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gb-1838-01-02-02

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Emil von Meysenbug an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 2. Januar 1838 Schon vor geraumer Zeit erfuhr ich ganz zufällig, daß Ew. Wohlgeboren bey einem hiesigen Freunde Schritte gethan, um den Text einer, zu componirenden Oper zu erhalten; auch wurde mir eben dasselbe von andern Seiten her Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt Felix Mendelssohn Bartholdy an Emil von Meysenbug in Berlin; Leipzig, 14. Januar 1838 Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 33/4. Autograph Emil von Meysenbug an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 2. Januar 1838 Schon vor geraumer Zeit erfuhr ich ganz zufällig, daß Ew. Wohlgeboren bey einem hiesigen Freunde Schritte gethan, um den Text einer, zu componirenden Oper zu erhalten; auch wurde mir eben dasselbe von andern Seiten her

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Emil Freiherr von Meysenbug

Opernlibretto über die »altspanische Sage von den sieben Infanten von Lara«.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

Berlin, 2. Januar 1838 Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)counter-resetMeysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891) Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891) Wohlgeborner, Hochzuverehrender Herr Kapellmeister!

Schon vor geraumer Zeit erfuhr ich ganz zufällig, daß Ew. Wohlgeboren bey einem hiesigenBerlinDeutschland Freundeeinem hiesigen Freunde – Freund von Emil von Meysenbug in Berlin, nicht identifiziert Schritte gethan, um den Text einer, zu componirenden Operden Text einer, zu componirenden Oper – Mendelssohn war zur Zeit in Verhandlung mit James Robinson Planché über eine Oper für die Londoner Bühne, suchte aber auch nach einem deutschen Opernstoff. Vgl. Brief fmb-1838-01-13-02 (Brief Nr. 1851) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und Walter Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 13. Januar 1838: »Vier Opernsüjets habe ich in der vorigen Woche zugeschickt bekommen; eins war immer lächerlicher, als das andre«. zu erhalten; auch wurde mir eben dasselbe von andern Seiten her bestätigt, wenigstens geäussert, daß Sie den Wunsch nach einem tauglichen Opernbuch hegten; und hoffentlich ist mir mit dem Allen nur Wahres berichtet worden. Legen Sie mir, ich bitte, diese aufrichtige Erzählung der Veranlassung zu gegenwärtigem Schreiben nicht als Indiscretion aus; es ist einmal das Loos des Künstlers, der Öffentlichkeit anzugehören, und sein Thun oder sein Vorhaben zu einem solchen noch eher besprochen zu finden, als sein eigner Wille jene Öffentlichkeit dazu berechtigt; überdies rede ich wenigstens in vorliegendem Falle blos Andern nach. Möglich freylich, daß seitdem Ew. Wohlgeboren Wünsche auf eine entsprechende Weise erfüllt worden sind; möglich also, daß, indem ich mir die Freyheit nehme, Ihnen beyliegend einen, von mir verfaßten Operntext<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name> zu übersenden, ich bereits zu spät komme; genug, daß mich wegen dieses letztern Verstoßes meine Unwissenheit zuversichtlich bey Ihnen entschuldigen wird.

Am Meisten mußte ich diese letztere in der Rücksicht bedauern, daß über die nähere Beschaffenheit Ihres Verlangens, ob nämlich der begehrte Inhalt komisch oder tragisch u. s. w. seyn solle, überall nichts in Erfahrung zu bringen war. Auch ein Schritt, welcher einer meiner Freunde, der Königl. Archivarius, Herr WernerWerner, C. Th. hierselbst, zunächst in eignem Interesse, bey Ew. Wohlgeboren Frau Schwester, Mme. HenselHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), that, um vielleicht etwas Bestimmtes über Ihr Begehren zu vernehmen, war für diesen nächsten Zweck fruchtlos; ob uns gleich dadurch wenigstens die Wahrscheinlichkeit, daß Sie noch keinen annehmbaren Text gefunden haben möchten, so mir die Versicherung wurde, daß das Rathsamste für unsere Absichten sey, mit völliger Offenheit und Vermeidung jedes Verkehrs durch Mittelspersonen, Sie selbst anzusprechen. Diese Zusicherung ist es denn, welche mir den Muth gibt, an Sie, hochzuverehrender Herr Capellmeister, diese Zeilen zu richten, für deren Zweck, Ew. Wohlgeboren zur Kenntnißnahme und Beurtheilung des beyliegenden Heftes zu veranlassen, ich mir erlaube, einige wenige Bemerkungen hinzuzufügen.

Es ist – und hoffentlich gibt meine Arbeit selbst Zeugniß davon – die Liebe zur Sache, welche mich zuerst bestimmt hat, neben andern dramatischen Arbeitenandern dramatischen Arbeiten – Über Emil von Meysenbugs dramatische Werke ist nichts bekannt. Möglicherweise agierte Emil von Meysenbug stellvertretend für seine schriftstellerisch tätige Schwester Malwida von Meysenbug, da es zu jener Zeit für Frauen schwierig war, sich aus eigener Kraft im Kunstbetrieb zu etablieren. auch |2| diese zu unternehmen; indem, meiner Überzeugung nach, die Oper überhaupt das größte von allen Kunstwerken ist und im einzelnen Falle seyn soll. Was die Musik noch darüber hinaus erreichen soll und kann, hat schon nicht mehr den bloßen Kunstzweck, das Schöne oder Göttliche als Adjectivum, sondern geradezu – wie das Oratorium – die Anbetung oder den Cultus des persönlichen Schönen, der Gottheit, vor Augen. Die Oper ist aber natürlich nicht der bloße Text; vielmehr ist dieser, der im recitirenden Schauspiele für sich allein die ganze Wirkung hervorbringen muß, in der Oper zu dem, der Musik untergeordneten Mittel geworden. Wenn hierbey die Theilung der Arbeit zwischen Dichter und Componisten, wo nicht nothwendig, so doch rathsam ist: so müßt’ ich mir nothwendig gewisse Grundsätze für meine Arbeit stellen, um die Grenzen meines Antheils an der Sache nicht zu überschreiten.

