gb-1837-11-15-02
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Manchester, 15. November 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse.
Johann Nepomuk von Poißl
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Monsieur
Monsieur Dr F. Mendelssohn
Leipzig
Manchester
Ich habe nicht vergeßen, daß ich Ihnen bey unserm letzten Zusammentreffen eine kleine Phrenologische Mappe versprochen habe. Ein ehemaliger Schüler meines unvergeßlichen Freundes Mr. Bailly, der sich mit rastlosem Eifer und dem beßtem Erfolge ganz der Phrenologie gewidmet hat, ist auf den guten Gedanken gekommen, in dem so zierlich ausgeführten Köpfchen auf der einen Seite die Circumvolutionen der Organe, und auf der andern korrespondirenden Seite (: Sie wissen daß die all-ewige Vorsicht in
doppelterschafft :) alle durch diese Organe verursachten Erhöhungen auf der sich darüber bildenden Hirnschale anzudeuten. – Ich habe mich seit beynahe 40 Jahren ununterbrochen mit Phrenologie beschäftigt ohne mich durch die Witzeleyen oder die oft groben
ernstwidmen wollen, werden Sie in der Folge, wenn Sie erst Wirklichkeit von Schein zu unterscheiden gelernt haben und den wechselseitigen Einfluß oft entgegengesetzt wirkender Organe werden berechnen können, dann, sage ich, werden Sie sich manches günstige – manches moralische Phenomen erklären können das dem Ungeweihten ein Räthsel bleiben muß. Dann werden Sie freylich auch finden daß das sogenannte Schädel-Betasten eine bloße Spielerey ist, und sich zur Phrenologie ohngefähr so verhält wie sich Walzer-Klimpern zu dem verhält was wir Musik nennen.
Ich werde in wenigen Tagen (: am ten d. Manchester verlassen und gehe, auf einem beträchtlichen Umwege nach
, wo ich mich, unsres FreundesLondon
Londongehe ich nach
wo ich auch etliche Tage bey Freunden verweilen werde – ebenso inHâvre
, wo meinRouen
Birmingham
zu beginnen, wo ich mich wieder häuslich niederlassen will, welches mich aber nicht hindern soll, Ausflüge zu machen, bis endlich die unerbittliche Zeit mir die Flügel lähmt. Wäre mir ein Loos beschieden wie esParis
Ihnenzu Theil ward, so würde ich gewiß nie meinen freundlichen Herrn verlassen – ich habe mich immer nach häuslichem Glück gesehnt, aber Umstände haben meine Lebenwege anders gestaltet, und so treibe ich mich herum und suche eben
darinEntschädigung zu finden für manches Bessere, das derjenige entbehren muß, der nur Theilnahme zu finden hoffen kann, wenn er aus seinen vier Pfählen heraustritt. – Nur noch wenige Jahre, und das Treiben und Reiben ist vorüber und das Bessere und Beßte muß und wird kommen und dauern.
Doch führt mich wohl mein guter Stern noch vorher mit Ihnen zusammen, und wir erfreuen uns gemeinschaftlichsind und wie sie sind.
Ich lege dieser Sendung ein Paar Reigen-BlümleinBirmingh. beym Scheiden „faute de mieux zurückgelassen hatte.
