gb-1837-09-25-01
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Innsbruck, 25. September 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [LEIPZIG / 10 Oct. 37], [?. 2 / 5/10], [?]; Siegel.
Ferdinand Hiller
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn Bartholdy.
Leipzig
Frankfurt
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M. J. Herz
tenSept. 37
Da Du meinen September
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c’est trop long. Ich habe schöne Theile des schönen Tyrol mit großer Freude gesehen, die Einwohner mit Interesse in der Nähe beobachtet – mich betreffende Einzelheiten spare ich auf meinen Aufenthalt in
spielen, komponiren etc. zu können – es ist eine Freude einen Menschen recht glücklich zu wissen, vollends wenn man ihn lieb hat, eben derCäcilie
Casuskommt nicht allzuoft vor.
Ueber Deinen Herrn Christanell kann ich Dir alle mögliche Auskunft geben, da ich ihn
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Welche Mittel stehen Ihnen zu Gebot? – Nicht sehr große – über 30 Sänger; Geigen, Bässe, – Posaunen und Trompeten lasse ich v. der Regimentsmusik in Inspruck kommen. In Deutschland hat man zuweilen ein paar Hunderte Mitwirkende – „Ich hab ihn ein zweimal so aufgeführt, warf ich gleichgültig und nachlässig ein, um mich in einigen Respekt zu setzen. – Er hatte nicht Muth mehr zu fragen und drückte sein Bedauren aus sein Wiener Fortepiano der Frau Landrichterin abgegeben zu haben. Wenn ich es jedoch zu sehen wünsche – „Mit Vergnügen, sage ich, wPiano und haemmere zur großen Verwunderung der Frau Landr. und des Herrn Etüden, Chöre aus Paulus,
Fug. v.
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Walzer v. einem dortigen Pater Benedictiner, alles mögliche mußte ich durcheinander spielen. Von Deinem
Paulus(er hat sich deren eine kleine Collektion zusammengesucht) in welcher vorkommt: unter
amusantgenug. Denn als er noch eine starke Stunde bei mir in d. Gaststube geblieben, mir seine Familienverhältnisse u. dgl. erzählt, einige Komponisten und Druck und Papier einiger Verleger besprochen, kam das Gespräch in einiges
vermöglicherMann. An der Musik hängt er wirklich mit ganzer Seele und die Bemühungen eines Privatmannes in Schwaz Oratorien aufzuführen sind fast rührend. Wir schieden sehr freundlich und ich mußte ihm versprechen Dir seine besten Empfehlungen auszurichten, was ich hiermit thue.
V.
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Ouv. zu
Fernando
, die schon vor 3 Monaten inSimphonie
Spediteurgegeben worden, angekommen seyn. Sieh Dir sie aber doch noch einmal recht an. Lieber Felix, mir liegt sie gar zu fern – ich erinnere mich einer Dummheit im
Finalewo ich die Trompeten habe bis ins
gblasen lassen – sollte das in den Stimmen nicht corrigirt seyn, so bitte ich Dich es zu thun. Wenn Du überhaupt den geringsten Zweifel hegst, so gib sie lieber nicht.
Man muß meine Constitution haben um solches Zeug zu schreiben, wenn man kaum erfahren hat, was ich gestern. Du weißt vielleicht von dem scandalösen, unsinnigen Streich, den mein unglückseliger Bruder
Ferdinand Hiller.
