gb-1838-08-27-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Elberfeld, 27. August 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext.
Georg Wilhelm Mackrot
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ew. Wohlgeboren werden sich kaum noch eines jungen Mannes erinnern, der nicht anders konnte, als sich Ihnen bei Gelegenheit des
Wie so mancher Künstler und Musikfreund hat so Ihr Bild mit nach Hause genommen und vereinigt in ihm die Genüsse jener Tage, und wird sich nicht daran erinnern, ohne Ihrer, des leitenden, thätigen Meisters zu gedenken,
Als Producte solcher seligen Stunden habe ich dann auch manches Lied gesungen und Manches musikalisch geschr
Möchten Sie in dem Mitgetheilten mein Streben nicht verkennen, und möchte es vielleicht etwas dazu beitragen, mich Ihrer gütigen Aufmerksamkeit zu erfreuen. Von Ihnen möchte ich wohl ein Urtheil darüber vernehmen, weiter wage ich fast nichts zu bitten; obgleich es für meine äußere Existenz von großen Nutzen sein könnte, wenn Sie vielleicht die Güte hätten, es einem Verleger in
Ein jeder andere Ort würde vielleicht günstiger für mich sein, und ich habe in kühnen Hoffnungen oft mein Vertrauen auf Leipzig oder auf eine andere Stadt Deutschlands gesetzt, wo man den Menschen gerade nicht nach seinem äußern Erscheinen sondern nach seinen Leistungen beurtheilt. Zuvor habe ich schon von so manchem kunstempfänglichen Manne und selbst von Künstlern so manches aufrichtende Wort vernommen, und dieses bestimmte mich dazu, mich auch Ihrem Urtheil zu unterwerfen.
Wie man aber eine gewisse Anerkennung nicht leicht erreichen kann, ohne sich nicht selbst auf einem Instrumente auszuzeichnen, so habe ich mir vom Anfange herein das Klavier- und Orgelspiel angelegen sein lassen. Von den Streich-Instrumenten war mir besonders das Violoncell lieb geworden, dem ich mich seit acht Jahren mit aller Kraft und Liebe zugewandt habe; daher ich es in dem Quatuors
für dieses Instrument geschrieben, die ich hier wenigstens mit Clavierbegleitung probirt habe. Beide Werke dürften vielleicht geeignet sein, sie auch anderwärts auszuführen. Gern möchte ich zu meiner eigenen Belehrung und Aufregung vielleicht für den nächsten Winter eine Kunstreise untenehmen. Leipzig würde ich vor Allem besuchen, wenn ich auf Ihre gütige Fürsprache rechnen dürfte, um vielleicht dort die Feuerprobe meiner musikalischen Bildung auszuhalten, um von diesem musikalischen Athen die Weihe zu empfangen, zumal, da ich selbst ein Sachse, ein Thüringer bin.Air variée
Sie sind der gefeierte Meister unsrer Tage, Ihre Werke haben Ihnen einen Weltenruhm verschafft, und der hohe Werth derselben wird sich für alle Zeiten, so lange noch wahre Musik anerkannt wird, geltend machen. An Sie wende ich mich mit meinem ganzen Hoffen und Streben, und ich bitte Sie, hören Sie ein niedergebeugtes aber doch aufstrebendes Gemüth an, und versagen Sie ihm Ihre Theilnahme, Ihren Rath nicht, der ich, freilich einer Ihrer stillen aber innigen Verehrer, mit der ausgezeichnetsten Hochachtung bin
Grüne Straße bei Schnabel.
