gb-1837-11-14-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Dresden, 14. November 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.
Johann Peter Lyser
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix!
Heut’ las ich wieder in der
Dir?, (nemlich von
mirHans Peter Lyser) e
Summa summarum: Ich sende Ihnen hier einen Opernscizze,Text und bitte Sie: das Ding zu lesen, d: h: wirklich mit Bedacht zu lesen, und wenn Sie finden: daß sich Etwas Componirbares daraus machen ließe und sie Lust hätten, es zu componiren, so möchten Sie mirs schreiben, dann würde ich aus der Scizze ein tüchtiges Opern-Gedicht machen.
Was Sie mir dafür zahlen wollten stünde bei Ihnen.
Da Sie wie ich vernommen, eine so hübsche Hoffnungsvolle die hatt es mit mir verschüttet für immer.
Denken Sie sich! am Don Giovanni aufgeführt; – Wie er noch voriges Jahr hier gegeben wurde, und d h
gut, berichtete ich damals
jetztergehn, am Jubelabend!, – ich schraubte mir also meine stärksten Ohren an, wovon ich allemal den andern Tag die schrecklichsten Kopfschmerzen habe und wollte, meine Thaler in der Tasche, nach dem Comödienhause laufen, an
Don Ottavio, son
Protegga il giusto cielo il zele del mio cor” so wie ihr Part im Sextett (und somit beide Tonstücke) zu allen Teufeln fuhren, werden Sie begreifen, so wie: daß sie ihr letztes Recitativ nebst Arie – wodurch allein der Charakter der
Donna Anneerklärt wird –
weglies! denn so konnte sie dann im letzten Finale ihre paar Tacte nicht singen, weshalb dann die Oper zur 50 jährigen Jubelfeier mit dem Teufelslärm nach dem alten deutschen Schlendrian endete! –
war diesen Abend auch verrückt und tactirte wie betrunken, indem er alles nur so abhetzte! namentlich den zweiten Satz des „Morlachi
Laci darem la mano“ wel
allo assainahm da sich doch in Mozarts Partitur zu frey die Verzweiflung ausdrücklich nur
un poco all(d i ein bischen Geschwinder, als das erste Tempo – (Andante –) mit dem Wechsel der Tactart: 6/8 aus 2/4) findet! eben so jagte er den ersten Satz des letzten Finales (
oGia la mensa e preperata) –
ab, statt ihn
prestoallo(nicht einmal
vivoassai) zu nehmen. In meinem Leben bek
Morlachidirigiert!! –
Karl Kaskel bei sich einführen, er sagte mir allerlei Schönes über meine
warmbei diesem Besuch, denn der Mann
bleiernübrigens
sehrfein.
Ich wollte Ihnen eine ganz kurzes Briefchen schreiben und habe 3 Seiten vollgeschmiert! Verzeihung deshalb.
Was macht Schumann. Sein
WiekKapellmeister gewesen? ich las Lezthin davon, ich weiß nicht mehr in welchem Blatte. Also
ist auch heimgegangen,Hummel
! „ – Ich habe jetzt einen allerliebsten kleinen Balg, von dem ich mir Tag für Tag ein paar Stunden die Ohren vollschreien lasse! wenns mir nachgeht, so muß es’ ne zweitepoor Yorik
werden.
Françilla Adieu! – schreiben Sie mir sobald Sie können und glauben Sie, daß ich immer bin Ihr Sie verehrender und liebender
J P.Lyser
Dresden
Blochmanns Garten.
