gb-1837-10-03-01
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London, 3. Oktober 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BREMEN / F.T ? O.P.A. / 7. Oct.], [?], Siegel.
Carl Klingemann
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
D
rF. Mendelssohn-Bartholdy.
LeipzigHier ist das Lebenszeichen – wies auch werde!
Wenns Dich nur recht frisch und lebendig trifft, Leipzig, – jetzt am Abend recht behaglich, oder besser, neben der unbekannten lieblichen
fidgettyzu seyn, – aber glücklicherweise hattest Du nicht versprochen, nicht melankolisch zu werden, damit halfest Du Dich dann. Unterwegs hoffe ich von Dir zu hören, daß Du glücklich angekommen, – wenn auch nur durchs Haus
. Das Weitre findet sich dann. – AmSouchay
zu mir herein, eine willkommene Erscheinung – von Dir wußte er natürlich nichts, aber DeineSchlemmer
Mir geht es leidlich, so sanft wieder ins alte Gleis hinein, – jetzt eben so todtmüde wie Du weißt daß man es hier werden kann. Ich war in der City, und machte Geschäfte bei zwei GeneralKonsuln ab, sprach Alexanderschen Zeitungen voll Deines Lobes an Deine
auf, den der mir Dein VetterMüller
empfohlen hatte und der schon längst, von mir unbesucht, wieder fort war, und stattete dann einem unbekannten MajorAlexander
Bose
, ich vor Jahren hier gekannt und begraben hatte, und der mich nun darum kenne lernen und schätzen will, einenOberg
–Kelz
Ich schließe den Brief mit Fleiß nicht, weil lang wie die Weile die ich mit solchen treflichen Dingen verpufft habe und mit der ich Dich jetzt durchwalke. Zu verstehen brauchst Du mich nicht. Ich habe aber noch ein ganzes zu Grunde gerammtes Schiff im Kopfe, von dem mir unser GeneralConsul viel erzählt hat und was ich heute Abend noch an Lichtenberg weiter geben muß.
Schlemmer ist höchst ergötzlich mit seiner OrgelPassion – „hat die Beschreibung der Harlemmer und anderer in der Brieftasche und giebt sie ab wie Andere Karten; hier hat er schon alle möglichen Orgeln durchprobirt, und kennt schon Adams,
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und Gott weiß was, und ist entzückt von Englischer Urbanität. AnGountlett
nachJohn Souchay
Manchester, bleibt aber, – (ein
Irish Bull) in
Birminghamhängen, der Orgel wegen. Ich bewundere aber das Geschick und Gedächtniß das sich zu gleicher Zeit bei ihm eingestellt hat, – er spielte mir lange Fugen aus dem Kopf vor, – ein Dings was ich für sehr schwer halte wenn man es so spät anfängt wie er. Ich sah mir sein Wesen mit Vergnügen an.
Ich war Greaves, Stones Schwiegerältern, in der Grafschaft Sussex – ganz nette Leute aber noch viel schöneres Land. Es thuts aber Alles nicht, – ich gehe viel, esse viel, schlaf viel, wenn ich so im Freien und Weiten bin, aber mein innerer Mensch kommt sehr müde nach Hause. Es treibt mich immer sehr unter die Menschen, – heimlich aber glaube ich habe ich ein grandioses Talent für die Einsamkeit.
Von unserm Rosen klingt das traurige Lied nun so allmächtig aus. Ich meine äußerlich, – wie wenig das mit dem Trost der Zeit wahr ist, erfahre ich hier recht lebendig, – es ist eine
Von seinem I am that Person! – Spring Rice, dem ich Anzeige machte, drückt sich nobel und würdig über unseren Freund aus – hier aber wirst Du sagen: was hilft das Alles jetzt! – Es hat aber sein
Plaisiran den Leuten gehabt bei seinen Lebzeiten, – darum müßte sich doch was bedeuten. –
Der Magd, die ihn so treu gepflegt, habe ich im Namen der Freunde eine Belohnung zugedacht, und Dich mit einem Pfunde angesetzt. Ich vergaß Dirs zu sagen.
