]> Brief: gb-1837-09-06-01

gb-1837-09-06-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London <lb></lb> Berlin, 6. September 1837 Wieder eine Sorge los, die, Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen, und wieder eine Freude weniger, unsre lieben Woringens sind gestern – – Ich kann Dir nicht sagen, geliebter Sohn! wie dankbar ich Dir Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Bingen am Rhein, 24. Juli 1837 Felix Mendelssohn Bartholdy, Julie Schunck und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 29. Oktober 1837 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 32/65. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, 6. September 1837 Wieder eine Sorge los, die, Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen, und wieder eine Freude weniger, unsre lieben Woringens sind gestern – – Ich kann Dir nicht sagen, geliebter Sohn! wie dankbar ich Dir

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 5 Poststempel [BERLIN 4-5 / 6/9], [HAMBURG / 8 SEP 1837], [HAMBURG / 8/9], [7.Nr7 / SP11 / 1837], [LONDON / 11 / SEP / 1837], Siegel.

Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

6. September 1837 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien deutsch
A Monsieur Charles Klingemann 4 Hobart Place, Eaton Square, Pimlico Londres pour Monsieur Felix Mendelssohn Bartholdy par Hambourg
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 6 ten September

Wieder eine Sorge los, die, Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen,Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen – Felix Mendelssohn Bartholdy begann am 26. August 1837 seine fünfte Englandreise, er kam am 27. August in England an. Siehe Brief fmb-1837-08-29-01 (Brief Nr. 1696) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 29. August 1837, Z. 11 ff.: »Ich bin nach einer abscheulichen Seefahrt, 30 Stunden von Rotterdam bis zum Customhouse, vorgestern Nachmittag hier angekommen, Klingemann kam auf einem Kahn ans Dampfboot«. Vgl. Felix Mendelssohn Bartholdys Eintrag im Tagebuch am Sonntag, dem 27. August 1837: »am Customhouse um 1⁄2 1. Dort schien [recte: schrie] mir Klingemann aus einem kleinen Boot entgegen. Klingemann kommt an Bord, holt mich in seinen Kahn, und da wär ich wieder auf der Insel« (Ward Jones, Tagebuch der Hochzeitsreise, S. 107). und wieder eine Freude weniger, unsre lieben Woringens sind gestern –

Rebecka Lejeune Dirichlet
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

– Ich kann Dir nicht sagen, geliebter Sohn! wie dankbar ich Dir bin, mir gleich nach Deiner Ankunft geschrieben <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-08-29-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 29. August 1837</name> zu haben; ich erhielt den Brief Sonntag früh in dem anMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) die gute CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), die treulich Wort hielt, und mir den ihren sogleich zusandte, erst 2 Tage später. Die Nachricht Deiner glücklichen Ankunft beruhigte mich sehr, denn man kann sich einer gewißen Bangigkeit nicht wehren, wenn man von den vielen Unfällen zur See, trotz Dampfschiffen, liest. Gott schütze Dich ferner und erfreue und erfrische Dein Herz et in saecula saeculorum!et in saecula saeculorum – lat., und in Ewigkeit. Bestandteil der trinitarischen Bekenntnisformel Gloria Patri (Ehre dem Vater), die in der christlichen Liturgie in Form eines Gebets (Doxologie) die göttliche Dreifaltigkeit preist: Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto, sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum, amen. Alle Berichte, die ich aus Düßeldorf über Dich und Cecile einstweilen mit sehnsüchtigem Ohr eingesammelt, haben mir das größte Vergnügen gemacht. So geneigt Ferdinand v. WoringenWoringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851) auch zu schönsten poetischen Übertreibungen ist, so hat er mir Cécile doch höchst treu und wahrhaft beschrieben, und da ich ihm als glaubwürdigen Geschichtschreiber trauen konnte, war mir sein Bericht über Deine so elende Zufriedenheit und Glücklichkeit desto willkommen. In einem Brief nur dieß stand: „nichts ist poßirlicher, als die große Tutor- und Liebesgemeinschaft zwischen Felix und den 3 Damen.Liebesgemeinschaft zwischen Felix und den 3 Damen – Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Cécile Mendelssohn Bartholdy, Julie Jeanrenaud und Elisabeth Jeanrenaud. Man würde die Frau nicht erkennen, wenn sie nicht die Schönste und – die Zurückhaltendste!“ Forsche nicht nach Autor oder Autörin! ich meine ihn oder sie nicht, weil Du in dergleichen nuancen sehr verletzbar und empfindlich bist, und dafür Deine Rache nicht nur über Nacht, selbst über Jahre hinaus einpökelst. Es ist aber komisch und gut gesagt! – Gestern Nachmittag verließen uns WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-), nach dem sie 4 Wochen und 2 Tage bei uns waren, und uns das vergnüglichste, heiterste Leben bereitet hatten. Nach dem so höchst lebendigen, steten, frohen Beisammensein die stille Einsamkeit zu ertragen, wird nun, besonders mir, wirklich schwer; es waren gar so schöne, genußreiche Tage! Die MädchenWoringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875), die nun ohne ihre liebenswürdige Zärtlichkeit und Gastfreiheit so ganz sie selbst waren, kamen mir noch unendlich angenehmer vor: so herzlich froh, so gut und anspruchlos, so kindlich dankbar für die geringste Kleinigkeit, so talentvoll, kurz, es giebt keinen erfreulichern Umgang, keine beßere Gemüther, keine fröhlichere Laune! Du weißt, wie lieb mir diese letztre Gabe ist, ich bin zu wenig empfindlich und geschickt, etwas der Art auszusinnen; ich kann aber auch voller Seele einstimmen, wenn mir solche Gottesgabe geboten wird: und dazu geben die lieben Mädchen und der trockene, erzkomische FranzWoringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870) tausend Gelegenheiten. Die Späße, Thorheiten, neckische Einfälle aller Art aufzuzählen, wäre wirklich unmöglich! Bei unserm immerwährendem Beisammensein vom Morgen bis in die Nacht hat es aber ein an Unterhaltung, Scherz und Lachen, Musik ernst- und komischer Gattung gefehlt.

Lea Mendelssohn Bartholdy
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

Ich will mich nur melden, mit wenigen Worten, denn ich bin heut viel mehr trüb- als schreibselig, zum ersten Mal seit den 4 Wochen die uns wirklich Gott sey Dank, in fast ununterbrochener Heiterkeit wie ein Tag vergangen sind. Die lieben Leute haben uns frohe Zeit bereitet, und waren selbst unbeschwert heiter und vergnügt. Wie sie überhaupt in ihrer Liebenswürdigkeit und Güte einzig sind, so war auch ihr Aushalten am fremden Ort während der Cholera gewiß einzig in seiner Art. Und nun leb wohl.

Fanny Hensel
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

|2| FannysHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Muse zeigte sich ergiebiger als früher; sie hat viele duetten<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0112249" style="hidden" type="music">Die Mittenacht war kalt. Duett für zwei Soprane a cappella HU 309 (1836 oder 1837)</name> und ein allerliebstes Terzett<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0112249" style="hidden" type="music">Die Mittenacht war kalt. Duett für zwei Soprane a cappella HU 309 (1836 oder 1837)</name> komponiert, Ferdinand singt uns die herrlichsten Stücke aus Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nv6wlykj-d9w5-6jmn-aknb-ihhabzlzu1so"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>, Jahreszeiten<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109072" style="hidden" type="music">Die Jahreszeiten Hob. XXI : 3</name> kurz nicht weniger als alles. Seine Energie, und inspiration FranzesWoringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870) verse, der Italiener estroestro – ital., Inspiration. nennt, sind vortrefflich; nur Schade, daß er sich ein tremolando angewöhnt hat, das wirklich nur Unart ist, da er zuweilen einenTon fest und langmächtig aushalten kann. Sein Ausdruck ist wahrhaft pathetisch und grandios. Von HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) bis auf holländ. Trinklieder kam alles an die Reihe, und Deine Sachen, die mir die lieben Menschen unzähligemale zu meiner wahren Erquickung vorgesungen. Auf d. 13. ist Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wgafujwa-pv5x-4b41-ztkv-k2bfl3shfbbf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> in der GarnisonkircheGarnisonkircheBerlinDeutschlandGarnisonkirche – Die Garnisonkirche in Berlin (auch Alte Garnisonkirche genannt) war eine evangelische Kirche für die Soldaten der dortigen Garnison in Berlin-Mitte. angekündigt. Die soli können hier nicht beßer besetzt werden, denn die LöweLoewe, Sophie (Sofia) Johanna Christine (1812-1866), die FaßmannFaßmann, Auguste Xaveria Franziska von (1811-1872), die HähnelHaehnel, Amalie (1807-1849), MantiusMantius, Eduard (1806-1874), BöttigerBötticher (Böttcher), Louis Carl Friedrich (1813-1867), ZschiescheZschiesche, August (1800-1876) singen: die Chöre laßen mich weniger ruhig. Ein Dr. KriemelKriemel, Dr., der in LeipzigLeipzigDeutschland alle Musik beherrscht, kam neulich aus der Chorprobe her, und erzählte, Jul. SchneiderSchneider, Johann Julius (1805-1885) habe gedroht, FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) werde der nächsten Probe beiwohnen, sie möchten sich also recht zusammennehmen. Es wird zum besten der jetzt bestehenden 10 Kinderwarteschulen aufgeführt, und wenn die Cholerafurcht nicht zu viele Sänger und Hörer abhält, so könnten die Einnahmen beträchtlich sein, und Du abermals Wohlthäter der Kindheit werden, was Dir als angehenden Vater gewiß Freude macht. – FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), die den WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-) alle honneurshonneurs – frz., Ehren. außer dem Hause machte, führte sie Donnerstag in die SinkAkademieSing-AkademieBerlinDeutschland, wo für Graf BrühlBrühl, Karl Friedrich Moritz Paul Graf von (1772-1837) Mozarts Requiem<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110129" style="hidden" type="music">Requiem d-Moll, KV 626</name> gesungen ward;wo für Graf Brühl Mozarts Requiem gesungen ward – Karl Friedrich Moritz Paul Graf von Brühl verstarb am 9. August 1837. sie waren außer sich über die Langeweile, die das zarte RungenhägelchenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) einzublasen verstand; vorher gab er eine dazu komponirte (von mich, sagte mann) Trauermusik, aus deren edlem Text ich Dir nur Folgendes hersetze:

