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gb-1837-07-30-01

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Ernst Friedrich Albert Baur an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M. <lb></lb> Belzig, 28. und 30. Juli 1837 Herzlichen Dank lieber Felix für die gute Aufnahme meiner Zeilen, noch mehr für Deinen Brief . Ihr habt wohl einen schönen Flug genommen in die Schwäbischen und Allemannischen Lande? Ich habe mir von Devrient ein Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ernst Friedrich Albert Baur in Belzig; Bingen am Rhein, Mitte Juli 1837 unbekannt Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 34/21. Autograph Ernst Friedrich Albert Baur an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.; Belzig, 28. und 30. Juli 1837 Herzlichen Dank lieber Felix für die gute Aufnahme meiner Zeilen, noch mehr für Deinen Brief . Ihr habt wohl einen schönen Flug genommen in die Schwäbischen und Allemannischen Lande? Ich habe mir von Devrient ein

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [LEIPZIG / 5 Aug 37], [D. 3 / 7/8], Siegel.

Ernst Friedrich Albert Baur

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

28. und 30. Juli 1837 Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)counter-resetBaur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886) Belzig Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M. Deutschland deutsch
Herrn Dr Felix Mendelssohn-Bartholdy Wohlgeboren Frankfurt a/m frei abzugeben an Herrn M. I. HerzHertz, Moses Isaak (1778-1848)
Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886) Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886) Belzig d 28ste Juli 37.

Herzlichen Dank lieber Felix für die gute Aufnahme meiner Zeilen <name key="PSN0109710" style="hidden" type="author">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886)</name> <name key="gb-1837-04-24-01" style="hidden" type="letter">Ernst Friedrich Albert Baur an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.; Belzig, 24. April 1837</name> , noch mehr für Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-07-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ernst Friedrich Albert Baur in Belzig; Bingen am Rhein, Mitte Juli 1837</name> . Ihr habt wohl einen schönen Flug genommeneinen schönen Flug genommen – Felix Mendelssohn Bartholdy war vom 4. Juli bis 24. August 1837 gemeinsam mit Cécile Mendelssohn Bartholdy, Elisabeth Jeanrenaud und Julie Sophie Jeanrenaud zu einer Sommerreise nach Bingen am Rhein gereist. in die Schwäbischen und Allemannischen Lande? Ich habe mir von DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) ein Wörtlein von dem neuen Glückvon dem neuen Glück – Gemeint ist die Schwangerschaft Cécile Mendelssohn Bartholdys. sagen lassen, das Euch in den Schooß geschüttet ist. Gott helfe so weiter! Ihr sollt rasch hintereinander die schönen Erfahrungen nachholen, in denen Euch andere sacht vorangegangen waren.

Deine freundliche Einladung, wie weit auch noch die Verwirklichung ab liegen mag, hat mich doch, und nicht weniger meine LuiseBaur, Luise Henriette (1807-1848) erquickt. Schade, daß mich aller Wahrscheinlichkeit nach mein Weg vor Eurer Rückkehr nach LeipzigLeipzigDeutschland zweimal hindurch führen wird. Vielleicht gehe ich nämlich in acht Tagen wegen meiner Harthörigkeit nach MarienbadMarienbadBöhmen, wenn die nöthige Bewilligung noch von Seiten der Regierung zeitig genug eintrifft. Und wäret Ihr auch schon zurück, etwa Mitte Septembers, immerhin könnte Dir dann mein Besuch noch nicht recht sein, es wird doch gar mancherlei einzurichten sein bei Euch. Bauet Ihr denn nun wohl gleich auf längere Zeit Euch ein, oder immer noch nach zeltweise?

Du lebst also wieder in neuen Arbeitsplänen, das ist schön, und daß Du mich schon vorher hinein gucken läßst, ist sehr freundschaftlich von Dir, und sollte es Dir auch |2| wie ich glauben muß, nichts austragen, so laß Dichs nicht gereuen, Du gibst mir doch in meiner kargen Einsamkeit ein Interesse mehr, auf welches dann und wann die Gedanken kommen und in Vorfreude sich erfrischen.

Deine Frage hinsichtlich eines Oratoriums PetrusPetrus (lat., der Fels) sehe ich mehr an als eine die Du mir nur mittheilst, weil sie Dich beschäftigt, als weil nichtBaur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886) eine dieBaur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886) Du sie von mir beantwortet wünschest; in der That die selbständig schaffenden Naturen für deren eine ich Dich halte, können fremde Ansichten schwer brauchen, ich bin überzeugt, wenn mein Brief ankommt, bist Du längst mit Dir einig und sagst zu meinem Gerede „Dich kann ich nicht brauchen. Darauf bin ich vorbereitet und so will ich denn auskramen.