Das Erste war hier die Wahl des Stoffs. In dieser Beziehung nun bin ich über die beyliegende Arbeit völlig beruhigt. Vorausgesetzt, daß überhaupt die Oper sich für fähig hält, die Wirkungen eines Dramas von ShakespeareShakespeare, William (1564-1616) oder SchillerSchiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805) auch ihrerseits, aber, um des größern Reichthums ihrer Mittel willen, noch auf machtvollere, mehr erschütternde Weise zu erreichen, – dieß vorausgesetzt also, ist ohne Zweifel der Stoff der beyliegenden Oper<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808–1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name> so geeignet für diesen Zweck als möglich. Ich darf das gerade heraussagen; denn die alt. spanische Sage von den sieben Infanten von <hi rend="latintype">Lara</hi><name key="PSN0118477" style="hidden" type="author">Unbekannt</name><name key="CRT0111427" style="hidden" type="literature">Sage von den sieben Infanten von Lara (spanisches Volksgut)</name>die alt. spanische Sage von den sieben Infanten von Lara – Der »Cantar de los Siete Infantes de Lara« ist in spanischen Quellen seit dem 13. Jahrhundert überliefert. Zu der altspanischen Romanze »Geschichte der sieben Infanten von Lara« siehe Josef Aschbach, Geschichte der Ommaijaden in Spanien, nebst einer Darstellung des Entstehens dee spanischen christlichen Reiche, Bd. 2, Frankfurt a. M. 1830, S. 224 f., ihrem Tode und dessen Sühnung durch ihren Halbbruder, ist so wenig meine Erfindung, als die Geschichten der Jungfrau von OrléansArc, Jeanne d’ (1412-1431) oder der Charakter Richard’s IIIEngland, Richard III. von (1452-1485)Erfindungen ihrer dramatischen Bearbeiter waren. Hier kann es nur darauf ankommen, ob es gelungen sey, die in jener Sage liegenden dramatischen Motive gehörig auszubeuten. So viel bin ich mir bewußt, daß alle Stoffe, die ich schon bearbeitet habe, – eine noch unvollendete tragische Oper „<hi rend="latintype">Bajazet</hi>“<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)</name><name key="CRT0111428" style="hidden" type="dramatic_work">Bajazet (Opernlibretto)</name>, und eine bereits componirte komische,„Bajazet“, und eine bereits componirte komische – Beide von Meysenbug erwähnte Opernwerke sind nicht nachweisbar. – und die ich mir zu künftigen Arbeiten aus der Geschichte und der nationellen Sage angemerkt, auf das Sorgfälltigste gewählt worden sind, damit nächst der Schönheit, – dem ewigen Zwecke der Kunst, – auch die Neuheit, als deren zeitliche Bestimmung, nicht hindangesetzt werde. Nur, diese letztere auf Costen der erstern zu erstreben, wie es, meines unmaßgeblichen Erachtens, in neuern Opern hin und wieder geschehen ist, konnte ich mich nicht entschließen. Schon GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) hat die anderweite Benutzung eines so eng mit der bestimmten Individualität Lord Byron’sByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824) verwebten Stoffes, wie der Vampyr<name key="PSN0118722" style="hidden" type="author">Polidori, John William (1795-1821)</name><name key="CRT0111429" style="hidden" type="literature">The Vampyre (Der Vampyr)</name>der Vampyr – Die Kurzgeschichte The Vampyre von John William Polidori wurde 1819 mit falscher Zuschreibung an Lord Byron in The New Monthly Magazine 11, Nr. 63, 1. April 1819, veröffentlicht. John Polidori war Leibarzt und Reisebegleiter George Gordon Byrons. Das Werk wurde Johann Wolfgang von Goethe in dieser Gestalt bekannt (siehe den Brief Johann Wolfgang von Goethes an Großherzog Carl August von Weimar, Weimar, 6. Mai 1819. Druck: Goethe, Weimarer Ausgabe IV, Bd. 31: Goethes Briefe. 2. November 1818-25. August 1819, S. 143 und S. 350). ist, persifflirt, und so denke ich auch z. B. über ein Ballet von halbnackten Nonnen-Gespenstern in einer wüsten Abtey<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791–1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name>:ein Ballet von halbnackten Nonnen-Gespenstern in einer wüsten Abtey – Anspielung auf das »Nonnenballett« in im dritten Akt von Giacomo Meyerbeers Oper Robert le diable. die Decoration mag recht hübsch seyn; die Nonnen meinetwegen auch; aber die Situation ist doch wohl eher abgeschmackt als schön zu erachten.

Das Zweyte ist die Eintheilung des Stoffs in seine Abschnitte. Ich habe deren fünf gesetzt, theils, weil der Stoff selbst auf natürliche Weise dazu aufforderte, – der Abschied des Helden von <hi rend="latintype">Lara</hi><name key="PSN0118477" style="hidden" type="author">Unbekannt</name><name key="CRT0111427" style="hidden" type="literature">Sage von den sieben Infanten von Lara (spanisches Volksgut)</name>, sein Erscheinen in Burgos, die Wendung seines Schicksals in die tragische Collision von Liebe und Familien-Ehre, seine Rückkehr nach Lara, sein Untergang in jenem Zwiespalte – theils, um den Eindruck kräftiger Finalis durch Häufung der Zahl derselben zu verstärken, und zugleich dem Hörer Zeit zu lassen, das dieser Eindruck in ihm nachklinge und fortwuchere.

Endlich das Dritte wäre die Sprache. Hierüber ist nur das zu sagen, daß ich dafür gehalten habe, dieselbe müßte energisch kurz, nur das Motiv für die Melodie angebend, und hauptsächlich, statt sprechbar, vielmehr sangbar seyn. Alles schwerere Pathos der Rede durfte daher hier höchstens nur im Recitativ angewendet werden; welches letztere doch auch da, wo ich es nicht ausdrücklich bemerke, öfter |3| eine Behandlung als arioso zulassen dürfte; niemals aber für die fließende Melodie des Gesanges. Die Stelle des ersten Akts<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name>, welche die Erzählung vom Tode der sieben Infanten enthält, – „Gen Cordua führte sie die List Velasquezs u. s. w.“ – könnte vielleicht sogar ganz melodramatisch bearbeitet werden. Ich meine endlich so: die Wirkung, welche der Dichter des blos recitirenden Schauspieles, auf das Mittel der einfachen Rede beschränkt, durch die Wahl und Ausmahlung kühner und gewaltiger Bilder hervorbringt, darf von dem Operndichter durch seinen Text ganz und gar nicht erstrebt werden. Schon äusserlich die Sache angesehen, würde dieses, bey dem langsamern Vortrage des Gesanges, in der Oper ermüdend seyn, und selbst, wenn dem Dichter in dieser Hinsicht etwas gelänge, das Interesse für die Musik geschwächt werden. Der innere Grund der Sache ist aber ohne Zweifel, daß es gerade jener ausmahlende Theil der Kunstübung ist, welcher für die Oper dem Componisten allein und seinen Melodien überlassen werden muß und ihm nicht von Seiten des Dichters durch poetische Blümeleyen verkümmert seyn darf.

Ich weiß sehr wohl, daß alle diese Bemerkungen, Ihnen, hoch zu verehrender Herr Capellmeister, gegenüber, ein wenig den Schein der Unzeitigkeit, ja Überflüssigkeit an sich tragen. Erlauben Sie mir daher, Ihnen zu sagen, daß ich dieselben nicht in Ihrem, sondern in meinem eignen Interesse mache; insofern ich nämlich wünsche, Ihnen mich als einen Mann vorzustellen, der nicht gedankenlos zur Cunst gegriffen hat und wenigstens seines Zwecks wohl bewußt ist, sollte auch die Ausführung weit hinter demselben zurückgeblieben seyn. Vielleicht auch, daß dadurch eher Ihr Muth geweckt wird, mir, wenn der beyliegende Text<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808–1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name> Ihnen nicht genehm wäre, doch in so weit Zutrauen zu schenken, daß Sie mich mit der Aufforderung zu andern Arbeiten beehrten; einer Aufforderung, welcher ich, wenn meine Zeit und Kräfte es irgend erlauben, mit Vergnügen nachkommen würde.

