gb-1838-02-25-01
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Berlin, 24. und 25. Februar 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Rebecka Lejeune Dirichlet
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Gottlob daß es wieder besser geht! noch vorsichtiger als bisher, und ja nicht ängstlich über die Habergrütze die der kleine
Cecile jetzt gewiß das Kind nicht entwöhnen können, ich hoffe, sie denken dort auch so, und das Kind wird die beste Medicin und der beste Arzt für die Mutter, und gedeiht selbst dabei; Cecile nicht mehr leidet. Um die Schwäche und die Wassersuppe ängstige Dich nur nicht, die Kräfte kommen schon schnell genug wieder, ohne Hülfe von Bouillon, davor ist mir nicht bange, und nach der Beschreibung von Cecile ist es gewiß nur Übermaß von Gesundheit, das ihr zu schaffen gemacht hat. Das sage ich mir alles selbst, um mich nicht zu ängstigen, aber wozu ich schreibe ich dies? Hätten wir nur Eisenbahn.
Wenn Du Lust hast, Klatschereien Cecile vorzulesen, so erzähle ich Dir, daß die Novello, zwar mit Sang und
Novelloüber deren Succeß ist,
c’est du Pack, sagt
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a proposvon Bräutigam, was sagst Du zu
( Chérubini Chérubin
Beaumarchais
dinersund damit ists alle. In der Margarete steckt aber was, und
Novellogetauft, weil er so hübsch singt, sagt er.
A proposvon Taufen, muß ich Dir ein Gespräch mit Bendemann verrathen, den Abend vor seiner Verlobung, im Concert der
Novello; ich sagte ihm nämlich, Du hättest gefragt, wann er reis’te und ob über
etc. er war ganz betrübt über den Irrthum. –
Berlin den 24sten Gottlob daß es wieder besser geht! Liebe Cecile, das ist das Erste was ich von Dir höre, das mir auch gar nicht ein Bischen gefällt, wie kannst Du Dich unterstehen krank zu werden, Du mußt es Dir prächtig gehen lassen, und Dich pflegen, und recht theilnahmlos und unliebenswürdig seyn, was gehn Dich denn z. B. Nachrichten aus Berlin an, nach denen Du frägst? Denke nur an Essen und Schlafen, und laß Dir von Deiner Wärterin Geschichten erzählen. Die Meinige behauptete übrigens, als ich in der dritten Woche unwohl wurde, und mitten am Tage ins Bett verlangte, es gäbe fast kein Wochenbett, wo die Frauen nicht zum zweitenmale ins Bett müßten, auch meine Schwiegermutter, die 11 Kinder gehabt, sagt, sie hätte sehr oft noch nach 14 Tagen Fieberanfälle gehabt. Nun sey nur ja noch vorsichtiger als bisher, und ja nicht ängstlich über die Habergrütze die der kleine Junge trinkt, es bekommt ihm sehr gut; davon weiß ich auch ein Liedchen zu singen. Sonntag Dein gestriges Bülletin, lieber Felix, kommt mir nicht so zufriedenstellend vor, wie das Vorige ; kann aber seyn, daß ichs mir hinein gelesen habe. Was war es denn eigentlich? Nach hiesiger Theorie hätte Cecile jetzt gewiß das Kind nicht entwöhnen können, ich hoffe, sie denken dort auch so, und das Kind wird die beste Medicin und der beste Arzt für die Mutter, und gedeiht selbst dabei; Walter hat mir auch damals meine schlimme Brust am besten curirt, und auch dabei schlechten Thee und schlechten Nahrung von mir erhalten; wie Figura zeigt ist es ihm sehr gut bekommen. Daher denke ich mir auch Euren Kleinen (von dem Du im letzten Brief kein Wort schreibst, thu das nicht mehr) noch an der Brust der Mutter, aber könnt ich nur wirklich einen Blick in das