gb-1837-10-18-01
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Köln, 18. Oktober 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [COELN 7-8 / 18 / 10], Siegel.
Jacob Bel
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Dr
Felix Mendelssohn
Bartholdy
Leipzig
Vor wenig Tagen hat eine General-Versammlung ein ComitéDirigenten seyn, und meine Sache erscheint es, da deren Ausfall nicht zu bezweifeln, vorläufig anzufragen, was Sie auf einen offiziellen Antrag erwidern würden; denn von dem Resultat eines solchen Schrittes müßen wir sicher sein, ehe wir ihn thun können. – Antworten Sie mir, bitte, baldigst, und rechnen Sie darauf, daß ich von Ihrem Briefe eben so wenig Gebrauch machen werde, als ich Sie ersuche, über Gegenwärtiges zu Niemanden, am wenigsten meinen diesseitigen Collegen oder Verkenius Kenntniß zu geben.
Natürlich würde mir jede gleichzeitig vorläufige Mittheilung über in Vorschlag zu bringende Stücke, so wie Solisten, u. –innen erfreulich sein, insofern Sie dazu Muße finden können. Ich meinestheils habe an den Messias oder den
vonJoseph
tTag und die Solisten aber, aufrichtig gestanden, noch gar nicht. – In Bezug auf die AusführungsKräfte würden wir so ziemlich auf dieselben vom Jahr 35 rechnen können,
inclusiveOrgel. Was alles für den
Messiasspricht, wißen Sie wohl viel beßer als ich,
darwiderist der Umstand, daß er einmal in
Joseph spricht der Reiz der Musik, auch scheint mir das Werk, so wie ich es nach den mir vorliegenden verstümmelten BerlinRecitative sind vielleicht etwas lang, nicht für mich aber den Publikus der bekanntlich ein ungeheurer Esel ist.
Oder wissen Sie andere Vorschläge? Vielleicht
Bach’sPassion
Oratorium
wenn Sie
dann ein Andres wüßten, in die Brüche, denn am 2
tTag will der Obige mehr Abwechselung und ist ihm leicht etwas zu gut, – darauf aber würde ich meinestheils ungern verzichten, besonder
Messiassein könnte. –
Für den 2t Tag fällt mir nun eben immer eine
Beethove
Simph.
geltend zu machen.Comité
Schirmer hat mich auf der Hin- und Herreise verfehlt, er ist seit wenig Tagen in
Aug.
vonJosephine Flemming
, und da besteht dann das Leben seit jenem Tag in einem gegenseitigen Hin- und Herreisen, was den Winter über so fortdauern wird, um im Frühjahr einer stabilen Ehestandsgeschichte Platz zu machen. –Geilenkirchen
Ich hatte einen Londner Freund gebeten, Sie davon in Kenntniß zu setzen, während Sie dort waren, der war aber, wie ich später erfuhr, gerade in Italien und konnte es Ihnen also nicht gut sagen. –
Ich habe in Geilenkirchen, wo das ganze Haus Musik treibt und meine Braut Alt, sogar sehr alt, singt, d.h. tief; von älterer Kirchenmusik Mehreres, und besonders (in Paris erschienen) ein und
Marcello
Recensionenden ersten
Beethovenschen Compositionen, (in den frischsten Nummern der
)Leipziger musikal. Zeitung
Curiosagefunden, von denen ich jene gehört, mich von Ihrer Schönheit aber nie persönlich überzeugt hatte –
Jb. Bel
Die Meinigen, Nacken,
und sehr viele noch sonst trügen mir die herzlichsten Grüße auf, wenn sie nur wüßten, daß ich Ihnen schreibe.Steinberger
Cöln 18 Oct. 1837. Verehrtester! Vor wenig Tagen hat eine General-Versammlung ein Musikfest Comité für 1838 gewählt, welches aus den Leuten v. 1835 besteht, – und daß diese die alten Gesinnungen und Ansichten berührt haben, versteht sich. – Die erste Frage wird nun die der Wahl eines Dirigenten seyn, und meine Sache erscheint es, da deren Ausfall nicht zu bezweifeln, vorläufig anzufragen, was Sie auf einen offiziellen Antrag erwidern würden; denn von dem Resultat eines solchen Schrittes müßen wir sicher sein, ehe wir ihn thun können. – Antworten Sie mir, bitte, baldigst, und rechnen Sie darauf, daß ich von Ihrem Briefe eben so wenig Gebrauch machen werde, als ich Sie ersuche, über Gegenwärtiges zu Niemanden, am wenigsten meinen diesseitigen Collegen oder Verkenius Kenntniß zu geben. Natürlich würde mir jede gleichzeitig vorläufige Mittheilung über in Vorschlag zu bringende Stücke, so