]> Brief: gb-1838-03-02-01

gb-1838-03-02-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 2. März 1838 Mit allergrößter Freude lese ich Deine frohen Berichte, liebster Sohn! denn wenn ich ängstliche Besorgniße und schreckhafte Phantasie für das Uebel habe, so genieße ich auch die lebhafteste Freude in der Ruhe und für das Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 28. Februar 1838 Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 11. März 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 33/78. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 2. März 1838 Mit allergrößter Freude lese ich Deine frohen Berichte, liebster Sohn! denn wenn ich ängstliche Besorgniße und schreckhafte Phantasie für das Uebel habe, so genieße ich auch die lebhafteste Freude in der Ruhe und für das

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

2. März 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 2 März 1838

Mit allergrößter Freude lese ich Deine frohen Berichte, liebster Sohn! denn wenn ich ängstliche Besorgniße und schreckhafte Phantasie für das Uebel habe, so genieße ich auch die lebhafteste Freude in der Ruhe und für das Glück meiner Lieben. Laß nur CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) sich möglichst pflegen und schonen, sehr wenig Freunde sehen, gar keine honneurs machen und vorläufig eine recht schlechte Hausfrau sein, d. h. sich um die horreurs du ménage,horreurs du ménage – frz., die Schrecken des Haushalts. wozu ich stark die des blanchissageblanchissage – frz., Wäsche. rechne, schlechterdings nicht bekümmern. Unter 6 Wochen darf sie kein frisch gewaschenes Stück Zeug in die Hand nehmen, ja, den Geruch davon nicht einathmen: wenn es mit denjenigen Sachen, mit welchen man nicht lange genug auskommen kann, der Fall sein muß, so kann es nur sehr durchwärmt und durchräuchert geschehen; hier läßt man auch wohl die Ehemänner das Hemd oder den Ueberzug, welche der Wöchnerin erlaubt werden, den Abend vorher mit ins Bett nehmen, um durch die menschliche Wärme jede Spur feuchter Ausdünstung zu vertilgen. Probatum est!Probatum est – lat., Es ist bewiesen. ich hoffe, wenn ich die Vorsicht predige, wirst Du mir mehr glauben, als wenn ich gegen Deine Lieblinge, Aerzte und ihr Gebräu, eifere. Eine Wärterin, welche nicht Schirme, Decken, Vorhänge gegen eine feuchte Wand angewendet, oder das Bett nicht mitten in die Stube gerückt, würde von Hofrath HaukHauck, Georg Gustav Philipp (1783-1848) unbarmherzig fortgejagt werden und außer Brod kommen; das ist eine unverzeihlicheMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Nachläßigkeit. Folge mir, und laß sie die 6 Wochen noch ganz vorsichtig leben, auch wenn sie sich stark fühlt und glaubt. Ich hege auch einige Besorgniße wegen der so früh vorzunehmenden Taufe, besonders wenn Ihr eine Art fête damit verbinden wollt: das sind wieder agitations de corps et d’ésprit,agitations de corps et d’ésprit – frz., körperliche und geistige Aufregung. und wenn man daran auch äußerlich Meisterin wird, so wirkt es auf die |2| Nerven und auf die Milch der Nährenden. Es ist daher gut, daß PaulsMendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy nicht bei Euch wohnen; noch beßer aber, könntet Ihr die Ceremonie ein paar Wochen später machen; dann würde Cécile mit ausfahren und sich freier bewegen können; das Wetter will sich ohnehin nicht frühlingsmäßig gestalten, obschon wir der furchtbaren Kälte nun überhoben sind. Heut ist wieder ein trüber Tag; gestern und vorgestern schien die Sonne herrlich und wir spatzirten auf der trockenen Hofseite, während SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898), WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) und Gärtners JeanClément, Jean François (1832-1895), jeder mit einem Besen bewaffnet, das geschmolzene Eis aus den Rinnen wegfegten. Es war ein gar zu niedlicher Anblick, die kleinen Männchen waren sehr eifrig; Seb. stellt sich zu jeder körperlichen Arbeit sehr geschickt an, Walter amusirt durch seine Schwerfälligkeit, und Jean, früh an Hülfsleistung gewöhnt, ist wie ein wahrhafter Tagelöhner en miniature. Neulich kam ein großes und 3 kleine Mädchen auf den Hof, und machten Musik auf BlasInstrumenten; das eine Kind war etwa 5 Jahr und ihr Waldhorn so groß als sie selbst, da sagte Seb. ganz gerührt, ach wenn ich doch reich wäre, ich nähme das Kind an und ließe es erziehen!“ – ein feiner Knabe, voll Empfindung und Lebhaftigkeit. Mde. Dir. la mèreDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) neckt ihren Sohn oft über seine WVunderlichkeiten, und als er einmal etwas darüber auffuhr, sagte ihm Walter: „ei, das schickt sich gar nicht, daß ein Sohn so zu seiner Mutter spricht!“ – Es sind geborne Aufpaßer: Walter besonders, thut als ob er auf nichts achtete, und zuweilen bringt er das Gehörte, Monate nachher wieder an. Wenn Dein SöhnchenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) erst spricht, mußt Du auch aufschreiben, was er Niedliches sagt; man vergißt dergl. mit der Zeit und es macht auch später in der Erinnerung noch Freude. Dein kleiner Namens- und Cécilens GeburtstagsbruderDirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838) läßt sich durch nichts so prompt beschwichtigen, als |3| durch Singen; ich suche alle schönen Melodeyen jetzt für die 2te Generation hervor.

