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gb-1838-02-02-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 30., 31. Januar und 2. Februar 1838 P. S. Wenn Cecile aber eben in Wochen kommt, so schmeiß nur gleich den Brief in eine Ecke, und übergieb ihn der Vergessenheit. Also gestern war wieder nichts, sonst wüßten wir’s heute; während Mutters gestern Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und Walter Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 13. Januar 1838 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 10. Februar 1838 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

GroßbritannienOxfordGB-ObOxford, Bodleian LibraryMusic SectionM.D.M. c. 34, fol. 67-69.AutographRebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 30., 31. Januar und 2. Februar 1838P. S. Wenn Cecile aber eben in Wochen kommt, so schmeiß nur gleich den Brief in eine Ecke, und übergieb ihn der Vergessenheit. Also gestern war wieder nichts, sonst wüßten wir’s heute; während Mutters gestern

1 Doppelbl. und 1 Bl.: S. 1-6 Brieftext.

Rebecka Lejeune Dirichlet, Fanny Hensel

Billet für Julie Schunk.

Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 33/32.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

30., 31. Januar und 2. Februar 1838 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 30sten Januar.

P. S. Wenn CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) aber eben in Wochen kommt, so schmeiß nur gleich den Brief in eine Ecke, und übergieb ihn der Vergessenheit. Also gestern war wieder nichts, sonst wüßten wir’s heute; während MuttersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) gestern der NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) zu Ehren veranstalteten Sauree, mußte ich fortwährend dran denken; jetzt quikt vielleicht Cecile und zwischen der kleine MusikusMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897).der kleine Musikus – Anspielung auf die bevorstehende Geburt von Carl Mendelssohn Bartholdy. Ich wäre sehr ungeduldig wenn ichs nicht eben so gemacht hätte; daher augurire ich für Cecile eine leichte schnelle Entbindung und einen prächtigen Jungen, wie mein Felix. Amen.

Dein Novellochen macht uns viel Vergnügen durch ihre süße Stimme; und übrigens ist sie auch ein niedlich Balg, das habe ich Dir schon seit 14 Tagen jeden Tag schreiben, wollenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) aber obgleich ich kein Director bin, und nicht gesucht und nicht repandirtrepandirt – Vom französischen se répandre, sich verbreiten, besonders: sich gesellschaftlich verbreiten, viele Bekanntschaften haben. komme ich zu gar nichts, bis 1 habe ich jeden Morgen mit der Wirthschaft, und den Toiletten meiner Herrn SöhneDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838) und meiner Wenigkeit und frühstücken, von wegen Amme, zu thun, dann muß ich spatzieren gehn, wenn es gut Wetter ist, od. es kommt, wie an voriger Woche alle Tage, ein Besuch und bleibt zu Mittag und dann Nachmittag, und dann kann ich Stunden lang sitzen mit |2| dem kleinen FelixDirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838) spielen, dann muß WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) lesen, und nachher zur Belohnung Bilder sehen, oder Domino spielen, und dann ists Theestunde, wann soll ich nun schreiben. Und Du hast jetzt gar kein Vergnügen an Briefen, alles in Erwartung der Dinge, die da kommen sollen, wie auch ich gar keine Ruh habe, von all den schönen Musiken zu schreiben die wir jetzt hören. Ob ich den Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ejahl0w8-hxxt-8j68-kzg5-fpojmtaiuet9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> mit schwester- oder mütterlichen Ohren gehört habe,Ob ich den Paulus … gehört habe – die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) am 18. Januar 1838 durch die Sing-Akademie in Berlin unter der Leitung von Karl Friedrich Rungenhagen. weiß ich nicht aber soviel ist gewiß, er hat mich sehr erbaut, und das ist die Hauptsache, auch hat die FassmannFaßmann, Auguste Xaveria Franziska von (1811-1872) höchst vortrefflich gesungen. Auch die Treibjagd der drei Sängerinnen am Sonntagdie Treibjagd der drei Sängerinnen am Sonntag – bezieht sich wahrscheinlich auf Fanny Hensels Sonntagsmusik am 21. Januar, in der die drei Sängerinnen Arien aus Mozarts Oper La clemenza di Tito KV 621 sangen. war sehr schön, wie die DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) alle brillanten und halsbrechenden Verzierungen häufte und Triller knallte, wie die Fassmann nicht einen Doppelschlag zusetzte und die NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) ganz unbekümmert um Alles ihren lieblichen Stiefel so weg sang und dabei stand, wie ein graciöser Abgötze – mich hat das aufmerksame Zuhören so angegriffen, daß ich den ganzen andern Tag Kopfschmerzen hatte, FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) befindet sich aber ganz vortrefflich bei alle dem Rudern, eine Strafpredigt ausgenommen, die sie jeden Abend drüber von mir zu hören bekommt. Die ganze |3| Geschichte ist übrigens wieder Berlin tout craché,tout craché – frz., ganz typisch. wie Fanny, die doch schon eine geraume Zeitlang eine erträgliche Musikerin ist, bisher, in Gesellschaften, wo ein TaubertTaubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891) und Consorten waren, nicht zum Spielen gewürdigt wurde, die zu ihren SonntagsmusikenSonntagsmusiken der Familie Mendelssohn BartholdyBerlinDeutschland sich ein paar Sänger zum Chorsingen hat hereinschmeißen müssen, mit Einemmale eine solche vogue hat, daß sie sich Vormittags muß verleugnen lassen, um den ewigen Besuchen der Leute zu entgehen, die, wie SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) sagt, alle sich für den Genuß bedanken, od. sagen, sie würden nächsten Sonntag alle ihre Bekannte und Freunde mitbringen, die dann nächsten Sonntag wieder alle ihre Freunde und Bekannte mitbringen, die dann etc etc. cum grazie in inf.cum grazie in inf. – ital. / lat. cum grazie in infinitum, mit Dank bis ins Unendliche. Alles, Alles wird hier grausam übertrieben, todt gehetzt; das Einzige, worin Du sehr berlinisch bist, ist Dein Geist gegen BerlinBerlinDeutschland, der Berlinisch übertrieben ist; von der RellstabRellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860) MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866)ischen βατραΧομνομαχίαβατραΧομνομαχία – griech., Batrachomyomachía, Froschmäusekrieg, eine späthellenische Parodie auf die Homerischen Epen; bezieht sich auf den von Felix Mendelssohn Bartholdy in Brief fmb-1838-01-13-02 (Brief Nr. 1851) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und Walter Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 13. Januar 1838, erwähnten »Scandal zwischen Marx und Rellstab«. Möglicherweise verfassten beide die Biographie des jeweils anderen für die von Gustav Schilling redigierte Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst (erschienen in Bd. 4 bzw. Bd. 5, beide Stuttgart 1837). wissen wir gar nichts, obgleich DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) alle Tage, wenn er aus dem Sprechzimmer kommt, sagt: Marx läßt Dich grüßen, und auf den Abend einen Paradox von ihm erzählt und vertheidigt, woraus ihre Winterfreundschaft besteht, die den Sommer über Ferien hat. Nun ist es halb 9 Uhr und die Soiree bei Mutter fängt an, adieu bis morgen.

