]> Brief: gb-1838-09-22-01

gb-1838-09-22-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 22. September 1838 Wenn diese Zeilen zu euch kommen, geliebten Kinder! hat Felix bereits sein 9 tägiges Masernfest gefeiert, Cécile ist schon längst emancipirt, und so darf ichs wagen, Euch meine kritzliche PotePotePote wieder unter die Augen zu Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 12. September 1838 Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 4. Oktober 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 34/72. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 22. September 1838 Wenn diese Zeilen zu euch kommen, geliebten Kinder! hat Felix bereits sein 9 tägiges Masernfest gefeiert, Cécile ist schon längst emancipirt, und so darf ichs wagen, Euch meine kritzliche PotePotePote wieder unter die Augen zu

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN 12-1 / 23/9], Siegel.

Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

22. September 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Musikdirektor Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig frei
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 22 September 1838

Wenn diese Zeilen zu euch kommen, geliebten KinderMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)! hat FelixDirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838) bereits sein 9 tägiges Masernfestsein 9 tägiges Masernfest – Felix Lejeune Dirichlet war, wie auch die gesamte Berliner und Leipziger Familie Mendelssohn Bartholdy an den Masern erkrankt. gefeiert, CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) ist schon längst emancipirt,emancipirt – Cécile Mendelssohn Bartholdy hatte die Masernerkrankung überwunden. und so darf ichs wagen, Euch meine kritzliche PotePfotePote – Pfote, Hand. wieder unter die Augen zu bringen. Da Felix den Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dwdsbkdj-rids-fxfk-xala-mcae9tlc0osc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> leider nicht dirigiren konnte,Da Felix den Paulus leider nicht dirigiren konnte – Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) wurde am 15. September 1838 in der Universitätskirche zu Leipzig (zum zweiten Mal) aufgeführt. Die Leitung übernahm Ferdinand David, da Felix Mendelssohn Bartholdy an den Masern erkrankt war. Siehe AMZ 40, Nr. 39, 26. September 1838, Sp. 642. bedaure ichs doppelt, daß Ihr Euch nicht hier pflegen laßen und in der Genesung den Garten genießen konntet. So lange ich das Glück hatte, Euch bei mir zu sehen, konnten wir uns keiner so köstlichen, heitern Tage rühmen: Bis in die Dunkelheit gehe ich spatzieren nachdem ich im Freien gegeßen und geseßen; Feigen und sogar Trauben reifen aufs Herrlichste, und nach dem so unangenehm wechselnden Wetter ist man zehnmal empfänglicher und dankbarer für die anhaltende Wärme und Helle der Luft. Ganz betrübt macht mich der Gedanke daß Ihr 2 Treppen steigen müßt, um ins Freie zu gelangen, und daß Ihr kein eignes Ruheplätzchen habt. CarlchenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) empfindet es schon weniger, der läßt sich ohne weitre Nebengedanken in Gottes lieber Natur umhertragen, und HanneHanne, Hausangestellte der Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und Berlin (1838-1844) (-) besitzt Kräfte genug, ihn auch bei zunehmendem Wachsthum und Gedeihen zu schleppen. Sehr begierig bin ich, ob ihm die Ansteckung noch immer nichts anhaben konnte! Wer wird mir nun wohl zuerst wieder berichten? Liebe Cécile, Dir, die Du an so nothwendige Höflichkeiten treuer als Felix denkst, Dir trage ich die Bitte auf, den Herren DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) und Fürst den allerfreundlichsten Dank für mich abzustatten, und Falls Ihr noch nicht schreiben dürft, um die gütige Erneuerung ihrer Nachrichten zu bitten. Ich bin ganz beunruhigt und verstimmt, wenn ich unter diesen Umständen nichts von Euch vernehme. H. FürstFürst, Joseph (1794-1859) war so gut, die Pelzdecke und das gewaschne weiß und grüne Kleid mitzunehmen; MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) packte die Muschelbroche, das reparirte Armband und das gestrickte Unterkleid für mein geliebtes Carlchen ein; die weiche Wolle und schöne facon der Strickerei gefielen mir so sehr und schienen mir so zweckmäßig für das englische Kind, daß ichs für ihn acquiriren mußte. Wenn er anfängt zu gehen, kann man es aufnähen; bis dahin hält es ihm die Füßchen warm. Ein Herr MittlerMittler, Herr hat mir für Dich, bester Felix! vom KölnerKölnDeutschland Musikcomité20. Niederrheinisches Musikfest (1838)KölnDeutschlandKölner Musikcomité – Gemeint ist das 20. Niederrheinische Musikfest in Köln am 25. Mai 1838, bei dem und an dessen Vorbereitungen Felix Mendelssohn Bartholdy seit dem 21. April mitgewirkt hatte und entsprechend entlohnt wurde. 