Elberfeld, am 27 Aug. 38. Hochzuverehrender Herr MusikDirector, Ew. Wohlgeboren werden sich kaum noch eines jungen Mannes erinnern, der nicht anders konnte, als sich Ihnen bei Gelegenheit des Musikfestes in Cöln selber vorzustellen, und der, wenn er auch vorher schon den Entschluss dazu gefasst hatte, durch Ihre persönliche Erscheinung noch mehr dazu ermuthigt wurde. Wie Ihr Geist sich mehr und mehr in die Herzen und in die Finger Ihrer Untergebenen ergoss, wie durch Ihren Zauberstab ein aus so verschiedenen Theilen zusammengesetztes Ganze nicht nur zusammenghalten, sondern auch mit Begeisterung für die aufzuführenden Werke erfüllt wurde: – so waren auch für mich jene Tage wahre Fest- und Feiertage, als Triumpfe der Kunst. Wie so mancher Künstler und Musikfreund hat so Ihr Bild mit nach Hause genommen und vereinigt in ihm die Genüsse jener Tage, und wird sich nicht daran erinnern, ohne Ihrer, des leitenden, thätigen Meisters zu gedenken, und um so mehr ist dieß bei mir der Fall, da ich mich ganz in Ihr Wesen hin zu versenken trachtete, der ich in stillem Entzücken mich Ihnen nahte, und von Ihnen mit Freundlichkeit und Theilnahme empfangen wurde. Ich war damals von den geistigen Aufregungen der Kunst so ergriffen, daß ich in meinen Worten nicht ausdrücken konnte, was Ihnen meinen Herz entgegenschlug. ; aber es ist Ihnen vielleicht nicht entgangen, – mit welcher Aufmerksamkeit ich jenen Tagen, jenen Genüssen anhing. – Ihnen mag damals manches schöne Wort gesagt worden sein; aber Sie werden die stillen Huldigungen eines fühlenden Künstlergemüths nicht verschmähen. Es giebt Dinge, die man nicht aussprechen sollte, um sie in einer unfähigern Sprache nicht zu entheiligen. Dazu, meine ich, gehört auch die Musik, und solches durch sie auch eregt und bewegt wird. Unsere Zeit scheint ihre Mündigkeit gerade darin bezeigen zu wollen, aber ich glaube kaum, daß dieses ein wahrer Künstler gut heißen wird. Mich erfüllt jedes Schöne, und namentlich gute Musik mit hoher Begeisterung. aber wenn ich am glücklichsten war – dann konnte ich nichts sagen – da mochte ich selbst in die Saiten schlagen, und mit Tönen Töne besingen. Als Producte solcher seligen Stunden habe ich dann auch manches Lied gesungen und Manches musikalisch geschrieben, wovon Ihnen in Köln eine Sonate für Clavier und Violoncell von mir überreicht wurde. Gern hätte ich dieselbe einmal mit Ihnen gespielt; aber jene Tage nahmen Sie zu sehr in Anspruch, als daß ich mich dieser Gunst hätte erfreuen dürfen, und ich bitte Sie nochmals um Entschuldigung, daß ich Sie noch mit meinen Angelegenheiten belästigte. Indessen erlaubten Sie mir damals, Ihnen vielleicht von hier aus von meinen Compositions-Versuchen etwas mittheilen zu dürfen; verzeihen Sie daher, wenn ich von Ihrer Güte Gebrauch mache und Ihnen hiermit – 12 deutsche Lieder und Gesänge – zwei Quarttetten – und den Clavier-Auszug zu einem Vaterunser (Psalm von Klopstock) zur gütigen Ansicht ergebenst übersende. Gern hätte ich Ihnen so Manches noch beigelegt; aber ich befürchetet, daß es zu viel werden dürfte. Möchten Sie in dem Mitgetheilten mein Streben nicht verkennen, und möchte es vielleicht etwas dazu beitragen, mich Ihrer gütigen Aufmerksamkeit zu erfreuen. Von Ihnen möchte ich wohl ein Urtheil darüber vernehmen, weiter wage ich fast nichts zu bitten; obgleich es für meine äußere Existenz von großen Nutzen sein könnte, wenn Sie vielleicht die Güte hätten, es einem Verleger in Leipzig mitzutheilen, der auf meine Compositionen reflectiren wollte, wenn Sie dieselben der Öffentlichkeit für werth halten. Ich