande jeden Augenblick entgegentritt, ist zuweilen wahrhaft niederdrückend und die schmähliche Gegenwart doppelt traurig. Die Kunstausstellung in Mailand war von einer unseligen Armuth – vielleicht kein einziges Bild was genannt zu werden verdient. Sculptur und Architektur gehen besser – der Triumphbogen (arco della pace)der Triumphbogen (arco della pace) – Der Arco della Pace (Friedensbogen) ist ein Triumphbogen auf der Piazza Sempione im Bereich des Castello Sforzesco in Mailand. der jetzt ganz vollendet, ist unendlich schön und reich. Aber wo ist der Geist hin der die Künstler vor 300 Jahren beseelte?! –

Sage mir doch, schreibst Du eine englische Oper für LondonLondonGroßbritannien,eine englische Oper für London – William Chappell hatte Felix Mendelssohn Bartholdy vorgeschlagen, eine Oper auf ein Libretto von James Robinson Planché zu komponieren. Felix Mendelssohn Bartholdy war mit Planché seit seinem zweiten England-Aufenthalt 1832 persönlich bekannt. Chappell bot Felix Mendelssohn Bartholdy dann in seinem Brief gb-1837-10-05-01 vom 5. Oktober 1837 300 Pfund Sterling für die Komposition der Oper an (vgl. fmb-1837-11-17-01, Brief Nr. 1768, Z. 70). In der Folgezeit wurde das Opernlibretto, das die Belagerung von Calais durch Edward III. thematisierte, zwischen Chappell, Planché und Felix Mendelssohn Bartholdy unter dem Arbeitstitel »The brothers« diskutiert. Gelegentlich wurden auch die Bezeichnungen »Edward III and the Siege of Calais« bzw. »Eduard III. und die Belagerung von Calais verwendet«). Letztlich lehnte Felix Mendelssohn Bartholdy den Text ab und zog sich um die Jahreswende 1839/40 von dem Projekt zurück. Siehe dazu Planché, Recollections and Reflections, Bd. 1, S. 279 ff., Todd, On Mendelssohn’s Operatic Destiny, S. 117 f., und Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 406. oder läßt Du Dir den Text v. PlanchePlanché, James Robinson (1796-1880)den Text v. Planche – siehe Kommentar zu Z.: eine englische Oper für London. ins Deutsche übersetzen? War die Aufführung Deines Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nivvegg0-z39y-fury-jn4h-a08izekesgrk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> gelungen?Aufführung Deines Paulus gelungen – Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus (MWV A 14) fand am 15. September 1838 in der Universitätskirche zu Leipzig statt. Siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 993.FinkFink, Christian Gottfried Wilhelm (1783-1846) war nicht in Mailand so weit ich weiß – in Genua habe ich ein sehr elegantes <hi rend="latintype">Rondeau</hi> für’s Clavier<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0111954" style="hidden" type="music">Rondeau für Klavier zu vier Händen E-Dur, op. 19 (HW 1.19)</name> geschrieben,ein sehr elegantes Rondeau für’s Clavier geschrieben – Gemeint ist möglicherweise Ferdinand Hillers Rondeau E-Dur, op. 19 (Leipzig: Hofmeister, 1840). für eine Dame hier die mir eine große Bettdecke gestrickt hat – Empfehle mich SchumannSchumann, Robert Alexander (1810-1856) – ich habe mehrere seiner neuern Werke mit vielem Interesse durchgespielt – sein Carneval<name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810–1856)</name><name key="CRT0111829" style="hidden" type="music">Carnaval op. 9</name> enthält allerliebste Sachen – (nur die Ueberschrift ChopinChopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849) nicht oft genug.) Vielleicht ist er so freundlich und schickte mir Einiges mit dem großen Transport – Klaviermusik zu kaufen, dazu bin ich aufrichtig gesagt, zu geizig worden. – Nicht wahr, lieber Felix, Du hast auch Orchesterstimmen meiner <hi rend="latintype">Fau</hi>. <hi rend="latintype">Ouv</hi><name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109286" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Faust d-Moll, op. 32</name>. geschickt bekommen die Dir unmög[lich] sind? In diesem Falle habe doch die Güte sie mir durch einen ordentlichen Kopisten auch der gestrichenen Partitur ändern zu lassen und mit her zu schicken. 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Sie würde meinem Jeremias<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name> gut bekommen. Und schicke mir nur recht viele neue Kompositionen, und schreibe mir so bald als möglich, und grüße Deine liebe FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) auf’s Herzlichste und behalte mich lieb –. Meine Mutter und die toulonne, marine et turquoiseJoye, Mlle.toulonne, marine et turquoise – Gemeint ist Mlle. Joye, die Gesellschafterin seiner Mutter Regine Hiller, die möglicherweise aus Toulon stammte. grüßen Dich vielmals. Kommt Deine Schwester FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)? – Stets Dein Ferdinand H.