wie Solisten, u. –innen erfreulich sein, insofern Sie dazu Muße finden können. Ich meinestheils habe an den Messias oder den Joseph von Händel für den ersten Tag gedacht, an den 2t Tag und die Solisten aber, aufrichtig gestanden, noch gar nicht. – In Bezug auf die AusführungsKräfte würden wir so ziemlich auf dieselben vom Jahr 35 rechnen können, inclusive Orgel. Was alles für den Messias spricht, wißen Sie wohl viel beßer als ich, darwider ist der Umstand, daß er einmal in Elberfeld auf dem Musikfest gemacht worden. Eine Einwendung, die vielleicht vor der Bemerkung schwer wiegt, daß dieß sehr lange Jahre her ist, und in eine Zeit fiel, in der das Musikfest Institut den jetzigen Standpunkt bis weilen noch nicht erreicht hatte. Daß die Aufführung ohne Orgel Statt hatte versteht sich. – Für Joseph spricht der Reiz der Musik, auch scheint mir das Werk, so wie ich es nach den mir vorliegenden verstümmelten Berliner Klavir-Auszug zu beurtheilen vermag, zu einer derartigen Aufführung durchaus geeignet. Die Recitative sind vielleicht etwas lang, nicht für mich aber den Publikus der bekanntlich ein ungeheurer Esel ist. Oder wissen Sie andere Vorschläge? Vielleicht Bach’s Passion? Dann fiele eben das Händelsche Oratorium selbst wenn Sie nicht dann ein Andres wüßten, in die Brüche, denn am 2t Tag will der Obige mehr Abwechselung und ist ihm leicht etwas zu gut, – darauf aber würde ich meinestheils ungern verzichten, besonders wenn es der Messias sein könnte. – Für den 2t Tag fällt mir nun eben immer eine Beethoven-Simph. ein, ohne daß ich sie wüßte, welche sonst aber, namentlich von Gesangstücken, nichts; um so erfreulicher würde es erscheinen, wenn Sie mich in Stand setzen wollten, Ihre vorläufigen Vorschläge später dem Comité geltend zu machen. Schirmer hat mich auf der Hin- und Herreise verfehlt, er ist seit wenig Tagen in Ddf zurück, und kam an einem Tage hierdurch wo ich gerade in Gelsenkirchen war, dann fällt mir eben ein, daß ich Bräutigam bin, für den und Ihnen das für den Fall wohl mitteilen könnte, daß Sie so gütig wären, sich dafür zu interessiren, resp. mit mir zu freuen. – Bitte, thun Sie das, denn ich bin (ohne Spaß) seit dem 31 Aug. verlobt und verliebt bis über die Ohren, und das mit und in Josephine Flemming von Geilenkirchen, und da besteht dann das Leben seit jenem Tag in einem gegenseitigen Hin- und Herreisen, was den Winter über so fortdauern wird, um im Frühjahr einer stabilen Ehestandsgeschichte Platz zu machen. – Ich hatte einen Londner Freund gebeten, Sie davon in Kenntniß zu setzen, während Sie dort waren, der war aber, wie ich später erfuhr, gerade in Italien und konnte es Ihnen also nicht gut sagen. – Ich habe in Geilenkirchen, wo das ganze Haus Musik treibt und meine Braut Alt, sogar sehr alt, singt, d. h. tief; von älterer Kirchenmusik Mehreres, und besonders (in Paris erschienen) ein und mehrstimmige Psalme v. Marcello von höchster Schönheit kennen gelernt, und in der Person von Recensionen den ersten Beethovenschen Compositionen, (in den frischsten Nummern der Leipziger musikal. Zeitung) Curiosa gefunden, von denen ich jene gehört, mich von Ihrer Schönheit aber nie persönlich überzeugt hatte – Rufen Sie mich in das freundliche Gedenken Ihrer Frau Gemahlin zurück, leben Sie wohl, antworten Sie bald, und halten Sie mich allzeit für Ihren aufrichtig ergebenen Jb. Bel Die Meinigen, Nacken, Steinberger und sehr viele noch sonst trügen mir die herzlichsten Grüße auf, wenn sie nur wüßten, daß ich Ihnen schreibe.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-10-18" xml:id="date_0299ef2b-3408-4556-9f0b-0485bddc1010">18. 