habe zwar hier schon einmal den Plan dazu gemacht; aber es stellten sich manche Hindernisse ein, die es mir verleiteten, mich weiter um einen Verleger zu bemühen. Das Vaterunser habe ich hier nicht zu Gehör bringen können, da sich mir Vieles entgegenstellen würde, an einem Orte, wo das musikalische Interesse noch nicht ein so allgemeines geworden ist, um ohne Vorurtheil das Streben eines Anfängers zu würdigen. Ein jeder andere Ort würde vielleicht günstiger für mich sein, und ich habe in kühnen Hoffnungen oft mein Vertrauen auf Leipzig oder auf eine andere Stadt Deutschlands gesetzt, wo man den Menschen gerade nicht nach seinem äußern Erscheinen sondern nach seinen Leistungen beurtheilt. Zuvor habe ich schon von so manchem kunstempfänglichen Manne und selbst von Künstlern so manches aufrichtende Wort vernommen, und dieses bestimmte mich dazu, mich auch Ihrem Urtheil zu unterwerfen. Wie man aber eine gewisse Anerkennung nicht leicht erreichen kann, ohne sich nicht selbst auf einem Instrumente auszuzeichnen, so habe ich mir vom Anfange herein das Klavier- und Orgelspiel angelegen sein lassen. Von den Streich-Instrumenten war mir besonders das Violoncell lieb geworden, dem ich mich seit acht Jahren mit aller Kraft und Liebe zugewandt habe; daher ich es in dem Quatuors mehr benutzt habe, als es sonst geschieht. Indessen der Mangel eines guten Instrumente hinderte mich, damit auftreten zu können; aber dieses Hinderniss ist beseitigt, da ich bei meinem Aufenthalte am Rhein in der Pfingstzeit in Bonn ein recht gutes Violoncell aquirirte. Außerdem, daß ich die Werke der ersten Meister des Violoncellspiels studirte, habe ich auch selbst in der letzten Zeit eine Fantasie in Form eines Concertes (Gruß an den Rhein) und ein Air variée für dieses Instrument geschrieben, die ich hier wenigstens mit Clavierbegleitung probirt habe. Beide Werke dürften vielleicht geeignet sein, sie auch anderwärts auszuführen. Gern möchte ich zu meiner eigenen Belehrung und Aufregung vielleicht für den nächsten Winter eine Kunstreise untenehmen. Leipzig würde ich vor Allem besuchen, wenn ich auf Ihre gütige Fürsprache rechnen dürfte, um vielleicht dort die Feuerprobe meiner musikalischen Bildung auszuhalten, um von diesem musikalischen Athen die Weihe zu empfangen, zumal, da ich selbst ein Sachse, ein Thüringer bin. Sie sind der gefeierte Meister unsrer Tage, Ihre Werke haben Ihnen einen Weltenruhm verschafft, und der hohe Werth derselben wird sich für alle Zeiten, so lange noch wahre Musik anerkannt wird, geltend machen. An Sie wende ich mich mit meinem ganzen Hoffen und Streben, und ich bitte Sie, hören Sie ein niedergebeugtes aber doch aufstrebendes Gemüth an, und versagen Sie ihm Ihre Theilnahme, Ihren Rath nicht, der ich, freilich einer Ihrer stillen aber innigen Verehrer, mit der ausgezeichnetsten Hochachtung bin Ew. Wohlgeboren ergebenster G. W. Mackrot, Musiklehrer. Grüne Straße bei Schnabel.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1838-08-27-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1838-08-27-01" xml:id="title_47d35892-232b-4372-8472-5d0b748f0549">Georg Wilhelm Mackrot an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Elberfeld, 27. August 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_1836e352-23c4-4e1a-8050-f17eea886ef8">Ew. Wohlgeboren werden sich kaum noch eines jungen Mannes erinnern, der nicht anders konnte, als sich Ihnen bei Gelegenheit des Musikfestes in Cöln selber vorzustellen, und der, wenn er auch vorher schon den Entschluss