gb-1838-07-25-01
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Horchheim, 25. Juli 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Georg Benjamin Mendelssohn
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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July1838
Du hast ganz recht vermuthet, lieber Felix, daß es uns Freude, und zwar sehr große, machen würde in Italien einen
Was Du über Rom sagst, unterschreib’ ich ganz. Was ist’s aber, daß es einem da so wohl und ruhig wird? Wohl nicht allein die FülleStabilität oder Trägheit danken. Es ist nun die einzige große Stadt in der uns der progrès in Frieden läßt. So ist es uns vergönnt mit gutem Gewißen ohne sonderliche Anstrengung uns von so viel Großen und Schönen erbauen, erheben, belehren zu laßen, und des otii cum dignitate in vollem Maaße zu genießen. Deiner haben wir nun nicht blos an den Stellen gedacht, die Du uns nennst, sondern sind vielfältig an Dich erinnert worden, denn Du stehst noch in sehr gutem Andenken, und wirst sehr verehrt – wenn auch nicht gespielt noch gesungen. Ist ihnen doch Rossini heute schon zu ernsthaft und trocken.
sprachen mit Begeisterung von Dir, und einen treuen Verehrer hast Du anBunsen’s
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mit denen in Neapel gar viel von Dir die Rede war, und auf der Fahrt nachFrank’s
Ischia, die wir mit ihnen machten, nachdem wir sie in
Sorrentgetroffen hatten; – wurden klare Tage, deren Glanz mir um so ferner, um so strahlender leuchtet. – Das junge Ehepaar war überglücklich; es war, denk’ ich, für
FrankZeit er schien mir einen Ansatz zum Schimmeln zu haben, den der colossale feuerfarbne Schnurrbart nicht erfülen konnte. Dem unbeschadet war er mir eine sehr angenehme Begegnung. – Fischverlockende Jachten haben wir täglich aus unsern Fenstern auf
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taLuciaMsind wir, ohne auf Abrathen zu hören, gegangen, haben den Meerbusen von
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sehrwohl getroffen, und sind, wie weiland
Odysseus, von unserm Feinde getreulichst erkannt worden. Einen leider sehr kurzen Besuch haben wir von dem Bruder der lieben Frau Cecile gehabt, der mir ganz besonders gefallen hat; jetzt sind
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bei uns, haben aber leider sehr schlechtes Wetter, was uns jedoch am Ausfahren nicht hinders soll – der Wagen wird erwartet. Deinen Brief über denAlbertine
vielemIntereße gelesen! – Schade daß Ihr nicht wieder herkommen könnt, es waren gar zu anmuthige Tage voriges Jahr. So muß man Euch denn wohl einmal dort aufsuchen! Seid nun von ganzem Herzen gegrüßt, Ihr beiden und H
dazu, unbekannterweise.Wolfgang
Dein BMendelssohn
Horchheim 25t July 1838 Du hast ganz recht vermuthet, lieber Felix, daß es uns Freude, und zwar sehr große, machen würde in Italien einen Brief von Dir zu bekommen. Und das zwar nicht blos weil’s ein Brief aus der Heimat war, auch nicht blos weil er von Dir und ein Zeuge Deines freundlichen Andenkens ist, sondern noch besonders durch den Stempel der heitern, glücklichen, befriedigten Stimmung, der unsichtbar jeder Zeile aufgedrückt ist. Wie erquicklich ist es, wenn aus der Fremde der Blick ins Vaterland schweift, ihn da auf einer so grünen, blüthenreichen Insel ruhn zu lassen, bei zwei, nun drei so lieben Leuten. Den Dritten habt Ihr freilich durch Leiden und Angst erkaufen müßen – doch ich will nicht an vergangene Plage erinnern. Ich freue mich seine Bekanntschaft zu machen. Was Du über Rom sagst, unterschreib’ ich ganz. Was ist’s aber, daß es einem da so wohl und ruhig wird? Wohl nicht allein die Fülle großer Erinnerungen und Kunstschätze. Ich denke, wir müßen der päpstlichen Regierung für ihre Stabilität oder Trägheit danken. Es ist nun die einzige große Stadt in der uns der progrès in Frieden läßt. So ist es uns vergönnt mit gutem Gewißen ohne sonderliche Anstrengung uns von so viel Großen und Schönen erbauen, erheben, belehren zu laßen, und des otii cum dignitate in vollem Maaße zu genießen. Deiner haben wir nun nicht blos an den Stellen gedacht, die Du uns nennst, sondern sind vielfältig an Dich erinnert worden, denn Du stehst noch in sehr gutem Andenken, und wirst sehr verehrt – wenn auch nicht gespielt noch gesungen. Ist ihnen doch