Lassen Sie mich auch für einen Augenblick auf den Punkt meiner Bedingungen kommen. Diese schon hier zu berühren, kann eigentlich als voreilig erscheinen, indem möglicher Weise meine Selbsttäuschung über den Werth meiner Arbeit sehr groß, und der durch letztere bey Ew. Wohlgeboren hervorgerufene Eindruck ganz gegen meine Wünsche seyn könnte. Inzwischen eben darum, weil jener Punkt delicater Natur ist, entsteht natürlich das Verlangen in mir, über denselben wenigstens im Allgemeinen bald hinwegzukommen. Gestatten Sie mir also, Ihnen zu erklären, daß, wie Sie ohnehin voraussetzen werden, meine Lage mir nicht gestattet, ohne Honorar zu arbeiten. Ich bin kein Bettler, aber auch nicht wohlhabend, und die einmalige Versäumniß der Pflicht, bey irgend einer meiner künstlerischen oder wissenschaftlichen Leistungen zugleich auf meine Selbsterhaltung bedacht zu seyn, würde sich leicht an mir rächen. Nur um das Eine bitte Ew. Wohlgeboren ich dringendst, die erste Bestimmung des Loses meiner Arbeit erforderlichen Falls selbst gütigst zu übernehmen, indem es mir eben so peinlich seyn würde durch eine Forderung, die Ihnen zu hoch schiene, als ein sich selbst überschätzender Geck, wie, durch eine allzu geringe, als mit sich selbst nicht achtender Bettler, vor Ihnen aufzutreten. Ich bin mir bewußt, weder das eine noch das Andere zu seyn, und hege zu Ew. Wohlgeboren – ohne die mindeste Heucheley und Schmeicheley sey es gesagt, – das vollste Zutrauen, daß Sie in der Schätzung meiner Arbeit, mag dieselbe ausfallen, wie sie wolle, nicht irren werden. Sie sehen aber leicht ein, daß ich Ihr Lob und |4| Ihren Tadel nach der Beschaffenheit Ihres Anerbietens abmessen müßte.

Ausserdem würde ich von meiner Seite nur noch Eine Bedingung für die Überlassung beyliegenden Textes<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808–1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name> an Sie zu stellen haben, welche ich indessen nur bittweise geltend machen darf. Es ist die Bitte, meinen Namen als den des Verfassers wenigstens nicht eher gegen irgend Jemanden auszusprechen, als bis ich selbst diese Bitte wieder zurückgenommen haben würde. Der Grund zu diesem, freylich seltsam klingenden Verlangen ist der, daß mein Fortkommen als Jurist noch keineswegs so gesichert ist, daß es nicht an den Einflüsterungen Übelwollender bey Männern, deren Gunst ich bedarf, leicht scheitern könnte. Ich kann in dieser Hinsicht mit der Fabel sagen: Die Spuren schrecken mich ab. Man muß nicht glauben oder Andern glauben machen wollen, daß ich über einer Arbeit, wie die beyliegende, welche freylich für mich nur eine Sache müßiger Stunden seyn konnte, mein Brodfach vernachlässige. Überdieß wird ja bey Opern wenig nach dem Dichter gefragt; und wie Viele sind wohl noch unter Gluck’sGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787) und Mozart’sMozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791) Verehrern, die da wüssten, daß der Text zum <hi rend="latintype">Don Juan</hi> vom <hi rend="latintype"><choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_ea0f13eb-cc64-4a22-b6ca-ea33df9a2c54"> <sic resp="writer">Abbate del Monte</sic> <corr resp="editor">Lorenzo Da Ponte</corr> </choice></hi><name key="PSN0110525" style="hidden" type="author">Da Ponte, Lorenzo (eigtl. Emanuele Conegliano) (1749–1838)</name><name key="CRT0108494" style="hidden" type="dramatic_work">Don Giovanni (Libretto)</name>Abbate del Monte – Meysenbug irrt sich im Namen des Librettisten von Mozarts Oper »Don Giovanni« KV 527. Gemeint ist Lorenzo Da Ponte, der am 27. März 1773 zum Priester (Abbate) geweiht wurde. oder wer der Dichter der <hi rend="latintype">Armida</hi><name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111399" style="hidden" type="music">Armide GluckWV 1.47</name>der Dichter der Armida – Das Libretto zu Christioph Willibald Glucks Oper »Armide« GluckWV 1.47 stammt von Philippe Quinault, basierend auf Torquato Tassos Epos »Das befreite Jerusalem«. und <hi rend="latintype">Alcesta</hi><name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111398" style="hidden" type="music">Alceste GluckWV 1.38</name>der Dichter der … Alcesta – Das Librettist zu Glucks Oper »Alceste« GluckWV 1.38 schuf Ranieri de’ Calzabigi. sey? Jedenfalls aber zwingen mich meine erwähnten Verhältnisse, vor der Hand der Befriedigung jeder Eitelkeit in diesem Punkte zu entsagen. Erfüllen Sie daher, ich bitte inständigst, mein obiges Ansinnen gütigst auch in dem Falle, daß Sie meinen Text zurückweisen und seyen Sie meines aufrichtigsten Dankes für diese Discretion und Humanität im voraus aufs Beste versichert.

Endlich ersuche Ew. Wohlgeboren ich euch noch, baldmöglichst eine geneigte Entscheidung über das Schicksal meines armen Machwerkes<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name> unter Ihren Händen an mich gelangen zu lassen; indem ich, meiner Armuth mich durchaus nicht schämend, auch nicht verhehlen will, daß es mir um einen baldigen Verkauf desselben einiger Maßen zu thun ist, und es deswegen für mich, im Falle einer Nichtannahme Ihrerseits, nöthig seyn würde, anderweitige Schritte zu thun, welche wiederum Zeit kosten, und, möglicher Weise fruchtlos, durch Arbeiten anderer Art ersetzt werden müßten.

Schließlich der Leutseligkeit und Gewogenheit Ew. Wohlgeboren mich bestens empfehlend, bitte ich Sie, hochzuverehrender Herr Capellmeister, die Versicherungen aufrichtigster Hochachtung und Verehrung gütigst anzunehmen, mit welcher ich die Ehre habe zu seyn

