gb-1837-10-31-01
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Frankfurt a. M., 31. Oktober 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [FRANKFURT / 1. / NOV. / 1837 / 10-11],Siegel. Auf den Briefrändern von S. 1-4 ist ein Brief Elisabeth Jeanrenauds an Cécile Mendelssohn Bartholdy in französischer Sprache geschrieben.
Elisabeth Jeanrenaud
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Monsieur
Felix Mendelssohn Bartholdy
a
Leipzig
Da ich weis, Cécile, und das werden Sie gewiß nicht misdeuten, wenn ich hinzufüge, daß ich Sie besorgter für ihr Wohl und ihre Gesundheit glaube als sie es selbst ist. Die Beängstigungen von welchen sie spricht, sind eine, in ihrem Zustand sehr häufige und bei
lotionzu erhalten, und dadurch dem Übel zuvorzukommen wird, fürchte ich, bei dem unruhigem Leben, wo die Besuche schon bei dem Frühstück erscheinen, nicht in Anwendung gebracht.
Cécilewird jetzt und besonders bei ihrer Entbindung, weit mehr leiden müßen, wenn Sie sich nicht regelmäßig jeden Tag, Bewegung in freier Lufft macht. Das wollte ich Ihnen nun recht ans Herz legen, lieber Felix, und Sie bitten darauf zu halten; können Sie sie nicht begleiten; sonst ist
Cécilejetzt in dem siebenten Monath, welches der schwierigste ist und da wollte ich Sie recht sehr bitten Ihrer freundlichen Natur
r
bei, welcher als Heilmittel für Körper und Geist jeden Tag, wenigstens eine Stunde Einsamkeit und Ruhe empfielt. Sie werden sich vor der Zeit aufreiben, wenn das so fort geht und es kommt doch auch dabei viel darauf an, auf welchen Fuß man sich gleich Anfangs setzt. Niemand wird es auffallen wenn Sie keine Besuche vor 11 Uhr annehmen; oder könnten Sie so wenig angenehm es auch ist, nicht lieber in Ihrem Schlafzimmer frühstücken um nicht beide gleich Morgens so überrumpelt zu werden. Glauben Sie mir lieber Felix, nichts ist ermüdender und solltePássavant
Cécilezur Ader laßen, so muß sie einige Tage
ganz ohne Besucheund ruhig bleiben, sonst könnte es ihr eher schaden als nützen. Wenn sie einmahl eine ordentliche Haushaltung und Kinder hat, so
energischePerson ist, so kann ich Ihnen das nicht verargen, allein es hilft doch nichts, jetzt kommt noch ein Hauptpunckt. Wollen Sie denn wirklich die neue, und unserer Meinung nach ungesunde Wohnung, noch diesen Winter beziehen? in dem sogenannten Lernzimmer bei uns, wo doch nur eine neue Wand gezogen ward, die anscheinend so trocken als möglich war, hat man die Kupferstiche schon zweimahl wieder abhängen müßen, weil die Feuchtigkeit die Sachen ganz verzogen hatte und kennen Sie denn das Altdeutsche Sprichwort, daß man das erste Jahr sein neues Haus von seinem Feind, das zweite von seinem Freund sollte bewohnen laßen, und erst das dritte sellbst hinein ziehen sollte, nicht? An
Cécilehabe ich deswegen, und auf Anrathen aller welche sich für Sie beide interessiren, ganze Episteln geschrieben, allein sie antwortet mir gar nicht darauf, nur in ihrem letzten Brief sagt sie etwas, dem Einziehen, ähnliches. Dieser Brief war eigentlich der erste welchem man wirklich diesen Nahmen beilegen konnte,
Cécilescheint so sehr glücklich über die Bekanntschafft Ihrer
Cécileein wenich lieb gewonnen hat. Was dencken Sie daß ich ganz ohne mich zu
rechtfertigenüber die
lange, langweiligePredigt endige und Sie nur bitte mir am Rand auch einige Zeilen an
Cécilezu erlauben. Sie müßen wißen, lieber Felix, daß man sich allerhand heraus nimmt, wenn man die Aussicht hat bald Großmama zu werden und daran ist doch am Ende niemand als Sie sell[bst] Schuld, warum haben Sie sich so geeilt, Sie unge[horsamer] Sohn, den doch niemand lieber hat, als
mamanE.J.
