gb-1838-02-24-01
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Berlin, 24. Februar 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.
Johann Gustav Droysen
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Du magst wohl schon früher von mir Antwort erwartet haben auf Deinen
Was Du mir in
So liegt denn nun eine Nausikaa bei – aber es konte leicht sein, daß die Dir die Lust an dem Gegenstand verleidet. Wie soll ich denn auch wissen, wie ihr Musiker dieß oder jenes braucht,
Ein drittes ist die Länge: ich wäre gern mit wenigerem fertig geworden; indeß ist Dein Paulus nicht viel kürzer und die Nausikaa hat doch viel rascheres Tempo. Ob aber nicht manches noch zu streichen, namentlich in den Recitativen vieles zu kürzen ist überlasse ich Deinem Ermessen; besonders komt es mir vor, als wenn no 8 ein zu langes Gerede enthielte. – Ohnfehlbar aber giebt es schlimme Worte in Beziehung auf den Rhythmus; aber in no 15 kann nichts geändert werden; da siehe Du zu; auch eine tüchtige Nuß ist no 39 der alte Demodokos; nun wird man doch endlich einmal hören, wie die alten Rhapsoden gesungen haben. – Uebrigens noch eines: wenn ihr auch Stoffe aus der Bibel nehmt, in der ist eine Sprache und eine Gewalt der frommen Gedanken, die man sich bei so einem heiteren Wesen wie das homerische ist fern halten muß; mich hat es getröstet daß es mit den “
Uebrigens freu ich mich sehr auf die Zeit, wo Du wieder einmal
Ich hoffe bald von Dir Weiteres zu hören; denn gespannt bin ich allerdings, ob die von mir naturalisirte Nausikaa brauchbar ist. – Daß sich übrigens unser Lyda Schadow verlobt hat, wirst Du schon wissen.
Berlin den 24 Feb 38 Lieber Felix! Du magst wohl schon früher von mir Antwort erwartet haben auf Deinen Brief, den Du heut vor vier Wochen an mich geschrieben. Aber mit dem, was ich beischicken wollte, konte ich nicht eher fertig werden, und Du hast in der Zeit auch so erfreulich ernste Störung gehabt, daß mein Brief noch immer rechtzeitig kommt. Vor Allem tausendfachen Glückwunsch; Du magst Dir denken, wie ich mich mit Dir freue: Gott erhalte Dir Weib und Kind. Was Du mir in Deim Briefe schriebst, Du mochtest wohl, daß ich Dir irgend was zu componiren schickte und am liebsten wäre Dir eine Nausikaa, das ist mir darum lieb gewesen, weil es mir eine Gelegenheit gab, etwas Dir zu thun, was Du gern wünschtest. Außerdem daß dergleichen überall ein egoistisches Vergnügen ist, war ich froh, Dir einmal wieder zu zeigen, daß wenn an die Thüre der alten Freunde angepocht wird das alte wohlbekante „herein“ wieder ertönt und dann was man gerade Bestes hat aufgetischt wird. So ohngefähr war, was ich meine, – ich freute mich, meinem lieben Felix einmal wieder was zu schreiben. So liegt denn nun eine Nausikaa bei – aber es konte leicht sein, daß die Dir die Lust an dem Gegenstand verleidet. Wie soll ich denn auch wissen, wie ihr Musiker dieß oder jenes braucht, oder einen Chor, und wie lange Recitativen ihr vertragen könt und dergleichen. Zuerst muß ich sagen, daß ich zu jeder Aenderung, falls Du den solche brauchen kannst anbötig bin. – Sodann ein zweites ist, daß mir der Gegenstand schwer zu einem Rundum und abgeschlossenen Ganzen hat werden wollen; es ist mir lehrreich gewesen, was sie über den Schluß Deines Paulus, selbst die Künstler von Düsseldorf sagen; es ist mir klar, daß es ein Misverstehen ist, wenn sie genug haben an dem beseligenden Frieden der begründeten “Gemeinschaft der Heiligen. ” Aber anderer Seits hat, glaube ich, die Kunst stets mit dem Verstande, mit der kühlen und auf Ursach und Wirkung gerichteten Gewöhnung des Geistes zu kämpfen und sich mit demselben