gb-1838-04-28-02
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Rom, 28. April 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Carl August Dohrn
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn Bartholdy
BerlinNo. 3
Care felicissime
Dein epistolarisches Oelblättchen ohne Essig
habe ich so eben zum Frühstück genossen und beeile mich, Dir darauf zu antiphormiren.Wahrscheinlich hast Du von einem oder dem andern Befreundeten fragmentarisches über meine Kreuzzüge A-Z seit unsrer letzten
Die causa movens, daß ich gegen alle Kleiderordnung die elendste Aspecten auf das Königl Justizministerium aufgab, um mich Hals über Kopf aus dem befahrnen Geleise des Philisteriums in theils romantische theils morastige Holzwege zu stürzen, war (wie Du Dich daran vielleicht noch aus sub rosa Gesprächen erinnerst) ein Riß ins sechste Gebot, vor den ich mich etiam invito patre stellen wollte. Du weißt, wie aus der Lutetia eine totale geworden wäre, hätte nicht Deine freundschaftliche Verwendung und durch diese unseres hochverehrten ultra posse wäre.
Als wir uns an dem Geröhrig der kastalischen Düsselin suspenso und nur die pietas wie gebührend in integrum restituirt. Ich hatte inzwischen zwei Winter hindurch auf einem Hamburger Komtoir mich mit der unreinen Arithmetik bezecht, war zwei Sommer auf das vergnüglichste in Marseille reisen, um gemäß Auftrages der
Lark Falstaffsnoblem Vorgange (nur ethisch reinlicher) die Stunden, Minuten und Secunden zwar nicht nach
cups of sack,
caponsund
wenches in flame-coloured taffetaaber doch nach Ateliers, beethovenschen Sonaten, Promenaden nach
undStockkämmchen
dinerszählten – diese Wochen in
thun mir noch immer wohl. Das war imAranjuez
Junius1834.
Durch die Schweiz befolgte ich ziemlich buchstäblich den mir in mein Taschenbuch von Dir mit Bleistift skizzirten Weg, ging über den col de Balme und den sempio Milano und weiter über
,Parma
,Modena
nachBologna
. Dem DagewesenenFirenze
epitheta ornantiaItaliens, besonders der Weichbilder
undRoma
aufzutischen, wäre eine briefliche Indecenz. Also weiter. ImNapoli
Octoberging ich aus der geliebten
Parthenope(von wo aus
Pestobesucht war in des Botanicus
undRoma
nachCivita vecchia
. Inzwischen hatte eine technische Erfindung inMarseille
dieWien
Marseillerin den Schatten gestellt, ich fand überdies das Eigenthümliche der französischen unerheblich für die
, erreichteToulon
denAlger
Pücklerzusammen, ging im May nach dem Westen der Regentschaft besuchte
,Arzoo
und schiffte mich amMostagànem
nach Spanien ein. AmOran
Quarantaineim Hafen von
zu Ende, amAlmeria
, verließ es amGranada
. UmCadiz
steam packetnach England hinüberzukommen, ich mußte mich eines Kauffahrers bedienen und wir brauchten statt der gewöhnlichen 6-7 Dampftage vom
August
September
zu gehn. Nun sollte ich eigentlich von hier meinen Weg weiterSheerness on shore
trans oceanumfortsetzten, konnte aber der Sehnsucht, die
saltonach
Stettin, war aber am
October
, besuchteLondon
,Birmingham
undManchester
und schiffte mich amLiverpool
November
Goldfinch royal packetnach
ein. Schon am 15 landeten wir inRio de Janeiro
der HauptstadtFunchal
Madeira’s, wo Rosen Veilchen Heliotrop und Fuchsie im Freien blühten, die Bäume voller Orangen hingen und dem Winter ein ewiges Schnippchen geschlagen wird. Am 19 lagen wir in der
Baivon
aufSanta Cruz
Teneriffavor Anker, und am
Rhedevon
nach einer äußerst glücklichen Fahrt von nur 30 Tagen (vonPernambuco
) erreicht. Hier und inFalmouth
verweilten wir ein Paar Tage und segelten am 42 Tage in dieBahia
Baivon
ein. Ich habe nun Brasilien in seiner schönsten aber auch glühendsten Zeit vom December bis zum April gesehen, bin über England nach Hause zurückgekehrt, und werde über dieseRio
varios casusund
discrimina rerumden Haufen unnützer Bücher mit einem neuen vermehren.