Rebecka Lejeune Dirichlet
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

|4| Mittw. 31sten. Wenn es Dir vielleicht Vergnügen macht, od. für CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) eine Art Zeitvertreib wäre, einen sehr schönen französischen Don Quixote<name key="PSN0110339" style="hidden" type="author">Cervantes Saavedra, Miguel de (1547–1616)</name><name key="CRT0108352" style="hidden" type="literature">Don Quixote</name>einen sehr schönen französischen Don Quixote – vermutlich Miguel de Cervantes y Saavedra, L’ingénieux hidalgo Don Quichotte de la Manche, traduit et annoté par Louis Viardot, vignettes de Tony Johannot, Paris 1836/37. mit unzähligen Holzschnitten durchzublättern, so schicke ich ihn Dir durch Mr. SchunkSchunck, Julius (1809-1889), von dem ich glaube, er sey der Clara Novello nachgereis’t, Dr. WeberWeber, Johann Friedrich (Frederick, Fritz) (1808-1886) gleichfalls und Du schickst ihn mir durch Mde. SchunkSchunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862) zurück, so wird das eine grandiose Leihbibliothek zwischen Leipzig und hier. Einl. Billet gieb an Julie SchunkSchunck, Julie (1819-1899), obgleich Ihr mit dem Inhalt nicht zufrieden seyn werdet, es enthält eine Einladung, herzukommen, da ihr zuckersüßer Bruder versichert, sie spräche jetzt mit mehr Achtung von unsrer Residenz. Da es wahrscheinlich Donnerstag wird, ehe dieser Brief abgeht so füge ich gleich meinen Glückwunsch zum drittenGlückwunsch zum dritten – Felix Mendelssohn Bartholdys Geburtstag am 3. Februar. bei; möge Dir Cecile was Gutes bescheren. Das Liegt uns Allen am meisten am Herzen.

Rebecka Lejeune Dirichlet
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

Lange hat kein Doppelroman oder Doppelpoppel<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763–1825)</name><name key="CRT0110453" style="hidden" type="literature">Flegeljahre. Eine Biographie</name>Doppelroman oder Doppelpoppel – »Hoppelpoppel oder das Herz« ist der Titel des Romans, an dem die Brüder Walt und Vult in Jean Pauls Roman Flegeljahre (Tübingen 1804/05) arbeiten. statt gefunden, und da ich herüber komme um Felix IIDirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838) zu besuchen, der aber schläft, setze ich mich hin um an Felix I zu schreiben, der vielleicht auch schläft vid.vid. – lat. vide, siehe. den Besuch von Mad. HarkordHarkort, Auguste (Augusta) (1794-1857), oder was Gott gebe, ein Kind wiegt und diesen Brief nach der Melodie eines Wiegenliedes singt. Glaube aber nicht, daß Du mit diesem Brief zum Geburtstag abgefunden wirst, es ist nur ein Intermezzo adieu. Da kommt die BeneckeBenecke, Emmeline (1813-1877) zu BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858), und ich gehe herein zu ihr. Aber |5| Beckchen legt mir einen neuen Bogen hin, und ich schreibe weiter. Die Novello ist sehr pikant und niedlich, am allerschönsten hat sie das erstemal bei uns im Titus<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110085" style="hidden" type="music">La clemenza di Tito KV 621</name> die beiden Arien der Vitelliadie beiden Arien der Vitellia – Deh se piacer mi vuoi KV 621/02, Non più di fiori KV 621/23. gesungen,hat … im Titus die beiden Arien der Vitellia gesungen – in Fanny Hensels Sonntagsmusik vom 21. Januar 1838. aber überhaupt ist ihr Gesang äußerst fein graziös und angenehm, und ihr ganzes Persönchen sehr nett und gefällig.