November(
)
SerapionstagWerther Herr Doctor! Vielgeliebter Meister Felix! Heut’ las ich wieder in der Leipziger guten alten Zeitung: was für hübsche Sachen Sie in den Gewandhaus-Concerten aufführen und da wurde mir recht curios ums Herz und ich dachte wieder recht lebhaft an Sie und was Sie wohl noch alles componiren würden; und weiter dacht’ ich warum denn nicht auch einmal Etwas von Dir?, (nemlich von mir Hans Peter Lyser) etwa eine Oper – warum nicht? wenn Du sie nur darnach machst – nemlich den Text. Summa summarum: Ich sende Ihnen hier einen Opernscizze, nemlich die Scizze zu einem OpernText und bitte Sie: das Ding zu lesen, d: h: wirklich mit Bedacht zu lesen, und wenn Sie finden: daß sich Etwas Componirbares daraus machen ließe und sie Lust hätten, es zu componiren, so möchten Sie mirs schreiben, dann würde ich aus der Scizze ein tüchtiges Opern-Gedicht machen. Was Sie mir dafür zahlen wollten stünde bei Ihnen. Da Sie wie ich vernommen, eine so hübsche Hoffnungsvolle junge Sängerin für Leipzig gewonnen haben, so käm’ Ihnen meine Pfote vielleicht eben recht. Als ich sie schrieb, dachte ich dabei an die Schröder-Devrient, aber die hatt es mit mir verschüttet für immer. Denken Sie sich! am vierten November wurde hier (zur 50jährigen Jubelfeier der Oper) der Don Giovanni aufgeführt; – Wie er noch voriges Jahr hier gegeben wurde, und d h gut, berichtete ich damals an Schumann, der 6 drucken ließ, Nun dacht’ ich: wie wirds jetzt ergehn, am Jubelabend!, – ich schraubte mir also meine stärksten Ohren an, wovon ich allemal den andern Tag die schrecklichsten Kopfschmerzen habe und wollte, meine Thaler in der Tasche, nach dem Comödienhause laufen, an der Kasse, wo mir der Hund von Cassierer die Thaler für einen schmutzigen Pappenstiel abnahm, und dann ins Parkett, ganz nah am Orchester. Die Ouvertüre ging gut, eben so die Introduction, aber schon im ersten Recitativ überschrie sich die Donna Anna, Devrient dermaßen, daß ich gleich dachte: das nimmt kein gutes Ende! und richtig! schon im Quartett war sie heiser und Rezitativ und Arie „Don Ottavio, son morta wurde mehr gesprochen als gesungen. Daß nun das Gebet im Finale „Protegga il giusto cielo il zele del mio cor” so wie ihr Part im Sextett (und somit beide Tonstücke) zu allen Teufeln fuhren, werden Sie begreifen, so wie: daß sie ihr letztes Recitativ nebst Arie – wodurch allein der Charakter der Donna Anne erklärt wird – weglies! denn so konnte sie dann im letzten Finale ihre paar Tacte nicht singen, weshalb dann die Oper zur 50 jährigen Jubelfeier mit dem Teufelslärm nach dem alten deutschen Schlendrian endete! – Morlachi war diesen Abend auch verrückt und tactirte wie betrunken, indem er alles nur so abhetzte! namentlich den zweiten Satz des „Laci darem la mano“ welches er allo assai nahm da sich doch in Mozarts Partitur zu frey die Verzweiflung ausdrücklich nur un poco allo (d i ein bischen Geschwinder, als das erste Tempo – (Andante –) mit dem Wechsel der Tactart: 6/8 aus 2/4) findet! eben so jagte er den ersten Satz des letzten Finales (Gia la mensa e preperata) – presto ab, statt ihn allo vivo (nicht einmal assai) zu nehmen. In meinem Leben bekommt mich jetzt kein Mensch wieder in den Don Juan so lange die Schröder die Anna giebt und Morlachi dirigiert!! – Meyerbeers Bruder der Astronom besuchte mich vor einigen Wochen und ließ mich durch den hiesigen Banquier Karl Kaskel bei sich einführen, er sagte mir allerlei Schönes über meine neuen Kunstnovellen und daß Meyerbeer sie sehr gelobt hätte, Endlich fragte er mich: „ob sie mir gut bezahlt worden wären?“ ich lachte und sagte: das wüßte ich nicht, denn ich verstünde das handeln nicht und die Verleger hieben mich wohl zu Zeiten übers Ohr – nachdem wir noch Einiges von seinem verstorbenen Bruder geredet hatten empfahl er sich und sagte: Meyerbeer würde wohl diesen Winter herkommen und dann soll ich ihn kennen lernen. Ehrlich gesagt: mir wurde nicht recht warm bei diesem Besuch, denn der Mann schien mir ein wenig bleiern übrigens sehr fein. Ich wollte Ihnen eine ganz kurzes Briefchen schreiben und habe 3 Seiten vollgeschmiert! Verzeihung deshalb. Was macht Schumann. Sein Carneval hab’ ich sehr rühmen hören, bis jetzt aber noch nicht selber zu Gesichte bekommen. Wo ist der Wiek Kapellmeister gewesen? ich las Lezthin davon, ich weiß nicht mehr in welchem Blatte. Also Hummel ist auch heimgegangen, dahin, wo es keine Mißtöne und keine Ohren mit verdammten Sordinen darauf (wie die meinigen) giebt, poor Yorik! „ – Ich habe jetzt einen allerliebsten kleinen Balg, von dem ich mir Tag für Tag ein paar Stunden die Ohren vollschreien lasse! wenns mir nachgeht, so muß es’ ne zweite Françilla werden. Adieu! – schreiben Sie mir sobald Sie können und glauben Sie, daß ich immer bin Ihr Sie verehrender und liebender J P. Lyser Dresden Addresse in Blochmanns Garten. den 14 November (Serapionstag) 1837