Du weißt, daß Dein ehemaliger Liebling, der Geograph RitterRitter, Carl (1779-1859), von einer Reise nach Griechenland und der Türkei zurückgekommen. Es ist jetzt in Mode, ihn Vorträge, aus dem Stegreif darüber halten zu hören. Gestern hatte O. JosephMendelssohn, Joseph (1770-1848) eine Gesellschaft v. 70 bis 80 Personen darauf eingeladen, und es war wirklich recht intereßant, seine Reisebeschreibung in ungezwungener Rede zu vernehmen, besonders wenn HumboldtHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859) seine Senfkörnchen dazu that. An sich schon eine Merkwürdigkeit, Humb. und GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), während mehr als 2 Stunden schweigen zu sehen. Ich muß aber gestehen, mein Kind! zum Studenten bin ich verdorben, denn mich wandelte die unwiderstehlichste Schläfrigkeit an, und bei jedem wieder aufgenommenen RedeAbsatz hätt ich gern wie WellingtonWellesley, Arthur (seit 1814) 1st Duke of Wellington (1769-1852) bei einer Musikparty in London gesagt: assez, assez!assez, assez – frz., genug, genug. – Etwas thunt freilich auch die apprêtsapprêts – frz., Affektiertheit. einer glänzenden Gesellschaft, geputzte Damen, ein imposanter Zirkel, blendende Erleuchtung, genoßener Thee, erwartetes Eis und souper, und zur Entschuldigung meiner MorpheusDisposition muß ich noch anführen, daß ich in BulwersBulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873) Roman Maltravers<name key="PSN0110189" style="hidden" type="author">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name><name key="CRT0112115" style="hidden" type="literature">Ernest Maltravers</name> eben die Lady FlorenceLady Florence – Figur in Edward George Bulwer-Lyttons Roman Ernest Maltravers. zu Grabe getragen, und nach meiner, für mein Alter abgeschmackten Art, schrecklich geweint hatte. Wie sagt RothschildRothschild, Amschel Mayer (seit 1817) von (seit 1822) Freiherr von (1773-1855), der Tag wird auch vorübergehen; und so geschahs! Beim sitzenden soupé wurde zur Schadloshaltung unendlich geschnattert, und ich kam mit meinem angenehmen Nachbar, dem jungen TribertTribert, Louis Pierre (1819-1899) überein, daß es doch bequemer sei, LaMartinesLamartine, Alphonse Marie Louis (Prat de) (1790-1869) noch dichterischere Beschreibung<name key="PSN0112658" style="hidden" type="author">Lamartine, Alphonse Marie Louis (Prat de) (1790–1869)</name><name key="CRT0109634" style="hidden" type="literature">Souvenirs, impressions, pensées et paysages, pendant un voyage en Orient (1832-1833)</name>,Beschreibung – Alphonse de Lamartine, Souvenirs, impressions, pensées et paysages, pendant un voyage en Orient (1832-1833), ou Notes d'un voyageur, Paris 1835. Deutsche Übersetzung: Alphons von Lamartine’s Reise in den Orient in den Jahren 1832 und 1833. Erinnerungen, Empfindungen, Gedanken und Landschaftsgemälde. Uebersetzt von Gustav Schwab und Franz Demmler, Stuttgart 1835. in beliebigen Rationen oder Portionen einzunehmen, als einen 2stündigen Vortrag: cloué sur votre siège,cloué sur votre siège – frz., an deinen Sitz genagelt. schlucken zu müßen. Trotz deßen habe ich den ziemlich glatten Redefluß und die klare Darstellung Deines Ritters bewundert und vielen deutschen Gelehrten so gute Sprachformen gewünscht. – Kömmst Du denn gar nicht mit den Göttin |4| ger Profeßorenden Göttinger Profeßoren – Die sogenannte »Göttinger Sieben«, Professoren der Universität Göttingen, die im November 1837 eine Protestschrift gegen die Aufhebung der liberalen Verfassung durch den König Ernst August von Hannover unterzeichneten. Sie wurden entlassen, drei von ihnen wurden des Landes verwiesen. zusammen, welche durch die Albernheit eines gekrönten Hauses plötzlich zu Celebrität gelangten? und weißt Du noch immer nichts über KlingemannsKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Schicksal, was Anstellung betrifft? – Ich lege Dir den Nachweis über das Geld des Dilett-KoncertsDilett-Koncerts – Dilettentenkonzerts, Konzert zugunsten der Armen am 19. Februar 1838 im Königlichen Schauspielhaus in Berlin. bei, mein Kind! FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) erndtete gestern Abend noch viel Lobeserhebungen nachträglich ein; es waren Menschen im Koncert, denen solche Belustigungen sonst ganz fremd sind. Auch von den Ungezogenheiten der NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) war schon viel ins Publikum gedrungen. Daß sie gegen Dich so undankbar gewesen, setzt mich ins größte Erstaunen, und macht ihrem Charakter keine Ehre. Neugierig bin ich aber, worin ihre Garstigkeit bestanden. – Mancher hat seine Arroganz auch gebüßt,Mancher hat seine Arroganz auch gebüßt – Anspielung auf Carl Moeser; siehe Brief gb-1838-02-20-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 20. Februar 1838. indem er sein hochmüthig angekündigtes Koncert um einen ganzen Monat verschieben müßen. – Bei Tisch ward gestern v. SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) erzählt, daß er sich gewiße Rechnung gemacht, ins Pariser InstitutInstitut de FranceParisFrankreich zu kommen, und prænumerando die Uniform dazu dort verfertigen laßen und sie hier beim KronprinzenPreußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861) bereits getragen, aber nicht membre de l’institutmembre de l’institut – Gaspare Spontini wurde am 15. Juni 1839 zum Mitglied der Académie des Beaux-Art des Institut de France erwählt. geworden sei.