Eine Idee in des Petrus Person ausgeprägt zu finden, und zwar auch nur in dem, was die Bibel von ihm erzählt, halte ich durchaus für leicht und auch allgemein gefühlt und gewußt, und so ist er denn auch in demselben Maaße eine symbolische Person. Wie PaulusPaulus von Tarsus (hebr. Saulus) der Apostel κατ΄εξοχηνκατ΄εξοχην – altgriech., eminent. ist, so ist Petrus die Verkörperung der Jüngerschaft, der Jünger κατ΄εξοχην. So vertritt er mit seinem raschen Glauben in Wort und That den ganzen Jüngerkreis, und steht auch nachher dem Paulus so gegenüber in dem treuen Festhalten an dem Empfangenen. Paulus das bewegende vorwärts schreitende Prinzip, Petrus das erhaltende bewahrende. Paulus mehr der Mann der Theologen, Petrus mehr der Mann der Gemeine, Paulus mehr der Protestant, Petrus mehr der Katholik beide im reinen Sinne; Paulus, nach Bildern der alten Tragödie mehr der Held Petrus mehr die Stimme und der Führer des Chors. Und darum eben in Christi Sinne wirklich der Hirt der Heerde. Was die Jünger |3| als solche wollen und sollen, das thut und spricht Petrus. Durch dieses sein Thun und Aussprechen wird er ein Symbol der Eigenschaft, welche die Jüngerschaft begründet, darum, um dieser Eigenschaft willen heißt es tu es Petrus etc. In kurzem diese Eigenschaft zu bezeichnen braucht man das Wort Glaube, näher ist es wohl die Offenheit und ganze Hingebung an das Himmlische Leben. (πιστιςπιστις – altgriech., Glauben. ist weiblich.) Und selbst bei allen ihren Fehlgriffen muß doch diese kräftige Hingebung genug sein, um der Fels genannt zu werden worauf die Gemeinde (die Kirche) gegründet wird und auch dieser Hingebung wird der Geist, der in alle Wahrheit leitet. Denn an Fehlgriffen fehlt es nicht – auch darin ist Petrus der Mann des gemeinen Bewußtseins aller – Symbol der Wahrheit: der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach. Das Psychologische bei ihm ist wie bei uns, das Festhalten im Innersten und doch verleugnen und verschlafen und Schwerdt, also der Trotz und die Verzagtht des ml Herzens im Thatsächlichen. Das Psychologische bei Paulus hingegen ist eine Rarität, ein Held unter den Menschen; so [wie wir] ihn kennen, ist er nach seiner plötzlichen Umkehrung fertig, wir sehn nichts Übles mehr an ihm, Petrus kämpft sich durch allmählig. – So führt uns in die frühere Zeit , in den Jüngerkreis. Petrus hat zwar nachher noch seine Bedeutung, aber das Jüngerleben schließt mit dem Pfingstfest ab, und das Apostelleben hat schon im Ganzen und Großen an Paulus seinen Vertreter, die Nüanzirung ist wohl nur für Theologen.

Verzeih meine theologische Geschwätzigkt, aber ich möchte noch lange nicht aufhören. Das obige gebe ich aus für eine weitschweifige Umschreibung der Wahrht. Petrus ist eine symbolische Person – und nach meinem Dafürhalten kann jene Idee auch Mittheilun Mittelpunkt einer musikalischen Entwicklung werden oder sich zu einem symbol Orator. eignen. Du aber lieber Felix sagst vielleicht von meinem Gerede das Gegentheil. Ebenso gewiß ist mir das Populäre, allgemein zugängliche jener Idee.

Was die Eintheilung Anfang und Ende betrifft, so gibt das Jüngerleben in seiner eignen Entwicklung ziemlich die Punkte und Einschnitte, welche Du schon bezeichnet hast. Zuerst vielleicht noch etwas von jener Erwartung und jenem Suchen und Finden der Jünger (Andreas Nathanael Philippus), die bestimmtere Berufung dann bis zum Durchbruch: Du bist Χρistus.Χρistus – griech. Χρῑστός / lat. Christus. und tu es Petrus; dann die Schwankungen gleich vor dem άπαγε!άπαγε – altgriech., fort mit Dir. durch Leiden und Tod Schlafen und Schwerdt, endlich Pfingsten bis zu den 3000. Ich habe immer mehr das ganze Jüngerleben vor Augen, aber vielleicht würde das dem beabsichtigten Oratorium Χρistus vorgreifen; ich möchte es indeß nicht glauben.

Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886) Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886)

|4| Heut den 30sten Juli habe ich in größter Eil noch die letzten Zeilen geschrieben, bevor ich ins Bad reise. Die mögliche Construction des Textes soll mir im Bade Unterhaltung gewähren. Vielleicht auf Wiedersehen bei der Durchreise durch LeipzigLeipzigDeutschland, und dann ein Näheres über alles, was ich hier vergessen!