„Wer nicht so viel sein Eigen nennt Die Hülle zu begraben, Den Dank des Himmels Firmament, Was braucht er mehr zu haben? Ihn drückt kein pralerischer Stein, Sanft schläft er unter Sternenschein Im großen Erdgewölbe. Wenn nicht mehr Sonn und Mond Dir scheint Und nicht Ein Auge Dich beweint ----

Da nun Gr. Brühl arm gestorben und nach SeifersdorfSeifersdorfDeutschland ins Erbbegräbniß gebracht worden, so ist die Wahl des Textes wirklich schön. – In dieser Woche hoffen wir Woringens auf einige Tage wieder zu haben, da sie Glucks Iphigenie<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111401" style="hidden" type="music">Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48</name> hören sollen und zu Fannys MusikSonntagsmusiken der Familie Mendelssohn BartholdyBerlinDeutschland hier sein wollen. Dann werden sie bei Fanny hausen, und wir machen für Beckchens AnkömmlingBeckchens Ankömmling – bezieht sich auf Rebecka Lejeune Dirichlets Schwangerschaft. Felix Arnold Constantin Lejeune Dirichlet wurde am 10. Oktober 1837 geboren. einstweilen alles bereit. Wir speisten immer alle zusammen, abwechselnd bei FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) und bei mir: Hensel hat den VaterWoringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838) und die MädchenWoringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875) gezeichnet<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0112250" style="hidden" type="art">Georgius Otto Philippus von Woringen (Zeichnung 1837)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0112251" style="hidden" type="art">Rosa Clementina und Elisa von Woringen (Zeichnung 1837)</name>. Fanny schenkte ihnen Orpheus<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111403" style="hidden" type="music">Orphée et Euridice (Orpheus und Eurydike) GluckWV 1.43</name> und Armide<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111399" style="hidden" type="music">Armide GluckWV 1.47</name>, BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) schön gestickte schwarzseidne Tücher; ich 24 mit Früchten und Blumen gemalte Dessert Teller, da sie solche und Berl. Porcellain wünschten. Der 77 jähr. Papa war so rüstig und heiter wie Du ihn gekannt; er hat DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859), der sich den Fuß verwundet, 3 mal täglich eigenhändig mit seinem Balsam eingerieben; so wie er selbst mit seiner Wundertinktur, die er mir vor 3 Jahren mitgab und die noch nicht eröffnet war, sich eine Wunde völlig geheilt. Sie werden wohl d. Sept. in SanssouciSchloss SanssouciPotsdamDeutschland zubringen, wo ihnen durch LennésLenné, Peter Joseph (1789-1866) außerordentlich comfortable Stellung als Oberaufseher aller Königl. Gärten unendliche Annehmlichkeiten zukommen werden.

Die Cholera haust schrecklich hierDie Cholera haust schrecklich hier – 1837 grassierte in Berlin eine Cholera-Epidemie. Laut statistischen Zählungen kam es bei einer Zahl von 283.722 Einwohnern der Stadt zu insgesamt 3.580 Cholerafällen. Vgl. Wilhelm Schütz, Vergleichende statistische Uebersicht der in Berlin in den vier Epidemien 1831, 1832, 1837 und 1848 vorgekommenen Cholerafälle, Berlin 1849. und die Leute sind fast eben so furchtsam als das erstemal. Franzens Wirtin hat aus Angst über sein diarrhédiarrhé – frz., Diarrhö. und Camillentheetrinken sie bekommen, und 2 Aerzte stritten auf Mord, ob man die Frau warm oder kalt behandeln solle? Unsre Aengste sind wirklich toll; mein PaulchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) hatte einen Anfall seines alten Kopfschmerzes, dagegen gab ihm sein arrogantes PhilippchenHauck, Georg Gustav Philipp (1783-1848) ein starkes vomitif,vomitif – frz., Brechmittel. unzählige Clisterium donan |3| zu schröpfen. Nun muß er sich v. der erst wieder zu erholen suchen. Die arme kleine junge ihre kommen leider auf keinen, grünen Zweig jeder hat seinen dern Arzt und sie beobachten und verhätscheln sich ohne Ende. Gott erhalte die Cécile die mein Enkelchen so wohlgemuth trägt! Sehr klug wars aber, daß Du sie nicht mitnahmst!

Dem liebenswürdigsten Anhänger großen Dank und volle Amnestie! Er weiß nun schon, daß er 114 rt. und ich glaube16 gl. an DoxatDoxat & Co., Bankhaus in London zu zahlen hat, und da er es wünscht, werde ich die künftige Lotterie wieder durch ihn bereichern. Jetzt wird schon v. den 5 Klaßen die 3. gezogen, und um nicht die 3 ersten Klaßen umsonst nachzuzahlen, worin ich bleibe bis es wieder von vorn anfängt. PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) läßt Dir sagen, Du könnest auch, wenn Du wünschest, dem schen Hause Dein Geld einhändigen. – Viele Leute sind wieder aus Furcht fortgereist: Niemand wird aus Erfahrung klug – so uns umso mehr, daß Woringens auch nicht die mindeste Angst gezeigt, da es in ihrer Lage am natürlichsten gewesen wär, nach Haus zu reisen.

Ed. BendemannBendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889) hat mir seinen Zeichnung für Paulusseinen Zeichnung für Paulus – Es handelte sich um den Entwurf des schön gestalteten Blattes in der Prachtausgabe von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus. Für dieses Geschenk des Komitees des 18. Niederrheinischen Musikfestes 1836 hatten Eduard Bendemann und weitere Düsseldorfer Künstler ein Druckexemplar der Partitur des Paulus op. 36 (MWV A 14) mit Illustrationen aus dem Leben des Apostels versehen (heute in Privatbesitz). übergeben,die ich Dir mit Deinen übrigen Effekten nach LeipzigLeipzigDeutschland schicken werde. Aufrichtig gestanden, bin ich nichts weniger als entzückt davon. PaulusPaulus von Tarsus (hebr. Saulus) und BarnabasBarnabas (?-61) stehen mit ausgebreiteten Armen neben einander: die Gesichter weder schön noch edel oder kräftig: matte, , kleine Züge; die arme scheinen mir viel zu kurz, die Füße etwas verzeichnet, der ganze Ton schwächlich, der Himmel mit ein paar ganz schülerhaften Strichen angegeben. Enfin te curras!Enfin te curras – frz., Endlich wird man neugierig. Ich glaube, unpartheyisch zu sein. Die trauernden Juden haben mich begeistert, entzückt; seitdem hat er nichts gemacht, was nur im Entferntesten zu vergleichen wäre. Aber es ist sacrilège,sacrilège – frz., Frevel. dergl. zu äußern; auch sag ichs nur meinem Vertrauten, dem klugen Felix! Apropos v. Confidencen!Confidencen – Vertrauen. Es war seit 6 Monaten wirklich eine Sorge für mich, die Veltheimische Wohnung zu vermiethen, denn ich habe zu viele GeldVerpflichtungen, um solchen Ausfall gut zu ertragen, und verdienen kann ein dummer Mensch wie ich doch gar nichts. Nun habe ich Hoffnung, daß BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) sie nehmen könnte. Die sten Personen wünschen ihn vorläufig den Winter hier zu behalten, er will ohne seine Familie nicht so lange leben, und gedenkt, sie in Venedig zu treffen. Er wünscht findet die Wohnung, wiewohl die Folge zu klein, doch jetzt angemeßen und weiß AgrémentsAgréments – frz., Annehmlichkeiten. zu schätzen. Und obschon noch nichts beschloßen, so hoff’ ich das Beste, und es wäre mir zehnfach schätzbar, diese Leute zu Nachbarn zu besitzen. Hensel hat eine Zeichnung des Lokals entworfen, die B.Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) der FrauBunsen, Frances (seit 1858) Freifrau von (1791-1876) geschickt; in 8 Tagen erhalte ich Bescheid. Einstweilen muß er im größten Geheimnis bleiben, weil sonst seine Pläne scheitern könnten. Er ist sehr klug, sehr angesehen bei Hof, aber hat natürlich daher viele Feinde und Aufpaßer. Seine Aussichten für äußre Grandiosißimi sind, wie könnte er sonst eine so himmlische Lage wie die seine in RomRomItalien, gegen hier vertauschen? Hofgunst muß eine Fuß betäubende Luft sein! – Er ist übrigens höchst praktisch, angenehm, gescheut, bedeutend und dürfte wohl hier v. größerm Einfluß für die StaatsMaschine sein, als ers für Preußen in Rom ist. Wie gut wärs für mich. – Laß mich ja bald wieder v. Dir hören, geliebtes Herz und bitte Kling. um Anhängsel. Sein und Dein Sonntagslied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nkiongds-r5dj-zgn5-bj83-18srpxa6g0al"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100283" style="hidden">Sonntagslied (Sonntags) »Ringsum erschallt in Wald und Flur«, 28. Dezember 1834<idno type="MWV">K 84</idno><idno type="op">34/5</idno></name> hab ich unendlichemale mit Rührung gehört. How sweet! – Sonntag Abend war die HähnelHaehnel, Amalie (1807-1849) hier und hat wunderschön aus Orfeo<name key="PSN0119611" style="hidden" type="author">Monteverdi, Claudio (1567–1643)</name><name key="CRT0112252" style="hidden" type="music">L’Orfeo SV 318</name> gesungen: EliseWoringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?) und RosaWoringen, Rosa Clementina von (1810-1875) waren sehr entzückt und FerdinandWoringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851) außer sich und voll Courmachen.Cour machen – den Hof machen.

