gb-1837-11-26-01
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Düsseldorf, 26. November 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [DÜSSELD. 11-12 / 26 / 11], Siegel.
Julius Rietz
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Dr:
FelixMendelssohn.
-Bartholdy
Leipzig.fr.
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citissimeIch habe eine ungeheure Frechheit begangen, und begehe in diesem Augenblicke eine nicht minder große, indem ich im Begriffe stehe, Sie um um Unterstützung zu weitern Ausführung derselben zu ersuchen. Ich habe mich nämlich – aber lachen Sie nicht zu sehr – wenn auch vorläufig nur indirect, zu der durch Hummels Tod erledigten Stelle[→] gemeldet. Wenn auch diese Idee, die zu allererst in Immermanns Kopfe entstanden ist, anfänglich nicht von mir ungleicherweise ausführbar aufgenommen wurde, da ich mir wohl denken kann, daß man sich bemühen werde, an einen solchen Platz einen Mann von entschiedenem Rufe wieder zu stellen, so möchte ich sie auf der andern Seite auch nicht ganz abweisen, da Glück und Zufall oft wunderbar on der Welt spielen, und mich einmal ebenso gut zu ihrem Schützling auserkohren haben können, wie jeden andern, und da ferner
mit Ehrevorzustehen) meine Bitte,
bald, sehr bald. Glauben Sie übrigens nicht, daß ich nun jetzt hier aufgebläht von Hoffnung, in der Erwartung sitze, es
Ich sehe ein, wie ich Sie belästige; weiß aber auch, daß Sie diese Last gern auf sich nehmen; daher denn auch meine Dreistigkeit. Schreiben Sie nur bald, was Sie über den ganzen Plan denken, und ob Sie ihn nicht von vorn herein für ganz abgeschmackt, und unausführbar halten. Ich will mich dann ganz bescheiden. Halten Sie ihn nicht dafür, so sagen Sie mir, ob und in welcher Art Sie sich für mich verwenden wollen, oder bereits verwendet haben, und nehmen Sie im voraus für Alles, was Sie thun mögen, meinen herzlichsten Dank.
Die gewünschte
Julius Rietz
ten
Nov. 37
Lieber Felix. Ich habe eine ungeheure Frechheit begangen, und begehe in diesem Augenblicke eine nicht minder große, indem ich im Begriffe stehe, Sie um um Unterstützung zu weitern Ausführung derselben zu ersuchen. Ich habe mich nämlich – aber lachen Sie nicht zu sehr – wenn auch vorläufig nur indirect, zu der durch Hummels Tod erledigten Stelle gemeldet. Wenn auch diese Idee, die zu allererst in Immermanns Kopfe entstanden ist, anfänglich nicht von mir ungleicherweise ausführbar aufgenommen wurde, da ich mir wohl denken kann, daß man sich bemühen werde, an einen solchen Platz einen Mann von entschiedenem Rufe wieder zu stellen, so möchte ich sie auf der andern Seite auch nicht ganz abweisen, da Glück und Zufall oft wunderbar on der Welt spielen, und mich einmal ebenso gut zu ihrem Schützling auserkohren haben können, wie jeden andern, und da ferner Immermann mir seinen ganzen Beistand anbot, der durch seine, auf einer kürzlich von ihm gemachten Reise, mit dem Weimarischen Hofe und den ersten dortigen Leuten gemachten Bekanntschaft nicht ohne, vielleicht bedeutenden Einfluß sein mag. Genug er schrieb an den Kanzler v. Müller, malte ihm meine unermeßlichen Verdienste in schönsten Farben, und der Erfolg darin ist durchaus kein ungünstiger. Die Großherzogin, tief betrübt über Hummels Tod, will vorläufig die Stelle noch unbesetzt lassen – wünscht aber freilich am liebsten einen Klavierpspieler ersten Ranges wieder dahin, hat indeß mein Porträt nicht ohne Wohlgefallen betrachtet. Verhehlt hat mir nun Immermann nicht, daß ein fliegendes Geräusch ihm verkündet: man hätte Ihnen, lieber Felix, die Stelle mit 3000 rt. angetragen, sie verlangten aber 4000, und so stünden sie noch gegenseitig in Verhandlungen. Hat diese Sache ihre Richtigkeit, so verspreche ich jetzt nicht gegen Sie zu cabalisiren – auf mein Wort. Ist das Gerücht aber ein ungegründetes, so erlaube ich mir nun, Sie dringendst und ergebenst und freundlichst um folgendes zu bitten: Sie, als die jetzige erste deutsche musicalische Authorität, Sie, in Ihrem frühern Verhältniß zu Göthe, und daher wohl vertraut mit dem Hofe und dem dortigen allmächtigen aristocratischen Gesindel, vermögen mit zwei Worten doch mehr, als Immermann mit zwei, gewiß ganz wohlgemeinten, Briefen. Lassen Sie, lieber Felix, zwei solche Worte zu meinem Besten ertönen, denn wenn von mehreren bedeutenden Leuten, von verschiedenen Seiten her günstig über dieselbe Person Urtheile gefällt werden, ist es gewiß sehr heilsbringend; und wie sehr ich des Heils gebrauchen könnte, wissen die Götter. Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt mit dem Weimarischen Hofe jemals in einem Verhältniß, wenn man so die Bekanntschaft mit einem Fürsten Hause nennen darf, standen; aber gewiß kennen Sie wohl dort eine Menge Einflußreiche Leute, die in diesem Fall Ihr Wort wie einen Orakelspruch ansehen, und wahrscheinlich danach handeln werden. Darum erfüllen Sie (wenn es, wie sich vor allen Dingen von selbst versteht, überhaupt Ihre Meinung ist, daß ich fähig wäre einem solchen Posten mit Ehre vorzustehen) meine Bitte, bald, sehr bald. Glauben Sie übrigens nicht, daß ich nun jetzt hier aufgebläht von Hoffnung, in der Erwartung sitze, es werde in den nächsten Tagen ein großer Brief mit noch größerm Siegel anlangen, in welchem man sich der Ehre rühme, mir jene Stelle mit so und so viel 1000 Thalern gehorsamst anzutragen. Nein, wahrlich nicht. Ich lasse die Sache ruhig gehen, und nehme mir vor, lieber weniger zu hoffen, als mehr. Der liebe Gott und die Großherzogin von Weimar thun doch was sie wollen! – Ist nun an jenem Gerüchte, dessen ich eben erwähnte, wirklich nichts, so muß ich doch voraussetzen, daß man die Stelle einem mit dem Theaterwesen vertrauten Individuum übertragen werde. Dadurch wird dann auf alle Fälle (bis auf den einen, daß ich den Posten erhalte) eine andre Theaterstelle offen. Hier hört und sieht man von dergleichen nichts, wenn nicht durch Zufall. Drum bitte ich Sie zweitens, mir, wird Ihnen davon etwas bekannt, gleich Nachricht zu geben, damit ich weiter mein Glück versuchen und mich dann dorthin wenden kann. Ich sehe ein, wie ich Sie belästige; weiß aber auch, daß Sie diese Last gern auf sich nehmen; daher denn auch meine Dreistigkeit. Schreiben Sie nur bald, was Sie über den ganzen Plan denken, und ob Sie ihn nicht von vorn herein für ganz abgeschmackt, und unausführbar halten. Ich will mich dann ganz bescheiden. Halten Sie ihn nicht dafür, so sagen Sie mir, ob und in welcher Art Sie sich für mich verwenden wollen, oder bereits verwendet haben, und nehmen Sie im voraus für Alles, was Sie thun mögen, meinen herzlichsten Dank. Die gewünschte Partitur ist copirt. Mit der nächsten Sendung von Beyer erfolgt sie. Die schönsten Grüße Ihnen und Ihrer verehrten, lieben Frau von Ihrem ergebensten Julius Rietz Düsseldorf d. 26ten Nov. 37.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-11-26" xml:id="date_d4b441b5-a7b2-41d2-9ca7-73e9a0c2c309">26. 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Wenn auch diese Idee, die zu allererst in Immermanns Kopfe entstanden ist, anfänglich nicht von mir ungleicherweise ausführbar aufgenommen wurde, da ich mir wohl denken kann, daß man sich bemühen werde, an einen solchen Platz einen Mann von entschiedenem Rufe wieder zu stellen, so möchte ich sie auf der andern Seite auch nicht ganz abweisen, da Glück und Zufall oft wunderbar on der Welt spielen, und mich einmal ebenso gut zu ihrem Schützling auserkohren haben können, wie jeden andern, und da ferner <persName xml:id="persName_92d724a7-d9e1-4fb1-8d18-ffffca88f6ef">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> mir seinen ganzen Beistand anbot, der durch seine, auf einer kürzlich von ihm gemachten Reise, mit dem Weimarischen Hofe und den ersten dortigen Leuten gemachten Bekanntschaft nicht ohne, vielleicht bedeutenden Einfluß sein mag. Genug er schrieb an den Kanzler <persName xml:id="persName_924887dc-e966-43ea-a333-6fde9af70230">v. Müller,<name key="PSN0113495" style="hidden" type="person">Müller, Friedrich Theodor Adam Heinrich (seit 1806/07) von (1779-1849)</name></persName> malte ihm meine unermeßlichen Verdienste in schönsten Farben, und der Erfolg darin ist durchaus kein ungünstiger. Die <persName xml:id="persName_d790dd08-5c1f-4182-a035-f6e6a94377c9">Großherzogin<name key="PSN0114417" style="hidden" type="person">Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Pawlowna (Marija Pavlovna) von (1786-1859)</name></persName>, tief betrübt über Hummels Tod, will vorläufig die Stelle noch unbesetzt lassen – wünscht aber freilich am liebsten einen Klavierpspieler ersten Ranges wieder dahin, hat indeß mein Porträt<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> nicht ohne Wohlgefallen betrachtet. Verhehlt hat mir nun Immermann nicht, daß ein fliegendes Geräusch ihm verkündet: man hätte Ihnen, lieber Felix, die Stelle mit 3000 rt. angetragen, sie verlangten aber 4000, und so stünden sie noch gegenseitig in Verhandlungen. Hat diese Sache ihre Richtigkeit, so verspreche ich <unclear