Was Beckchen Dir von unsern Musiken schreibt, ist eben so wahr, als neu. Seit langer Zeit wird hier Musik gemacht, eben nicht schlechter, als jetzt, und diesen Winter laufen sie uns das Haus ein. Beckchen wird Dir eine Geschichte v. einem Studenten und einem Referendarius erzählen, die ich heut habe ablaufen lassen.

Fanny Hensel
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

d. 2ten. Nun ists die höchste Zeit, zu gratuliren, die Referendariengeschichte ist schon alt, und ich habe heut den 2ten noch nicht ersten gemacht. Zum Geburtstagsgeschenk mach ich den Brief frei, aber Du kannst Dich auch ein Stück bei mir für Mutters GeschenkMutters Geschenk – Lea Mendelssohn Bartholdy schickte Felix Mendelssohn Bartholdy zum Geburtstag einen Kupferstich, vermutlich nach Tizians Mariä Himmelfahrt (Assunta), von ihr als sein »Lieblingsbild« bezeichnet (siehe Brief gb-1838-02-02-03 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 2. Februar 1838; vgl. auch Brief fmb-1838-02-05-01). Felix Mendelssohn Bartholdy hatte das Original 1830 in Venedig gesehen und in seinen Briefen begeistert gelobt. bedanken, das ihr erst zu theuer schien, worauf ich eine große Rede gegen Economie gehalten habe, worauf sie Spendir-inexpressibles anzog. Nun meine besten |6| Wünsche nochmals, und weiter nichts, als allenfalls noch Grüße von DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) und seiner MutterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868), die sehr für die Deinigen dankt, und die hier, sich und den Andern sehr gefällt. WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) wird in Verzweiflung seyn, das er nicht auch seinen Glückwunsch selbst schreibt, aber er ergeht sich im Garten. Adieu.