Gott schütze Dich! behalt uns lieb und erzähl uns wie Du abgegöttert wirst. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) die schönsten Grüße v. Kl.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Hoffentlich auf deutsche Weise – Durch BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) habe ich einen Br. v. FrankFranck, Eduard (1817-1893) erhalten; nach 3 oder 4 Jahren den Einzigen, daß ich Dir parpar – frz., daraus. nichts daraus zu erzählen weiß. Ti diceTi dice – ital., Er sagt., er mache der Generalin LepelLepel, Frances (Fanny) von (1799-1852) sehr die cour.cour – frz., Hof. Che roba!Che roba – ital., Was für ein Ding. Klatscherei von Rom über Berlin nach London! prenaz que je n’ai rien dit!prenaz que je n’ai rien dit! – frz., nimm es an, ich habe nichts gesagt!

Lea Mendelssohn Bartholdy
            Berlin den 6 ten September Wieder eine Sorge los, die, Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen, und wieder eine Freude weniger, unsre lieben Woringens sind gestern –
Rebecka Lejeune Dirichlet
– Ich kann Dir nicht sagen, geliebter Sohn! wie dankbar ich Dir bin, mir gleich nach Deiner Ankunft geschrieben zu haben; ich erhielt den Brief Sonntag früh in dem an die gute Cécile, die treulich Wort hielt, und mir den ihren sogleich zusandte, erst 2 Tage später. Die Nachricht Deiner glücklichen Ankunft beruhigte mich sehr, denn man kann sich einer gewißen Bangigkeit nicht wehren, wenn man von den vielen Unfällen zur See, trotz Dampfschiffen, liest. Gott schütze Dich ferner und erfreue und erfrische Dein Herz et in saecula saeculorum! Alle Berichte, die ich aus Düßeldorf über Dich und Cecile einstweilen mit sehnsüchtigem Ohr eingesammelt, haben mir das größte Vergnügen gemacht. So geneigt Ferdinand v. Woringen auch zu schönsten poetischen Übertreibungen ist, so hat er mir Cécile doch höchst treu und wahrhaft beschrieben, und da ich ihm als glaubwürdigen Geschichtschreiber trauen konnte, war mir sein Bericht über Deine so elende Zufriedenheit und Glücklichkeit desto willkommen. In einem Brief nur dieß stand: „nichts ist poßirlicher, als die große Tutor- und Liebesgemeinschaft zwischen Felix und den 3 Damen. Man würde die Frau nicht erkennen, wenn sie nicht die Schönste und – die Zurückhaltendste!“ Forsche nicht nach Autor oder Autörin! ich meine ihn oder sie nicht, weil Du in dergleichen nuancen sehr verletzbar und empfindlich bist, und dafür Deine Rache nicht nur über Nacht, selbst über Jahre hinaus einpökelst. Es ist aber komisch und gut gesagt! – Gestern Nachmittag verließen uns Woringens, nach dem sie 4 Wochen und 2 Tage bei uns waren, und uns das vergnüglichste, heiterste Leben bereitet hatten. Nach dem so höchst lebendigen, steten, frohen Beisammensein die stille Einsamkeit zu ertragen, wird nun, besonders mir, wirklich schwer; es waren gar so schöne, genußreiche Tage! Die Mädchen, die nun ohne ihre liebenswürdige Zärtlichkeit und Gastfreiheit so ganz sie selbst waren, kamen mir noch unendlich angenehmer vor: so herzlich froh, so gut und anspruchlos, so kindlich dankbar für die geringste Kleinigkeit, so talentvoll, kurz, es giebt keinen erfreulichern Umgang, keine beßere Gemüther, keine fröhlichere Laune! Du weißt, wie lieb mir diese letztre Gabe ist, ich bin zu wenig empfindlich und geschickt, etwas der Art auszusinnen; ich kann aber auch voller Seele einstimmen, wenn mir solche Gottesgabe geboten wird: und dazu geben die lieben Mädchen und der trockene, erzkomische Franz tausend Gelegenheiten. Die Späße, Thorheiten, neckische Einfälle aller Art aufzuzählen, wäre wirklich unmöglich! Bei unserm immerwährendem Beisammensein vom Morgen bis in die Nacht hat es aber ein an Unterhaltung, Scherz und Lachen, Musik ernst- und komischer Gattung gefehlt.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Ich will mich nur melden, mit wenigen Worten, denn ich bin heut viel mehr trüb- als schreibselig, zum ersten Mal seit den 4 Wochen die uns wirklich Gott sey Dank, in fast ununterbrochener Heiterkeit wie ein Tag vergangen sind. Die lieben Leute haben uns frohe Zeit bereitet, und waren selbst unbeschwert heiter und vergnügt. Wie sie überhaupt in ihrer Liebenswürdigkeit und Güte einzig sind, so war auch ihr Aushalten am fremden Ort während der Cholera gewiß einzig in seiner Art. Und nun leb wohl.
Fanny Hensel
 Fannys Muse zeigte sich ergiebiger als früher; sie hat viele duetten und ein allerliebstes Terzett komponiert, Ferdinand singt uns die herrlichsten Stücke aus Paulus, Jahreszeiten kurz nicht weniger als alles. Seine Energie, und inspiration Franzes verse, der Italiener estro nennt, sind vortrefflich; nur Schade, daß er sich ein tremolando angewöhnt hat, das wirklich nur Unart ist, da er zuweilen einenTon fest und langmächtig aushalten kann. Sein Ausdruck ist wahrhaft pathetisch und grandios. Von Händel bis auf holländ. Trinklieder kam alles an die Reihe, und Deine Sachen, die mir die lieben Menschen unzähligemale zu meiner wahren Erquickung vorgesungen. Auf d. 13. ist Paulus in der Garnisonkirche angekündigt. Die soli können hier nicht beßer besetzt werden, denn die Löwe, die Faßmann, die Hähnel, Mantius, Böttiger, Zschiesche singen: die Chöre laßen mich weniger ruhig. Ein Dr. Kriemel, der in Leipzig alle Musik beherrscht, kam neulich aus der Chorprobe her, und erzählte, Jul. Schneider habe gedroht, Fanny werde der nächsten Probe beiwohnen, sie möchten sich also recht zusammennehmen. Es wird zum besten der jetzt bestehenden 10 Kinderwarteschulen aufgeführt, und wenn die Cholerafurcht nicht zu viele Sänger und Hörer abhält, so könnten die Einnahmen beträchtlich sein, und Du abermals Wohlthäter der Kindheit werden, was Dir als angehenden Vater gewiß Freude macht. – Fanny, die den Woringens alle honneurs außer dem Hause machte, führte sie Donnerstag in die SinkAkademie, wo für Graf Brühl Mozarts Requiem gesungen ward; sie waren außer sich über die Langeweile, die das zarte Rungenhägelchen einzublasen verstand; vorher gab er eine dazu komponirte (von mich, sagte mann) Trauermusik, aus deren edlem Text ich Dir nur Folgendes hersetze:
„Wer nicht so viel sein Eigen nennt Die Hülle zu begraben, Den Dank des Himmels Firmament, Was braucht er mehr zu haben? Ihn drückt kein pralerischer Stein, Sanft schläft er unter Sternenschein Im großen Erdgewölbe. Wenn nicht mehr Sonn und Mond Dir scheint Und nicht Ein Auge Dich beweint ----
Da nun Gr. Brühl arm gestorben und nach Seifersdorf ins Erbbegräbniß gebracht worden, so ist die Wahl des Textes wirklich schön. – In dieser Woche hoffen wir Woringens auf einige Tage wieder zu haben, da sie Glucks Iphigenie hören sollen und zu Fannys Musik hier sein wollen. Dann werden sie bei Fanny hausen, und wir machen für Beckchens Ankömmling einstweilen alles bereit. Wir speisten immer alle zusammen, abwechselnd bei Fanny und bei mir: Hensel hat den Vater und die Mädchen gezeichnet. Fanny schenkte ihnen Orpheus und Armide, Beckchen schön gestickte schwarzseidne Tücher; ich 24 mit Früchten und Blumen gemalte Dessert Teller, da sie solche und Berl. Porcellain wünschten. Der 77 jähr. Papa war so rüstig und heiter wie Du ihn gekannt; er hat Dirichlet, der sich den Fuß verwundet, 3 mal täglich eigenhändig mit seinem Balsam eingerieben; so wie er selbst mit seiner Wundertinktur, die er mir vor 3 Jahren mitgab und die noch nicht eröffnet war, sich eine Wunde völlig geheilt. Sie werden wohl d. Sept. in Sanssouci zubringen, wo ihnen durch Lennés außerordentlich comfortable Stellung als Oberaufseher aller Königl. Gärten unendliche Annehmlichkeiten zukommen werden.
Die Cholera haust schrecklich hier und die Leute sind fast eben so furchtsam als das erstemal. Franzens Wirtin hat aus Angst über sein diarrhé und Camillentheetrinken sie bekommen, und 2 Aerzte stritten auf Mord, ob man die Frau warm oder kalt behandeln solle? Unsre Aengste sind wirklich toll; mein Paulchen hatte einen Anfall seines alten Kopfschmerzes, dagegen gab ihm sein arrogantes Philippchen ein starkes vomitif, unzählige Clisterium donan zu schröpfen. Nun muß er sich v. der erst wieder zu erholen suchen. Die arme kleine junge ihre kommen leider auf keinen, grünen Zweig jeder hat seinen dern Arzt und sie beobachten und verhätscheln sich ohne Ende. Gott erhalte die Cécile die mein Enkelchen so wohlgemuth trägt! Sehr klug wars aber, daß Du sie nicht mitnahmst!