Heute wird Mde. SchunkSchunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862) erwartet; ich bin sehr begierig, sie über hundert Dinge auszufragen.

Ich vergaß immer, mich aufdurchMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Dein Urtheil, was Ole Bull Bull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880)betrifft, zu belehren, bester Felix! gewiß hast Du ihn doch in England gehört, wo er 300 Koncerte gegeben haben soll. Man sagt, er habe sich mit Graf RedernRedern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883) überworfen, und seiMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) deßhalb durchgereist, ohne sich hören zu laßen. Einige nennen ihn den 2. PagagniniPaganini, Niccolò (1782-1840), andre meynen, er sei nur ein charlatan, der die Schnurrpfeifereien von ihm angenommen. Dein Urtheil gilt für mich.

Wie freue ich mich auf Eure Ankunft im April! Fanny hat Dir, denk ich, geschrieben, welche Zimmer Euch zu Dienst stehen; Alceste<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111398" style="hidden" type="music">Alceste GluckWV 1.38</name>, wähle Du!Alceste, wähle Du – Zitat aus Glucks Oper Alceste, 3. Akt Meine geliebten Tischgäste seid Ihr jedenfalls; leider kann ich Euch kein andres Zimmer als mein rothes oder die Schlafstube anbietenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842), und beide scheust Du, wegen der traurigen Erinnerung. – Kömmt die Stammbuch schenkende AdelheidDienstmädchen von → Felix Mendelssohn Bartholdy und → Cécile Mendelssohn Bartholdy in Leipzig (1838), Adelheiddie Stammbuch schenkende Adelheid – Adelheid, das Dienstmädchen von Felix und Cécile Mendelssohn Bartholdy, hatte Fanny Hensels Köchin ein Stammbuch geschenkt (vgl. Brief gb-1838-01-16-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 16. Januar 1838). mit?

Lebtwohl, liebe Dreieinigkeit!
            Berlin 2 März 1838 Mit allergrößter Freude lese ich Deine frohen Berichte, liebster Sohn! denn wenn ich ängstliche Besorgniße und schreckhafte Phantasie für das Uebel habe, so genieße ich auch die lebhafteste Freude in der Ruhe und für das Glück meiner Lieben. Laß nur Cécile sich möglichst pflegen und schonen, sehr wenig Freunde sehen, gar keine honneurs machen und vorläufig eine recht schlechte Hausfrau sein, d. h. sich um die horreurs du ménage, wozu ich stark die des blanchissage rechne, schlechterdings nicht bekümmern. Unter 6 Wochen darf sie kein frisch gewaschenes Stück Zeug in die Hand nehmen, ja, den Geruch davon nicht einathmen: wenn es mit denjenigen Sachen, mit welchen man nicht lange genug auskommen kann, der Fall sein muß, so kann es nur sehr durchwärmt und durchräuchert geschehen; hier läßt man auch wohl die Ehemänner das Hemd oder den Ueberzug, welche der Wöchnerin erlaubt werden, den Abend vorher mit ins Bett nehmen, um durch die menschliche Wärme jede Spur feuchter Ausdünstung zu vertilgen. Probatum est! ich hoffe, wenn ich die Vorsicht predige, wirst Du mir mehr glauben, als wenn ich gegen Deine Lieblinge, Aerzte und ihr Gebräu, eifere. Eine Wärterin, welche nicht Schirme, Decken, Vorhänge gegen eine feuchte Wand angewendet, oder das Bett nicht mitten in die Stube gerückt, würde von Hofrath Hauk unbarmherzig fortgejagt werden und außer Brod kommen; das ist eine unverzeihliche Nachläßigkeit. Folge mir, und laß sie die 6 Wochen noch ganz vorsichtig leben, auch wenn sie sich stark fühlt und glaubt. Ich hege auch einige Besorgniße wegen der so früh vorzunehmenden Taufe, besonders wenn Ihr eine Art fête damit verbinden wollt: das sind wieder agitations de corps et d’ésprit, und wenn man daran auch äußerlich Meisterin wird, so wirkt es auf die Nerven und auf die Milch der Nährenden. Es ist daher gut, daß Pauls nicht bei Euch wohnen; noch beßer aber, könntet Ihr die Ceremonie ein paar Wochen später machen; dann würde Cécile mit ausfahren und sich freier bewegen können; das Wetter will sich ohnehin nicht frühlingsmäßig gestalten, obschon wir der furchtbaren Kälte nun überhoben sind. Heut ist wieder ein trüber Tag; gestern und vorgestern schien die Sonne herrlich und wir spatzirten auf der trockenen Hofseite, während Sebastian, Walter und Gärtners Jean, jeder mit einem Besen bewaffnet, das geschmolzene Eis aus den Rinnen wegfegten. Es war ein gar zu niedlicher Anblick, die kleinen Männchen waren sehr eifrig; Seb. stellt sich zu jeder körperlichen Arbeit sehr geschickt an, Walter amusirt durch seine Schwerfälligkeit, und Jean, früh an Hülfsleistung gewöhnt, ist wie ein wahrhafter Tagelöhner en miniature. Neulich kam ein großes und 3 kleine Mädchen auf den Hof, und machten Musik auf BlasInstrumenten; das eine Kind war etwa 5 Jahr und ihr Waldhorn so groß als sie selbst, da sagte Seb. ganz gerührt, ach wenn ich doch reich wäre, ich nähme das Kind an und ließe es erziehen!“ – ein feiner Knabe, voll Empfindung und Lebhaftigkeit. Mde. Dir. la mère neckt ihren Sohn oft über seine Vunderlichkeiten, und als er einmal etwas darüber auffuhr, sagte ihm Walter: „ei, das schickt sich gar nicht, daß ein Sohn so zu seiner Mutter spricht!“ – Es sind geborne Aufpaßer: Walter besonders, thut als ob er auf nichts achtete, und zuweilen bringt er das Gehörte, Monate nachher wieder an. Wenn Dein Söhnchen erst spricht, mußt Du auch aufschreiben, was er Niedliches sagt; man vergißt dergl. mit der Zeit und es macht auch später in der Erinnerung noch Freude. Dein kleiner Namens- und Cécilens Geburtstagsbruder läßt sich durch nichts so prompt beschwichtigen, als durch Singen; ich suche alle schönen Melodeyen jetzt für die 2te Generation hervor.