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Siehe dazu zusammenfassend Joseph Esser, Felix Mendelssohn-Bartholdy und die Rheinlande, Bonn 1923, S. 46 ff., und Großmann-Vendrey, Musik der Vergangenheit, S. 89 ff. </note> seyn, und meine Sache erscheint es, da deren Ausfall nicht zu bezweifeln, vorläufig anzufragen, was Sie auf einen offiziellen Antrag erwidern würden; denn von dem Resultat eines solchen Schrittes müßen wir sicher sein, ehe wir ihn thun können. – Antworten Sie mir, bitte, baldigst, und rechnen Sie darauf, daß ich von Ihrem Briefe eben so wenig Gebrauch machen werde, als ich Sie ersuche, über Gegenwärtiges zu <hi n="1" rend="underline">Niemanden</hi>, am wenigsten meinen diesseitigen <hi rend="latintype">Collegen</hi> oder <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_33eb60a2-5621-44c3-8b8f-9d6b47b73e51">Verkenius<name key="PSN0115488" style="hidden" type="person">Verkenius, Erich Heinrich Wilhelm (1776-1841)</name></persName></hi> Kenntniß zu geben.</p> <p>Natürlich würde mir jede gleichzeitig vorläufige Mittheilung über in Vorschlag zu bringende Stücke, so wie Solisten, u. –innen erfreulich sein, insofern Sie dazu Muße finden können. 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Daß die Aufführung oh<unclear reason="covering" resp="UT">ne</unclear> Orgel Statt hatte versteht sich. – Für <hi rend="latintype">Joseph</hi> spricht der Reiz der Musik, auch scheint mir das Werk, so wie ich es nach den mir vorliegenden verstümmelten Berlin<unclear reason="covering" resp="UT">er</unclear> Klavir-Auszug zu beurtheilen vermag, zu einer derartigen Aufführung durchaus geeignet. Die <hi rend="latintype">Recitative</hi> sind vielleicht etwas lang, nicht für mich aber den Publikus der bekanntlich ein ungeheurer Esel ist.</p> <p> Oder wissen Sie andere Vorschläge? Vielleicht <title xml:id="title_7d9462d8-e296-4a7a-adae-eeb565a944c1"><hi rend="latintype">Bach’s</hi> Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title>? Dann fiele eben das Händelsche <hi rend="latintype">Oratorium</hi> <add place="above">selbst<name key="PSN0109782" resp="writers_hand" style="hidden">Bel, Jacob (1810–1885)</name></add> <hi n="1" rend="underline">wenn Sie</hi> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c7123bb6-c73c-4a50-a847-5aa87486d4cb">nicht</del> <hi n="1" rend="underline">dann ein Andres wüßten</hi>, in die Brüche, denn am 2<hi rend="superscript">t</hi> Tag will der Obige mehr Abwechselung und ist ihm leicht etwas zu gut, – darauf aber würde ich meinestheils ungern verzichten, besonder<unclear reason="covering" resp="UT">s</unclear> wenn es der <hi rend="latintype">Messias</hi> sein könnte. –</p> <p>Für den 2<hi rend="superscript">t</hi> Tag fällt mir nun eben immer eine <title xml:id="title_12cfde61-bc1f-43bb-a7ed-8bcfbf552e46"><hi rend="latintype">Beethove</hi><unclear reason="covering" resp="UT">n-</unclear><hi rend="latintype">Simph</hi>.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108061" style="hidden" type="music">Sinfonien</name></title> ein, ohne daß ich sie wüßte, welche sonst aber, namentlich von Gesangstücken, nichts; um so erfreulicher würde es erscheinen, wenn Sie mich in Stand setzen wollten, Ihre vorläufigen Vorschläge später dem <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_e5721fab-1288-450d-b47e-fc19986edaa9">Comité<name key="NST0100549" style="hidden" subtype="Komitee" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> geltend zu machen.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_015c5ac9-ee7f-4f26-a2dc-c39666012c36">Schirmer<name key="PSN0114557" style="hidden" type="person">Schirmer, Johann Wilhelm (1807-1863)</name></persName></hi> hat mich auf der Hin- und Herreise verfehlt, er ist seit wenig Tagen in <placeName xml:id="placeName_8b5db593-8d80-4021-ae4f-cc20cb9e6a17">Ddf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zurück, und kam an einem Tage hierdurch wo ich gerade in <placeName xml:id="placeName_9ffa79a0-2e55-442a-a066-e1f7364e1733">Gelsenkirchen<settlement key="STM0104579" style="hidden" type="locality">Gelsenkirchen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> war, dann fällt mir eben ein, daß ich Bräutigam bin, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_606f2600-c4e2-4b80-8564-178ebb7d2844">für den</del> und Ihnen das für den Fall wohl mitteilen könnte, d<unclear reason="covering" resp="UT">aß</unclear> Sie so gütig wären, sich dafür zu interessiren, resp. mi<unclear reason="covering" resp="UT">t</unclear> mir zu freuen. – Bitte, thun Sie das, denn ich bin<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> (ohne Spaß) seit dem <date cert="high" when="1837-08-31" xml:id="date_21f3b551-a18a-4e8c-987b-2fb433d7441e">31 <hi rend="latintype">Aug</hi>.