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gb-1838-01-16-01

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Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 15. und 16. Januar 1838 Du hast mir einen so schönen, lustigen Brief geschrieben, lieber Felix, trotz Ohrenpein und Frost, daß ich nicht umhin kann, sogleich zu antworten. Ach, wenn man nur wüßte, wie es jetzt die Briefe bei Euch Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Leipzig, 13. Januar 1838 Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Leipzig, 3. Februar 1838 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 33/17. Autograph Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 15. und 16. Januar 1838 Du hast mir einen so schönen, lustigen Brief geschrieben, lieber Felix, trotz Ohrenpein und Frost, daß ich nicht umhin kann, sogleich zu antworten. Ach, wenn man nur wüßte, wie es jetzt die Briefe bei Euch

2 Doppelbl.: S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN / ? / ?], Siegel.

Fanny Hensel

Greeen Books

Citron, Letters, S. 538-540. Weissweiler, Briefwechsel, S. 274-276, Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

15. und 16. Januar 1838 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetHensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn F. Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. frei.
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Berlin, 15ten Januar 1838

Du hast mir einen so schönen, lustigen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1838-01-13-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Leipzig, 13. Januar 1838</name> geschrieben, lieber Felix, trotz Ohrenpeintrotz Ohrenpein – Felix Mendelssohn Bartholdy litt seit Jahren immer wieder an Ohren- und Kopfschmerzen. und Frost, daß ich nicht umhin kann, sogleich zu antworten. Ach, wenn man nur wüßte, wie es jetzt die Briefe bei Euch treffen, ob sie nicht in ein freudevolles Ach und Wehgeschreiein freudevolles Ach und Wehgeschrei – Anspielung auf die erwartete Entbindung von Cécile Mendelssohn Bartholdy. hinein fallen. Nun Gott mache es kurz und gut. Wenn irgendwo, so ist das Kurz in diesem Fall gut. Das Zeugniß, welches ich Dir kürzlich überschickt,Das Zeugniß, welches ich Dir kürzlich überschickt – Fanny Hensels »von ehrenwehrten Männern unterschriebene Zeugniß meiner Unschuld und der singacademischen Verläumdung« in ihrem Brief gb-1837-12-12-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 12. Dezember 1837. und auf welches Du heut antwortest, gelte Dir ein für allemal dafür, daß ich mich nicht unberufen in Deine Sachen mische. Wenn Dir z. B. Ad. Mt. SchlesingerSchlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838) schreibt, ich habe erlaubt, daß er Dein facsimileDein facsimile – Der Berliner Verleger Schlesinger plante seiner ersten Ausgabe des Album du Pianiste ein Noten-Faksimile von Felix Mendelssohn Bartholdys Handschrift beizufügen. Da Fanny Hensel sich nicht autorisiert fühlte, dies zu erlauben und die Herausgabe drängte, erschien das Album ohne Faksimile und enthielt in einem angehängten Tableau lediglich die Schriftzüge Felix Mendelssohn Bartholdys. Vgl. Brief gb-1838-03-08-01 Heinrich Schlesinger an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 8. März 1838. herausgiebt, so halte dafür, daß er lügt. Oder wenn Dir der Archivar WernerWerner, C. Th., (Mann einer schlechten SchauspielerinUnzelmann-Werner, Wilhelmine (1802-1871)) einen Text schickt,einen Text schickt – Ein Versuch des Archivars Werner, Felix Mendelssohn Bartholdy über Fanny Hensel für ein Opernlibretto zu interessieren wird von Emil von Meysenbug erwähnt in seinem Brief gb-1838-01-02-02 Emil von Meysenbug an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 2. Januar 1838. mit dem Bemerken, ich habe ihn in Deinem Namen angenommen, und ihm 1000 rt von Dir davon versprochen, so sey überzeugt, daß ich ihm höflich zu verstehn gegeben habe, ich glaube nicht, daß Dir ein Text von ihm sehr schmecken würdeHensel, Fanny Cäcilia (1805–1847), Du wärest höchst sonderbar, und oft kritisch |2| und gefährlich, indeß könne man nicht wissen, Du wohntest in LeipzigLeipzigDeutschland, und ein Brief an Dich, frankirt auf die Post gegeben, träfe Dich stets den 2ten Tag in erwünschtem Wohlseyn. So rede ich, und so höre mich in meiner Weisheit reden, wenn sie Dir auch das Gegentheil schreiben, gewöhnlich setzte ich noch hinzu, auf Antwort von Dir sey schwer zu rechnen, Du wärest ein vielbeschäftigter Mann, der Orthographie nicht sehr sicher, und Dein Secretair sey krank. Was nun übrigens die Geschichte mit dem Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ooe4lahg-zqry-0pvh-eyga-ko0idbwee4op"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>die Geschichte mit dem Paulus – Die Sing-Akademie in Berlin probte unter Karl Friedrich Rungenhagens Leitung für die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 am 18. Januar 1838. betrifft, so ist sie höchst sonderbar. Meine Rolle als SouffleurMeine Rolle als Souffleur – Karl Friedrich Rungenhagen hatte Fanny Hensel dazu aufgefordert, ihn bei der Einstudierung des Paulus zu beraten (vgl. Brief gb-1838-01-13-02 Karl Friedrich Rungenhagen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 13. Januar 1838). hat aber wenigstens das bewirkt, daß ich viel Unheil von dem edlen Apostel habe abwenden können. MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) scheint Dir geschrieben zu haben, daß RungenhagenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) mich schriftlich gebeten hat, den Proben beizuwohnen, und ihn durch meine Meinung zu erquicken. Darauf ging ich vorigen Dinstag hin, und entsetzte mich ganz so, wie Du es beschrieben, und empfand all das Fingerjucken und all die Qualen die Du kennst, wie ich die Neelerei, und GrellGrell, August Eduard (1800-1886) sein Sauigeln auf dem Clavier hörte, und mir dachte: wenn Du nun da oben säßest, ginge das Ding doch gleich. LichtensteinLichtenstein, Martin H(e)inrich Karl (1780-1857) |3| setzte sich zu mir, und hörte mein