Notabenebin ich im Herbst 1836 noch einmal nach
und seit demAdelhaid
c.Vater eines gesunden
Es sind freilich viele Zahlen und Namen, die den Hauptheil diese Briefs ausmachen, indessen hoffe ich, lieber Felix, Du verstehst sattsam diese geographische Ονοματο
Poetik um nicht mit mir über verursachte Langeweile zu hadern.Wenn ich von Romsecundum placitum tuum der kleinen Gabe Bedeutung und Werth verleihen. Sie erinnere Dich freundlich an den tief Verpflichteten. –
meine Verehrung, wenn du so glücklich bist, Ihn zu sprechen! Verliere wenn Du darfst und es die Muse erlaubt einiges Schreiboxime an DeinenHumboldt
semper Augustus.
Deine
praelund
Fugen
28/4/38. Care felicissime Dein epistolarisches Oelblättchen ohne Essig habe ich so eben zum Frühstück genossen und beeile mich, Dir darauf zu antiphormiren. Wahrscheinlich hast Du von einem oder dem andern Befreundeten fragmentarisches über meine Kreuzzüge A-Z seit unsrer letzten Düsseldorfer Begegnung gehört, doch interessirt es Dich wohl, meine seitherige fata ac migrata im Zusammenhange wenn auch nur lapidarisch zu vernehmen. Die causa movens, daß ich gegen alle Kleiderordnung die elendste Aspecten auf das Königl Justizministerium aufgab, um mich Hals über Kopf aus dem befahrnen Geleise des Philisteriums in theils romantische theils morastige Holzwege zu stürzen, war (wie Du Dich daran vielleicht noch aus Pariser und Düsseldorfer sub rosa Gesprächen erinnerst) ein Riß ins sechste Gebot, vor den ich mich etiam invito patre stellen wollte. Du weißt, wie aus der Münchner partialen Finsterniß beinah in der edlen Lutetia eine totale geworden wäre, hätte nicht Deine freundschaftliche Verwendung und durch diese unseres hochverehrten Humboldts Intervention über die gefährliche Spalte eine Noth und Hülf Brücke geschlagen. Welches zu vergessen mir ultra posse wäre. Als wir uns an dem Geröhrig der kastalischen Düssel wiedersahen, war der moralische Punct nach wie vor in suspenso und nur die pietas wie gebührend in integrum restituirt. Ich hatte inzwischen zwei Winter hindurch auf einem Hamburger Komtoir mich mit der unreinen Arithmetik bezecht, war zwei Sommer auf das vergnüglichste in Scandinavien herumgestreift und sollte nunmehr nach Marseille reisen, um gemäß Auftrages der Stettiner Zuckersiederei dort eine angeblich wichtige neue Entdeckung in Augenschein zu nehmen. Da ich die Erlaubnis hatte, vorher über Holland den Rhein hinauf durch die Schweiz und ganz Italien zu reisen, so war niemand bereitwilliger als ich um die olympischen Tage, die mir damals zusammen verlebten, wo wir nach Lark Falstaffs noblem Vorgange (nur ethisch reinlicher) die Stunden, Minuten und Secunden zwar nicht nach cups of sack, capons und wenches in flame-coloured taffeta aber doch nach Ateliers, beethovenschen Sonaten, Promenaden nach Stockkämmchen und Breitenbacher Hofdiners zählten – diese Wochen in Aranjuez thun mir noch immer wohl. Das war im Junius 1834. Durch die Schweiz befolgte ich ziemlich buchstäblich den mir in mein Taschenbuch von Dir mit Bleistift skizzirten Weg, ging über den col de Balme und den sempione nach Milano und weiter über Parma, Modena, Bologna nach Firenze. Dem Dagewesenen epitheta ornantia Italiens, besonders der Weichbilder Roma und Napoli aufzutischen, wäre eine briefliche Indecenz. Also weiter. Im October ging ich aus der geliebten Parthenope (von wo aus Pesto besucht war in des Botanicus Link jovialer Gesellschaft) über Roma und Civita vecchia nach Marseille. Inzwischen hatte eine technische Erfindung in Wien die Marseiller in den Schatten gestellt, ich fand überdies das Eigenthümliche der französischen unerheblich für die Stettiner Localverhältnisse und beschloß unter solchen Umständen, mir nunmehr zur Instruction die weitere Ausdehnung der Reise zu gestatten die väterliche Erlaubniß (vielleicht in der verzeihlichen Hoffnung meine vergönten Pläne würden durch Zeit und Raum an Intensität einbüßen) ging willkommnermaßen ein, und im Frühling 1835 ging ich an Bord eines Dampfbootes in Toulon, erreichte Alger den 14 Maerz, traf dort mit Pückler zusammen, ging im May nach dem Westen der Regentschaft besuchte Arzoo, Mostagànem und schiffte mich am 5. Juni in Oran nach Spanien ein. Am 15. Juni war die Quarantaine im Hafen von Almeria zu Ende, am 25 betrat ich Granada, verließ es am 22 Juli uns schiffte mich am 29 zu Malta ein, passirte die Säulen des Hercules und verlebte, einschließlich