Rebecka Lejeune Dirichlet
            Berlin den 30sten Januar. P. S. Wenn Cecile aber eben in Wochen kommt, so schmeiß nur gleich den Brief in eine Ecke, und übergieb ihn der Vergessenheit. Also gestern war wieder nichts, sonst wüßten wir’s heute; während Mutters gestern der Novello zu Ehren veranstalteten Sauree, mußte ich fortwährend dran denken; jetzt quikt vielleicht Cecile und zwischen der kleine Musikus. Ich wäre sehr ungeduldig wenn ichs nicht eben so gemacht hätte; daher augurire ich für Cecile eine leichte schnelle Entbindung und einen prächtigen Jungen, wie mein Felix. Amen.
Dein Novellochen macht uns viel Vergnügen durch ihre süße Stimme; und übrigens ist sie auch ein niedlich Balg, das habe ich Dir schon seit 14 Tagen jeden Tag schreiben, wollen aber obgleich ich kein Director bin, und nicht gesucht und nicht repandirt komme ich zu gar nichts, bis 1 habe ich jeden Morgen mit der Wirthschaft, und den Toiletten meiner Herrn Söhne und meiner Wenigkeit und frühstücken, von wegen Amme, zu thun, dann muß ich spatzieren gehn, wenn es gut Wetter ist, od. es kommt, wie an voriger Woche alle Tage, ein Besuch und bleibt zu Mittag und dann Nachmittag, und dann kann ich Stunden lang sitzen mit dem kleinen Felix spielen, dann muß Walter lesen, und nachher zur Belohnung Bilder sehen, oder Domino spielen, und dann ists Theestunde, wann soll ich nun schreiben. Und Du hast jetzt gar kein Vergnügen an Briefen, alles in Erwartung der Dinge, die da kommen sollen, wie auch ich gar keine Ruh habe, von all den schönen Musiken zu schreiben die wir jetzt hören. Ob ich den Paulus mit schwester- oder mütterlichen Ohren gehört habe, weiß ich nicht aber soviel ist gewiß, er hat mich sehr erbaut, und das ist die Hauptsache, auch hat die Fassmann höchst vortrefflich gesungen. Auch die Treibjagd der drei Sängerinnen am Sonntag war sehr schön, wie die Decker alle brillanten und halsbrechenden Verzierungen häufte und Triller knallte, wie die Fassmann nicht einen Doppelschlag zusetzte und die Novello ganz unbekümmert um Alles ihren lieblichen Stiefel so weg sang und dabei stand, wie ein graciöser Abgötze – mich hat das aufmerksame Zuhören so angegriffen, daß ich den ganzen andern Tag Kopfschmerzen hatte, Fanny befindet sich aber ganz vortrefflich bei alle dem Rudern, eine Strafpredigt ausgenommen, die sie jeden Abend drüber von mir zu hören bekommt. Die ganze Geschichte ist übrigens wieder Berlin tout craché, wie Fanny, die doch schon eine geraume Zeitlang eine erträgliche Musikerin ist, bisher, in Gesellschaften, wo ein Taubert und Consorten waren, nicht zum Spielen gewürdigt wurde, die zu ihren Sonntagsmusiken sich ein paar Sänger zum Chorsingen hat hereinschmeißen müssen, mit Einemmale eine solche vogue hat, daß sie sich Vormittags muß verleugnen lassen, um den ewigen Besuchen der Leute zu entgehen, die, wie Sebastian sagt, alle sich für den Genuß bedanken, od. sagen, sie würden nächsten Sonntag alle ihre Bekannte und Freunde mitbringen, die dann nächsten Sonntag wieder alle ihre Freunde und Bekannte mitbringen, die dann etc etc. cum grazie in inf. Alles, Alles wird hier grausam übertrieben, todt gehetzt; das Einzige, worin Du sehr berlinisch bist, ist Dein Geist gegen Berlin, der Berlinisch übertrieben ist; von der Rellstab Marxischen βατραΧομνομαχία wissen wir gar nichts, obgleich Dirichlet alle Tage, wenn er aus dem Sprechzimmer kommt, sagt: Marx läßt Dich grüßen, und auf den Abend einen Paradox von ihm erzählt und vertheidigt, woraus ihre Winterfreundschaft besteht, die den Sommer über Ferien hat. Nun ist es halb 9 Uhr und die Soiree bei Mutter fängt an, adieu bis morgen.
Rebecka Lejeune Dirichlet
 Mittw. 31sten. Wenn es Dir vielleicht Vergnügen macht, od. für Cecile eine Art Zeitvertreib wäre, einen sehr schönen französischen Don Quixote mit unzähligen Holzschnitten durchzublättern, so schicke ich ihn Dir durch Mr. Schunk, von dem ich glaube, er sey der Clara Novello nachgereis’t, Dr. Weber gleichfalls und Du schickst ihn mir durch Mde. Schunk zurück, so wird das eine grandiose Leihbibliothek zwischen Leipzig und hier. Einl. Billet gieb an Julie Schunk, obgleich Ihr mit dem Inhalt nicht zufrieden seyn werdet, es enthält eine Einladung, herzukommen, da ihr zuckersüßer Bruder versichert, sie spräche jetzt mit mehr Achtung von unsrer Residenz. Da es wahrscheinlich Donnerstag wird, ehe dieser Brief abgeht so füge ich gleich meinen Glückwunsch zum dritten bei; möge Dir Cecile was Gutes bescheren. Das Liegt uns Allen am meisten am Herzen.
Rebecka Lejeune Dirichlet
Lange hat kein Doppelroman oder Doppelpoppel statt gefunden, und da ich herüber komme um Felix II zu besuchen, der aber schläft, setze ich mich hin um an Felix I zu schreiben, der vielleicht auch schläft vid. den Besuch von Mad. Harkord, oder was Gott gebe, ein Kind wiegt und diesen Brief nach der Melodie eines Wiegenliedes singt. Glaube aber nicht, daß Du mit diesem Brief zum Geburtstag abgefunden wirst, es ist nur ein Intermezzo adieu. Da kommt die Benecke zu Beckchen, und ich gehe herein zu ihr. Aber Beckchen legt mir einen neuen Bogen hin, und ich schreibe weiter. Die Novello ist sehr pikant und niedlich, am allerschönsten hat sie das erstemal bei uns im Titus die beiden Arien der Vitellia gesungen, aber überhaupt ist ihr Gesang äußerst fein graziös und angenehm, und ihr ganzes Persönchen sehr nett und gefällig.