dazu</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_8452a976-193d-4336-b0b2-0eee28ec0eb8">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor" xml:id="title_58e2c0df-a1a9-42b3-be1e-bb3ef60790ff">unbekannt</title> <title key="fmb-1838-10-13-01" type="successor" xml:id="title_30ead643-5bd4-42e9-be82-3363fdb39b95">Felix Mendelssohn Bartholdy an Georg Wilhelm Mackrot in Elberfeld; Leipzig, 13. Oktober 1838</title> <author key="PSN0113029">Mackrot, Georg Wilhelm (1811-1850)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113029" resp="writer">Mackrot, Georg Wilhelm (1811-1850)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"></name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_a1013e7b-c4bd-47e5-b7fe-dc9b2e0292f8"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 34/34.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1838-08-27-01" type="letter" xml:id="title_1b1f45a7-4513-42a4-99fc-a259b0fd68e3">Georg Wilhelm Mackrot an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Elberfeld, 27. August 1838</title> <incipit>Ew. Wohlgeboren werden sich kaum noch eines jungen Mannes erinnern, der nicht anders konnte, als sich Ihnen bei Gelegenheit des Musikfestes in Cöln selber vorzustellen, und der, wenn er auch vorher schon den Entschluss dazu</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Georg Wilhelm Mackrot </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="notatedMusic">Georg Wilhelm Mackrot, 12 deutsche Lieder und Gesänge; Zwei Quartette; Klavier-Auszug zum Vater unser (Psalm 1787 von Friedrich Gottlieb Klopstock); Konzert-Fantasie für Violoncello »Gruß an den Rhein«; Air variée für Violoncello und Klavierbegleitung</bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-08-27" xml:id="date_9b1ab31d-df03-4de1-94e8-9f95e2a7cf83">27. August 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113029" resp="author" xml:id="persName_73e4fddb-76e7-4938-8e72-f0e88fa39a55">Mackrot, Georg Wilhelm (1811-1850)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113029" resp="writer">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_7443f947-dfc1-4645-a1d3-7a85b34dfe81"> <settlement key="STM0100108">Elberfeld</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_de54f004-eee0-446c-be9f-3535a79d297a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_8d16ac08-4958-46a0-abb0-b264c7bf796a"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_44f1b226-2755-41e0-aef6-223dc781aa7e"> <docAuthor key="PSN0113029" resp="author" style="hidden">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113029" resp="writer" style="hidden">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</docAuthor> <dateline rend="right">Elberfeld, am <date cert="high" when="1838-08-27" xml:id="date_2e543f33-d42f-49b9-981e-b53c56ccd1b4">27 Aug. 38</date>.</dateline> <salute rend="left">Hochzuverehrender Herr MusikDirector,</salute> <p style="paragraph_without_indent">Ew. Wohlgeboren werden sich kaum noch eines jungen Mannes erinnern, der nicht anders konnte, als sich Ihnen bei Gelegenheit des <placeName xml:id="placeName_c0580aae-70c5-4d61-94cd-6d80767e40c3">Musikfestes<name key="NST0100548" style="hidden" subtype="" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> in <placeName xml:id="placeName_8892d68c-2f20-4bd7-bd85-b8d12a8490f8">Cöln<settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> selber vorzustellen, und der, wenn er auch vorher schon den Entschluss dazu gefasst hatte, durch Ihre persönliche Erscheinung noch mehr dazu ermuthigt wurde. Wie Ihr Geist sich mehr und mehr in die Herzen und in die Finger Ihrer Untergebenen ergoss, wie durch Ihren Zauberstab ein <add place="above">aus<name key="PSN0113029" resp="writers_hand" style="hidden">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</name></add> so verschiedenen Theilen zusammengesetztes Ganze nicht nur zusammenghalten, sondern auch mit Begeisterung für die aufzuführenden Werke erfüllt wurde: – so waren auch für mich jene Tage wahre Fest- und Feiertage, als Triumpfe der Kunst.