Ich weiß auch nicht ob ich Dir erzählte, daß ein sehr gute Abguß von ihm
genommen ist, so daß sich eine gute Büste herstellen lassen wird. Bitte schicke mir zu dem Zweck mit der nächsten sichern Gelegenheit dieVon Moscheles hab ich gute Nachrichten, sie kommmen am
Chappel habe ich gesagt Du erwartest seine ausführliche briefliche Anträge.
habe ich noch nicht wieder gesehen. Von anderen Bekannten weiß ich nichts;Novello
habe ich eines Abends besucht, und ihnen Deine Lieder vorgesungen, in absonderlicher zweischneidiger Pietät. Sie sammeln an Deiner ZeitungsApotheose mit aller Macht, es ist rührend und gefällt mir. Es ist ein hart Ding, daß man so in seinen alten TagenAlexanders
sentimentalwerden muß!
Gott, was mögte ich eigentlich Deiner Frau hier für eine schöne Stand- und Anrede halten! Ich weiß aber nicht, es will sich nicht fügen und schicken, ich kann ihr am Ende nur danken daß sie überhaupt da ist und Deine
Vom Oratorium habe ich nur den ersten Chor fertig! Thomson gab mir seinen Bericht über
Thomsonhat auch in der Leipzig Zeitung kritisirt, und mich
very handsomely geparted, und das Blatt an
geschickt, – s’ist ordentlich raffinirt. – Ein alterHorsleys
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Gresham Lectureist gestorben, es bringt nicht viel ein, ist aber ehrenvoll; der alte
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causahed mit aller Macht. Ich gönne es ihm von ganzem Herzen – sein Rival als
Lecturerist
deEdw. Taylor
grüßt herzlich, – wir Alle sehnen uns sehr nach Nachricht von Dir.Horsley
CKl
Im grünen Drawing Room 3. Oct 1837. Hier ist das Lebenszeichen – wies auch werde! Wenns Dich nur recht frisch und lebendig trifft, lieber Felix! Meine Gedanken sehen Dich so, ruhig und tüchtig in Leipzig, – jetzt am Abend recht behaglich, oder besser, neben der unbekannten lieblichen Gestalt sitzend, nach der Du Dich, eben am Abend, oft so sehr sehntest. Du hieltest Dein Wort wohl, nicht fidgetty zu seyn, – aber glücklicherweise hattest Du nicht versprochen, nicht melankolisch zu werden, damit halfest Du Dich dann. Unterwegs hoffe ich von Dir zu hören, daß Du glücklich angekommen, – wenn auch nur durchs Haus Souchay. Das Weitre findet sich dann. – Am letzten Freitag trat Schlemmer zu mir herein, eine willkommene Erscheinung – von Dir wußte er natürlich nichts, aber Deine Frau hatte er vor Kurzem in Frankfurt gesehen, – eben so sehnsüchtig wie Du, scheint es: Mir geht es leidlich, so sanft wieder ins alte Gleis hinein, – jetzt eben so todtmüde wie Du weißt daß man es hier werden kann. Ich war in der City, und machte Geschäfte bei zwei GeneralKonsuln ab, sprach Benecke, deßen Bruder – mit dem Du .Krieg führst! – morgen nach Berlin abgeht, und die Alexanderschen Zeitungen voll Deines Lobes an Deine Mutter mit nimmt, die sie Dir schicken wird, – suche dann den Profeßor Müller auf, den der mir Dein Vetter Alexander empfohlen hatte und der schon längst, von mir unbesucht, wieder fort war, und stattete dann einem unbekannten Major v. Bose, deßen Schwager, der Graf Oberg, ich vor Jahren hier gekannt und begraben hatte, und der mich nun darum kenne lernen und schätzen will, einen wegen zu wiederholenden Besuch ab, und zog dann nach Hause und verächtete Kelz – Ich schließe den Brief mit Fleiß nicht, weil lang wie die Weile die ich mit solchen treflichen Dingen verpufft habe und mit der ich Dich jetzt durchwalke. Zu verstehen brauchst Du mich nicht. Ich habe aber noch ein ganzes zu Grunde gerammtes Schiff im Kopfe, von dem mir unser GeneralConsul viel erzählt hat und was ich heute Abend noch an Lichtenberg weiter geben muß. Schlemmer ist höchst ergötzlich mit seiner OrgelPassion – „hat die Beschreibung der Harlemmer und anderer in der Brieftasche und giebt sie ab wie Andere Karten; hier hat er schon alle