]> Brief: gb-1837-11-22-01

gb-1837-11-22-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb> Berlin, 22. November 1837 Wenn ich Dir, geliebter Sohn, nicht augenblicklich antworte, so geschieht es wahrlich aus einem Gefühl von Bescheidenheit. Mde. Jeanrenaud sagt, es sei nicht höflich, gleich zu antworten. Diese Maxime kann ich zwar nicht durchweg unterschreiben; Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 19. oder 20. November 1837 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, vor dem oder am 10. Dezember 1837 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 32/123. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 22. November 1837 Wenn ich Dir, geliebter Sohn, nicht augenblicklich antworte, so geschieht es wahrlich aus einem Gefühl von Bescheidenheit. Mde. Jeanrenaud sagt, es sei nicht höflich, gleich zu antworten. Diese Maxime kann ich zwar nicht durchweg unterschreiben;

2 Doppelbl.: S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN 5-6 / 22 / 11], Siegel.

Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

22. November 1837 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Herrn Musikdirektor Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig frei
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 22. November 37Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809–1847)

Wenn ich Dir, geliebter Sohn, nicht augenblicklich antworte, so geschieht es wahrlich aus einem Gefühl von Bescheidenheit. Mde. JeanrenaudJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871) sagt, es sei nicht höflich, gleich zu antworten. Diese Maxime kann ich zwar nicht durchweg unterschreiben; aber etwas liegt darin; es ist eine stillschweigende Aufforderung an den Korrespondenten, eben so pünktlich zu sein, oder den Verdacht einer Gleichpünktlichkeit auf ihn zu laden, Falls er nicht auf der Stelle wieder schreibt; kurz, eine Kette von Schuldigkeiten, Höflichkeiten, Rücksichten, bei denen nur Nagler sich vollkommen wohl befindet. – Dein erster Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-11-13-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 12. und 13. November 1837</name> , richtig d. 14. Nov. angelangt, ward mit Freude empfangen, und mit noch größerer, theilweise vorgelesen, als wir mit der ganzen FamilieMendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy und HeydemannsHeydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H. zu Tische, eben eine Eistorte verzehrten. Die Begegnung mit KemblesKemble, Charles (1775-1854) und sein Hamlet<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name>, in dem er so weltberühmt war, hat mir ungemeines Vergnügen gemacht. Das Talent scheint in manchen bevorzugten Familien wirklich Erbgut zu sein; denn von der großen SiddonsSiddons, Sarah (1755-1831) und ihrem Bruder KembleKemble, Charles (1775-1854) hat es sich auf FannyButler, Frances Anne (Fanny) (1809-1893) und AdelaideKemble, Adelaide (?-1879) fortgepflanzt. Nach Deiner Beschreibung hat der Gesang der Letzteren Aehnlichkeit mit dem der Schröder DevrientSchröder-Devrient, Wilhelmine Henriette Friederike Marie (1804-1860), deren Ton und Methode gewiß nicht außerordentlich sind und die dennoch große Wirkung durch die Vereinigung mit ihrer Wärme und Gewalt des Spiels und der Leidenschaftlichkeit hervorbringt. Die Italiäner bezeichnen es gut durch das Wort con impeto,con impeto – ital., mit Vehemenz und VoltaireVoltaire (eigtl. François Marie Arouet) (1694-1778) sagte längst, quand on n’pas le diable au corps, il ne faut pas se mêter d’être artiste.quand on n’pas le diable au corps, il ne faut pas se mêter d’être artiste – frz., wenn man nicht den Teufel im Leib hat, sollte man nicht daran denken, ein Künstler zu sein.

|2| Ich möchte noch einen Begriff von der englischen tragischen Deklamation haben. Alles was ich davon kann, beschränkt sich auf die Nachahmung eines hübschen jungen Menschen aus der französischen Schweiz, der uns oft besuchte als ich noch unverheirathet war, und der mir den genre der damaligen engl. Tragiker vordeklamierte. Es erschien mir aber sehr hochtrabend und affektirt: später habe ich] mich durch SalmaSolmar, Henriette Marie (vorh. Jette Salomon) (1794-1889) belehrt, daß wir Deutschen, die wir weder Schule noch Gattung haben, uns ein Trauerspiel gar zu sehr an ein geist- und trostloses Gerede verwöhnt haben, das wir Natur nennen: die Kunst erfordert aber einen anderen Maaßstab. einen höhern Aufschwung, und soll jenen Grad von häuslicher Bequemlichkeit entbehren, den wir unklugerweise selbst im Theater verlangen. Bestimmt KembleKemble, Charles (1775-1854) seine TochterButler, Frances Anne (Fanny) (1809-1893) für die Bühne oder zur Konzertsängerin, und wohin reist er jetzt? – Wir werden in Kurzen auch einen Begriff vom engl. Schauspiel bekommen, da BerliozBerlioz, Louis Hector (1803-1869) mit seiner Frau, Miss SmithsonBerlioz, Hariett (?-1854) und einer ganzen Truppe herkömmt. Sie sind GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) empfohlen, und wenn ich Lust habe, kann ich sie leicht bei mir sehen. Fanny sagt, so extravagant B. Kompositionen und Ideen sind, so zierlich, fein und artig sei der Mensch selbst. – Was Du von Deinem häuslichen Glück schreibst, erfreut mich aufs Allerhöchste, mein Felix! Du wirst, will Gott! den Ausspruch zu Schanden machen, daß ein Künstler unverehlicht bleiben müße. Deine Werke stammen aus dem innersten Gemüt, sie sind Ergüße Deiner Stimmung, Laune, Geschäfte: darum muß jeder Zuwachs von Glückseligkeit auch die Produktivität und Vorzüglichkeit des Geschaffenen erhöhn, und da sie ein Ausströmen Deiner Seele sind, so kann ihre Vortrefflichkeit nur gesteigert wer |3| den, wenn Dir keine Seite des menschlichen Daseins, und zwar der Gipfel derselben, verschloßen bleibt. So uneigennützig fühl ich für Dich, daß mir Staberls „wenn i nur was davon hätt“<name key="PSN0109699" style="hidden" type="author">Bäuerle, Adolf (eigtl. Johann Andreas) (Pseud.: Otto Hörn, J. H. Fels) (1786–1859)</name><name key="CRT0107974" style="hidden" type="literature">Die Bürger in Wien</name>Staberls „wenn i nur was davon hätt“ – von der Figur des Staberl ständig und für jede Situation verwendete Redewendung in Adolf Bäuerles Wiener Lustspiel Die Bürger in Wien (UA Wien, 1813). nicht einmal einfällt. Auch das geringere Vergnügen des eigenen Haushalts sehe ich an der Beschreibung Deiner Gesellschaften durchschimmern, mein Kind! es ist wirklich sehr angenehm, die Leute heiter, befriedigt, ergötzt bei sich gesehen zu haben, und wer hätte die Mittel dazu besser als Ihr! Denn die verwöhntesten Schenker empfinden am Ende doch den Vorzug jener Genüße, von denen eine schöne Erinnerung zurückbleibt. CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) wird sich hoffentlich gar nicht dabei beunruhigen, wie Anfangs alle jungen Wirthinnen thun, und dann wirds Euch weder an Lust noch Gelegenheit fehlen, eines der liebenswürdigsten Häuser zu machen. –

BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) hat mich sogleich besucht um mir von Euch zu erzählen, meine Kinder! er sagte, ich habe mich gar sehr gefreut, Felixens liebes Gesicht wieder zu sehen. Es ist doch ein gar geistvoller, lebendiger Mann! Außer, daß er mir als Miether und Gesellschafter im höchsten Grade nützlich, erfreulich gewesen wäre, muß man es auch für das Gesammtwesen hier unendlich bedauern, ihn nach Rom zurückgehen zu sehen, wo er dem Staat bei weitem weniger nützlich sein kann. Gestern erst offenbarte sich der Zweck seiner letzten Abwesenheit von hier. Du wirst vielleicht von der Angelegenheit mit Droste von Vischering,von der Angelegenheit mit Droste von Vischering – Der sich 1837 an der Mischehenfrage entzündende Streit zwischen dem Erzbischof von Köln, Clemens August Freiherr Droste zu Vischering und Preußen mündete in der Verhaftung Droste zu Vischerings, die ihn zu einer bedeutsamen Symbolgestalt für die Freiheit der Kirche machte und die eine nachhaltige Sensibilisierung und Politisierung des Katholizismus in Deutschland zur Folge hatte. dem Erzbischof v. Köln, gehört haben. Die Entwicklung ist merkwürdig und B.Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) hat sie befördert. Man ist hier sehr gespannt auf den ganzen Hergang der wichtigen Sache, die man nur aus fremden Zeitungen kennt. Ich habe Grund zu glauben, daß der gescheute B. veranlaßt, daß eine vollständige Darlegung in einer der nächsten Staatszeitungen erscheinen wird, die vielleicht von ihm selbst geschrieben, und worin eine höchste Person ihre eigenen Gedanken ausgedrückt haben soll; |4| es ist ein intereßanter und vielseitiger Moment! Auf jeden Fall würde B. hier wieder etwas anregen, auffrischen. Mit unsern horizontalen Ministern (wie HumbHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859). die stets kränklich Untätigen nennt) rostet die Maschine vollkommen ein. – Für unsern kleinen Abendkreis sah ich die wüthendsten Streitigkeiten voraus, sobald die Sache aufgeklärt sein wird. Besonders LuiseHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) muß zwischen ihrem gleich fanatischen Katholicismus und monarchischem Absolutismus ins Gedränge kommen. – Dein Brief an B. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-11-20-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Christian Carl Josias Bunsen in Berlin; Leipzig, zwischen dem 13. und 20. November 1837</name> ist, versteht sich, augenblicklich, und der an Holtei noch gestern Abend zur Post nach Riga befördert worden. Wie kannst Du noch das Porto erwähnen, mein Herz? Kein Geld in der Welt gebe ich lieber aus als wenns zu Deinem Frommen oder nun gar für Deinen Briefe ist; frankire sie nicht und gönne mir den kleinen Spaß.