Du weißt, daß Dein ehemaliger Liebling, der Geograph Ritter, von einer Reise nach Griechenland und der Türkei zurückgekommen. Es ist jetzt in Mode, ihn Vorträge, aus dem Stegreif darüber halten zu hören. Gestern hatte O. Joseph eine Gesellschaft v. 70 bis 80 Personen darauf eingeladen, und es war wirklich recht intereßant, seine Reisebeschreibung in ungezwungener Rede zu vernehmen, besonders wenn Humboldt seine Senfkörnchen dazu that. An sich schon eine Merkwürdigkeit, Humb. und Gans, während mehr als 2 Stunden schweigen zu sehen. Ich muß aber gestehen, mein Kind! zum Studenten bin ich verdorben, denn mich wandelte die unwiderstehlichste Schläfrigkeit an, und bei jedem wieder aufgenommenen RedeAbsatz hätt ich gern wie Wellington bei einer Musikparty in London gesagt: assez, assez! – Etwas thut freilich auch die apprêts einer glänzenden Gesellschaft, geputzte Damen, ein imposanter Zirkel, blendende Erleuchtung, genoßener Thee, erwartetes Eis und souper, und zur Entschuldigung meiner MorpheusDisposition muß ich noch anführen, daß ich in Bulwers Roman Maltravers eben die Lady Florence zu Grabe getragen, und nach meiner, für mein Alter abgeschmackten Art, schrecklich geweint hatte. Wie sagt Rothschild, der Tag wird auch vorübergehen; und so geschahs! Beim sitzenden soupé wurde zur Schadloshaltung unendlich geschnattert, und ich kam mit meinem angenehmen Nachbar, dem jungen Tribert überein, daß es doch bequemer sei, LaMartines noch dichterischere Beschreibung, in beliebigen Rationen oder Portionen einzunehmen, als einen 2stündigen Vortrag: cloué sur votre siège, schlucken zu müßen. Trotz deßen habe ich den ziemlich glatten Redefluß und die klare Darstellung Deines Ritters bewundert und vielen deutschen Gelehrten so gute Sprachformen gewünscht. – Kömmst Du denn gar nicht mit den Göttin ger Profeßoren zusammen, welche durch die Albernheit eines gekrönten Hauses plötzlich zu Celebrität gelangten? und weißt Du noch immer nichts über Klingemanns Schicksal, was Anstellung betrifft? – Ich lege Dir den Nachweis über das Geld des Dilett-Koncerts bei, mein Kind! Fanny erndtete gestern Abend noch viel Lobeserhebungen nachträglich ein; es waren Menschen im Koncert, denen solche Belustigungen sonst ganz fremd sind. Auch von den Ungezogenheiten der Novello war schon viel ins Publikum gedrungen. Daß sie gegen Dich so undankbar gewesen, setzt mich ins größte Erstaunen, und macht ihrem Charakter keine Ehre. Neugierig bin ich aber, worin ihre Garstigkeit bestanden. – Mancher hat seine Arroganz auch gebüßt, indem er sein hochmüthig angekündigtes Koncert um einen ganzen Monat verschieben müßen. – Bei Tisch ward gestern v. Spontini erzählt, daß er sich gewiße Rechnung gemacht, ins Pariser Institut zu kommen, und prænumerando die Uniform dazu dort verfertigen laßen und sie hier beim Kronprinzen bereits getragen, aber nicht membre de l’institut geworden sei.
Heute wird Mde. Schunk erwartet; ich bin sehr begierig, sie über hundert Dinge auszufragen.
Ich vergaß immer, mich aufdurch Dein Urtheil, was Ole Bull betrifft, zu belehren, bester Felix! gewiß hast Du ihn doch in England gehört, wo er 300 Koncerte gegeben haben soll. Man sagt, er habe sich mit Graf Redern überworfen, und sei deßhalb durchgereist, ohne sich hören zu laßen. Einige nennen ihn den 2. Pagagnini, andre meynen, er sei nur ein charlatan, der die Schnurrpfeifereien von ihm angenommen. Dein Urtheil gilt für mich.