Manchester 15/11 37 Ich habe nicht vergeßen, daß ich Ihnen bey unserm letzten Zusammentreffen eine kleine Phrenologische Mappe versprochen habe. Ein ehemaliger Schüler meines unvergeßlichen Freundes Spurzheim, Mr. Bailly, der sich mit rastlosem Eifer und dem beßtem Erfolge ganz der Phrenologie gewidmet hat, ist auf den guten Gedanken gekommen, in dem so zierlich ausgeführten Köpfchen auf der einen Seite die Circumvolutionen der Organe, und auf der andern korrespondirenden Seite (: Sie wissen daß die all-ewige Vorsicht in edlerm organischen Wesen alle organischen Bestandteile doppelt erschafft :) alle durch diese Organe verursachten Erhöhungen auf der sich darüber bildenden Hirnschale anzudeuten. – Ich habe mich seit beynahe 40 Jahren ununterbrochen mit Phrenologie beschäftigt ohne mich durch die Witzeleyen oder die oft groben Ausfälle der Gegner stören zu lassen, und habe diese Wissenschaft stets wahr und zuverläßig befunden. Wenn Sie sich ihr ernst widmen wollen, werden Sie in der Folge, wenn Sie erst Wirklichkeit von Schein zu unterscheiden gelernt haben und den wechselseitigen Einfluß oft entgegengesetzt wirkender Organe werden berechnen können, dann, sage ich, werden Sie sich manches günstige – manches moralische Phenomen erklären können das dem Ungeweihten ein Räthsel bleiben muß. Dann werden Sie freylich auch finden daß das sogenannte Schädel-Betasten eine bloße Spielerey ist, und sich zur Phrenologie ohngefähr so verhält wie sich Walzer-Klimpern zu dem verhält was wir Musik nennen. Ich werde in wenigen Tagen (: am 20ten d. :) meine lieben Freunde in Manchester verlassen und gehe, auf einem beträchtlichen Umwege nach London, wo ich mich, unsres Freundes Moscheles wegen wohl 8 oder 10 Tage aufhalten werde. Von London gehe ich nach Hâvre wo ich auch etliche Tage bey Freunden verweilen werde – ebenso in Rouen, wo mein Bruder wohnt den ich Ihnen in Birmingham vorgestellt habe. Mein neues Jahr hoffe ich in Paris zu beginnen, wo ich mich wieder häuslich niederlassen will, welches mich aber nicht hindern soll, Ausflüge zu machen, bis endlich die unerbittliche Zeit mir die Flügel lähmt. Wäre mir ein Loos beschieden wie es Ihnen zu Theil ward, so würde ich gewiß nie meinen freundlichen Herrn verlassen – ich habe mich immer nach häuslichem Glück gesehnt, aber Umstände haben meine Lebenwege anders gestaltet, und so treibe ich mich herum und suche eben darin Entschädigung zu finden für manches Bessere, das derjenige entbehren muß, der nur Theilnahme zu finden hoffen kann, wenn er aus seinen vier Pfählen heraustritt. – Nur noch wenige Jahre, und das Treiben und Reiben ist vorüber und das Bessere und Beßte muß und wird kommen und dauern. Doch führt mich wohl mein guter Stern noch vorher mit Ihnen zusammen, und wir erfreuen uns gemeinschaftlich der Dinge die da sind und wie sie sind. Grüßen Sie mir herzlich alles was und Lieb ist und erinnern Sie sich meiner freundlich. Wie immer Ihr J. N. Poißl. Ich lege dieser Sendung ein Paar Reigen-Blümlein bey, welche so unbedeutend sie auch sind, für Ihre Autographen-Sammlung doch mehr Interesse haben werden als die einzelne nichts bedeutende Orchester-Stimme die ich Ihnen in Birmingh. beym Scheiden „faute de mieux zurückgelassen hatte.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-11-15-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-11-15-02" xml:id="title_895b22dd-f56c-499f-95e5-c0b35cb93687">Johann Nepomuk von Poißl an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb> Manchester, 15. November 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_0d9585d4-8181-41e5-8e1e-3a36bf787b7f">Ich habe nicht vergeßen, daß ich Ihnen bey unserm letzten Zusammentreffen eine kleine Phrenologische Mappe versprochen habe. Ein ehemaliger Schüler meines unvergeßlichen Freundes Spurzheim, Mr. Bailly, der sich mit rastlosem Eifer und dem beßtem Erfolge</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_87573491-32a4-452e-adea-1db835ebb4dd">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor" xml:id="title_5a7b27be-8364-4876-98bd-9394fcf4c5a8">unbekannt</title> <title key="unknown" type="successor" xml:id="title_61f8d4c2-97d3-43ee-be29-d9eaaaf3845c">unbekannt</title> <author key="PSN0113936">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113936" resp="writer">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"> </name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_6e702b7d-0d58-4080-abcf-f9b7b6cae4fe"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_6853e2f0-e194-40d2-b870-7cbc01161ee9"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 33/169.