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gb-1838-08-28-01

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Victor Friedrich Leopold Jacobi an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Leipzig, 28. August 1838 Sie werden sich höchlich verwundern, heute Nachmittag mich schon wieder brieflich bei Ihnen eintreten zu sehen und in einer Angelegenheit, die Ihnen gar nicht so dringend scheinen wird. Ich selbst bin deshalb auch in nicht Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Jacobi, Victor Friedrich Leopold (1809-1892)Jacobi, Victor Friedrich Leopold (1809-1892) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 34/33. Autograph Victor Friedrich Leopold Jacobi an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Leipzig, 28. August 1838 Sie werden sich höchlich verwundern, heute Nachmittag mich schon wieder brieflich bei Ihnen eintreten zu sehen und in einer Angelegenheit, die Ihnen gar nicht so dringend scheinen wird. Ich selbst bin deshalb auch in nicht

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Victor Friedrich Leopold Jacobi

Victor Friedrich Leopold Jacobi, Soldatenlied

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

28. August 1838 Jacobi, Victor Friedrich Leopold (1809-1892)counter-resetJacobi, Victor Friedrich Leopold (1809–1892) LeipzigDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Jacobi, Victor Friedrich Leopold (1809–1892) Jacobi, Victor Friedrich Leopold (1809–1892) Leipzig den 28ten Aug. 1838. Hochgeehrtester Herr!

Sie werden sich höchlich verwundern, heute Nachmittag mich schon wieder brieflich bei Ihnen eintreten zu sehen und in einer Angelegenheit, die Ihnen gar nicht so dringend scheinen wird. Ich selbst bin deshalb auch in nicht geringer Verlegenheit. Allein da ich weiß, daß ich dergleichen Dinge gar nicht, wenn nicht gleich, beseitige, so fasse ich den Muth, Ihre große Güte in Bezug auf das Lied<name key="PSN0118738" style="hidden" type="author">Jacobi, Victor Friedrich Leopold (1809–1892)</name><name key="CRT0111921" style="hidden" type="literature">Soldatenlied</name> gleich noch einmal in Anspruch zu nehmen und Ihnen eine Besorgniß deshalb mitzutheilen. Ich habe nemlich schon an LenzLenz, Leopold (1804-1862) die Erfahrung gemacht, daß dasselbeJacobi, Victor Friedrich Leopold (1809–1892), wie es scheint, auf Componisten stets einen mystisch-patriotischen Eindruck hervorbringt: und doch ist mein Gemüth bei der Dichtung nichts weniger wie in solcher Stimmung gewesen. Lenz hatte |2| sich an Lützows Jagd<name key="PSN0112494" style="hidden" type="author">Körner, Karl Theodor (1791–1813)</name><name key="CRT0109561" style="hidden" type="literature">Lützows wilde Jagd (»Was glänzt dort im Walde im Sonnenschein?