Ff den 31ten October. Da ich weis, lieber Felix, wie sehr beschäfftigt Sie sind, wäre es nicht recht Sie ohne wichtige Gründe, schon wieder mit einem Brief zu plagen allein ich wende mich heute mit mehr Vertrauen an Sie als an Cécile, und das werden Sie gewiß nicht misdeuten, wenn ich hinzufüge, daß ich Sie besorgter für ihr Wohl und ihre Gesundheit glaube als sie es selbst ist. Die Beängstigungen von welchen sie spricht, sind eine, in ihrem Zustand sehr häufige und bei ängstliche Erscheinung, allein das beste Mittel das Blut in einer lotion zu erhalten, und dadurch dem Übel zuvorzukommen wird, fürchte ich, bei dem unruhigem Leben, wo die Besuche schon bei dem Frühstück erscheinen, nicht in Anwendung gebracht. Cécile wird jetzt und besonders bei ihrer Entbindung, weit mehr leiden müßen, wenn Sie sich nicht regelmäßig jeden Tag, Bewegung in freier Lufft macht. Das wollte ich Ihnen nun recht ans Herz legen, lieber Felix, und Sie bitten darauf zu halten; können Sie sie nicht begleiten; sonst ist Julie Schunck vielleicht so gut es zu thun, oder es giebt in der Nähe einfache Wege, auf denen sie wohl allein gehen könnte. Denn wißen Sie daß Cécile jetzt in dem siebenten Monath, welches der schwierigste ist und da wollte ich Sie recht sehr bitten Ihrer freundlichen Natur einigen Zwang aufzuerlegen und wenige Freunde und Besuche zu empfangen, wenn Sie die Gesundheit Ihrer Frau vorschützen, ist das gewiß kein leerer Vorwand, denn sie kann sie jetzt für immer befestigen oder verlieren. Meine Cousine kam mit ihrem ersten Kind mit sieben Monathen in die Wochen, und verlor nach einander vier Kinder, die alle zu früh kamen. Ich meine auch für Ihre, schon an und für sich sellbst aufregenden Beschäfftigungen, kann dies Leben nicht gut sein, und ich pflichte darein ganz dem Dr Pássavant bei, welcher als Heilmittel für Körper und Geist jeden Tag, wenigstens eine Stunde Einsamkeit und Ruhe empfielt. Sie werden sich vor der Zeit aufreiben, wenn das so fort geht und es kommt doch auch dabei viel darauf an, auf welchen Fuß man sich gleich Anfangs setzt. Niemand wird es auffallen wenn Sie keine Besuche vor 11 Uhr annehmen; oder könnten Sie so wenig angenehm es auch ist, nicht lieber in Ihrem Schlafzimmer frühstücken um nicht beide gleich Morgens so überrumpelt zu werden. Glauben Sie mir lieber Felix, nichts ist ermüdender und sollte Cécile zur Ader laßen, so muß sie einige Tage ganz ohne Besuche und ruhig bleiben, sonst könnte es ihr eher schaden als nützen. Wenn sie einmahl eine ordentliche Haushaltung und Kinder hat, so kann das ohne dies nicht so gehen; ich hatte als meine Kinder noch klein waren, all meinen Freundinnen ganz ehrlich gesagt, mich nie Morgens zu besuchen und niemand hat es übel genommen. Wenn Sie nun innerlich ungeduldig werden und dencken, was doch meine Schwiegermutter eine energische Person ist, so kann ich Ihnen das nicht verargen, allein es hilft doch nichts, jetzt kommt noch ein Hauptpunckt. Wollen Sie denn wirklich die neue, und unserer Meinung nach ungesunde Wohnung, noch diesen Winter beziehen? in dem sogenannten Lernzimmer bei uns, wo doch nur eine neue Wand gezogen ward, die anscheinend so trocken als möglich war, hat man die Kupferstiche schon zweimahl wieder abhängen müßen, weil die Feuchtigkeit die Sachen ganz verzogen hatte und kennen Sie denn das Altdeutsche Sprichwort, daß man das erste Jahr sein neues Haus von seinem Feind, das zweite von seinem Freund sollte bewohnen laßen, und erst das dritte sellbst hinein ziehen sollte, nicht? An Cécile habe ich deswegen, und auf Anrathen aller welche sich für Sie beide interessiren, ganze Episteln geschrieben, allein sie antwortet mir gar nicht darauf, nur in ihrem letzten Brief sagt sie etwas, dem Einziehen, ähnliches. Dieser Brief war eigentlich der erste welchem man wirklich diesen Nahmen beilegen konnte, und er erfreute mich doppelt, da ich ihn so lange vergebens erwartet hatte. Cécile scheint so sehr glücklich über die Bekanntschafft Ihrer Schwester und entwirft mir ein höchst liebenswürdiges Bild von ihr; das hatte ich zwar gar anders erwartet, wenn sie aber auch nur meine Cécile ein wenich lieb gewonnen hat. Was dencken Sie daß ich ganz ohne mich zu rechtfertigen über die lange, langweilige Predigt endige und Sie nur bitte mir am Rand auch einige Zeilen an Cécile zu erlauben. Sie müßen wißen, lieber Felix, daß man sich allerhand heraus nimmt, wenn man die Aussicht hat bald Großmama zu werden und daran ist doch am Ende niemand als Sie sellbst Schuld, warum haben Sie sich so geeilt, Sie ungehorsamer Sohn, den doch niemand lieber hat, als seine alte maman E. J.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-10-31" xml:id="date_85a712f0-864d-4088-be56-21c84fcb17ce">31. 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