Empfiehl mich auf’s beste
Insbruck. d. 25ten Sept. 37. Lieber Felix! Da Du meinen September Brief nach Leipzig adressirt haben willst, schreibe ich denselben später als sonst, um Dir Neueres mitzutheilen. Das Neuste ist daß ich heute Nachmittag um 5 Uhr nach Verona und Mailand abfahre. An den letzten Ort bitte ich Dich mir recht bald einen Brief voll détails über Paulus, Musikfest etc., gelangen zu lassen – Du weißt wie sehr mich alles dies interessirt. Von mir wirst Du keine Reisebeschreibungen, Naturschilderungen u. dgl. erwarten – c’est trop long. Ich habe schöne Theile des schönen Tyrol mit großer Freude gesehen, die Einwohner mit Interesse in der Nähe beobachtet – mich betreffende Einzelheiten spare ich auf meinen Aufenthalt in Leipzig, um etwas erzählen zu können. Dein Schreiben aus London erhielt ich richtig, als ich hier in der Sonne abgestiegen war. Deine Verdrießlichkeit und Deine Klagen haben mich freilich nicht sonderlich gerührt – die wird von allem Guten zu viel, Du leidest im Ueberfluß an Ueberfluß – da muß es auch zuweilen so kommen. Indeß gratulire ich Dir nicht weniger herzlich, jetzt wieder an der Seite Deiner begeisternden Cäcilie spielen, komponiren etc. zu können – es ist eine Freude einen Menschen recht glücklich zu wissen, vollends wenn man ihn lieb hat, eben der Casus kommt nicht allzuoft vor. Ueber Deinen Herrn Christanell kann ich Dir alle mögliche Auskunft geben, da ich ihn letzten Freitag, Abends um 6 Uhr kennen gelernt. Das kam folgendermaßen – ich traf, de retour aus dem Zillerthale, in Schwaz ein, wollte den Abend nicht mehr weiter – da kam mir Dein Auftrag in den Sinn und ich frage, wo wohnt Herr Chr? Der Musikliebhaber kam aus seinem Zimmer der höhern Region, empfing mich vornehm stehend mit den Worten „hab nicht die Ehre zu kennen. “ Sehr natürlich, erwiederte ich, auch ich habe nicht die Ehre zu kennen – ich höre Sie beschäftigen Sich viel mit Musik und da auch ich diese Kunst liebe etc. Er nimmt mich mit hinauf in sein Zimmer, zeigt mir seine musikalische Bibliothek, Werke v. Mozart, Beethoven, sämmtliche Oratorien vom “berühmten Schneider”, endlich Partitur und was dazugehört v. Paulus . „Ich höre Sie wollen dies Werk hier aufführen? Welche Mittel stehen Ihnen zu Gebot? – Nicht sehr große – über 30 Sänger; Geigen, Bässe, – Posaunen und Trompeten lasse ich v. der Regimentsmusik in Inspruck kommen. In Deutschland hat man zuweilen ein paar Hunderte Mitwirkende – „Ich hab ihn ein zweimal so aufgeführt, warf ich gleichgültig und nachlässig ein, um mich in einigen Respekt zu setzen. – Er hatte nicht Muth mehr zu fragen und drückte sein Bedauren aus sein Wiener Fortepiano der Frau Landrichterin abgegeben zu haben. Wenn ich es jedoch zu sehen wünsche – „Mit Vergnügen, sage ich, wenn man so Wochenlang in den Bergen herumstreift, sehnt man sich darnach einmal wieder Musik zu machen. “ Wir gehen hin, ich setze mich ans Piano und haemmere zur großen Verwunderung der Frau Landr. und des Herrn Ch. Mitten drin sagte die Frau zu ihm: „Sie kennen den Herrn von früher? – „Aber mein Gott ich weiß ja seinen Namen nicht einmal“, sagte er in einer Art v. komischem Aerger. Ich hörte v. alledem nichts. Etüden, Chöre aus Paulus, Fug. v. Bach, Walzer v. einem dortigen Pater Benedictiner, alles mögliche mußte ich durcheinander spielen. Von Deinem Oratorium hegt er eine gränzenlose Verehrung, jede Nummer scheint ihm ein Schatz und es ist ihm das liebste Werk aus von allen die er besitzt. Er fand wunderbar daß Du (was er im Stuttgard Lexikon gelesen) als Ebräer diesen Stoff so herrlich