gb-1837-11-25-01
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Berlin, 25. November 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN 3-4 / 25 / 11], Siegel.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
frei
Ich schicke Dir hierbei einen Brief von Tropus warnen, weil ich mir, ich weiß selbst nicht warum, einbilde, er werde seinen Weg nach
louisd'orgeprellt; es gehört viel Drolliges dazu, das zu weitläuftig zu schreiben wäre; nur das Eine; durch allerlei Vorspiegelungen hat er Wor. und noch Einen bewogen, ein Lustspiel zu schreiben, um freien TheaterEintritt zu erhalten.
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sagt. Die allerlächerlichstenLafontaine
détailsgehören dazu. Als er den Namen dieses Schlingels nannte, erinnerte ich mich, vor ½ Jahr etwa einen Brief dieses Menschen erhalten zu haben, der in den verzweifelsten Ausdrücken 10
louisd'orverlangte, die er in derselben Stunde haben mußte, sonst würde er sich erschießen. Du erinnerst Dich vielleicht, daß Deinem so überaus wohlthätigen
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dame blanche
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jetzt Dich so ungeheuer lobpreist, denke ich ihnRellstab
ihmauf Deine Autorität hin zu empfehlen, damit er einen vorläufigen ZeitungsArtikel über den hier ganz
Ist das Wetter endlich bei Dir so schön als es zum erstenmale hier ist, so wird das Deiner neuen WohnungHineinziehen selbst. Alles Heizen, Waßer hinstellen, Putzer abbrennen wiegt das Bewohnen nicht auf; erst dadurch wird der frische Geruch und die Auskältung beseitigt: selbst der Geruch des Oelanstrichs vergeht nicht früher. – Tausend Glück und Segen dazu, meine Kinder! Hoffentlich wird Cécile so weise sein, sich körperlich nicht anzustrengen, und nur ihre hohen Befehle zum Anordnen ergehen laßen. Sie darf sich nicht bücken, nicht die Arme sehr hoch heben (hoffentlich arrangirt sie jetzt auch nicht ihr Haar selbst) darf nichts Schweres tragen und schleppen, sich nicht übermüden; entstünde, Gott bewahre! der Nachtheil einer
fausse couchedadurch, sie müßte sich bei ähnlicher Gelegenheit dann noch 10 mal mehr hüten, und so ists leichter jetzt vorsichtig zu leben. Laß es Dir von ihr versprechen, mein Felix! und ängstige Dich nicht über nervöses Weinen u. dergl. – Es ist nicht möglich, in
dem
genre more peevishzu sein als
wieleicht ward sie entbunden, welch glückliches Wochenbett hatte sie, wie vortrefllich nährt sie! Das Kind gedeiht herrlich und ist daher merkwürdig ruhig. Wahrscheinlich wird die Taufe heut über 8 Tage,
Dir.s Vater
Felix, (weil
Leonach mir und endlich Konstantin
a piacere. Lebtwohl geliebten Menschen, möge es Euch in allem nach Wunsch gehen!