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-11-15-02" type="letter" xml:id="title_1cc852c7-9377-4c36-9c6e-bbc47a8c9bec">Johann Nepomuk von Poißl an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Manchester, 15. November 1837</title> <incipit>Ich habe nicht vergeßen, daß ich Ihnen bey unserm letzten Zusammentreffen eine kleine Phrenologische Mappe versprochen habe. Ein ehemaliger Schüler meines unvergeßlichen Freundes Spurzheim, Mr. Bailly, der sich mit rastlosem Eifer und dem beßtem Erfolge</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse. </p> <handDesc hands="1"> <p>Johann Nepomuk von Poißl </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="other">Phrenologische Mappe; einige Autographen von Kompositionen Johann Nepomuk Poißls </bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-11-15" xml:id="date_b139b66b-3bf0-45ff-a9e8-462387a448c4">15. November 1837</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113936" resp="author" xml:id="persName_5c4ed55d-e0e1-4549-b697-bc5e87625ee6">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113936" resp="writer">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783–1865)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_9ee8e0a9-d02f-441e-a6a9-454ae24e563f"> <settlement key="STM0100186">Manchester</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_0adeb3dd-709e-4d22-80f8-d8db480cd81e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_96ba368e-ec03-4468-84c3-196957fd6568"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_744edc54-ad47-4137-bcbc-067fc5ae30c6"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">Monsieur</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Monsieur Dr F. Mendelssohn</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Leipzig</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_64531e22-7830-4565-995f-d71823b836a2"> <docAuthor key="PSN0113936" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_25958331-5d3c-4033-98ee-98ca5264413e">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783–1865)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113936" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_e85828d4-6922-4093-a1d0-1a55e950111d">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783–1865)</docAuthor> <dateline rend="center"><hi rend="latintype">Manchester</hi> <date cert="high" when="1837-11-15" xml:id="date_7577a72f-6d16-441f-8788-d05dec0442f9">15/11 37</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich habe nicht vergeßen, daß ich Ihnen bey unserm letzten Zusammentreffen eine kleine Phrenologische Mappe versprochen habe. Ein ehemaliger Schüler meines unvergeßlichen Freundes <persName xml:id="persName_230b47e0-14f1-4daa-9011-33883fbd9643">Spurzheim<name key="PSN0115044" style="hidden" type="person">Spurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832)</name></persName>, <hi rend="latintype">Mr. <persName xml:id="persName_8a4c38e9-73f6-4dd0-a6af-dff7920ee785">Bailly<name key="PSN0109642" style="hidden" type="person">Bailly, Jean-Sylvain</name></persName></hi>, der sich mit rastlosem Eifer und dem beßtem Erfolge ganz der Phrenologie<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cd6d3093-d32f-4853-bc91-a7071ab06e24" xml:lang="de">Phrenologie – Eine von dem Arzt Franz Joseph Gall Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt Schädellehre, die versuchte, geistige Eigenschaften und Zustände bestimmten, klar abgegrenzten Hirnarealen zuzuordnen.</note> gewidmet hat, ist auf den guten Gedanken gekommen, in dem so zierlich ausgeführten Köpfchen auf der einen Seite die Circumvolutionen der Organe, und auf der andern korrespondirenden Seite (: Sie wissen daß die all-ewige Vorsicht in <add place="above">edlerm<name key="PSN0113936" resp="writers_hand" style="hidden">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783–1865)</name></add> organischen Wesen alle organischen Bestandteile <hi n="1" rend="underline">doppelt</hi> erschafft :) alle durch diese Organe verursachten Erhöhungen auf der sich darüber bildenden Hirnschale anzudeuten. – Ich habe mich seit beynahe 40 Jahren ununterbrochen mit Phrenologie beschäftigt ohne mich durch die Witzeleyen oder die oft groben<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Ausfälle der Gegner stören zu lassen, und habe diese Wissenschaft stets wahr und zuverläßig befunden. Wenn Sie sich ihr <hi n="1" rend="underline">ernst</hi> widmen wollen, werden Sie in der Folge, wenn Sie erst Wirklichkeit von Schein zu unterscheiden gelernt haben und den wechselseitigen Einfluß oft entgegengesetzt wirkender Organe werden berechnen können, dann, sage ich, werden Sie sich manches günstige – manches moralische Phenomen erklären können das dem Ungeweihten ein Räthsel bleiben muß. Dann werden Sie freylich auch finden daß das sogenannte Schädel-Betasten eine bloße Spielerey ist, und sich zur Phrenologie ohngefähr so verhält wie sich Walzer-Klimpern zu dem verhält was wir Musik nennen.