Ew. Wohlgeboren ergebenster Diener Emil von Meysenbug. Doctor der Rechte. /pr. addr. Mohrenstraße. No. 34. Berlin den zweyten Januar 1838.
            Wohlgeborner,
Hochzuverehrender Herr Kapellmeister!
Schon vor geraumer Zeit erfuhr ich ganz zufällig, daß Ew. Wohlgeboren bey einem hiesigen Freunde Schritte gethan, um den Text einer, zu componirenden Oper zu erhalten; auch wurde mir eben dasselbe von andern Seiten her bestätigt, wenigstens geäussert, daß Sie den Wunsch nach einem tauglichen Opernbuch hegten; und hoffentlich ist mir mit dem Allen nur Wahres berichtet worden. Legen Sie mir, ich bitte, diese aufrichtige Erzählung der Veranlassung zu gegenwärtigem Schreiben nicht als Indiscretion aus; es ist einmal das Loos des Künstlers, der Öffentlichkeit anzugehören, und sein Thun oder sein Vorhaben zu einem solchen noch eher besprochen zu finden, als sein eigner Wille jene Öffentlichkeit dazu berechtigt; überdies rede ich wenigstens in vorliegendem Falle blos Andern nach. Möglich freylich, daß seitdem Ew. Wohlgeboren Wünsche auf eine entsprechende Weise erfüllt worden sind; möglich also, daß, indem ich mir die Freyheit nehme, Ihnen beyliegend einen, von mir verfaßten Operntext zu übersenden, ich bereits zu spät komme; genug, daß mich wegen dieses letztern Verstoßes meine Unwissenheit zuversichtlich bey Ihnen entschuldigen wird.
Am Meisten mußte ich diese letztere in der Rücksicht bedauern, daß über die nähere Beschaffenheit Ihres Verlangens, ob nämlich der begehrte Inhalt komisch oder tragisch u. s. w. seyn solle, überall nichts in Erfahrung zu bringen war. Auch ein Schritt, welcher einer meiner Freunde, der Königl. Archivarius, Herr Werner hierselbst, zunächst in eignem Interesse, bey Ew. Wohlgeboren Frau Schwester, Mme. Hensel, that, um vielleicht etwas Bestimmtes über Ihr Begehren zu vernehmen, war für diesen nächsten Zweck fruchtlos; ob uns gleich dadurch wenigstens die Wahrscheinlichkeit, daß Sie noch keinen annehmbaren Text gefunden haben möchten, so mir die Versicherung wurde, daß das Rathsamste für unsere Absichten sey, mit völliger Offenheit und Vermeidung jedes Verkehrs durch Mittelspersonen, Sie selbst anzusprechen. Diese Zusicherung ist es denn, welche mir den Muth gibt, an Sie, hochzuverehrender Herr Capellmeister, diese Zeilen zu richten, für deren Zweck, Ew. Wohlgeboren zur Kenntnißnahme und Beurtheilung des beyliegenden Heftes zu veranlassen, ich mir erlaube, einige wenige Bemerkungen hinzuzufügen.
Es ist – und hoffentlich gibt meine Arbeit selbst Zeugniß davon – die Liebe zur Sache, welche mich zuerst bestimmt hat, neben andern dramatischen Arbeiten auch diese zu unternehmen; indem, meiner Überzeugung nach, die Oper überhaupt das größte von allen Kunstwerken ist und im einzelnen Falle seyn soll. Was die Musik noch darüber hinaus erreichen soll und kann, hat schon nicht mehr den bloßen Kunstzweck, das Schöne oder Göttliche als Adjectivum, sondern geradezu – wie das Oratorium – die Anbetung oder den Cultus des persönlichen Schönen, der Gottheit, vor Augen. Die Oper ist aber natürlich nicht der bloße Text; vielmehr ist dieser, der im recitirenden Schauspiele für sich allein die ganze Wirkung hervorbringen muß, in der Oper zu dem, der Musik untergeordneten Mittel geworden. Wenn hierbey die Theilung der Arbeit zwischen Dichter und Componisten, wo nicht nothwendig, so doch rathsam ist: so müßt’ ich mir nothwendig gewisse Grundsätze für meine Arbeit stellen, um die Grenzen meines Antheils an der Sache nicht zu überschreiten.
Das Erste war hier die Wahl des Stoffs. In dieser Beziehung nun bin ich über die beyliegende Arbeit völlig beruhigt. Vorausgesetzt, daß überhaupt die Oper sich für fähig hält, die Wirkungen eines Dramas von Shakespeare oder Schiller auch ihrerseits, aber, um des größern Reichthums ihrer Mittel willen, noch auf machtvollere, mehr erschütternde Weise zu erreichen, – dieß vorausgesetzt also, ist ohne Zweifel der Stoff der beyliegenden Oper so geeignet für diesen Zweck als möglich. Ich darf das gerade heraussagen; denn die alt. spanische Sage von den sieben Infanten von Lara, ihrem Tode und dessen Sühnung durch ihren Halbbruder, ist so wenig meine Erfindung, als die Geschichten der Jungfrau von Orléans oder der Charakter Richard’s IIIErfindungen ihrer dramatischen Bearbeiter waren. Hier kann es nur darauf ankommen, ob es gelungen sey, die in jener Sage liegenden dramatischen Motive gehörig auszubeuten. So viel bin ich mir bewußt, daß alle Stoffe, die ich schon bearbeitet habe, – eine noch unvollendete tragische Oper „Bajazet“, und eine bereits componirte komische, – und die ich mir zu künftigen Arbeiten aus der Geschichte und der nationellen Sage angemerkt, auf das Sorgfälltigste gewählt worden sind, damit nächst der Schönheit, – dem ewigen Zwecke der Kunst, – auch die Neuheit, als deren zeitliche Bestimmung, nicht hindangesetzt werde. Nur, diese letztere auf Costen der erstern zu erstreben, wie es, meines unmaßgeblichen Erachtens, in neuern Opern hin und wieder geschehen ist, konnte ich mich nicht entschließen. Schon Goethe hat die anderweite Benutzung eines so eng mit der bestimmten Individualität Lord Byron’s verwebten Stoffes, wie der Vampyr ist, persifflirt, und so denke ich auch z. B. über ein Ballet von halbnackten Nonnen-Gespenstern in einer wüsten Abtey: die Decoration mag recht hübsch seyn; die Nonnen meinetwegen auch; aber die Situation ist doch wohl eher abgeschmackt als schön zu erachten.
Das Zweyte ist die Eintheilung des Stoffs in seine Abschnitte. Ich habe deren fünf gesetzt, theils, weil der Stoff selbst auf natürliche Weise dazu aufforderte, – der Abschied des Helden von Lara, sein Erscheinen in Burgos, die Wendung seines Schicksals in die tragische Collision von Liebe und Familien-Ehre, seine Rückkehr nach Lara, sein Untergang in jenem Zwiespalte – theils, um den Eindruck kräftiger Finalis durch Häufung der Zahl derselben zu verstärken, und zugleich dem Hörer Zeit zu lassen, das dieser Eindruck in ihm nachklinge und fortwuchere.
Endlich das Dritte wäre die Sprache. Hierüber ist nur das zu sagen, daß ich dafür gehalten habe, dieselbe müßte energisch kurz, nur das Motiv für die Melodie angebend, und hauptsächlich, statt sprechbar, vielmehr sangbar seyn. Alles schwerere Pathos der Rede durfte daher hier höchstens nur im Recitativ angewendet werden; welches letztere doch auch da, wo ich es nicht ausdrücklich bemerke, öfter eine Behandlung als arioso zulassen dürfte; niemals aber für die fließende Melodie des Gesanges. Die Stelle des ersten Akts, welche die Erzählung vom Tode der sieben Infanten enthält, – „Gen Cordua führte sie die List Velasquezs u. s. w. “ – könnte vielleicht sogar ganz melodramatisch bearbeitet werden. Ich meine endlich so: die Wirkung, welche der Dichter des blos recitirenden Schauspieles, auf das Mittel der einfachen Rede beschränkt, durch die Wahl und Ausmahlung kühner und gewaltiger Bilder hervorbringt, darf von dem Operndichter durch seinen Text ganz und gar nicht erstrebt werden. Schon äusserlich die Sache angesehen, würde dieses, bey dem langsamern Vortrage des Gesanges, in der Oper ermüdend seyn, und selbst, wenn dem Dichter in dieser Hinsicht etwas gelänge, das Interesse für die Musik geschwächt werden. Der innere Grund der Sache ist aber ohne Zweifel, daß es gerade jener ausmahlende Theil der Kunstübung ist, welcher für die Oper dem Componisten allein und seinen Melodien überlassen werden muß und ihm nicht von Seiten des Dichters durch poetische Blümeleyen verkümmert seyn darf.