reason="covering" resp="UT">jetzt</unclear> nicht gegen Sie zu cabalisiren – auf mein Wort. Ist <unclear reason="covering" resp="UT">das</unclear> Gerücht aber ein ungegründetes, so erlaube ich mir nun, <unclear reason="covering" resp="UT">Sie</unclear> dringendst und ergebenst und freundlichst um folgendes zu bitten: Sie, als die jetzige erste deutsche musicalische Authorität, Sie, in Ihrem frühern Verhältniß zu <persName xml:id="persName_c25b357f-f255-408e-bf1d-c737a6223f6a">Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>, und daher wohl <unclear reason="covering" resp="UT">vertraut</unclear> mit dem Hofe und dem dortigen allmächtigen aristocratischen Gesindel, vermögen mit zwei Worten doch mehr, als Immermann mit zwei, gewiß ganz wohlgemeinten, Briefen. Lassen Sie, lieber Felix, zwei solche Worte zu meinem Besten ertönen<unclear reason="covering" resp="UT">, denn</unclear> wenn von mehreren bedeutenden Leuten, von verschiedenen Seiten her günstig über dieselbe Person Urtheile gefällt werden, ist es gewiß sehr heilsbringend; und wie sehr ich des Heils gebrauchen könnte, wissen die Götter. Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt mit dem Weimarischen Hofe jemals in einem Verhältniß, wenn man so die Bekanntschaft mit einem Fürsten Hause nennen darf, standen; aber gewiß kennen Sie <unclear reason="covering" resp="UT">wohl</unclear> dort eine Menge Einflußreiche Leute, die in diesem Fall Ihr Wort wie einen Orakelspruch ansehen, und wahrscheinlich danach handeln werden. Darum erfüllen Sie (wenn es, wie sich vor allen Dingen von selbst versteht, überhaupt Ihre Meinung ist, daß ich fähig wäre einem solchen Posten <hi n="1" rend="underline">mit Ehre</hi> vorzustehen) meine Bitte, <hi n="1" rend="underline">bald, sehr bald</hi>. 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Drum bitte ich <unclear reason="covering" resp="UT">Sie</unclear> zweitens, mir, wird Ihnen davon etwas bekannt, gleich Nachricht zu geben, damit ich weiter mein Glück versuchen und mich dann dorthin wenden kann.</p> <p>Ich sehe ein, wie ich Sie belästige; weiß aber auch, daß Sie diese Last gern auf sich nehmen; daher denn auch meine Dreistigkeit. Schreiben Sie nur bald, was Sie über den ganzen Plan denken, und ob Sie ihn nicht von vorn herein für ganz abgeschmackt, und unausführbar halten. Ich will mich dann ganz bescheiden. Halten Sie ihn nicht dafür, so sagen Sie mir, ob und in welcher Art Sie sich für mich verwenden wollen, oder bereits verwendet haben, und nehmen Sie im voraus für Alles, was Sie thun mögen, meinen herzlichsten Dank.</p> <p>Die gewünschte <title xml:id="title_9b2328f7-191a-45e7-b3ab-2305f76198a8">Partitur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vkxhuoz0-pmae-oocp-eicv-temozwd4ov3z"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="music_for_plays_and_other_stage_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100328" style="hidden">Musik zu Der standhafte Prinz für Männerchor und Orchester, 18. März 1833<idno type="MWV">M 7</idno><idno type="op"></idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a1618e9-3193-4a22-8ffa-d907a061b391" xml:lang="de">Die gewünschte Partitur – Das Autograph von Felix Mendelssohn Bartholdys Schauspielmusik zu Der standhafte Prinz für Männerchor und Orchester MWV M 7 war im Besitz des Düsseldorfer Stadttheaters (heutiger Standort: D-B, Musikabteilung, Mus. ms. autogr. F. Mendelssohn Bartholdy 56/1; vgl. Rietz’ Brief vom 12. Oktober 1837). Die an Felix Mendelssohn Bartholdy gesandte Abschrift ist nicht bekannt (die Zusendung erfolgte nach dem 26. November 1837; vgl. Brief gb-1837-11-26-01 Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Düsseldorf, 26. November 1837.</note> ist copirt. Mit der nächsten Sendung von <persName xml:id="persName_3f74f95d-586c-49ca-b44c-36dbee4ef111">Beyer<name key="PSN0109931" style="hidden" type="person">G. H. Beyer & Comp., Buch- und Musikalienhandlung in Düsseldorf</name></persName> erfolgt sie.</p> <closer rend="left">Die schönsten Grüße Ihnen und Ihrer verehrten, lieben <persName xml:id="persName_6631097b-f5a6-4f4f-b818-6473600a1781">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> </closer> <signed rend="right">von Ihrem ergebensten <hi rend="latintype">Julius Rietz</hi></signed> <dateline rend="left">Düsseldorf d. <date cert="high" when="1837-11-26" xml:id="date_4eba0674-827d-46ac-b6cf-9987bac3aca3">26<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">Nov</hi>. 37</date>.</dateline> </div> </body> </text></TEI>