Was Beckchen Dir von unsern Musiken schreibt, ist eben so wahr, als neu. Seit langer Zeit wird hier Musik gemacht, eben nicht schlechter, als jetzt, und diesen Winter laufen sie uns das Haus ein. Beckchen wird Dir eine Geschichte v. einem Studenten und einem Referendarius erzählen, die ich heut habe ablaufen lassen.
Fanny Hensel
d. 2ten. Nun ists die höchste Zeit, zu gratuliren, die Referendariengeschichte ist schon alt, und ich habe heut den 2ten noch nicht ersten gemacht. Zum Geburtstagsgeschenk mach ich den Brief frei, aber Du kannst Dich auch ein Stück bei mir für Mutters Geschenk bedanken, das ihr erst zu theuer schien, worauf ich eine große Rede gegen Economie gehalten habe, worauf sie Spendir-inexpressibles anzog. Nun meine besten Wünsche nochmals, und weiter nichts, als allenfalls noch Grüße von Dirichlet und seiner Mutter, die sehr für die Deinigen dankt, und die hier, sich und den Andern sehr gefällt. Walter wird in Verzweiflung seyn, das er nicht auch seinen Glückwunsch selbst schreibt, aber er ergeht sich im Garten. Adieu.
Rebecka Lejeune Dirichlet          
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Also gestern war wieder nichts, sonst wüßten wir’s heute; während Mutters gestern</incipit></msItem></msContents><physDesc><p>1 Doppelbl. und 1 Bl.: S. 1-6 Brieftext.</p><handDesc hands="2"><p>Rebecka Lejeune Dirichlet, Fanny Hensel</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="other">Billet für Julie Schunk.</bibl></listBibl></accMat></physDesc><history><provenance> <p>Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 33/32.</p> </provenance></history></msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-01-30" xml:id="date_49fc94b6-2a83-4172-bfa9-432e1f52be03">30.</date>, <date cert="high" when="1838-01-31" xml:id="date_26d12b34-c745-4cf7-b7e0-e554991c8e0c">31. Januar</date> und <date cert="high" when="1838-02-02" xml:id="date_ed532246-d1e2-4433-9989-2b60dbf99573">2. Februar 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_f2984d6d-f0d4-468f-83c3-71a401397a27">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_3a342346-f3c9-4e6d-81e3-7a84c1c8eb2f">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_157a53e7-0c34-435b-a27b-0d2ea6ccb374"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_ff85bc86-041a-422a-a946-58ea972c5c88">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_84226024-cfb6-4e44-820d-fcfdd76cc673"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_101fa8e7-ee15-4db5-b560-9a22074c1420"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1838-01-30" xml:id="date_22e9ce3a-fb8a-4a46-bedc-ef999a3f9d20">30sten Januar.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent"><hi rend="latintype">P. S.</hi> Wenn <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0ab11879-96a8-491f-a786-547de903fb45">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> aber eben in Wochen kommt, so schmeiß nur gleich den Brief in eine Ecke, und übergieb ihn der Vergessenheit. Also <date cert="high" when="1838-01-29">gestern</date> war wieder nichts, sonst wüßten wir’s <date cert="high" when="1838-01-30">heute</date>; während <persName xml:id="persName_1de6330b-6da5-4f8b-9898-dc2efbed59a9">Mutters<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> <date cert="high" when="1838-01-29">gestern</date> der <persName xml:id="persName_174a3824-4308-4b3f-9f47-1e69da8d9769">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> zu Ehren veranstalteten Sauree, mußte ich fortwährend dran denken; jetzt quikt vielleicht <hi rend="latintype">Cecile</hi> und zwischen der kleine <persName xml:id="persName_4a43ad27-7e97-43a3-a2c3-d63929a173a7">Musikus<name key="PSN0113251" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_138e10a8-15bc-45e1-85ea-8c8ddbb353f2" xml:lang="de">der kleine Musikus – Anspielung auf die bevorstehende Geburt von Carl Mendelssohn Bartholdy.</note> Ich wäre sehr ungeduldig wenn ichs nicht eben so gemacht hätte; daher augurire ich für <hi rend="latintype">Cecile</hi> eine leichte schnelle Entbindung und einen prächtigen Jungen, wie mein Felix. Amen.</p> <p>Dein <hi rend="latintype">Novello</hi>chen macht uns viel Vergnügen durch ihre süße Stimme; und übrigens ist sie auch ein niedlich Balg, das habe ich Dir schon seit 14 Tagen jeden Tag schreiben, <add place="above">wollen<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> aber obgleich ich kein Director bin, und nicht gesucht und nicht repandirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_826ca517-cedc-4758-9692-f268cf68a9fb" xml:lang="de">repandirt – Vom französischen se répandre, sich verbreiten, besonders: sich gesellschaftlich verbreiten, viele Bekanntschaften haben.