bearbeitet – aber ich beruhigte ihn indem ich ihm die Versicherung Deines langjährigen Christenthums gab – im Nachhausegehen platzte er endlich mit der Frage nach meinem Namen heraus. Den kannte er und hatte ihn sogar selbst abgeschrieben bei Gelegenheit einer Recension über d. Paulus (er hat sich deren eine kleine Collektion zusammengesucht) in welcher vorkommt: unter Hiller’s Leitung. Nun war er ganz liebenswürdig und ich mußte ein Glas Wein bei ihm trinken, er wollte mich sogar bei sich einlogiren und längere Zeit in Schwaz behalten – dazu war er aber doch nicht amusant genug. Denn als er noch eine starke Stunde bei mir in d. Gaststube geblieben, mir seine Familienverhältnisse u. dgl. erzählt, einige Komponisten und Druck und Papier einiger Verleger besprochen, kam das Gespräch in einiges Stocken. – Sein Vater war Organist in Caltern gewesen, er hat die Musik nur als Liebhaber betrieben, in Schwaz eine einzige reiche Tochter geheirathet in letzterer Zeit die Geschäfte aufgegeben. Er hat ein schönes Gut und ist ein vermöglicher Mann. An der Musik hängt er wirklich mit ganzer Seele und die Bemühungen eines Privatmannes in Schwaz Oratorien aufzuführen sind fast rührend. Wir schieden sehr freundlich und ich mußte ihm versprechen Dir seine besten Empfehlungen auszurichten, was ich hiermit thue. V. Simrock erhielt ich einen Brief an dem Tag nach Deiner Abreise und ich muß Dir für Deine Bemühungen danken, wenn sie auch nicht viel gefruchtet. Er schreibt mir, „er sey nicht abgeneigt wieder einmal einen Versuch (mit einem Heft Lieder) zu machen, wenn ich es wünsche und mir einen bessern Erfolg verspräche etc. – Diese Art kann ich nun nicht mehr vertragen und sollte ich in meinem ganzen Leben nichts herausgeben. Ich habe daher seinen Vorschlag abgelehnt und denke nicht daß Du mir Unrecht hierin geben wirst. Bei Deiner Familie in Frkft. habe ich niederlegen lassen, die Ouv. zu Fernando wegen der Verkürzungen, meinen nun instrumentirten Psalm und das kleine Stück was ich zu Deiner Hochzeit hier singen lassen. Hoffentlich wird auch meine Simphonie, die schon vor 3 Monaten in Paris einem Spediteur gegeben worden, angekommen seyn. Sieh Dir sie aber doch noch einmal recht an. Lieber Felix, mir liegt sie gar zu fern – ich erinnere mich einer Dummheit im Finale wo ich die Trompeten habe bis ins g blasen lassen – sollte das in den Stimmen nicht corrigirt seyn, so bitte ich Dich es zu thun. Wenn Du überhaupt den geringsten Zweifel hegst, so gib sie lieber nicht. Man muß meine Constitution haben um solches Zeug zu schreiben, wenn man kaum erfahren hat, was ich gestern. Du weißt vielleicht von dem scandalösen, unsinnigen Streich, den mein unglückseliger Bruder Karl gespielt – auch von dem schändlichen Benehmen dabei einiger Priester der Religion der Liebe – solltest Du’s noch nicht gehört haben, so wirst Du’s immer zeitig genug erfahren – ich kann nichts hierüber schreiben als daß es ein nicht wiederherzustellendes, ewiges Unglück für meine Mutter und mich ist – Von Deiner Familie in Berlin hast Du hoffentlich längst beruhigende Nachrichten erhalten und den Frankfurtern geht’s wohl auch fortwährend gut. Zu seiner innern Erbauung und an dem Glücke einiger Menschen die man liebt zu arbeiten, das bleibt eben doch zuletzt die Hauptsache, das wird mir täglich klarer – Meine herzlichsten Grüße Deiner guten Frau, laß bald von Dir hören und lebe gesund und glücklich. Dein Ferdinand Hiller. Empfiehl mich auf’s beste Herrn & Frau Konzertmeister David – ich habe noch oft an den angenehmen Tag gedacht, den wir zusammen verlebt.