Seufzen. Mache Dich auf<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lhjc9gon-bhhh-lcks-76kl-1th36hxkrlpe"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>,Mache Dich auf – Felix Mendelssohn Bartholdy, Paulus op. 36 (MWV A 14), Nr. 15, Chor »Mache dich auf, werde Licht«. singen sie richtig die Hälfte zu langsam an, und da rief ich ganz unwillkürlich aus: Gott steh uns bei, daß muß ja noch einmal so schnell seyn!daß muß ja noch einmal so schnell seyn! – Zur Tempofrage und Fanny Hensels Bemühungen für schnellere tempi vgl. Brief gb-1838-01-06-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 6. Januar 1838 (»Rungenhagens MohnstengelScepter«); Brief gb-1838-01-10-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 10. Januar 1838 (»alle tempi wären zu langsam«); Brief gb-1838-01-16-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 16. Januar 1838, und Brief gb-1838-01-19-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 19. Januar 1838 (»Fannys accelerando«). Lichtst. bat mich, ich möchte ihnen ein Licht aufstecken, und sagte mir, der Musikdirector SchneiderSchneider, Johann Julius (1805-1885) hätte sie versichert, man könne sich nach dem Metronom nicht richten,man könne sich nach dem Metronom nicht richten – Julius Schneider hatte Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus am 13. September 1837 mit seinem Gesangs-Institut in der Berliner Garnisonkirche aufgeführt. Bei seiner damaligen Aufführung wurden die Tempi von einem Rezensenten schon als zu langsam empfunden (»Die Ausführung des Oratoriums war im Ganzen recht gelungen, obgleich wahrscheinlich der Komponist selbst manche Zeitmaasse lebhafter sich gedacht zu haben scheint«; AMZ 39, Nr. 43, 25. Oktober 1837, Sp. 706). da versicherte ich sie, sie könnten sich auf mein Wort danach richten, und sie möchten es nur in Gottesnamen thun. Darauf ging ich Freitag wieder; in den kleinen AcademiesaalSing-AkademieBerlinDeutschland,in den kleinen Academiesaal – Der Kleine Saal oder Cäciliensaal befand sich im Gebäude der Sing-Akademie hinter dem Podium der Sänger und diente als Proberaum. wo ich seit ZeltersZelter, Carl Friedrich (1758-1832) TodeZelters Tode – Carl Friedrich Zelter war am 15. Mai 1832 gestorben. nicht gewesen war, und wo mir alle möglichen Geister Lebender und Verstorbener entgegen traten. Da kam nun RungenhRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851). nach jedem Chor zu mir heran, und frug mich, ob es so recht gewesen wäre, und da sagte ich ganz offen, ja oder nein, wie es mir geschienen hatte. Im Ganzen aber fand ich eine solche Veränderung zum Guten, daß ich ganz freudig überrascht war, und anfing Hoffnung zu fassen. Sonnabend war R.Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) über eine Stunde bei mir, und ließ sich Alle Soli von mir vorspielen. Freitag sprach ich auch noch |4| RiesRies, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886), der mich um vieles fragte und unter andern, wie mir die Tuba gefallen hätte, die sie in der Kirchein der Kirche – bei der Berliner Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus in der Garnisonkirche in Berlin am 13. September 1837. an all den Stellen zugesetzt hätten, wo die Orgel steht. Nun ist besagte Tuba ein Monstrum, welche alle Stellen, zu denen sie gebraucht wird, zu besoffnen Bierbrauern macht. Ich fiel also auf die Kniee, und bat sie ihrer selbst zu schonen, und die Tuba zu Hause zu lassen. Rungenh. hob mich auf und gewährte mir meine Bitte. Gestern war nun die erste große Probe, die weit über meine Erwartung ausfiel. Ich kann Dir zu meiner Freude sagen, daß ich über vieles ganz entzückt war, die Chöre die nun im richtigen Tempo genommen wurden (einige etwas zu schwer) sangen mit einem Feuer und einer Kraft, und auch nuancirt, wie man es nur verlangen kann. Das gute alte Marinohaupt hat sich wirklich die redlichste Mühe gegeben, und Alles war erstaunt über seine Lebhaftigkeit. Viele haben gemerkt, aus welcher Ecke der Wind bläst. Ich warhabe mich aber sehr ruhig verhalten, mich nicht zum Don QuixoteDon Quixote – Hauptfigur aus Miguel de Cervantes Saavedras gleichnamigen Roman. des Paulus gemacht, und |5| mir hoffentlich keine Feinde gemacht, es sey denn der Tubaist. Heut war Ries noch einmal bei mir, ich habe allen guten Rath in diesen Tagen ausgegeben, den ich nur in der Speisekammer hatte, nun bin ich ganz dumm. Ich muß erst einmal wieder mit zusammenkommen, und was lernen. Schade ist es doch, daß Du diese Aufführungdiese Aufführung – die für den 18. Januar 1838 geplante Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus durch die Sing-Akademie in Berlin. nicht dirigirst, sie wäre famos geworden, und Du hättest sehr wenig Mühe davon gehabt. Morgen ist nun die Generalprobe, auf die ich sehr neugierig bin. – Auf die NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) freue ich mich sehr. Ich habe für SonntagSonntagsmusiken der Familie Mendelssohn BartholdyBerlinDeutschland den Titus<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110085" style="hidden" type="music">La clemenza di Tito KV 621</name> angesetzt, mit dem Vorbehalt, daß sie, wenn sie aufgelegt ist, non più di fiorinon più di fiori – Wolfgang Amadeus Mozart, La clemenza di Tito KV 621, Nr. 23, Arie der Vitellia »Non più di fiori«. singen soll. Die DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) singt Vitellia,Vitellia – Figur aus Mozarts Oper La clemenza di Tito KV 621. die FaßmannFaßmann, Auguste Xaveria Franziska von (1811-1872), die mich ganz ohne mein Zuthun aufgesucht, und sich zu allem erbeten hat, Sextus,Sextus – Sesto, Figur aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper La clemenza di Tito KV 621. ich denke es soll hübsch werden. Wir haben Mutter einen Floh ins Ohr gesetzt, daß sie der NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) eine Fete geben soll. DirichletsDirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D. und wirHensel, Familie von → Wilhelm H. haben Beide |6| kein Geld (ich bin erschrecklich klamm diesen Winter) sonst thäten wirs.