6 rh. 26 Sbg. 9 PP/ff. übersandt, und ich habe darüber quittirt: da FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) für Cécile mehreres zu zahlen hat, nämlich die Faßung der broche, die Färberei etc. so werde ichs ihr, wenn |2| Alles fertig ist, remboursiren,remboursiren – frz., aufgelaufenen Kosten ersetzen, einen Wechsel einlösen. und mir späterhin das nicht Zureichende von PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) wiedergeben laßen, auch die Rechnung über jedes Einzelne ablegen. – Wie vergnügt ich über das, wenigstens vorläufig in den Hintergrund geschobene Reiseprojekt nach ItalienReiseprojekt nach Italien – Wilhelm und Fanny Hensel hatten zum Oktober 1838 eine Italienreise geplant, die kurzfristig abgesagt wurde. Sie holten die Italien-Reise 1839/40 nach. bin, könnt Ihr denken, meine Geliebten! England ist mir näher und auch aus dem Grunde lieber, weil zum Herbst nichts mehr dort zu machen ist, und der Aufenthalt in Italien doch mindesten 1 Jahr erfordert. Zeit gewonnen, viel gewonnen! und dann liegt mir die Trennung und Entbehrung nicht so dicht vor der Nase, als es mit der italiän. Reise schon im Oktober der Fall gewesen wäre: jenes Land kennt H.Hensel, Wilhelm (1794-1861) übrigens so genau, und in jenem hat er noch so unendlich viel zu sehen und zu lernen, daß es mir auch vernünftiger vorkömmt. Seine Treue hat sich auch jetzt wieder ganz bewährt; es war noch wohl keine geringe Versuchung, mit der allerschönsten FrauGroßbritannien und Irland, Alexandrina Victoria von (1819-1901) nach der Insel Wight zu reisen und sie dort in ländlicher Stille und Umgebung de pied en capde pied en cap – frz., von Kopf bis Fuß. zu malen. Dies wunderbare Wesen hat obendrein eins der traurigsten, merkwürdigsten Schicksale! ein solches kann auch nur durch die abgeschmackten, veralteten Gesetze Englands herbeigeführt werden. – Für meinen CesselMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) lege ich den Ausschnipsel über das Glasgower FestGloucester Musical Festival (1838)GloucesterGroßbritannienGlasgower Fest – Lea Mendelssohn Bartholdy meinte das Gloucester Musical Festival vom 11. bis 14. September 1838 (vgl. Brief gb-1838-05-15-02 von Alfred Novello an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 15. Mai 1838). bei, und füge, aus einer spätern Zeitung hinzu, daß der Paulustagder Paulustag – Statt des Psalms wurde am 12. September 1838 vormittags in der Gloucester Cathedral (Cathedral Church of St. Peter and the Holy and Indivisible Trinity) Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) aufgeführt (Programm in The Musical World 10, Nr. 130, 6. September 1838, S. 16; Rezension in The Musical World 10, Nr. 132, 20. September 1838, S. 33 f. und S. 37-42). am stärksten besucht war, obgleich zwischen den großen Händels<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name>zwischen den großen Händels – Am 11. September wurde eine Auswahl geistlicher Vokalwerke von Georg Friedrich Händel, William Boyce and William Knyvett aufgeführt und am 14. September 1838 Georg Friedrich Händels Oratorium Messiah HWV 56. stehend. Der stoische FelixDirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838) macht sich nichts daraus, es ist nur für uns beide frivole Menschen, lieber Cessel!Cessel – eine von Lea Mendelssohn Bartholdys Bezeichnungen für die Schwiegertochter Cécile.

Alles ist hier Gottlob wieder in bester Gesundheit und alles grüßt und liebt Euch. PaulsMendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy kommen erst Ende Oktob. zurück; jetzt können sie noch ihr Gärtchen in AltonaAltonaDeutschland genießen. – AlexanderMendelssohn, Alexander (1798-1871) zieht schon kommende Woche in die Stadt; das ist eben der Vortheil der Stadtgärten, daß man sie so früh und so spät als der Eigensinn der Jahreszeiten gebietet, benutzen kann. Darum wünsche ich auch, wenns irgend möglich, und mit Aufopferung der andern Luxuße, diese Besitzung erhalten zu können, obgleich sie von Jahr zu Jahr theurer wird. – Der Platz bei dem Nußbaum Rundtheil wird in diesem Herbst ganz umgearbeitet; in den 14 Jahren, seit er angelegt ist, haben Gesträuche und andre Blumen die ursprünglichen Rosen ganz verdrängt und sind dermaßen mit ihren in den Wurzeln verwachsen, daß nur ein völliges Verrotten das noch bestehende Gute retten könnte. Nun wird rejoltrejolt – plattdt. rejolen, Furchen ziehen. (kömmt wohl vom französ. Wort rigolerigole – frz., Furche. her) |3| dann wird eine ganze Mystifikation damit umgegraben, 2 große Rosenstücke um die herangewachsenen 6 Nußbäume angelegt, und von den vorhandenen Rosen eine Einfaßung und ein paar einzelne Gruppen gemacht. – Es ist für mich nur betrübt, daß zu den steigenden Kosten immer abnehmende Miethen kommen und daß mir Lt. HempelHempel, Herr den schlimmen Streich spielt, immer nicht zu bezahlen. Die Bauwuth geht übrigens hier ins Unglaubliche; in der Stadt und im Thiergarten entstehen Thurmhohe Häuser, und auf die alten werden aller Orte Stockwerke aufgesetzt. – Vorgestern haben wir auch Devrients neues Haus gesehen; es ist höchst elegant und hübsch eingerichtet, hat für meinen Geschmack aber den Fehler, weder Hof noch Garten zu haben: will man Luft genießen, so kann man es nur auf einem Balkon, wo man gänzlich vogelfrei oder à jourà jour – frz., aktuell. gefaßt, vor den Blicken der tausende Vorübergehenden und Gehenden sitzt. Und wenn man so entfernt von der StadtBerlinDeutschland wohnt, kann doch bloß das Freie für diese Unbequemlichkeit entschädigen. Durch das viele Bauen lernt mans endlich auch hier, angenehm und nicht übermäßig theuer anzuschaffen: und wann DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) seine obere Wohnung für 400 rh. Gold vermiethet, wird sein Eigenthum ihn nicht allzuhoch kommen, obgleich so etwas sich auch erst in folgenden Jahren offenbart, wenn das Neue benutzt ist, und Reparaturen nebst Aenderungen eintreten. Unter andern ganz neuen meubles und Verzierungen hat er auch einen Flügel angeschafft, der mich aber, da er v. KistingKisting, Eduard (um 1791-1858) ist, nichts weniger als entzückt! Kurz, sie genießen vollauf die Wonne du demon de la possession,demon de la possession – frz., Dämon der Besessenheit. wie es der Franzose nennt; und da ich nicht glaube, wie BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sich ausdrückt, sie müßten einen Juden todgeschlagen haben, so werden sie es auch mit gutem Gewißen können; indem ich mir denke, das Geld komme v. der Erbschaft seiner Eltern her.