Der 19. fiel auf vergangenen Sonntag und FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) wollte ihre MusikSonntagsmusiken der Familie Mendelssohn BartholdyBerlinDeutschland absagenFanny wollte ihre Musik absagen – Gemeint ist die Sonntagsmusik der Familie Mendelssohn am 19. November 1837, die jedoch stattfand. laßen. Weniger, weil dies in der ausgearbeiteten, nicht eigentlich gebetenen Versammlung fast unmöglich ist, als weil ihre Art der Musik nur feierlich und erhaben ist, ersuchte ich sie, nicht auszusetzen. Ich betrachtete es vielmehr als eine, dem Tage angemeßne, würdige Feier. Und so war es denn auch, und ich habe mir die Töne so recht wehmüthig und rührend zum Herzen dringen laßen. Den Anfang machte eine der schönsten Sonaten v. Beeth.eine der schönsten Sonaten v. Beeth. – Die an jenem Tag gespielte Beethoven-Sonate ist nicht überliefert. Siehe Klein, Fanny Hensels Sonntagsmusiken, S. 48. Dann sangen die DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882), Rosie CurschmannCurschmann, Rosa Eleonore (1818-1842) und Mde. TürrschmidTürrschmidt, Auguste (1800-1866) Deine Nonnenstücke<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mpzolrnk-uzfc-5mw0-cxa2-6lyvgl32azh8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100633" style="hidden">Drei Motetten für Frauenstimmen und Orgel, 1838; enthält MWV B 24, B 30 und B 23<idno type="MWV">SD 17</idno><idno type="op">39</idno></name> :(ich wünschte, Du hättest den köstlichen Wohlklang dieser 3 Stimmen genoßen :) ferner 3 der mehrstimmigen Gesänge v. Gellert und Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="PSN0111331" style="hidden" type="author">Gellert, Christian Fürchtegott (1715-1769)</name><name key="CRT0112271" style="hidden" type="music">Drei mehrstimmige Gesänge auf Texte von Christian Fürchtegott Gellert, Hob. XXXVb und c.</name>, die Vater so liebte, und endlich Wache, Herr, gehe nicht in’s Gericht<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107758" style="hidden" type="music">Herr, gehe nicht ins Gericht BWV 105 (BC A 114)</name>. – Selbst das frivole Geschlecht der Gräfinnen und Officire war erbaut.

Aus StockholmStockholmSchweden haben wir leider auch eine sehr betrübende Nachricht erhalten, der Tod der 17jährigen Clara BenediksBenedicks, Clara Mariana (1820-1837)! Elf Wochen |5| hatte sie am Nervenfieber und hinzu getretenen Wunden gelitten, und dazwischen war sie ganz außer Gefahr erklärt, so daß ich dem unglücklichen WilhelmBenedicks, Wilhelm (1780-1851) den freudigsten Glückwunsch schrieb. Der arme, nun auch schon 57 Jahre alte Mann erlebt gar zu Schreckliches! Wer hätte gedacht, daß er PeppiBenedicks, Josephine (Peppi, eigtl. Pessel) (1798-1834), die 19 Jahr jünger war, überleben und nach ihrem Tode, auch noch den des blühenden Kindes leiden sollte! So kurzsichtig ist der Blick des Menschen, und so still dankbar müßen wir hinnehmen, wenn uns nur Erträgliches auferlegt wird! – MarianneMendelssohn, Marianne (1799-1880) und AlexanderMendelssohn, Alexander (1798-1871) sind natürlich sehr betrübt, und deßwegen hat RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) die schon bestimmte Taufe des Kleinen verschoben. MarieMendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897) und MargaretheMendelssohn, Margarete (Margarethe) Anna Henriette (1823-1890) sind Patinnen, hoffentlich auch HumboldtHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859), obgleich DirDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859). sich noch dagegen sperrt. – WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887), der gewöhnlich kein Freund vom Buchstabiren ist, kömmt triumphirend gelaufen, und erzählt, er habe eben in der Zeitung „Maronen, Feigen, Kuchen, Puppen“ u. s. w. gelesen. Aus derselben löschpapiernenderselben löschpapiernen – die in Berlin erscheinende Allgemeine Preußische Staats-Zeitung. las ich ihm neulich vor, was ihn am citydinner an Kutschen, Pferden, Eßen intereßiren konnte. Besondern Eindruck machten 56 ausgeputzte Schinken und 200 Terrinen Schildkrötensuppe auf ihn; Abends richtete er sich aus dem Schlaf grad in die Höhe, und sagte mit geschloßenen Augen: 200 Terrinen mit Schildkr.suppe!!! Er und SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) beweisen auch, wie das dramatisiren ganz in der menschlichen Natur liege. Die Speckterschen Fabeln<name key="PSN0118930" style="hidden" type="author">Speckter, Otto (1807–1871)</name><name key="PSN0120537" style="hidden" type="author">Hey, Wilhelm (1789-1854)</name><name key="CRT0111835" style="hidden" type="literature">Fünfzig Fabeln für Kinder</name>,Speckterschen Fabeln – Wilhelm Hey, Fünfzig Fabeln für Kinder. In Bildern, gezeichnet von Otto Speckter. Nebst einem ernsthaften Anhange, Hamburg 1833 die zum Theil dialogisirt sind, führten sie allerliebst im Zwiesprach, mit Geberden, Gebell, Krähen u. s. w. auf; jetzso versteigen sie sich gar bis zum HomerHomer; Einer ist Sysiphus,Sysiphus – Sisyphos ist eine Figur der griechischen Mythologie, der als König von Korinth um das Jahr 1400 v. Chr. gelebt haben soll. der andre der gerollte Stein, das Kind nennen sie Polyphem,Polyphem – Polyphem, ein einäugiger Riese, ist eine Figur der griechischen Mythologie. Er war ein Sohn des Poseidon und der Meeresnymphe Thoosa, Tochter des Phorkys. trotz seiner krellen CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)- oder FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)-Augen: Seb. frug mich aber, was denn das hieße: ZeusZeus – Zeus ist der oberste olympische Gott der griechischen Mythologie. habe LatonaLatona – Leto, die Tochter der Titanen Koios und Phoibe, ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Als geliebte des Zeus gebar sie die Zwillinge Artemis und Apollon. Mit der Interpretatio Romana wurde Leto als Latona in die römische Mythologie miteingebunden. entehrt! worauf ich ernsthaft sagte, er habe sie geschimpft. |6| Alles was aus England kömmt, gefällt mir sehr, folglich auch die Gravierung Deiner Pettschafte, das Kinderkäppchen das Cécile RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) geschickt hat, die Birmingham médaille, die Seb. mir geschenkt! und last not least, die engl Zeitungen v. September! HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) gab FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) untern andern Geburtstagsgeschenken auch ein hübsches Petschaft v. lapis lazuli mit Silber und Elfenbein. Von mir bekam sie (dies für Frau Cécile!) ein Stück geplüschten piqué,piqué – Piqué oder Marcella bezieht sich auf einen Webstil, der normalerweise für Baumwollgarn verwendet wird und durch erhabene parallele Schnüre oder geometrische Muster im Stoff gekennzeichnet ist. Leinwand und ein chinchilla chat, on rat. Von Rebecka ein schweres mit Kanten besetztes Tuch, v. PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) eine engl. Weinflasche; v. MarianneMendelssohn, Marianne (1799-1880) einen Stahlstich v. Moroni nach DelarocheDelaroche, Hippolyte (Paul), v. T. HinniMendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862) eine wunderschönen Kragen, und außerdem Arbeiten, Kränze etc. – MinnaHensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893) hat trotz ihrer Bekehrung, ein sehr niedliches Gedichtchen gemacht, das Seb. abgeschrieben und mit seinem feinen klaren Stimmchen auswendig gesagt hat. – Eh ich wußte, daß der ravageurravageur – frz., Schädling. HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) auch ein Joseph<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108991" style="hidden" type="music">Joseph and his Brethren HWV 59</name> geschrieben, dachte ich Dir den Text zu; nun hört ich ihn neulich in der AkadSing-AkademieBerlinDeutschland. Man hätte viel mehr aus dem prächtigen Stoff machen können! aber auch so, unvollkommen, ist er noch reich und dramatisch genug. Der Klang des Chors im Saale ist bestechend, und die Männer, BaderBader, Karl Adam (1789-1870), MantiusMantius, Eduard (1806-1874), BöttgerBöttger, Gustav (1818-1891) waren sehr gut, obwohl Ersterem gleich Anfangs die Stimme überschlug. Welch edle, großartige Deklamation! MantMantius, Eduard (1806-1874). nahm ihn zum Muster, und trug natürlicher, weniger süßlich vor als sonst. Die andern Solisten, lauter Mamsellchens aus der Stadt, waren unter aller Würde, besonders die schöne Altpartie des Joseph. Das Orchester (die Fi-harmoniker) hatten sich, wie Beckchen bei ähnlicher Gelegenheit einmal sagte, mit Gerumpel bedeckt. Das Ganze trug, ausgenommen wo die Chöre, wie muthige Pferde etwas ausreißen, und wo Bader selbständig erscheinen konnte, den Stempel jener langueurlangueur – frz., Mattigkeit. RungenhagenienneRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851), die das schönste Oratorium unwieder |7| stehlich langweilig macht. Lau ist schwächer als kalt, sagt LeßingLessing, Gotthold Ephraim (1729-1781). – Vertrau mir, ob Du noch keinem Gegenstande auf der Spur bist? ich sags keinem wieder. – Jetzt ward ich häufig gefragt, ob Du Kapellmeister in WeimarWeimarDeutschland seist?Kapellmeister in Weimar seist – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte die Nachfolge des verstorbenen Hofkapellmeisters Johann Nepomuk Hummel am Weimarer Hof angeboten bekommen, die er jedoch ablehnte. In d. allgem. Zeitung<name key="PSN0110112" style="hidden" type="author">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108283" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Musikalische Zeitung</name> stand, daß Du auf HummelsHummel, Johann Nepomuk (1778-1837) Stelle berufen wärst. Auch die PereiraPereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859) frägt in ihrem gestrigen Brief darum. Du glaubst nicht, wie heiter und beglückt sie seit des MannesPereira-Arnstein, Heinrich Adam (Aaron) (seit 1812) Freiherr von (1773-1835) Todedes Mannes Tode – Heinrich Adam von Pereira-Arnstein starb am 23. September 1835. erscheint, und wie merkwürdig ähnlich und dann wieder kontrastierend unsre Schicksale sind. Sie genießt jetzt ihre wohlerworbene, ihr sehr zu gönnende Freiheit; selbst ihres unermeßlichen Reichthums würde sie bei seinem engherzigen, kleinlichen, dummen Geiz nicht froh. Du weißte, daß der selige Onkel BartholdySalomon (seit 1805) Bartholdy, Jakob Ludwig (vorh. Levy) (1779-1825) einmal mit dem Finger auf die Flicke in PereirasPereira-Arnstein, Heinrich Adam (Aaron) (seit 1812) Freiherr von (1773-1835) Hosen mit der Frage wies: mais Pereira, pourquoi pas moins de la même couleur?mais Pereira, pourquoi pas moins de la même couleur? – frz., aber Pereira, warum nicht weniger von der gleichen Farbe? Und solche elende Oekonomie ist bei einem Millionär doch gewiß out of the way? – Sie hat mir durch SteffensSteffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845) eine allerliebste kleine Rococko Uhr geschickt, die miniature meiner uralten PorcellanUhr die in Vaters, wie in Friedrichs d. GroßemPreußen, Friedrich II. von (der Große) (1712-1786) Stube, unverändert ihren Platz hat; das winzige pendulechen ist mir daher in der CabinetNische sehr angenehm. Apropos Friedrichs. Onkel JosephMendelssohn, Joseph (1770-1848) war kürzlich in Eisenbahn Geschäften in StettinStettinDeutschland; bei einem diner wünscht Jemand mit ihm bekannt zu werden, ein andrer sagt, kennen Sie denn Moses MendelssohnMendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786), da Sie dem Sohn vorgestellt sein wollen? – O, antwortet der, wer sollte den Philosophen von Sanssouci nicht kennen?

RauchRauch, Christian Daniel (1777-1857) hat 2 tagelang eine Gruppe polnischer Prinzen<name key="PSN0114081" style="hidden" type="author">Rauch, Christian Daniel (1777–1857)</name><name key="CRT0111836" style="hidden" type="art">Gruppe polnischer Prinzen</name>, für PosenPosenDeutschland bestimmt, hier ausgestellt; sie soll wunderschön sein und wird jetzt in Bronze gegossen. Er hatte für hier längst keine Anstellung, um so mehr freue ich mich des großen Beifalls den dies Modell erhalten. Lebt wohl, Geliebten! erhalte Dich ferner gesund, beste CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), und laß dir RebeckasDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) neustes BeispielRebeckas neustes Beispiel – Gemeint ist die Geburt von Rebecka Lejeune Dirichlets zweitem Sohn Felix. vorleuchten.

            Berlin 22. November 37 Wenn ich Dir, geliebter Sohn, nicht augenblicklich antworte, so geschieht es wahrlich aus einem Gefühl von Bescheidenheit. Mde. Jeanrenaud sagt, es sei nicht höflich, gleich zu antworten. Diese Maxime kann ich zwar nicht durchweg unterschreiben; aber etwas liegt darin; es ist eine stillschweigende Aufforderung an den Korrespondenten, eben so pünktlich zu sein, oder den Verdacht einer Gleichpünktlichkeit auf ihn zu laden, Falls er nicht auf der Stelle wieder schreibt; kurz, eine Kette von Schuldigkeiten, Höflichkeiten, Rücksichten, bei denen nur Nagler sich vollkommen wohl befindet. – Dein erster Brief, richtig d. 14. Nov. angelangt, ward mit Freude empfangen, und mit noch größerer, theilweise vorgelesen, als wir mit der ganzen Familie und Heydemanns zu Tische, eben eine Eistorte verzehrten. Die Begegnung mit Kembles und sein Hamlet, in dem er so weltberühmt war, hat mir ungemeines Vergnügen gemacht. Das Talent scheint in manchen bevorzugten Familien wirklich Erbgut zu sein; denn von der großen Siddons und ihrem Bruder Kemble hat es sich auf Fanny und Adelaide fortgepflanzt. Nach Deiner Beschreibung hat der Gesang der Letzteren Aehnlichkeit mit dem der Schröder Devrient, deren Ton und Methode gewiß nicht außerordentlich sind und die dennoch große Wirkung durch die Vereinigung mit ihrer Wärme und Gewalt des Spiels und der Leidenschaftlichkeit hervorbringt. Die Italiäner bezeichnen es gut durch das Wort con impeto, und Voltaire sagte längst, quand on n’pas le diable au corps, il ne faut pas se mêter d’être artiste.
 Ich möchte noch einen Begriff von der englischen tragischen Deklamation haben. Alles was ich davon kann, beschränkt sich auf die Nachahmung eines hübschen jungen Menschen aus der französischen Schweiz, der uns oft besuchte als ich noch unverheirathet war, und der mir den genre der damaligen engl. Tragiker vordeklamierte. Es erschien mir aber sehr hochtrabend und affektirt: später habe ich mich durch Salma belehrt, daß wir Deutschen, die wir weder Schule noch Gattung haben, uns ein Trauerspiel gar zu sehr an ein geist- und trostloses Gerede verwöhnt haben, das wir Natur nennen: die Kunst erfordert aber einen anderen Maaßstab. einen höhern Aufschwung, und soll jenen Grad von häuslicher Bequemlichkeit entbehren, den wir unklugerweise selbst im Theater verlangen. Bestimmt Kemble seine Tochter für die Bühne oder zur Konzertsängerin, und wohin reist er jetzt? – Wir werden in Kurzen auch einen Begriff vom engl. Schauspiel bekommen, da Berlioz mit seiner Frau, Miss Smithson und einer ganzen Truppe herkömmt. Sie sind Gans empfohlen, und wenn ich Lust habe, kann ich sie leicht bei mir sehen. Fanny sagt, so extravagant B. Kompositionen und Ideen sind, so zierlich, fein und artig sei der Mensch selbst. – Was Du von Deinem häuslichen Glück schreibst, erfreut mich aufs Allerhöchste, mein Felix! Du wirst, will Gott! den Ausspruch zu Schanden machen, daß ein Künstler unverehlicht bleiben müße. Deine Werke stammen aus dem innersten Gemüt, sie sind Ergüße Deiner Stimmung, Laune, Geschäfte: darum muß jeder Zuwachs von Glückseligkeit auch die Produktivität und Vorzüglichkeit des Geschaffenen erhöhn, und da sie ein Ausströmen Deiner Seele sind, so kann ihre Vortrefflichkeit nur gesteigert wer den, wenn Dir keine Seite des menschlichen Daseins, und zwar der Gipfel derselben, verschloßen bleibt. So uneigennützig fühl ich für Dich, daß mir Staberls „wenn i nur was davon hätt“ nicht einmal einfällt. Auch das geringere Vergnügen des eigenen Haushalts sehe ich an der Beschreibung Deiner Gesellschaften durchschimmern, mein Kind! es ist wirklich sehr angenehm, die Leute heiter, befriedigt, ergötzt bei sich gesehen zu haben, und wer hätte die Mittel dazu besser als Ihr! Denn die verwöhntesten Schenker empfinden am Ende doch den Vorzug jener Genüße, von denen eine schöne Erinnerung zurückbleibt. Cécile wird sich hoffentlich gar nicht dabei beunruhigen, wie Anfangs alle jungen Wirthinnen thun, und dann wirds Euch weder an Lust noch Gelegenheit fehlen, eines der liebenswürdigsten Häuser zu machen. –
Bunsen hat mich sogleich besucht um mir von Euch zu erzählen, meine Kinder! er sagte, ich habe mich gar sehr gefreut, Felixens liebes Gesicht wieder zu sehen. Es ist doch ein gar geistvoller, lebendiger Mann! Außer, daß er mir als Miether und Gesellschafter im höchsten Grade nützlich, erfreulich gewesen wäre, muß man es auch für das Gesammtwesen hier unendlich bedauern, ihn nach Rom zurückgehen zu sehen, wo er dem Staat bei weitem weniger nützlich sein kann. Gestern erst offenbarte sich der Zweck seiner letzten Abwesenheit von hier. Du wirst vielleicht von der Angelegenheit mit Droste von Vischering, dem Erzbischof v. Köln, gehört haben. Die Entwicklung ist merkwürdig und B. hat sie befördert. Man ist hier sehr gespannt auf den ganzen Hergang der wichtigen Sache, die man nur aus fremden Zeitungen kennt. Ich habe Grund zu glauben, daß der gescheute B. veranlaßt, daß eine vollständige Darlegung in einer der nächsten Staatszeitungen erscheinen wird, die vielleicht von ihm selbst geschrieben, und worin eine höchste Person ihre eigenen Gedanken ausgedrückt haben soll; es ist ein intereßanter und vielseitiger Moment! Auf jeden Fall würde B. hier wieder etwas anregen, auffrischen. Mit unsern horizontalen Ministern (wie Humb. die stets kränklich Untätigen nennt) rostet die Maschine vollkommen ein. – Für unsern kleinen Abendkreis sah ich die wüthendsten Streitigkeiten voraus, sobald die Sache aufgeklärt sein wird. Besonders Luise muß zwischen ihrem gleich fanatischen Katholicismus und monarchischem Absolutismus ins Gedränge kommen. – Dein Brief an B. ist, versteht sich, augenblicklich, und der an Holtei noch gestern Abend zur Post nach Riga befördert worden. Wie kannst Du noch das Porto erwähnen, mein Herz? Kein Geld in der Welt gebe ich lieber aus als wenns zu Deinem Frommen oder nun gar für Deinen Briefe ist; frankire sie nicht und gönne mir den kleinen Spaß.