abzufinden; für den äußerlichen Verstand ist allerdings der Tod Pauli das nothwendige Ende eines Oratoriums. Darum habe ich denn die Nausikaa so weit fortgeführt, bis es zur Heimfahrt geht (es fehlt noch der Schlußchor; ich muß erst hören, ob Du noch etwas anderes brauchst als einen Chor, dessen Thema wäre “Fahr wohl. ” Ein drittes ist die Länge: ich wäre gern mit wenigerem fertig geworden; indeß ist Dein Paulus nicht viel kürzer und die Nausikaa hat doch viel rascheres Tempo. Ob aber nicht manches noch zu streichen, namentlich in den Recitativen vieles zu kürzen ist überlasse ich Deinem Ermessen; besonders komt es mir vor, als wenn no 8 ein zu langes Gerede enthielte. – Ohnfehlbar aber giebt es schlimme Worte in Beziehung auf den Rhythmus; aber in no 15 kann nichts geändert werden; da siehe Du zu; auch eine tüchtige Nuß ist no 39 der alte Demodokos; nun wird man doch endlich einmal hören, wie die alten Rhapsoden gesungen haben. – Uebrigens noch eines: wenn ihr auch Stoffe aus der Bibel nehmt, in der ist eine Sprache und eine Gewalt der frommen Gedanken, die man sich bei so einem heiteren Wesen wie das homerische ist fern halten muß; mich hat es getröstet daß es mit den “Jahreszeiten” doch auch nicht viel beßer steht und ist doch so eine wundervolle Musik. Also mach nur schön, aber nimm keinen Anstand, was Dir nicht gefällt anders zu verlangen; manches besserst Du Dir auch selbst wohl mit Deinem Homer in der Hand. – Uebrigens hatte ich für einen Augenblick ein anderes Sujet im Sinn, das mir seit alten Zeiten lieb ist; die alte christliche Kirche nent es den Egregoros und ich glaube Byron hat es als ein Mysterium “Himmel und Erde” gedichtet. Die Engel, welche die Töchter der Erde lieben und der Todesengel, der die Sündfluth bringt, müßten doch wunderschöne musikalische Sätze geben. Doch ich konte es nicht recht zusammenbringen, auch ist der Gegenstand für die noch ungeübte Hand zu grandios. Uebrigens freu ich mich sehr auf die Zeit, wo Du wieder einmal hier sein wirst, viele von den Dingen, die ich gern, als ich an den mitkommenden Versen schrieb, gewuß hätte, kann ich da mit Dir besprechen. Mein Thun hat mich eigentlich sehr weit von derartiger Beschäftigung entfernt, und aus der Zeit her, wo ich Marx offen sprach, habe ich wohl eher manches Irrige als Wesentliche behalten. Ich hoffe bald von Dir Weiteres zu hören; denn gespannt bin ich allerdings, ob die von mir naturalisirte Nausikaa brauchbar ist. – Daß sich übrigens unser Ed. Bendeman mit der lieben Lyda Schadow verlobt hat, wirst Du schon wissen. Die schönsten Grüße von mir und meiner Frau an die Deinige. Und so Gott befohlen.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-02-24" xml:id="date_109007bb-abb6-449c-af00-4d6d1b429ddb">24. 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Die Nausikaa-Episode aus Homers Odyssee wird als musikalisches Sujet im Briefwechsel zwischen Droysen und Mendelssohn erstmals erwähnt im Oktober 1836 (Brief gb-1836-10-28-02 Johann Gustav Droysen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 28. Oktober 1836). Im Januar 1838 machte Mendelssohn den Vorschlag, diese zu verwenden für »ein größeres Gesangstück fürs Concert« (fmb-1838-01-31-01 (Brief Nr. 1872) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Gustav Droysen in Berlin; Leipzig, 24. und 31. Januar 1838). Die mit seinem Antwortschreiben vom 24. Februar 1838 von Droysen übersandte Dichtung »Nausikaa« wurde von dessen Sohn Gustav Droysen beschrieben als »eine Reihe von Scenen, ganz der Angabe Mendelssohn’s entsprechend. […] Mancherlei Aenderungen in dem Manuscript von Mendelssohn’s Hand zeigen, daß er zur Composition der Dichtung entschlossen war« (Gustav Droysen, Johann Gustav Droysen und Felix Mendelssohn-Bartholdy, in: Deutsche Rundschau 28, 1902, Heft 8, S. 213). Am 5. März teilte Mendelssohn Droysen mit, er hätte sich das »Gedicht von der Nausikaa […] kürzer und freier gewünscht«, und verschob eine weitere Diskussion auf mündliche Besprechung; siehe Brief fmb-1838-03-05-01 (Brief Nr. 1934) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Gustav Droysen in Berlin; Leipzig, 5. März 1838.