            Mailand, den 27ten Oktober 38. Lieber Felix!
Du triumphirst wohl daß ich nun auch einmal als zögernder Sünder vor Dir stehe und denkst ich werde erschrecklich viel Entschuldigungen herbei holen um mich zu entschuldigen – das soll aber sehr schnell abgethan seyn. Deinen lieben, guten, herzlichen, freundschaftlichen Brief erhielt ich in Genua wo wir uns bei drei Wochen aufgehalten und z. Th. in Gesellschaft des Prof. Gans, recht schöne Tage verlebt haben. Ich wollte meine Rückkunft hierher abwarten um Dir eine Reisebeschreibung zu schicken – aber angelangt mußte ich Wohnung suchen, Visiten machen und das war kaum vorbei, da sah ich mich meiner Operaffaire wegen genöthigt Rossini einen Besuch in Bologna abzustatten. Als nun auch das vorbei war konnte ich mich nicht entschließen Dir zu schreiben ohne Dir etwas Bestimmtes in Beziehung auf mein dramatisches Début mitzutheilen und so verging ein Tag nach dem Andern. Nun aber da ich gestern Abend die positive Versicherung erhalten daß meine Oper den Carneval gegeben werden soll, beeile ich mich auch das zu sagen und denke es wird Dich, unbeschadet aller musikalischen Ansichten, freuen mich dem vorgesteckten Ziele um einen bedeutenden Schritt näher gekommen zu sehen. Es ist ein Glück das einem Anfänger und vollends einem Fremden nicht leicht wiederfährt mit seinem ersten Werke an das erste Theater Italiens und in die brillanteste saison anzukommen – Rossini bin ich allen möglichen Dank schuldig – seinem Entschluß ist das meiste dabei zuzuschreiben und er hat sich sehr noble und freundschaftlich benommen. Daß nun, während Rossini sich hier bemüht eine Oper von mir auf die Scene zu bringen, Du mir anbietest mein Oratorium in Leipzig aufzuführen, hat etwas was mich so innig freut daß ichs nicht sagen kann, mehr als es vielleicht der beste Succès dieser Werke thun könnte. Auch will ich Dir gleich sagen daß ich Dein Anerbieten mit dem größten Jubel annehme und daß, wenn Du wirklich glaubst über’s Jahr etwa, meinen Jeremias geben zu können, Partitur und Komponist so bereit als möglich seyn werden sich zu Dir zu verfügen. Dein Leipzig (es ist ja ein klein Paris) scheint mir ein sehr geeigneter Ort ein derartiges Geisteskind in die Welt einzuführen – aber wärest Du in Naumburg oder in Zwickau so würde ich eben so wenig anstehen mich dabei zu verfügen denn Du bist allein eines der wichtigsten besten Publikums die ich in der civilisirten Welt kenne und anerkenne – Prof. Gans der vor wenigen Tagen hier durch kam und Dir wohl seitdem er meine Grüße gebracht hat, theilte uns mit Du habest den Masern nicht entfliehen können, seyst aber wieder vollkommen hergestellt, Du magst Dich schön annuget haben unter der Bettdecke – und Deine gute Cäcilie lag auch darnieder?! Da heißt’s wahrhaftig Freud und Leid theilen aber letzteres in allzu ausgedehntem Sinne. –
Nun schreibe ich dir noch eine Masse Zeug’s, wie mirs gerade durch den Kopf kömmt, vielleicht interessirt Dich eines oder das andere. In Genua habe ich einen wackern Musiker Namens Wisecky kennen lernen, der vor 7 Jahren Deiner Frau Unterricht gegeben hat und sich ihrer sehr gern erinnerte. Er hat vor wenig Tagen Genua mit Frau und Kind verlassen, um nach seiner Vaterstadt Crakau zurückzukehren wo man ihm die Stelle eines Gesanglehrers etc. auf sein Leben lang angeboten hat.