möglichen Orgeln durchprobirt, und kennt schon Adams, Hill, Gountlett und Gott weiß was, und ist entzückt von Englischer Urbanität. An Moore gab ich ihm ein paar Zeilen mit, denn er begleitet Frau John Souchay nach Manchester, bleibt aber, – (ein Irish Bull) in Birmingham hängen, der Orgel wegen. Ich bewundere aber das Geschick und Gedächtniß das sich zu gleicher Zeit bei ihm eingestellt hat, – er spielte mir lange Fugen aus dem Kopf vor, – ein Dings was ich für sehr schwer halte wenn man es so spät anfängt wie er. Ich sah mir sein Wesen mit Vergnügen an. Ich war SonnAbend bis Montag Abend ins Land, zu meinem Freunde Greaves, Stones Schwiegerältern, in der Grafschaft Sussex – ganz nette Leute aber noch viel schöneres Land. Es thuts aber Alles nicht, – ich gehe viel, esse viel, schlaf viel, wenn ich so im Freien und Weiten bin, aber mein innerer Mensch kommt sehr müde nach Hause. Es treibt mich immer sehr unter die Menschen, – heimlich aber glaube ich habe ich ein grandioses Talent für die Einsamkeit. Von unserm Rosen klingt das traurige Lied nun so allmächtig aus. Ich meine äußerlich, – wie wenig das mit dem Trost der Zeit wahr ist, erfahre ich hier recht lebendig, – es ist eine Lücke, und soll eine bleiben. Ich weiß, daß der Gedanke an diesen lieben Menschen in der ganzen Zukunft ein sehr heiterer und stets erfreulicher seyn wird, aber vermissen thue ich ihn jetzt erst recht, mehr wie zu Anfang, und ich glaube nicht, daß dies Gefühl des Vermissens abnehmen wird. Von seinem Vater hatte ich Antwort, bewegt, aber gefaßt und männlich – er läßt Dich aufs Herzlichste grüßen. Er ahndete etwas Aehnliches wie sein Sohn, und Nachricht von ihm ausblieb, – mein erster Brief war ihm fast ein Trost, wie er sah, daß er nicht unterwegs krank war. Unter Nachlaß und was ich sonst hier vorgenommen, billigt er Alles. – Das Corrupte und Absurde bleibt aber bei dergleichen nicht aus – einer der entfernten Verwandten hier wollte sich verwundern wer die Obduction angeordnet habe, ich wurde wild, und antwortete: I am that Person! – Spring Rice, dem ich Anzeige machte, drückt sich nobel und würdig über unseren Freund aus – hier aber wirst Du sagen: was hilft das Alles jetzt! – Es hat aber sein Plaisir an den Leuten gehabt bei seinen Lebzeiten, – darum müßte sich doch was bedeuten. – Der Magd, die ihn so treu gepflegt, habe ich im Namen der Freunde eine Belohnung zugedacht, und Dich mit einem Pfunde angesetzt. Ich vergaß Dirs zu sagen. Ich weiß auch nicht ob ich Dir erzählte, daß ein sehr gute Abguß von ihm genommen ist, so daß sich eine gute Büste herstellen lassen wird. Bitte schicke mir zu dem Zweck mit der nächsten sichern Gelegenheit die Zeichnung die Du von ihm hast, – wir brauchen sie nothwendig. – Von Moscheles hab ich gute Nachrichten, sie kommmen am 13. d. zurück. Chappel habe ich gesagt Du erwartest seine ausführliche briefliche Anträge. Novello habe ich noch nicht wieder gesehen. Von anderen Bekannten weiß ich nichts; Alexanders habe ich eines Abends besucht, und ihnen Deine Lieder vorgesungen, in absonderlicher zweischneidiger Pietät. Sie sammeln an Deiner ZeitungsApotheose mit aller Macht, es ist rührend und gefällt mir. Es ist ein hart Ding, daß man so in seinen alten Tagen sentimental werden muß! Gott, was mögte ich eigentlich Deiner Frau hier für eine schöne Stand- und Anrede halten! Ich weiß aber nicht, es will sich nicht fügen und schicken, ich kann ihr am Ende nur danken daß sie überhaupt da ist und Deine Frau geworden ist, und das wäre sie ja doch wenn ichs ihr auch nicht dankte. Wenns ihr aber um einen redlichen Theilnehmer zu thun ist, so recommandire mich, – auf mich kann in dem Stücke noch was werden. Vom Oratorium habe ich nur den ersten Chor fertig! Ich habe aber vor lauter traurigen und weltlichen Dingen und Geschäften