Lieber Felix, Du bist ja ein Anbeter der Düßeld. Schule,Düßeld. Schule – Gemeint ist die zu Felix Mendelssohn Bartholdys Zeit von Peter von Cornelius und Wilhelm von Schadow geprägte Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf, die ihre Schüler im Sinne der Nazarenerbewegung und des Klassizismus ausbildete. Die Absolventen dieser Akademie wurden die Düsseldorfer Malerschule genannt. was ich nicht durchweg, und am wenigsten v. LeßingLessing, Carl Friedrich (1808-1880), an mir rühmen kann. Ich haben vom KunstvereinVerein der Kunstfreunde im preußischen Staat (Kunstverein)BerlinDeutschland, tante de mieux,tante de mieux – frz., um besser zu sein. einen sehr guten Kupferstich des trauernden Königspaars<name key="PSN0112803" style="hidden" type="author">Lessing, Carl Friedrich (1808-1880)</name><name key="CRT0109728" style="hidden" type="art">Das trauernde Königspaar</name>Kupferstich des trauernden Königspaars – Kupferstich nach Carl Friedrich Lessings 1830 entstandenem Gemälde Das trauernde Königspaar. (das VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) bête noirebête noire – frz., Hauptärgernis. war, ) bekommen; machts Dir Vergnügen, so schick ichs Dir. Es ist durchaus kein Opfer, denn wenn Dus nicht magst, schenk ichs jemand anderm, da das Bild mir weder angenehm ist, noch zu meiner Sammlung paßt. Sprich Dich aus! – Morgen kommen HübnersHübner, Familie von → Rudolph Julius H.; auch die BendemBendemann, Fanny Eleonore (1778-1857). ist deßwegen schon in die Stadt gezogen.

Gegeben aus meinem Gartensaal, beim himmlischsten Wetter!

Lebt tausendmal gesund und wohl, und laßt mich baldigst wißen, wärs auch par Monsieur TiarsTiarks, Heinrich Friedrich (1797-1847), wie es bei Euch aussieht.
            Berlin 22 September 1838 Wenn diese Zeilen zu euch kommen, geliebten Kinder! hat Felix bereits sein 9 tägiges Masernfest gefeiert, Cécile ist schon längst emancipirt, und so darf ichs wagen, Euch meine kritzliche Pote wieder unter die Augen zu bringen. Da Felix den Paulus leider nicht dirigiren konnte, bedaure ichs doppelt, daß Ihr Euch nicht hier pflegen laßen und in der Genesung den Garten genießen konntet. So lange ich das Glück hatte, Euch bei mir zu sehen, konnten wir uns keiner so köstlichen, heitern Tage rühmen: Bis in die Dunkelheit gehe ich spatzieren nachdem ich im Freien gegeßen und geseßen; Feigen und sogar Trauben reifen aufs Herrlichste, und nach dem so unangenehm wechselnden Wetter ist man zehnmal empfänglicher und dankbarer für die anhaltende Wärme und Helle der Luft. Ganz betrübt macht mich der Gedanke daß Ihr 2 Treppen steigen müßt, um ins Freie zu gelangen, und daß Ihr kein eignes Ruheplätzchen habt. Carlchen empfindet es schon weniger, der läßt sich ohne weitre Nebengedanken in Gottes lieber Natur umhertragen, und Hanne besitzt Kräfte genug, ihn auch bei zunehmendem Wachsthum und Gedeihen zu schleppen. Sehr begierig bin ich, ob ihm die Ansteckung noch immer nichts anhaben konnte! Wer wird mir nun wohl zuerst wieder berichten? Liebe Cécile, Dir, die Du an so nothwendige Höflichkeiten treuer als Felix denkst, Dir trage ich die Bitte auf, den Herren David und Fürst den allerfreundlichsten Dank für mich abzustatten, und Falls Ihr noch nicht schreiben dürft, um die gütige Erneuerung ihrer Nachrichten zu bitten. Ich bin ganz beunruhigt und verstimmt, wenn ich unter diesen Umständen nichts von Euch vernehme. H. Fürst war so gut, die Pelzdecke und das gewaschne weiß und grüne Kleid mitzunehmen; Mühlenfels packte die Muschelbroche, das reparirte Armband und das gestrickte Unterkleid für mein geliebtes Carlchen ein; die weiche Wolle und schöne facon der Strickerei gefielen mir so sehr und schienen mir so zweckmäßig für das englische Kind, daß ichs für ihn acquiriren mußte. Wenn er anfängt zu gehen, kann man es aufnähen; bis dahin hält es ihm die Füßchen warm. Ein Herr Mittler hat mir für Dich, bester Felix! vom Kölner Musikcomité 6 rh. 26 Sbg. 9 PP/ff. übersandt, und ich habe darüber quittirt: da Fanny für Cécile mehreres zu zahlen hat, nämlich die Faßung der broche, die Färberei etc. so werde ichs ihr, wenn Alles fertig ist, remboursiren, und mir späterhin das nicht Zureichende von Paul wiedergeben laßen, auch die Rechnung über jedes Einzelne ablegen. – Wie vergnügt ich über das, wenigstens vorläufig in den Hintergrund geschobene Reiseprojekt nach Italien bin, könnt Ihr denken, meine Geliebten! England ist mir näher und auch aus dem Grunde lieber, weil zum Herbst nichts mehr dort zu machen ist, und der Aufenthalt in Italien doch mindesten 1 Jahr erfordert. Zeit gewonnen, viel gewonnen! und dann liegt mir die Trennung und Entbehrung nicht so dicht vor der Nase, als es mit der italiän. Reise schon im Oktober der Fall gewesen wäre: jenes Land kennt H. übrigens so genau, und in jenem hat er noch so unendlich viel zu sehen und zu lernen, daß es mir auch vernünftiger vorkömmt. Seine Treue hat sich auch jetzt wieder ganz bewährt; es war noch wohl keine geringe Versuchung, mit der allerschönsten Frau nach der Insel Wight zu reisen und sie dort in ländlicher Stille und Umgebung de pied en cap zu malen. Dies wunderbare Wesen hat obendrein eins der traurigsten, merkwürdigsten Schicksale! ein solches kann auch nur durch die abgeschmackten, veralteten Gesetze Englands herbeigeführt werden. – Für meinen Cessel lege ich den Ausschnipsel über das Glasgower Fest bei, und füge, aus einer spätern Zeitung hinzu, daß der Paulustag am stärksten besucht war, obgleich zwischen den großen Händels stehend. Der stoische Felix macht sich nichts daraus, es ist nur für uns beide frivole Menschen, lieber Cessel!