eines Ausfluges nach Sevilla eine schweißtreibende Decade in Cadiz. Um von hier aus mit dem steam packet nach England hinüberzukommen, ich mußte mich eines Kauffahrers bedienen und wir brauchten statt der gewöhnlichen 6-7 Dampftage vom 16 August bis zum 12 September um in Sheerness on shore zu gehn. Nun sollte ich eigentlich von hier meinen Weg weiter trans oceanum fortsetzten, konnte aber der Sehnsucht, die Meinigen auf ein Paar Tage mindestens wieder zu haben, nicht Herr werden, und machte einen Dampf- und Eilwagen salto nach Stettin, war aber am 13 October schon wieder in London, besuchte Birmingham, Manchester und Liverpool und schiffte mich am 7 November an Bord des Goldfinch royal packet nach Rio de Janeiro ein. Schon am 15 landeten wir in Funchal der Hauptstadt Madeira’s, wo Rosen Veilchen Heliotrop und Fuchsie im Freien blühten, die Bäume voller Orangen hingen und dem Winter ein ewiges Schnippchen geschlagen wird. Am 19 lagen wir in der Bai von Santa Cruz auf Teneriffa vor Anker, und am 6 Dezember hatten wir die Rhede von Pernambuco nach einer äußerst glücklichen Fahrt von nur 30 Tagen (von Falmouth) erreicht. Hier und in Bahia verweilten wir ein Paar Tage und segelten am 42 Tage in die Bai von Rio ein. Ich habe nun Brasilien in seiner schönsten aber auch glühendsten Zeit vom December bis zum April gesehen, bin über England nach Hause zurückgekehrt, und werde über diese varios casus und discrimina rerum den Haufen unnützer Bücher mit einem neuen vermehren. Notabene bin ich im Herbst 1836 noch einmal nach Rom gewesen und habe von dort aus und mit dem Beistande meiner nie genug zu verehrenden Mutter endlich des Vater Sinn geändert, bin seit vorigem Sommer glücklicher Gatte meiner lieben Adelhaid und seit dem zweiten Ostertage c. Vater eines gesunden Knäbleins. Es sind freilich viele Zahlen und Namen, die den Hauptheil diese Briefs ausmachen, indessen hoffe ich, lieber Felix, Du verstehst sattsam diese geographische Ονοματο Poetik um nicht mit mir über verursachte Langeweile zu hadern. Wenn ich von Rom die beifolgende Camee für Deine liebenswerthe HausEhre mitgebracht habe, so hoffe ich, Du wirst durch eine zierliche Fassung secundum placitum tuum der kleinen Gabe Bedeutung und Werth verleihen. Sie erinnere Dich freundlich an den tief Verpflichteten. – Unserm Humboldt meine Verehrung, wenn du so glücklich bist, Ihn zu sprechen! Verliere wenn Du darfst und es die Muse erlaubt einiges Schreiboxime an Deinen semper Augustus. Deine prael und Fugen gefallen mir wirklich sehr
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Du weißt, wie aus der <placeName xml:id="placeName_dcd86af0-0357-4314-8035-bea5871ddfbb">Münchner<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> partialen Finsterniß beinah in der edlen <hi rend="latintype">Lutetia</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3bbda118-63a5-48b2-974c-a52bb46b1d0d" xml:lang="la ">Lutetia – lat., der antike Name von Paris.</note> eine totale geworden wäre, hätte nicht Deine freundschaftliche Verwendung und durch diese unseres hochverehrten <persName xml:id="persName_4c11f43e-2cc9-49a8-995d-494fd8897b07">Humboldts<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> Intervention über die gefährliche Spalte eine Noth und Hülf Brücke geschlagen. Welches zu vergessen mir <hi rend="latintype">ultra posse</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_dc4aa3d1-e193-4880-aa71-d3895c9e8203" xml:lang="la ">ultra posse – lat., unmöglich.</note> wäre.</p> <p>Als wir uns an dem Geröhrig der kastalischen Düssel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0bc4945a-85a3-4abe-9f28-97fe4fef925a" xml:lang="de"> kastalischen Düssel – Persiflage auf den Wohnsitz der antiken Musen auf dem dem Apollon geweihten Parnass oberhalb von Delphi, bei der kastalischen Quelle, deren Wasser Begeisterung und Dichtergabe verleihen sollte.</note> wiedersahen, war der moralische Punct nach wie vor <hi rend="latintype">in suspenso</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_361b8798-776b-4850-bff0-21870ab4d300" xml:lang="la ">in suspenso – lat., in Ungewissheit.</note> und nur die <hi rend="latintype">pietas</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_570e636f-7deb-4eff-a910-279ffb55eac7" xml:lang="la ">pietas – lat., Frömmigkeit.</note> wie gebührend <hi rend="latintype">in integrum</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_dd7e2268-bb7b-4b2a-8107-0b7b84d1dcad" xml:lang="la ">in integrum – lat., ins Recht.