Wie freue ich mich auf Eure Ankunft im April! Fanny hat Dir, denk ich, geschrieben, welche Zimmer Euch zu Dienst stehen; Alceste, wähle Du! Meine geliebten Tischgäste seid Ihr jedenfalls; leider kann ich Euch kein andres Zimmer als mein rothes oder die Schlafstube anbieten, und beide scheust Du, wegen der traurigen Erinnerung. – Kömmt die Stammbuch schenkende Adelheid mit?
Lebtwohl, liebe Dreieinigkeit!          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1838-03-02-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1838-03-02-01" xml:id="title_2b665f27-601d-4d59-99cb-54ce8c7435f6">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 2. März 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_eb798e1d-9465-4f2a-ac45-0f51d001de7c">Mit allergrößter Freude lese ich Deine frohen Berichte, liebster Sohn! denn wenn ich ängstliche Besorgniße und schreckhafte Phantasie für das Uebel habe, so genieße ich auch die lebhafteste Freude in der Ruhe und für das</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_e4549885-f3b0-41b4-a1dc-b67ede17fab7">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1838-02-28-02" type="precursor" xml:id="title_d2ba8da6-46c7-42ea-bdbe-3e8a1e83f73e">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 28. Februar 1838</title> <title key="fmb-1838-03-11-01" type="successor">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 11. März 1838</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"></name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_96e1178b-1a4a-499f-991f-f8fed17c4948"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 33/78.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1838-03-02-01" type="letter" xml:id="title_fbfd0aca-10ba-4bbf-96ed-68ad510170ac">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 2. März 1838</title> <incipit>Mit allergrößter Freude lese ich Deine frohen Berichte, liebster Sohn! denn wenn ich ängstliche Besorgniße und schreckhafte Phantasie für das Uebel habe, so genieße ich auch die lebhafteste Freude in der Ruhe und für das</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-03-02" xml:id="date_7769e276-0337-4c78-833c-9511eb0767c6">2. März 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_73cdaf6d-645e-4ba3-835e-a3f7fc2b63e6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_1658b088-61b5-4cb5-b6a0-5937a2e3f596"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_c9e071c2-da48-4231-a892-e6542a640516">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f1920a4c-b6c0-4d60-be70-5bd7509861e8"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_ae1e62a4-a191-4892-8d14-d6dcfcf6ae0b"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1838-03-02" xml:id="date_6c99fb4b-691c-4656-9fea-f0a412c8e1d5">2 März 1838</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Mit allergrößter Freude lese ich Deine frohen Berichte, <seg type="salute">liebster Sohn</seg>! denn wenn ich ängstliche Besorgniße und schreckhafte Phantasie für das Uebel habe, so genieße ich auch die lebhafteste Freude in der Ruhe und für das Glück meiner Lieben. Laß nur <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_027eb7d5-53a2-4030-aed1-ab10b36facbb">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> sich möglichst pflegen und schonen, sehr wenig Freunde sehen, gar keine <hi rend="latintype">honneurs</hi> machen und vorläufig eine recht schlechte Hausfrau sein, d. h. sich um die <hi rend="latintype">horreurs du ménage</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_aec623cb-06da-4418-b01f-a33579fda7c8" xml:lang="fr ">horreurs du ménage – frz., die Schrecken des Haushalts.</note> wozu ich stark die des <hi rend="latintype">blanchissage</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c404bc05-3265-48e7-92e8-f5a4538e45c6" xml:lang="fr ">blanchissage – frz., Wäsche.</note> rechne, schlechterdings nicht bekümmern. Unter 6 Wochen darf sie kein frisch gewaschenes Stück Zeug in die Hand nehmen, ja, den Geruch davon nicht einathmen: wenn es mit denjenigen Sachen, mit welchen man nicht lange genug auskommen kann, der Fall sein <hi n="1" rend="underline">muß</hi>, so kann es nur sehr <hi n="1" rend="underline">durchwärmt</hi> und <hi n="1" rend="underline">durchräuchert</hi> geschehen; hier läßt man auch wohl die Ehemänner das Hemd oder den Ueberzug, welche der Wöchnerin erlaubt werden, den Abend vorher mit ins Bett nehmen, um durch die menschliche Wärme jede Spur feuchter Ausdünstung zu vertilgen. <hi rend="latintype">Probatum est</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_13fbfe60-a930-4231-ad47-99d412d8102e" xml:lang="la ">Probatum est – lat., Es ist bewiesen.</note> ich hoffe, wenn <hi n="1" rend="underline">ich</hi> die Vorsicht predige, wirst Du mir mehr glauben, als wenn ich gegen Deine Lieblinge, Aerzte und ihr Gebräu, eifere. Eine Wärterin, welche nicht Schirme, Decken, Vorhänge gegen eine feuchte Wand angewendet, oder das Bett nicht mitten in die Stube gerückt, würde von Hofrath <persName xml:id="persName_5e96d854-2e19-41eb-a5c0-8ffb00d36a45">Hauk<name key="PSN0111763" style="hidden" type="person">Hauck, Georg Gustav Philipp (1783-1848)</name></persName> unbarmherzig fortgejagt werden und außer Brod kommen; das ist eine <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> <add place="above">unverzeihliche<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> Nachläßigkeit. Folge mir, und laß sie die 6 Wochen noch ganz vorsichtig leben, auch wenn sie sich stark fühlt und glaubt. Ich hege auch einige Besorgniße wegen der so früh vorzunehmenden Taufe, besonders wenn Ihr eine Art <hi rend="latintype">fête</hi> damit verbinden wollt: das sind wieder <hi rend="latintype">agitations de corps et d’ésprit</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f14e5b50-af85-41ff-8b35-e06a101efbd5" xml:lang="fr ">agitations de corps et d’ésprit – frz., körperliche und geistige Aufregung.