Heut früh fand ich Mutter an ihrem Schreibtisch sitzend, aufs Ernsthafteste beschäftigt, in ihr gewisses Buch 10-12 neue lächerliche Anzeigen einzukleben. Das ist doch hübsch, im 61sten Jahr noch solche Lust am Spaß zu haben.

Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

16ten. Sage mir doch, wie weit Du mit PlanchéPlanché, James Robinson (1796-1880) bist,wie weit Du mit Planché bist – Felix Mendelssohn Bartholdy trug sich bereits seit mehreren Jahren mit der Idee, eine Oper zu komponieren. Anfangs stand er in Verhandlungen mit Karl von Holtei über ein mögliches Opernlibretto (z. B. Brief fmb-1836-12-04-01). Doch es kam zu keiner Zusammenarbeit. Noch im Juni 1837 schrieb Mendelssohn an seinen Freund Eduard Devrient: »Eine Wohnung und einen Operntext! Das ist jetzt mein Feldgeschrei« (Brief fmb-1837-06-02-01). Zu Beginn des Jahres 1838 lehnte er mehrere ihm zugesandte Opernlibretti ab, eine Zusammenarbeit mit James Robinson Planché scheiterte um die Jahreswende 1839/40. Wegen eines neuen Oratoriums wandte sich Felix Mendelssohn Bartholdy bereits im August 1836 an seinen Freund Carl Klingemann (Brief fmb-1836-08-12-01). Als mögliche biblische Stoffe hierfür nannte er Petrus und Elias (Brief fmb-1837-02-20-02). Mit der Idee, ein Oratorium zur Geschichte des Apostels Petrus zu schreiben, trug sich Felix Mendelssohn Bartholdy vor allem im Jahr 1837 (Briefe fmb-1837-07-14-01 und fmb-1837-12-12-03). das interessirt mich natürlich sehr. Ueberhaupt, was werden wir im Frühling zu plaudern haben, und wie freue ich mich darauf. Von den Cantaten von Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107773" style="hidden" type="music">Kantaten</name>, deren Du erwähnst,deren Du erwähnst – Felix Mendelssohn Bartholdy erwähnte seinem Brief vom 13. Januar 1838 ein »halb Dutzend Musiken von Seb. Bach«, die er von Franz Hauser zugeschickt bekommen hatte; siehe fmb-1838-01-13-01 (Brief Nr. 1850) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Leipzig, 13. Januar 1838. bitte ich Dich mir einige nach eigener Wahl abschreiben zu lassen, und baldigst herzuschicken. Ich bin diesen Winter sehr in den MozartMozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791) hineingerathen, als Gegengewicht könnte einiger neue BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) nicht schaden. Eben schickt die SingacademieSing-AkademieBerlinDeutschland 6 Billette mit der Einladung, sie zum Paulus zu beehren. Sie werden gar genteel.genteel – engl., vornehm.

Adieu, mein Schatz. Empfiehl mich Mad. SchunkSchunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862) und Mad. JeanrenaudJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871), und grüße eine gewisse Cecile von mir. Wenn Du den |7| Brief in der NachtlampeNachtlampe – Lea Mendelssohn hatte ihrem Sohn eine Nachtlampe für die Ehefrau Cécile geschickt (Brief gb-1838-01-16-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 16. Januar 1838). findest, wirst Du denken, dieselbe käme von mir nein, aber empfehlen kann ich sie sehr ich habe eine solche, CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) wird sich in Wochen an dem netten Schein an der Decke ergötzen. Lebt wohl besten Leute, der MeinigeHensel, Wilhelm (1794-1861) grüßt.
            Berlin, 15ten Januar 1838 Du hast mir einen so schönen, lustigen Brief geschrieben, lieber Felix, trotz Ohrenpein und Frost, daß ich nicht umhin kann, sogleich zu antworten. Ach, wenn man nur wüßte, wie es jetzt die Briefe bei Euch treffen, ob sie nicht in ein freudevolles Ach und Wehgeschrei hinein fallen. Nun Gott mache es kurz und gut. Wenn irgendwo, so ist das Kurz in diesem Fall gut. Das Zeugniß, welches ich Dir kürzlich überschickt, und auf welches Du heut antwortest, gelte Dir ein für allemal dafür, daß ich mich nicht unberufen in Deine Sachen mische. Wenn Dir z. B. Ad. Mt. Schlesinger schreibt, ich habe erlaubt, daß er Dein facsimile herausgiebt, so halte dafür, daß er lügt. Oder wenn Dir der Archivar Werner, (Mann einer schlechten Schauspielerin) einen Text schickt, mit dem Bemerken, ich habe ihn in Deinem Namen angenommen, und ihm 1000 rt von Dir davon versprochen, so sey überzeugt, daß ich ihm höflich zu verstehn gegeben habe, ich glaube nicht, daß Dir ein Text von ihm sehr schmecken würde, Du wärest höchst sonderbar, und oft kritisch und gefährlich, indeß könne man nicht wissen, Du wohntest in Leipzig, und ein Brief an Dich, frankirt auf die Post gegeben, träfe Dich stets den 2ten Tag in erwünschtem Wohlseyn. So rede ich, und so höre mich in meiner Weisheit reden, wenn sie Dir auch das Gegentheil schreiben, gewöhnlich setzte ich noch hinzu, auf Antwort von Dir sey schwer zu rechnen, Du wärest ein vielbeschäftigter Mann, der Orthographie nicht sehr sicher, und Dein Secretair sey krank. Was nun übrigens die Geschichte mit dem Paulus betrifft, so ist