</note> restituirt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_38277d89-6288-44a3-bdf3-6cfd82f5da2c" xml:lang="de">in integrum restituiert – in seine Rechte eingesetzt. </note> Ich hatte inzwischen zwei Winter hindurch auf einem Hamburger <hi rend="latintype">Komtoir</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_85eff396-c2ab-4a6e-a595-2ce1d4f551d2" xml:lang="de">Komtoir – frz. Comptoir, Schreibstube.</note> mich mit der unreinen Arithmetik bezecht, war zwei Sommer auf das vergnüglichste in <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_ce4d14f8-2e35-4a9e-bcdd-8ac94e8d55d0"><sic resp="writer">Scandinavien</sic><corr resp="editor">Skandinavien</corr></choice> herumgestreift und sollte nunmehr nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_7eb908a9-1a02-46ce-a768-eb32051992ba">Marseille<settlement key="STM0103901" style="hidden" type="locality">Marseille</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi> reisen, um gemäß Auftrages der <placeName xml:id="placeName_b2010b67-cd64-409d-b60a-b542b0edd0fb">Stettiner<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Zuckersiederei<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9ecab33a-88c1-46a2-9911-98cafff7105f" xml:lang="de">Stettiner Zuckersiederei – das Unternehmen der Familie Dohrn.</note> dort eine angeblich wichtige neue Entdeckung in Augenschein zu nehmen.<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Da ich die Erlaubnis hatte, vorher über Holland den Rhein hinauf durch die Schweiz und ganz Italien zu reisen, so war niemand bereitwilliger als ich um die olympischen Tage, die mir damals zusammen verlebten, wo wir nach <hi rend="latintype">Lark Falstaffs</hi> noblem Vorgange (nur ethisch reinlicher) die Stunden, Minuten und Secunden zwar nicht nach <hi rend="latintype">cups of sack</hi>, <hi rend="latintype">capons</hi> und <hi rend="latintype">wenches in flame-coloured taffeta</hi> aber doch nach Ateliers, beethovenschen Sonaten, Promenaden nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_6dd40441-2e7f-496e-aa3d-46e0b9725850">Stockkämmchen<name key="NST0100343" style="hidden" subtype="" type="institution">Stockkämpchen (Lokal)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> und <placeName xml:id="placeName_f398238b-5c24-4dd1-961b-8853a336f5e5">Breitenbacher Hof<name key="NST0100309" style="hidden" subtype="" type="institution">Breidenbacher Hof (Hotel)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><hi rend="latintype">diners</hi> zählten – diese Wochen in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_64e789f0-090d-4752-88bc-9b57b4373d55">Aranjuez<settlement key="STM0103902" style="hidden" type="locality">Aranjuez</settlement><country style="hidden">Spanien</country></placeName></hi> thun mir noch immer wohl. Das war im <hi rend="latintype">Junius</hi> 1834.</p> <p>Durch die Schweiz befolgte ich ziemlich buchstäblich den mir in mein Taschenbuch von Dir mit Bleistift skizzirten Weg, ging über den <hi rend="latintype">col de Balme</hi> und den sempio<unclear reason="covering" resp="UT">ne</unclear> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_f5f31746-e750-4987-a920-4256420d2518">Milano<settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> und weiter über <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_e851e917-f13c-44dd-b579-ad0d981e50aa">Parma<settlement key="STM0103904" style="hidden" type="locality">Parma</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi>, <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_85afc664-c6ba-4857-b10e-0b849b5822e6">Modena<settlement key="STM0103905" style="hidden" type="locality">Modena</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi>, <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_3b6ce862-e59d-410f-bab3-b5e2c0d3b5b0">Bologna<settlement key="STM0103906" style="hidden" type="locality">Bologna</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_daac27cd-34ce-43e6-9a32-28033633d197">Firenze<settlement key="STM0100174" style="hidden" type="locality">Florenz</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi>. Dem Dagewesenen <hi rend="latintype">epitheta ornantia</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_cb7e3f78-0244-4e71-8a1c-52691ea88780" xml:lang="la ">epitheta ornantia – griech. / lat., schmückende Hinzufügungen.