</note> und wenn man daran auch <hi n="1" rend="underline">äußerlich</hi> Meisterin wird, so wirkt es auf die<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Nerven und auf die Milch der Nährenden. Es ist daher gut, daß <persName xml:id="persName_7a73c714-bd30-42cf-9e73-c662307ffb27">Pauls<name key="PSN0113243" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy</name></persName> nicht bei Euch wohnen; noch beßer aber, könntet Ihr die Ceremonie ein paar Wochen später machen; dann würde <hi rend="latintype">Cécile</hi> mit ausfahren und sich freier bewegen können; das Wetter will sich ohnehin nicht frühlingsmäßig gestalten, obschon wir der furchtbaren Kälte nun überhoben sind. <date cert="high" when="1838-03-02">Heut</date> ist wieder ein trüber Tag; <date cert="high" when-custom="1838-03-01 and 1838-02-28">gestern und vorgestern</date> schien die Sonne herrlich und wir spatzirten auf der trockenen Hofseite, während <persName xml:id="persName_ae60e79a-98b0-4a3c-939b-11ee3ca2c4ab">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName>, <persName xml:id="persName_8bdfec80-c513-4135-a19c-2c57acaca84b">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> und Gärtners <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fa032d29-5b96-4917-ac44-f3881321b691">Jean<name key="PSN0110419" style="hidden" type="person">Clément, Jean François (1832-1895)</name></persName></hi>, jeder mit einem Besen bewaffnet, das geschmolzene Eis aus den Rinnen wegfegten. Es war ein gar zu niedlicher Anblick, die kleinen Männchen waren sehr eifrig; Seb. stellt sich zu jeder körperlichen Arbeit sehr geschickt an, Walter <hi rend="latintype">amusirt</hi> durch seine Schwerfälligkeit, und <hi rend="latintype">Jean</hi>, früh an Hülfsleistung gewöhnt, ist wie ein wahrhafter Tagelöhner <hi rend="latintype">en miniature</hi>. Neulich kam ein großes und 3 kleine Mädchen auf den Hof, und machten Musik auf BlasInstrumenten; das eine Kind war etwa 5 Jahr und ihr Waldhorn so groß als <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">sie</corr><sic resp="writer"></sic></choice> selbst, da sagte Seb. ganz gerührt, ach wenn ich doch reich wäre, ich <hi n="1" rend="underline">nähme das Kind an und ließe es erziehen</hi>!“ – ein feiner Knabe, voll Empfindung und Lebhaftigkeit. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c6bab789-981e-4011-b8e6-a1d9fdfd7b29">Mde. Dir. la mère<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName></hi> neckt ihren Sohn oft über seine <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">W</corr><sic resp="writer">V</sic></choice>underlichkeiten, und als er einmal etwas darüber auffuhr, sagte ihm Walter: „ei, das schickt sich gar nicht, daß ein Sohn so zu seiner Mutter spricht!“ – Es sind geborne Aufpaßer: Walter besonders, thut als ob er auf nichts achtete, und zuweilen bringt er das Gehörte, Monate nachher wieder an. Wenn Dein <persName xml:id="persName_fc1e9820-9e94-44b4-8c50-0d304e5c3b6c">Söhnchen<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> erst spricht, mußt Du auch aufschreiben, was er Niedliches sagt; man vergißt dergl. mit der Zeit und es macht auch später in der Erinnerung noch Freude. Dein kleiner Namens- und <hi rend="latintype">Cécilens</hi> <persName xml:id="persName_31da9af9-528a-4d80-82b6-5a83e9c7c05a">Geburtstagsbruder<name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> läßt sich durch nichts so prompt beschwichtigen, als<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>durch Singen; ich suche alle schönen Melodeyen jetzt für die 2te Generation hervor.</p> <p>Du weißt, daß Dein ehemaliger Liebling, der Geograph <persName xml:id="persName_2f10b3b2-5d13-4322-9804-2acb4a703c58">Ritter<name key="PSN0114225" style="hidden" type="person">Ritter, Carl (1779-1859)</name></persName>, von einer Reise nach Griechenland und der Türkei zurückgekommen. Es ist jetzt in Mode, ihn Vorträge, aus dem Stegreif darüber halten zu hören. <date cert="high" when="1838-03-01">Gestern</date> hatte <persName xml:id="persName_28aac247-25c6-4f4e-a041-e3bb02df1ca1">O. Joseph<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> eine Gesellschaft v. 70 bis 80 Personen darauf eingeladen, und es war wirklich recht intereßant, seine Reisebeschreibung in ungezwungener Rede zu vernehmen, besonders wenn <persName xml:id="persName_eefcec7d-0704-4749-b51d-ba339eb7e40d">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> seine Senfkörnchen dazu that. An sich schon eine Merkwürdigkeit, Humb. und <persName xml:id="persName_88d30523-60aa-4f17-9621-b50d1c6491b2">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, während mehr als 2 Stunden schweigen zu sehen. Ich muß aber gestehen, mein Kind! zum Studenten bin ich verdorben, denn mich wandelte die unwiderstehlichste Schläfrigkeit an, und bei jedem wieder aufgenommenen RedeAbsatz hätt ich gern wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0b7d4a45-6d01-4fd9-8646-274046d61e27">Wellington<name key="PSN0115692" style="hidden" type="person">Wellesley, Arthur (seit 1814) 1st Duke of Wellington (1769-1852)</name></persName></hi> bei einer Musikparty in London gesagt: <hi rend="latintype">assez, assez</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d5edeaad-89bc-473f-bb38-28a6269483c1" xml:lang="fr ">assez, assez – frz., genug, genug.