 In Turin sah ich einen Deiner schönen Bekannten, den Komponisten Nicolai, der sich Dir bestens empfiehlt. Ein gründlicher gebildeter Musiker das läßt sich nicht läugnen, aber wenig Erfindungsgabe. Er ist jetzt in Venedig und will auch italiänische Opern schreiben. Ein bischen weniger Arroganz könnte ihm nicht schaden. Er bedaueret nicht das Genie v. Mozart zu haben, oder auch nur v. Rossini – „denn Sie haben keine Idee von meinem Wissen“ sagte er mir sehr naiv. – Die Novello hat ihre Theaterprojekte wieder aufgegeben und wird Dir wohl nächstens auf ihrer Reise nach Petersburg einen Besuch abstatten und vielleicht etwas Ehre angedeihen lassen – ich glaube sie hat sehr wohl daran gethan. – Pixis ist mit Francilla nach Neapel – das Glück wollte ihnen hier zu Lande nicht lächeln. Unter uns gesagt, er embêtirt die Welt zu sehr und sie enchantirt die Leute nicht genug. – Liszt hat sich auch nach Rom und Neapel gewendet – vorher bei einem großen Hoffeste des Herzogs v. Modena gespielt –. Vorige Woche wurde eine für Mailand neue Oper la prigione d’Edimburgo„ v. Fred. Ricci in der Scala gegeben – in Triest hätte sie sehr gefallen, hier gings ihr nur theilweise gut. Einige Stücke sind graziös, auch ist die Behandlung des Orchesters nicht übel, aber gar erschrecklich viel Wulst – Denke Dir doch daß vor Kurzem in Lodi eine nagelneue Oper zum erstenmale aufgeführt wurde und schon deswegen die Einwohner enthusiasmirten – Wie Schade, lieber Felix, daß Du aus Aerger über Deinen banquier die Pinacothek in Bologna nicht gesehen hast – sie enthält wunderbare Werke. Hoffentlich hast Du doch die Corregios in Parma nicht versäumt? Die ungeheure Vergangenheit die einem in diesem Wunderlande jeden Augenblick entgegentritt, ist zuweilen wahrhaft niederdrückend und die schmähliche Gegenwart doppelt traurig. Die Kunstausstellung in Mailand war von einer unseligen Armuth – vielleicht kein einziges Bild was genannt zu werden verdient. Sculptur und Architektur gehen besser – der Triumphbogen (arco della pace) der jetzt ganz vollendet, ist unendlich schön und reich. Aber wo ist der Geist hin der die Künstler vor 300 Jahren beseelte?! –
Sage mir doch, schreibst Du eine englische Oper für London, oder läßt Du Dir den Text v. Planche ins Deutsche übersetzen? War die Aufführung Deines Paulus gelungen? – Fink war nicht in Mailand so weit ich weiß – in Genua habe ich ein sehr elegantes Rondeau für’s Clavier geschrieben, für eine Dame hier die mir eine große Bettdecke gestrickt hat – Empfehle mich Schumann – ich habe mehrere seiner neuern Werke mit vielem Interesse durchgespielt – sein Carneval enthält allerliebste Sachen – (nur die Ueberschrift Chopin nicht oft genug. ) Vielleicht ist er so freundlich und schickte mir Einiges mit dem großen Transport – Klaviermusik zu kaufen, dazu bin ich aufrichtig gesagt, zu geizig worden. – Nicht wahr, lieber Felix, Du hast auch Orchesterstimmen meiner Fau. Ouv. geschickt bekommen die Dir unmöglich sind? In diesem Falle habe doch die Güte sie mir durch einen ordentlichen Kopisten auch der gestrichenen Partitur ändern zu lassen und mit her zu schicken. Könntest Du mir nicht die Partitur Deines Paulus auf ein halbes Jahr leihen? Sie würde meinem Jeremias gut bekommen. Und schicke mir nur recht viele neue Kompositionen, und schreibe mir so bald als möglich, und grüße Deine liebe Frau auf’s Herzlichste und behalte mich lieb –. Meine Mutter und die toulonne, marine et turquoise grüßen Dich vielmals. Kommt Deine Schwester Fanny? – Stets Dein Ferdinand H.          