Dem liebenswürdigsten Anhänger großen Dank und volle Amnestie! Er weiß nun schon, daß er 114 rt. und ich glaube16 gl. an Doxat zu zahlen hat, und da er es wünscht, werde ich die künftige Lotterie wieder durch ihn bereichern. Jetzt wird schon v. den 5 Klaßen die 3. gezogen, und um nicht die 3 ersten Klaßen umsonst nachzuzahlen, worin ich bleibe bis es wieder von vorn anfängt. Paul läßt Dir sagen, Du könnest auch, wenn Du wünschest, dem schen Hause Dein Geld einhändigen. – Viele Leute sind wieder aus Furcht fortgereist: Niemand wird aus Erfahrung klug – so uns umso mehr, daß Woringens auch nicht die mindeste Angst gezeigt, da es in ihrer Lage am natürlichsten gewesen wär, nach Haus zu reisen.
Ed. Bendemann hat mir seinen Zeichnung für Paulus übergeben, die ich Dir mit Deinen übrigen Effekten nach Leipzig schicken werde. Aufrichtig gestanden, bin ich nichts weniger als entzückt davon. Paulus und Barnabas stehen mit ausgebreiteten Armen neben einander: die Gesichter weder schön noch edel oder kräftig: matte,, kleine Züge; die arme scheinen mir viel zu kurz, die Füße etwas verzeichnet, der ganze Ton schwächlich, der Himmel mit ein paar ganz schülerhaften Strichen angegeben. Enfin te curras! Ich glaube, unpartheyisch zu sein. Die trauernden Juden haben mich begeistert, entzückt; seitdem hat er nichts gemacht, was nur im Entferntesten zu vergleichen wäre. Aber es ist sacrilège, dergl. zu äußern; auch sag ichs nur meinem Vertrauten, dem klugen Felix! Apropos v. Confidencen! Es war seit 6 Monaten wirklich eine Sorge für mich, die Veltheimische Wohnung zu vermiethen, denn ich habe zu viele GeldVerpflichtungen, um solchen Ausfall gut zu ertragen, und verdienen kann ein dummer Mensch wie ich doch gar nichts. Nun habe ich Hoffnung, daß Bunsen sie nehmen könnte. Die sten Personen wünschen ihn vorläufig den Winter hier zu behalten, er will ohne seine Familie nicht so lange leben, und gedenkt, sie in Venedig zu treffen. Er wünscht findet die Wohnung, wiewohl die Folge zu klein, doch jetzt angemeßen und weiß Agréments zu schätzen. Und obschon noch nichts beschloßen, so hoff’ ich das Beste, und es wäre mir zehnfach schätzbar, diese Leute zu Nachbarn zu besitzen. Hensel hat eine Zeichnung des Lokals entworfen, die B. der Frau geschickt; in 8 Tagen erhalte ich Bescheid. Einstweilen muß er im größten Geheimnis bleiben, weil sonst seine Pläne scheitern könnten. Er ist sehr klug, sehr angesehen bei Hof, aber hat natürlich daher viele Feinde und Aufpaßer. Seine Aussichten für äußre Grandiosißimi sind, wie könnte er sonst eine so himmlische Lage wie die seine in Rom, gegen hier vertauschen? Hofgunst muß eine Fuß betäubende Luft sein! – Er ist übrigens höchst praktisch, angenehm, gescheut, bedeutend und dürfte wohl hier v. größerm Einfluß für die StaatsMaschine sein, als ers für Preußen in Rom ist. Wie gut wärs für mich. – Laß mich ja bald wieder v. Dir hören, geliebtes Herz und bitte Kling. um Anhängsel. Sein und Dein Sonntagslied hab ich unendlichemale mit Rührung gehört. How sweet! – Sonntag Abend war die Hähnel hier und hat wunderschön aus Orfeo gesungen: Elise und Rosa waren sehr entzückt und Ferdinand außer sich und voll Courmachen.
Gott schütze Dich! behalt uns lieb und erzähl uns wie Du abgegöttert wirst. Rosen die schönsten Grüße v. Kl. Hoffentlich auf deutsche Weise – Durch Bunsen habe ich einen Br. v. Frank erhalten; nach 3 oder 4 Jahren den Einzigen, daß ich Dir par nichts daraus zu erzählen weiß. Ti dice, er mache der Generalin Lepel sehr die cour. Che roba! Klatscherei von Rom über Berlin nach London! prenaz que je n’ai rien dit!
Lea Mendelssohn Bartholdy          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-09-06-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-09-06-01" xml:id="title_dcad65f0-9c5a-4bfc-8b99-b0d3b7b06caa">Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London <lb></lb> Berlin, 6. September 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_00a9082a-d746-483b-9b2e-01ce027695af">Wieder eine Sorge los, die, Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen, und wieder eine Freude weniger, unsre lieben Woringens sind gestern – – Ich kann Dir nicht sagen, geliebter Sohn! wie dankbar ich Dir</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_65b6b54f-9f3e-4740-98db-b01af338a6c5">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1837-07-24-01" type="precursor" xml:id="title_e5c346b1-8b51-4fc9-8d18-e615fe130ed0">Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Bingen am Rhein, 24. Juli 1837</title> <title key="fmb-1837-10-29-03" type="successor" xml:id="title_09f1531c-7f83-43e7-a6b1-cc689f9d124e">Felix Mendelssohn Bartholdy, Julie Schunck und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 29. Oktober 1837</title> <author key="PSN0110673">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</author> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author> <author key="PSN0111893">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">  </name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_66a4f8cf-b824-43ad-87dd-b657f7a43367"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_313cf76f-a693-47bd-8858-f3c4f2ac103d"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 32/65.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-09-06-01" type="letter" xml:id="title_ecdc460a-dd32-48c2-89c5-46d472bbd0da">Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London;  Berlin, 6. September 1837</title> <incipit>Wieder eine Sorge los, die, Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen, und wieder eine Freude weniger, unsre lieben Woringens sind gestern – – Ich kann Dir nicht sagen, geliebter Sohn! wie dankbar ich Dir</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 5 Poststempel [BERLIN 4-5 / 6/9], [HAMBURG / 8 SEP 1837], [HAMBURG / 8/9], [7.Nr7 / SP11 / 1837], [LONDON / 11 / SEP / 1837], Siegel.</p><handDesc hands="3"><p>Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-09-06" xml:id="date_021e151a-25b1-4721-be12-1a352a8a0dfe">6. September 1837</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_f9921177-f4eb-4727-ac59-a9c7cb74a39c">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_374aa0a0-81a8-4a5f-b37a-ba0f948f4f64">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_6194c021-9b4a-419a-9180-0ce4e4a07c33">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_899f787b-5c67-49af-84d8-03fd54ef292b"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_0ad2b318-3aae-4476-ac58-2013637f558b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2826bb3d-6e03-4271-a5b8-a184140a67c7"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_5d9c2846-7902-442a-9c82-d5f54c6f3968"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">A Monsieur Charles Klingemann</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">4 Hobart Place, Eaton Square, Pimlico</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline">Londres</hi></hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour Monsieur Felix Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">par Hambourg</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_b1885dc5-98f4-4070-bf34-e30c0041ee14"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_f2b79fb3-b02c-4770-a0d0-a97479f75af0">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_d8c45d5a-daea-4acf-9793-ed7022be68c8">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1837-09-06" xml:id="date_1695e317-458f-446a-a76c-a69572bb3860">6 ten September</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Wieder eine Sorge los, die, Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a89d77b3-0559-468a-8865-4fee5321de4f" xml:lang="de">Deine glückliche Ankunft über Meer zu wissen – Felix Mendelssohn Bartholdy begann am 26. August 1837 seine fünfte Englandreise, er kam am 27. August in England an. Siehe Brief fmb-1837-08-29-01 (Brief Nr. 1696) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 29. August 1837, Z. 11 ff.: »Ich bin nach einer abscheulichen Seefahrt, 30 Stunden von Rotterdam bis zum Customhouse, vorgestern Nachmittag hier angekommen, Klingemann kam auf einem Kahn ans Dampfboot«. Vgl. Felix Mendelssohn Bartholdys Eintrag im Tagebuch am Sonntag, dem 27. August 1837: »am Customhouse um 1⁄2 1. Dort schien [recte: schrie] mir Klingemann aus einem kleinen Boot entgegen. Klingemann kommt an Bord, holt mich in seinen Kahn, und da wär ich wieder auf der Insel« (Ward Jones, Tagebuch der Hochzeitsreise, S. 107).