Der 19. fiel auf vergangenen Sonntag und Fanny wollte ihre Musik absagen laßen. Weniger, weil dies in der ausgearbeiteten, nicht eigentlich gebetenen Versammlung fast unmöglich ist, als weil ihre Art der Musik nur feierlich und erhaben ist, ersuchte ich sie, nicht auszusetzen. Ich betrachtete es vielmehr als eine, dem Tage angemeßne, würdige Feier. Und so war es denn auch, und ich habe mir die Töne so recht wehmüthig und rührend zum Herzen dringen laßen. Den Anfang machte eine der schönsten Sonaten v. Beeth. Dann sangen die Decker, Rosie Curschmann und Mde. Türrschmid Deine Nonnenstücke :(ich wünschte, Du hättest den köstlichen Wohlklang dieser 3 Stimmen genoßen :) ferner 3 der mehrstimmigen Gesänge v. Gellert und Haydn, die Vater so liebte, und endlich Wache, Herr, gehe nicht in’s Gericht. – Selbst das frivole Geschlecht der Gräfinnen und Officire war erbaut.
Aus Stockholm haben wir leider auch eine sehr betrübende Nachricht erhalten, der Tod der 17jährigen Clara Benediks! Elf Wochen hatte sie am Nervenfieber und hinzu getretenen Wunden gelitten, und dazwischen war sie ganz außer Gefahr erklärt, so daß ich dem unglücklichen Wilhelm den freudigsten Glückwunsch schrieb. Der arme, nun auch schon 57 Jahre alte Mann erlebt gar zu Schreckliches! Wer hätte gedacht, daß er Peppi, die 19 Jahr jünger war, überleben und nach ihrem Tode, auch noch den des blühenden Kindes leiden sollte! So kurzsichtig ist der Blick des Menschen, und so still dankbar müßen wir hinnehmen, wenn uns nur Erträgliches auferlegt wird! – Marianne und Alexander sind natürlich sehr betrübt, und deßwegen hat Rebecka die schon bestimmte Taufe des Kleinen verschoben. Marie und Margarethe sind Patinnen, hoffentlich auch Humboldt, obgleich Dir. sich noch dagegen sperrt. – Walter, der gewöhnlich kein Freund vom Buchstabiren ist, kömmt triumphirend gelaufen, und erzählt, er habe eben in der Zeitung „Maronen, Feigen, Kuchen, Puppen“ u. s. w. gelesen. Aus derselben löschpapiernen las ich ihm neulich vor, was ihn am citydinner an Kutschen, Pferden, Eßen intereßiren konnte. Besondern Eindruck machten 56 ausgeputzte Schinken und 200 Terrinen Schildkrötensuppe auf ihn; Abends richtete er sich aus dem Schlaf grad in die Höhe, und sagte mit geschloßenen Augen: 200 Terrinen mit Schildkr. suppe!!! Er und Sebastian beweisen auch, wie das dramatisiren ganz in der menschlichen Natur liege. Die Speckterschen Fabeln, die zum Theil dialogisirt sind, führten sie allerliebst im Zwiesprach, mit Geberden, Gebell, Krähen u. s. w. auf; jetzso versteigen sie sich gar bis zum Homer; Einer ist Sysiphus, der andre der gerollte Stein, das Kind nennen sie Polyphem, trotz seiner krellen Cécile- oder Fanny-Augen: Seb. frug mich aber, was denn das hieße: Zeus habe Latona entehrt! worauf ich ernsthaft sagte, er habe sie geschimpft. Alles was aus England kömmt, gefällt mir sehr, folglich auch die Gravierung Deiner Pettschafte, das Kinderkäppchen das Cécile Rebecka geschickt hat, die Birmingham médaille, die Seb. mir geschenkt! und last not least, die engl Zeitungen v. September! Hensel gab Fanny untern andern Geburtstagsgeschenken auch ein hübsches Petschaft v. lapis lazuli mit Silber und Elfenbein. Von mir bekam sie (dies für Frau Cécile!) ein Stück geplüschten piqué, Leinwand und ein chinchilla chat, on rat. Von Rebecka ein schweres mit Kanten besetztes Tuch, v. Paul eine engl. Weinflasche; v. Marianne einen Stahlstich v. Moroni nach Delaroche, v. T. Hinni eine wunderschönen Kragen, und außerdem Arbeiten, Kränze etc. – Minna hat trotz ihrer Bekehrung, ein sehr niedliches Gedichtchen gemacht, das Seb. abgeschrieben und mit seinem feinen klaren Stimmchen auswendig gesagt hat. – Eh ich wußte, daß der ravageur Händel auch ein Joseph geschrieben, dachte ich Dir den Text zu; nun hört ich ihn neulich in der Akad. Man hätte viel mehr aus dem prächtigen Stoff machen können! aber auch so, unvollkommen, ist er noch reich und dramatisch genug. Der Klang des Chors im Saale ist bestechend, und die Männer, Bader, Mantius, Böttger waren sehr gut, obwohl Ersterem gleich Anfangs die Stimme überschlug. Welch edle, großartige Deklamation! Mant. nahm ihn zum Muster, und trug natürlicher, weniger süßlich vor als sonst. Die andern Solisten, lauter Mamsellchens aus der Stadt, waren unter aller Würde, besonders die schöne Altpartie des Joseph. Das Orchester (die Fi-harmoniker) hatten sich, wie Beckchen bei ähnlicher Gelegenheit einmal sagte, mit Gerumpel bedeckt. Das Ganze trug, ausgenommen wo die Chöre, wie muthige Pferde etwas ausreißen, und wo Bader selbständig erscheinen konnte, den Stempel jener langueur Rungenhagenienne, die das schönste Oratorium unwieder stehlich langweilig macht. Lau ist schwächer als kalt, sagt Leßing. – Vertrau mir, ob Du noch keinem Gegenstande auf der Spur bist? ich sags keinem wieder. – Jetzt ward ich häufig gefragt, ob Du Kapellmeister in Weimar seist? In d. allgem. Zeitung stand, daß Du auf Hummels Stelle berufen wärst. Auch die Pereira frägt in ihrem gestrigen Brief darum. Du glaubst nicht, wie heiter und beglückt sie seit des Mannes Tode erscheint, und wie merkwürdig ähnlich und dann wieder kontrastierend unsre Schicksale sind. Sie genießt jetzt ihre wohlerworbene, ihr sehr zu gönnende Freiheit; selbst ihres unermeßlichen Reichthums würde sie bei seinem engherzigen, kleinlichen, dummen Geiz nicht froh. Du weißte, daß der selige Onkel Bartholdy einmal mit dem Finger auf die Flicke in Pereiras Hosen mit der Frage wies: mais Pereira, pourquoi pas moins de la même couleur? Und solche elende Oekonomie ist bei einem Millionär doch gewiß out of the way? – Sie hat mir durch Steffens eine allerliebste kleine Rococko Uhr geschickt, die miniature meiner uralten PorcellanUhr die in Vaters, wie in Friedrichs d. Großem Stube, unverändert ihren Platz hat; das winzige pendulechen ist mir daher in der CabinetNische sehr angenehm. Apropos Friedrichs. Onkel Joseph war kürzlich in Eisenbahn Geschäften in Stettin; bei einem diner wünscht Jemand mit ihm bekannt zu werden, ein andrer sagt, kennen Sie denn Moses Mendelssohn, da Sie dem Sohn vorgestellt sein wollen? – O, antwortet der, wer sollte den Philosophen von Sanssouci nicht kennen?