</p> <p>Wie so mancher Künstler und Musikfreund hat so Ihr Bild mit nach Hause genommen und vereinigt in ihm die Genüsse jener Tage, und wird sich nicht daran erinnern, ohne Ihrer, des leitenden, thätigen Meisters zu gedenken,<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>und um so mehr ist dieß bei mir der Fall, da ich mich ganz in Ihr Wesen hin zu versenken trachtete, der ich in stillem Entzücken mich Ihnen nahte, und von Ihnen mit Freundlichkeit und Theilnahme empfangen wurde. Ich war damals von den geistigen Aufregungen der Kunst so ergriffen, daß ich in meinen Worten nicht ausdrücken konnte, was Ihnen meinen Herz entgegenschlug.; aber es ist Ihnen vielleicht nicht entgangen, – mit welcher Aufmerksamkeit ich jenen Tagen, jenen Genüssen anhing. – Ihnen mag damals manches schöne Wort gesagt worden sein; aber Sie werden die stillen Huldigungen eines fühlenden Künstlergemüths nicht verschmähen. Es giebt Dinge, die man nicht aussprechen sollte, um sie in einer unfähigern Sprache nicht zu entheiligen. Dazu, meine ich, gehört auch die Musik, und solches durch sie auch <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_c1f24837-b907-4b2b-a1f1-15467cab3f35"> <sic resp="writer">eregt</sic> <corr resp="editor">erregt</corr> </choice> und bewegt wird. Unsere Zeit scheint ihr<unclear reason="covering" resp="UT">e</unclear> Mündigkeit gerade darin bezeigen zu wollen, aber ich glaube kaum, daß dieses ein wahrer Künstler gut heißen wird. Mich erfüllt jedes Schöne, und namentlich gute Musik mit hoher Begeisterung. aber wenn ich am glücklichsten war – dann konnte ich nichts sagen – da mochte ich selbst in die Saiten schlagen, und mit Tönen Töne besingen.</p> <p>Als Producte solcher seligen Stunden habe ich dann auch manches Lied gesungen und Manches musikalisch geschr<unclear reason="covering" resp="UT">ie</unclear>ben , wovon Ihnen in Köln eine <title xml:id="title_a2b1124b-615e-4ee6-b2c9-9b350fdd9c01">Sonate für Clavier un<unclear reason="covering" resp="UT">d</unclear> Violoncell<name key="PSN0113029" style="hidden" type="author">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</name><name key="CRT0112156" style="hidden" type="music">Sonate für Clavier und Violoncello</name></title> von mir überreicht wurde. Gern hätte ich dieselbe einmal mit Ihnen gespielt; aber jene Tage nahmen Sie zu sehr in Anspruch, als daß ich mich dieser Gunst hätte erfreuen dürfen, und ich bitte Sie nochmals<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>um Entschuldigung, daß ich Sie noch mit meinen Angelegenheiten belästigte. Indessen erlaubten Sie mir damals, Ihnen vielleicht von hier aus von meinen Compositions-Versuchen etwas mittheilen zu dürfen; verzeihen Sie daher, wenn ich von Ihrer Güte Gebrauch mache und Ihnen hiermit – <title xml:id="title_1dcd08a1-eb92-4c98-9cc9-7e30b1ed06dc">12 deutsche Lieder und Gesänge<name key="PSN0113029" style="hidden" type="author">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</name><name key="CRT0111915" style="hidden" type="music">12 deutsche Lieder und Gesänge</name></title> – <title xml:id="title_7bcfbaa5-c244-4d5d-b37f-9e22da6b9811">zwei Quarttetten<name