gb-1838-02-19-01
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Berlin, 19. Februar 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN 12-1 / 20 / 2], Siegel.
Rebecka Lejeune Dirichlet
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
F. Mendelssohn Bartholdy
in
Leipzig.
Mde. Jeanrenaud und Deiner
nichtnach Berlin kamst, und
quite charmingin jeder Beziehung. Auch ist
Protégés
à proposvon Direktion u. dergl., Du schnauzest mich ja schrecklich an, daß ich Dich anschnauze, ich muß eine sehr impertinente Schrift haben, denn Du liest immer Vater schenk mir ne Uhr, während ich doch schreibe Vater schenk mir ne Uhr; ich habe es wirklich gar nicht anschnauzig gemeint, wie ich überhaupt jetzt sehr zahm bin, mich meiner
Cecileund mich seyn; wären wir nur so glücklich, zusammenzuwohnen, so würden
c’était écrit là haut. Hast Du das schon der
Cecilevorgelesen?
Die Novello giebt
prima donna
hören, theoretisch kann ich schon eine Suppe verbrennen.Mitscherlich
Dirichlet wird sehr böse, wenn ich seine Grüße nicht bestelle, also
Montag den 19ten Februar Heut ists ein Jahr, daß Du mit Mde. Jeanrenaud und Deiner Braut nicht nach Berlin kamst, und heut sitzt hoffentlich die schöne Braut auf dem Sopha mit einer Haube und einem Kinde; quite charming in jeder Beziehung. Auch ist heut das große Dilettantenconcert, in welches ich aus mehreren Gründen nicht gehe, daher vorher schreibe, und Nichts davon berichte, das kann Fanny thun, die sich sehr der Direction ihres Protégés Kurschmann, den ich ihren Tugendbock nenne, schämt. Und à propos von Direktion u. dergl., Du schnauzest mich ja schrecklich an, daß ich Dich anschnauze, ich muß eine sehr impertinente Schrift haben, denn Du liest immer Vater schenk mir ne Uhr, während ich doch schreibe Vater schenk mir ne Uhr; ich habe es wirklich gar nicht anschnauzig gemeint, wie ich überhaupt jetzt sehr zahm bin, mich meiner Kinder freue und meiner Leute ärgere. Habt Ihr denn schon eine Kinderfrau od. Mädchen, und, was auch wichtig ist, einen Namen für Euer Kind. Ich wollte es heißt Karl od. Julius od. Felix, und wie es aussieht weiß ich ja auch noch nicht, mir kannst Du dreist schreiben, es sey wunderschön und habe gar keine große Nase, ich finde nicht nur meine, sondern alle ganz kleine Kinder rührend und lieblich, ich liebe sogar ihr Gesichterschneiden und ihren Geruch Morgens früh, vor dem Fanny immer übel wird. Was hat es denn für Augen, mein Neffchen? Mein Felix hat wunderschöne blaue mit schwarzen Braunen und Wimpern und ein roth Mündchen, mit dem er schon allerliebste Tönchen hervorbringt, und ein fettes Körperchen, und weiße Händchen die er immer sehr wohlgefällig bekuckt, er kennt mich schon, und lacht mich an. Wie nimmst Du Dich denn aus in Deiner neuen Würde? es kommt einem das erstemal gar zu komisch vor, und doch so sehr ernsthaft, könnte ich Dich nur erst als Papa sehen, ich zähle die Stunden bis dahin, und werde Paul nicht ohne Neid abreisen sehen, aber dafür wird die Wirthschaft hier mit unsern Kinderchen zu nett seyn, jetzt ist mein Felix Deinem kleinen weit voraus, aber späterhin werden mit Gottes Hülfe die beiden Jungen ein Gegenstand großer Eifersucht für Cecile und mich seyn; wären wir nur so glücklich, zusammenzuwohnen, so würden die gleichen Unterricht empfangen, und von den Müttern würde immer der Eine den Andern zum Muster aufgestellt werden. Das soll aber nicht so seyn, c’était écrit là haut. Hast Du das schon der Cecile vorgelesen? Die Novello giebt morgen ihr 2tes Concert im Schauspielhaussaal, ihre Kasse gewinnt hier sehr, aber ich glaube, ihr Charrakter nicht, sie fängt schon sehr an, sich als prima donna zu benehmen, wir können übrigens durchaus nicht über sie klagen; in der Dilettantenprobe soll sie zum Todtlachen grob gewesen seyn, und sich aus Wuth ihre Kappe vom Kopf gerissen haben. Übrigens ist diesen Winter schrecklich viel