</p> <p>Ich werde in wenigen Tagen (: am <date cert="high" when="1837-11-20" xml:id="date_e952c2ab-7205-4537-a0b5-1d4e4ea26eab">20<hi rend="superscript">ten</hi> d.</date> :) meine lieben Freunde in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_9066fed0-d45e-489c-b806-39b740d6000f">Manchester<settlement key="STM0100186" style="hidden" type="locality">Manchester</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> verlassen und gehe, auf einem beträchtlichen Umwege nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_cc4b73b2-f5e9-4159-8af4-e5ceceda8fc7">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>, wo ich mich, unsres Freundes <persName xml:id="persName_c3852fd0-a716-4c23-a1bf-342ab58cbad6">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> wegen wohl 8 oder 10 Tage aufhalten werde. Von <hi rend="latintype">London</hi> gehe ich nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_fcc30d51-9e9e-489d-8d9f-380cd5751e5a">Hâvre<settlement key="STM0104586" style="hidden" type="locality">Le Havre</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi> wo ich auch etliche Tage bey Freunden verweilen werde – ebenso in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_5333b067-057e-41d9-abed-32e0aaccd03c">Rouen<settlement key="STM0104587" style="hidden" type="area">Rouen</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi>, wo mein <persName xml:id="persName_fce0643c-fe08-453c-899c-094d52ca308e">Bruder<name key="PSN0113937" style="hidden" type="person">Poißl, Zacharias Otto Freiherr von (1810-1853)</name></persName> wohnt den ich Ihnen in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_32d388fa-1eb0-4e30-baa8-381064c23aac">Birmingham<settlement key="STM0100323" style="hidden" type="locality">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> vorgestellt habe. Mein neues Jahr hoffe ich in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_b7cacb45-1a36-468c-8e10-5a360415c4b4">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi> zu beginnen, wo ich mich wieder häuslich niederlassen will, welches mich aber nicht hindern soll, Ausflüge zu machen, bis endlich die unerbittliche Zeit mir die Flügel lähmt. Wäre mir ein Loos beschieden wie es <hi n="1" rend="underline">Ihnen</hi> zu Theil ward, so würde ich gewiß nie meinen freundlichen Herrn verlassen – ich habe mich immer nach häuslichem Glück gesehnt, aber Umstände haben meine Lebenwege anders gestaltet, und so treibe ich mich herum und suche eben <hi n="1" rend="underline">darin</hi> Entschädigung zu finden für manches Bessere, das derjenige entbehren muß, der nur Theilnahme zu finden hoffen kann, wenn er aus seinen vier Pfählen heraustritt. – Nur noch wenige Jahre, und das Treiben und Reiben ist vorüber und das Bessere und Beßte muß und wird kommen und dauern.</p> <p>Doch führt mich wohl mein guter Stern noch vorher mit Ihnen zusammen, und wir erfreuen uns gemeinschaftlich<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> der Dinge die da <hi n="1" rend="underline">sind</hi> und <hi n="1" rend="underline">wie</hi> sie sind.</p> <closer rend="left">Grüßen Sie mir herzlich alles was und Lieb ist und erinnern Sie sich meiner freundlich. Wie immer</closer> <signed rend="right">Ihr J. N. Poißl.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_f2d9683f-e79d-425a-b37f-aa471dadbe48"> <docAuthor key="PSN0113936" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_c6120d24-a620-4a32-8667-4d0107c7e116">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783–1865)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113936" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_274e7aab-df1e-4de1-b6b5-6e4df1a55ec8">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783–1865)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich lege dieser Sendung ein Paar Reigen-Blümlein<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_40f9b649-b4e1-4577-8f32-6180c662ec6e" xml:lang="de">ein Paar Reigen-Blümlein – Die Kompositionen Johann Nepomuk von Poißls konnten nicht ermittelt werden. </note> bey, welche so unbedeutend sie auch sind, für Ihre Autographen-Sammlung doch mehr Interesse haben werden als die einzelne nichts bedeutende Orchester-Stimme die ich Ihnen in <hi rend="latintype">Birmingh</hi>. beym Scheiden „<hi rend="latintype">faute de mieux</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_fd7e1f5a-4665-493b-b54b-2f3a5a8bff29" xml:lang="fr ">faute de mieux – frz., in Ermangelung eines Besseren.</note> zurückgelassen hatte.</p> </div> </body> </text></TEI>