Ich weiß sehr wohl, daß alle diese Bemerkungen, Ihnen, hoch zu verehrender Herr Capellmeister, gegenüber, ein wenig den Schein der Unzeitigkeit, ja Überflüssigkeit an sich tragen. Erlauben Sie mir daher, Ihnen zu sagen, daß ich dieselben nicht in Ihrem, sondern in meinem eignen Interesse mache; insofern ich nämlich wünsche, Ihnen mich als einen Mann vorzustellen, der nicht gedankenlos zur Cunst gegriffen hat und wenigstens seines Zwecks wohl bewußt ist, sollte auch die Ausführung weit hinter demselben zurückgeblieben seyn. Vielleicht auch, daß dadurch eher Ihr Muth geweckt wird, mir, wenn der beyliegende Text Ihnen nicht genehm wäre, doch in so weit Zutrauen zu schenken, daß Sie mich mit der Aufforderung zu andern Arbeiten beehrten; einer Aufforderung, welcher ich, wenn meine Zeit und Kräfte es irgend erlauben, mit Vergnügen nachkommen würde.
Lassen Sie mich auch für einen Augenblick auf den Punkt meiner Bedingungen kommen. Diese schon hier zu berühren, kann eigentlich als voreilig erscheinen, indem möglicher Weise meine Selbsttäuschung über den Werth meiner Arbeit sehr groß, und der durch letztere bey Ew. Wohlgeboren hervorgerufene Eindruck ganz gegen meine Wünsche seyn könnte. Inzwischen eben darum, weil jener Punkt delicater Natur ist, entsteht natürlich das Verlangen in mir, über denselben wenigstens im Allgemeinen bald hinwegzukommen. Gestatten Sie mir also, Ihnen zu erklären, daß, wie Sie ohnehin voraussetzen werden, meine Lage mir nicht gestattet, ohne Honorar zu arbeiten. Ich bin kein Bettler, aber auch nicht wohlhabend, und die einmalige Versäumniß der Pflicht, bey irgend einer meiner künstlerischen oder wissenschaftlichen Leistungen zugleich auf meine Selbsterhaltung bedacht zu seyn, würde sich leicht an mir rächen. Nur um das Eine bitte Ew. Wohlgeboren ich dringendst, die erste Bestimmung des Loses meiner Arbeit erforderlichen Falls selbst gütigst zu übernehmen, indem es mir eben so peinlich seyn würde durch eine Forderung, die Ihnen zu hoch schiene, als ein sich selbst überschätzender Geck, wie, durch eine allzu geringe, als mit sich selbst nicht achtender Bettler, vor Ihnen aufzutreten. Ich bin mir bewußt, weder das eine noch das Andere zu seyn, und hege zu Ew. Wohlgeboren – ohne die mindeste Heucheley und Schmeicheley sey es gesagt, – das vollste Zutrauen, daß Sie in der Schätzung meiner Arbeit, mag dieselbe ausfallen, wie sie wolle, nicht irren werden. Sie sehen aber leicht ein, daß ich Ihr Lob und Ihren Tadel nach der Beschaffenheit Ihres Anerbietens abmessen müßte.
Ausserdem würde ich von meiner Seite nur noch Eine Bedingung für die Überlassung beyliegenden Textes an Sie zu stellen haben, welche ich indessen nur bittweise geltend machen darf. Es ist die Bitte, meinen Namen als den des Verfassers wenigstens nicht eher gegen irgend Jemanden auszusprechen, als bis ich selbst diese Bitte wieder zurückgenommen haben würde. Der Grund zu diesem, freylich seltsam klingenden Verlangen ist der, daß mein Fortkommen als Jurist noch keineswegs so gesichert ist, daß es nicht an den Einflüsterungen Übelwollender bey Männern, deren Gunst ich bedarf, leicht scheitern könnte. Ich kann in dieser Hinsicht mit der Fabel sagen: Die Spuren schrecken mich ab. Man muß nicht glauben oder Andern glauben machen wollen, daß ich über einer Arbeit, wie die beyliegende, welche freylich für mich nur eine Sache müßiger Stunden seyn konnte, mein Brodfach vernachlässige. Überdieß wird ja bey Opern wenig nach dem Dichter gefragt; und wie Viele sind wohl noch unter Gluck’s und Mozart’s Verehrern, die da wüssten, daß der Text zum Don Juan vom Abbate del Monte Lorenzo Da Ponte oder wer der Dichter der Armida und Alcesta sey? Jedenfalls aber zwingen mich meine erwähnten Verhältnisse, vor der Hand der Befriedigung jeder Eitelkeit in diesem Punkte zu entsagen. Erfüllen Sie daher, ich bitte inständigst, mein obiges Ansinnen gütigst auch in dem Falle, daß Sie meinen Text zurückweisen und seyen Sie meines aufrichtigsten Dankes für diese Discretion und Humanität im voraus aufs Beste versichert.
Endlich ersuche Ew. Wohlgeboren ich euch noch, baldmöglichst eine geneigte Entscheidung über das Schicksal meines armen Machwerkes unter Ihren Händen an mich gelangen zu lassen; indem ich, meiner Armuth mich durchaus nicht schämend, auch nicht verhehlen will, daß es mir um einen baldigen Verkauf desselben einiger Maßen zu thun ist, und es deswegen für mich, im Falle einer Nichtannahme Ihrerseits, nöthig seyn würde, anderweitige Schritte zu thun, welche wiederum Zeit kosten, und, möglicher Weise fruchtlos, durch Arbeiten anderer Art ersetzt werden müßten.
Schließlich der Leutseligkeit und Gewogenheit Ew. Wohlgeboren mich bestens empfehlend, bitte ich Sie, hochzuverehrender Herr Capellmeister, die Versicherungen aufrichtigster Hochachtung und Verehrung gütigst anzunehmen, mit welcher ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Wohlgeboren ergebenster Diener
Emil von Meysenbug.
Doctor der Rechte.
/pr. addr. Mohrenstraße.
No. 34.
Berlin den zweyten Januar 1838.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1838-01-02-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1838-01-02-02" xml:id="title_38fb9619-9321-4eaf-9410-c716b4f26b78">Emil von Meysenbug an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 2. Januar 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_c9ee1136-0cfe-481b-9a7b-8a2232c54169">Schon vor geraumer Zeit erfuhr ich ganz zufällig, daß Ew. 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Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_bf4da4f1-add7-4a1c-a39c-33670905f988"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 33/4.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1838-01-02-02" type="letter" xml:id="title_6daa4544-ae47-4143-84b6-a88e44c628a0">Emil von Meysenbug an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 2. 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Wohlgeboren bey einem hiesigen Freunde Schritte gethan, um den Text einer, zu componirenden Oper zu erhalten; auch wurde mir eben dasselbe von andern Seiten her</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Emil Freiherr von Meysenbug</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="textTemplate">Opernlibretto über die »altspanische Sage von den sieben Infanten von Lara«.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-01-02" xml:id="date_369311f9-6d0e-4e00-9c38-01c2b9815957">Berlin, 2. 