Wochenstübchen thun, und sehen daß unsre liebe Cecile nicht mehr leidet. Um die Schwäche und die Wassersuppe ängstige Dich nur nicht, die Kräfte kommen schon schnell genug wieder, ohne Hülfe von Bouillon, davor ist mir nicht bange, und nach der Beschreibung von Cecile ist es gewiß nur Übermaß von Gesundheit, das ihr zu schaffen gemacht hat. Das sage ich mir alles selbst, um mich nicht zu ängstigen, aber wozu ich schreibe ich dies? Hätten wir nur Eisenbahn. Wenn Du Lust hast, Klatschereien zu lesen – und Cecile vorzulesen, so erzähle ich Dir, daß die Novello, zwar mit Sang und Klang, aber doch ohne Abschied von uns abgezogen ist, vorgab, gestern früher abreisen zu müssen, gestern Abend aber noch beim englischen Gesandten gewesen ist: Ach die Andern haben Dir gewiß schon dieß Ende mit Schrecken unsrer Freundschaft geschrieben, ich soll nun auch böse auf sie seyn, und habe ihr 4 Briefe nach Wien und Prag nicht gegeben. Ich nehme es ihr aber nicht übel, es muß eine große Dosis Verstand dazu gehören, ihn von den unsinnigen Schmeicheleien, die solcher Sängerin vor die zu Füßen gelegt werden, nicht zu verlieren, von Bescheidenheit gar nicht zu reden, bescheiden können Kunstler Virtuosen nicht seyn, deren ganzer Lebenszweck ist, zu gefallen, und ihre Kollegen auszustechen. Diese Geschichte war Wasser auf der Mühle der Decker, die in einer Wuth seit der Anwesenheit der Novello über deren Succeß ist, Dachrödens Bräutigamschaft ist kam dazu, c’est du Pack, sagt Dirichlet. Und a propos von Bräutigam, was sagst Du zu Bendemann? Mir thuts Leid, daß er Margarete nicht genommen hat, dieser weibliche Chérubini (v. Beaumarchais) war doch gar zu verliebt in ihn, und nun heirathen die Mädchen gewiß irgend Söhne begütirter Eltern, geben auch diners und damit ists alle. In der Margarete steckt aber was, und Maria ist ein liebes Gemüthchen, es wäre Schade, wenn die so an irgend Jemand kämen. – Drin spielen Walter und Sebastian Mitscherlich, und reden von Wasserstoff und Sauerstoff, daß es nur so pufft, und Walter, der alles anzubringen versteht, erzählt neulich dem Mann, der unsre Dauermaschinen in Ordnung hält, woraus das Wasser besteht. Als er Abends seine Taße so genannten Thee trinkt, sagt er: wenn sich die Menschen rühren werden sie warm, und wenn man den Thee rührt, wird er kalt. Seinen Kanarienvogel hat er Novello getauft, weil er so hübsch singt, sagt er. A propos von Taufen, muß ich Dir ein Gespräch mit Bendemann verrathen, den Abend vor seiner Verlobung, im Concert der Novello; ich sagte ihm nämlich, Du hättest gefragt, wann er reis’te und ob über Leipzig, er meinte, er würde suchen, seine Reise noch aufzuschieben, und ich: Sie wollen wohl noch hier Gevatter stehen? ich meinte bei Emil, er verstand aber, in Bräutigamsdusel, ich dächte ihm eine Gevatterstelle bei Dir zu, und war darüber so erfreut und gerührt, daß ich gar nicht wußte, wie ich ihm den Wahn benehmen sollte, ich that es so gut wies ging, muß Dir doch aber zur Nachricht sagen, wie glücklich er sich drüber fühlen würde. Ich sagte dann, in Leipzig tauften sie sehr früh, wahrscheinlich würde es schon in den nächsten Tagen geschehen etc. er war ganz betrübt über den Irrthum. – Nun lebt wohl, Gott gebe, daß ihr Zeit und Lust habt, dies Geschmier zu lesen, und uns gönne er einen beruhigenden Brief heute. Adieu ihr Lieben.