bislang zu nichts kommen können; jetzt habe ich nur noch eine kleine Klagsache, mit diversen zu übersetzenden, abzufassen, und dann komme ich an unsere grüne Insel. – Thomson gab mir seinen Bericht über B. mit, den ich nach Leipzig befördern sollte, – ich versprach sogar zu übersetzen, – er gab Vollmacht zu erweitern, – das that ich aber nicht, – nur ein paar kurze Sätze habe ich hinzugefügt, – wenn Du das Ding in der Leipzig Zeitung siehst so finde sie heraus. Ueberhaupt bin ich also unschuldig. Thomson hat auch in der Leipzig Zeitung kritisirt, und mich very handsomely geparted, und das Blatt an Horsleys geschickt, – s’ist ordentlich raffinirt. – Ein alter Organist vom Charterhouse und Gresham Lecture ist gestorben, es bringt nicht viel ein, ist aber ehrenvoll; der alte Horsley bewirbt sich und causahed mit aller Macht. Ich gönne es ihm von ganzem Herzen – sein Rival als Lecturer ist Edw. Taylor dem gönne ichs schon weniger. – Horsley grüßt herzlich, – wir Alle sehnen uns sehr nach Nachricht von Dir. Schweige mäßig – behalte lieb Deinen CKl. Grüße Deine Frau!
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-10-03" xml:id="date_c052438b-aca0-4465-9682-9ed3bc271a91">3. 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Ich war in der City, und machte Geschäfte bei zwei GeneralKonsuln ab, sprach <persName xml:id="persName_990b29c0-f30c-4143-b94f-3480bbe7e85c">Benecke<name key="PSN0109825" style="hidden" type="person">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName>, deßen <persName xml:id="persName_422b3b31-c7ed-4e0a-8244-4791da758539">Bruder<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName> – mit dem Du .Krieg führst! – morgen nach Berlin abgeht, und die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5bbf30ef-87fc-4b93-8f93-838e787ab5b2">Alexander<name key="PSN0109430" style="hidden" type="person">Alexander, Mary (1806-1867)</name></persName></hi>schen Zeitungen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cd88262a-19ad-4661-b354-57758ba80979" xml:lang="de">die Alexanderschen Zeitungen – Gemeint sind von Mary Alexander und ihren Schwestern Anna-Joana und Maragaret Alexander gesammelten Zeitungen mit Rezensionen zu den Werken Felix Mendelssohn Bartholdys.</note> voll Deines Lobes an Deine <persName xml:id="persName_8a51b40c-749f-4f00-b19b-90d176e0b096">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> mit nimmt, die sie Dir schicken wird, – suche dann den Profeßor <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8ddc1a25-5e46-4074-8fd2-4ddb5fc53193">Müller<name key="PSN0117671" style="hidden" type="person">Müller, Johannes (1801-1858)</name></persName></hi> auf, den der mir Dein Vetter <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0637faca-8977-49c3-b936-8cc639f45181">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName></hi> empfohlen hatte und der schon längst, von mir unbesucht, wieder fort war, und stattete dann einem unbekannten Major <persName xml:id="persName_432a51a8-1854-470f-99df-727de9ecc051">v. <hi rend="latintype">Bose</hi><name key="PSN0119614" style="hidden" type="person">Bose, Major von</name></persName>, deßen Schwager, der Graf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2f6bd0f8-5a4a-4a41-9724-a24b8e5f34b6">Oberg<name key="PSN0113636" style="hidden" type="person">Oberg, Carl August Benedict Basilius Hilmar Graf von (1803-1835)</name></persName></hi>, ich vor Jahren hier gekannt und begraben hatte, und der mich nun darum kenne lernen und schätzen will, einen <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> wegen zu wiederholenden Besuch ab, und zog dann nach Hause und verächtete <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f568c601-07a8-4cd9-8933-293cdfb86121">Kelz<name key="PSN0112347" style="hidden" type="person">Kelz, Johann Friedrich (1786-1862)</name></persName></hi> –</p> <p>Ich schließe den Brief mit Fleiß nicht, weil lang wie die Weile die ich mit solchen treflichen Dingen verpufft habe und mit der ich Dich jetzt durchwalke. Zu verstehen brauchst Du mich nicht. Ich habe aber noch ein ganzes zu Grunde gerammtes Schiff im Kopfe, von dem mir unser GeneralConsul viel erzählt hat und was ich heute Abend noch an Lichtenberg weiter geben muß.