Rauch hat 2 tagelang eine Gruppe polnischer Prinzen, für Posen bestimmt, hier ausgestellt; sie soll wunderschön sein und wird jetzt in Bronze gegossen. Er hatte für hier längst keine Anstellung, um so mehr freue ich mich des großen Beifalls den dies Modell erhalten. Lebt wohl, Geliebten! erhalte Dich ferner gesund, beste Cécile, und laß dir Rebeckas neustes Beispiel vorleuchten.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-11-22-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-11-22-01" xml:id="title_4a90d8cb-c168-4e7c-8801-0ad1f2ce2cd8">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb> Berlin, 22. November 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_09ee7dc7-5915-48c3-9dc0-a400fede757a">Wenn ich Dir, geliebter Sohn, nicht augenblicklich antworte, so geschieht es wahrlich aus einem Gefühl von Bescheidenheit. Mde. Jeanrenaud sagt, es sei nicht höflich, gleich zu antworten. Diese Maxime kann ich zwar nicht durchweg unterschreiben;</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_6a951a71-da1a-423e-aac2-8ca61a75bddd">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1837-11-20-05" type="precursor" xml:id="title_e67b21bd-0f55-4af3-bfd7-dd7a050eea46">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 19. oder 20. November 1837</title> <title key="fmb-1837-12-10-01" type="successor" xml:id="title_3132e7dc-1dae-4a7d-817d-79b5c8cdf68b">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, vor dem oder am 10. Dezember 1837</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">  </name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_530d44c1-f930-4755-807a-ee7aad65fc6b"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_b261eb61-eeac-4b39-8c13-7689e244e67d"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 32/123.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-11-22-01" type="letter" xml:id="title_d6206475-c218-48ca-ae57-aa55f399eda2">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig;  Berlin, 22. November 1837</title> <incipit>Wenn ich Dir, geliebter Sohn, nicht augenblicklich antworte, so geschieht es wahrlich aus einem Gefühl von Bescheidenheit. Mde. Jeanrenaud sagt, es sei nicht höflich, gleich zu antworten. Diese Maxime kann ich zwar nicht durchweg unterschreiben;</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>2 Doppelbl.: S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN 5-6 / 22 / 11], Siegel. </p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-11-22" xml:id="date_bd2fb698-a2af-4053-b4c3-ce3116d92cdc">22. November 1837</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_c4ece916-fbbe-46a2-9590-bfadd19f5cbd">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_f3e88ff2-128e-40bd-b2b1-65c13a2e6947"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_c933e511-8582-484e-96ec-701c46cabeb2">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_5d6bbc2a-d323-4248-a574-07bd24d8ebe1"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_c3d0b536-b544-4368-a01c-e472cd30036e"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirektor</addrLine> <addrLine>Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Leipzig</addrLine> <addrLine>frei</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_72dae8b9-3d03-452f-8d9c-73f3dbcf61d3"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_ee44a3f2-ac0a-425d-b140-204aca558ea5">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_5205344a-c0a0-4b83-8ca8-5b2ed2682088">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1837-11-22" xml:id="date_28b91e7e-b136-42a1-8958-cc6c11bbca6e">22. November <add place="above">37<name key="PSN0000001" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809–1847)</name></add></date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Wenn ich Dir, geliebter Sohn, nicht augenblicklich antworte, so geschieht es wahrlich aus einem Gefühl von Bescheidenheit. <hi rend="latintype">Mde. <persName xml:id="persName_739056a6-d5fa-4ed4-9fae-6ac2c782b59b">Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi> sagt, es sei nicht höflich, gleich zu antworten. Diese Maxime kann ich zwar nicht durchweg unterschreiben; aber etwas liegt darin; es ist eine stillschweigende Aufforderung an den Korrespondenten, eben so pünktlich zu sein, oder den Verdacht einer Gleichpünktlichkeit auf ihn zu laden, Falls er nicht auf der Stelle wieder schreibt; kurz, eine Kette von Schuldigkeiten, Höflichkeiten, Rücksichten, bei denen nur Nagler sich vollkommen wohl befindet. – Dein erster <title xml:id="title_cf1c55e7-c0dc-4d1a-9d05-e14f2dc35c04">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-11-13-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 12. und 13. November 1837</name> </title>, richtig d. <date cert="high" when="1837-11-14" xml:id="date_7ae59fb3-d604-4aa9-ab0a-2c9c1da21989">14. Nov.</date> angelangt, ward mit Freude empfangen, und mit noch größerer, theilweise vorgelesen, als wir mit der ganzen <persName xml:id="persName_dffdba18-424b-4197-8f3c-bacb7528e9a9">Familie<name key="PSN0113241" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> und <persName xml:id="persName_6e9e36de-0165-4e95-9d32-477c868e2770">Heydemanns<name key="PSN0111958" style="hidden" type="person">Heydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H.</name></persName> zu Tische, eben eine Eistorte verzehrten. Die Begegnung mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_27aee911-fb9b-42ef-96b0-44a4ce78e45f">Kembles<name key="PSN0112350" style="hidden" type="person">Kemble, Charles (1775-1854)</name></persName></hi> und sein <hi rend="latintype"><title xml:id="title_6429f91d-049d-4406-865b-25c9579e090a">Hamlet<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name></title></hi>, in dem er so weltberühmt war, hat mir ungemeines Vergnügen gemacht. Das Talent scheint in manchen bevorzugten Familien wirklich Erbgut zu sein; denn von der großen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_76dece29-0edb-44bd-95a5-490f6b2507e8">Siddons<name key="PSN0119138" style="hidden" type="person">Siddons, Sarah (1755-1831)</name></persName></hi> und ihrem Bruder <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ed685bbf-7324-4401-ba54-4aaa5e4482e8">Kemble<name key="PSN0112350" style="hidden" type="person">Kemble, Charles (1775-1854)</name></persName></hi> hat es sich auf <persName xml:id="persName_8b1cc19f-0be0-414a-a6c1-edcb473b87c2"><hi rend="latintype">Fanny</hi><name key="PSN0110229" style="hidden" type="person">Butler, Frances Anne (Fanny) (1809-1893)</name></persName> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0ed3db90-5956-45f9-acb7-cdd5e0ad1b6e">Adelaide<name key="PSN0112349" style="hidden" type="person">Kemble, Adelaide (?-1879)</name></persName></hi> fortgepflanzt. Nach Deiner Beschreibung hat der Gesang der Letzteren Aehnlichkeit mit dem der <persName xml:id="persName_00185770-dbe1-496d-952f-85f34d3e89f6">Schröder Devrient<name key="PSN0114707" style="hidden" type="person">Schröder-Devrient, Wilhelmine Henriette Friederike Marie (1804-1860)</name></persName>, deren Ton und Methode gewiß nicht außerordentlich sind und die dennoch große Wirkung durch die Vereinigung mit ihrer Wärme und Gewalt des Spiels und der Leidenschaftlichkeit hervorbringt. Die Italiäner bezeichnen es gut durch das Wort <hi rend="latintype">con impeto</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_5fb0f20b-25dd-40f1-bfdc-a7522c911a03" xml:lang="it ">con impeto – ital., mit Vehemenz</note> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_69ca25fe-2e1f-4c41-a3c5-e40f4b6534f4">Voltaire<name key="PSN0115559" style="hidden" type="person">Voltaire (eigtl. François Marie Arouet) (1694-1778)</name></persName></hi> sagte längst, <hi rend="latintype">quand on n’pas le diable au corps, il ne faut pas se mêter d’être artiste</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1f94c6ba-3194-4dd2-bb72-f9096117349f" xml:lang="fr ">quand on n’pas le diable au corps, il ne faut pas se mêter d’être artiste – frz., wenn man nicht den Teufel im Leib hat, sollte man nicht daran denken, ein Künstler zu sein.</note></p> <p><seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Ich möchte noch einen Begriff von der englischen tragischen Dek<unclear reason="covering" resp="UT">la</unclear>mation haben. Alles was ich davon kann, beschränkt sich auf die Nachahmung eines hübschen jungen Menschen aus der französischen Schweiz, der uns oft besuchte als ich noch unverheirathet war, und d<unclear reason="covering" resp="UT">er</unclear> mir den <hi rend="latintype">genre</hi> der damaligen engl. Tragiker vordeklamierte. Es erschien mir aber sehr hochtrabend und affektirt: später habe <unclear reason="covering" resp="UT">ich</unclear>] mich durch <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_76c6ebb9-a87f-49a4-b87e-ca01e955b13d">Salma<name key="PSN0114964" style="hidden" type="person">Solmar, Henriette Marie (vorh. Jette Salomon) (1794-1889)</name></persName></hi> belehrt, daß wir Deutschen, die wir weder Schule noch Gattung haben, uns ein Trauerspiel gar zu s<unclear reason="covering" resp="UT">ehr</unclear> an ein geist- und trostloses Gerede verwöhnt haben, das wir Nat<unclear reason="covering" resp="UT">ur</unclear> nennen: die Kunst erfordert aber einen anderen Maaßstab. ei<unclear reason="covering" resp="UT">nen</unclear> höhern Aufschwung, und soll jenen Grad von häuslicher Bequemlichkeit entbehren, den wir unklugerweise selbst im Theater verlangen. Bestimmt <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_eb7688d3-93d7-4dc1-9645-549749426ac6">Kemble<name key="PSN0112350" style="hidden" type="person">Kemble, Charles (1775-1854)</name></persName></hi> seine <persName xml:id="persName_52279c83-cc7f-44f9-9c63-617cdfd97360">Tochter<name key="PSN0110229" style="hidden" type="person">Butler, Frances Anne (Fanny) (1809-1893)</name></persName> für die Bühne oder z<unclear reason="covering" resp="UT">ur</unclear> Konzertsängerin, und wohin reist er jetzt? – Wir werden in Kurzen auch einen Begriff vom engl. Schauspiel bekommen, da <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2837f2c8-76b6-469a-9618-aa26310e3a39">Berlioz<name key="PSN0109886" style="hidden" type="person">Berlioz, Louis Hector (1803-1869)</name></persName></hi> mit <persName xml:id="persName_bfea1c17-4b8a-4f7f-8886-cb8b39861800">seiner Frau, <hi rend="latintype">Miss Smithson</hi><name key="PSN0116204" style="hidden" type="person">Berlioz, Hariett (?