</note> – Etwas thu<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">n</corr><sic resp="writer">t</sic></choice> freilich auch die <hi rend="latintype">apprêts</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7ef3fc30-c829-4799-809d-319a3e037e51" xml:lang="fr ">apprêts – frz., Affektiertheit.</note> einer glänzenden Gesellschaft, geputzte Damen, ein imposanter Zirkel, blendende Erleuchtung, genoßener Thee, erwartetes Eis und <hi rend="latintype">souper</hi>, und zur Entschuldigung meiner MorpheusDisposition muß ich noch anführen, daß ich in <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a25b146e-4f64-4e42-8f02-c36931d14131">Bulwers<name key="PSN0110189" style="hidden" type="person">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name></persName></hi> Roman <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b0fdd0f6-62ec-41d8-830f-a1120dca23a2">Maltravers<name key="PSN0110189" style="hidden" type="author">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name><name key="CRT0112115" style="hidden" type="literature">Ernest Maltravers</name></title></hi> eben die <hi rend="latintype">Lady Florence</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cb8bdcdf-b7f8-44e5-9764-61c6ee7929c4" xml:lang="de">Lady Florence – Figur in Edward George Bulwer-Lyttons Roman Ernest Maltravers.</note> zu Grabe getragen, und nach meiner, für mein Alter abgeschmackten Art, schrecklich geweint hatte. Wie sagt <persName xml:id="persName_ede07835-a6dd-431a-b506-baf807209f46">Rothschild<name key="PSN0114309" style="hidden" type="person">Rothschild, Amschel Mayer (seit 1817) von (seit 1822) Freiherr von (1773-1855)</name></persName>, <hi n="1" rend="underline">der</hi> Tag wird auch vorübergehen; und so geschahs! Beim sitzenden <hi rend="latintype">soupé</hi> wurde zur Schadloshaltung <hi n="1" rend="underline">unendlich</hi> geschnattert, und ich kam mit meinem angenehmen Nachbar, dem jungen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_25f56dbd-7c4c-40b7-92c8-603922013f8c">Tribert<name key="PSN0119493" style="hidden" type="person">Tribert, Louis Pierre (1819-1899)</name></persName></hi> <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">überein</corr><sic resp="writer"></sic></choice>, daß es doch bequemer sei, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_dc4491e7-1688-4c4e-8fc7-a0c9a12f2dfd">LaMartines<name key="PSN0112658" style="hidden" type="person">Lamartine, Alphonse Marie Louis (Prat de) (1790-1869)</name></persName></hi> <hi n="1" rend="underline">noch</hi> <title xml:id="title_a0f186c5-9a8d-428c-ab0c-736a7733927f">dichterischere Beschreibung<name key="PSN0112658" style="hidden" type="author">Lamartine, Alphonse Marie Louis (Prat de) (1790–1869)</name><name key="CRT0109634" style="hidden" type="literature">Souvenirs, impressions, pensées et paysages, pendant un voyage en Orient (1832-1833)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9ecc41c3-42b4-47ae-9e93-a6df2118ae3c" xml:lang="de">Beschreibung – Alphonse de Lamartine, Souvenirs, impressions, pensées et paysages, pendant un voyage en Orient (1832-1833), ou Notes d'un voyageur, Paris 1835. Deutsche Übersetzung: Alphons von Lamartine’s Reise in den Orient in den Jahren 1832 und 1833. Erinnerungen, Empfindungen, Gedanken und Landschaftsgemälde. Uebersetzt von Gustav Schwab und Franz Demmler, Stuttgart 1835. </note> in beliebigen Rationen oder Portionen einzunehmen, als einen 2stündigen Vortrag: <hi rend="latintype">cloué sur votre siège</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_8a8dd76a-7279-4a50-aa9d-9933579d7e1f" xml:lang="fr ">cloué sur votre siège – frz., an deinen Sitz genagelt.</note> schlucken zu müßen. Trotz deßen habe ich den ziemlich glatten Redefluß und die klare Darstellung Deines Ritters bewundert und vielen deutschen Gelehrten so gute Sprachformen gewünscht. – Kömmst Du denn gar nicht mit den Göttin<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>ger Profeßoren<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_580e5960-bc41-4d30-96eb-ea0c074b14b5" xml:lang="de">den Göttinger Profeßoren – Die sogenannte »Göttinger Sieben«, Professoren der Universität Göttingen, die im November 1837 eine Protestschrift gegen die Aufhebung der liberalen Verfassung durch den König Ernst August von Hannover unterzeichneten. Sie wurden entlassen, drei von ihnen wurden des Landes verwiesen.</note> zusammen, welche durch die Albernheit eines gekrönten Hauses plötzlich zu Celebrität gelangten? und weißt Du noch immer nichts über <persName xml:id="persName_803c2263-f421-49dc-bcbf-c3220c6ae25f">Klingemanns<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> Schicksal, was Anstellung betrifft? – Ich lege Dir den Nachweis über das Geld des Dilett-Koncerts<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b6922a09-ce0e-446b-a797-664312d2f8fe" xml:lang="de">Dilett-Koncerts – Dilettentenkonzerts, Konzert zugunsten der Armen am 19. Februar 1838 im Königlichen Schauspielhaus in Berlin.