</note> Italiens, besonders der Weichbilder<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_318961e6-9008-48e4-843f-77d8457040ee" xml:lang="de">Weichbilder – Erscheinungsbilder eines Ortes.</note> <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_2c348ff5-c005-48ad-8a42-1396e52e78b8">Roma<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> und <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_eb9068fc-4df3-4704-96ba-95f0a212ac10">Napoli<settlement key="STM0100178" style="hidden" type="locality">Neapel</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> aufzutischen, wäre eine briefliche Indecenz.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_945b8824-103c-4362-bbdb-4cf986297ce8" xml:lang="de">Indecenz – Unschicklichkeit.</note> Also weiter. Im <hi rend="latintype">October</hi> ging ich aus der geliebten <hi rend="latintype">Parthenope</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_41f61ce2-c617-40af-8fa3-34dc4a2988f5" xml:lang="de">Parthenope – Parthenope (auch Paläopolis) war der Name einer antiken griechischen Stadt, die sich im Gebiet der heutigen Stadt Neapel befand. Der Name Parthenope kommt aus der griechischen Mythologie, genauer von der griechischen Sirene Parthenope, die an der Küste der Stadt an Land gespült worden sein soll.</note> (von wo aus <hi rend="latintype">Pesto</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f1216b15-4a2c-4a55-9bd1-0fd69a73aef5" xml:lang="de">Pesto – Paestum (Pesto) ist eine antike Ruinenstätte in der Region Kampanien in der Provinz Salerno in Italien.</note> besucht war in des Botanicus <persName xml:id="persName_cf0a4071-58d3-417f-9394-99e6d5e3c8c0">Link<name key="PSN0112875" style="hidden" type="person">Link, Heinrich Friedrich (1767-1851)</name></persName> jovialer Gesellschaft) über <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_07faab95-62e9-4e31-b4e5-dda8c7ea0d40">Roma<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> und <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_4ffef00d-f9f5-48eb-9516-9a7e917eb6a6">Civita vecchia<settlement key="STM0103908" style="hidden" type="locality">Civitavecchia</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_74b6c4f3-f9dc-42fa-852a-89e46395c66d">Marseille<settlement key="STM0103901" style="hidden" type="locality">Marseille</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi>. Inzwischen hatte eine technische Erfindung in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_09046578-d77b-4de7-875f-1c5b048df328">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName></hi> die <hi rend="latintype">Marseiller</hi> in den Schatten gestellt, ich fand überdies das Eigenthümliche der französischen unerheblich für die <placeName xml:id="placeName_7353b4ed-7c04-47b7-b344-7a01307ca8bb">Stettiner<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Localverhältnisse und be<unclear reason="covering" resp="UT">schloß</unclear> unter solchen Umständen, mir nunmehr zur Instruction die weitere Ausdehnung der Reise zu gestatten die väterliche Erlaubniß (vielleicht in der verzeihlichen Hoffnung meine vergönten Pläne würden durch Zeit und Raum an Intensität einbüßen) g<unclear reason="covering" resp="UT">ing</unclear> willkommnermaßen ein, und im Frühling 1835 ging ich an Bord eines Dampfboote<unclear reason="covering" resp="UT">s</unclear> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_6679dc0b-f4f8-4628-ad1c-32eb53b4202d">Toulon<settlement key="STM0103909" style="hidden" type="locality">Toulon</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, erreichte <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_cbef14e5-5975-4629-9906-9a936431a4f1">Alger<settlement key="STM0103910" style="hidden" type="locality">Algier</settlement><country style="hidden">Algerien</country></placeName></hi> den <date cert="high" when="1838-03-14" xml:id="date_2e7403ff-f045-4cf1-bd5c-1e4547b13c25">14 Maerz</date>, traf dort mit <hi rend="latintype">Pückler</hi> zusammen, ging im May nach dem Westen der Regentschaft besuchte <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_a4265483-9486-44e1-9c83-73237916dc7c">Arzoo<settlement key="STM0103912" style="hidden" type="locality">Arzew</settlement><country style="hidden">Algerien</country></placeName></hi>, <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_442db0b0-87e3-42b2-8daa-3d1e2ef37151">Mostagànem<settlement