Alles ist hier Gottlob wieder in bester Gesundheit und alles grüßt und liebt Euch. Pauls kommen erst Ende Oktob. zurück; jetzt können sie noch ihr Gärtchen in Altona genießen. – Alexander zieht schon kommende Woche in die Stadt; das ist eben der Vortheil der Stadtgärten, daß man sie so früh und so spät als der Eigensinn der Jahreszeiten gebietet, benutzen kann. Darum wünsche ich auch, wenns irgend möglich, und mit Aufopferung der andern Luxuße, diese Besitzung erhalten zu können, obgleich sie von Jahr zu Jahr theurer wird. – Der Platz bei dem Nußbaum Rundtheil wird in diesem Herbst ganz umgearbeitet; in den 14 Jahren, seit er angelegt ist, haben Gesträuche und andre Blumen die ursprünglichen Rosen ganz verdrängt und sind dermaßen mit ihren in den Wurzeln verwachsen, daß nur ein völliges Verrotten das noch bestehende Gute retten könnte. Nun wird rejolt (kömmt wohl vom französ. Wort rigole her) dann wird eine ganze Mystifikation damit umgegraben, 2 große Rosenstücke um die herangewachsenen 6 Nußbäume angelegt, und von den vorhandenen Rosen eine Einfaßung und ein paar einzelne Gruppen gemacht. – Es ist für mich nur betrübt, daß zu den steigenden Kosten immer abnehmende Miethen kommen und daß mir Lt. Hempel den schlimmen Streich spielt, immer nicht zu bezahlen. Die Bauwuth geht übrigens hier ins Unglaubliche; in der Stadt und im Thiergarten entstehen Thurmhohe Häuser, und auf die alten werden aller Orte Stockwerke aufgesetzt. – Vorgestern haben wir auch Devrients neues Haus gesehen; es ist höchst elegant und hübsch eingerichtet, hat für meinen Geschmack aber den Fehler, weder Hof noch Garten zu haben: will man Luft genießen, so kann man es nur auf einem Balkon, wo man gänzlich vogelfrei oder à jour gefaßt, vor den Blicken der tausende Vorübergehenden und Gehenden sitzt. Und wenn man so entfernt von der Stadt wohnt, kann doch bloß das Freie für diese Unbequemlichkeit entschädigen. Durch das viele Bauen lernt mans endlich auch hier, angenehm und nicht übermäßig theuer anzuschaffen: und wann Devrient seine obere Wohnung für 400 rh. Gold vermiethet, wird sein Eigenthum ihn nicht allzuhoch kommen, obgleich so etwas sich auch erst in folgenden Jahren offenbart, wenn das Neue benutzt ist, und Reparaturen nebst Aenderungen eintreten. Unter andern ganz neuen meubles und Verzierungen hat er auch einen Flügel angeschafft, der mich aber, da er v. Kisting ist, nichts weniger als entzückt! Kurz, sie genießen vollauf die Wonne du demon de la possession, wie es der Franzose nennt; und da ich nicht glaube, wie Beckchen sich ausdrückt, sie müßten einen Juden todgeschlagen haben, so werden sie es auch mit gutem Gewißen können; indem ich mir denke, das Geld komme v. der Erbschaft seiner Eltern her.
Lieber Felix, Du bist ja ein Anbeter der Düßeld. Schule, was ich nicht durchweg, und am wenigsten v. Leßing, an mir rühmen kann. Ich haben vom Kunstverein, tante de mieux, einen sehr guten Kupferstich des trauernden Königspaars (das Vaters bête noire war, ) bekommen; machts Dir Vergnügen, so schick ichs Dir. Es ist durchaus kein Opfer, denn wenn Dus nicht magst, schenk ichs jemand anderm, da das Bild mir weder angenehm ist, noch zu meiner Sammlung paßt. Sprich Dich aus! – Morgen kommen Hübners; auch die Bendem. ist deßwegen schon in die Stadt gezogen.
Gegeben aus meinem Gartensaal, beim himmlischsten Wetter!