</p> <p><hi rend="latintype">Schlemmer</hi> ist höchst ergötzlich mit seiner OrgelPassion<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_65b68304-f54a-40f4-bce4-bbba2cd43e15" xml:lang="de">Schlemmer … mit seiner OrgelPassion – Gemeint ist die Leidenschaft Friedrich Schlemmers für das Instrument Orgel.</note> – „hat die Beschreibung der <hi rend="latintype">Harlemmer</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1e0f9947-4f75-4fad-a42f-abc340493e25" xml:lang="de">die Beschreibung der Harlemmer – Gemeint ist die Beschreibung einer der Orgeln in der niederländischen Stadt Haarlem, die eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Orgel einnimmt.</note> und anderer in der Brieftasche und giebt sie ab wie Andere Karten; hier hat er schon alle möglichen Orgeln durchprobirt, und kennt schon <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_87cd1915-0cc5-4959-bb7c-2af44a3f5f30">Adams<name key="PSN0119615" style="hidden" type="person">Adams, Thomas (1785-1858)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7eda7a79-8081-456e-a158-ea9a18c1284c">Hill<name key="PSN0111998" style="hidden" type="person">Hill, William (1789-1870)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1b3cef63-30e9-4beb-8cb2-893c3e493679">Gountlett<name key="PSN0111304" style="hidden" type="person">Gauntlett, Henry John (1805-1876)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aed058fb-8950-4e61-8e66-7019caaf1566" xml:lang="de">alle möglichen Orgeln durchprobirt, und kennt schon Adams, Hill, Gountlett – Thomas Adams (1785-1858) war ein berühmter englischer Organist und Komponist, William Hill (1789-1870) ein berühmter englischer Orgelbauer, Henry Gauntlett (1805-1876) ein berühmter englischer Organist und Komponist. </note> und Gott weiß was, und ist entzückt von Englischer Urbanität. An <persName xml:id="persName_73387e7c-ac26-4f11-9a96-9c53193a5c6c">Moore<name key="PSN0113413" style="hidden" type="person">Moore, Joseph (1766-1851)</name></persName> gab ich ihm ein paar Zeilen mit, denn er begleitet Frau <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d456e376-8233-4745-a18e-25d6cf019813">John Souchay<name key="PSN0114992" style="hidden" type="person">Souchay, Thekla (1809-1876)</name></persName></hi> nach <hi rend="latintype">Manchester</hi>, bleibt aber, – (ein <hi rend="latintype">Irish Bull</hi>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a104b30e-60be-47c4-a6ce-9b8d855bdb8b" xml:lang="en">ein Irish Bull – Eine paradoxe Aussage, die im ersten Moment sinnvoll erscheint.</note> in <hi rend="latintype">Birmingham</hi> hängen, der Orgel wegen. Ich bewundere aber das Geschick und Gedächtniß das sich zu gleicher Zeit bei ihm eingestellt hat, – er spielte mir lange Fugen aus dem Kopf vor, – ein Dings was ich für sehr schwer halte wenn man es so spät anfängt wie er. Ich sah mir sein Wesen mit Vergnügen an.</p> <p>Ich war <date cert="high" from="1837-10-02" to="1837-10-04" xml:id="date_fa267add-f61a-4308-9035-907c3fac713d">SonnAbend bis Montag Abend</date> ins Land, zu meinem Freunde <hi rend="latintype">Greaves</hi>, <hi rend="latintype">Stones</hi> Schwiegerältern, in der Grafschaft <hi rend="latintype">Sussex</hi> – ganz nette Leute aber noch viel schöneres Land. Es thuts aber Alles nicht, – ich gehe viel, esse viel, schlaf viel, wenn ich so im Freien und Weiten bin, aber mein innerer Mensch kommt sehr müde nach Hause. Es treibt mich immer sehr unter die Menschen, – heimlich aber glaube ich habe ich ein grandioses Talent für die Einsamkeit.