key="STM0103911" style="hidden" type="locality">Mostaganem</settlement><country style="hidden">Algerien</country></placeName></hi> und schiffte mich am <date cert="high" when="1835-06-05" xml:id="date_3aca8566-4254-4f26-90fc-42999262fd45">5. Juni</date> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_bfc59164-5af4-4e7c-a2a0-a88155b375b9">Oran<settlement key="STM0103913" style="hidden" type="locality">Oran</settlement><country style="hidden">Algerien</country></placeName></hi> nach Spanien ein. Am <date cert="high" when="1835-06-15" xml:id="date_2091446a-b2e1-46b8-8996-e8e7649e3f28">15. Juni</date> war die <hi rend="latintype">Quarantaine</hi> im Hafen von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_49071c4b-2b2b-4064-8590-814d11e971cb">Almeria<settlement key="STM0103915" style="hidden" type="locality">Almeria</settlement><country style="hidden">Spanien</country></placeName></hi> zu Ende, am <date cert="high" when="1835-06-25" xml:id="date_feb00073-7f76-44a7-a64d-7af8c964b306">25</date> betrat ich <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_0c58c286-a256-4142-8e6f-bc034f9668ef">Granada<settlement key="STM0103914" style="hidden" type="locality">Granada</settlement><country style="hidden">Spanien</country></placeName></hi>, verließ es am <date cert="high" when="1835-07-22" xml:id="date_8d5a586c-e424-455d-a74e-60abe4136a70">22 Juli</date> uns schiffte mich am <date cert="high" when="1835-07-29" xml:id="date_8878d833-1c10-418b-8b13-e658e2409af2">29</date> zu Ma<unclear reason="covering" resp="UT">lta</unclear> ein, passirte die Säulen des Hercules und verlebte, einschließlich eines Ausfluges nach <placeName xml:id="placeName_cebb4a34-0c7b-4ced-bc58-270995099eef">Sevil<unclear reason="covering" resp="UT">la</unclear><seg type="pagebreak"></seg><settlement key="STM0103916" style="hidden" type="locality">Sevilla</settlement><country style="hidden">Spanien</country></placeName><seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>eine schweißtreibende Decade in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_75a69e9f-3aa3-4d9c-9934-0497b9392adf">Cadiz<settlement key="STM0103917" style="hidden" type="locality">Cádiz</settlement><country style="hidden">Spanien</country></placeName></hi>. Um <gap quantity="4" reason="covering" unit="words"></gap> <unclear reason="covering" resp="UT">von</unclear> hier aus mit dem <hi rend="latintype">steam packet</hi> nach England hinüberzukommen, ich mußte mich eines Kauffahrers bedienen und wir brauchten statt der gewöhnlichen 6-7 Dampftage vom <date cert="high" when="1835-08-16" xml:id="date_905bb51d-ffa8-48fa-9e29-7340757d28ad">16 <hi rend="latintype">August</hi></date> bis zum <date cert="high" when="1835-09-12" xml:id="date_ea5f62bf-3227-4518-8b5a-0689686cd858">12 <hi rend="latintype">September</hi></date> um in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_84f166f9-9627-4cd4-8023-26db4f675a06">Sheerness<settlement key="STM0103918" style="hidden" type="locality">Sheerness</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> on shore</hi> zu gehn. Nun sollte ich eigentlich von hier meinen Weg weiter <hi rend="latintype">trans oceanum</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d06eec5a-61db-4818-b947-0beabbe9c07d" xml:lang="la ">trans oceanum – lat., jenseits des Ozeans.</note> fortsetzten, konnte aber der Sehnsucht, die <persName xml:id="persName_626aeb12-74ed-404a-a4bb-4cd9a78ce8fa">Meinigen<name key="PSN0110688" style="hidden" type="person">Dohrn, Familie von → Carl August D.</name></persName> auf ein Paar Tage mindestens wieder zu haben, nicht Herr werden, und machte einen Dampf- und Eilwagen <hi rend="latintype">salto</hi> nach <hi rend="latintype">Stettin</hi>, war aber am <date cert="high" when="1835-10-13" xml:id="date_643b23f1-8c73-418a-9f1f-37dc1b99ccb6">13 <hi rend="latintype">October</hi></date> schon wieder in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_08483ba6-86be-4aad-b342-bc98924ea6d0">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>, besuchte <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_32c48a9e-510b-4763-ad8e-9ffc3ab2cc8c">Birmingham<settlement key="STM0100323" style="hidden" type="locality">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>, <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_36f1daac-db00-4f19-9d39-3cff284f6745">Manchester<settlement