</note> komme ich zu gar nichts, bis 1 habe ich jeden Morgen mit der Wirthschaft, und den Toiletten meiner Herrn <persName xml:id="persName_35282612-04c0-41e4-8f5a-cb22145f6f41">Söhne<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name><name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> und meiner Wenigkeit und frühstücken, von wegen Amme, zu thun, dann muß ich spatzieren gehn, wenn es gut Wetter ist, od. es kommt, wie an voriger Woche alle Tage, ein Besuch und bleibt zu Mittag und dann Nachmittag, und dann kann ich Stunden lang sitzen mit<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>dem kleinen <persName xml:id="persName_10e4588f-7c8a-4ef5-bdaa-a8ae4d7b8bc3">Felix<name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> spielen, dann muß <persName xml:id="persName_2e9a438c-d726-46b2-8aa3-0fa9838beb81">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> lesen, und nachher zur Belohnung Bilder sehen, oder Domino spielen, und dann ists Theestunde, wann soll ich nun schreiben. Und Du hast jetzt gar kein Vergnügen an Briefen, alles in Erwartung der Dinge, die da kommen sollen, wie auch ich gar keine Ruh habe, von all den schönen Musiken zu schreiben die wir jetzt hören. Ob ich den <hi rend="latintype"><title xml:id="title_10dba040-4ae1-42a9-8f7c-6cff7ffd594b">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ejahl0w8-hxxt-8j68-kzg5-fpojmtaiuet9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title></hi> mit schwester- oder mütterlichen Ohren gehört habe,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2dcd8f76-8703-467a-8de2-c16e5326e1ab" xml:lang="de">Ob ich den Paulus … gehört habe – die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) am 18. Januar 1838 durch die Sing-Akademie in Berlin unter der Leitung von Karl Friedrich Rungenhagen.</note> weiß ich nicht aber soviel ist gewiß, er hat mich sehr erbaut, und das ist die Hauptsache, auch hat die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_083df113-23a6-4223-a801-204e467e42ce">Fassmann<name key="PSN0111011" style="hidden" type="person">Faßmann, Auguste Xaveria Franziska von (1811-1872)</name></persName></hi> höchst vortrefflich gesungen. Auch die Treibjagd der drei Sängerinnen <date cert="high" when="1838-01-28">am Sonntag</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ef3dd561-72ad-4f95-8c74-f7fc23e2d975" xml:lang="de">die Treibjagd der drei Sängerinnen am Sonntag – bezieht sich wahrscheinlich auf Fanny Hensels Sonntagsmusik am 21. Januar, in der die drei Sängerinnen Arien aus Mozarts Oper La clemenza di Tito KV 621 sangen.</note> war sehr schön, wie die <persName xml:id="persName_312a9bd3-93e1-4425-9e89-4a2c0d5d3689">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> alle brillanten und halsbrechenden Verzierungen häufte und Triller knallte, wie die <hi rend="latintype">Fassmann</hi> nicht einen Doppelschlag zusetzte und die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7340a5ad-f242-46fa-9d57-e6b66dee52e7">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName></hi> ganz unbekümmert um Alles ihren lieblichen Stiefel so weg sang und dabei stand, wie ein graciöser Abgötze – mich hat das aufmerksame Zuhören so angegriffen, daß ich den ganzen andern Tag Kopfschmerzen hatte, <persName xml:id="persName_c68ad04b-fdba-4815-bbdd-ff3923ac1c96">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> befindet sich aber ganz vortrefflich bei alle dem Rudern, eine Strafpredigt ausgenommen, die sie jeden Abend drüber von mir zu hören bekommt. Die ganze<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Geschichte ist übrigens wieder Berlin <hi rend="latintype">tout craché</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c47eb883-0d2e-4bb4-a6f5-fd57b34d23e0" xml:lang="fr ">tout craché – frz., ganz typisch.</note> wie Fanny, die doch schon eine geraume Zeitlang eine erträgliche Musikerin ist, bisher, in Gesellschaften, wo ein <persName xml:id="persName_90d4c850-a6b6-4b87-8439-0c0cd5908e47">Taubert<name key="PSN0115254" style="hidden" type="person">Taubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891)</name></persName> und Consorten waren, nicht zum Spielen gewürdigt wurde, die zu ihren <placeName xml:id="placeName_c43a96ab-fd4c-4937-b7d0-efc4580f00c2">Sonntagsmusiken<name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sich ein paar Sänger zum Chorsingen hat hereinschmeißen müssen, mit Einemmale eine solche <hi rend="latintype">vogue</hi> hat, daß sie sich Vormittags muß verleugnen lassen, um den ewigen Besuchen der Leute zu entgehen, die, wie <persName xml:id="persName_42e06f4f-48ee-497c-800d-e0365dd6a0f3">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> sagt, alle sich für den Genuß bedanken, od. sagen, sie würden nächsten Sonntag alle ihre Bekannte und Freunde mitbringen, die dann nächsten Sonntag wieder alle ihre Freunde und Bekannte mitbringen, die dann <hi rend="latintype">etc etc</hi>. <hi rend="latintype">cum grazie in inf</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b3b7b126-5110-4fd6-a249-530950232a95" xml:lang="la ">cum grazie in inf. – ital. / lat. cum grazie in infinitum, mit Dank bis ins Unendliche.