</note> und wieder eine Freude weniger, unsre lieben Woringens sind gestern – </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_8cf59777-b29e-4cd0-8a58-43a56512894e"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_cf141f28-cec7-4968-972e-ab2f749c2c20">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_27a4bc8c-8df8-46e8-966f-1b3b9a8eb182">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">– Ich kann Dir nicht sagen, <seg type="salute">geliebter Sohn!</seg> wie dankbar ich Dir bin, mir gleich nach Deiner Ankunft <title xml:id="title_e919624f-69de-4a31-a358-9943bef19345">geschrieben <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-08-29-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 29. August 1837</name> </title> zu haben; ich erhielt den Brief <date cert="high" when="1837-09-03" xml:id="date_9e6d889a-21d1-4f89-938e-91a71c1cfeb0">Sonntag früh</date> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_d9c197ba-d9ca-4d12-a452-143fa99b5002">in dem</del> <add place="above">an<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> die gute <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3fe14c88-c5b8-41ab-92a0-fe3733d326f2">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, die treulich Wort hielt, und mir den ihren sogleich zusandte, erst 2 Tage später. Die Nachricht Deiner glücklichen Ankunft beruhigte mich sehr, denn man kann sich einer gewißen Bangigkeit nicht wehren, wenn man von den vielen Unfällen zur See, trotz Dampfschiffen, liest. Gott schütze Dich ferner und erfreue und erfrische Dein Herz <hi rend="latintype">et in saecula saeculorum</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3dc04199-1a44-4100-a1b5-befa3a4eab90" xml:lang="la ">et in saecula saeculorum – lat., und in Ewigkeit. Bestandteil der trinitarischen Bekenntnisformel Gloria Patri (Ehre dem Vater), die in der christlichen Liturgie in Form eines Gebets (Doxologie) die göttliche Dreifaltigkeit preist: Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto, sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum, amen.</note> Alle Berichte, die ich aus Düßeldorf über Dich und <hi rend="latintype">Cecile</hi> einstweilen mit sehnsüchtigem Ohr eingesammelt, haben mir das größte Vergnügen gemacht. So geneigt <persName xml:id="persName_65729a7e-a52e-4896-bd27-ae1b70eef585">Ferdinand v. Woringen<name key="PSN0115884" style="hidden" type="person">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name></persName> auch zu schönsten poetischen Übertreibungen ist, so hat er mir <hi rend="latintype">Cécile</hi> doch höchst treu und wahrhaft beschrieben, und da ich ihm als glaubwürdigen Geschichtschreiber trauen konnte, war mir sein Bericht über Deine <hi n="1" rend="underline">so elende</hi> Zufriedenheit und Glücklichkeit desto willkommen. In <hi n="1" rend="underline">einem</hi> Brief nur dieß stand: „nichts ist poßirlicher, als die große Tutor- und Liebesgemeinschaft zwischen Felix und den 3 Damen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0ac6225e-162b-4086-a08c-7106c2f5a38d" xml:lang="de">Liebesgemeinschaft zwischen Felix und den 3 Damen – Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Cécile Mendelssohn Bartholdy, Julie Jeanrenaud und Elisabeth Jeanrenaud.</note> Man würde die <hi n="1" rend="underline">Frau</hi> nicht erkennen, wenn sie nicht die Schönste und – die Zurückhaltendste!“ Forsche nicht nach Autor oder Autörin! ich meine ihn oder sie nicht, weil Du in dergleichen <hi rend="latintype">nuancen</hi> sehr verletzbar und empfindlich bist, und dafür Deine Rache nicht nur über Nacht, selbst über Jahre hinaus einpökelst. Es ist aber komisch und gut gesagt! – <date cert="high" when="1837-09-05" xml:id="date_31c5422c-8bc6-4ea8-afd5-e6e61f3090b5">Gestern Nachmittag</date> verließen uns <persName xml:id="persName_6109d846-e14c-44b8-a24d-41f98c370698">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName>, nach dem sie 4 Wochen und 2 Tage bei uns waren, und uns das vergnüglichste, heiterste Leben bereitet hatten. Nach dem so höchst lebendigen, steten, frohen Beisammensein die stille Einsamkeit zu ertragen, wird nun, besonders mir, wirklich schwer; es waren gar so schöne, genußreiche Tage! Die <persName xml:id="persName_25c62f8b-4c61-44e0-b8a4-be378b356f5e">Mädchen<name key="PSN0115877" style="hidden" type="person">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name><name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName>, die nun ohne ihre liebenswürdige Zärtlichkeit und Gastfreiheit so ganz sie selbst waren, kamen mir noch unendlich angenehmer vor: so herzlich froh, so gut und anspruchlos, so kindlich dankbar für die geringste Kleinigkeit, so talentvoll, kurz, es giebt keinen erfreulichern Umgang, keine beßere Gemüther, keine fröhlichere Laune! Du weißt, wie lieb mir diese letztre Gabe ist, ich bin zu wenig empfindlich und geschickt, etwas der Art auszusinnen; ich kann aber auch voller Seele einstimmen, wenn mir solche Gottesgabe geboten wird: und dazu geben die lieben Mädchen und der trockene, erzkomische <persName xml:id="persName_7ba14c70-3ec5-4105-a35e-f5418f37ff29">Franz<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> tausend Gelegenheiten. Die Späße, Thorheiten, neckische Einfälle aller Art aufzuzählen, wäre wirklich unmöglich! Bei unserm immerwährendem Beisammensein vom Morgen bis in die Nacht hat es aber ein an Unterhaltung, Scherz und Lachen, Musik ernst- und komischer Gattung gefehlt.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_3f017c88-6693-453e-aa25-0851f6e867ec"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_a0e48657-82c6-4248-8f14-bbde6133aae0">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_bfe5090b-5870-413b-8d4d-c4b5a203985a">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich will mich nur melden, mit wenigen Worten, denn ich bin heut viel mehr trüb- als schreibselig, zum ersten Mal seit den 4 Wochen die uns wirklich Gott sey Dank, in fast ununterbrochener Heiterkeit wie ein Tag vergangen sind. Die lieben Leute haben uns frohe Zeit bereitet, und waren selbst unbeschwert heiter und vergnügt. Wie sie überhaupt in ihrer Liebenswürdigkeit und Güte einzig sind, so war auch ihr Aushalten am fremden Ort während der Cholera gewiß einzig in seiner Art. Und nun leb wohl. </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_b2bbeac8-55c7-4116-be5f-eaa42781cc45"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_f57a54ed-9178-4484-a84f-b9d770dcebe6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_cb81faeb-492d-4dbb-ac1a-76f42841dc80">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <persName xml:id="persName_af4be6ff-67d7-4486-a474-f9622989dabe">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Muse zeigte sich ergiebiger als früher; sie hat viele <hi rend="latintype"><title xml:id="title_f0108aea-6888-4a60-aa04-50ade2fee9d2">duetten<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0112249" style="hidden" type="music">Die Mittenacht war kalt. Duett für zwei Soprane a cappella HU 309 (1836 oder 1837)</name></title></hi> und ein allerliebstes <title xml:id="title_f2bb2951-9e4d-4940-b1b1-37494eb190be">Terzett<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0112249" style="hidden" type="music">Die Mittenacht war kalt. Duett für zwei Soprane a cappella HU 309 (1836 oder 1837)</name></title> komponiert, Ferdinand singt uns die herrlichsten Stücke aus <title xml:id="title_d83e16d3-ce79-47b7-ba40-2325a65399c8">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nv6wlykj-d9w5-6jmn-aknb-ihhabzlzu1so"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, <title xml:id="title_5bfc7cea-46d5-4caa-9a43-50285a7a536e">Jahreszeiten<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109072" style="hidden" type="music">Die Jahreszeiten Hob. XXI : 3</name></title> <gap quantity="1" reason="seal_tear-off" unit="words"></gap> kurz nicht weniger als alles. Seine Energie, und <hi rend="latintype">insp</hi><unclear reason="covering" resp="UT">iration</unclear> <persName xml:id="persName_003e16c4-beb2-4c70-a563-dd83d0f24a24">Franzes<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> <hi rend="latintype">verse</hi>, der Italiener <hi rend="latintype">estro</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_9653b527-3830-4ec9-add8-bf31849dba46" xml:lang="it ">estro – ital., Inspiration.