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Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-09-25" xml:id="date_d4c3ac47-8c02-4285-bc48-285ed5f536ae">25. 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Dein <title xml:id="title_3b41cd5c-d81c-4c09-b80b-fbfcbc759c0e">Schreiben <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-09-01-03" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Innsbruck; London, 1. September 1837</name> </title> aus <placeName xml:id="placeName_a80653ba-ec4d-48a3-ba53-cbd650d71678">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> erhielt ich richtig, als ich hier in der Sonne abgestiegen war. Deine Verdrießlichkeit und Deine Klagen haben mich freilich nicht sonderlich gerührt – die wird von allem Guten zu viel, Du leidest im Ueberfluß an Ueberfluß – da muß es auch zuweilen so kommen. Indeß gratulire ich Dir nicht weniger herzlich, jetzt wieder an der Seite Deiner begeisternden <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9db2a5dc-4401-4305-8d8a-d5068e4cf0ff">Cäcilie<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> spielen, komponiren etc. zu können – es ist eine Freude einen Menschen recht glücklich zu wissen, vollends wenn man ihn lieb hat, eben der <hi rend="latintype">Casus</hi> kommt nicht allzuoft vor.</p> <p>Ueber Deinen Herrn <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ea47c36d-0021-4571-98d1-fc79a6d24938">Christanell<name key="PSN0110378" style="hidden" type="person">Christanell, Anton (1801-1882)</name></persName></hi> kann ich Dir alle mögliche Auskunft geben, da ich ihn <date cert="high" when="1837-09-22" xml:id="date_1fdb69f3-8cb5-4c55-b282-8f946027f608">letzten Freitag</date>, Abends um 6 Uhr kennen gelernt. Das kam folgendermaßen – ich traf, <hi rend="latintype">de retour</hi> aus dem Zillerthale, in <placeName xml:id="placeName_a2c593d4-113a-46fe-b277-408d1395df5c">Schwaz<settlement key="STM0100583" style="hidden" type="area">Schwaz</settlement><country style="hidden">Schweiz</country></placeName> ein, wollte den Abend nicht mehr weiter – da kam mir Dein Auftrag in den Sinn<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e850f41f-c80a-48d2-937e-bd0e6dabb286" xml:lang="de">Deinen Herrn Christanell … da kam mir Dein Auftrag in den Sinn – siehe Brief fmb-1837-09-01-03 (Brief Nr. 1701) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Innsbruck, London, 1. September 1837, Z. 19 ff. Anton Christanell hatte Felix Mendelssohn Bartholdy am 12. April 1837 brieflich um Mitteilung der Tempi des Paulus op. 36 (MWV A 14) gebeten, »um dieß herrlichste Oratorium ganz nach Ihrem Sinne ausführen zu können, denn es ist zur Produktion am kommenden Monat May zum Besten der Ortsarmen bestimmt«. Siehe Brief gb-1837-04-12-01 Anton Christanell an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Schwaz, 12. April 1837.</note> und ich frage, wo wohnt Herr <persName xml:id="persName_52d740ec-5a1b-4076-baa7-083cf7934b4a">Chr<name key="PSN0110378" style="hidden" type="person">Christanell, Anton (1801-1882)</name></persName>? Der Musikliebhaber kam aus seinem Zimmer der höhern Region, empfing mich vornehm stehend mit den Worten „hab nicht die Ehre zu kennen.