sie höchst sonderbar. Meine Rolle als Souffleur hat aber wenigstens das bewirkt, daß ich viel Unheil von dem edlen Apostel habe abwenden können. Mutter scheint Dir geschrieben zu haben, daß Rungenhagen mich schriftlich gebeten hat, den Proben beizuwohnen, und ihn durch meine Meinung zu erquicken. Darauf ging ich vorigen Dinstag hin, und entsetzte mich ganz so, wie Du es beschrieben, und empfand all das Fingerjucken und all die Qualen die Du kennst, wie ich die Neelerei, und Grell sein Sauigeln auf dem Clavier hörte, und mir dachte: wenn Du nun da oben säßest, ginge das Ding doch gleich. Lichtenstein setzte sich zu mir, und hörte mein Seufzen. Mache Dich auf, singen sie richtig die Hälfte zu langsam an, und da rief ich ganz unwillkürlich aus: Gott steh uns bei, daß muß ja noch einmal so schnell seyn! Lichtst. bat mich, ich möchte ihnen ein Licht aufstecken, und sagte mir, der Musikdirector Schneider hätte sie versichert, man könne sich nach dem Metronom nicht richten, da versicherte ich sie, sie könnten sich auf mein Wort danach richten, und sie möchten es nur in Gottesnamen thun. Darauf ging ich Freitag wieder; in den kleinen Academiesaal, wo ich seit Zelters Tode nicht gewesen war, und wo mir alle möglichen Geister Lebender und Verstorbener entgegen traten. Da kam nun Rungenh. nach jedem Chor zu mir heran, und frug mich, ob es so recht gewesen wäre, und da sagte ich ganz offen, ja oder nein, wie es mir geschienen hatte. Im Ganzen aber fand ich eine solche Veränderung zum Guten, daß ich ganz freudig überrascht war, und anfing Hoffnung zu fassen. Sonnabend war R. über eine Stunde bei mir, und ließ sich Alle Soli von mir vorspielen. Freitag sprach ich auch noch Ries, der mich um vieles fragte und unter andern, wie mir die Tuba gefallen hätte, die sie in der Kirche an all den Stellen zugesetzt hätten, wo die Orgel steht. Nun ist besagte Tuba ein Monstrum, welche alle Stellen, zu denen sie gebraucht wird, zu besoffnen Bierbrauern macht. Ich fiel also auf die Kniee, und bat sie ihrer selbst zu schonen, und die Tuba zu Hause zu lassen. Rungenh. hob mich auf und gewährte mir meine Bitte. Gestern war nun die erste große Probe, die weit über meine Erwartung ausfiel. Ich kann Dir zu meiner Freude sagen, daß ich über vieles ganz entzückt war, die Chöre die nun im richtigen Tempo genommen wurden (einige etwas zu schwer) sangen mit einem Feuer und einer Kraft, und auch nuancirt, wie man es nur verlangen kann. Das gute alte Marinohaupt hat sich wirklich die redlichste Mühe gegeben, und Alles war erstaunt über seine Lebhaftigkeit. Viele haben gemerkt, aus welcher Ecke der Wind bläst. Ich warhabe mich aber sehr ruhig verhalten, mich nicht zum Don Quixote des Paulus gemacht, und mir hoffentlich keine Feinde gemacht, es sey denn der Tubaist. Heut war Ries noch einmal bei mir, ich habe allen guten Rath in diesen Tagen ausgegeben, den ich nur in der Speisekammer hatte, nun bin ich ganz dumm. Ich muß erst einmal wieder mit zusammenkommen, und was lernen. Schade ist es doch, daß Du diese Aufführung nicht dirigirst, sie wäre famos geworden, und Du hättest sehr wenig Mühe davon gehabt. Morgen ist nun die Generalprobe, auf die ich sehr neugierig bin. – Auf die Novello freue ich mich sehr. Ich habe für Sonntag den Titus angesetzt, mit dem Vorbehalt, daß sie, wenn sie aufgelegt ist, non più di fiori singen soll. Die Decker singt Vitellia, die Faßmann, die mich ganz ohne mein Zuthun aufgesucht, und sich zu allem erbeten hat, Sextus, ich denke es soll hübsch werden. Wir haben Mutter einen Floh ins Ohr gesetzt, daß sie der Novello eine Fete geben soll. Dirichlets und wir haben Beide kein Geld (ich bin erschrecklich klamm diesen Winter) sonst thäten wirs.
Heut früh fand ich Mutter an ihrem Schreibtisch sitzend, aufs Ernsthafteste beschäftigt, in ihr gewisses Buch 10-12 neue lächerliche Anzeigen einzukleben. Das ist doch hübsch, im 61sten Jahr noch solche Lust am Spaß zu haben.
16ten. Sage mir doch, wie weit Du mit Planché bist, das interessirt mich natürlich sehr. Ueberhaupt, was werden wir im Frühling zu plaudern haben, und wie freue ich mich darauf. Von den Cantaten von Bach, deren Du erwähnst, bitte ich Dich mir einige nach eigener Wahl abschreiben zu lassen, und baldigst herzuschicken. Ich bin diesen Winter sehr in den Mozart hineingerathen, als Gegengewicht könnte einiger neue Bach nicht schaden. Eben schickt die Singacademie 6 Billette mit der Einladung, sie zum Paulus zu beehren. Sie werden gar genteel.
Adieu, mein Schatz. Empfiehl mich Mad. Schunk und Mad. Jeanrenaud, und grüße eine gewisse Cecile von mir. Wenn Du den Brief in der Nachtlampe findest, wirst Du denken, dieselbe käme von mir nein, aber empfehlen kann ich sie sehr ich habe eine solche, Cecile wird sich in Wochen an dem netten Schein an der Decke ergötzen. Lebt wohl besten Leute, der Meinige grüßt.          