sich, à son grand avantage etwas imponiren laßen, und das Gespräch, auf bedeutende Dinge gewendet, war wirklich intereßant. Ewig Schade in jedem Betracht, daß er nicht zu uns zieht oder überhaupt nicht in
Berlin 25 November 1837 Ich schicke Dir hierbei einen Brief von Gluck, der Dich intereßiren dürfte, lieber Schatz! und den ich das letztemal einzuschließen vergaß. Eigentlich wollt ich Dich aber vor einem gewißen Dr. Tropus warnen, weil ich mir, ich weiß selbst nicht warum, einbilde, er werde seinen Weg nach Leipzig nehmen, und Dich, wie hier so viele andre, betrügen. Gestern Abend nämlich war Woringen hier und erzählte uns, auf welche komische Weise dieser Mensch ihn um 2 louisd'or geprellt; es gehört viel Drolliges dazu, das zu weitläuftig zu schreiben wäre; nur das Eine; durch allerlei Vorspiegelungen hat er Wor. und noch Einen bewogen, ein Lustspiel zu schreiben, um freien TheaterEintritt zu erhalten. Wor. hat Tage und Nächte daran gearbeitet und am Ende lief Tr. damit fort, et court encore, wie Lafontaine sagt. Die allerlächerlichsten détails gehören dazu. Als er den Namen dieses Schlingels nannte, erinnerte ich mich, vor ½ Jahr etwa einen Brief dieses Menschen erhalten zu haben, der in den verzweifelsten Ausdrücken 10 louisd'or verlangte, die er in derselben Stunde haben mußte, sonst würde er sich erschießen. Du erinnerst Dich vielleicht, daß Deinem so überaus wohlthätigen Vater einst das Unglück widerfuhr, daß nach ähnlicher Drohung ein armer Teufel sich wirklich im Thiergarten erhängte, was sein edles weiches Herz nie verschmerzte. Die Summe war aber zu groß, als daß ichs nicht hätte abschlagen müßen! Eben verlaßen mich die Herren Vieuxtems; ach wie jung ist der kleine Mann! und wie sehr wünschte ich etwas Reelles für ihn thun zu können! Einstweilen habe ich ihn zu Fanny geführt und auf morgen zu Tisch gebeten; Fanny würde ihn übermorgen gern zur Decker mitnehmen; aber die dame blanche von unsern Steifikußen gesungen, ist kein Gericht für belgisch-französische Ohren. Da Rellstab jetzt Dich so ungeheuer lobpreist, denke ich ihn ihm auf Deine Autorität hin zu empfehlen, damit er einen vorläufigen ZeitungsArtikel über den hier ganz Unbekannten schreibt; ein solcher hilft in hiesiger Stadt wirklich. Ist das Wetter endlich bei Dir so schön als es zum erstenmale hier ist, so wird das Deiner neuen Wohnung am besten helfen. Meiner Erfahrung nach ist aber das einzige Mittel das Hineinziehen selbst. Alles Heizen, Waßer hinstellen, Putzer abbrennen wiegt das Bewohnen nicht auf; erst dadurch wird der frische Geruch und die Auskältung beseitigt: selbst der Geruch des Oelanstrichs vergeht nicht früher. – Tausend Glück und Segen dazu, meine Kinder! Hoffentlich wird Cécile so weise sein, sich körperlich nicht anzustrengen, und nur ihre hohen Befehle zum Anordnen ergehen laßen. Sie darf sich nicht bücken, nicht die Arme sehr hoch heben (hoffentlich arrangirt sie jetzt auch nicht ihr Haar selbst) darf nichts Schweres tragen und schleppen, sich nicht übermüden; entstünde, Gott bewahre! der Nachtheil einer fausse couche dadurch, sie müßte sich bei ähnlicher Gelegenheit dann noch 10 mal mehr hüten, und so ists leichter jetzt vorsichtig zu leben. Laß es Dir von ihr versprechen, mein Felix! und ängstige Dich nicht über nervöses Weinen u. dergl. – Es ist nicht möglich, in dem genre more peevish zu sein als Rebecka es in der letzten Schwangerschaft war; und wie leicht ward sie entbunden, welch glückliches Wochenbett hatte sie, wie vortrefllich nährt sie! Das Kind gedeiht herrlich und ist daher merkwürdig ruhig. Wahrscheinlich wird die Taufe heut über 8 Tage, 2 Dec. sein, und Mariane statt ihrer Töchter, die der Prediger Jonas als nicht eingesegnet nicht annimmt, Pathin werden. Nach 100 Vorschlägen soll er heißen: Carl (nach Dir. s Vater) Felix, (weil Walter es durchaus will) Leo nach mir und endlich Konstantin a piacere. Lebtwohl geliebten Menschen, möge es Euch in allem nach Wunsch gehen! Bunsen hat den vorgestrigen Abend hier zugebracht und war von der geistreichsten Liebenswürdigkeit: Gans war zufällig auch bei mir, hat sich, à son grand avantage etwas imponiren laßen, und das Gespräch, auf bedeutende Dinge gewendet, war wirklich intereßant. Ewig Schade in jedem Betracht, daß er nicht zu uns zieht oder überhaupt nicht in B. bleibt!