</note> nennt, sind vortrefflich; nur Schade, daß er sich ein <hi rend="latintype">tremolando</hi> angewöhnt hat, das wirklich nur Unart ist, da er zuweilen einenTon fest und langmächtig aushalten kann. Sein Ausdruck ist <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> wahrhaft pathetisch und grandios. Von <persName xml:id="persName_636d92ac-e875-4d84-baee-c0ae6a57623b">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> bis auf holländ. Trinklieder kam <hi n="1" rend="underline">alles</hi> an die Reihe, und Deine Sachen<unclear reason="covering" resp="UT">, die</unclear> mir die lieben Menschen unzähligemale zu meiner wahren Erquickung vorgesungen. Auf d. <date cert="high" when="1837-09-13" xml:id="date_ee5f6582-7d4e-46db-9d44-b013de510e51">13.</date> ist <title xml:id="title_fed09438-826f-4b7b-97ba-3f72247e9338">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wgafujwa-pv5x-4b41-ztkv-k2bfl3shfbbf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> in der <placeName xml:id="placeName_c48ef6d6-ea68-493e-b210-6d844f7d3252">Garnisonkirche<name key="SGH0100346" style="hidden" subtype="" type="sight">Garnisonkirche</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e03a79d-58fe-4064-bb3f-37bb0ab34c04" xml:lang="de">Garnisonkirche – Die Garnisonkirche in Berlin (auch Alte Garnisonkirche genannt) war eine evangelische Kirche für die Soldaten der dortigen Garnison in Berlin-Mitte. </note> angekündigt. Die <hi rend="latintype">soli</hi> <hi n="1" rend="underline">können</hi> hier nicht beßer besetzt werden, denn die <persName xml:id="persName_f947e644-e8d6-49a4-8eb4-b64270134798">Löwe<name key="PSN0112915" style="hidden" type="person">Loewe, Sophie (Sofia) Johanna Christine (1812-1866)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_09be1bff-bb10-4b30-9342-3df51349bca2">Faßmann<name key="PSN0111011" style="hidden" type="person">Faßmann, Auguste Xaveria Franziska von (1811-1872)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_da8d7dee-2f50-452c-b80e-ff2502976059">Hähnel<name key="PSN0111656" style="hidden" type="person">Haehnel, Amalie (1807-1849)</name></persName>, <persName xml:id="persName_92e0a017-0d49-4f95-99f0-697f1d525e1c">Mantius<name key="PSN0113058" style="hidden" type="person">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName>, <persName xml:id="persName_937bcc87-4abd-4251-93c6-68301468efa1">Böttiger<name key="PSN0110053" style="hidden" type="person">Bötticher (Böttcher), Louis Carl Friedrich (1813-1867)</name></persName>, <persName xml:id="persName_2e075b57-f1aa-46be-91e7-04f63c060360">Zschiesche<name key="PSN0115935" style="hidden" type="person">Zschiesche, August (1800-1876)</name></persName> singen: die Chöre laßen mich weniger ruhig. Ein Dr. <persName xml:id="persName_0486d3c0-90eb-4e40-b09e-bd73eac8982f">Kriemel<name key="PSN0119610" style="hidden" type="person">Kriemel, Dr.</name></persName>, der in <placeName xml:id="placeName_14d0afb0-6cd1-4fda-a0d8-42577669925e"><unclear reason="covering" resp="UT">Leip</unclear>zig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> alle Musik beherrscht, kam neulich aus der Chorprobe her, und erzählte, <persName xml:id="persName_808d2eef-6fe5-468c-bd86-9a8c22337edc">Jul. Schneider<name key="PSN0114648" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Julius (1805-1885)</name></persName> habe <hi n="1" rend="underline">gedroht</hi>, <persName xml:id="persName_7a728461-0c38-4df1-87dc-cb24697497c3">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <unclear reason="covering" resp="UT">werde</unclear> der nächsten Probe beiwohnen, sie möchten sich also recht zusammennehmen. Es wird zum besten der jetzt <unclear reason="covering" resp="UT">be</unclear>stehenden 10 Kinderwarteschulen aufgeführt, und wenn die Cholerafurcht nicht zu viele Sänger und Hörer abhält, so <unclear reason="covering" resp="UT">könnten</unclear> die Einnahmen beträchtlich sein, und Du abermals Wohlthäter der Kindheit werden, was Dir als angehenden Vat<unclear reason="covering" resp="UT">er</unclear> gewiß Freude macht. – <persName xml:id="persName_250357f4-f610-4ae8-aa27-adf4749268a6">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, die den <persName xml:id="persName_a023fda6-f50a-4ef4-8289-58aa586f0f2f">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName> alle <hi rend="latintype">honneurs</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b7fb44dc-819a-45ec-9ce8-a0aebb102f7a" xml:lang="fr ">honneurs – frz., Ehren.</note> <hi n="1" rend="underline">außer</hi> dem Hause machte, führte sie <date cert="high" when="1837-08-31" xml:id="date_7a59b972-a70c-4211-b3e3-c0ad3c6b7e15"><date cert="high" when="1837-08-31" xml:id="date_b47465f5-d39b-4d9d-b58b-2a81f09879f0">Donnerstag</date></date> in <unclear reason="covering" resp="UT">die</unclear> <placeName xml:id="placeName_6e655ca4-fe09-4626-920c-cfcd7b781573">SinkAkademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo für Graf <persName xml:id="persName_eb50f7e5-3770-4612-89dc-7615fce50a44">Brühl<name key="PSN0110159" style="hidden" type="person">Brühl, Karl Friedrich Moritz Paul Graf von (1772-1837)</name></persName> <title xml:id="title_1176cccb-0207-49cf-8d2e-d367fbbaa9b1">Mozarts Requiem<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110129" style="hidden" type="music">Requiem d-Moll, KV 626</name></title> gesungen ward;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_417a6313-38fe-425b-94d8-443af32ada69" xml:lang="de">wo für Graf Brühl Mozarts Requiem gesungen ward – Karl Friedrich Moritz Paul Graf von Brühl verstarb am 9. August 1837.</note> sie waren außer sich über die Langeweil<unclear reason="covering" resp="UT">e,</unclear> die das zarte <persName xml:id="persName_d0bfab1d-52e2-4e24-a389-e6d898685655">Rungenhägelchen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> einzublasen verstand; vorher gab er eine dazu komponirte (von mich, sagte <gap quantity="3" reason="covering" unit="characters"></gap>mann) Trauermusik, aus deren edlem Text ich Dir nur Folgendes hersetze:</p> <p> <lg rend="center" type="verse" xml:id="lg_91d86ec6-da43-443a-bbfc-13843fe06754"> <l>„Wer nicht so viel sein Eigen nennt</l> <l>Die Hülle zu begraben,</l> <l>Den Dank des Himmels Firmament,</l> <l>Was braucht er mehr zu haben? </l> <l>Ihn drückt kein pralerischer Stein, </l> <l>Sanft schläft er unter Sternenschein</l> <l>Im großen Erdgewölbe.</l> <l>Wenn nicht mehr Sonn und Mond Dir scheint</l> <l>Und nicht Ein Auge Dich beweint ----</l> </lg> </p> <p>Da nun Gr. Brühl arm gestorben und nach <placeName xml:id="placeName_a61a7a73-0e29-4a1e-91e2-77ec9f9a2ebc">Seifersdorf<settlement key="STM0104568" style="hidden" type="locality">Seifersdorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ins Erbbegräbniß gebracht worden, so ist die Wahl des Textes wirklich schön. – In dieser Woche hoffen wir Woringens auf einige Tage wieder zu haben, da sie <title xml:id="title_5c8eb002-b74c-4974-972a-6a816487fafd">Glucks Iphigenie<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111401" style="hidden" type="music">Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48</name></title> hören sollen und zu <placeName xml:id="placeName_b886d251-c89e-42a9-a7d6-7d45edfac74d">Fannys Musik<name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hier sein wollen. Dann werden sie bei Fanny hausen, und wir mach<unclear reason="covering" resp="UT">en</unclear> für Beckchens Ankömmling<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b92926f0-1791-4e11-8c6e-f3683fb8b3ea" xml:lang="de">Beckchens Ankömmling – bezieht sich auf Rebecka Lejeune Dirichlets Schwangerschaft. Felix Arnold Constantin Lejeune Dirichlet wurde am 10. Oktober 1837 geboren.