key="STM0100186" style="hidden" type="locality">Manchester</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> und <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_aa2bb8d5-6357-48f1-821b-54de6cc24aff">Liverpool<settlement key="STM0100512" style="hidden" type="locality">Liverpool</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> und schiffte mich am <date cert="high" when="1835-11-07" xml:id="date_34742787-b366-4379-8910-bfe63873bb76">7 <hi rend="latintype">November</hi></date> an Bord des <hi rend="latintype">Goldfinch royal packet</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c91396c0-ed7d-4c03-bea5-b8d2f36f309a" xml:lang="en">Goldfinch royal packet – ein 1808 vom Stapel gelaufenes Schiff der Cherokee-Klasse mit sechs Kanonen, 1838 zum Paketschiff umgebaut.</note> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_9eef9d9c-046c-493d-8719-721920ff234d">Rio de Janeiro<settlement key="STM0103919" style="hidden" type="locality">Rio de Janeiro</settlement><country style="hidden">Brasilien</country></placeName></hi> ein. Schon am 15 landeten wir in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_c3aee301-84e4-473f-b380-479c0884573c">Funchal<settlement key="STM0103920" style="hidden" type="locality">Funchal</settlement><country style="hidden">Portugal</country></placeName></hi> der Hauptstadt <hi rend="latintype">Madeira’s</hi>, wo Rosen Veilchen Heliotrop und Fuchsie im Freien blühten, die Bäume voller Orangen hingen und dem Winter ein ewiges Schnippchen geschlagen wird. Am 19 lagen wir in der <hi rend="latintype">Bai</hi> von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_5b5a3c0d-5f92-428c-8636-2d265d611e60">Santa Cruz<settlement key="STM0103921" style="hidden" type="locality">Santa Cruz de Tenerife</settlement><country style="hidden">Spanien</country></placeName></hi> auf <hi rend="latintype">Teneriffa</hi> vor Anker, und am <date cert="high" when="1835-12-06" xml:id="date_46969eca-1867-46d5-b96a-18502148e6e9">6 Dezember</date> hatten wir die <hi rend="latintype">Rhede</hi> von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_6bb29988-43bc-4162-aef5-4883be2b210f">Pernambuco<settlement key="STM0103922" style="hidden" type="locality">Pernambuco</settlement><country style="hidden">Brasilien</country></placeName></hi> nach einer äußerst glücklichen Fahrt von nur 30 Tagen (von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_b35d9042-efea-4f22-ba0c-fed0334a301c">Falmouth<settlement key="STM0103923" style="hidden" type="locality">Falmouth</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>) erreicht. Hier und in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_5ced2644-719b-4645-8ad0-abd3f26e4275">Bahia<settlement key="STM0103924" style="hidden" type="locality">Bahia (Salvador da Bahia)</settlement><country style="hidden">Brasilien</country></placeName></hi> verweilten wir ein Paar Tage und segelten am 42 Tage in die <hi rend="latintype">Bai</hi> von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_d7f1e7a1-008b-464e-b916-a3eb16a7e236">Rio<settlement key="STM0103919" style="hidden" type="locality">Rio de Janeiro</settlement><country style="hidden">Brasilien</country></placeName></hi> ein. Ich habe nun Brasilien in seiner schönsten aber auch glühendsten Zeit vom December bis zum April gesehen, bin über England nach Hause zurückgekehrt, und werde über diese <hi rend="latintype">varios casus</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_af4805c1-6ab9-4674-83b5-b633d64ab95c" xml:lang="la ">varios casus – lat., verschiedene Abenteuer.</note> und <hi rend="latintype">discrimina rerum</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a1a59325-428d-424c-a6d9-1c10109570a0" xml:lang="la ">discrimina rerum – lat., Gefahren.</note> den Haufen unnützer Bücher mit einem neuen vermehren. <hi rend="latintype">Notabene</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_22acb92d-ee80-44cc-9caa-854b64af693a" xml:lang="la ">Notabene – lat. nota bene, übrigens.</note> bin ich im Herbst 1836 noch einmal nach <placeName xml:id="placeName_71cf6986-c65b-460f-ac6a-3439260f5ca9">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> gewesen und habe von dort aus und mit dem Beistande meiner nie genug zu verehrenden <persName xml:id="persName_60985e9f-a33b-41e6-a577-4536cc512e49">Mutter<name key="PSN0120820" style="hidden" type="person">Dohrn, verw. Toussaint, Louise (1768-?)