key="PSN0113029" style="hidden" type="author">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</name><name key="CRT0111916" style="hidden" type="music">Zwei Quartette</name></title> – und den <title xml:id="title_3efa6ce5-82a3-45c5-9e64-7bb33fe06a74">Clavier-Auszug zu einem Vaterunser (<title xml:id="title_16080d78-1e2d-4b0c-a57d-60c3d51cdaa9">Psalm von Klopstock<name key="PSN0112443" style="hidden" type="author">Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724–1803)</name><name key="CRT0111919" style="hidden" type="literature">Psalm (»Um Erden wandeln Monde«)</name></title>)<name key="PSN0113029" style="hidden" type="author">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</name><name key="CRT0111917" style="hidden" type="music">Klavier-Auszug zum Vater unser (Psalm 1787 von Friedrich Gottlieb Klopstock)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_18347860-7946-4f36-970d-a53d09a2fe23" xml:lang="de">und den Clavier-Auszug zu einem Vaterunser (Psalm von Klopstock) – Georg Wilhelm Mackrot, Klavier-Auszug zum Vater unser (Psalm 1787 von Friedrich Gottlieb Klopstock) Vaterunser (Psalm von Klopstock), Friedrich Gottlieb Klopstock, Psalm, 1787. Siehe F. G. Klopstocks Oden und Epigramme. Leipzig: Philipp Reclam jun. 1803, 211-213. </note> zur gütigen Ansicht ergebenst übersende. Gern hätte ich Ihnen so Manches noch beigelegt; aber ich befürchetet, daß es zu viel werden dürfte.</p> <p>Möchten Sie in dem Mitgetheilten mein Streben nicht verkennen, und möchte es vielleicht etwas dazu beitragen, mich Ihrer gütigen Aufmerksamkeit zu erfreuen. Von Ihnen möchte ich wohl ein Urtheil darüber vernehmen, weiter wage ich fast nichts zu bitten; obgleich es für meine äußere Existenz von großen Nutzen sein könnte, wenn Sie vielleicht die Güte hätten, es einem Verleger in <placeName xml:id="placeName_5f406604-a857-4294-bf1d-644bb7f290df">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mitzutheilen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_40686889-2167-408f-adbb-996be969b034" xml:lang="de">einem Verleger in Leipzig mitzutheilen – Über eine diesbezügliche Empfehlung Felix Mendelssohn Bartholdys ist nichts bekannt.</note> der auf meine Compositionen reflectiren wollte, wenn Sie dieselben der Öffentlichkeit für werth halten. Ich habe zwar hier schon einmal den Plan dazu gemacht; aber es stellten sich manche Hindernisse ein, die es mir verleiteten, mich weiter um einen Verleger zu bemühen. Das Vaterunser habe ich hier nicht zu Gehör bringen können, da sich mir Vieles entgegenstellen würde, an einem Orte, wo das musikalische Interesse noch nicht ein so allgemeines geworden ist, um ohne Vorurtheil das Streben eines Anfängers zu würdigen.</p> <p>Ein jeder andere Ort würde vielleicht günstiger für mich sein, und ich habe in kühnen Hoffnungen oft mein Vertrauen auf Leipzig oder auf eine andere Stadt Deutschlands gesetzt, wo man den Menschen gerade nicht nach seinem äußern Erscheinen sondern nach seinen Leistungen beurtheilt. Zuvor habe ich schon von so manchem kunstempfänglichen Manne und selbst von Künstlern so manches aufrichtende Wort vernommen, und dieses bestimmte mich dazu, mich auch Ihrem Urtheil zu unterwerfen.