los, Tanzvergnügen, Unterhaltungsmusik und mehrere Braten; kollegialischer Verhältnisse wegen muß ich blaugestrumpft seyn, und Vorlesungen über Chemie bei Mitscherlich hören, theoretisch kann ich schon eine Suppe verbrennen. Walters Unwohlseyn war wahrscheinlich eine Art Entwickelungskrankheit, er wächst jetzt zusehends und wird mager dabei, die Kinder pflegen sowohl geistig als körperlich ruckweise vorzuschreiten, seine Begriffe erweitern sich mit einem Male so, daß man nur suchen muß, Einhalt zu thun. Seine Lehrstudien habe ich auch eingestellt. Mutter wird Dir morgen nach dem famosen Koncert schreiben, ich muß jeden Augenblick Zeit wahrnehmen, die sich meistens gar nicht findet, und daher heut schließen. Grüße Deine liebe schöne Wöchnerin und Euer Kind. Julie hat unsre Einladung nicht angenommen, was mir sehr leid thut, doch gebe ich die Hoffnung nicht auf, sie wenn auch später bei uns zu sehen. Adieu Doctor. Dirichlet wird sehr böse, wenn ich seine Grüße nicht bestelle, also Dirichlet grüßt
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Es war der erste ihrer insgesamt drei öffentlichen Auftritten als Pianistin, außerhalb der halbprivaten Sonntagsmusiken.</note> in welches ich aus mehreren Gründen nicht gehe, daher vorher schreibe, und Nichts davon berichte, das kann <persName xml:id="persName_638ecbf7-a1d9-4d55-b7fb-7fcb9a7b85c8">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> thun, die sich sehr der Direction ihres <hi rend="latintype">Protégés</hi> <persName xml:id="persName_3e248c9d-b7e7-4073-83db-0d155dd9286d">Kurschmann<name key="PSN0110519" style="hidden" type="person">Curschmann, Carl Friedrich (1805-1841)</name></persName>, den ich ihren Tugendbock nenne, schämt. Und <hi rend="latintype">à propos</hi> von Direktion u. dergl., Du schnauzest mich ja schrecklich an,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_08245eb3-d4f4-4068-ad24-da2f882fbe87" xml:lang="de">Du schnauzest mich ja schrecklich an – vgl. Brief fmb-1838-02-10-02 (Brief Nr. 1891) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 10. Februar 1838, Z.: »Sieh mal Du sch[n]auzest mich ja fürchterlich an, weil ich nicht glauben wollte mein Paulus sei ordentlich gegangen«.</note> daß ich Dich anschnauze, ich muß eine sehr impertinente Schrift haben, denn Du liest immer Vater schenk mir ne Uhr, während ich doch schreibe Vater schenk mir ne Uhr; ich habe es wirklich gar nicht anschnauzig gemeint, wie ich überhaupt jetzt sehr zahm bin, mich meiner <persName xml:id="persName_0fae0de2-c0fd-4e5e-8ae8-dc56ab699b7f">Kinder<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name><name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> freue und meiner Leute ärgere. Habt Ihr denn schon eine Kinderfrau od. Mädchen, und, was auch wichtig ist, einen Namen für Euer <persName xml:id="persName_67409080-bb8b-49e5-8f43-6cd5ebaefd8a">Kind<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>. Ich wollte es heißt Karl od. Julius od. Felix, und wie es aussieht weiß ich ja auch noch nicht, mir kannst Du dreist schreiben, es sey wunderschön und habe gar keine große Nase, ich finde nicht nur<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>meine, sondern alle ganz kleine Kinder rührend und lieblich, ich liebe sogar ihr Gesichterschneiden und ihren Geruch Morgens früh, vor dem Fanny immer übel wird. Was hat es denn für Augen, mein Neffchen? Mein Felix hat wunderschöne blaue mit schwarzen <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_cecfed4d-e550-463a-960c-5f3ffddd910b"><sic resp="writer">Braunen</sic><corr resp="editor">Brauen</corr></choice> und Wimpern und ein roth Mündchen, mit dem er schon allerliebste Tönchen hervorbringt, und ein fettes Körperchen, und weiße Händchen die er immer sehr wohlgefällig bekuckt, er kennt mich schon, und lacht mich an. 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