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Februar 1839</title> <author key="PSN0112003">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0112003" resp="writer">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">  </name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_00b4e215-2b10-4047-909a-dd52af6c17ad"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 34/97.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1838-10-27-01" type="letter" xml:id="title_459c460c-0269-4033-85e6-04d25bef3631">Ferdinand Hiller an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig;  Mailand, 27. Oktober 1838</title> <incipit>Du triumphirst wohl daß ich nun auch einmal als zögernder Sünder vor Dir stehe und denkst ich werde erschrecklich viel Entschuldigungen herbei holen um mich zu entschuldigen – das soll aber sehr schnell abgethan seyn.</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. </p> <handDesc hands="1"> <p>Ferdinand Hiller</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-10-27" xml:id="date_3d8d723c-33a3-4985-ba1b-f4b6f47c6e97">27. Oktober 1838</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112003" resp="author" xml:id="persName_6f678fb7-b03c-4ebe-b561-ed0856de97fe">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112003" resp="writer">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_778ea761-995c-48d6-bb78-8c76c51d1d00"> <settlement key="STM0100180">Mailand</settlement> <country>Italien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112003" resp="receiver" xml:id="persName_d2e38a80-39c0-4d17-a449-8b4b5e1ea434">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_c9c6bf40-15ef-48ed-b382-5dd4992e6f87"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_f8f68187-f562-4c65-be54-e300376d8f93"> <docAuthor key="PSN0112003" resp="author" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112003" resp="writer" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</docAuthor> <dateline rend="right"><hi rend="latintype">Mailand</hi>, den <date cert="high" when="1838-10-27" xml:id="date_930242a6-7482-46ef-af6c-992eb00618b3">27<hi rend="superscript">ten</hi> Oktober 38</date>.</dateline> <salute rend="left">Lieber <hi rend="latintype">Felix</hi>!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Du triumphirst wohl daß ich nun auch einmal als zögernder Sünder vor Dir stehe und denkst ich werde erschrecklich viel Entschuldigungen herbei holen um mich zu entschuldigen – das soll aber sehr schnell abgethan seyn. Deinen lieben, guten, herzlichen, freundschaftlichen <title xml:id="title_6f5394ac-2fb9-422c-849a-b64d35b9c95d">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1838-08-17-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Genua; Berlin, 17. August 1838</name> </title> erhielt ich in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_f30779e3-9d5a-487a-bcb1-659b90d954a6">Genua<settlement key="STM0100179" style="hidden" type="locality">Genua</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> wo wir uns bei drei Wochen aufgehalten und z. Th. in Gesellschaft des Prof. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_17b7d6f2-1353-4697-a6a5-1ef93907c13c">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName></hi>, recht schöne Tage verlebt haben. Ich wollte meine Rückkunft hierher abwarten um Dir eine Reisebeschreibung zu schicken – aber angelangt mußte ich Wohnung suchen, Visiten machen und das war kaum vorbei, da sah ich mich meiner Operaffaire wegen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f543b1ea-7118-4e28-ae69-74285b404a9f" xml:lang="de">meiner Operaffaire wegen – Ferdinand Hiller war nach Italien gereist, um sich dort als Opernkomponist zu etablieren. Seine Oper »Romilda« blieb allerdings trotz Gioachino Rossinis Empfehlung erfolglos, da sie bei der Uraufführung am 8. Januar 1839 an der Mailänder Scala durchgefallen war. Trotz aller Bitterkeit, mit der Ferdinand Hiller in seinem Brief vom 9. und 10. Februar 1839 verdeutlichte, dass sein Werk ebenso Opfer einer Intrige wie seiner eigenen Fehleinschätzung der italienischen Theaterpraxis geworden war, resümierte er: »Nun hast Du einen schönen Stoff mir eine Predigt zu halten – mich nach Deutschland zurückkehren zu lassen etc doch bin ich weit von diesem Leben entfernt – Ich habe bei dieser Geschichte enorm vieles gelernt und bin überzeugter als je daß Italien die einzige praktische Schule für Opernkomponisten ist aus mehr Gründen als ich heute auseinander zu setzen Lust habe.« Siehe Brief fmb-1839-02-10-01 (Brief Nr. 2236) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Mailand; Leipzig, 9. und 10. Februar 1839, Z. 4-7.