</note> Alles, Alles wird hier grausam übertrieben, todt gehetzt; das Einzige, worin Du sehr berlinisch bist, ist Dein Geist gegen <placeName xml:id="placeName_7c817bc0-3560-4328-9e60-244ac73413cc">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, der Berlinisch übertrieben ist; von der <persName xml:id="persName_249dc514-221e-4a0d-871b-01463dca8c94">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6cd1fc38-0484-484d-be07-b0fd1cb0fdfc">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName></hi>ischen βατραΧομνομαχία<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d03f008b-2fb1-40db-82df-03b9aa4a4bcc" xml:lang="grc ">βατραΧομνομαχία – griech., Batrachomyomachía, Froschmäusekrieg, eine späthellenische Parodie auf die Homerischen Epen; bezieht sich auf den von Felix Mendelssohn Bartholdy in Brief fmb-1838-01-13-02 (Brief Nr. 1851) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und Walter Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 13. Januar 1838, erwähnten »Scandal zwischen Marx und Rellstab«. Möglicherweise verfassten beide die Biographie des jeweils anderen für die von Gustav Schilling redigierte Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst (erschienen in Bd. 4 bzw. Bd. 5, beide Stuttgart 1837).</note> wissen wir gar nichts, obgleich <persName xml:id="persName_26eb4778-ab97-4203-965f-a57fca6c112b">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> alle Tage, wenn er aus dem Sprechzimmer kommt, sagt: Marx läßt Dich grüßen, und auf den Abend einen Paradox von ihm erzählt und vertheidigt, woraus ihre Winterfreundschaft besteht, die den Sommer über Ferien hat. <seg type="closer">Nun ist es halb 9 Uhr und die Soiree bei Mutter fängt an, adieu bis morgen.</seg> </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_ebd8ab52-6c00-4206-8dbb-62029d407c97"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg><seg type="dateline"><hi n="1" rend="underline"><date cert="high" when="1838-01-31" xml:id="date_320c5ab1-8598-45f2-915a-669e8242d5d4">Mittw. 31sten</date>.</hi></seg> Wenn es Dir vielleicht Vergnügen macht, od. für <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d87f9351-9fc9-4aab-8edf-d08681ed2553">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> eine Art Zeitvertreib wäre, einen sehr schönen französischen <hi rend="latintype"><title xml:id="title_4469c15e-1b84-472b-a1aa-01df264929a8">Don Quixote<name key="PSN0110339" style="hidden" type="author">Cervantes Saavedra, Miguel de (1547–1616)</name><name key="CRT0108352" style="hidden" type="literature">Don Quixote</name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e7205d6a-01c4-4820-a6c4-d859e8b90510" xml:lang="de">einen sehr schönen französischen Don Quixote – vermutlich Miguel de Cervantes y Saavedra, L’ingénieux hidalgo Don Quichotte de la Manche, traduit et annoté par Louis Viardot, vignettes de Tony Johannot, Paris 1836/37.</note> mit unzähligen Holzschnitten durchzublättern, so schicke ich ihn Dir durch <hi rend="latintype">Mr. <persName xml:id="persName_8835be4c-f596-45b7-8bc4-650d7a1dacdb">Schunk<name key="PSN0114772" style="hidden" type="person">Schunck, Julius (1809-1889)</name></persName></hi>, von dem ich glaube, er sey der <hi rend="latintype">Clara Novello</hi> nachgereis’t, <hi rend="latintype">Dr. <persName xml:id="persName_e606a7e9-d05e-48d0-a95c-13d32013707f">Weber<name key="PSN0115648" style="hidden" type="person">Weber, Johann Friedrich (Frederick, Fritz) (1808-1886)</name></persName></hi> gleichfalls und Du schickst ihn mir durch <hi rend="latintype">Mde. <persName xml:id="persName_4637aee9-aceb-4044-97bb-02d8106763b1">Schunk<name key="PSN0114769" style="hidden" type="person">Schunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862)</name></persName></hi> zurück, so wird das eine grandiose Leihbibliothek zwischen Leipzig und hier. Einl. Billet gieb an <persName xml:id="persName_7301b1cf-b22b-4fef-86c8-6ad5417577c4">Julie Schunk<name key="PSN0114770" style="hidden" type="person">Schunck, Julie (1819-1899)</name></persName>, obgleich Ihr mit dem Inhalt nicht zufrieden seyn werdet, es enthält eine Einladung, herzukommen, da ihr zuckersüßer Bruder versichert, sie spräche jetzt mit mehr Achtung von unsrer Residenz. <seg type="closer">Da es wahrscheinlich <date cert="high" when="1838-02-01">Donnerstag</date> wird, ehe dieser Brief abgeht so füge ich gleich meinen Glückwunsch <date cert="high" when="1838-02-03">zum dritten</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fdb3e8b5-ce2a-4a2c-98ae-867a8f73e946" xml:lang="de">Glückwunsch zum dritten – Felix Mendelssohn Bartholdys Geburtstag am 3. Februar.</note> bei; möge Dir <hi rend="latintype">Cecile</hi> was Gutes bescheren. Das Liegt uns Allen am meisten am Herzen.