-1854)</name></persName> und einer ganzen Tr<unclear reason="covering" resp="UT">uppe</unclear> herkömmt. Sie sind <persName xml:id="persName_c4160aa8-91a6-4661-9114-ead2757533c3">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> empfohlen, und wenn ich Lust habe, kann ich sie leicht bei mir sehen. Fanny sagt, so extravagant B. K<unclear reason="covering" resp="UT">om</unclear>positionen und Ideen sind, so zierlich, fein und artig sei der Me<unclear reason="covering" resp="UT">nsch</unclear> selbst. – Was Du von Deinem häuslichen Glück schreibst, erfr<unclear reason="covering" resp="UT">eut</unclear> mich aufs Allerhöchste, mein Felix! Du wirst, will Gott! den Ausspruch zu Schanden machen, daß ein Künstler unverehlicht bleiben müße. Deine Werke stammen aus dem innersten Gem<unclear reason="covering" resp="UT">üt,</unclear> sie sind Ergüße Deiner Stimmung, Laune, Geschäfte: darum muß jeder Zuwachs von Glückseligkeit auch die Produktivität und V<unclear reason="covering" resp="UT">or</unclear>züglichkeit des Geschaffenen erhöhn, und da sie ein Ausströmen Deiner Seele sind, so kann ihre Vortrefflichkeit nur gesteigert wer<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> den, wenn Dir keine Seite des menschlichen Daseins, und zwar der Gipfel derselben, verschloßen bleibt. So uneigennützig fühl ich für Dich, daß mir <title xml:id="title_2deee4db-a922-4bb7-aad1-a303427efb5e">Staberls „wenn i nur was davon hätt“<name key="PSN0109699" style="hidden" type="author">Bäuerle, Adolf (eigtl. Johann Andreas) (Pseud.: Otto Hörn, J. H. Fels) (1786–1859)</name><name key="CRT0107974" style="hidden" type="literature">Die Bürger in Wien</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ca949855-9adc-498c-b3f5-2e17e5eb256d" xml:lang="de">Staberls „wenn i nur was davon hätt“ – von der Figur des Staberl ständig und für jede Situation verwendete Redewendung in Adolf Bäuerles Wiener Lustspiel Die Bürger in Wien (UA Wien, 1813).</note> nicht einmal einfällt. Auch das geringere Vergnügen des eigenen Haushalts sehe ich an der Beschreibung Deiner Gesellschaften durchschimmern, mein Kind! es ist wirklich sehr angenehm, die Leute heiter, befriedigt, ergötzt bei sich gesehen zu haben, und wer hätte die Mittel dazu besser als Ihr! Denn die verwöhntesten Schenker empfinden am Ende doch den Vorzug jener Genüße, von denen eine schöne Erinnerung zurückbleibt. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2008250c-6a8b-4469-8e12-0a307003d6a1">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> wird sich hoffentlich gar nicht dabei beunruhigen, wie Anfangs alle jungen Wirthinnen thun, und dann wirds Euch weder an Lust noch Gelegenheit fehlen, eines der liebenswürdigsten Häuser zu machen. – </p> <p><persName xml:id="persName_00abb641-c338-4035-bf59-865c6710ef64">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> hat mich sogleich besucht um mir von Euch zu erzählen, meine Kinder! er sagte, ich habe mich gar sehr gefreut, Felixens liebes Gesicht wieder zu sehen. Es ist doch ein gar geistvoller, lebendiger Mann! Außer, daß er mir als Miether und Gesellschafter im höchsten Grade nützlich, erfreulich gewesen wäre, muß man es auch für das Gesammtwesen hier unendlich bedauern, ihn nach Rom zurückgehen zu sehen, wo er dem Staat bei weitem weniger nützlich sein kann. Gestern erst offenbarte sich der Zweck seiner letzten Abwesenheit von hier. Du wirst vielleicht von der Angelegenheit mit Droste von Vischering,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9424d0b2-3159-4a78-8a4b-9f8b77aeafbc" xml:lang="de">von der Angelegenheit mit Droste von Vischering – Der sich 1837 an der Mischehenfrage entzündende Streit zwischen dem Erzbischof von Köln, Clemens August Freiherr Droste zu Vischering und Preußen mündete in der Verhaftung Droste zu Vischerings, die ihn zu einer bedeutsamen Symbolgestalt für die Freiheit der Kirche machte und die eine nachhaltige Sensibilisierung und Politisierung des Katholizismus in Deutschland zur Folge hatte.</note> dem Erzbischof v. Köln, gehört haben. Die Entwicklung ist merkwürdig und <persName xml:id="persName_5de93592-b5ae-4b2e-ac10-efff9bd1fba8">B.<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> hat sie befördert. Man ist hier sehr gespannt auf den ganzen Hergang der wichtigen Sache, die man nur aus fremden Zeitungen kennt. Ich habe Grund zu glauben, daß der gescheute B. veranlaßt, daß eine vollständige Darlegung in einer der nächsten Staatszeitungen erscheinen wird, die vielleicht von ihm selbst geschrieben, und worin eine höchste Person ihre eigenen Gedanken ausgedrückt haben soll;<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> es ist ein intereßanter und vielseitiger Moment! Auf jeden Fall würde B. hier wieder etwas anregen, auffrischen. Mit unsern <hi n="1" rend="underline">horizontalen</hi> Ministern (wie <persName xml:id="persName_4bd20822-9a7d-42b2-b382-402e9bcf2854">Humb<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName>. die stets kränklich Untätigen nennt) rostet die Maschine vollkommen ein. – Für unsern kleinen Abendkreis sah ich die wüthendsten Streitigkeiten voraus, sobald die Sache aufgeklärt sein wird. Besonders <persName xml:id="persName_aae19a5b-3f1d-4f9e-91b0-fc2e42710539">Luise<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> muß zwischen ihrem gleich fanatischen Katholicismus und monarchischem Absolutismus ins Gedränge kommen. – Dein <title xml:id="title_6af8bcc7-1229-4b8d-bc7e-d923b3bff473">Brief an B. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-11-20-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Christian Carl Josias Bunsen in Berlin; Leipzig, zwischen dem 13. und 20. November 1837</name> </title> ist, versteht sich, augenblicklich, und der an Holtei noch gestern Abend zur Post nach Riga befördert worden. Wie kannst Du noch das Porto erwähnen, mein Herz? Kein Geld in der Welt gebe ich lieber aus als wenns zu Deinem Frommen oder nun gar für Deinen Briefe ist; frankire sie nicht und gönne mir den kleinen Spaß.</p> <p>Der <date cert="high" when="1837-11-19" xml:id="date_9d6b16db-08a0-49c7-8265-c1d282815943">19. fiel auf vergangenen Sonntag</date> und <persName xml:id="persName_cadc52d2-4b48-4f61-92a4-1cd8ff244604">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> wollte <placeName xml:id="placeName_f3ec4917-de85-484e-8c20-9c2f14f385e7">ihre Musik<name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> absagen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_95ebc08d-0a53-443c-975d-2a82e5755da2" xml:lang="de">Fanny wollte ihre Musik absagen – Gemeint ist die Sonntagsmusik der Familie Mendelssohn am 19. November 1837, die jedoch stattfand. </note> laßen. Weniger, weil dies in der ausgearbeiteten, nicht eigentlich gebetenen Versammlung fast unmöglich ist, als weil ihre Art der Musik nur feierlich und erhaben ist, ersuchte ich sie, nicht auszusetzen. Ich betrachtete es vielmehr als eine, dem Tage angemeßne, würdige Feier. Und so war es denn auch, und ich habe mir die Töne so recht wehmüthig und rührend zum Herzen dringen laßen. Den Anfang machte eine der schönsten Sonaten v. Beeth.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0bb4a018-72b1-4c05-a8cf-bbaab756473e" xml:lang="de">eine der schönsten Sonaten v. Beeth. – Die an jenem Tag gespielte Beethoven-Sonate ist nicht überliefert. Siehe Klein, Fanny Hensels Sonntagsmusiken, S. 48.</note> Dann sangen die <persName xml:id="persName_157a77aa-8e53-4a17-ae5a-9318f1b1cf2c">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName>, <persName xml:id="persName_7f6495f3-4361-4237-a409-cc2092ac8d6e">Rosie Curschmann<name key="PSN0110520" style="hidden" type="person">Curschmann, Rosa Eleonore (1818-1842)</name></persName> und Mde. <persName xml:id="persName_2087b639-2098-44a1-bcb6-ef2324ae3601">Türrschmid<name key="PSN0115410" style="hidden" type="person">Türrschmidt, Auguste (1800-1866)</name></persName> <title xml:id="title_51392f5a-165c-46e7-bd3c-ebb694ab866d">Deine Nonnenstücke<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mpzolrnk-uzfc-5mw0-cxa2-6lyvgl32azh8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100633" style="hidden">Drei Motetten für Frauenstimmen und Orgel, 1838; enthält MWV B 24, B 30 und B 23<idno type="MWV">SD 17</idno><idno type="op">39</idno></name></title> :(ich wünschte, Du hättest den köstlichen Wohlklang dieser 3 Stimmen genoßen :) ferner <title xml:id="title_7702353e-1dbd-451e-abeb-de0e8df90289">3 der mehrstimmigen Gesänge v. Gellert und Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="PSN0111331" style="hidden" type="author">Gellert, Christian Fürchtegott (1715-1769)</name><name key="CRT0112271" style="hidden" type="music">Drei mehrstimmige Gesänge auf Texte von Christian Fürchtegott Gellert, Hob. XXXVb und c.