</note> genöthigt <persName xml:id="persName_fb4bf47b-e1b0-41ef-9ece-2ca9395a427e">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden" type="person">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> einen Besuch in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_f614cabc-3ea3-435b-9542-bce2fe2c406b">Bologna<settlement key="STM0103906" style="hidden" type="locality">Bologna</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> abzustatten. Als nun auch das vorbei war konnte ich mich nicht entschließen Dir zu schreiben ohne Dir etwas Bestimmtes in Beziehung auf mein dramatisches <hi rend="latintype">Début</hi> mitzutheilen und so verging ein Tag nach dem Andern. Nun aber da ich gestern Abend die positive Versicherung erhalten daß meine <title xml:id="title_577dad42-7368-4584-aa3a-8e83cf97af43">Oper<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109289" style="hidden" type="music">Romilda HW 2.3.1</name></title> den <hi rend="latintype">Carneval</hi> gegeben werden soll<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_27faf3bd-6796-434a-8716-6e644036e0cb" xml:lang="de">daß meine Oper den Carneval gegeben werden soll – Hillers Oper »Romilda« wurde am 8. Januar 1839 an der Mailänder Scala uraufgeführt.</note>, beeile ich mich auch das zu sagen und denke es wird Dich, unbeschadet aller musikalischen Ansichten, freuen mich dem vorgesteckten Ziele um einen bedeutenden Schritt näher gekommen zu sehen. Es ist ein Glück das einem Anfänger und vollends einem Fremden nicht leicht <hi n="1" rend="underline">wiederfährt</hi> mit seinem ersten Werke an das erste <placeName xml:id="placeName_de64e982-7bb7-4853-8815-b8d362c3d524">Theater<name key="NST0100751" style="hidden" subtype="" type="institution">Teatro alla Scala</name><settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> Italiens und in die brillanteste <hi rend="latintype">saison</hi> anzukommen – Rossini bin ich allen möglichen Dank schuldig – seinem Entschluß ist das meiste dabei zuzuschreiben und er hat sich sehr <hi rend="latintype">noble</hi> und freundschaftlich benommen. Daß nun, während Rossini sich hier bemüht eine Oper von<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>mir auf die Scene zu bringen, Du mir anbietest mein <title xml:id="title_a69dd9d9-c620-4161-a3c1-097dea8a25ed">Oratorium<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name></title> in <placeName xml:id="placeName_4da2a765-7298-48e0-8dd0-3f0000ead580">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aufzuführen, hat etwas was mich so innig freut daß ichs nicht sagen kann, mehr als es vielleicht der beste <hi rend="latintype">Succès</hi> dieser Werke thun könnte. Auch will ich Dir gleich sagen daß ich Dein Anerbieten mit dem größten Jubel annehme und daß, wenn Du wirklich glaubst über’s Jahr etwa, meinen <hi rend="latintype"><title xml:id="title_50827fcc-2746-4d85-ad78-7cb9474bafad">Jeremias<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name></title></hi> geben zu können,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_56be5d58-d3ba-4fa5-b2ab-4867ac865f17" xml:lang="de">geben zu können – Ferdinand Hillers Oratorium »Die Zerstörung Jerusalems« op. 24 wurde am 2. April 1840 in einem Konzert zugunsten der Armen im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt.</note> Partitur und Komponist so bereit als möglich seyn werden sich zu Dir zu verfügen. Dein Leipzig (es ist ja ein klein Paris) scheint mir ein sehr geeigneter Ort ein derartiges Geisteskind in die Welt einzuführen – aber wärest <hi n="1" rend="underline">Du</hi> in <placeName xml:id="placeName_8bfd0fa0-ff81-45fc-b3e4-d7b503f057d2">Naumburg<settlement key="STM0100678" style="hidden" type="locality">Naumburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> oder in <placeName xml:id="placeName_84b64cf2-2d0a-4f91-badd-1d4bc52d83e9">Zwickau<settlement key="STM0104317" style="hidden" type="locality">Zwickau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> so würde ich eben so wenig anstehen mich dabei zu verfügen denn Du bist allein eines der wichtigsten besten Publikums die ich in der civilisirten Welt kenne und anerkenne – Prof. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3e88b203-a868-4e59-9935-75c630b9d4c6">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName></hi> der vor wenigen Tagen hier durch kam und Dir wohl seitdem <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">er</unclear> meine Grüße gebracht hat, theilte uns mit Du habest den Masern nicht <hi n="1" rend="underline">entfliehen</hi> können,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3bd3bfcf-6a64-4172-ad8a-99d81d06aea0" xml:lang="de">den Masern nicht entfliehen können – Felix Mendelssohn Bartholdy und die gesamte Leipziger und Berliner Familie Mendelssohn Bartholdy war an den Masern erkrankt.</note> seyst aber wieder vollkommen hergestel<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">lt,</unclear> Du magst Dich schön <hi rend="latintype">annuget</hi> haben unter der Bettdecke – und Deine gu<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">te</unclear> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c52a27e8-2dd4-4d45-87ff-cd86bc93d38e">Cäcilie<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> lag auch darnieder?! Da heißt’s wahrhaftig Freud und Leid thei<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">len</unclear> aber letzteres in allzu ausgedehntem Sinne. – </p> <p>Nun schreibe ich dir noch eine Masse Zeug’s, wie mirs gerade durch den Kopf kömmt, vielleicht interessirt Dich eines oder das andere. In Genu<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">a</unclear> habe ich einen wackern Musiker Namens <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_621b9ead-10d9-41b1-9e76-1096e1d50cb4">Wisecky<name