Lebt tausendmal gesund und wohl, und laßt mich baldigst wißen, wärs auch par Monsieur Tiars, wie es bei Euch aussieht.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1838-09-22-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1838-09-22-01" xml:id="title_6e622b61-ccc5-4b9a-9bd1-76c0a8ec45d5">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 22. September 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_4084d88c-ef69-47b6-8332-affd14a1b416">Wenn diese Zeilen zu euch kommen, geliebten Kinder! hat Felix bereits sein 9 tägiges Masernfest gefeiert, Cécile ist schon längst emancipirt, und so darf ichs wagen, Euch meine kritzliche PotePotePote wieder unter die Augen zu</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_73272ddf-3c9f-4ff0-914a-8fa99edf2202">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1838-09-12-01" type="precursor" xml:id="title_ce1de5b8-9987-413a-9cb8-46f5fefcc158">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 12. September 1838</title> <title key="fmb-1838-10-04-01" type="successor" xml:id="title_0aed3be5-dad8-4b51-a128-85c011c3c9a2">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 4. Oktober 1838</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"></name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_26af9387-2378-4fa8-91bd-4e3218c91e6c"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 34/72.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1838-09-22-01" type="letter" xml:id="title_7c00e6bf-d3c2-4dea-b0f8-5741bc397a64">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 22. September 1838</title> <incipit>Wenn diese Zeilen zu euch kommen, geliebten Kinder! hat Felix bereits sein 9 tägiges Masernfest gefeiert, Cécile ist schon längst emancipirt, und so darf ichs wagen, Euch meine kritzliche PotePotePote wieder unter die Augen zu</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN 12-1 / 23/9], Siegel.</p><handDesc hands="1"><p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-09-22" xml:id="date_4b270348-8ae5-4f47-a5ed-f7f8bc926b85">22. September 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_badf6b4a-c512-49b4-a80c-e72a2ca421b5">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_b8c52895-6af8-4b37-aa11-9aae3c470180"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_22ae792c-68b8-422d-9809-19413e99f66d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f41d52c0-4912-4722-87a6-53a72d7834b7"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_61f8dd25-68c8-4e47-b5e9-98eaf8c5f56c"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirektor</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Dr</hi>. Felix Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Leipzig</addrLine> <addrLine>frei</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_29226ce9-5f1f-440e-ad73-c9d5235a5c5e"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1838-09-22" xml:id="date_309d4956-a471-4b91-9e70-b8013bd7af94">22 September 1838</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Wenn diese Zeilen zu euch kommen, <seg type="salute">geliebten <persName xml:id="persName_b4d27b2e-c52d-45ef-8363-10b57eb7eb34">Kinder<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name><name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName></seg>! hat <persName xml:id="persName_09c9627c-6469-4f0b-a48c-f948752ab02b">Felix<name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> bereits sein 9 tägiges Masernfest<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aa744951-c515-4d6b-a54e-ad21295008eb" xml:lang="de">sein 9 tägiges Masernfest – Felix Lejeune Dirichlet war, wie auch die gesamte Berliner und Leipziger Familie Mendelssohn Bartholdy an den Masern erkrankt.</note> gefeiert, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f2382f36-2202-4595-90db-659f6983f354">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> ist schon längst <hi rend="latintype">emancipirt</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d5a472fb-9430-4ec4-8bec-f610bde3e3b8" xml:lang="de">emancipirt – Cécile Mendelssohn Bartholdy hatte die Masernerkrankung überwunden.</note> und so darf ichs wagen, Euch meine kritzliche <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_16d545d4-379a-4c22-8c04-faced87fb6e2"><sic resp="writer">Pote</sic><corr resp="editor">Pfote</corr></choice><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_377bb44e-8ef0-496a-a15a-9f92d0a2bf21" xml:lang="de">Pote – Pfote, Hand.</note> wieder unter die Augen zu bringen. Da Felix den <title xml:id="title_796324b4-ec9f-40dd-8d23-628596d8f308">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dwdsbkdj-rids-fxfk-xala-mcae9tlc0osc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> leider nicht dirigiren konnte,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2bf99647-4833-497a-a589-787281c6bd02" xml:lang="de">Da Felix den Paulus leider nicht dirigiren konnte – Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) wurde am 15. September 1838 in der Universitätskirche zu Leipzig (zum zweiten Mal) aufgeführt. Die Leitung übernahm Ferdinand David, da Felix Mendelssohn Bartholdy an den Masern erkrankt war. Siehe AMZ 40, Nr. 39, 26. September 1838, Sp. 642.