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-11-14-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-11-14-01" xml:id="title_e9ba3b09-0a4f-45ab-bf83-4830fb48b2aa">Johann Peter Lyser an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb> Dresden, 14. November 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_a1786398-8501-4655-9208-f7f4654daa7c">Heut’ las ich wieder in der Leipziger guten alten Zeitung: was für hübsche Sachen Sie in den Gewandhaus-Concerten aufführen und da wurde mir recht curios ums Herz und ich dachte wieder recht lebhaft an Sie</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_0fe069f9-8473-4b5a-a3c3-5b03f3a8208c">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor" xml:id="title_db51cc47-19ad-4061-98c5-69d476f2adf4">unbekannt</title> <title key="fmb-1838-01-06-03" type="successor" xml:id="title_d1464b6b-005c-450d-b94c-1d5733913339">Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Peter Lyser in Dresden; Leipzig, 6. Januar 1838</title> <author key="PSN0113012">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803-1870)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113012" resp="writer">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803-1870)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"> </name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_d8caa81a-0090-4de7-94e1-05a7b4117e22"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_5b3c741a-daae-4237-b9ec-114c60bf9c4f"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 32/109.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-11-14-01" type="letter" xml:id="title_83583b3f-fdac-4076-9cf8-1d21f4bf8955">Johann Peter Lyser an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Dresden, 14. November 1837</title> <incipit>Heut’ las ich wieder in der Leipziger guten alten Zeitung: was für hübsche Sachen Sie in den Gewandhaus-Concerten aufführen und da wurde mir recht curios ums Herz und ich dachte wieder recht lebhaft an Sie</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.</p> <handDesc hands="1"> <p>Johann Peter Lyser </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="textTemplate">Skizze eines Librettos zur Oper »Isola« von Johann Peter Lyser, frei nach der Erzählung »Der letzte Savello« des Freiherrn von Rumohr.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-11-14" xml:id="date_40d4608c-85fc-4088-9cd6-ea29168e9790">14. November 1837</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113012" resp="author" xml:id="persName_f66a3544-4d62-43b8-8c46-18d65c5664e1">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803-1870)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113012" resp="writer">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803–1870)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_72f57b78-0f0d-4bde-9bcc-ec6ea1429920"> <settlement key="STM0100142">Dresden</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_0bd10704-8d50-4015-a288-9d66f4f4bd8d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f93b0b75-df6a-475f-b928-f3999dca5124"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_dbf0af3e-204c-440e-8ade-af408a7c4af6"> <docAuthor key="PSN0113012" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_e8588c62-ce93-49d0-96b9-190b43ee732b">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803–1870)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113012" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_4da1c9ac-bfd9-4072-a1f9-896f9a5654e6">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803–1870)</docAuthor> <salute rend="left">Werther Herr Doctor!</salute> <salute rend="left">Vielgeliebter Meister <hi rend="latintype">Felix</hi>!