</p> <p>Von unserm <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_534d38ca-cef6-43e5-9b42-19ff27a47962">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> klingt das traurige Lied nun so allmächtig aus.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_92359103-a502-4459-949b-020352755bff" xml:lang="de">Von unserm Rosen klingt das traurige Lied nun so allmächtig aus – Friedrich Rosen starb am 12. September 1837 an Tuberkulose.</note> Ich meine äußerlich, – wie wenig das mit dem Trost der Zeit wahr ist, erfahre ich hier recht lebendig, – es ist eine<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Lücke, und soll eine bleiben. Ich weiß, daß der Gedanke an diesen lieben Menschen in der ganzen Zukunft ein sehr heiterer und stets erfreulicher seyn wird, aber vermissen thue ich ihn jetzt erst recht, mehr wie zu Anfang, und ich glaube nicht, daß dies Gefühl des Vermissens abnehmen wird.</p> <p>Von seinem <persName xml:id="persName_25480bed-c981-4aa0-bb2a-8e8c9a0b9bf1">Vater<name key="PSN0109648" style="hidden" type="person">Ballhorn-Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich Ernst (1774-1855)</name></persName> hatte ich Antwort, bewegt, aber gefaßt und männlich – er läßt Dich aufs Herzlichste grüßen. Er ahndete etwas Aehnliches wie sein Sohn, und Nachricht von ihm ausblieb, – mein erster Brief war ihm fast ein Trost, wie er sah, daß er nicht unterwegs krank war. Unter Nachlaß und was ich sonst hier vorgenommen, billigt er Alles. – Das Corrupte und Absurde bleibt aber bei dergleichen nicht aus – einer der entfernten Verwandten hier wollte sich verwundern wer die Obduction angeordnet habe, ich wurde wild, und antwortete: <hi rend="latintype">I am that Person</hi>! – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_eaa1ba13-c8fa-4472-9f16-d5804bc7703b">Spring Rice<name key="PSN0115043" style="hidden" type="person">Spring Rice, Thomas (seit 1839) 1st Baron Monteagle of Brandon (1790-1866)</name></persName></hi>, dem ich Anzeige machte, drückt sich nobel und würdig über unseren Freund aus – hier aber wirst Du sagen: was hilft das Alles jetzt! – Es hat aber sein <hi rend="latintype">Plaisir</hi> an den Leuten gehabt bei seinen Lebzeiten, – darum müßte sich doch was bedeuten. –</p> <p>Der Magd, die ihn so treu gepflegt, habe ich im Namen der Freunde eine Belohnung zugedacht, und Dich mit einem Pfunde angesetzt. Ich vergaß Dirs zu sagen.</p> <p>Ich weiß auch nicht ob ich Dir erzählte, daß ein sehr gute Abguß von ihm<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ecc4a639-a349-4591-9576-a0b5ac7b432a" xml:lang="de">ein sehr gute Abguß von ihm – siehe Kommentar zu Z.: die Zeichnung die Du von ihm hast«.</note> genommen ist, so daß sich eine gute Büste herstellen lassen wird.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_09e7353b-204a-492c-a772-1564c5385616" xml:lang="de ">sich eine gute Büste herstellen lassen wird – siehe Kommentar zu Z.: die Zeichnung die Du von ihm hast«.</note> Bitte schicke mir zu dem Zweck mit der nächsten sichern Gelegenheit die <title xml:id="title_10cf37de-bb13-4f69-89da-795e7d00a059">Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109180" style="hidden" type="art">Friedrich Rosen (Zeichnung 1829, verschollen)</name></title> die Du von ihm hast,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_016dc8c1-d338-427d-bc75-02d9649fcfbc" xml:lang="de">die Zeichnung die Du von ihm hast – Gemeint ist das von Wilhelm Hensel angefertigte Porträt Friedrich Rosens, das sich in in einem »gestickten Buch mit Zeichnungen von Wilhelm Hensels« fand (siehe Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 