</note> bedaure ichs doppelt, daß Ihr Euch nicht hier pflegen laßen und in der Genesung den Garten genießen konntet. So lange ich das Glück hatte, Euch bei mir zu sehen, konnten wir uns keiner so köstlichen, heitern Tage rühmen: Bis in die Dunkelheit gehe ich spatzieren nachdem ich im Freien gegeßen und geseßen; Feigen und sogar Trauben reifen aufs Herrlichste, und nach dem so unangenehm wechselnden Wetter ist man zehnmal empfänglicher und dankbarer für die anhaltende Wärme und Helle der Luft. Ganz betrübt macht mich der Gedanke daß Ihr 2 Treppen steigen müßt, um ins Freie zu gelangen, und daß Ihr kein eignes Ruheplätzchen habt. <persName xml:id="persName_23dc5878-4adc-4072-98a0-28657a51d757">Carlchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> empfindet es schon weniger, der läßt sich ohne weitre Nebengedanken in Gottes lieber Natur umhertragen, und <persName xml:id="persName_5eb7159d-b9fe-4d25-874c-c5360993a54e">Hanne<name key="PSN0111695" style="hidden" type="person">Hanne, Hausangestellte der Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und Berlin (1838-1844) (-)</name></persName> besitzt Kräfte genug, ihn auch bei zunehmendem Wachsthum und Gedeihen zu schleppen. Sehr begierig bin ich, ob ihm die Ansteckung noch immer nichts anhaben konnte! Wer wird mir nun wohl zuerst wieder berichten?<seg type="salute"> Liebe <hi rend="latintype">Cécile</hi></seg>, Dir, die Du an so nothwendige Höflichkeiten treuer als Felix denkst, Dir trage ich die Bitte auf, den Herren <persName xml:id="persName_227250f7-176f-4ba3-801e-27ce3ba4269e">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> und Fürst den allerfreundlichsten Dank für mich abzustatten, und Falls Ihr noch nicht schreiben dürft, um die gütige Erneuerung ihrer Nachrichten zu bitten. Ich bin ganz beunruhigt und verstimmt, wenn ich unter diesen Umständen nichts von Euch vernehme. H. <persName xml:id="persName_8ec0d43d-e29e-4f66-ab1d-f385fa70d356">Fürst<name key="PSN0111259" style="hidden" type="person">Fürst, Joseph (1794-1859)</name></persName> war so gut, die Pelzdecke und das gewaschne weiß und grüne Kleid mitzunehmen; <persName xml:id="persName_820dd9ca-b11d-445e-96b0-419a698d2d8d">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> packte die Muschel<hi rend="latintype">broche</hi>, das reparirte Armband und das gestrickte Unterkleid für mein geliebtes Carlchen ein; die weiche Wolle und schöne <hi rend="latintype">facon</hi> der Strickerei gefielen mir so sehr und schienen mir so zweckmäßig für das englische Kind, daß ichs für ihn <hi rend="latintype">acquiriren</hi> mußte. Wenn er anfängt zu gehen, kann man es aufnähen; bis dahin hält es ihm die Füßchen warm. Ein Herr <persName xml:id="persName_13110ed5-71d6-4ae3-a876-7ecc877a4c59">Mittler<name key="PSN0119499" style="hidden" type="person">Mittler, Herr</name></persName> hat mir für Dich, bester Felix! vom <placeName xml:id="placeName_f4bc8b3d-ecbc-43d9-85e3-68d4b54ecb42">Kölner<settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <placeName xml:id="placeName_56413f8f-dd72-426a-8574-0af6ede89dc0">Musik<hi rend="latintype">comité</hi><name key="NST0100549" style="hidden" subtype="Komitee" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b1f93252-83a0-4871-9b58-767598c10aa2" xml:lang="de">Kölner Musikcomité – Gemeint ist das 20. Niederrheinische Musikfest in Köln am 25. Mai 1838, bei dem und an dessen Vorbereitungen Felix Mendelssohn Bartholdy seit dem 21. April mitgewirkt hatte und entsprechend entlohnt wurde. </note> 6 rh. 26 Sbg. 9 PP/ff. übersandt, und ich habe darüber quittirt: da <persName xml:id="persName_eae210de-7871-4f6f-89a4-1662efcaf212">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> für <hi rend="latintype">Cécile</hi> mehreres zu zahlen hat, nämlich die Faßung der broche, die Färberei etc. so werde ichs ihr, wenn<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Alles fertig ist, <hi rend="latintype">remboursiren</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_55c84853-a55c-4a4e-8a96-fb0b4a7526b6" xml:lang="de">remboursiren – frz., aufgelaufenen Kosten ersetzen, einen Wechsel einlösen. </note> und mir späterhin das nicht Zureichende von <persName xml:id="persName_7781b241-b2e8-411b-bb20-67c2e7c75c38">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> wiedergeben laßen, auch die Rechnung über jedes Einzelne ablegen. – Wie vergnügt ich über das, wenigstens vorläufig in den Hintergrund geschobene Reiseprojekt nach Italien<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_28753992-fbc3-4219-9ae8-04f10842c141" xml:lang="de">Reiseprojekt nach Italien – Wilhelm und Fanny Hensel hatten zum Oktober 1838 eine Italienreise geplant, die kurzfristig abgesagt wurde. Sie holten die Italien-Reise 1839/40 nach. </note> bin, könnt Ihr denken, meine Geliebten! England ist mir näher und auch aus <hi n="1" rend="underline">dem</hi> Grunde lieber, weil zum Herbst nichts mehr dort zu machen ist, und der Aufenthalt in Italien doch <hi n="1" rend="underline">mindesten</hi> 1 Jahr erfordert. Zeit gewonnen, viel gewonnen! und dann liegt mir die Trennung und Entbehrung nicht so dicht vor der Nase, als es mit der italiän. Reise schon im Oktober der Fall gewesen wäre: jenes Land kennt <persName xml:id="persName_f4947217-dc22-4aa8-8479-1773425b5ca5">H.<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> übrigens so genau, und in jenem hat er noch so unendlich viel zu sehen und zu lernen, daß es mir auch vernünftiger vorkömmt. Seine Treue hat sich auch jetzt wieder ganz bewährt; es war noch wohl keine geringe Versuchung, mit der <persName xml:id="persName_75cfede8-cfdc-4aca-9204-1f4832d8f9d8">allerschönsten Frau<name key="PSN0111572" style="hidden" type="person">Großbritannien und Irland, Alexandrina Victoria von (1819-1901)</name></persName> nach der Insel <hi rend="latintype">Wight</hi> zu reisen und sie dort in ländlicher Stille und Umgebung <hi rend="latintype">de pied en cap</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6df23d9d-45c4-4c6a-9bec-1b798ffd31fc" xml:lang="fr ">de pied en cap – frz., von Kopf bis Fuß.