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-11-25" xml:id="date_0f872601-7617-42b9-a534-d7703d8949ba">25. 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Eben verlaßen mich die Herren <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_48821bb4-e964-4bd8-aee6-a54a47c41d5a">Vieuxtems<name key="PSN0115516" style="hidden" type="person">Vieuxtemps, Henry François Joseph (1820-1881)</name><name key="PSN0119145" style="hidden" type="person">Vieuxtemps, Jean-François</name></persName></hi>; ach wie jung ist <persName xml:id="persName_b16eb148-bbb1-445d-9a38-5ca0dec47dff">der kleine Mann<name key="PSN0115516" style="hidden" type="person">Vieuxtemps, Henry François Joseph (1820-1881)</name></persName>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e2b89bbc-3b25-4ae0-8ce7-3849c5eecf1b" xml:lang="de">wie jung ist der kleine Mann – Henry François Joseph Vieuxtemps war zu diesem Zeitpunkt bereits 17 Jahre.</note> und wie sehr wünschte ich etwas Reelles für ihn thun zu können! 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Da <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0da2cb51-299f-4562-a02a-a365abff8fdf">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName></hi> jetzt Dich so ungeheuer lobpreist, denke ich ihn <hi n="1" rend="underline">ihm</hi> auf Deine Autorität hin zu empfehlen, damit er einen vorläufigen ZeitungsArtikel über den hier ganz <persName xml:id="persName_6fe12194-e4f0-4e18-8d38-e98d6f763c7b">Unbekannten<name key="PSN0115516" style="hidden" type="person">Vieuxtemps, Henry François Joseph (1820-1881)</name></persName> schreibt; ein solcher hilft in hiesiger Stadt wirklich. </p> <p>Ist das Wetter endlich bei Dir so schön als es zum erstenmale hier ist, so wird das Deiner neuen Wohnung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9027280f-3665-47a4-ad28-4d68f9e1494a" xml:lang="de">Deiner neuen Wohnung – Die Mendelssohn Bartholdys zogen am 1. Dezember 1837 in ihre neue Wohnung in Lurgensteins Garten, ein Haus westlich der Thomaskirche im Besitz von Wenzel Anton Lurgenstein. Die Mendelssohn Bartholdys bezogen die linke Wohnung in der zweiten Etage im Vorderhaus des neuen Gebäudes in Lurgensteins Garten (vgl. die Zeichnung des Hauses von Susette Hauptmann vom 31. März 1843, GB-Ob, M.D.M. c. 21, fol. 88r. Abbildung in Klein, Almanach, S. 102). Im Brief fmb-1837-12-07-02 (Brief Nr. 1798), Z. 12, gab Felix Mendelssohn Bartholdy den 2. und nicht wie hier, den 1. Dezember 1837 als Tag des Einzugs an. Lurgensteins Garten war vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ein barocker Garten westlich der Thomaskirche. Vom Garten führte ein Steg südlich der Thomasmühle über den Pleißemühlgraben auf die Promenade (heute Dittrichring). 1834 gelangte der Garten in den Besitz des Kammfabrikanten Wenzel Anton Lurgenstein, der dort eine Gebäudeanlage errichten ließ. Felix Mendelssohn Bartholdy beschrieb das neue Logis in seinem Brief fmb-1837-11-20-03 (Brief Nr. 1774) an Carl Klingemann vom 19. oder 20. November 1837, Z. 36 ff. Der Mietvertrag mit Lurgenstein wird in Oxford aufbewahrt (GB-Ob, M.D.M. c. 49, fol. 98–107). Folio 104 bis 107 enthalten ein »Verzeichniss der zur 2ten Etage gehörigen Localitäten und Inventarstücke«, in dem die Ausstattung der Wohnung detailliert aufgeführt ist. Der Mietzins betrug 300 Taler Courant Gold jährlich. Der Vertrag ist mit »Leipzig den 20n July 1837.« datiert (fol. 101r). Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Mendelssohn nicht in Leipzig auf. Im Vorfeld des Einzugs begannen die Mendelssohn Bartholdys, ihren neuen Haushalt auszustatten. Die Ausgaben dafür sind in Felix Mendelssohn Bartholdys Haushaltsbuch (GB-Ob, M.D.M. f. 6) und darüber hinaus in seinen und den Einnahme- und Ausgabebüchern seiner Ehefrau Cécile dokumentiert (ebenda, f. 1 und f. 9).