key="PSN0115822" style="hidden" type="person">Wisocki (Wysocki), Kasper Napoleon (1810-1850)</name></persName></hi> kennen lernen, der vor 7 Jahren Deiner Frau Unterricht gegeben hat und sich ihrer sehr ger<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">n</unclear> erinnerte. Er hat vor wenig Tagen <hi rend="latintype">Genua</hi> mit Frau und Kind verlasse<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">n,</unclear> um nach seiner Vaterstadt <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_7e2a7013-ec51-4de9-8986-b8d1bbf98bd1">Crakau<settlement key="STM0104643" style="hidden" type="locality">Krakau</settlement><country style="hidden">Polen</country></placeName></hi> zurückzukehren wo man ihm die Stelle eines Gesanglehrers etc. auf sein Leben lang angeboten hat.</p> <p><seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>In <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_55079f3a-89ce-4b80-9914-bcc90efa9229">Turin<settlement key="STM0104276" style="hidden" type="locality">Turin</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> sah ich einen Deiner schönen Bekannten, den Komponisten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_99de3959-e599-45e7-8afc-28c5b6eabd6e">Nicolai<name key="PSN0113594" style="hidden" type="person">Nicolai, Gustav Alexander Wilhelm (1795-1852)</name></persName></hi>, der sich Dir bestens empfiehlt. Ein gründlicher gebildeter Musiker das läßt sich nicht läugnen, aber wenig Erfindungsgabe. Er ist jetzt in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_ab6016df-5345-4306-babd-36159e1862ef">Venedig<settlement key="STM0100176" style="hidden" type="locality">Venedig</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> und will auch italiänische Opern schreiben. Ein bischen weniger Arroganz könnte ihm nicht schaden. Er bedaueret nicht das <hi rend="latintype">Genie</hi> v. <persName xml:id="persName_136295c1-4182-43ec-b574-b83ff4733346">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="person">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName> zu haben, oder auch nur v. Rossini – „denn Sie haben keine Idee von meinem Wissen“ sagte er mir sehr naiv. – Die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bd88e907-302f-4ccc-891c-d0763679c418">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName></hi> hat ihre Theaterprojekte wieder aufgegeben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a113b0e9-15b8-4fe1-8962-775e5c3d08e1" xml:lang="de">Die Novello hat ihre Theaterprojekte wieder aufgegeben – Clara Novello nahm laut Felix Mendelsohn Bartholdy in Mailand Gesangsstunden. Siehe Brief fmb-1838-07-15-03 (Brief Nr. 2054) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Bellagio; Berlin, 15. Juli 1838Z. 27-28.</note> und wird Dir wohl nächstens auf ihrer Reise nach Petersburg einen Besuch abstatten und vielleicht etwas Ehre angedeihen lassen – ich glaube sie hat sehr wohl daran gethan. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_07d44eed-5a79-4916-b708-c148bbfb66ad">Pixis<name key="PSN0119218" style="hidden" type="person">Pixis, Friedrich Wilhelm (1785-1842)</name></persName></hi> ist mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_225d5f2e-a9c4-40be-a0c0-1b96455aa407">Francilla<name key="PSN0113893" style="hidden" type="person">Pixis, Francilla (eigtl. Franziska Helma Göhringer) (1816-1904)</name></persName></hi> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_34b7c957-f34f-4619-b65e-c56af93c92b7">Neapel<settlement key="STM0100178" style="hidden" type="locality">Neapel</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> – das Glück wollte ihnen hier zu Lande nicht lächeln. Unter uns gesagt, er <hi rend="latintype">embêtirt</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_618e0db1-74ea-4fb8-8e84-3bd18d020270" xml:lang="de">embêtirt – (frz. embêter), bemühen, belästigen.</note> die Welt zu sehr und sie <hi rend="latintype">enchantirt</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_60db9cf9-53a3-4a88-9ebc-fa01b59886c6" xml:lang="de">enchantirt – ( frz. enchanté) entzücken, begeistern, bezaubern.</note> die Leute nicht genug. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bbd06792-7471-4328-b234-fdc1b81771e5">Liszt<name key="PSN0112894" style="hidden" type="person">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName></hi> hat sich auch nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_1987566f-e77f-4286-875c-b5629d936cee">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> und <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_eb58d32e-3896-4502-a7f5-3df3d390f341">Neapel<settlement key="STM0100178" style="hidden" type="locality">Neapel</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> gewendet – vorher bei einem großen Hoffeste des <persName xml:id="persName_228213aa-1c91-4e4f-80ec-272aabd1b20a">Herzogs v. <hi rend="latintype">Modena</hi><name key="PSN0119506" style="hidden" type="person">Modena und Reggio, Franz V. Ferdinand Geminian, Herzog von</name></persName> gespielt –. Vorige Woche wurde eine für <placeName xml:id="placeName_92d17355-97e0-4d63-a7ef-96d17e40fa1e">Mailand<name key="NST0100751" style="hidden" subtype="" type="institution">Teatro