</p> <p>Wie man aber eine gewisse Anerkennung nicht leicht erreichen kann, ohne sich nicht selbst auf einem Instrumente auszuzeichnen, so habe ich mir vom Anfange herein das Klavier- und Orgelspiel angelegen sein lassen. Von den Streich-Instrumenten war mir besonders das Violoncell lieb geworden, dem ich mich seit acht Jahren mit aller Kraft und Liebe zugewandt habe; daher ich es in dem Quatuors<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2606fac1-e716-49b7-81c2-c3aaadaea4df" xml:lang="fr ">Quatuors – frz., Quartett</note> mehr benutzt habe, als es sonst geschieht. Indessen der Mangel eines guten Instrumente hinderte mich, damit auftreten zu können; aber dieses Hinderniss ist beseitigt, da ich bei meinem Aufenthalte am Rhein in der Pfingstzeit in Bonn ein recht gutes Violoncell aquirirte. Außerdem, daß ich die Werke<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>der ersten Meister des Violoncellspiels studirte, habe ich auch selbst in der letzten Zeit eine <title xml:id="title_103f225f-9cb8-4476-bbed-a67e4ea78d26">Fantasie in Form eines Concertes (Gruß an den Rhein)<name key="PSN0113029" style="hidden" type="author">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</name><name key="CRT0111918" style="hidden" type="music">Konzert-Fantasie für Violoncello »Gruß an den Rhein«</name></title> und ein <hi rend="latintype"><title xml:id="title_fd1cc51a-91af-46ef-89dd-c29295564f8c">Air variée<name key="PSN0113029" style="hidden" type="author">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</name><name key="CRT0111920" style="hidden" type="music">Air variée für Violoncello und Klavierbegleitung</name></title></hi> für dieses Instrument geschrieben, die ich hier wenigstens mit Clavierbegleitung probirt habe. Beide Werke dürften vielleicht geeignet sein, sie auch anderwärts auszuführen. Gern möchte ich zu meiner eigenen Belehrung und Aufregung vielleicht für den nächsten Winter eine Kunstreise untenehmen. Leipzig würde ich vor Allem besuchen, wenn ich auf Ihre gütige Fürsprache<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_98499a04-ad7a-4fbe-8289-ddf3fbf42c01" xml:lang="de">auf Ihre gütige Fürsprache – Der mittlerweile verschollene Antwortbrief Felix Mendelssohn Bartholdys (Brief fmb-1838-10-13-01 (Brief Nr. 2103) Felix Mendelssohn Bartholdy an G. W. Mackrot in Elberfeld; Leipzig, 13. Oktober 1838) wird laut Auktionskatalog (Leo Liepmannssohn, Berlin, Auktion 8. März 1886, Nr. 508. – 3 1⁄2 S.) wie folgt beschrieben: »Ein sehr schöner und musikalisch sehr eingehender Brief an einen jungen Musiker (Mackrot in Elberfeld), dem er in wohlwollendster Weise Rathschläge zur Verbesserung seiner an ihn (Mendelssohn) gesandten Compositionen giebt.« </note> rechnen dürfte, um vielleicht dort die Feuerprobe meiner musikalischen Bildung auszuhalten, um von diesem musikalischen Athen die Weihe zu empfangen, zumal, da ich selbst ein Sachse, ein Thüringer bin.</p> <p>Sie sind der gefeierte Meister unsrer Tage, Ihre Werke haben Ihnen einen Weltenruhm verschafft, und der hohe Werth derselben wird sich für alle Zeiten, so lange noch wahre Musik anerkannt wird, geltend machen. An Sie wende ich mich mit meinem ganzen Hoffen und Streben, und ich bitte Sie, hören Sie ein niedergebeugtes aber doch aufstrebendes Gemüth an, und versagen Sie ihm Ihre Theilnahme, Ihren Rath nicht, der ich, freilich einer Ihrer stillen aber innigen Verehrer, mit der ausgezeichnetsten Hochachtung bin </p> <closer rend="left">Ew. Wohlgeboren</closer> <closer rend="right">ergebenster</closer> <signed rend="right">G. W. Mackrot, Musiklehrer.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_36662730-4368-4f20-ab02-c3aa499f403c"> <docAuthor key="PSN0113029" resp="author" style="hidden">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113029" resp="writer" style="hidden">Mackrot, Georg Wilhelm (1811–1850)</docAuthor> <p style="paragraph_right">Grüne Straße bei Schnabel.</p> </div> </body> </text></TEI>