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Ach, wenn man nur wüßte, wie es jetzt die Briefe bei Euch</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_28d6d8a5-ce43-4329-b698-8b4798abe5ff">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1838-01-13-01" type="precursor" xml:id="title_3ecc6e7f-d022-4e33-9a0b-5ff1c7df8a97">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Leipzig, 13. Januar 1838</title> <title key="fmb-1838-02-03-01" type="successor" xml:id="title_18ff1135-c591-41f2-b358-9ba6cdb46269">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Leipzig, 3. Februar 1838</title> <author key="PSN0111893">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"></name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_165d7089-ea79-4f97-9b9e-920bdac8dd24"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 33/17.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1838-01-16-01" type="letter" xml:id="title_c3294ade-ceda-4319-916d-a1406bfbb5c1">Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 15. und 16. Januar 1838</title> <incipit>Du hast mir einen so schönen, lustigen Brief geschrieben, lieber Felix, trotz Ohrenpein und Frost, daß ich nicht umhin kann, sogleich zu antworten. Ach, wenn man nur wüßte, wie es jetzt die Briefe bei Euch</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>2 Doppelbl.: S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN / ? / ?], Siegel.</p><handDesc hands="1"><p>Fanny Hensel</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Greeen Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Citron, Letters, S. 538-540.</bibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 274-276, Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-01-15" xml:id="date_f1620820-73f4-4485-9a0f-0184575e622f">15.</date> und <date cert="high" when="1838-01-16" xml:id="date_69400f1a-eae6-4e15-ae79-78b5a58ad346">16. Januar 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_569a62c0-85dd-479c-8978-fa3ac89047d6">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_b77cf189-2f09-49e5-affd-09c918521502"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_966505f7-efe5-4ce2-978c-3afd015af1d6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_3b6542ef-633c-47ed-8b9a-633fe759902d"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address"> <head> <address> <addrLine>Herrn F. Mendelssohn</addrLine> <addrLine><hi n="2" rend="underline">Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">Leipzig.</hi></addrLine> <addrLine>frei.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_92fc7e2d-ddc0-40df-baa7-2d4075873a09"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, <date cert="high" when="1838-01-15" xml:id="date_4950250d-1428-411b-a829-52aaf06e1921">15ten Januar 1838</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Du hast mir einen so schönen, lustigen <title xml:id="title_547c3d0a-7dc3-4d90-aa6b-56180c3a47e8">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1838-01-13-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Leipzig, 13. Januar 1838</name> </title> geschrieben, <seg type="salute">lieber Felix</seg>, trotz Ohrenpein<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0c4ab0a9-7ce3-4259-b8c4-a95f7bf799d5" xml:lang="de">trotz Ohrenpein – Felix Mendelssohn Bartholdy litt seit Jahren immer wieder an Ohren- und Kopfschmerzen.</note> und Frost, daß ich nicht umhin kann, sogleich zu antworten. Ach, wenn man nur wüßte, wie es jetzt die Briefe bei Euch treffen, ob sie nicht in ein freudevolles Ach und Wehgeschrei<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_40171327-5693-40e9-96d5-33181297dcbf" xml:lang="de">ein freudevolles Ach und Wehgeschrei – Anspielung auf die erwartete Entbindung von Cécile Mendelssohn Bartholdy.</note> hinein fallen. Nun Gott mache es kurz und gut. Wenn irgendwo, so ist das Kurz in diesem Fall gut. Das Zeugniß, welches ich Dir kürzlich überschickt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2ae23673-44a3-493d-a0b6-af55962eb66b" xml:lang="de">Das Zeugniß, welches ich Dir kürzlich überschickt – Fanny Hensels »von ehrenwehrten Männern unterschriebene Zeugniß meiner Unschuld und der singacademischen Verläumdung« in ihrem Brief gb-1837-12-12-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 12. Dezember 1837.</note> und auf welches Du <date cert="high" when="1838-01-15">heut</date> antwortest, gelte Dir ein für allemal dafür, daß ich mich nicht unberufen in Deine Sachen mische. Wenn Dir z. B. <persName xml:id="persName_be5995ba-9805-4784-b352-e39a7fd1e376">Ad. Mt. Schlesinger<name key="PSN0114576" style="hidden" type="person">Schlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838)</name></persName> schreibt, ich habe erlaubt, daß er Dein <hi rend="latintype">facsimile</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2ae5cea4-baf6-4739-b1ef-3dd3dd2ba6bb" xml:lang="de">Dein facsimile – Der Berliner Verleger Schlesinger plante seiner ersten Ausgabe des Album du Pianiste ein Noten-Faksimile von Felix Mendelssohn Bartholdys Handschrift beizufügen. Da Fanny Hensel sich nicht autorisiert fühlte, dies zu erlauben und die Herausgabe drängte, erschien das Album ohne Faksimile und enthielt in einem angehängten Tableau lediglich die Schriftzüge Felix Mendelssohn Bartholdys. Vgl. Brief gb-1838-03-08-01 Heinrich Schlesinger an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 8. März 1838.</note> herausgiebt, so halte dafür, daß er lügt. Oder wenn Dir der Archivar <persName xml:id="persName_4b240c9a-e373-4b14-a532-73b4cbaa16a5">Werner<name key="PSN0118718" style="hidden" type="person">Werner, C. Th.