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_5c456e21-6412-4b20-9685-629593b2defc"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Lange hat kein <title xml:id="title_f1b46112-bfe4-4ec5-95fa-ff6ca41b670e">Doppelroman oder Doppelpoppel<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763–1825)</name><name key="CRT0110453" style="hidden" type="literature">Flegeljahre. Eine Biographie</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8fd18fa0-db8f-42ae-9eb6-5ff44faaa4e2" xml:lang="de">Doppelroman oder Doppelpoppel – »Hoppelpoppel oder das Herz« ist der Titel des Romans, an dem die Brüder Walt und Vult in Jean Pauls Roman Flegeljahre (Tübingen 1804/05) arbeiten. </note> statt gefunden, und da ich herüber komme um <persName xml:id="persName_2b93d7c6-537e-4793-b448-d2719867f563">Felix II<name key="PSN0110669" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> zu besuchen, der aber schläft, setze ich mich hin um an Felix I zu schreiben, der vielleicht auch schläft <hi rend="latintype">vid.</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_0a2ed4e1-b205-4d30-89c3-5ad4b923551c" xml:lang="la ">vid. – lat. vide, siehe.</note> den Besuch von Mad. <persName xml:id="persName_d42aa67e-cc2f-4e89-b5e5-befd584ca7ce">Harkord<name key="PSN0111706" style="hidden" type="person">Harkort, Auguste (Augusta) (1794-1857)</name></persName>, oder was Gott gebe, ein Kind wiegt und diesen Brief nach der Melodie eines Wiegenliedes singt. Glaube aber nicht, daß Du mit diesem Brief zum Geburtstag abgefunden wirst, es ist nur ein Intermezzo adieu. Da kommt die <persName xml:id="persName_1b1bde3d-e06f-48e4-9b08-dc8ae91c1be3">Benecke<name key="PSN0109823" style="hidden" type="person">Benecke, Emmeline (1813-1877)</name></persName> zu <persName xml:id="persName_679485cc-4a5c-478d-be3b-77ae011779e8">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, und ich gehe herein zu ihr. Aber<seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg>Beckchen legt mir einen neuen Bogen hin, und ich schreibe weiter. Die <hi rend="latintype">Novello</hi> ist sehr pikant und niedlich, am allerschönsten hat sie das erstemal bei uns im <title xml:id="title_0a77c9fd-c0ca-4cca-8577-41660ba08017">Titus<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110085" style="hidden" type="music">La clemenza di Tito KV 621</name></title> die beiden Arien der <hi rend="latintype">Vitellia</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e407b0f-ecf9-4106-815e-bfa8daa75910" xml:lang="de">die beiden Arien der Vitellia – Deh se piacer mi vuoi KV 621/02, Non più di fiori KV 621/23.</note> gesungen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6f877c8a-95ca-4aae-8ff6-c2cd4720f647" xml:lang="de">hat … im Titus die beiden Arien der Vitellia gesungen – in Fanny Hensels Sonntagsmusik vom 21. Januar 1838.</note> aber überhaupt ist ihr Gesang äußerst fein graziös und angenehm, und ihr ganzes Persönchen sehr nett und gefällig.</p> <p>Was Beckchen Dir von unsern Musiken schreibt, ist eben so wahr, als neu. Seit langer Zeit wird hier Musik gemacht, eben nicht schlechter, als jetzt, und diesen Winter laufen sie uns das Haus ein. Beckchen wird Dir eine Geschichte v. einem Studenten und einem Referendarius erzählen, die ich <date cert="high" when="1838-01-31">heut</date> habe ablaufen lassen.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_3e93b6a3-0a07-45cc-947b-a305167665d8"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><date cert="high" when="1838-02-02" xml:id="date_de46439b-4bac-491e-ae80-bdbe53ff2947">d. 2ten.</date> Nun ists die höchste Zeit, zu gratuliren, die Referendariengeschichte ist schon alt, und ich habe <date cert="high" when="1838-02-02">heut den 2ten</date> noch nicht <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">ersten</unclear> gemacht. Zum Geburtstagsgeschenk mach ich den Brief frei, aber Du kannst Dich auch ein Stück bei mir für Mutters Geschenk<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_64b406ed-3148-4c83-b7d3-03760b382d66" xml:lang="de">Mutters Geschenk – Lea Mendelssohn Bartholdy schickte Felix Mendelssohn Bartholdy zum Geburtstag einen Kupferstich, vermutlich nach Tizians Mariä Himmelfahrt (Assunta), von ihr als sein »Lieblingsbild« bezeichnet (siehe Brief gb-1838-02-02-03 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 2. Februar 1838; vgl. auch Brief fmb-1838-02-05-01). Felix Mendelssohn Bartholdy hatte das Original 1830 in Venedig gesehen und in seinen Briefen begeistert gelobt. </note> bedanken, das ihr erst zu theuer schien, worauf ich eine große Rede gegen Economie gehalten habe, worauf sie Spendir-inexpressibles anzog. <seg type="closer">Nun meine besten<seg type="pagebreak"> |6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg>Wünsche nochmals, und weiter nichts, als allenfalls noch Grüße von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cdab7dfa-fecc-4dd5-8133-cc7035e4a228">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> und seiner <persName xml:id="persName_a129a986-4a8c-4d5a-9e2d-c87980573d4b">Mutter<name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName>, die sehr für die Deinigen dankt, und die hier, sich und den Andern sehr gefällt. <persName xml:id="persName_6343abe0-b06c-4f97-b8f2-638f5a0fd4e5">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> wird in Verzweiflung seyn, das er nicht auch seinen Glückwunsch selbst schreibt, aber er ergeht sich im Garten. Adieu.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> </body> </text></TEI>