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Wohlgeboren bey einem <placeName xml:id="placeName_2b75f98f-ffa1-48eb-8643-f03df4061f52">hiesigen<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Freunde<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b711216b-abe8-4f75-9da0-d5d1a7892ba7" xml:lang="de">einem hiesigen Freunde – Freund von Emil von Meysenbug in Berlin, nicht identifiziert</note> Schritte gethan, um den Text einer, zu componirenden Oper<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_00451127-0916-4121-9225-bea22004e5a9" xml:lang="de">den Text einer, zu componirenden Oper – Mendelssohn war zur Zeit in Verhandlung mit James Robinson Planché über eine Oper für die Londoner Bühne, suchte aber auch nach einem deutschen Opernstoff. Vgl. Brief fmb-1838-01-13-02 (Brief Nr. 1851) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und Walter Lejeune Dirichlet in Berlin, Leipzig, 13. Januar 1838: »Vier Opernsüjets habe ich in der vorigen Woche zugeschickt bekommen; eins war immer lächerlicher, als das andre«.</note> zu erhalten; auch wurde mir eben dasselbe von andern Seiten her bestätigt, wenigstens geäussert, daß Sie den Wunsch nach einem tauglichen Opernbuch hegten; und hoffentlich ist mir mit dem Allen nur Wahres berichtet worden. Legen Sie mir, ich bitte, diese aufrichtige Erzählung der Veranlassung zu gegenwärtigem Schreiben nicht als Indiscretion aus; es ist einmal das Loos des Künstlers, der Öffentlichkeit anzugehören, und sein Thun oder sein Vorhaben zu einem solchen noch eher besprochen zu finden, als sein eigner Wille jene Öffentlichkeit dazu berechtigt; überdies rede ich wenigstens in vorliegendem Falle blos Andern nach. Möglich freylich, daß seitdem Ew. Wohlgeboren Wünsche auf eine entsprechende Weise erfüllt worden sind; möglich also, daß, indem ich mir die Freyheit nehme, Ihnen beyliegend einen, <title xml:id="title_f9a460a5-3c9e-407d-bef1-93e62c837af4">von mir verfaßten Operntext<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name></title> zu übersenden, ich bereits zu spät komme; genug, daß mich wegen dieses letztern Verstoßes meine Unwissenheit zuversichtlich bey Ihnen entschuldigen wird.</p> <p>Am Meisten mußte ich diese letztere in der Rücksicht bedauern, daß über die nähere Beschaffenheit Ihres Verlangens, ob nämlich der begehrte Inhalt komisch oder tragisch u. s. w. seyn solle, überall nichts in Erfahrung zu bringen war. Auch ein Schritt, welcher einer meiner Freunde, der <persName xml:id="persName_2f5dccec-7e0b-4d1a-b44f-4d186a2b78f0">Königl. Archivarius, Herr <hi rend="latintype">Werner</hi><name key="PSN0118718" style="hidden" type="person">Werner, C. Th.</name></persName> hierselbst, zunächst in eignem Interesse, bey Ew. Wohlgeboren <persName xml:id="persName_02d5d6bc-1cca-446e-a8fe-6dc01bbb6c0f">Frau Schwester, <hi rend="latintype">Mme. Hensel</hi><name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, that, um vielleicht etwas Bestimmtes über Ihr Begehren zu vernehmen, war für diesen nächsten Zweck fruchtlos; ob uns gleich dadurch wenigstens die Wahrscheinlichkeit, daß Sie noch keinen annehmbaren Text gefunden haben möchten, so mir die Versicherung wurde, daß das Rathsamste für unsere Absichten sey, mit völliger Offenheit und Vermeidung jedes Verkehrs durch Mittelspersonen, Sie selbst anzusprechen. Diese Zusicherung ist es denn, welche mir den Muth gibt, an Sie, hochzuverehrender Herr Capellmeister, diese Zeilen zu richten, für deren Zweck, Ew. Wohlgeboren zur Kenntnißnahme und Beurtheilung des beyliegenden Heftes zu veranlassen, ich mir erlaube, einige wenige Bemerkungen hinzuzufügen.</p> <p>Es ist – und hoffentlich gibt meine Arbeit selbst Zeugniß davon – die Liebe zur Sache, welche mich zuerst bestimmt hat, neben andern dramatischen Arbeiten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_03fe372f-9fe5-4ccb-ba4a-aa3b057b5aff" xml:lang="de">andern dramatischen Arbeiten – Über Emil von Meysenbugs dramatische Werke ist nichts bekannt. Möglicherweise agierte Emil von Meysenbug stellvertretend für seine schriftstellerisch tätige Schwester Malwida von Meysenbug, da es zu jener Zeit für Frauen schwierig war, sich aus eigener Kraft im Kunstbetrieb zu etablieren.</note> auch<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>diese zu unternehmen; indem, meiner Überzeugung nach, die Oper überhaupt das größte von allen Kunstwerken ist und im einzelnen Falle seyn soll. Was die Musik noch darüber hinaus erreichen soll und kann, hat schon nicht mehr den bloßen Kunstzweck, das Schöne oder Göttliche als Adjectivum, sondern geradezu – wie das Oratorium – die Anbetung oder den Cultus des persönlichen Schönen, der Gottheit, vor Augen. Die Oper ist aber natürlich nicht der bloße Text; vielmehr ist dieser, der im recitirenden Schauspiele für sich allein die ganze Wirkung hervorbringen muß, in der Oper zu dem, der Musik untergeordneten Mittel geworden. Wenn hierbey die Theilung der Arbeit zwischen Dichter und Componisten, wo nicht nothwendig, so doch rathsam ist: so müßt’ ich mir nothwendig gewisse Grundsätze für meine Arbeit stellen, um die Grenzen meines Antheils an der Sache nicht zu überschreiten.</p> <p>Das Erste war hier die Wahl des Stoffs. In dieser Beziehung nun bin ich über die beyliegende Arbeit völlig beruhigt. Vorausgesetzt, daß überhaupt die Oper sich für fähig hält, die Wirkungen eines Dramas von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fbcde43d-1562-4077-aff5-313e5a2079b0">Shakespeare<name key="PSN0114889" style="hidden" type="person">Shakespeare, William (1564-1616)</name></persName></hi> oder <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8bd1320b-3e7f-473f-b9d4-bfd0cba4c197">Schiller<name key="PSN0114545" style="hidden" type="person">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name></persName></hi> auch ihrerseits, aber, um des größern Reichthums ihrer Mittel willen, noch auf machtvollere, mehr erschütternde Weise zu erreichen, – dieß vorausgesetzt also, ist ohne Zweifel der Stoff <title xml:id="title_09b0a9de-e16e-486c-8f5c-667cee8078fe">der beyliegenden Oper<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808–1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name></title> so geeignet für diesen Zweck als möglich. Ich darf das gerade heraussagen; denn die alt. spanische <title xml:id="title_844e90af-e736-4313-82d6-f243017a216f">Sage von den sieben Infanten von <hi rend="latintype">Lara</hi><name key="PSN0118477" style="hidden" type="author">Unbekannt</name><name key="CRT0111427" style="hidden" type="literature">Sage von den sieben Infanten von Lara (spanisches Volksgut)</name></title><note resp="UT" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6fa797f2-af61-4fbf-8007-ae8e603eed43" xml:lang="de">die alt. spanische Sage von den sieben Infanten von Lara – Der »Cantar de los Siete Infantes de Lara« ist in spanischen Quellen seit dem 13. Jahrhundert überliefert. Zu der altspanischen Romanze »Geschichte der sieben Infanten von Lara« siehe Josef Aschbach, Geschichte der Ommaijaden in Spanien, nebst einer Darstellung des Entstehens dee spanischen christlichen Reiche, Bd. 2, Frankfurt a. M. 1830, S. 224 f.