</name></persName>, (Mann einer schlechten <persName xml:id="persName_5281bb51-90e9-4263-b565-d42bbb39a91c">Schauspielerin<name key="PSN0119139" style="hidden" type="person">Unzelmann-Werner, Wilhelmine (1802-1871)</name></persName>) einen Text schickt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6304168e-635d-46c9-9425-5e6b66030a4f" xml:lang="de">einen Text schickt – Ein Versuch des Archivars Werner, Felix Mendelssohn Bartholdy über Fanny Hensel für ein Opernlibretto zu interessieren wird von Emil von Meysenbug erwähnt in seinem Brief gb-1838-01-02-02 Emil von Meysenbug an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 2. Januar 1838.</note> mit dem Bemerken, ich habe ihn in Deinem Namen angenommen, und ihm 1000 rt von Dir davon versprochen, so sey überzeugt, daß ich ihm höflich zu verstehn gegeben habe, ich glaube nicht, daß Dir ein Text von ihm sehr schmecken <add place="above">würde<name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add>, Du wärest höchst sonderbar, und oft kritisch<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg><unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">und</unclear> gefährlich, indeß könne man nicht wissen, Du wohntest in <placeName xml:id="placeName_bbb23ac7-893f-44cb-81f7-b39fb48976e0">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und ein Brief an Dich, frankirt auf die Post gegeben, träfe Dich stets den 2ten Tag in erwünschtem Wohlseyn. So rede ich, und so höre mich in meiner Weisheit reden, wenn sie Dir auch das Gegentheil schreiben, gewöhnlich setzte ich noch hinzu, auf Antwort von Dir sey schwer zu rechnen, Du wärest ein vielbeschäftigter Mann, der Orthographie nicht sehr sicher, und Dein Secretair sey krank. Was nun übrigens die Geschichte mit dem <title xml:id="title_bc39dbff-7dcb-4897-84fc-e1034d693968">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ooe4lahg-zqry-0pvh-eyga-ko0idbwee4op"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d8067c63-0293-4af1-aa78-e470639c1512" xml:lang="de">die Geschichte mit dem Paulus – Die Sing-Akademie in Berlin probte unter Karl Friedrich Rungenhagens Leitung für die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 am 18. Januar 1838.</note> betrifft, so ist sie höchst sonderbar. Meine Rolle als Souffleur<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d5a85045-b60e-417c-93a2-e45f69b12d72" xml:lang="de">Meine Rolle als Souffleur – Karl Friedrich Rungenhagen hatte Fanny Hensel dazu aufgefordert, ihn bei der Einstudierung des Paulus zu beraten (vgl. Brief gb-1838-01-13-02 Karl Friedrich Rungenhagen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 13. Januar 1838).</note> hat aber wenigstens das bewirkt, daß ich viel Unheil von dem edlen Apostel habe abwenden können. <persName xml:id="persName_1bb36b48-f68e-4b33-aab6-b34b072eae31">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> scheint Dir geschrieben zu haben, daß <persName xml:id="persName_5cc888e9-9819-421b-a104-23af7580249e">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> mich schriftlich gebeten hat, den Proben beizuwohnen, und ihn durch meine Meinung zu erquicken. Darauf ging ich <date cert="high" when="1838-01-09">vorigen Dinstag</date> hin, und entsetzte mich ganz so, wie Du es beschrieben, und empfand all das Fingerjucken und all die Qualen die Du kennst, wie ich die Neelerei, und <persName xml:id="persName_7008f287-2993-4636-8dc0-5012a93373ab">Grell<name key="PSN0111523" style="hidden" type="person">Grell, August Eduard (1800-1886)</name></persName> sein Sauigeln auf dem Clavier hörte, und mir dachte: wenn Du nun da oben säßest, ginge das Ding doch gleich. <persName xml:id="persName_bab77464-4c72-4ab5-8db1-bdae12b581d0">Lichtenstein<name key="PSN0112826" style="hidden" type="person">Lichtenstein, Martin H(e)inrich Karl (1780-1857)</name></persName><seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>setzte sich zu mir, und hörte mein Seufzen. <title xml:id="title_e176d299-d282-465b-9cf5-3ebbcfb40e0f">Mache Dich auf<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lhjc9gon-bhhh-lcks-76kl-1th36hxkrlpe"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a2d46877-4345-46e1-9653-aa8571bf9e23" xml:lang="de">Mache Dich auf – Felix Mendelssohn Bartholdy, Paulus op. 36 (MWV A 14), Nr. 15, Chor »Mache dich auf, werde Licht«.</note> singen sie richtig die Hälfte zu langsam an, und da rief ich ganz unwillkürlich aus: Gott steh uns bei, daß muß ja noch einmal so schnell seyn!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_23a46691-dedc-42b0-b864-e9f1e9e5227b" xml:lang="de">daß muß ja noch einmal so schnell seyn! – Zur Tempofrage und Fanny Hensels Bemühungen für schnellere tempi vgl. Brief gb-1838-01-06-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 6. Januar 1838 (»Rungenhagens MohnstengelScepter«); Brief gb-1838-01-10-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 10. Januar 1838 (»alle tempi wären zu langsam«); Brief gb-1838-01-16-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 16. Januar 1838, und Brief gb-1838-01-19-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 19. Januar 1838 (»Fannys accelerando«).</note> Lichtst. bat mich, ich möchte ihnen ein Licht aufstecken, und sagte mir, der Musikdirector <persName xml:id="persName_6a3549d7-cd4a-41b5-8f7c-57747154513b">Schneider<name key="PSN0114648" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Julius (1805-1885)</name></persName> hätte sie versichert, man könne sich nach dem Metronom nicht richten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5f5c57ee-9d6a-4de7-82ea-f62ca1c296a5" xml:lang="de">man könne sich nach dem Metronom nicht richten – Julius Schneider hatte Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus am 13. September 1837 mit seinem Gesangs-Institut in der Berliner Garnisonkirche aufgeführt. Bei seiner damaligen Aufführung wurden die Tempi von einem Rezensenten schon als zu langsam empfunden (»Die Ausführung des Oratoriums war im Ganzen recht gelungen, obgleich wahrscheinlich der Komponist selbst manche Zeitmaasse lebhafter sich gedacht zu haben scheint«; AMZ 39, Nr. 43, 25. Oktober 1837, Sp. 706).