“ Sehr natürlich, erwiederte ich, auch ich habe nicht die Ehre zu kennen – ich höre Sie beschäftigen Sich viel mit Musik und da auch ich diese Kunst liebe etc. Er nimmt mich mit hinauf in sein Zimmer, zeigt mir seine musikalische Bibliothek, Werke v. <persName xml:id="persName_ed98bc74-fb7f-4f3b-a544-d8bb6045dfc4">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="person">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ca39e106-b63a-4229-bc81-ad30a0c8488f">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName></hi>, sämmtliche Oratorien vom “berühmten <persName xml:id="persName_d8e71106-4422-472f-93b6-15fe507da599">Schneider<name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName>”,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f279ece3-3d38-4eab-8284-b95373cf467b" xml:lang="de">sämmtliche Oratorien vom “berühmten Schneider” – Johann Christian Friedrich Schneider, Die Höllenfahrt des Messias, 1810 Leipzig; Das Weltgericht op. 46, 1819 Leipzig; Die Totenfeier, 1821 Leipzig; Die Sündflut, 1823 Dessau; Das verlorene Paradies, 1824 Dessau; Jesus Geburt, 1825 Dessau; Christus, der Meister, 1827 Dessau; Pharao, 1828 Dessau; Christus, das Kind, 1829 Dessau; Gideon, 1829 Dessau; Absalon, 1830 Dessau; Das befreite Jerusalem, 1835 Dessau; Salomonis' Tempelbau, 1836 Dessau (unvollendet); Bonifacius, 1837 Dessau (unvollendet).</note> endlich <hi rend="latintype">Partitur</hi> und was<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> dazugehört v. <hi rend="latintype"><title xml:id="title_239b0211-f393-41f7-b9c6-b02f6125ad3f">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cbgbjn09-nvgb-yayr-xxn7-o2u69sf9mqwf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title></hi>. „Ich höre Sie wollen dies Werk hier aufführen?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a021dcf6-30bd-4c9a-ae2a-976a52927a1c" xml:lang="de">Ich höre Sie wollen dies Werk hier aufführen? – Aus Christanells Brief vom 11. Oktober 1837 geht hervor, dass die von ihm initiierte Aufführung des Paulus in Schwaz am 8. September 1837 stattfand. Siehe Brief gb-1837-10-11-01 Anton Christanell an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Schwaz, 11. Oktober 1837. Vgl. auch Christoph Hellmundt, ›Indessen wollte ich mich Ihnen gern gefällig beweisen‹. On Some Occasional Works, with an Unknown Composition by Mendelssohn, in: The Mendelssohns. Their Music in History, hrsg. von John Michael Cooper und Julie D. Prandi, Oxford 2002, S. 172 ff. </note></p> <p>Welche Mittel stehen Ihnen zu Gebot? – Nicht sehr große – über 30 Sänger; Geigen, Bässe, – Posaunen und Trompeten lasse ich v. der Regimentsmusik in <hi rend="latintype">Inspruck</hi> kommen. In Deutschland hat man zuweilen ein paar Hunderte Mitwirkende – „Ich hab ihn ein zweimal so aufgeführt, warf ich gleichgültig und nachlässig ein, um mich in einigen Respekt zu setzen. – Er hatte nicht Muth mehr zu fragen und drückte sein Bedauren aus sein Wiener <hi rend="latintype">Fortepiano</hi> der Frau Landrichterin abgegeben zu haben. Wenn ich es jedoch zu sehen wünsche – „Mit Vergnügen, sage ich, w<unclear reason="covering" resp="UT">enn</unclear> man so Wochenlang in den Bergen herumstreift, sehnt man sich darnach einmal wieder Musik zu machen.“ Wir gehen hin, ich setze mich ans <hi rend="latintype">Piano</hi> und haemmere zur großen Verwunderung der Frau Landr. und des Herrn <persName xml:id="persName_a4366f02-0e7c-48a1-8518-7ef6647f4262">Ch<name key="PSN0110378" style="hidden" type="person">Christanell, Anton (1801-1882)</name></persName>. Mitten drin sagte die Frau zu ihm: „Sie kennen den Herrn von früher? – „Aber mein Gott ich weiß ja seinen Namen nicht einmal“, sagte er in einer Art v. komischem Aerger. Ich hörte v. alledem nichts. <hi rend="latintype">Etüden</hi>, Chöre aus <hi rend="latintype"><title xml:id="title_a83e05ac-a2e2-4374-903e-69b9aed657a0">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4gmtm5hw-bcqb-dvfa-7lmo-qc7x4jasrdbu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title></hi>, <title xml:id="title_53227933-6310-4ba4-8f4c-f8107c23a3b5"><hi rend="latintype">Fug</hi>. v. <hi