170, und Klingemann, Briefwechsel, S. 66 f.). Das Porträt wurde die Vorlage einer von Sir Richard Westmacott geschaffenen Büste des im September 1837 gestorbenen Orientalisten und Freundes von Felix Mendelssohn Bartholdy, Friedrich Rosen. Eine Abbildung der Büste findet sich in Klingemann, Briefwechsel, S. 27. </note> – wir brauchen sie nothwendig. –</p> <p>Von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1de4c362-2914-4c1e-ab85-80de83c69cc3">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> hab ich gute Nachrichten, sie kommmen am <date cert="high" when="1837-10-13" xml:id="date_4162401a-a574-4ecf-8991-b5f91f1d49d3">13. d.</date> zurück.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_12be12db-e0fd-43c4-baa2-6a003852c3cc">Chappel<name key="PSN0110351" style="hidden" type="person">Chappell, William (1809-1888)</name></persName></hi> habe ich gesagt Du erwartest seine ausführliche briefliche Anträge. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_77c2b65d-a6d9-45ca-840b-e8f89e4a12eb">Novello<name key="PSN0113624" style="hidden" type="person">Novello, Joseph Alfred (1810-1896)</name></persName></hi> habe ich noch nicht wieder gesehen. Von anderen Bekannten weiß ich nichts; <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_826c872c-3102-40b2-a3c1-761e50b7a5fc">Alexanders<name key="PSN0109427" style="hidden" type="person">Alexander, Familie von → Mary A.</name></persName></hi> habe ich eines Abends besucht, und ihnen Deine Lieder vorgesungen, in absonderlicher zweischneidiger Pietät. Sie sammeln an Deiner ZeitungsApotheose<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4f71a833-72b6-47ed-ad2d-0bdb8d85c024" xml:lang="de">ZeitungsApotheose – Gemeint sind die von Mary Alexander und ihren Schwestern Anna-Joana und Maragaret Alexander gesammelten Zeitungen mit Rezensionen zu den Werken Felix Mendelssohn Bartholdys.</note> mit aller Macht, es ist rührend und gefällt mir. Es ist ein hart Ding, daß man so in seinen alten Tagen <hi rend="latintype">sentimental</hi> werden muß!</p> <p>Gott, was mögte ich eigentlich Deiner Frau hier für eine schöne Stand- und Anrede halten! Ich weiß aber nicht, es will sich nicht fügen und schicken, ich kann ihr am Ende nur danken daß sie überhaupt da ist und Deine <persName xml:id="persName_92ad85b5-4167-415c-b121-ed54d53539b2">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> geworden ist, und das wäre sie ja doch wenn ichs ihr auch nicht dankte. Wenns ihr aber um einen redlichen Theilnehmer zu thun ist, so recommandire mich, – auf mich kann in dem Stücke noch was werden.</p> <p>Vom Oratorium habe ich nur den ersten Chor fertig!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_88d167fb-84d6-4eb3-9a84-8ea2841de382" xml:lang="de">Vom Oratorium habe ich nur den ersten Chor fertig – Bezieht sich auf eines der von Felix Mendelssohn Bartholdy geplanten Oratorien Elias oder Petrus, zu deren Texterstellung Carl Klingemann um Mitwirkung gebeten worden war. Siehe dazu Brief fmb-1837-07-13-01 (Brief Nr. 1668) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Bingen am Rhein, 13. Juli 1837, Z. 62 f.: »In diesen Tagen habe ich bestimmt beschlossen für das nächste Düsseldorfer Musikfest ein neues Oratorium fertig zu haben«. Für dieses Oratorium zog Felix Mendelssohn Bartholdy die Stoffe um Elias und Petrus in Betracht (vgl. die Ersterwähnung im Brief fmb-1836-08-12-01, Brief Nr. 1404, an Carl Klingemann vom 12. August 1836, Z. 43 f.). Auf die aktuelle Beschäftigung mit den Texten verweist die Tatsache, dass sich Felix Mendelssohn Bartholdy eine Bibel lieh (vgl. Brief fmb-1837-07-13-01, Z. 17). Den Plan eines Petrus-Oratoriums ließ er wahrscheinlich schon Mitte Juli 1837 wieder fallen. Siehe dazu den Brief an den Theologen Julius Schubring (fmb-1837-07-14-01, Brief Nr 1670) und den Brief an Albert Baur (fmb-1837-07-15-01, Brief Nr. 1671).