</note> bei, mein Kind! <persName xml:id="persName_e1a2df65-1027-4e19-b455-49bfe6f970d5">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> erndtete <date cert="high" when="1838-03-01">gestern Abend</date> noch viel Lobeserhebungen nachträglich ein; es waren Menschen im Koncert, denen solche Belustigungen sonst ganz fremd sind. Auch von den Ungezogenheiten der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d58bcae7-df0e-4474-a5e7-eba9e7a11f31">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName></hi> war schon viel ins Publikum gedrungen. Daß sie gegen <hi n="1" rend="underline">Dich</hi> so undankbar gewesen, setzt mich ins größte Erstaunen, und macht ihrem Charakter keine Ehre. Neugierig bin ich aber, worin ihre Garstigkeit bestanden. – Mancher hat seine Arroganz auch gebüßt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_754750e2-56f9-4d32-8073-d1faf890a3f1" xml:lang="de">Mancher hat seine Arroganz auch gebüßt – Anspielung auf Carl Moeser; siehe Brief gb-1838-02-20-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 20. Februar 1838.</note> indem er sein hochmüthig angekündigtes Koncert um einen ganzen Monat verschieben müßen. – Bei Tisch ward <date cert="high" when="1838-03-01">gestern</date> v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bb7b8179-5bb7-4335-8a6f-1ba39e5bc4d6">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi> erzählt, daß er sich gewiße Rechnung gemacht, ins <placeName xml:id="placeName_2dd82227-77f6-4e95-8171-aec59b7a3bb2">Pariser Institut<name key="NST0103449" style="hidden" subtype="" type="institution">Institut de France</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> zu kommen, und <hi rend="latintype">prænumerando</hi> die Uniform dazu dort verfertigen laßen und sie hier beim <persName xml:id="persName_3afab547-3eeb-4d40-948e-e06d61944b87">Kronprinzen<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> bereits getragen, aber <hi n="1" rend="underline">nicht</hi> <hi rend="latintype">membre de l’institut</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_43613a54-382b-4515-bcc4-9ebb9cdeeb5d" xml:lang="de">membre de l’institut – Gaspare Spontini wurde am 15. Juni 1839 zum Mitglied der Académie des Beaux-Art des Institut de France erwählt. </note> geworden sei.</p> <p><date cert="high" when="1838-03-02">Heute</date> wird <hi rend="latintype">Mde</hi>. <persName xml:id="persName_5f7c899c-150c-4026-bb5c-ebf3db26534e">Schunk<name key="PSN0114769" style="hidden" type="person">Schunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862)</name></persName> erwartet; ich bin sehr begierig, sie über hundert Dinge auszufragen.</p> <p>Ich vergaß immer, mich <del cert="high" rend="overwritten">auf</del><add place="overwritten">durch<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> Dein Urtheil, was <persName xml:id="persName_f5a15ae1-80d3-4d11-ae44-f490f6e5aebe">Ole Bull <name key="PSN0110182" style="hidden" type="person">Bull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880)</name></persName>betrifft, zu belehren, bester Felix! gewiß hast Du ihn doch in England gehört, wo er 300 Koncerte gegeben haben soll. Man sagt, er habe sich mit Graf <persName xml:id="persName_002785f6-a64b-4b2c-ae33-7b686404eb30">Redern<name key="PSN0114098" style="hidden" type="person">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> überworfen, und <add place="above">sei<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> deßhalb durchgereist, ohne sich hören zu laßen. Einige nennen ihn den 2. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_44856de3-5426-49c0-9124-d799c442010c">Pagagnini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName></hi>, andre meynen, er sei nur ein <hi rend="latintype">charlatan</hi>, der die Schnurrpfeifereien von ihm angenommen. <hi n="1" rend="underline">Dein</hi> Urtheil gilt für mich.</p> <p>Wie freue ich mich auf Eure Ankunft im April! Fanny hat Dir, denk ich, geschrieben, welche Zimmer Euch zu Dienst stehen; <title xml:id="title_1898a491-bfa4-4498-92f6-79d110ef05ed">Alceste<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111398" style="hidden" type="music">Alceste GluckWV 1.38</name></title>, wähle Du!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d77d0303-fac7-453a-a2bb-91d8409d0bab" xml:lang="de">Alceste, wähle Du – Zitat aus Glucks Oper Alceste, 3. Akt</note> Meine geliebten <hi n="1" rend="underline">Tischgäste</hi> seid Ihr jedenfalls; leider kann ich Euch kein andres Zimmer als mein rothes oder die Schlafstube <add place="above">anbieten<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add>, und beide scheust Du, wegen der traurigen Erinnerung. – Kömmt die Stammbuch schenkende <persName xml:id="persName_ba20dd69-e180-46e7-80dd-18aa88d262df">Adelheid<name key="PSN0110651" style="hidden" type="person">Dienstmädchen von → Felix Mendelssohn Bartholdy und → Cécile Mendelssohn Bartholdy in Leipzig (1838), Adelheid</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_56ecc07c-b37d-430b-9425-32d6e3a70a34" xml:lang="de">die Stammbuch schenkende Adelheid – Adelheid, das Dienstmädchen von Felix und Cécile Mendelssohn Bartholdy, hatte Fanny Hensels Köchin ein Stammbuch geschenkt (vgl. Brief gb-1838-01-16-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 16. Januar 1838).</note> mit? </p> <closer rend="right">Lebtwohl, liebe Dreieinigkeit!</closer> </div> </body> </text></TEI>