</name></title>, die Vater so liebte, und endlich <title xml:id="title_cae7593b-0ccb-4496-9cce-9e2cfd96dbd7">Wache, Herr, gehe nicht in’s Gericht<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107758" style="hidden" type="music">Herr, gehe nicht ins Gericht BWV 105 (BC A 114)</name></title>. – Selbst das frivole Geschlecht der Gräfinnen und Officire war erbaut.</p> <p>Aus <placeName xml:id="placeName_73e0867b-ab76-4f22-b8f3-2f7356fde2ab">Stockholm<settlement key="STM0100147" style="hidden" type="locality">Stockholm</settlement><country style="hidden">Schweden</country></placeName> haben wir leider auch eine sehr betrübende Nachricht erhalten, der Tod der 17jährigen <persName xml:id="persName_b46e861b-bcf1-49c2-a42b-ecb6aa88f600">Clara Benediks<name key="PSN0118729" style="hidden" type="person">Benedicks, Clara Mariana (1820-1837)</name></persName>! Elf Wochen<seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> hatte sie am Nervenfieber und hinzu getretenen Wunden gelitten, und dazwischen war sie ganz außer Gefahr erklärt, so daß ich dem unglücklichen <persName xml:id="persName_d29f8f96-16ac-4137-b685-e6f21215ed5e">Wilhelm<name key="PSN0109845" style="hidden" type="person">Benedicks, Wilhelm (1780-1851)</name></persName> den freudigsten Glückwunsch schrieb. Der arme, nun auch schon 57 Jahre alte Mann erlebt gar zu Schreckliches! Wer hätte gedacht, daß er <persName xml:id="persName_ff1df5cb-bd56-420a-ab13-e20bd098353a">Peppi<name key="PSN0109843" style="hidden" type="person">Benedicks, Josephine (Peppi, eigtl. Pessel) (1798-1834)</name></persName>, die 19 Jahr jünger war, überleben und nach ihrem Tode, auch noch den des blühenden Kindes leiden sollte! So kurzsichtig ist der Blick des Menschen, und so still dankbar müßen wir hinnehmen, wenn uns nur Erträgliches auferlegt wird! – <persName xml:id="persName_80725d0c-71a9-4aef-a799-f7ab5d3a1d06">Marianne<name key="PSN0113230" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName> und <persName xml:id="persName_46aa59b5-a0c2-41a2-8d35-be4101674c17">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> sind natürlich sehr betrübt, und deßwegen hat <persName xml:id="persName_ddece4c7-0ed4-47d4-aafc-af51639e979c">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> die schon bestimmte Taufe des Kleinen verschoben. <persName xml:id="persName_265b386d-2c37-458e-9c58-5ea23d7e91b0">Marie<name key="PSN0113261" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a2ea54e2-435d-4f3a-9fb4-e0e685a8491a">Margarethe<name key="PSN0113229" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Margarete (Margarethe) Anna Henriette (1823-1890)</name></persName> sind Patinnen, hoffentlich auch <persName xml:id="persName_28c1d326-861f-4f0d-9e7d-8b9cfb548025">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName>, obgleich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_43420521-7d0f-4496-accc-7e9a90f88899">Dir<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi>. sich noch dagegen sperrt. – <persName xml:id="persName_ddfe60c9-fe55-4ba7-852b-d9db4d95b220">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, der gewöhnlich kein Freund vom Buchstabiren ist, kömmt triumphirend gelaufen, und erzählt, er habe eben in der Zeitung „Maronen, Feigen, Kuchen, Puppen“ u. s. w. gelesen. Aus derselben löschpapiernen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_46d62306-6d55-4ea0-9f63-c4ff3a3b6cfa" xml:lang="de">derselben löschpapiernen – die in Berlin erscheinende Allgemeine Preußische Staats-Zeitung.</note> las ich ihm neulich vor, was ihn am <hi rend="latintype">citydinner</hi> an Kutschen, Pferden, Eßen intereßiren konnte. Besondern Eindruck machten 56 <hi n="1" rend="underline">ausgeputzte</hi> Schinken und 200 Terrinen Schildkrötensuppe auf ihn; Abends richtete er sich aus dem Schlaf grad in die Höhe, und sagte mit geschloßenen Augen: <hi n="1" rend="underline">200 Terrinen mit Schildkr.suppe</hi>!!! Er und <persName xml:id="persName_c439154a-3783-413d-ad8a-1cf1f5c2e15e">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> beweisen auch, wie das dramatisiren ganz in der menschlichen Natur liege. Die <title xml:id="title_d92926df-d757-42a5-a10c-3a2c0ae41a92">Speckterschen Fabeln<name key="PSN0118930" style="hidden" type="author">Speckter, Otto (1807–1871)</name><name key="PSN0120537" style="hidden" type="author">Hey, Wilhelm (1789-1854)</name><name key="CRT0111835" style="hidden" type="literature">Fünfzig Fabeln für Kinder</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eb003686-80bf-4fcc-88fa-dfd7d0c0d732" xml:lang="de">Speckterschen Fabeln – Wilhelm Hey, Fünfzig Fabeln für Kinder. In Bildern, gezeichnet von Otto Speckter. Nebst einem ernsthaften Anhange, Hamburg 1833</note> die zum Theil dialogisirt sind, führten sie allerliebst im Zwiesprach, mit Geberden, Gebell, Krähen u. s. w. auf; jetzso versteigen sie sich gar bis zum <persName xml:id="persName_311cd3ef-abb5-4417-a00e-e45974c7e950">Homer<name key="PSN0112080" style="hidden" type="person">Homer</name></persName>; Einer ist Sysiphus,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4a5167dc-f691-4d4e-b466-a5bb9eb74955" xml:lang="de">Sysiphus – Sisyphos ist eine Figur der griechischen Mythologie, der als König von Korinth um das Jahr 1400 v. Chr. gelebt haben soll.</note> der andre der gerollte Stein, das Kind nennen sie <hi rend="latintype">Polyphem</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_388f6d00-f81c-422d-a28f-62e19f1863ed" xml:lang="de">Polyphem – Polyphem, ein einäugiger Riese, ist eine Figur der griechischen Mythologie. Er war ein Sohn des Poseidon und der Meeresnymphe Thoosa, Tochter des Phorkys.</note> trotz seiner <hi n="1" rend="underline">krellen</hi> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6229b90e-454f-4415-9ef7-1d0abd4dc596">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>- oder <persName xml:id="persName_94f044c6-0484-4939-b8a6-b146a4efc5df">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>-Augen: Seb. frug mich aber, was denn das hieße: Zeus<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7f132b8c-b341-49a5-b2ea-9fd998b8357f" xml:lang="de">Zeus – Zeus ist der oberste olympische Gott der griechischen Mythologie.</note> habe <hi rend="latintype">Latona</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3d7b70ec-f9f9-45af-bf98-c66852c2b2e3" xml:lang="de">Latona – Leto, die Tochter der Titanen Koios und Phoibe, ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Als geliebte des Zeus gebar sie die Zwillinge Artemis und Apollon. Mit der Interpretatio Romana wurde Leto als Latona in die römische Mythologie miteingebunden.</note> entehrt! worauf ich ernsthaft sagte, er habe sie geschimpft.<seg type="pagebreak"> |6|<pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> Alles was aus England kömmt, gefällt mir sehr, folglich auch die Gravierung Deiner Pettschafte, das Kinderkäppchen das <hi rend="latintype">Cécile</hi> <persName xml:id="persName_0efa223a-a80a-4ba3-922c-fa4d0dc2d43b">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> geschickt hat, die <hi rend="latintype">Birmingham médaille</hi>, die Seb. mir geschenkt! und <hi rend="latintype">last not least</hi>, die engl Zeitungen v. September! <persName xml:id="persName_fa26a483-77f0-4e94-8b23-abd524306215">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> gab <persName xml:id="persName_dfc8dc00-b08c-43c6-bdca-7161cdadfb3c">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> untern andern Geburtstagsgeschenken auch ein hübsches Petschaft v. <hi rend="latintype">lapis lazuli</hi> mit Silber und Elfenbein. Von mir bekam sie (dies für Frau Cécile!) ein Stück geplüschten piqué,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_74b43d46-7402-48aa-a556-871ea11ab45a" xml:lang="de">piqué – Piqué oder Marcella bezieht sich auf einen Webstil, der normalerweise für Baumwollgarn verwendet wird und durch erhabene parallele Schnüre oder geometrische Muster im Stoff gekennzeichnet ist.</note> Leinwand und ein <hi rend="latintype">chinchilla chat</hi>, <hi rend="latintype">on rat</hi>. Von Rebecka ein schweres mit Kanten besetztes Tuch, v. <persName xml:id="persName_9fc960c2-21ae-4213-b86f-b197d83a2d16">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> eine engl. Weinflasche; v. <persName xml:id="persName_626293bb-2662-47c3-b9ea-078e4a61ecc6">Marianne<name key="PSN0113230" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName> einen Stahlstich v. <hi rend="latintype">Moroni</hi> nach <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_32093fcc-d5fb-451b-ab05-17b715fb9c10">Delaroche<name key="PSN0110592" style="hidden" type="person">Delaroche, Hippolyte (Paul)</name></persName></hi>, v. T. <persName xml:id="persName_c9f2ccea-f082-4f9e-83b4-a9f175d3ebcf">Hinni<name key="PSN0113223" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862)</name></persName> eine wunderschönen Kragen, und außerdem Arbeiten, Kränze etc. – <persName xml:id="persName_02e24e62-2ff2-4517-bc21-de77c739ccd8">Minna<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName> hat trotz ihrer Bekehrung, ein sehr niedliches Gedichtchen gemacht, das Seb. abgeschrieben und mit seinem feinen klaren Stimmchen auswendig gesagt hat. – Eh ich wußte, daß der <hi rend="latintype">ravageur</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_0d13a78c-c048-41fd-8db7-6e1ffe4e4a0f" xml:lang="fr ">ravageur – frz., Schädling.