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Heut’ las ich wieder in der <title xml:id="title_268897a5-7954-46fb-ab11-7e230a80143c">Leipziger guten alten Zeitung<name key="PSN0110112" style="hidden" type="author">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108283" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Musikalische Zeitung</name></title>: was für hübsche <unclear reason="covering" resp="UT">Sac</unclear>hen Sie in den <placeName xml:id="placeName_c6063214-6769-40e0-81e4-0aef9b8b7957">Gewandhaus-Concerten<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aufführen und da wurde mir recht curios ums Herz und ich dachte wieder recht lebhaft an Sie und was <unclear reason="covering" resp="UT">Sie</unclear> wohl noch alles componiren würden; und weiter dacht’ ich warum denn <unclear reason="covering" resp="UT">n</unclear>icht auch einmal Etwas von <hi rend="latintype">Dir</hi>?, (nemlich von <hi n="1" rend="underline">mir</hi> Hans Peter Lyser) e<unclear reason="covering" resp="UT">twa</unclear> eine Oper – warum nicht? wenn Du sie nur darnach machst – nemlich den Text.</p> <p>Summa summarum: Ich sende Ihnen hier einen Opernscizze,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_145deb57-23b6-4758-a574-b87b3a6a3e3a" xml:lang="de">Opernscizze – Skizze eines Librettos zur Oper »Isola« von Johann Peter Lyser, frei nach der Erzählung »Der letzte Savello« des Freiherrn von Rumohr. </note> nemlich die Scizze zu einem Opern<hi n="1" rend="underline">Text</hi> und bitte Sie: das Ding zu lesen, d: h: wirklich mit Bedacht zu lesen, und wenn Sie finden: daß sich Etwas Componirbares daraus machen ließe und sie Lust hätten, es zu componiren, so möchten Sie mirs schreiben, dann würde ich aus der Scizze ein tüchtiges <hi n="1" rend="underline">Opern-Gedicht</hi> machen.</p> <p>Was Sie mir dafür zahlen wollten stünde bei Ihnen.</p> <p>Da Sie wie ich vernommen, eine so hübsche Hoffnungsvolle <persName xml:id="persName_4f4491cc-6787-45de-88e2-5cc394a9d95d">junge Sängerin<name key="PSN0113621" style="hidden" type="person">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> für <placeName xml:id="placeName_3d29f803-5679-430d-ba73-4ea847016a34">Leipzig<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gewonnen haben, so käm’ Ihnen meine Pfote vielleicht eben recht. Als ich sie schrieb, dachte ich dabei an die <persName xml:id="persName_40ef56e4-58f1-41ad-949c-924a2c5a0b10">Schröder-Devrient<name key="PSN0114707" style="hidden" type="person">Schröder-Devrient, Wilhelmine Henriette Friederike Marie (1804-1860)</name></persName>, aber <hi n="1" rend="underline">die</hi> hatt es mit mir verschüttet für immer.</p> <p>Denken Sie sich! am <date cert="high" when="1837-11-04" xml:id="date_fa97e3a1-1a19-4ff1-9587-0a55490d098d">vierten November</date> wurde hier (zur 50jährigen Jubelfeier der Oper) der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_7f4bccc5-258f-4ca2-aea5-37eb93ae52bb">Don Giovanni<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name></title></hi> aufgeführt; – Wie er noch voriges Jahr hier gegeben wurde, und d h <hi n="1" rend="underline">gut</hi>, berichtete ich damals<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> an <persName xml:id="persName_7d78ea8b-9ed4-495e-b956-80b625306b09">Schumann<name key="PSN0114758" style="hidden" type="person">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name></persName>, der 6 drucken ließ, Nun dacht’ ich: wie wirds <hi n="1" rend="underline">jetzt</hi> ergehn, am Jubelabend!, – ich schraubte mir also meine stärksten Ohren an, wovon ich allemal den andern Tag die schrecklichsten Kopfschmerzen habe und wollte, meine Thaler in der Tasche, nach dem Comödienhause laufen, an <unclear reason="covering" resp="UT">der</unclear> Kasse, wo mir der Hund von Cassierer die Thaler für einen schmutzig<unclear reason="covering" resp="UT">en</unclear> Pappenstiel abnahm, und dann ins Parkett, ganz nah am Orchester. Die Ouvertüre ging gut, eben so die Introduction, aber schon im ersten Recitativ überschrie sich die Donna Anna,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5c0938f2-d0a4-42be-a05c-07fc1615c7c3" xml:lang="de">Donna Anna – Person aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Don Giovanni KV 527.