rend="latintype">Bach</hi><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107746" style="hidden" type="music">Fugen</name></title>, <hi n="1" rend="underline">Walzer v. einem dortigen Pater Benedictiner</hi>, alles mögliche mußte ich durcheinander spielen. Von Deinem <title xml:id="title_2614fccc-d92c-492c-b03b-57e75287bdc9">Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4vj50ar2-x5xx-cuz9-gqcy-xasyu6jbjfyf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> hegt er eine gränzenlose Verehrung, jede Nummer scheint ihm ein Schatz und es ist ihm das liebste Werk <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_e0ec99ba-36e8-4f1d-92c7-4a7fc82d9041">aus</del> <add place="above">von<name key="PSN0112003" resp="writers_hand" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name></add> allen die er besitzt. Er fand wunderbar daß Du (was er im Stuttgard Lexikon gelesen) als Ebräer<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_84a1cd68-b56d-4069-8ea3-d179947fe24f" xml:lang="de">Ebräer – Hebräer.</note> diesen Stoff so herrlich bearbeitet – aber ich beruhigte ihn indem ich ihm die Versicherung Deines langjährigen Christenthums gab – im Nachhausegehen platzte er endlich mit der Frage nach meinem Namen heraus. Den kannte er und hatte ihn sogar selbst abgeschrieben bei Gelegenheit einer Recension über d. <hi rend="latintype">Paulus</hi> (er hat sich deren eine kleine Collektion zusammengesucht) in welcher vorkommt: unter <persName xml:id="persName_b5890df5-75e8-4b39-91b8-e152f12fd7e9">Hiller’s<name key="PSN0112003" style="hidden" type="person">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> Leitung. Nun war er ganz liebenswürdig und ich mußte ein Glas Wein bei ihm trinken, er wollte mich sogar bei sich einlogiren und längere Zeit in <placeName xml:id="placeName_dccc90be-b261-4eca-b6e5-4413d7f1b650">Schwaz<settlement key="STM0100583" style="hidden" type="area">Schwaz</settlement><country style="hidden">Schweiz</country></placeName> behalten – dazu war er aber doch nicht <hi rend="latintype">amusant</hi> genug. Denn als er noch eine starke Stunde bei mir in d. Gaststube geblieben, mir seine Familienverhältnisse u. dgl. erzählt, einige Komponisten und Druck und Papier einiger Verleger besprochen, kam das Gespräch in einiges<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Stocken. – Sein <persName xml:id="persName_f6b85efa-0dd3-4e3d-9903-c2ca0ff95bf1">Vater<name key="PSN0119636" style="hidden" type="person">Christanell, Peter Regulat Florian (1749-1827)</name></persName> war Organist in <placeName xml:id="placeName_7e7fb9d6-d089-4e49-b372-d9e537cdf117">Caltern<settlement key="STM0104571" style="hidden" type="locality">Kaltern</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> gewesen, er hat die Musik nur als Liebhaber betrieben, in Schwaz eine einzige reiche <persName xml:id="persName_69df8250-7d6e-4d91-9880-0b6552aa41eb">Tochter<name key="PSN0119612" style="hidden" type="person">Christanell, Crescentia (1796-?)</name></persName> geheirathet in letzterer Zeit die Geschäfte aufgegeben. Er hat ein schönes Gut und ist ein <hi n="1" rend="underline">vermöglicher</hi> Mann. An der Musik hängt er wirklich mit ganzer Seele und die Bemühungen eines Privatmannes in Schwaz Oratorien aufzuführen sind fast rührend. Wir schieden sehr freundlich und ich mußte ihm versprechen Dir seine besten Empfehlungen auszurichten, was ich hiermit thue.