</note> am besten helfen. Meiner Erfahrung nach ist aber das einzige Mittel das <hi n="1" rend="underline">Hineinziehen</hi> selbst. Alles Heizen, Waßer hinstellen, Putzer abbrennen wiegt das Bewohnen nicht auf; erst dadurch wird der frische Geruch und die Auskältung beseitigt: selbst der Geruch des Oelanstrichs vergeht nicht früher. – Tausend Glück und Segen dazu, meine Kinder! Hoffentlich wird <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4645cf3d-840b-409b-bfa4-24ea1a7b6285">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> so weise sein, sich körperlich nicht anzustrengen, und nur ihre hohen Befehle zum Anordnen ergehen laßen. Sie darf sich nicht bücken, nicht die Arme sehr hoch heben (hoffentlich arrangirt sie jetzt auch nicht ihr Haar selbst) darf nichts Schweres tragen und schleppen, sich nicht übermüden; entstünde, Gott bewahre! der Nachtheil einer <hi rend="latintype">fausse couche</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f5844c51-c99a-4782-be2b-d9a08c35e1fa" xml:lang="fr ">fausse couche – frz., Fehlgeburt.</note> dadurch, sie müßte sich bei ähnlicher Gelegenheit dann noch 10 mal mehr hüten, und so ists leichter jetzt vorsichtig zu leben. Laß es Dir von ihr versprechen, mein Felix! und ängstige Dich nicht über nervöses Weinen u. dergl. – Es ist nicht möglich, in <hi n="1" rend="underline">dem</hi> <hi rend="latintype">genre more peevish</hi> zu sein als <persName xml:id="persName_29e9a126-8f0e-4e22-a891-3fb94c711b3f">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> es in der letzten Schwangerschaft war; und <hi n="1" rend="underline">wie</hi> leicht ward sie entbunden, welch glückliches Wochenbett hatte sie, wie vortrefllich nährt sie! Das Kind gedeiht herrlich und ist daher merkwürdig ruhig. Wahrscheinlich wird die Taufe heut über 8 Tage, <date cert="high" when="1837-12-02" xml:id="date_68fb23db-a8ed-4e73-baa7-39349ea857b0">2 Dec.</date> sein, und <persName xml:id="persName_bb93091e-efca-49ab-abf7-be00eb49770d">Mariane<name key="PSN0113230" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName> statt ihrer Töchter, die der Prediger <persName xml:id="persName_0b77f993-b836-4eb9-a8c1-29e486a575e8">Jonas<name key="PSN0112268" style="hidden" type="person">Jonas, Ludwig (1797-1859)</name></persName> als nicht eingesegnet nicht annimmt, Pathin werden. Nach 100 Vorschlägen soll er heißen: Carl (nach <persName xml:id="persName_bbe2ac22-ef1d-4210-9e36-ba0bf9a2ddd9"><hi rend="latintype">Dir</hi>.s Vater<name key="PSN0110671" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Arnold Remaklus Maria (1762-1837)</name></persName>) <hi n="1" rend="underline">Felix</hi>, (weil <persName xml:id="persName_ebb1c5ab-caa8-48a0-b338-18bc0bd649d4">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> es durchaus will)<pb n="4" type="pagebreak"></pb><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <hi n="1" rend="underline">Leo</hi> nach mir und endlich Konstantin <hi rend="latintype">a piacere</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_33fb3d41-0a57-4627-9b52-a5e024f45299" xml:lang="it ">a piacere – ital., aus Belieben </note> Lebtwohl geliebten Menschen, möge es Euch in allem nach Wunsch gehen! </p> <p><persName xml:id="persName_db2b5822-1f10-4e55-8e69-100cecb0714d">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> hat den vorgestrigen Abend hier zugebracht und war von der geistreichsten Liebenswürdigkeit: Gans war zufällig auch bei mir, hat <hi n="1" rend="underline">sich</hi>, <hi rend="latintype">à son grand avantage</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ea479571-594e-406a-80a4-18b5810fae47" xml:lang="fr ">à son grand avantage – frz., zu seinem großen Vorteil.</note> etwas imponiren laßen, und das Gespräch, auf bedeutende Dinge gewendet, war wirklich intereßant. Ewig Schade in jedem Betracht, daß er nicht zu uns zieht oder überhaupt nicht in <placeName xml:id="placeName_0360e352-87eb-45fa-bcb4-ecf40e27be0f">B.<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bleibt! </p> </div> </body> </text></TEI>