«)</name>Lützows Jagd – Jacobi meinte wohl Theodor Körners patriotisches Lied »Lützows wilde Jagd«. erinnern lassen und so fiel seine Composition,seine Composition – nicht ermittelbar. nach meinem Geschmack, viel zu ernst und feierlich aus. Ein flottes, verwegenes Soldatenlied auf dem Marsch, im Lager, in der Schenke zu singen, soll es sein, und weiter gar nichts. Mir fällt, indem ich dieß niederschreibe, das Soldatenlied im Faust ein „Burgen mit hohen Mauern und Zinnen<unclear reason="covering" resp="UT">“</unclear><name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name>Soldatenlied im Faust ein „Burgen mit hohen Mauern und Zinnen“ – Johann Wolfgang von Goethe, »Burgen mit hohen Mauern und Zinnen«, in: Faust, Der Tragödie erster Teil. das ist so just der rechte Ton, den ich meine. Geben Sie nun selbst, hochgefeierter Meister, dem Liedchen die Ehre es zu componirendem Liedchen die Ehre es zu componiren – Die Vertonung eines Werks Victor Friedrich Leopold Jacobis durch Felix Mendelssohn Bartholdy ist nicht bekannt. oder übertragen Sie es einem andern Künstler: so bitte ich Sie beide inständigst, sich aller oben bezeichneten Eindrücke zu entschlagen, und sollte es auf Unkosten einer Fensterscheibe oder sonst eines Meubles geschehen. Am Ende machte sich dann der Teufel gar den Spaß, das Ding ins Herrhutische GesangbuchHerrnhutische Gesangbuch – Graf Zinzendorf legte großen Wert auf den Gemeindegesang in den Gottesdiensten, da er das Singen als eine besondere Gabe des Heiligen Geistes betrachtete. Demgemäß entstanden in der Brüdergemeine zahlreiche Gesangbücher. einzuschmuggeln, denn ich zweifle gar nicht, daß es auf den Schwingen Ihres Gesanges, durch den Mund eines, |3| in seinen Sünden vom Tod übereilten wilden Jägers, zu den Ohren des Herrschers der Unterwelt kommen würde. Fürchten Sie nicht ich mögte unbescheiden werden; Aber erlauben Sie mir wenigstens, offenherzig zu sein, und wenn mir in derselben etwas unzweideutige Winke entschlüpfen, so glauben Sie, daß dieselben nicht ohne heftige Seelenkrämpfe von meiner Seite zur Welt gekommen sind und sehen Sie sie ja nur als Maulwurfstritte auf den Resonanzboden Ihres guten und unbeschränkten Willens an. Was ich diesen Morgen nicht den Muth hatte, Ihnen zu sagen, hochgeehrtester Herr, das nimmt das Papier geduldig auf sich und wird es Ihnen, ohne zu stottern oder zu erröthen, wiedersagen. Nemlich, abgesehen davon, daß das Lied von einer Melodie von Ihrer Meisterschaft begleitet, auch bei Nichtbetheiligten einigen Beifall finden würde, wäre es nicht allein höchst ehrenvoll für mich, Hand in Hand mit Ihnen vor das Publikum zu treten, sondern die Sache erhielte für viele Freunde unserer beiderseitigen Großväter noch das besondere Interesse, |4| zwei Enkel dieser, im Leben sich feindlich gegen einander über gestanden habenden Männer, in zwei verschiedenen Kunstgattungen freundlich vereinigt zu sehen.