</note> zu malen. Dies wunderbare Wesen hat obendrein eins der traurigsten, merkwürdigsten Schicksale! ein solches kann auch nur durch die abgeschmackten, veralteten Gesetze Englands herbeigeführt werden. – Für meinen <persName xml:id="persName_a841a6f2-b612-4cb7-8e0f-d98b933bead5">Cessel<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> lege ich den Ausschnipsel über das <placeName xml:id="placeName_6884340c-9f64-40d4-9621-430770c196cc">Glasgower Fest<name key="NST0100554" style="hidden" subtype="" type="institution">Gloucester Musical Festival (1838)</name><settlement key="STM0100480" style="hidden" type="locality">Gloucester</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6e80abaf-c9e4-493d-a128-b83e4ee92358" xml:lang="de">Glasgower Fest – Lea Mendelssohn Bartholdy meinte das Gloucester Musical Festival vom 11. bis 14. September 1838 (vgl. Brief gb-1838-05-15-02 von Alfred Novello an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 15. Mai 1838).</note> bei, und füge, aus einer spätern Zeitung hinzu, daß der <date cert="high" when="1838-09-12" xml:id="date_a9227ddb-6d02-4006-a8f3-3a40db1756af">Paulustag</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1002c518-a4d3-448f-9f62-5721dd2b2ed8" xml:lang="de">der Paulustag – Statt des Psalms wurde am 12. September 1838 vormittags in der Gloucester Cathedral (Cathedral Church of St. Peter and the Holy and Indivisible Trinity) Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) aufgeführt (Programm in The Musical World 10, Nr. 130, 6. September 1838, S. 16; Rezension in The Musical World 10, Nr. 132, 20. September 1838, S. 33 f. und S. 37-42). </note> am stärksten besucht war, obgleich zwischen den großen <title xml:id="title_772b49a5-5e76-43de-8fd2-4a3dc3dda4d7">Händels<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_24d0969d-9834-4d7c-9929-e19fd4effd10" xml:lang="de">zwischen den großen Händels – Am 11. September wurde eine Auswahl geistlicher Vokalwerke von Georg Friedrich Händel, William Boyce and William Knyvett aufgeführt und am 14. September 1838 Georg Friedrich Händels  Oratorium Messiah HWV 56.</note> stehend. Der stoische <persName xml:id="persName_61c0554b-5a0c-43f9-8c87-95cd50f04127">Felix<name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> macht sich nichts daraus, es ist nur für uns beide frivole Menschen, lieber <hi rend="latintype">Cessel</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0b517b81-a56d-4e26-8961-154d71b8893d" xml:lang="de ">Cessel – eine von Lea Mendelssohn Bartholdys Bezeichnungen für die Schwiegertochter Cécile.</note></p> <p>Alles ist hier Gottlob wieder in bester Gesundheit und alles grüßt und liebt Euch. <persName xml:id="persName_e8a41a8e-0e02-4816-ad4f-2a9aa226e7d1">Pauls<name key="PSN0113243" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy</name></persName> kommen erst Ende Oktob. zurück; jetzt können sie noch ihr Gärtchen in <placeName xml:id="placeName_2cd6f088-58af-42dd-b396-fde0d42d6c7b">Altona<settlement key="STM0100684" style="hidden" type="locality">Altona</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> genießen. – <persName xml:id="persName_ee49e3a5-8030-401a-b64a-a0c8327247f7">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> zieht schon kommende Woche in die Stadt; das ist eben der Vortheil der Stadtgärten, daß man sie so früh und so spät als der Eigensinn der Jahreszeiten gebietet, benutzen kann. Darum wünsche ich auch, wenns irgend möglich, und mit Aufopferung der andern <hi n="1" rend="underline">Luxuße</hi>, diese Besitzung erhalten zu können, obgleich sie von Jahr zu Jahr theurer wird. – Der Platz bei dem Nußbaum Rundtheil wird in diesem Herbst ganz umgearbeitet; in den 14 Jahren, seit er angelegt ist, haben Gesträuche und andre Blumen die ursprünglichen Rosen ganz verdrängt und sind dermaßen mit ihren in den Wurzeln verwachsen, daß nur ein völliges Verrotten das noch bestehende Gute retten könnte. Nun wird <hi n="1" rend="underline">rejolt</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c2a40125-1885-4f97-9718-63af25ef4c37" xml:lang="de">rejolt – plattdt. rejolen, Furchen ziehen.</note> (kömmt wohl vom französ. Wort <hi rend="latintype">rigole</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_07565383-e833-4e89-b53e-463583455b1d" xml:lang="fr ">rigole – frz., Furche.</note> her)<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>dann wird eine ganze Mystifikation damit umgegraben, 2 große Rosenstücke um die herangewachsenen 6 Nußbäume angelegt, und von den vorhandenen Rosen eine Einfaßung und ein paar einzelne Gruppen gemacht. – Es ist für mich nur betrübt, daß zu den steigenden Kosten immer abnehmende Miethen kommen und daß mir Lt. <persName xml:id="persName_eec74d25-d2ed-477b-b658-4d6f8ed8d70b">Hempel<name key="PSN0111869" style="hidden" type="person">Hempel, Herr</name></persName> den schlimmen Streich spielt, immer nicht zu bezahlen. Die Bauwuth geht übrigens hier ins Unglaubliche; in der Stadt und im Thiergarten entstehen Thurmhohe Häuser, und auf die alten werden aller Orte Stockwerke aufgesetzt. – Vorgestern haben wir auch Devrients neues Haus gesehen; es ist höchst elegant und hübsch eingerichtet, hat für meinen Geschmack aber den Fehler, weder Hof noch Garten zu haben: will man Luft genießen, so kann man es nur auf einem Balkon, wo man gänzlich vogelfrei oder <hi rend="latintype">à jour</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e32e8217-5841-4de1-bb2b-d53e28de8594" xml:lang="fr ">à jour – frz., aktuell.