</note>, ihrem Tode und dessen Sühnung durch ihren Halbbruder, ist so wenig meine Erfindung, als die Geschichten der <persName xml:id="persName_1dc482d3-c149-497f-9196-d5e71d388a7e">Jungfrau von <hi rend="latintype">Orléans</hi><name key="PSN0118720" style="hidden" type="person">Arc, Jeanne d’ (1412-1431)</name></persName> oder der Charakter <persName xml:id="persName_5ed657f8-e049-439a-a62b-8fec42a246ad"><hi rend="latintype">Richard’s</hi> III<name key="PSN0118721" style="hidden" type="person">England, Richard III. von (1452-1485)</name></persName>Erfindungen ihrer dramatischen Bearbeiter waren. Hier kann es nur darauf ankommen, ob es gelungen sey, die in jener Sage liegenden dramatischen Motive gehörig auszubeuten. So viel bin ich mir bewußt, daß alle Stoffe, die ich schon bearbeitet habe, – eine <title xml:id="title_7e9c93ad-6688-4106-9a61-b45161a8d914">noch unvollendete tragische Oper „<hi rend="latintype">Bajazet</hi>“<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)</name><name key="CRT0111428" style="hidden" type="dramatic_work">Bajazet (Opernlibretto)</name></title>, und eine bereits componirte komische,<note resp="UT" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b0eb0cb9-61ed-4ca1-b6ce-32046a67926c" xml:lang="de">„Bajazet“, und eine bereits componirte komische – Beide von Meysenbug erwähnte Opernwerke sind nicht nachweisbar.</note> – und die ich mir zu künftigen Arbeiten aus der Geschichte und der nationellen Sage angemerkt, auf das Sorgfälltigste gewählt worden sind, damit nächst der Schönheit, – dem ewigen Zwecke der Kunst, – auch die Neuheit, als deren zeitliche Bestimmung, nicht hindangesetzt werde. Nur, diese letztere auf Costen der erstern zu erstreben, wie es, meines unmaßgeblichen Erachtens, in neuern Opern hin und wieder geschehen ist, konnte ich mich nicht entschließen. Schon <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d460deb1-a5ea-4e66-ac2d-abe6dd7b822f">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName></hi> hat die anderweite Benutzung eines so eng mit der bestimmten Individualität <persName xml:id="persName_ca3d64e3-5cb8-4f0f-8f00-e900eba240de"><hi rend="latintype">Lord Byron’s</hi><name key="PSN0110239" style="hidden" type="person">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824)</name></persName> verwebten Stoffes, wie der <title xml:id="title_2246c2f0-6a6e-4b57-8d40-8a52dac93aa2">Vampyr<name key="PSN0118722" style="hidden" type="author">Polidori, John William (1795-1821)</name><name key="CRT0111429" style="hidden" type="literature">The Vampyre (Der Vampyr)</name></title><note resp="UT" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6ab2076f-f007-4602-9227-562e0896b3ce" xml:lang="de">der Vampyr – Die Kurzgeschichte The Vampyre von John William Polidori wurde 1819 mit falscher Zuschreibung an Lord Byron in The New Monthly Magazine 11, Nr. 63, 1. April 1819, veröffentlicht. John Polidori war Leibarzt und Reisebegleiter George Gordon Byrons. Das Werk wurde Johann Wolfgang von Goethe in dieser Gestalt bekannt (siehe den Brief Johann Wolfgang von Goethes an Großherzog Carl August von Weimar, Weimar, 6. Mai 1819. Druck: Goethe, Weimarer Ausgabe IV, Bd. 31: Goethes Briefe. 2. November 1818-25. August 1819, S. 143 und S. 350).</note> ist, persifflirt, und so denke ich auch z. B. über ein <title xml:id="title_1bae5d24-bfc8-497f-aa92-222c6c8c297f">Ballet von halbnackten Nonnen-Gespenstern in einer wüsten Abtey<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791–1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name></title>:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7ff123cb-764b-4c4c-abff-81a6591a6115" xml:lang="de">ein Ballet von halbnackten Nonnen-Gespenstern in einer wüsten Abtey – Anspielung auf das »Nonnenballett« in im dritten Akt von Giacomo Meyerbeers Oper Robert le diable.</note> die Decoration mag recht hübsch seyn; die Nonnen meinetwegen auch; aber die Situation ist doch wohl eher abgeschmackt als schön zu erachten.</p> <p>Das Zweyte ist die Eintheilung des Stoffs in seine Abschnitte. Ich habe deren fünf gesetzt, theils, weil der Stoff selbst auf natürliche Weise dazu aufforderte, – der Abschied des <title xml:id="title_a30c252c-bb4d-4acd-a7ca-c60483c8536c">Helden von <hi rend="latintype">Lara</hi><name key="PSN0118477" style="hidden" type="author">Unbekannt</name><name key="CRT0111427" style="hidden" type="literature">Sage von den sieben Infanten von Lara (spanisches Volksgut)</name></title>, sein Erscheinen in <hi rend="latintype">Burgos</hi>, die Wendung seines Schicksals in die tragische Collision von Liebe und Familien-Ehre, seine Rückkehr nach <hi rend="latintype">Lara</hi>, sein Untergang in jenem Zwiespalte – theils, um den Eindruck kräftiger <hi rend="latintype">Finalis</hi> durch Häufung der Zahl derselben zu verstärken, und zugleich dem Hörer Zeit zu lassen, das dieser Eindruck in ihm nachklinge und fortwuchere.</p> <p>Endlich das Dritte wäre die Sprache. Hierüber ist nur das zu sagen, daß ich dafür gehalten habe, dieselbe müßte energisch kurz, nur das Motiv für die Melodie angebend, und hauptsächlich, statt sprechbar, vielmehr sangbar seyn. Alles schwerere Pathos der Rede durfte daher hier höchstens nur im Recitativ angewendet werden; welches letztere doch auch da, wo ich es nicht ausdrücklich bemerke, öfter<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>eine Behandlung als <hi rend="latintype">arioso</hi> zulassen dürfte; niemals aber für die fließende Melodie des Gesanges. Die <title xml:id="title_ef2cbef4-4948-4840-900c-1734cbeaaad9">Stelle des ersten Akts<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name></title>, welche die Erzählung vom Tode der sieben Infanten enthält, – „Gen Cordua führte sie die List Velasquezs u. s. w.“ – könnte vielleicht sogar ganz melodramatisch bearbeitet werden. Ich meine endlich so: die Wirkung, welche der Dichter des blos recitirenden Schauspieles, auf das Mittel der einfachen Rede beschränkt, durch die Wahl und Ausmahlung kühner und gewaltiger Bilder hervorbringt, darf von dem Operndichter durch seinen Text ganz und gar nicht erstrebt werden. Schon äusserlich die Sache angesehen, würde dieses, bey dem langsamern Vortrage des Gesanges, in der Oper ermüdend seyn, und selbst, wenn dem Dichter in dieser Hinsicht etwas gelänge, das Interesse für die Musik geschwächt werden. Der innere Grund der Sache ist aber ohne Zweifel, daß es gerade jener ausmahlende Theil der Kunstübung ist, welcher für die Oper dem Componisten allein und seinen Melodien überlassen werden muß und ihm nicht von Seiten des Dichters durch poetische Blümeleyen verkümmert seyn darf.</p> <p>Ich weiß sehr wohl, daß alle diese Bemerkungen, Ihnen, hoch zu verehrender Herr Capellmeister, gegenüber, ein wenig den Schein der Unzeitigkeit, ja Überflüssigkeit an sich tragen. Erlauben Sie mir daher, Ihnen zu sagen, daß ich dieselben nicht in Ihrem, sondern in meinem eignen Interesse mache; insofern ich nämlich wünsche, Ihnen mich als einen Mann vorzustellen, der nicht gedankenlos zur Cunst gegriffen hat und wenigstens seines Zwecks wohl bewußt ist, sollte auch die Ausführung weit hinter demselben zurückgeblieben seyn. Vielleicht auch, daß dadurch eher Ihr Muth geweckt wird, mir, wenn <title xml:id="title_d97a9450-78c7-4be2-892e-9738aa61b114">der beyliegende Text<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808–1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name></title> Ihnen nicht genehm wäre, doch in so weit Zutrauen zu schenken, daß Sie mich mit der Aufforderung zu andern Arbeiten beehrten; einer Aufforderung, welcher ich, wenn meine Zeit und Kräfte es irgend erlauben, mit Vergnügen nachkommen würde.