</date> verlobt und verliebt bis über die Ohren, und das mit und in <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2ed4c66f-a690-4b34-a05d-bc6163c65406">Josephine Flemming<name key="PSN0111079" style="hidden" type="person">Flemming, Josephine (1820-1895)</name></persName></hi> von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_d7bdd25d-9dd8-4e83-b744-89d740ad7094">Geilenkirchen<settlement key="STM0103868" style="hidden" type="locality">Geilenkirchen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, und da besteht dann das Leben seit jenem Tag in einem gegenseitigen Hin- und Herreisen, was den Winter über so fortdauern wird, um im Frühjahr einer stabilen Ehestandsgeschichte Platz zu machen. –</p> <p>Ich hatte einen <hi rend="latintype">Londner</hi> Freund gebeten, Sie davon in Kenntniß zu setzen, während Sie dort waren, der war aber, wie ich später erfuhr, gerade in Italien und konnte es Ihnen also nicht gut sagen. –</p> <p>Ich habe in <hi rend="latintype">Geilenkirchen</hi>, wo das ganze Haus Musik treibt und meine Braut Alt, sogar sehr alt, singt, d.h. tief; von älterer Kirchenmusik Mehreres, und besonders (in Paris erschienen) ein und <title xml:id="title_fb7fe710-f1ad-4dbf-a5cf-3e4cfe959b7d">mehrstimmige Psalme v. <hi rend="latintype">Marcello</hi><name key="PSN0113061" style="hidden" type="author">Marcello, Benedetto (1686–1739)</name><name key="CRT0109884" style="hidden" type="music">Psalmen</name></title> von höchster Schönheit kennen gelernt, und in der Person von <hi rend="latintype">Recensionen</hi> den ersten <hi rend="latintype">Beethoven</hi>schen Compositionen, (in den frischsten Nummern der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b16c7fcc-6326-478f-8a95-0c4cd3439316">Leipziger musikal. Zeitung<name key="PSN0110112" style="hidden" type="author">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108283" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Musikalische Zeitung</name></title></hi>) <hi rend="latintype">Curiosa</hi> gefunden, von denen ich jene gehört, mich von Ihrer Schönheit aber nie persönlich überzeugt hatte –</p> <closer rend="left">Rufen Sie mich in das freundliche Gedenken Ihrer Frau <persName xml:id="persName_a2a260d6-c8e6-47dd-9d9b-9ec5ccf6cc7a">Gemahlin<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> zurück, leben Sie wohl, antworten Sie bald, und halten Sie mich allzeit für Ihren aufrichtig ergebenen</closer> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Jb. Bel</hi></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_ce2ff8e4-ffa7-4291-8f7d-308a78abf0a8"> <docAuthor key="PSN0109782" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_883ce177-7916-41fe-8d12-b81fbefc17bd">Bel, Jacob (1810–1885)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0109782" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_5c2f57b4-b464-4fd5-8009-5c8702215163">Bel, Jacob (1810–1885)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Die Meinigen, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6105546c-e5de-4315-9ebe-b02d05054396">Nacken<name key="PSN0113533" style="hidden" type="person">Nacken, Julius (1809-1867)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8b521a9b-b8d8-4b5c-9d22-9490be2a4957">Steinberger<name key="PSN0115097" style="hidden" type="person">Steinberger, Johann Friedrich (Fritz) Hubert (1809-1884)</name></persName></hi> und sehr viele noch sonst trügen mir die herzlichsten Grüße auf, wenn sie nur wüßten, daß ich Ihnen schreibe.</p> </div> </body> </text></TEI>