</note> da versicherte ich sie, sie könnten sich auf mein Wort danach richten, und sie möchten es nur in Gottesnamen thun. Darauf ging ich <date cert="high" when="1838-01-12">Freitag</date> wieder; in den kleinen <placeName xml:id="placeName_c93ef3ff-d7e5-4c46-8fb9-0957850e8275">Academiesaal<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9b111440-4188-4c60-a17d-9af82a83fd9d" xml:lang="de">in den kleinen Academiesaal – Der Kleine Saal oder Cäciliensaal befand sich im Gebäude der Sing-Akademie hinter dem Podium der Sänger und diente als Proberaum.</note> wo ich seit <persName xml:id="persName_f8d77e32-9a53-4605-b865-91beb7edd14d">Zelters<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> Tode<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d9f60b69-458b-4ff0-8565-4edd0dd3213e" xml:lang="de">Zelters Tode – Carl Friedrich Zelter war am 15. Mai 1832 gestorben.</note> nicht gewesen war, und wo mir alle möglichen Geister Lebender und Verstorbener entgegen traten. Da kam nun <persName xml:id="persName_6b3f2cbc-44db-4c44-ac9d-19fccdbd0705">Rungenh<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName>. nach jedem Chor zu mir heran, und frug mich, ob es so recht gewesen wäre, und da sagte ich ganz offen, ja oder nein, wie es mir geschienen hatte. Im Ganzen aber fand ich eine solche Veränderung zum Guten, daß ich ganz freudig überrascht war, und anfing Hoffnung zu fassen. <date cert="high" when="1838-01-13">Sonnabend</date> war <persName xml:id="persName_3c93abc7-8da9-4cb3-bfc4-90bb965c764b">R.<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> über eine Stunde bei mir, und ließ sich Alle Soli von mir vorspielen. <date cert="high" when="1838-01-12">Freitag</date> sprach ich auch noch<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg><persName xml:id="persName_eb5e70c5-75c7-419f-bab9-b7951dab9edc">Ries<name key="PSN0114192" style="hidden" type="person">Ries, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886)</name></persName>, der mich um vieles fragte und unter andern, wie mir die Tuba gefallen hätte, die sie in der Kirche<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_07778d05-2e78-4e56-9c35-6060a249056b" xml:lang="de">in der Kirche – bei der Berliner Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus in der Garnisonkirche in Berlin am 13. September 1837.</note> an all den Stellen zugesetzt hätten, wo die Orgel steht. Nun ist besagte Tuba ein Monstrum, welche alle Stellen, zu denen sie gebraucht wird, zu besoffnen Bierbrauern macht. Ich fiel also auf die Kniee, und bat sie ihrer selbst zu schonen, und die Tuba zu Hause zu lassen. Rungenh. hob mich auf und gewährte mir meine Bitte. <date cert="high" when="1838-01-14">Gestern</date> war nun die erste große Probe, die weit über meine Erwartung ausfiel. Ich kann Dir zu meiner Freude sagen, daß ich über vieles ganz entzückt war, die Chöre die nun im richtigen Tempo genommen wurden (einige etwas zu schwer) sangen mit einem Feuer und einer Kraft, und auch nuancirt, wie man es nur verlangen kann. Das gute alte Marinohaupt hat sich wirklich die redlichste Mühe gegeben, und Alles war erstaunt über seine Lebhaftigkeit. Viele haben gemerkt, aus welcher Ecke der Wind bläst. Ich <del cert="high" rend="strikethrough">war</del>habe mich aber sehr ruhig verhalten, mich nicht zum Don Quixote<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aac95df1-e2cd-47c0-beb2-56f9334f3ff5" xml:lang="de">Don Quixote – Hauptfigur aus Miguel de Cervantes Saavedras gleichnamigen Roman. </note> des Paulus gemacht, und<seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg>mir hoffentlich keine Feinde gemacht, es sey denn der Tubaist. <date cert="high" when="1838-01-15">Heut</date> war Ries noch einmal bei mir, ich habe allen guten Rath in diesen Tagen ausgegeben, den ich nur in der Speisekammer hatte, nun bin ich ganz dumm. Ich muß erst einmal wieder mit <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">zusammenkommen</unclear>, und was lernen. Schade ist es doch, daß Du diese Aufführung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_028f99c1-d0c1-483f-b72d-17799a62766c" xml:lang="de">diese Aufführung – die für den 18. Januar 1838 geplante Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus durch die Sing-Akademie in Berlin.</note> nicht dirigirst, sie wäre famos geworden, und Du hättest sehr wenig Mühe davon gehabt. <date cert="high" when="1838-01-16">Morgen</date> ist nun die Generalprobe, auf die ich sehr neugierig bin. – Auf die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a912240d-be8e-4fd8-9633-37cc779d13bb">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName></hi> freue ich mich sehr. Ich habe für <date cert="high" when="1838-01-21"><placeName xml:id="placeName_c0edabcb-313e-4e27-9d35-57102a66c7a9">Sonntag<name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></date> den <title xml:id="title_3a12020c-d584-4246-a0ce-aef000992a93">Titus<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110085" style="hidden" type="music">La clemenza di Tito KV 621</name></title> angesetzt, mit dem Vorbehalt, daß sie, wenn sie aufgelegt ist, <hi rend="latintype">non più di fiori</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e35d790-c75d-4b0b-b54d-402e150533cd" xml:lang="it ">non più di fiori – Wolfgang Amadeus Mozart, La clemenza di Tito KV 621, Nr. 23, Arie der Vitellia »Non più di fiori«.</note> singen soll. Die <persName xml:id="persName_0332413a-b343-4c0b-b8f1-288a32c58fa8">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> singt <hi rend="latintype">Vitellia</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ab4e1f59-505b-4d45-8b68-f5d18601dd40" xml:lang="de">Vitellia – Figur aus Mozarts Oper La clemenza di Tito KV 621.</note> die <persName xml:id="persName_56300988-2154-4320-a418-b7465dc0be19">Faßmann<name key="PSN0111011" style="hidden" type="person">Faßmann, Auguste Xaveria Franziska von (1811-1872)</name></persName>, die mich ganz ohne mein Zuthun aufgesucht, und sich zu allem erbeten hat, Sextus,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5572986-8a99-461c-be30-da03097a496b" xml:lang="de">Sextus – Sesto, Figur aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper La clemenza di Tito KV 621.