</note> Ich habe aber vor lauter traurigen und weltlichen Dingen und Geschäften bislang zu nichts kommen können; jetzt habe ich nur noch eine kleine Klagsache, mit diversen zu übersetzenden <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap>, abzufassen, und dann komme ich an unsere grüne Insel. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c3855ed1-be90-462c-8426-5fbde4c1a6fb">Thomson<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName></hi> gab mir seinen Bericht über <placeName xml:id="placeName_be1f332e-8847-4117-ae9f-e6e818a6640f">B.<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="locality">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_27ca5667-2d3b-40c1-9c23-e9bd78c21870" xml:lang="de">Bericht über B. – Bericht über die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) während des vom 19. bis 22. September 1837 stattfindenden Triennial Music Festivals in Birmingham.</note> mit, den ich nach <placeName xml:id="placeName_d420dc98-d38e-4d0d-a4d2-8d7f0b146bf9">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> befördern sollte, – ich versprach sogar zu übersetzen, – er gab Vollmacht zu erweitern, – das that ich aber nicht, – nur ein paar kurze Sätze habe ich hinzugefügt, – wenn Du das Ding in der <title xml:id="title_952094d9-1a69-4bcc-8a27-a3f9b9e760cd">Leipzig Zeitung<name key="PSN0110112" style="hidden" type="author">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108283" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Musikalische Zeitung</name></title> siehst so finde sie heraus. Ueberhaupt bin ich also unschuldig. <hi rend="latintype">Thomson</hi> hat auch in der Leipzig Zeitung kritisirt, und mich <hi rend="latintype">very handsomely geparted</hi>, und das Blatt an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c2d7b93b-b675-48d4-bf4b-921e11b491a9">Horsleys<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName></hi> geschickt, – s’ist ordentlich raffinirt. – Ein alter <persName xml:id="persName_0b95d53e-f41c-4a68-97a7-0291b811f501">Organist<name key="PSN0120551" style="hidden" type="person">Stevens, Richard John Samuel (1757-1837)</name></persName> vom <hi rend="latintype">Charterhouse</hi> und <hi rend="latintype">Gresham Lecture</hi> ist gestorben, es bringt nicht viel ein, ist aber ehrenvoll; der alte <hi rend="latintype">Horsley</hi> bewirbt sich und <hi rend="latintype">causa</hi>hed mit aller Macht. Ich gönne es ihm von ganzem Herzen – sein Rival als <hi rend="latintype">Lecturer</hi> ist <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7b03c411-1514-4437-9a57-0cba03b3ad99">Edw. Taylor<name key="PSN0115268" style="hidden" type="person">Taylor, Edward (1784-1863)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7c2d062e-971b-46e0-bbca-ee5863d4d568" xml:lang="de">sein Rival als Lecturer ist Edw. Taylor – 1837 wurde der Sänger und Musikkritiker Edward Taylor zum Professor of Music am Gresham College in London ernannt, worüber Felix Mendelssohn Bartholdy nicht sehr erfreut war. Siehe dazu Brief fmb-1837-11-17-01 (Brief Nr. 1768) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 16. und 17. November 1837, Z. 67: »den alten Schafkopf zum lecturer wählt«. </note> de<unclear reason="covering" resp="UT">m</unclear> gönne ichs schon weniger. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c8895421-26c4-4aa2-b693-981b0a3f1d4f">Horsley<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName></hi> grüßt herzlich, – wir Alle sehnen uns sehr nach Nachricht von Dir. <seg type="closer">Schweige mäßig – behalte lieb</seg> <seg type="signed">Deinen <hi rend="latintype">CKl</hi></seg>.</p> <closer rend="center">Grüße Deine Frau!</closer> </div> </body> </text></TEI>