alla Scala</name><settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> neue Oper <title xml:id="title_398edb1e-0e8a-43d4-a9ef-addc6b0d2972"><hi rend="latintype">la prigione d’Edimburgo</hi>„ v. <hi rend="latintype">Fred</hi>. <hi rend="latintype">Ricci</hi><name key="PSN0114158" style="hidden" type="author">Ricci, Federico (1809–1877)</name><name key="CRT0112297" style="hidden" type="music">La prigione di Edimburgo</name></title> in der <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_525e6e0e-0aa3-4a71-8918-0e73618785f5">Scala<name key="NST0100751" style="hidden" subtype="" type="institution">Teatro alla Scala</name><settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> gegeben – in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_071c5caa-2386-4ab7-a9a2-d917348fac6d">Triest<settlement key="STM0103483" style="hidden" type="locality">Triest</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> hätte sie sehr gefallen, hier gings ihr nur theilweise gut. Einige Stücke sind graziös, auch ist die Behandlung des Orchesters nicht übel, aber gar erschrecklich viel Wulst – Denke Dir doch daß vor Kurzem in <hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline"><placeName xml:id="placeName_a69b39ea-223c-46fd-9fa9-3dfd95b90522">Lodi<settlement key="STM0104642" style="hidden" type="locality">Lodi</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi></hi> eine nagelneue Oper zum erstenmale aufgeführt wurde und schon deswegen die Einwohner <hi rend="latintype">enthusiasmirten</hi> – Wie Schade, lieber Felix, daß Du aus Aerger über Deinen <hi rend="latintype">banquier</hi> die <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_655099cc-32c5-4e0a-ad11-d4a73a29c0d4">Pinacothek<name key="NST0104318" style="hidden" subtype="" type="institution">Pinacoteca</name><settlement key="STM0103906" style="hidden" type="locality">Bologna</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_30f093ed-0a60-4d2f-bb92-2e5b0e1d1738">Bologna<settlement key="STM0103906" style="hidden" type="locality">Bologna</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> nicht gesehen hast – sie enthält wunderbare Werke. Hoffentlich hast Du doch die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_72281415-cd36-49a2-a0f6-27122753bea9">Corregios<name key="PSN0110465" style="hidden" type="person">Correggio, Antonio Allegri da (?-1534)</name></persName></hi> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_c8235830-872b-42d0-875e-22a23114225a">Parma<settlement key="STM0103904" style="hidden" type="locality">Parma</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> nicht versäumt? Die ungeheure Vergangenheit die einem in<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>diesem Wunderlande jeden Augenblick entgegentritt, ist zuweilen wahrhaft niederdrückend und die schmähliche Gegenwart doppelt traurig. Die Kunstausstellung in Mailand war von einer unseligen Armuth – vielleicht kein einziges Bild was genannt zu werden verdient. <hi rend="latintype">Sculptur</hi> und <hi rend="latintype">Architektur</hi> gehen besser – der Triumphbogen (<hi rend="latintype">arco della pace</hi>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_390884f4-3691-4a1f-86c3-8ea89a81d155" xml:lang="de">der Triumphbogen (arco della pace) – Der Arco della Pace (Friedensbogen) ist ein Triumphbogen auf der Piazza Sempione im Bereich des Castello Sforzesco in Mailand.</note> der jetzt ganz vollendet, ist unendlich schön und reich. Aber wo ist der Geist hin der die Künstler vor 300 Jahren beseelte?! –</p> <p>Sage mir doch, schreibst Du eine englische Oper für <placeName xml:id="placeName_e9e975a1-1a1d-4579-a48d-b6de66701d6c">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e9567472-5f58-45bf-bea0-5f736a8bfbcb" xml:lang="de">eine englische Oper für London – William Chappell hatte Felix Mendelssohn Bartholdy vorgeschlagen, eine Oper auf ein Libretto von James Robinson Planché zu komponieren. Felix Mendelssohn Bartholdy war mit Planché seit seinem zweiten England-Aufenthalt 1832 persönlich bekannt. Chappell bot Felix Mendelssohn Bartholdy dann in seinem Brief gb-1837-10-05-01 vom 5. Oktober 1837 300 Pfund Sterling für die Komposition der Oper an (vgl. fmb-1837-11-17-01, Brief Nr. 1768, Z. 70). In der Folgezeit wurde das Opernlibretto, das die Belagerung von Calais durch Edward III. thematisierte, zwischen Chappell, Planché und Felix Mendelssohn Bartholdy unter dem Arbeitstitel »The brothers« diskutiert. Gelegentlich wurden auch die Bezeichnungen »Edward III and the Siege of Calais« bzw. »Eduard III. und die Belagerung von Calais verwendet«). Letztlich lehnte Felix Mendelssohn Bartholdy den Text ab und zog sich um die Jahreswende 1839/40 von dem Projekt zurück. Siehe dazu Planché, Recollections and Reflections, Bd. 1, S. 279 ff., Todd, On Mendelssohn’s Operatic Destiny, S. 117 f., und Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 406. </note> oder läßt Du Dir den Text v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a841182a-f202-4578-91d3-a4ca35cfdf94">Planche<name key="PSN0113896" style="hidden" type="person">Planché, James Robinson (1796-1880)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4fb069c7-6b69-40a9-a460-4f130c8038e3" xml:lang="de">den Text v. Planche – siehe Kommentar zu Z.: eine englische Oper für London. </note> ins Deutsche übersetzen? War die Aufführung Deines <hi rend="latintype"><title xml:id="title_e9eb3990-eda9-49dd-a2af-ce12ebdf36c8">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nivvegg0-z39y-fury-jn4h-a08izekesgrk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title></hi> gelungen?