</p> <p>Lassen Sie mich auch für einen Augenblick auf den Punkt meiner Bedingungen kommen. Diese schon hier zu berühren, kann eigentlich als voreilig erscheinen, indem möglicher Weise meine Selbsttäuschung über den Werth meiner Arbeit sehr groß, und der durch letztere bey Ew. Wohlgeboren hervorgerufene Eindruck ganz gegen meine Wünsche seyn könnte. Inzwischen eben darum, weil jener Punkt delicater Natur ist, entsteht natürlich das Verlangen in mir, über denselben wenigstens im Allgemeinen bald hinwegzukommen. Gestatten Sie mir also, Ihnen zu erklären, daß, wie Sie ohnehin voraussetzen werden, meine Lage mir nicht gestattet, ohne Honorar zu arbeiten. Ich bin kein Bettler, aber auch nicht wohlhabend, und die einmalige Versäumniß der Pflicht, bey irgend einer meiner künstlerischen oder wissenschaftlichen Leistungen zugleich auf meine Selbsterhaltung bedacht zu seyn, würde sich leicht an mir rächen. Nur um das Eine bitte Ew. Wohlgeboren ich dringendst, die erste Bestimmung des Loses meiner Arbeit erforderlichen Falls selbst gütigst zu übernehmen, indem es mir eben so peinlich seyn würde durch eine Forderung, die Ihnen zu hoch schiene, als ein sich selbst überschätzender Geck, wie, durch eine allzu geringe, als mit sich selbst nicht achtender Bettler, vor Ihnen aufzutreten. Ich bin mir bewußt, weder das eine noch das Andere zu seyn, und hege zu Ew. Wohlgeboren – ohne die mindeste Heucheley und Schmeicheley sey es gesagt, – das vollste Zutrauen, daß Sie in der Schätzung meiner Arbeit, mag dieselbe ausfallen, wie sie wolle, nicht irren werden. Sie sehen aber leicht ein, daß ich Ihr Lob und<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>Ihren Tadel nach der Beschaffenheit Ihres Anerbietens abmessen müßte. </p> <p>Ausserdem würde ich von meiner Seite nur noch Eine Bedingung für die Überlassung <title xml:id="title_e1c78322-05a0-4ace-a4b5-01ed3b51f093">beyliegenden Textes<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808–1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name></title> an Sie zu stellen haben, welche ich indessen nur bittweise geltend machen darf. Es ist die Bitte, meinen Namen als den des Verfassers wenigstens nicht eher gegen irgend Jemanden auszusprechen, als bis ich selbst diese Bitte wieder zurückgenommen haben würde. Der Grund zu diesem, freylich seltsam klingenden Verlangen ist der, daß mein Fortkommen als Jurist noch keineswegs so gesichert ist, daß es nicht an den Einflüsterungen Übelwollender bey Männern, deren Gunst ich bedarf, leicht scheitern könnte. Ich kann in dieser Hinsicht mit der Fabel sagen: Die Spuren schrecken mich ab. Man muß nicht glauben oder Andern glauben machen wollen, daß ich über einer Arbeit, wie die beyliegende, welche freylich für mich nur eine Sache müßiger Stunden seyn konnte, mein Brodfach vernachlässige. Überdieß wird ja bey Opern wenig nach dem Dichter gefragt; und wie Viele sind wohl noch unter <persName xml:id="persName_ef0352f6-f9eb-4d47-8a50-a4da423cd204"><hi rend="latintype">Gluck’s</hi><name key="PSN0111405" style="hidden" type="person">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6e5b92c4-8ae4-4ad2-b066-97b352eb5ce6"><hi rend="latintype">Mozart’s</hi><name key="PSN0113466" style="hidden" type="person">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName> Verehrern, die da wüssten, daß der <title xml:id="title_d1dbeb35-97c3-4faa-a7fe-4a5777e6a91c">Text zum <hi rend="latintype">Don Juan</hi> vom <hi rend="latintype"><choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_ea0f13eb-cc64-4a22-b6ca-ea33df9a2c54"> <sic resp="writer">Abbate del Monte</sic> <corr resp="editor">Lorenzo Da Ponte</corr> </choice></hi><name key="PSN0110525" style="hidden" type="author">Da Ponte, Lorenzo (eigtl. Emanuele Conegliano) (1749–1838)</name><name key="CRT0108494" style="hidden" type="dramatic_work">Don Giovanni (Libretto)</name></title><note resp="UT" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bb9db7cc-372f-40d0-ba3c-250434942558" xml:lang="de">Abbate del Monte – Meysenbug irrt sich im Namen des Librettisten von Mozarts Oper »Don Giovanni« KV 527. Gemeint ist Lorenzo Da Ponte, der am 27. März 1773 zum Priester (Abbate) geweiht wurde.</note> oder wer der Dichter der <title xml:id="title_b80eedab-ec3b-4706-930f-141690687902"><hi rend="latintype">Armida</hi><name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111399" style="hidden" type="music">Armide GluckWV 1.47</name></title><note resp="UT" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d76d6d23-a27f-4644-8957-2e72b3b055e8" xml:lang="de">der Dichter der Armida – Das Libretto zu Christioph Willibald Glucks Oper »Armide« GluckWV 1.47 stammt von Philippe Quinault, basierend auf Torquato Tassos Epos »Das befreite Jerusalem«.</note> und <title xml:id="title_5ef4ec18-3e2a-4c39-9e14-3a4446e5557c"><hi rend="latintype">Alcesta</hi><name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111398" style="hidden" type="music">Alceste GluckWV 1.38</name></title><note resp="UT" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_10c203a1-b252-448e-a69f-a111e46f4efe" xml:lang="de">der Dichter der … Alcesta – Das Librettist zu Glucks Oper »Alceste« GluckWV 1.38 schuf Ranieri de’ Calzabigi.</note> sey? Jedenfalls aber zwingen mich meine erwähnten Verhältnisse, vor der Hand der Befriedigung jeder Eitelkeit in diesem Punkte zu entsagen. Erfüllen Sie daher, ich bitte inständigst, mein obiges Ansinnen gütigst auch in dem Falle, daß Sie meinen Text zurückweisen und seyen Sie meines aufrichtigsten Dankes für diese Discretion und Humanität im voraus aufs Beste versichert.</p> <p>Endlich ersuche Ew. Wohlgeboren ich euch noch, baldmöglichst eine geneigte Entscheidung über das Schicksal meines armen <title xml:id="title_b56eafac-c85e-4e88-b98a-5a58b66b7064">Machwerkes<name key="PSN0113320" style="hidden" type="author">Meysenbug, Emil Heinrich Freiherr von (seit 1834) Rivalier von (1808-1891)</name><name key="CRT0109980" style="hidden" type="dramatic_work">Die sieben Infanten von Lara (Opernlibretto)</name></title> unter Ihren Händen an mich gelangen zu lassen; indem ich, meiner Armuth mich durchaus nicht schämend, auch nicht verhehlen will, daß es mir um einen baldigen Verkauf desselben einiger Maßen zu thun ist, und es deswegen für mich, im Falle einer Nichtannahme Ihrerseits, nöthig seyn würde, anderweitige Schritte zu thun, welche wiederum Zeit kosten, und, möglicher Weise fruchtlos, durch Arbeiten anderer Art ersetzt werden müßten.</p> <p>Schließlich der Leutseligkeit und Gewogenheit Ew. Wohlgeboren mich bestens empfehlend, <seg type="closer">bitte ich Sie, hochzuverehrender Herr Capellmeister, die Versicherungen aufrichtigster Hochachtung und Verehrung gütigst anzunehmen, mit welcher ich die Ehre habe zu seyn</seg></p> <closer rend="center">Ew. Wohlgeboren</closer> <signed rend="right">ergebenster Diener</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Emil von Meysenbug</hi>.</signed> <signed rend="right">Doctor der Rechte.</signed> <signed rend="right">/<hi rend="latintype">pr. addr.</hi> Mohrenstraße.</signed> <signed rend="right">No. 34. </signed> <dateline rend="left">Berlin den <date cert="high" when="1838-01-02">zweyten <hi rend="latintype">Januar</hi></date></dateline> <dateline rend="left">1838.</dateline> </div> </body> </text></TEI>