</note> <persName xml:id="persName_d1e18ec3-fcfb-463a-b12b-03405b7d5ddf">Devrient<name key="PSN0114707" style="hidden" type="person">Schröder-Devrient, Wilhelmine Henriette Friederike Marie (1804-1860)</name></persName> dermaßen, daß ich gleich dachte: das nimmt kein gutes Ende! und richtig! schon im Quartett war sie heiser und Rezitativ und Arie „<hi rend="latintype">Don Ottavio, son</hi> <unclear reason="covering" resp="UT">morta</unclear> wurde mehr gesprochen als gesungen. Daß nun das Gebet im Finale „<hi rend="latintype">Protegga il giusto cielo il zele del mio cor</hi>” so wie ihr Part im Sextett (und somit beide Tonstücke) zu allen Teufeln fuhren, werden Sie begreifen, so wie: daß sie ihr letztes Recitativ nebst Arie – wodurch allein der Charakter der <hi rend="latintype">Donna Anne</hi> erklärt wird – <hi n="1" rend="underline">weglies</hi>! denn so konnte sie dann im letzten Finale ihre paar Tacte nicht singen, weshalb dann die Oper zur 50 jährigen Jubelfeier mit dem Teufelslärm nach dem alten deutschen Schlendrian endete! – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_81dec07f-5946-430c-a494-87d4cc990c96">Morlachi<name key="PSN0113429" style="hidden" type="person">Morlacchi, Francesco Giuseppe Baldassarre (1784-1841)</name></persName></hi> war diesen Abend auch verrückt und tactirte wie betrunken, indem er alles nur so abhetzte! namentlich den zweiten Satz des „<hi rend="latintype">Laci darem la mano</hi>“ wel<unclear reason="covering" resp="UT">ches</unclear> er <hi rend="latintype">allo assai</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_176a4095-c298-4a24-a146-ae15b658c879" xml:lang="it ">allo assai – allegro assai, ital., sehr rasch und hurtig.</note> nahm da sich doch in Mozarts Partitur zu frey die Verzweiflung ausdrücklich nur <hi rend="latintype">un poco all<hi rend="superscript">o</hi></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b4df5389-9970-4373-863c-272d0077db2f" xml:lang="it ">un poco allo – un poco allegro, ital., ein wenig schnell.</note> (d i ein bischen Geschwinder, als das erste Tempo – (Andante –)<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_04289cb9-d8d0-4955-9388-74d0ee2c9810" xml:lang="it ">Andante – ital., gehend, schreitend, ruhig.</note> mit dem Wechsel der Tactart: 6/8 aus 2/4) findet! eben so jagte er den ersten Satz des letzten Finales (<hi rend="latintype">Gia la mensa e preperata</hi>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e74d93f0-e63f-4e6c-849b-8fece7c7de3a" xml:lang="it ">Gia la mensa e preperata – ital., das Mittagessen ist bereits vorbereitet.</note> – <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">presto</hi></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5511c5e6-d766-4713-9838-ea5653df1d18" xml:lang="it ">presto – ital., sehr schnell.</note> ab, statt ihn <hi rend="latintype">allo <hi n="1" rend="underline">vivo</hi></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8c430346-e668-46fd-9fad-6389b7b81eb0" xml:lang="it ">allo vivo – allego vivo, ital., schnell lebhaft.</note> (nicht einmal <hi rend="latintype">assai</hi>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e1a6a3f8-fde1-47e8-9475-5acc0319aaad" xml:lang="it ">assai – ital., sehr.</note> zu nehmen. In meinem Leben bek<unclear reason="covering" resp="UT">ommt</unclear> mich jetzt kein Mensch wieder in den Don Juan so lange die Schröder die Anna giebt und <hi rend="latintype">Morlachi</hi> dirigiert!! – </p> <p><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_619b663c-303d-4f02-aae7-e92ccd01788c">Meyerbeers<name key="PSN0113318" style="hidden" type="person">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName></hi> <persName xml:id="persName_ed3b6539-e027-4e0f-af30-22b8b8b363c4">Bruder<name key="PSN0116163" style="hidden" type="person">Beer, Wilhelm (bis 1818: Wolff) (1797-1850)</name></persName> <add place="above">der Astronom<name key="PSN0113012" resp="writers_hand" style="hidden">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803–1870)</name></add> besuchte mich vor einigen Wochen und ließ mich durch den hiesigen Banquier <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6a32a1ab-5599-4812-8e9f-3cf96c9b4276">Karl Kaskel<name key="PSN0112321" style="hidden" type="person">Kaskel, Michael Ernst Carl (seit 1867) Freiherr von (?-1874)</name></persName></hi> bei sich einführen, er sagte mir allerlei Schönes über meine <title xml:id="title_a02ea94d-c082-491b-8f18-55544b128192">neuen Kunstnovellen<name key="PSN0113012" style="hidden" type="author">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803–1870)</name><name key="CRT0111827" style="hidden" type="literature">Neue Kunstnovellen</name></title> und daß Meyerbeer sie sehr gelobt hätte, Endlich fragte er mich: „ob sie mir gut bezahlt worden wären?