Rossini heute schon zu ernsthaft und trocken. Bunsen’s sprachen mit Begeisterung von Dir, und einen treuen Verehrer hast Du an Dr Paolo, einem Sänger aus der Kapelle, der öfter zu uns kam um mit Rosa’n zu singen, die p. p., in einer Musikhandlung ihrem Namen zu Ehren, billigere Bedingungen erhielt. Das will bei einem Italiäner schon was sagen. In Neapel, wo wir Deinen Brief erhielten, haben wir weniger von Dir vernommen; aber freilich warst Du nur kurze Zeit da, und konntest damals, wie mir Paul (nicht Dr Paul) sagt, nur Ein Stück spielen. Doch Frank nicht zu vergeßen, mit dem in Rom, und Frank’s mit denen in Neapel gar viel von Dir die Rede war, und auf der Fahrt nach Ischia, die wir mit ihnen machten, nachdem wir sie in Sorrent getroffen hatten; – wurden klare Tage, deren Glanz mir um so ferner, um so strahlender leuchtet. – Das junge Ehepaar war überglücklich; es war, denk’ ich, für Frank Zeit er schien mir einen Ansatz zum Schimmeln zu haben, den der colossale feuerfarbne Schnurrbart nicht erfülen konnte. Dem unbeschadet war er mir eine sehr angenehme Begegnung. – Fischverlockende Jachten haben wir täglich aus unsern Fenstern auf Sta Lucia geschaut, über den Mt S. Angelo sind wir, ohne auf Abrathen zu hören, gegangen, haben den Meerbusen von Salerno erblickt und Deiner gedacht Ihre und Cäciliens Gesundheit dabei getrunken und es Dir gedank. Doch basta von diesen Wunderdingen ich müßte sonst noch ein Rieß Papier holen laßen, und dir einen Centner Geduld mitsenden. Kurz, wir sind nun wieder hier, haben die Eltern sehr wohl getroffen, und sind, wie weiland Odysseus, von unserm Feinde getreulichst erkannt worden. Einen leider sehr kurzen Besuch haben wir von dem Bruder der lieben Frau Cecile gehabt, der mir ganz besonders gefallen hat; jetzt sind Paul und Albertine bei uns, haben aber leider sehr schlechtes Wetter, was uns jedoch am Ausfahren nicht hinders soll – der Wagen wird erwartet. Deinen Brief über den Großvater hab’ ich mit vielem Intereße gelesen! – Schade daß Ihr nicht wieder herkommen könnt, es waren gar zu anmuthige Tage voriges Jahr. So muß man Euch denn wohl einmal dort aufsuchen! Seid nun von ganzem Herzen gegrüßt, Ihr beiden und H Wolfgang dazu, unbekannterweise. Dein BMendelssohn
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April 1838, Z. 21-29: »namentlich wird das Andenken an Rom mir mit jedem Jahre reizender und lieber; solch ein ernsthafter Eindruck, der doch zugleich so erhebt, ist nur dort zu finden, und wie man im Anfang gar nicht so viel Besondres daran zu rühmen weiß, aber mit jedem Tag des Aufenthalts tiefer eindringt, und deutlicher empfindet wie unvergleichlich dort alles ist, so setzt sichs auch in der Abwesenheit noch fort, und das Bild bleibt immer lebendig. Wenn Du übrigens auf dem monte pincio die Sonne untergehn siehst, oder die Gegend bei Rocca San Stefano mit dem schönen Wald und den Klöstern mal wieder besuchst, so möcht’ ich Du dächtest an mich«.</note> unterschreib’ ich ganz. Was ist’s aber, daß es einem da so wohl und ruhig wird? Wohl nicht allein die Fülle<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>großer Erinnerungen und Kunstschätze. Ich denke, wir müßen der <placeName xml:id="placeName_da08245c-8277-43b7-897f-41ebc8127457">päpstlichen Regierung<name key="NST0104302" style="hidden" subtype="" type="institution">Vatikan</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> für ihre <hi rend="latintype">Stabilität</hi> oder Trägheit danken. Es ist nun die einzige große Stadt in der uns der <hi rend="latintype">progrès</hi> in Frieden läßt. So ist es uns vergönnt mit gutem Gewißen ohne sonderliche Anstrengung uns von so viel Großen und Schönen erbauen, erheben, belehren zu laßen, und des <hi rend="latintype">otii cum dignitate</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1a609492-afa0-4274-b958-a2e0ddf2f215" xml:lang="la ">des otii cum dignitate – lat. otium cum dignitate, Muße mit Würde, wohlverdienter Ruhestand (nach Cicero).</note> in vollem Maaße zu genießen. Deiner haben wir nun nicht blos an den Stellen gedacht, die Du uns nennst, sondern sind vielfältig an Dich erinnert worden, denn Du stehst noch in sehr gutem Andenken, und wirst sehr verehrt – wenn auch nicht gespielt noch gesungen. Ist ihnen doch <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1b0060ff-6894-40b1-8a03-1c4b5451c6cf">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden" type="person">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName></hi> heute schon zu ernsthaft und trocken. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a02d3547-6dc6-46b9-974f-98921994f355">Bunsen’s<name key="PSN0110194" style="hidden" type="person">Bunsen, Familie von → Christian Carl Josias B.</name></persName></hi> sprachen mit Begeisterung von Dir, und einen treuen Verehrer hast Du an <persName xml:id="persName_35add29a-cd4d-42fb-b312-49eec72efddf"><hi rend="latintype">D<hi rend="superscript">r</hi> Paolo</hi><name key="PSN0119210" style="hidden" type="person">Paolo, Dr.</name></persName>, einem Sänger aus der <placeName xml:id="placeName_28c9cbe8-86ae-490a-9c3c-dd2dec3b5bf1">Kapelle<name key="NST0100258" style="hidden" subtype="" type="institution">Cappella Musicale Pontificia »Sistina«</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, der öfter zu uns kam um mit <persName xml:id="persName_25e901fc-d4ae-46a4-8bbd-7264ca9af5c4">Rosa’n<name key="PSN0113237" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Rosamunde Ernestine Pauline (Rosa) (1804-1883)</name></persName> zu singen, die p.p., in einer Musikhandlung ihrem Namen zu Ehren, billigere<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Bedingungen erhielt. Das will bei einem <hi rend="latintype">Italiäner</hi> schon was sagen. In Neapel, wo wir Deinen <title xml:id="title_edf47468-2eff-49f9-881b-a6280f0daf9b">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1838-04-25-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Georg Benjamin Mendelssohn in Neapel; Berlin, 25. 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Angelo</hi> sind wir, ohne auf Abrathen zu hören, gegangen, haben den Meerbusen von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_f759ad3f-11d3-4abe-8cad-38ccae472313">Salerno<settlement key="STM0104304" style="hidden" type="locality">Salerno</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> erblickt und Deiner gedacht Ihre und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9466c4bd-474b-47fb-bbda-e1faaceb4285">Cäciliens<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> Gesundheit dabei getrunken<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>und es Dir gedank. Doch <hi rend="latintype">basta</hi> von diesen Wunderdingen ich müßte sonst noch ein Rieß Papier holen laßen, und dir einen Centner Geduld mitsenden. Kurz, wir sind nun wieder hier, haben die Eltern <hi n="1" rend="underline">sehr</hi> wohl getroffen, und sind, wie weiland <hi rend="latintype">Odysseus</hi>, von unserm Feinde getreulichst erkannt worden. Einen leider sehr kurzen Besuch haben wir von dem Bruder der lieben Frau Cecile gehabt, der mir ganz besonders gefallen hat; jetzt sind <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1ac31665-5c91-4fc8-aed1-5304071d16ae">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f8d66c37-f79c-4529-8877-159420719f65">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName></hi> bei uns, haben aber leider sehr schlechtes Wetter, was uns jedoch am Ausfahren nicht hinders soll – der Wagen wird erwartet. Deinen Brief über den <persName xml:id="persName_7aa58214-077e-450c-94b1-f534ddf2ed27">Großvater<name key="PSN0113232" style="hidden" type="person">Mendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c24d92c4-4c27-41c4-b32a-962b14383242" xml:lang="de">Deinen Brief über den Großvater – Ein Brief Felix Mendelssohn Bartholdys über den gemeinsamen Großvater Moses Mendelssohn ist nicht bekannt. Georg Benjamin Mendelssohn veröffentlichte 1843 Moses Mendelssohns »Gesammelte Schriften«.</note> hab’ ich mit <hi n="1" rend="underline">vielem</hi> Intereße gelesen! – Schade daß Ihr nicht wieder herkommen könnt, es waren gar zu anmuthige Tage voriges Jahr. So muß man Euch denn wohl einmal dort aufsuchen! Seid nun von ganzem Herzen gegrüßt, Ihr beiden und H <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e85b9760-9108-40e6-99ec-af3aca66cbfd">Wolfgang<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName></hi> dazu, unbekannterweise.</p> <signed rend="right"> <hi rend="latintype">Dein BMendelssohn</hi> </signed> </div> </body> </text></TEI>