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4ac34b08-20d2-4438-8bd2-fe857a0801c6" xml:lang="de">Aufführung Deines Paulus gelungen – Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus (MWV A 14) fand am 15. September 1838 in der Universitätskirche zu Leipzig statt. Siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 993.</note> – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3f09b111-0a19-4ae0-b039-8abd3d4dc367">Fink<name key="PSN0111050" style="hidden" type="person">Fink, Christian Gottfried Wilhelm (1783-1846)</name></persName></hi> war nicht in Mailand so weit ich weiß – in <hi rend="latintype">Genua</hi> habe ich ein sehr <hi n="1" rend="underline">elegantes</hi> <title xml:id="title_357255dd-a26f-449b-8182-413c5aee9f7a"><hi rend="latintype">Rondeau</hi> für’s Clavier<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0111954" style="hidden" type="music">Rondeau für Klavier zu vier Händen E-Dur, op. 19 (HW 1.19)</name></title> geschrieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7989fdf-b569-4f39-9010-f0d14d67c58c" xml:lang="de">ein sehr elegantes Rondeau für’s Clavier geschrieben – Gemeint ist möglicherweise Ferdinand Hillers Rondeau E-Dur, op. 19 (Leipzig: Hofmeister, 1840).</note> für eine Dame hier die mir eine große Bettdecke gestrickt hat – Empfehle mich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1b98b600-c5ac-4d1b-bb51-124fada8a68f">Schumann<name key="PSN0114758" style="hidden" type="person">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name></persName></hi> – ich habe mehrere seiner neuern Werke mit vielem Intere<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">sse</unclear> durchgespielt – sein <hi rend="latintype"><title xml:id="title_f529c7fd-71e3-40ce-b548-31dff2301f61">Carneval<name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810–1856)</name><name key="CRT0111829" style="hidden" type="music">Carnaval op. 9</name></title></hi> enthält allerliebste Sachen – (nur die Ueberschrift <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cf13accf-e905-44ee-a90d-5f8b27948ae6">Chopin<name key="PSN0110374" style="hidden" type="person">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name></persName></hi> nicht oft genug.) Vielleicht ist er so freundlich und schickte <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">mir</unclear> Einiges mit dem großen Transport – Klaviermusik zu kaufen, dazu b<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">in</unclear> ich aufrichtig gesagt, zu geizig worden. – Nicht wahr, lieber <hi rend="latintype">Felix</hi>, Du has<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">t</unclear> auch Orchesterstimmen meiner <title xml:id="title_b690e96e-9422-49e5-8680-ac091da46f46"><hi rend="latintype">Fau</hi>. <hi rend="latintype">Ouv</hi><name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109286" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Faust d-Moll, op. 32</name></title>. geschickt bekommen die Dir unmög[lich] sind? In diesem Falle habe doch die Güte sie mir durch einen ordentlichen Kopisten auch der gestrichenen Partitur ändern zu lassen und mit her zu schicken. Könntest Du mir nicht die Partitur Deines <hi rend="latintype"><title xml:id="title_16672b0c-c0c5-45ca-90c3-505f6646556b">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qz6qp01x-x8im-bsgh-ow57-iyufupz64yah"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title></hi> auf ein halbes Jahr leihen? Sie würde meinem <hi rend="latintype"><title xml:id="title_c39b5f23-c12f-43d0-9048-86da324747de">Jeremias<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109304" style="hidden" type="music">Die Zerstörung Jerusalems op. 24 (HW 1.24)</name></title></hi> gut bekommen. Und schicke mir nur recht viele neue Kompositionen, und schreibe mir so bald als möglich, und grüße Deine liebe <persName xml:id="persName_fd32d662-a349-49e9-b703-c3a4244791b8">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> auf’s Herzlichste und behalte mich lieb –. Meine Mutter und die <persName xml:id="persName_53072d96-dfed-4815-9fde-3d4ffe46e8bf"><hi rend="latintype">toulonne</hi>, <hi rend="latintype">marine</hi> <hi rend="latintype">et turquoise</hi><name key="PSN0112280" style="hidden" type="person">Joye, Mlle.</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a27e843b-0972-43d2-9794-5bb38318ce3e" xml:lang="fr ">toulonne, marine et turquoise – Gemeint ist Mlle. Joye, die Gesellschafterin seiner Mutter Regine Hiller, die möglicherweise aus Toulon stammte. </note> grüßen Dich vielmals. <hi n="1" rend="underline">Kommt Deine Schwester <persName xml:id="persName_d1a82f70-55f7-44c4-877b-8143637d673f">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>?</hi> – Stets <seg type="signed">Dein Ferdinand H</seg>.</p> </div> </body> </text></TEI>