“ ich lachte und sagte: das wüßte ich nicht, denn ich verstünde das handeln nicht und die Verleger hieben mich wohl zu Zeiten übers Ohr – nachdem wir noch Einiges von seinem verstorbenen Bruder geredet hatten empfahl er sich und sagte: Meyerbeer würde wohl diesen Winter herkommen und dann soll ich ihn kennen lernen. Ehrlich gesagt: mir wurde nicht recht <hi n="1" rend="underline">warm</hi> bei diesem Besuch, denn der Mann <add place="above">schien<name key="PSN0113012" resp="writers_hand" style="hidden">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803–1870)</name></add> mir ein wenig <hi n="1" rend="underline">bleiern</hi> übrigens <hi n="1" rend="underline">sehr</hi> fein.</p> <p>Ich wollte Ihnen eine ganz kurzes Briefchen schreiben und habe 3 Seiten vollgeschmiert! Verzeihung deshalb.</p> <p>Was macht Schumann. Sein <title xml:id="title_85faaea1-eeef-4f41-9780-572d62ecd8e3">Carneval<name key="PSN0114758" style="hidden" type="author">Schumann, Robert Alexander (1810–1856)</name><name key="CRT0111829" style="hidden" type="music">Carnaval op. 9</name></title> hab’ ich sehr rühmen hören, bis jetzt aber noch nicht selber zu Gesichte bekommen. Wo ist der <hi n="1" rend="underline">Wiek</hi> Kapellmeister gewesen?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c7cf4ec2-a60e-4865-b3cc-4b05aa26a371" xml:lang="de">Wo ist der Wiek Kapellmeister gewesen – Friedrich Wieck war niemals Kapellmeister. </note> ich las Lezthin davon, ich weiß nicht mehr in welchem Blatte. Also <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4ed6713b-5671-4599-8ac9-708675492b0a">Hummel<name key="PSN0112147" style="hidden" type="person">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name></persName></hi> ist auch heimgegangen, <add place="above">dahin,<name key="PSN0113012" resp="writers_hand" style="hidden">Lyser, Johann Peter (eigtl. Ludwig Peter August Burmeister) (1803–1870)</name></add> wo es keine Mißtöne und keine Ohren mit verdammten Sordinen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ce09897f-6a2c-4154-8426-523ef6badd06" xml:lang="de">Sordinen – Eine Sordine ist ein Dämpfer für ein Musikinstrument, um die Klangfarbe oder auch die Lautstärke desselben zu verändern. </note> darauf (wie die meinigen) giebt, <hi rend="latintype"><title xml:id="title_d9e20d7b-c8f5-4881-8e1e-3cb34748d4e5">poor Yorik<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name></title></hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5049a8f9-078e-403f-93f2-eb2adb5347f5" xml:lang="de">poor Yorik! – William Shakespeare, Hamlet, fünfter Akt, erste Szene: »Alas, poor Yorick!«</note> „ – Ich habe jetzt einen allerliebsten kleinen Balg, von dem ich mir Tag für Tag ein paar Stunden die Ohren vollschreien lasse! wenns mir nachgeht, so muß es’ ne zweite <hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_594e7b8e-b4ca-40e3-b9b9-52759e1ca4a2">Françilla<name key="PSN0113893" style="hidden" type="person">Pixis, Francilla (eigtl. Franziska Helma Göhringer) (1816-1904)</name></persName></hi></hi> werden.</p> <closer rend="left"><hi rend="latintype">Adieu</hi>! – schreiben Sie mir sobald Sie können und glauben Sie, daß ich immer bin Ihr Sie verehrender und liebender </closer> <signed rend="right"><hi rend="latintype">J P.Lyser</hi></signed> <dateline rend="left"><hi rend="latintype">Dresden</hi></dateline> </div> <div type="sender_address" xml:id="div_ca18d4f4-b902-4f4d-bc58-4135e84910e2"> <p style="paragraph_left"> <address> <addrLine>Addresse in <hi rend="latintype">Blochmanns Garten</hi>.</addrLine> </address> </p> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_e6d08e35-f487-47d9-94ff-3982d7d233a6"> <dateline rend="left"> den <date cert="high" when="1837-11-14" xml:id="date_0331cf66-95f1-43b5-8392-495188cd79fb">14 <hi rend="latintype">November</hi> (<hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Serapionstag</hi></hi>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8969169a-1b88-4532-bea6-d8fb19cd815d" xml:lang="de">Serapionstag – Serapion, geboren um 195 in Makedonien, war ein christlicher Märtyrer und Heiliger.</note> <date cert="high" when="1837-11-14" xml:id="date_9849813e-bc78-4f0a-a835-a92085f89a63">1837</date></date></dateline> </div> </body> </text></TEI>