</p> <p>V. <persName xml:id="persName_eec69cb5-a455-43d5-87e6-9941697f9a61">Simrock<name key="PSN0114935" style="hidden" type="person">N. Simrock, Musikverlag in Bonn</name></persName> erhielt ich einen Brief an dem <date cert="high" when="1837-07-26" xml:id="date_deaf82b4-d804-46bc-b75a-d24951ad0056">Tag nach Deiner Abreise</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_74ac86fe-4abe-417c-b20b-5989c1772b57" xml:lang="de">an dem Tag nach Deiner Abreise – Felix Mendelssohn Bartholdy hielt sich im Juli 1837 gemeinsam mit Ferdinand Hiller in Frankfurt a. M. auf und reiste offensichtlich am 26. Juli von dort nach ’s-Gravenhage. Siehe Brief fmb-1836-07-26-02 (Brief Nr. 1394) Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Conrad Schleinitz in Leipzig, Frankfurt a. M., 26. Juli 1836, Z. 3 ff.: »In aller Unordnung der Abreise muß ich Ihnen doch noch diese Zeilen schreiben«.</note> und ich muß Dir für Deine Bemühungen danken, wenn sie auch nicht viel gefruchtet. Er schreibt mir, „er sey nicht abgeneigt wieder einmal einen Versuch (mit einem Heft Lieder) zu machen, wenn ich es wünsche und mir einen bessern Erfolg verspräche etc. – Diese Art kann ich nun nicht mehr vertragen und sollte ich in meinem ganzen Leben nichts herausgeben. Ich habe daher seinen Vorschlag abgelehnt und denke nicht daß Du mir Unrecht hierin geben wirst.</p> <p>Bei <persName xml:id="persName_a1a5ad6c-a54d-4fb3-8ecc-03010fd8ad1e">Deiner Familie in <placeName xml:id="placeName_4464825c-6184-4f08-9fce-695541de9005">Frkft<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><name key="PSN0112220" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J.</name></persName>. habe ich niederlegen lassen, die <title xml:id="title_e6b4bea1-3e93-4b78-a32e-90d8631863e6"><hi rend="latintype">Ouv</hi>. zu <hi rend="latintype">Fernando</hi><name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name></title> wegen der Verkürzungen, meinen nun instrumentirten <title xml:id="title_ea8af4b3-13b0-42de-b1a1-cd382bd2c215">Psalm<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109294" style="hidden" type="music">Il Signore è il mio pastore (Der Herr ist mein Hirte) (23. Psalm)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_145a9639-8ca7-498b-beba-1913f9737ee7" xml:lang="de">meinen nun instrumentirten Psalm – Gemeint ist vielleicht Ferdinand Hillers Il Signore è il mio pastore (23. Psalm).</note> und <title xml:id="title_ba8be9bb-0a65-4b12-b31e-ac497a89f2c3">das kleine Stück<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109268" style="hidden" type="music">Benedictus (Hochzeitschor)</name></title> was ich zu Deiner Hochzeit hier singen lassen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2f69aaf8-112d-432c-90f4-8f2204abb0a7" xml:lang="de">das kleine Stück was ich zu Deiner Hochzeit hier singen lassen – Ferdinand Hiller hatte mit einigen Sängerinnen ein für Mendelssohns Hochzeit komponiertes »Hochzeitslied« zur Begrüßung des Ehepaars einstudiert. In Hillers handschriftlichem »Verzeichniss meiner Compositionen vom 20ten April 1832, bis 27 Juli 1837« (D-F, Mus Hs 3 II) ist es unter dem 11. März 1837 verzeichnet (Bl. 27v): »Benedictus für einen Chor ohne Begleitung (mit deutschen Worten gesungen nach der Trauung v. Felix d. 28 ten März).« (vgl. Ihl, Der Nachlaß Ferdinand Hillers, Bd. 1, S. 489).</note> Hoffentlich wird auch meine <hi rend="latintype"><title xml:id="title_132a0c7d-9caa-452e-bf58-68093ec59821">Simphonie<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</name><name key="CRT0109295" style="hidden" type="music">Sinfonie e-Moll, op. 67 (Es muß doch Frühling werden) (HW 1.67)</name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8a99b5b1-2e8b-474d-9603-c7c327455756" xml:lang="de">meine Simphonie – Ferdinand Hillers Sinfonie, Es muß doch Frühling werden, Druck 1865 als Opus 67 (Mainz: Schott). Das Motto der Sinfonie ist der Titel eines Gedichts von Emanuel Geibel. In Mendelssohns Sammlung ist kein Exemplar der Komposition