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B. Nachrichten aus Berlin an, nach denen Du frägst? Denke nur an Essen und Schlafen, und laß Dir von Deiner <persName xml:id="persName_126e2112-a59a-4ef5-9119-6adc5ce2cd44">Wärterin<name key="PSN0112755" style="hidden" type="person">Lehnert, Frau</name></persName> Geschichten erzählen. Die Meinige behauptete übrigens, als ich in der dritten Woche unwohl wurde, und mitten am Tage ins Bett verlangte, es gäbe fast kein Wochenbett, wo die Frauen nicht zum zweitenmale ins Bett müßten, auch meine <persName xml:id="persName_6e068def-4b2a-4a02-be11-f7dbea92e4c8">Schwiegermutter<name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName>, die 11 Kinder gehabt, sagt, sie hätte sehr oft noch nach 14 Tagen Fieberanfälle gehabt. 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Und <hi rend="latintype">a propos</hi> von Bräutigam, was sagst Du zu <persName xml:id="persName_3a1a1fc4-44e9-45e2-8ede-f7dbd734e9c9">Bendemann<name key="PSN0109806" style="hidden" type="person">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName>? Mir thuts Leid, daß er <persName xml:id="persName_9484471e-f5c6-4333-987b-f37e1ed0b749">Margarete<name key="PSN0113229" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Margarete (Margarethe) Anna Henriette (1823-1890)</name></persName> nicht genommen hat, dieser weibliche <hi rend="latintype"><choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_ddd06e26-796c-4d8a-8ca5-547a150ae640"> <sic resp="writer">Chérubini</sic> <corr resp="editor">Chérubin</corr> </choice></hi> (<title xml:id="title_b2ca2fca-d3cc-42e7-aaa1-d381458b772b">v. <hi rend="latintype">Beaumarchais</hi><name key="PSN0109734" style="hidden" type="author">Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732–1799)</name><name key="CRT0107980" style="hidden" type="dramatic_work">La folle journée ou Le mariage de Figaro</name></title>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_87345c79-7f96-4246-94e8-ca1ca70827f3" xml:lang="de">Chérubini – recte: Chérubin, Person in Beaumarchais’ Komödie La folle journée ou Le mariage de Figaro (Cherubino in Mozarts Oper Le nozze di Figaro KV 492).</note> war doch gar zu verliebt in ihn, und nun heirathen die Mädchen gewiß irgend Söhne begütirter Eltern, geben auch <hi rend="latintype">diners</hi> und damit ists alle. In der Margarete steckt aber was, und <persName xml:id="persName_0392600a-ce51-4832-9d51-165761f8e20f">Maria<name key="PSN0113231" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marie Josephine (1822-1891)</name></persName><seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>ist ein liebes <gap quantity="2" reason="deletion" unit="characters"></gap> Gemüthchen, es wäre Schade, wenn die so an irgend Jemand kämen. – Drin spielen Walter und <persName xml:id="persName_2baea3c3-8897-4a5d-80fb-92c4591533bd">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> <persName xml:id="persName_a1d04178-e8ef-4e8d-985e-388b27671d70">Mitscherlich<name key="PSN0117622" style="hidden" type="person">Mitscherlich, Eilhard Alfred (1794-1863)</name></persName>, und reden von Wasserstoff und Sauerstoff, daß es nur so pufft, und Walter, der alles anzubringen versteht, erzählt neulich dem Mann, der unsre Dauermaschinen in Ordnung hält, woraus das Wasser besteht. Als er Abends seine Taße so genannten Thee trinkt, sagt er: wenn sich die Menschen rühren werden sie warm, und wenn man den Thee rührt, wird er kalt. Seinen Kanarienvogel hat er <hi rend="latintype">Novello</hi> getauft, weil er so hübsch singt, sagt er. <hi rend="latintype">A propos</hi> von Taufen, muß ich Dir ein Gespräch mit Bendemann verrathen, den Abend vor seiner Verlobung, im Concert der <hi rend="latintype">Novello</hi>; ich sagte ihm nämlich, Du hättest gefragt, wann er reis’te und ob über <placeName xml:id="placeName_af986c81-b41a-41de-ae54-ea440da617c7">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, er meinte, er würde suchen, seine Reise noch aufzuschieben, und ich: Sie wollen wohl noch hier Gevatter stehen? ich meinte bei <persName xml:id="persName_c6da1adb-87fb-450b-9dd3-dd689a8c8109">Emil<name key="PSN0109807" style="hidden" type="person">Bendemann, Emil Franz Leopold (1807-1882)</name></persName>, er verstand aber, in Bräutigamsdusel, ich dächte ihm eine Gevatterstelle bei Dir zu, und war darüber so erfreut und gerührt, daß ich gar nicht wußte, wie ich ihm den Wahn benehmen sollte, ich that es so gut wies ging, muß Dir doch aber zur Nachricht sagen, wie glücklich er sich drüber fühlen würde. Ich sagte dann, in Leipzig tauften sie sehr früh, wahrscheinlich würde es schon in den nächsten Tagen geschehen <hi rend="latintype">etc</hi>. er war ganz betrübt über den Irrthum. – <seg type="closer">Nun lebt wohl, Gott gebe, daß ihr Zeit und Lust habt, dies Geschmier zu lesen, und uns gönne er einen beruhigenden Brief <date cert="high" when="1838-02-25">heute</date>. Adieu ihr Lieben.</seg></p> </div> </body> </text></TEI>