</note> ich denke es soll hübsch werden. Wir haben Mutter einen Floh ins Ohr gesetzt, daß sie der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2250f645-3612-4045-82ad-71bfe5a97025">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName></hi> eine Fete geben soll. <persName xml:id="persName_e5b0b902-e3a1-4ee1-bed8-3b65113bb70a">Dirichlets<name key="PSN0110664" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D.</name></persName> und <persName xml:id="persName_211df4aa-5789-44a0-9146-114b45ac2044">wir<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> haben Beide<seg type="pagebreak"> |6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg>kein Geld (ich bin erschrecklich klamm diesen Winter) sonst thäten wirs.</p> <p><date cert="high" when="1838-01-15">Heut früh</date> fand ich Mutter an ihrem Schreibtisch sitzend, aufs Ernsthafteste beschäftigt, in ihr gewisses Buch 10-12 neue lächerliche Anzeigen einzukleben. Das ist doch hübsch, im 61sten Jahr noch solche Lust am Spaß zu haben.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_914411b5-59ee-48a7-9747-4c616c35c689"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1838-01-16" xml:id="date_64ee0a63-b7d7-468b-bf28-d39dabdf73de">16ten.</date></seg> Sage mir doch, wie weit Du mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9f1eb693-c55b-4770-8d0b-5c82fa4c7dff">Planché<name key="PSN0113896" style="hidden" type="person">Planché, James Robinson (1796-1880)</name></persName></hi> bist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e1a183b9-33f1-480a-a687-9f0326151084" xml:lang="de">wie weit Du mit Planché bist – Felix Mendelssohn Bartholdy trug sich bereits seit mehreren Jahren mit der Idee, eine Oper zu komponieren. Anfangs stand er in Verhandlungen mit Karl von Holtei über ein mögliches Opernlibretto (z. B. Brief fmb-1836-12-04-01). Doch es kam zu keiner Zusammenarbeit. Noch im Juni 1837 schrieb Mendelssohn an seinen Freund Eduard Devrient: »Eine Wohnung und einen Operntext! Das ist jetzt mein Feldgeschrei« (Brief fmb-1837-06-02-01). Zu Beginn des Jahres 1838 lehnte er mehrere ihm zugesandte Opernlibretti ab, eine Zusammenarbeit mit James Robinson Planché scheiterte um die Jahreswende 1839/40. Wegen eines neuen Oratoriums wandte sich Felix Mendelssohn Bartholdy bereits im August 1836 an seinen Freund Carl Klingemann (Brief fmb-1836-08-12-01). Als mögliche biblische Stoffe hierfür nannte er Petrus und Elias (Brief fmb-1837-02-20-02). Mit der Idee, ein Oratorium zur Geschichte des Apostels Petrus zu schreiben, trug sich Felix Mendelssohn Bartholdy vor allem im Jahr 1837 (Briefe fmb-1837-07-14-01 und fmb-1837-12-12-03).</note> das interessirt mich natürlich sehr. Ueberhaupt, was werden wir im Frühling zu plaudern haben, und wie freue ich mich darauf. Von den <title xml:id="title_9f96bba0-3eac-43bd-8a8a-e152359c12f1">Cantaten von Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107773" style="hidden" type="music">Kantaten</name></title>, deren Du erwähnst,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e036ac65-a7d1-40fb-81ea-afaa5e998384" xml:lang="de">deren Du erwähnst – Felix Mendelssohn Bartholdy erwähnte seinem Brief vom 13. Januar 1838 ein »halb Dutzend Musiken von Seb. Bach«, die er von Franz Hauser zugeschickt bekommen hatte; siehe fmb-1838-01-13-01 (Brief Nr. 1850) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Leipzig, 13. Januar 1838.</note> bitte ich Dich mir einige nach eigener Wahl abschreiben zu lassen, und baldigst herzuschicken. Ich bin diesen Winter sehr in den <persName xml:id="persName_fe96b2cd-e7df-4de9-ab68-527281730bed">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="person">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName> hineingerathen, als Gegengewicht könnte einiger neue <persName xml:id="persName_0d7dc075-f7f1-466f-bd3d-625a1d9f7c2b">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> nicht schaden. Eben schickt die <placeName xml:id="placeName_a675175e-54b5-42e9-853c-3ef400eb2e35">Singacademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> 6 Billette mit der Einladung, sie zum Paulus zu beehren. Sie werden gar genteel.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_67dc2599-ae7f-4abf-bd85-2edf0eb18259" xml:lang="en">genteel – engl., vornehm.</note></p> <closer rend="left">Adieu, mein Schatz. Empfiehl mich Mad. <persName xml:id="persName_43d5ac49-6350-4bb7-8ad1-45a096937fa7">Schunk<name key="PSN0114769" style="hidden" type="person">Schunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862)</name></persName> und Mad. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_768f71cb-c7f7-4855-85e4-788a2e8a2d3b">Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi>, und grüße eine gewisse Cecile von mir. Wenn Du den<seg type="pagebreak"> |7| <pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg>Brief in der Nachtlampe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4485d2c9-e6bb-4973-85c9-91c237e0b208" xml:lang="de">Nachtlampe – Lea Mendelssohn hatte ihrem Sohn eine Nachtlampe für die Ehefrau Cécile geschickt (Brief gb-1838-01-16-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 16. Januar 1838).</note> findest, wirst Du denken, <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">dieselbe</unclear> käme von mir nein, aber empfehlen kann ich sie sehr ich habe eine solche, <persName xml:id="persName_be2f0be7-2701-428b-9440-b819e19d414c">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> wird sich in Wochen an dem netten Schein an der Decke ergötzen.</closer> <closer rend="left">Lebt wohl besten Leute, der <persName xml:id="persName_56e420e0-e42f-4187-b451-574bfb0b6987">Meinige<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> grüßt.</closer> </div> </body> </text></TEI>