nachweisbar. </note> die schon vor 3 Monaten in <placeName xml:id="placeName_997a3230-d2b0-44c9-8f74-765317df47a4">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> einem <hi rend="latintype">Spediteur</hi> gegeben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c12ad91a-d5cf-4289-ae61-3c7d3109d387" xml:lang="de">die schon vor 3 Monaten in Paris einem Spediteur gegeben – Spätestens Anfang Dezember 1837 hatte Felix Mendelssohn Bartholdy Ferdinand Hillers Sinfonie e-Moll, op. 67 (Es muß doch Frühling werden), erhalten. Siehe Brief fmb-1837-12-09-03 (Brief Nr. 1804) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Mailand, Leipzig, 9. Dezember 1837, Z. 101 ff.</note> worden, angekommen seyn. Sieh Dir sie aber doch noch einmal recht an. Lieber Felix, mir liegt sie gar zu fern – ich erinnere mich einer Dummheit im <hi rend="latintype">Finale</hi> wo ich die Trompeten habe bis ins <hi rend="latintype">g</hi> blasen lassen – sollte das in den Stimmen nicht corrigirt seyn, so bitte ich Dich es zu thun. Wenn Du überhaupt den geringsten Zweifel hegst, so gib sie lieber nicht.</p> <p>Man muß meine <hi rend="latintype">Constitution</hi> haben um solches Zeug zu schreiben, wenn man kaum erfahren hat, was ich gestern. Du weißt vielleicht von dem <hi rend="latintype">scandalösen</hi>, unsinnigen Streich, den mein unglückseliger Bruder <persName xml:id="persName_c4bc1894-747a-41a7-9ce1-b008624f58ae">Karl<name key="PSN0119613" style="hidden" type="person">Hiller, Karl</name></persName> gespielt – auch von dem schändlichen Benehmen dabei einiger Priester der Religion der Liebe – solltest Du’s noch nicht gehört haben, so wirst Du’s immer zeitig genug erfahren – ich kann nichts hierüber schreiben als daß es ein nicht wiederherzustellendes, ewiges Unglück für meine <persName xml:id="persName_5b7f17c0-cbbf-4c82-8e49-1b56ad151496">Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden" type="person">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> und mich ist – </p> <p><seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Von Deiner <persName xml:id="persName_5bde906d-083a-4507-b0a0-1d14dbf1a9df">Familie<name key="PSN0113241" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> in Berlin hast Du hoffentlich längst beruhigende Nachrichten erhalten und den Frankfurtern geht’s wohl auch fortwährend gut. Zu seiner innern Erbauung und an dem Glücke einiger Menschen die man liebt zu arbeiten, das bleibt eben doch zuletzt die Hauptsache, das wird mir täglich klarer – Meine herzlichsten Grüße Deiner guten <persName xml:id="persName_fd94d402-e29e-400d-8dc2-2c729ece8fb5">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, laß bald von Dir hören und lebe gesund und glücklich.</p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Ferdinand Hiller</hi>.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_5b7aeba6-fa4b-4164-896d-c78333a544c4"> <docAuthor key="PSN0112003" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_d4457608-da61-4dce-8e4b-6980cf049f86">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112003" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_f10ccc6a-0451-4be5-a206-16062ee8837d">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811–1885)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Empfiehl mich auf’s beste <persName xml:id="persName_efd8fef4-719f-487f-9f32-c1ca58c16cc0">Herrn & Frau Konzertmeister David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name><name key="PSN0110574" style="hidden" type="person">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName> – ich habe noch oft an den angenehmen Tag gedacht, den wir zusammen verlebt.</p> </div> </body> </text></TEI>