Indessen ganz, erstens, wie Sie Ihrer Eigenthümlichkeit nach können, und zweitens wie Sie wollen; denn Ihr Wohlwollen ist mir viel zu schätzbar, um es auf irgend eine Weise aufs Spiel zu setzen. Wie gesagt, sehen Sie die Sache nur als die leiseste Anregung an. Vielleicht beliebt es Ihrer Laune auch einmal das Göthische „Gebt ihr auch einmal für Poeten, so commandirt die Poesie“<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name>Göthische „Gebt ihr auch einmal für Poeten, so commandirt die Poesie“ – Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Der Tragödie erster Teil, Vorspiel auf dem Theater: »Gebt ihr euch einmal für Poeten, / So kommandiert die Poesie«. – in der Musik geltend zu machen?

Genehmigen Sie die Versicherung ungeheuchelter Hochachtung und Verehrung von Victor Jacobi.
            Leipzig den 28ten Aug. 1838. Hochgeehrtester Herr!
Sie werden sich höchlich verwundern, heute Nachmittag mich schon wieder brieflich bei Ihnen eintreten zu sehen und in einer Angelegenheit, die Ihnen gar nicht so dringend scheinen wird. Ich selbst bin deshalb auch in nicht geringer Verlegenheit. Allein da ich weiß, daß ich dergleichen Dinge gar nicht, wenn nicht gleich, beseitige, so fasse ich den Muth, Ihre große Güte in Bezug auf das Lied gleich noch einmal in Anspruch zu nehmen und Ihnen eine Besorgniß deshalb mitzutheilen. Ich habe nemlich schon an Lenz die Erfahrung gemacht, daß dasselbe, wie es scheint, auf Componisten stets einen mystisch-patriotischen Eindruck hervorbringt: und doch ist mein Gemüth bei der Dichtung nichts weniger wie in solcher Stimmung gewesen. Lenz hatte sich an Lützows Jagd erinnern lassen und so fiel seine Composition, nach meinem Geschmack, viel zu ernst und feierlich aus. Ein flottes, verwegenes Soldatenlied auf dem Marsch, im Lager, in der Schenke zu singen, soll es sein, und weiter gar nichts. Mir fällt, indem ich dieß niederschreibe, das Soldatenlied im Faust ein „Burgen mit hohen Mauern und Zinnen“ das ist so just der rechte Ton, den ich meine. Geben Sie nun selbst, hochgefeierter Meister, dem Liedchen die Ehre es zu componiren oder übertragen Sie es einem andern Künstler: so bitte ich Sie beide inständigst, sich aller oben bezeichneten Eindrücke zu entschlagen, und sollte es auf Unkosten einer Fensterscheibe oder sonst eines Meubles geschehen. Am Ende machte sich dann der Teufel gar den Spaß, das Ding ins Herrhutische Gesangbuch einzuschmuggeln, denn ich zweifle gar nicht, daß es auf den Schwingen Ihres Gesanges, durch den Mund eines, in seinen Sünden vom Tod übereilten wilden Jägers, zu den Ohren des Herrschers der Unterwelt kommen würde. Fürchten Sie nicht ich mögte unbescheiden werden; Aber erlauben Sie mir wenigstens, offenherzig zu sein, und wenn mir in derselben etwas unzweideutige Winke entschlüpfen, so glauben Sie, daß dieselben nicht ohne heftige Seelenkrämpfe von meiner Seite zur Welt gekommen sind und sehen Sie sie ja nur als Maulwurfstritte auf den Resonanzboden Ihres guten und unbeschränkten Willens an. Was ich diesen Morgen nicht den Muth hatte, Ihnen zu sagen, hochgeehrtester Herr, das nimmt das Papier geduldig auf sich und wird es Ihnen, ohne zu stottern oder zu erröthen, wiedersagen. Nemlich, abgesehen davon, daß das Lied von einer Melodie von Ihrer Meisterschaft begleitet, auch bei Nichtbetheiligten einigen Beifall finden würde, wäre es nicht allein höchst ehrenvoll für mich, Hand in Hand mit Ihnen vor das Publikum zu treten, sondern die Sache erhielte für viele Freunde unserer beiderseitigen Großväter noch das besondere Interesse, zwei Enkel dieser, im Leben sich feindlich gegen einander über gestanden habenden Männer, in zwei verschiedenen Kunstgattungen freundlich vereinigt zu sehen.
Indessen ganz, erstens, wie Sie Ihrer Eigenthümlichkeit nach können, und zweitens wie Sie wollen; denn Ihr Wohlwollen ist mir viel zu schätzbar, um es auf irgend eine Weise aufs Spiel zu setzen. Wie gesagt, sehen Sie die Sache nur als die leiseste Anregung an. Vielleicht beliebt es Ihrer Laune auch einmal das Göthische „Gebt ihr auch einmal für Poeten, so commandirt die Poesie“ – in der Musik geltend zu machen?
Genehmigen Sie die Versicherung ungeheuchelter Hochachtung und Verehrung von Victor Jacobi.          
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Nemlich, abgesehen davon, daß das Lied von einer Melodie von Ihrer Meisterschaft begleitet, auch bei Nichtbetheiligten einigen Beifall finden würde, wäre es nicht allein höchst ehrenvoll für mich, Hand in Hand mit Ihnen vor das Publikum zu treten, sondern die Sache erhielte für viele Freunde unserer beiderseitigen Großväter noch das besondere Interesse,<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>zwei Enkel dieser, im Leben sich feindlich gegen einander über gestanden habenden Männer, in zwei verschiedenen Kunst<unclear reason="covering" resp="UT">gat</unclear>tungen freundlich vereinigt zu sehen.</p> <p>Indessen ganz, erstens, wie Sie Ihrer Eigenthümlichkeit nach können, und zweiten<unclear reason="covering" resp="UT">s</unclear> wie Sie wollen; denn Ihr Wohlwollen ist mir viel zu schätzbar, um es auf irgend eine Weise aufs Spiel zu setzen. Wi<unclear reason="covering" resp="UT">e</unclear> gesagt, sehen Sie die Sache nur als die leiseste Anregung an. 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