</name></persName> endlich des <persName xml:id="persName_75002628-7600-4252-a1d5-f85ace42c747">Vater<name key="PSN0110692" style="hidden" type="person">Dohrn, Heinrich (1769-1852)</name></persName> Sinn geändert, bin seit vorigem Sommer glücklicher Gatte meiner lieben <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ac03e673-6bdc-474f-b94c-125e356ce8d7">Adelhaid<name key="PSN0110689" style="hidden" type="person">Dohrn, Adelheid Amalie Wilhelmine Christiane (1803-1883)</name></persName></hi> und seit dem <date cert="high" when="1838-04-16" xml:id="date_315c9d64-6434-43c6-9c32-c1e12e68c562">zweiten Ostertage</date> <hi rend="latintype">c.</hi> Vater eines gesunden <persName xml:id="persName_73c8a80d-2196-4033-864f-50e6da32aa66">Knäbleins<name key="PSN0110693" style="hidden" type="person">Dohrn, Heinrich Wolfgang Ludwig (1838-1913)</name></persName>.</p> <p>Es sind freilich viele Zahlen und Namen, die den Hauptheil diese Briefs ausmachen, indessen hoffe ich, lieber Felix, Du verstehst sattsam diese geographische Ονοματο<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_78b7534c-4a5f-45ba-9162-6b89627f08b7" xml:lang="grc ">Ονοματο – altgriech. ὄνομα, Name.</note> Poetik<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_59da1da2-e8f6-41e1-80cf-1e10043dcffa" xml:lang="de">ονοματο Poetik – altgriech. ὄνομα, Name: Onomatopoesie, Lautmalerei.</note> um nicht mit mir über verursachte Langeweile zu hadern. </p> <p>Wenn ich von <placeName xml:id="placeName_7f301735-1a75-4a5f-9afa-1663b92eb8ea"><hi rend="latintype">Rom</hi><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> die beifolgende Camee<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1f96d02f-eaa3-45c3-9134-45465e2fc3e2" xml:lang="de">Camee – frz. Camée, Bezeichnung für eine Gravur, ein Relief auf einem Schmuckstein.</note> für Deine liebenswerthe <persName xml:id="persName_44d0262d-7d52-4396-9319-6e6a53d92b69">HausEhre<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> mitgebracht habe, so hoffe ich, Du wirst durch eine zierliche Fassung <hi rend="latintype">secundum placitum tuum</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_40c9106e-b6fe-4420-a253-0086a05a9460" xml:lang="la ">secundum placitum tuum – lat., nach Lust und Laune.</note> der kleinen Gabe Bedeutung und Werth verleihen. Sie erinnere Dich freundlich an den tief Verpflichteten. – </p> <closer rend="left">Unserm <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1f00b810-bb3a-4e9b-b9ef-b6b90585732b">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName></hi> meine Verehrung, wenn du so glücklich bist, Ihn zu sprechen! Verliere wenn Du darfst und es die Muse erlaubt einiges Schreiboxime<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0b413eb7-da77-4c7b-ab73-b97c2210f0bc" xml:lang="de">Schreiboxime – sinngemäß: kurze, prägnate Ausführungen, abgeleitet von griech. oξύς (oxys), spitz, scharf, heftig, fein.</note> an Deinen </closer> <signed rend="right"><hi rend="latintype">semper Augustus</hi>.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_0f43cabf-8830-48db-8c68-806648fab697"> <docAuthor key="PSN0110691" resp="author" style="hidden">Dohrn, Carl August (1806–1892)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110691" resp="writer" style="hidden">Dohrn, Carl August (1806–1892)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Deine <title xml:id="title_e293140d-9b62-4296-b259-a5e41c17b3e7"><hi rend="latintype">prael</hi> und <hi rend="latintype">Fugen</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_i9kruqmh-phvz-oypo-5tiq-1yds56r5almh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100630" style="hidden">Sechs Präludien und Fugen für Klavier, 1837; enthält MWV U 116 und U 66, U 129 und U 105, U 131 und U 91, U 122 und U 108, U 126 und U 106, U 135 und U 128<idno type="MWV">SD 14</idno><idno type="op">35</idno></name></title> <gap quantity="4" reason="paper_destruction" unit="words"></gap> <add resp="UT" type="editors_addition">gefallen mir wirklich sehr</add><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_00358732-d9ce-43e8-a591-7ef338b4aa4f" xml:lang="de">Die letzten vier aufgrund von Papierzerstörung fehlenden Worte wurden auf der Basis von Felix Mendelssohn Bartholdys Antwortbrief ergänzt. Siehe Brief fmb-1838-05-07-01 (Brief Nr. 2008) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl August Dohrn in Braunschweig, Berlin, 7. Mai 1838, Z. 44 f.</note> </p> </div> </body> </text></TEI>