</note> einstweilen alles bereit. Wir speisten immer alle zusammen, abwechselnd bei <persName xml:id="persName_5ec81648-051b-4af0-9366-43b9a26f6466">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <unclear reason="covering" resp="UT">und</unclear> bei mir: Hensel hat den <persName xml:id="persName_5965cdca-a2e3-4262-8dde-5bdc497c4cdc">Vater<name key="PSN0115880" style="hidden" type="person">Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_e5f91519-a071-42ad-a480-25649775e086">Mädchen<name key="PSN0115877" style="hidden" type="person">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name><name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> <title xml:id="title_27eb0564-cf77-41a2-916f-327a427a75f4">gezeichnet<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0112250" style="hidden" type="art">Georgius Otto Philippus von Woringen (Zeichnung 1837)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0112251" style="hidden" type="art">Rosa Clementina und Elisa von Woringen (Zeichnung 1837)</name></title>. Fanny schenkte ihnen <title xml:id="title_431850e8-7e9a-40ad-9b66-540ed59546a7">Orpheus<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111403" style="hidden" type="music">Orphée et Euridice (Orpheus und Eurydike) GluckWV 1.43</name></title> und <title xml:id="title_6c679c3e-0090-49ba-819f-6f544cb65c4d">Armide<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111399" style="hidden" type="music">Armide GluckWV 1.47</name></title>, <persName xml:id="persName_1090068c-dd3f-4fb0-a869-e95452232abb">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> schön gestickte schwarzseidne Tücher; ich 24 mit Früchten und Blumen gemalte Dessert Teller, da sie solche und Berl. <hi rend="latintype">Porce</hi><unclear reason="covering" resp="UT"><hi rend="latintype">llain</hi></unclear> wünschten. Der 77 jähr. <hi rend="latintype">Papa</hi> war so rüstig und heiter wie Du ihn gekannt; er hat <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0fed2820-207b-4891-9b49-c77631d454f7">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi>, der sich den Fuß ver<unclear reason="covering" resp="UT">wun</unclear>det, 3 mal täglich eigenhändig mit seinem Balsam eingerieben; so wie er selbst mit seiner Wundertinktur, die er mir vor 3 Jahren mitgab und die noch nicht eröffnet war, sich eine Wunde völlig geheilt. Sie <unclear reason="covering" resp="UT">werden</unclear> wohl d. Sept. in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_66e7e2e4-8b6d-4e07-90f7-613ce08ca327">Sanssouci<name key="SGH0104584" style="hidden" subtype="" type="sight">Schloss Sanssouci</name><settlement key="STM0100330" style="hidden" type="locality">Potsdam</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> zubringen, wo ihnen durch <persName xml:id="persName_1af74a44-5edc-4f22-9356-67c2013fb9b2">Lennés<name key="PSN0112776" style="hidden" type="person">Lenné, Peter Joseph (1789-1866)</name></persName> außerordentlich <hi rend="latintype">comfortable</hi> Stellung als Oberauf<unclear reason="covering" resp="UT">seher</unclear> aller Königl. Gärten unendliche Annehmlichkeiten zukommen werden.</p> <p>Die Cholera haust schrecklich hier<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7e49f3d3-9a00-4e6f-9c98-623973e9416f" xml:lang="de">Die Cholera haust schrecklich hier – 1837 grassierte in Berlin eine Cholera-Epidemie. Laut statistischen Zählungen kam es bei einer Zahl von 283.722 Einwohnern der Stadt zu insgesamt 3.580 Cholerafällen. Vgl. Wilhelm Schütz, Vergleichende statistische Uebersicht der in Berlin in den vier Epidemien 1831, 1832, 1837 und 1848 vorgekommenen Cholerafälle, Berlin 1849. </note> und die Leute sind fast eben so furchtsam als das erstemal. Franzens Wirtin hat aus Angst über sein <hi rend="latintype">diarrhé</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_8c211f58-5da7-4134-968a-fb2ee25c7031" xml:lang="fr ">diarrhé – frz., Diarrhö.</note> und Camillentheetrinken sie bekommen, und 2 Aerzte stritten auf Mord, ob m<unclear reason="covering" resp="UT">an</unclear> die Frau warm oder kalt behandeln solle? Unsre Aengste sind wirklich toll; mein <persName xml:id="persName_d7413d66-0e25-4f7b-ac04-9273b253eb08">Paulchen<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hatte einen Anfall se<unclear reason="covering" resp="UT">ines</unclear> alten Kopfschmerzes, dagegen gab ihm sein arrogantes <persName xml:id="persName_0b5cc4b7-744c-40e7-b7fe-deac111d681f">Philippchen<name key="PSN0111763" style="hidden" type="person">Hauck, Georg Gustav Philipp (1783-1848)</name></persName> ein starkes <hi rend="latintype">vomitif</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2b576da0-0bc4-4030-9ab6-a94675fc8da8" xml:lang="fr ">vomitif – frz., Brechmittel.</note> unzählige <hi rend="latintype">Clisterium donan</hi><gap quantity="3" reason="covering" unit="characters"></gap> <seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> zu schröpfen. Nun muß er sich v. der <gap quantity="3" reason="seal_tear-off" unit="words"></gap> erst wieder zu erholen suchen. Die arme kleine junge <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> ihre <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> kommen leider auf keinen, grünen Zweig jeder hat seinen <gap quantity="3" reason="uncertain_reading" unit="characters"></gap>dern Arzt und sie beobachten und verhätscheln sich ohne Ende. Gott erhalte die <hi rend="latintype">Cécile</hi> die mein Enkelchen so wohlgemuth trägt! Sehr klug wars aber, daß Du sie nicht mitnahmst!</p> <p>Dem liebenswürdigsten <hi n="1" rend="underline">Anhänger</hi> großen Dank und volle Amnestie! Er weiß nun schon, daß er 114 rt. und ich glaube16 gl. an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_eaa5a2e6-3dbc-4504-94d1-856c547cdb3d">Doxat<name key="PSN0110729" style="hidden" type="person">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName></hi> zu zahlen hat, und da er es wünscht, werde ich die <hi n="1" rend="underline">künftige</hi> Lotterie wieder durch ihn bereichern. Jetzt wird schon v. den 5 Klaßen die 3. gezogen, und um nicht die 3 ersten Klaßen umsonst nachzuzahlen, worin ich bleibe bis es wieder von vorn anfängt. <persName xml:id="persName_cfdef18a-9710-4010-b957-4f138b19868d">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> läßt Dir sagen, Du könnest auch, wenn Du wünschest, dem <gap quantity="5" reason="uncertain_reading" unit="characters"></gap>schen Hause Dein Geld einhändigen. – Viele Leute sind wieder aus Furcht fortgereist: Niemand wird aus Erfahrung klug – so <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> uns umso mehr, daß Woringens auch nicht die mindeste Angst gezeigt, da es in <hi n="1" rend="underline">ihrer</hi> Lage am natürlichsten gewesen wär, nach Haus zu reisen.</p> <p><persName xml:id="persName_20060184-56dc-4b37-bc33-513b6decc6f4">Ed. Bendemann<name key="PSN0109806" style="hidden" type="person">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName> hat mir seinen Zeichnung für Paulus<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_29386613-2812-432b-8e2a-b4c2324c2810" xml:lang="de">seinen Zeichnung für Paulus – Es handelte sich um den Entwurf des schön gestalteten Blattes in der Prachtausgabe von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus. Für dieses Geschenk des Komitees des 18. Niederrheinischen Musikfestes 1836 hatten Eduard Bendemann und weitere Düsseldorfer Künstler ein Druckexemplar der Partitur des Paulus op. 36 (MWV A 14) mit Illustrationen aus dem Leben des Apostels versehen (heute in Privatbesitz).