</note> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_75aedf68-e0ea-4406-892e-56a4eb680e22">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName></hi> auch ein <title xml:id="title_c614f959-e5e1-41bb-a462-33335594e39b">Joseph<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108991" style="hidden" type="music">Joseph and his Brethren HWV 59</name></title> geschrieben, dachte ich <hi n="1" rend="underline">Dir</hi> den Text zu; nun hört ich ihn neulich in der <placeName xml:id="placeName_2e25e549-2248-4a5b-9703-e72a26a61a17">Akad<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Man hätte viel mehr aus dem prächtigen Stoff machen können! aber auch so, unvollkommen, ist er noch reich und dramatisch genug. <hi n="1" rend="underline">Der Klang</hi> des Chors im Saale ist bestechend, und die Männer, <persName xml:id="persName_515371a3-71d4-45a2-8bfb-13c0b25d7a01">Bader<name key="PSN0109627" style="hidden" type="person">Bader, Karl Adam (1789-1870)</name></persName>, <persName xml:id="persName_9bf83988-3c8f-4197-bbb5-2c9bfbd86820">Mantius<name key="PSN0113058" style="hidden" type="person">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f318aa63-8a0f-45ce-b18c-958c8bd22584">Böttger<name key="PSN0110050" style="hidden" type="person">Böttger, Gustav (1818-1891)</name></persName> waren sehr gut, obwohl Ersterem gleich Anfangs die Stimme überschlug. Welch edle, großartige Deklamation! <persName xml:id="persName_075969fe-2499-4b15-8cc6-2e5e214d794d">Mant<name key="PSN0113058" style="hidden" type="person">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName>. nahm ihn zum Muster, und trug natürlicher, weniger süßlich vor als sonst. Die andern Solisten, lauter <hi n="1" rend="underline">Mamsellchens</hi> aus der Stadt, waren unter aller Würde, besonders die schöne Altpartie des Joseph. Das Orchester (die Fi-harmoniker) hatten sich, wie Beckchen bei ähnlicher Gelegenheit einmal sagte, mit Gerumpel bedeckt. Das Ganze trug, ausgenommen wo die Chöre, wie muthige Pferde etwas ausreißen, und wo Bader selbständig erscheinen konnte, den Stempel jener <hi rend="latintype">langueur<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_edcc0df4-baaa-4508-b955-f52f09b22fb3" xml:lang="fr ">langueur – frz., Mattigkeit.</note> <persName xml:id="persName_9a080f0b-e617-4b7d-900e-f13f48d1aefd">Rungenhagenienne<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName></hi>, die das schönste Oratorium unwieder<seg type="pagebreak"> |7|<pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> stehlich langweilig macht. Lau ist sch<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">wächer</unclear> als kalt, sagt <persName xml:id="persName_d6d3b184-f8c8-4dde-8eb1-d6944d8221bb">Leßing<name key="PSN0112804" style="hidden" type="person">Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781)</name></persName>. – Vertrau mir, ob Du noch keinem Gegenstande auf der Spur bist? ich sags keinem wieder. – Jetzt ward ich häufig gefragt, ob Du Kapellmeister in <placeName xml:id="placeName_77751537-9e37-4a2c-98b0-302a10b9cedf">Weimar<settlement key="STM0100134" style="hidden" type="locality">Weimar</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> seist?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a75ef485-e13c-454b-9dd0-05bdf12bb910" xml:lang="de">Kapellmeister in Weimar seist – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte die Nachfolge des verstorbenen Hofkapellmeisters Johann Nepomuk Hummel am Weimarer Hof angeboten bekommen, die er jedoch ablehnte.</note> In d.<title xml:id="title_be7020e3-ac62-438b-8525-1e67b2a95f91"> allgem. Zeitung<name key="PSN0110112" style="hidden" type="author">Breitkopf &amp; Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108283" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Musikalische Zeitung</name></title> stand, daß Du <unclear reason="missing_characters" resp="UT">auf</unclear> <persName xml:id="persName_af8e0dc9-0876-4170-b940-9b56dcb5f6c8">Hummels<name key="PSN0112147" style="hidden" type="person">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name></persName> Stelle berufen wärst. Auch die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_98e20bcf-a176-409a-b031-7b4b7bc2f373">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName></hi> frägt in ihrem gestrigen Brief darum. Du glaubst nicht, wie heiter und beglückt sie seit des <persName xml:id="persName_74b09ebe-16ac-47db-809c-a02becc319bb">Mannes<name key="PSN0113803" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Heinrich Adam (Aaron) (seit 1812) Freiherr von (1773-1835)</name></persName> Tode<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5588dd4d-699a-4015-8cae-29968f44ae05" xml:lang="de">des Mannes Tode – Heinrich Adam von Pereira-Arnstein starb am 23. September 1835.</note> erscheint, und wie merkwürdig ähnlich und dann wieder kontrastierend unsre Schicksale sind. Sie genießt jetzt ihre wohlerworbene, ihr sehr zu gönnende Freiheit; selbst ihres unermeßlichen Reichthums würde sie bei seinem engherzigen, kleinlichen, <hi n="1" rend="underline">dummen</hi> Geiz nicht froh. Du weißte, daß der selige Onkel <persName xml:id="persName_349286fd-cb43-4006-a55a-8a05335ff502">Bartholdy<name key="PSN0114444" style="hidden" type="person">Salomon (seit 1805) Bartholdy, Jakob Ludwig (vorh. Levy) (1779-1825)</name></persName> einmal mit dem Finger auf die Flicke in <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_99fce9fa-1532-4eeb-a815-5c73da626691">Pereiras<name key="PSN0113803" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Heinrich Adam (Aaron) (seit 1812) Freiherr von (1773-1835)</name></persName></hi> Hosen mit der Frage wies: <hi rend="latintype">mais Pereira, pourquoi pas moins de la même couleur</hi>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_aa76dcd4-1d80-49d4-aa9d-616b285d4871" xml:lang="fr ">mais Pereira, pourquoi pas moins de la même couleur? – frz., aber Pereira, warum nicht weniger von der gleichen Farbe?</note> Und solche elende Oekonomie ist bei einem Millionär doch gewiß <hi rend="latintype">out of the way</hi>? – Sie hat mir durch <persName xml:id="persName_683a6ba2-0daf-46e1-a81d-7022fe03cb14">Steffens<name key="PSN0115078" style="hidden" type="person">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845)</name></persName> eine allerliebste kleine <hi rend="latintype">Rococko Uhr</hi> geschickt, die <hi rend="latintype">miniature</hi> meiner uralten PorcellanUhr die in Vaters, wie in <persName xml:id="persName_2fc18a74-9dfc-467a-b79b-87a5fef009bf">Friedrichs d. Großem<name key="PSN0113984" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich II. von (der Große) (1712-1786)</name></persName> Stube, unverändert ihren Platz hat; das winzige <hi rend="latintype">pendule</hi>chen ist mir daher in der CabinetNische sehr angenehm. <hi rend="latintype">Apropos</hi> Friedrichs. Onkel <persName xml:id="persName_53df8c9e-3f92-465a-84cc-5f07cba70752">Joseph<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> war kürzlich in Eisenbahn Geschäften in <placeName xml:id="placeName_093a13b1-bf9c-42a0-b4a2-a460980f475c">Stettin<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; bei einem <hi rend="latintype">diner</hi> wünscht Jemand mit ihm bekannt zu werden, ein andrer sagt, kennen Sie denn <persName xml:id="persName_4e510518-41e9-4e89-b6d9-9e147ec83dfb">Moses Mendelssohn<name key="PSN0113232" style="hidden" type="person">Mendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786)</name></persName>, da Sie dem Sohn vorgestellt sein wollen? – O, antwortet der, wer sollte den Philosophen von <hi rend="latintype">Sanssouci</hi> nicht kennen?</p> <p><persName xml:id="persName_03e61e1a-b849-4ff6-99d7-dec848cd5717">Rauch<name key="PSN0114081" style="hidden" type="person">Rauch, Christian Daniel (1777-1857)</name></persName> hat 2 tagelang eine <title xml:id="title_8b439c77-58b2-4f62-9b05-425db561cc3f">Gruppe polnischer Prinzen<name key="PSN0114081" style="hidden" type="author">Rauch, Christian Daniel (1777–1857)</name><name key="CRT0111836" style="hidden" type="art">Gruppe polnischer Prinzen</name></title>, für <placeName xml:id="placeName_60254e9c-8b25-4deb-bb5d-d84bd11cc8e5">Posen<settlement key="STM0104589" style="hidden" type="locality">Posen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bestimmt, hier ausgestellt; sie soll wunderschön sein und wird jetzt in Bronze gegossen. Er hatte für hier längst keine Anstellung, um so mehr freue ich mich des großen Beifalls den dies <hi rend="latintype">Modell</hi> erhalten. <seg type="closer">Lebt wohl, Geliebten! erhalte Dich ferner gesund, beste <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4b3eb849-1000-4075-b6e7-afc85d7064c6">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, und laß dir <persName xml:id="persName_e7248de8-8335-447a-ab2d-f0c8af62a4f1">Rebeckas<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> neustes Beispiel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_11ab3b13-4c5c-4cad-b336-30e94c54fe3f" xml:lang="de">Rebeckas neustes Beispiel – Gemeint ist die Geburt von Rebecka Lejeune Dirichlets zweitem Sohn Felix. </note> vorleuchten.</seg></p> </div> </body> </text></TEI>