</note> das ist mir darum lieb gewesen, weil es mir eine Gelegenheit gab, etwas Dir zu thun, was Du <del cert="high" rend="strikethrough">gern</del> wünschtest. Außerdem daß dergleichen überall ein egoistisches Vergnügen ist, war ich froh, Dir einmal wieder zu zeigen, daß wenn an die Thüre der alten Freunde angepocht wird das alte wohlbekante „herein“ wieder ertönt und dann was man gerade Bestes hat aufgetischt wird. So ohngefähr war, was ich meine, – ich freute mich, meinem lieben Felix einmal wieder was zu schreiben.</p> <p>So liegt denn nun eine Nausikaa bei – aber es konte leicht sein, daß die Dir die Lust an dem Gegenstand verleidet. Wie soll ich denn auch wissen, wie ihr Musiker dieß oder jenes braucht, <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">oder</unclear> einen Chor, und wie lange Recitativen ihr vertragen könt und dergleichen. Zuerst muß ich sagen, daß ich zu jeder Aenderung, falls Du den solche brauchen kannst anbötig bin. – Sodann ein zweites ist, daß mir der Gegenstand schwer zu einem Rundum und abgeschlossenen Ganzen hat werden wollen; es ist mir lehrreich gewesen, was sie über den Schluß Deines <title xml:id="title_d03e409d-6935-4260-8bfb-e5cad4cde841">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yp3nl53m-mxnb-hej7-6xhn-2rp5f4p0by2r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, selbst die Künstler von <placeName xml:id="placeName_6467b460-5221-4c49-bb79-b684c7273452">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sagen; es ist mir klar, daß es ein Misverstehen<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>ist, wenn sie genug haben an dem beseligenden Frieden der begründeten “Gemeinschaft der Heiligen.” Aber anderer Seits hat, glaube ich, die Kunst stets mit dem Verstande, mit der kühlen und auf Ursach und Wirkung gerichteten Gewöhnung des Geistes zu kämpfen und sich mit demselben abzufinden; für den äußerlichen Verstand ist allerdings der Tod Pauli das nothwendige Ende eines Oratoriums. Darum habe ich denn die Nausikaa so weit fortgeführt, bis es zur Heimfahrt geht (es fehlt noch der Schlußchor; ich muß erst hören, ob Du noch etwas anderes brauchst als einen Chor, dessen Thema wäre “Fahr wohl.”</p> <p>Ein drittes ist die Länge: ich wäre gern mit wenigerem fertig geworden; indeß ist Dein Paulus nicht viel kürzer und die Nausikaa hat doch viel rascheres Tempo. 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Bendeman<name key="PSN0109806" style="hidden" type="person">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName> mit der lieben <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3df30f6e-28fe-4cfc-b9bd-2b75bc4ab89f">Lyda Schadow<name key="PSN0114496" style="hidden" type="person">Schadow, Lida (1821-1895)</name></persName></hi> verlobt hat, wirst Du schon wissen.</p> <closer rend="left">Die schönsten Grüße von mir und meiner <persName xml:id="persName_8b771158-b6d3-4a76-85db-ed55e980fd3a">Frau<name key="PSN0110753" style="hidden" type="person">Droysen, Maria (Marie) Adelgunde Franziska (1820-1847)</name></persName> an die Deinige. Und so Gott befohlen.</closer> </div> </body> </text></TEI>