</note> übergeben,die ich Dir mit Deinen übrigen Effekten nach <placeName xml:id="placeName_865ab80c-0c71-4bd1-9862-2b67a3adc37d">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> schicken werde. Aufrichtig gestanden, bin ich nichts weniger als entzückt davon. <persName xml:id="persName_1fce654f-8508-4cc0-bf93-8fe85ba60fea">Paulus<name key="PSN0113774" style="hidden" type="person">Paulus von Tarsus (hebr. Saulus)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6230b2f2-7e7f-4019-a079-c52c54472a82">Barnabas<name key="PSN0119126" style="hidden" type="person">Barnabas (?-61)</name></persName> stehen mit ausgebreiteten Armen neben einander: die Gesichter weder schön noch edel oder kräftig: matte, <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap>, kleine Züge; die arme scheinen mir viel zu kurz, die Füße etwas verzeichnet, der ganze Ton schwächlich, der Himmel mit ein paar ganz schülerhaften Strichen angegeben. <hi rend="latintype">Enfin te curras</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_121c5b7a-7390-4bd6-aae2-2cbb1dfdbf75" xml:lang="fr ">Enfin te curras – frz., Endlich wird man neugierig.</note> Ich <hi n="1" rend="underline">glaube</hi>, unpartheyisch zu sein. Die trauernden Juden haben mich begeistert, entzückt; seitdem hat er <hi n="1" rend="underline">nichts</hi> gemacht, was nur im Entferntesten zu vergleichen wäre. Aber es ist <hi rend="latintype">sacrilège</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_da3b0e50-0c41-4769-80ed-3de5b535977d" xml:lang="fr ">sacrilège – frz., Frevel.</note> dergl. zu äußern; auch sag ichs nur meinem Vertrauten, dem klugen Felix! <hi rend="latintype">Apropos</hi> v. <hi rend="latintype">Confidencen</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_7c998bd9-982e-4d51-8f96-6ae3cf24f961" xml:lang="de">Confidencen – Vertrauen.</note> Es war seit 6 Monaten wirklich eine <hi n="1" rend="underline">Sorge</hi> für mich, die Veltheimische Wohnung zu vermiethen, denn ich habe zu viele GeldVerpflichtungen, um solchen Ausfall gut zu ertragen, und <hi n="1" rend="underline">verdienen</hi> kann ein dummer Mensch wie ich doch gar nichts. Nun habe ich Hoffnung, daß <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_59c3fe90-2ac8-4262-a154-52ac3424f90b">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName></hi> sie nehmen könnte. Die <gap quantity="3" reason="uncertain_reading" unit="characters"></gap>sten Personen wünschen ihn vorläufig den Winter hier zu behalten, er will ohne seine Familie nicht so lange leben, und gedenkt, sie in Venedig zu treffen. Er <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_afc4788c-2f2c-4e0d-8777-3d850a0a866f">wünscht</del> findet die Wohnung, wiewohl die Folge zu klein, doch jetzt angemeßen und weiß <hi rend="latintype">Agrémen<unclear reason="covering" resp="UT">ts</unclear></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a00a0abc-c7f6-47cc-932a-e9a0ea6d33e7" xml:lang="fr ">Agréments – frz., Annehmlichkeiten.</note> zu schätzen. Und obschon noch nichts beschloßen, so hoff’ ich das Beste, und es wäre mir zehnfach schätzbar, <hi n="1" rend="underline">diese</hi> Leute zu Nachbarn zu besitzen. Hensel hat eine Zeichnung des Lokals entworfen, die <persName xml:id="persName_24d6ebdf-e2ec-4503-9e5a-2fdeacce551e">B.<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> der <persName xml:id="persName_7bee9cc4-0195-4166-b5ea-9427fe2d7288">Frau<name key="PSN0110197" style="hidden" type="person">Bunsen, Frances (seit 1858) Freifrau von (1791-1876)</name></persName> geschickt; in 8 Tagen erhalte ich Bescheid. Einstweilen muß er im größten Geheimnis bleiben, weil sonst seine Pläne scheitern könnten. Er ist sehr klug, sehr angesehen bei Hof, aber hat natürlich daher viele Feinde und Aufpaßer. Seine Aussichten für äußre <hi rend="latintype">Grandiosißimi</hi> sind, wie könnte er sonst eine so himmlische Lage wie die seine in <placeName xml:id="placeName_783093d8-c125-4b63-8729-88c726e7a4d0">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, gegen hier vertauschen? Hofgunst muß eine Fuß betäubende Luft sein! – Er ist übrigens höchst praktisch, angenehm, gescheut, bedeutend und dürfte wohl hier v. größerm Einfluß für die StaatsMaschine sein, als ers für Preußen in Rom ist. Wie gut wärs für mich. – Laß mich ja bald wieder v. Dir hören, geliebtes Herz und bitte Kling. um Anhängsel. Sein und Dein <title xml:id="title_e310bb61-fc68-4ecb-b7bc-39d78b9f8cd3">Sonntagslied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nkiongds-r5dj-zgn5-bj83-18srpxa6g0al"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100283" style="hidden">Sonntagslied (Sonntags) »Ringsum erschallt in Wald und Flur«, 28. Dezember 1834<idno type="MWV">K 84</idno><idno type="op">34/5</idno></name></title> hab ich unendlichemale mit Rührung gehört. <hi rend="latintype">How sweet</hi>! – Sonntag Abend war die <persName xml:id="persName_7f06f7c9-3d79-4712-93f3-310be8fa3708">Hähnel<name key="PSN0111656" style="hidden" type="person">Haehnel, Amalie (1807-1849)</name></persName> hier und hat wunderschön aus <hi rend="latintype"><title xml:id="title_8db481ec-c46a-41ee-a5e0-310886334044">Orfeo<name key="PSN0119611" style="hidden" type="author">Monteverdi, Claudio (1567–1643)</name><name key="CRT0112252" style="hidden" type="music">L’Orfeo SV 318</name></title></hi> gesungen: <persName xml:id="persName_a4b23f51-bd14-43db-ab4c-4c35bb77dade">Elise<name key="PSN0115877" style="hidden" type="person">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name></persName> und <persName xml:id="persName_891a501a-3e52-4ff8-b704-7f87dcbd6918">Rosa<name key="PSN0115882" style="hidden" type="person">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> waren sehr entzückt und <persName xml:id="persName_17d0906c-c8e3-4a18-b4d8-2a318b524961">Ferdinand<name key="PSN0115884" style="hidden" type="person">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name></persName> außer sich und voll <hi rend="latintype">Cour</hi>machen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f73449cd-8cd1-494d-8871-a9cdba6e4d7b" xml:lang="de">Cour machen – den Hof machen.</note></p> <p><seg type="closer">Gott schütze Dich! behalt uns lieb und erzähl uns wie Du <hi n="1" rend="underline">abgegöttert</hi> wirst. <persName xml:id="persName_5dd54196-630a-4163-aed2-5d1f4be33485">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> die schönsten Grüße v. <persName xml:id="persName_8b1cb766-4f2f-466d-baf4-5bc5636fd47a">Kl.<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> Hoffentlich auf deutsche Weise</seg> – Durch <persName xml:id="persName_b8122c12-a395-4270-a13c-88f1a72e469b">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> habe ich einen Br. v. <persName xml:id="persName_38f1bdd8-a59c-4108-9907-f29c6e7720bc">Frank<name key="PSN0111119" style="hidden" type="person">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> erhalten; nach 3 oder 4 Jahren den Einzigen, daß ich Dir <hi rend="latintype">par</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c0d0633b-83aa-450b-9f6f-87a4fe2ef07b" xml:lang="fr ">par – frz., daraus.</note> nichts daraus zu erzählen weiß. <hi rend="latintype">Ti dice</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_79578be2-54e1-4cd6-a18e-4590a2ed550c" xml:lang="it ">Ti dice – ital., Er sagt.</note>, er mache der Generalin <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a32578f1-2f0d-4d52-829b-d3a46e30caea">Lepel<name key="PSN0117387" style="hidden" type="person">Lepel, Frances (Fanny) von (1799-1852)</name></persName></hi> sehr die <hi rend="latintype">cour</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_3eb9bb3b-9ad9-4a5e-a4ab-f9796c37b1fb" xml:lang="fr ">cour – frz., Hof.</note> <hi rend="latintype">Che roba</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_dfec70c8-1289-4017-8a1c-4552fb8a2747" xml:lang="it ">Che roba – ital., Was für ein Ding.</note> Klatscherei von Rom über Berlin nach London! <hi rend="latintype">prenaz que je n’ai rien dit</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e609c4a6-5d1e-4055-a9ec-0661708d4127" xml:lang="fr ">prenaz que je n’ai rien dit! – frz., nimm es an, ich habe nichts gesagt!</note></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>