</note> gefaßt, vor den Blicken der tausende Vorübergehenden und Gehenden sitzt. Und wenn man so entfernt von der <placeName xml:id="placeName_e1888ed2-7f68-4417-a1e6-74019860e6fe">Stadt<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wohnt, kann doch bloß das Freie für diese Unbequemlichkeit entschädigen. Durch das viele Bauen lernt mans endlich auch hier, angenehm und nicht übermäßig theuer anzuschaffen: und wann <persName xml:id="persName_eb5c90c4-3dc5-4810-97b6-c00c94a6f238">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> seine obere Wohnung für 400 rh. Gold vermiethet, wird sein Eigenthum ihn nicht allzuhoch kommen, obgleich so etwas sich auch erst in folgenden Jahren offenbart, wenn das Neue benutzt ist, und Reparaturen nebst Aenderungen eintreten. Unter andern ganz neuen <hi rend="latintype">meubles</hi> und Verzierungen hat er auch einen Flügel angeschafft, der mich aber, da er v. <persName xml:id="persName_515c5038-b504-4f97-a987-008c643d9ffd">Kisting<name key="PSN0112396" style="hidden" type="person">Kisting, Eduard (um 1791-1858)</name></persName> ist, nichts weniger als entzückt! Kurz, sie genießen vollauf die Wonne <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">du demon de la possession</hi></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_57f6c2c3-3d13-4b55-a4cf-be274fe57219" xml:lang="fr ">demon de la possession – frz., Dämon der Besessenheit.</note> wie es der Franzose nennt; und da ich nicht glaube, wie <persName xml:id="persName_58423a89-eeb6-453f-8a3c-e098bc220059">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sich ausdrückt, <hi n="1" rend="underline">sie müßten einen Juden todgeschlagen</hi> haben, so werden sie es auch mit gutem Gewißen können; indem ich mir denke, das Geld komme v. der Erbschaft seiner Eltern her.</p> <p><seg type="salute">Lieber Felix</seg>, Du bist ja ein Anbeter der Düßeld. Schule,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b5453e34-367d-415b-a943-f1d1a6824bd7" xml:lang="de">Düßeld. Schule – Gemeint ist die zu Felix Mendelssohn Bartholdys Zeit von Peter von Cornelius und Wilhelm von Schadow geprägte Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf, die ihre Schüler im Sinne der Nazarenerbewegung und des Klassizismus ausbildete. Die Absolventen dieser Akademie wurden die Düsseldorfer Malerschule genannt. </note> was ich nicht durchweg, und am wenigsten v. <persName xml:id="persName_fabd4769-4278-410d-b7ed-0ad5d8afcdf5">Leßing<name key="PSN0112803" style="hidden" type="person">Lessing, Carl Friedrich (1808-1880)</name></persName>, an mir rühmen kann. Ich haben vom <placeName xml:id="placeName_08efff53-3075-459a-a22a-0860ae0faf42">Kunstverein<name key="NST0103429" style="hidden" subtype="" type="institution">Verein der Kunstfreunde im preußischen Staat (Kunstverein)</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <hi rend="latintype">tante de mieux</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7ed78173-3a3b-48e3-9b46-1a88088a8e85" xml:lang="fr ">tante de mieux – frz., um besser zu sein.</note> einen sehr guten Kupferstich des <title xml:id="title_8b62af76-c584-4418-8daf-78e4f84c4854">trauernden Königspaars<name key="PSN0112803" style="hidden" type="author">Lessing, Carl Friedrich (1808-1880)</name><name key="CRT0109728" style="hidden" type="art">Das trauernde Königspaar</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d07383b2-7d9a-4d17-b427-ccdc2378ae80" xml:lang="de">Kupferstich des trauernden Königspaars – Kupferstich nach Carl Friedrich Lessings 1830 entstandenem Gemälde Das trauernde Königspaar. </note> (das <persName xml:id="persName_a28c1cec-d9c3-4ead-9804-a05511568f65">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> <hi rend="latintype">bête noire</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_db6b03e7-d879-4d28-9460-c3f469fa61c5" xml:lang="fr ">bête noire – frz., Hauptärgernis.</note> war, ) bekommen; machts Dir Vergnügen, so schick ichs Dir. Es ist durchaus kein Opfer, denn wenn Dus nicht magst, schenk ichs jemand anderm, da das Bild mir weder angenehm ist, noch zu meiner Sammlung paßt. Sprich Dich aus! – <date cert="high" when="1838-09-23" xml:id="date_799da446-eaaa-41c3-96d4-7c7d326f06e6">Morgen</date> kommen <persName xml:id="persName_07f4a967-8bf4-435b-96d5-0bf060bf2e38">Hübners<name key="PSN0112121" style="hidden" type="person">Hübner, Familie von → Rudolph Julius H.</name></persName>; auch die <persName xml:id="persName_2954e82a-32f4-46ac-905f-899e50baf429">Bendem<name key="PSN0109809" style="hidden" type="person">Bendemann, Fanny Eleonore (1778-1857)</name></persName>. ist deßwegen schon in die Stadt gezogen.</p> <p>Gegeben aus meinem Gartensaal, beim himmlischsten Wetter!</p> <closer rend="left">Lebt tausendmal gesund und wohl, und laßt mich baldigst wißen, wärs auch <hi rend="latintype">par Monsieur <persName xml:id="persName_6b30dc66-fba6-432e-9d48-aad6679d755f">Tiars<name key="PSN0115330" style="hidden" type="person">Tiarks, Heinrich Friedrich (1797-1847)</name></persName></hi>, wie es bei Euch aussieht.</closer> </div> </body> </text></TEI>