Lebe wohl lieber Felix, laß Dirs immer so wohl gehen, und behaltet Du mit Deiner Frau in gutem Gedächtniß Deinen Freund A. Baur.
            Belzig d 28ste Juli 37. Herzlichen Dank lieber Felix für die gute Aufnahme meiner Zeilen, noch mehr für Deinen Brief . Ihr habt wohl einen schönen Flug genommen in die Schwäbischen und Allemannischen Lande? Ich habe mir von Devrient ein Wörtlein von dem neuen Glück sagen lassen, das Euch in den Schooß geschüttet ist. Gott helfe so weiter! Ihr sollt rasch hintereinander die schönen Erfahrungen nachholen, in denen Euch andere sacht vorangegangen waren.
Deine freundliche Einladung, wie weit auch noch die Verwirklichung ab liegen mag, hat mich doch, und nicht weniger meine Luise erquickt. Schade, daß mich aller Wahrscheinlichkeit nach mein Weg vor Eurer Rückkehr nach Leipzig zweimal hindurch führen wird. Vielleicht gehe ich nämlich in acht Tagen wegen meiner Harthörigkeit nach Marienbad, wenn die nöthige Bewilligung noch von Seiten der Regierung zeitig genug eintrifft. Und wäret Ihr auch schon zurück, etwa Mitte Septembers, immerhin könnte Dir dann mein Besuch noch nicht recht sein, es wird doch gar mancherlei einzurichten sein bei Euch. Bauet Ihr denn nun wohl gleich auf längere Zeit Euch ein, oder immer noch nach zeltweise?
Du lebst also wieder in neuen Arbeitsplänen, das ist schön, und daß Du mich schon vorher hinein gucken läßst, ist sehr freundschaftlich von Dir, und sollte es Dir auch wie ich glauben muß, nichts austragen, so laß Dichs nicht gereuen, Du gibst mir doch in meiner kargen Einsamkeit ein Interesse mehr, auf welches dann und wann die Gedanken kommen und in Vorfreude sich erfrischen.
Deine Frage hinsichtlich eines Oratoriums Petrus sehe ich mehr an als eine die Du mir nur mittheilst, weil sie Dich beschäftigt, als weil nicht eine die Du sie von mir beantwortet wünschest; in der That die selbständig schaffenden Naturen für deren eine ich Dich halte, können fremde Ansichten schwer brauchen, ich bin überzeugt, wenn mein Brief ankommt, bist Du längst mit Dir einig und sagst zu meinem Gerede „Dich kann ich nicht brauchen. Darauf bin ich vorbereitet und so will ich denn auskramen.
Eine Idee in des Petrus Person ausgeprägt zu finden, und zwar auch nur in dem, was die Bibel von ihm erzählt, halte ich durchaus für leicht und auch allgemein gefühlt und gewußt, und so ist er denn auch in demselben Maaße eine symbolische Person. Wie Paulus der Apostel κατ΄εξοχην ist, so ist Petrus die Verkörperung der Jüngerschaft, der Jünger κατ΄εξοχην. So vertritt er mit seinem raschen Glauben in Wort und That den ganzen Jüngerkreis, und steht auch nachher dem Paulus so gegenüber in dem treuen Festhalten an dem Empfangenen. Paulus das bewegende vorwärts schreitende Prinzip, Petrus das erhaltende bewahrende. Paulus mehr der Mann der Theologen, Petrus mehr der Mann der Gemeine, Paulus mehr der Protestant, Petrus mehr der Katholik beide im reinen Sinne; Paulus, nach Bildern der alten Tragödie mehr der Held Petrus mehr die Stimme und der Führer des Chors. Und darum eben in Christi Sinne wirklich der Hirt der Heerde. Was die Jünger als solche wollen und sollen, das thut und spricht Petrus. Durch dieses sein Thun und Aussprechen wird er ein Symbol der Eigenschaft, welche die Jüngerschaft begründet, darum, um dieser Eigenschaft willen heißt es tu es Petrus etc. In kurzem diese Eigenschaft zu bezeichnen braucht man das Wort Glaube, näher ist es wohl die Offenheit und ganze Hingebung an das Himmlische Leben. (πιστις ist weiblich. ) Und selbst bei allen ihren Fehlgriffen muß doch diese kräftige Hingebung genug sein, um der Fels genannt zu werden worauf die Gemeinde (die Kirche) gegründet wird und auch dieser Hingebung wird der Geist, der in alle Wahrheit leitet. Denn an Fehlgriffen fehlt es nicht – auch darin ist Petrus der Mann des gemeinen Bewußtseins aller – Symbol der Wahrheit: der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach. Das Psychologische bei ihm ist wie bei uns, das Festhalten im Innersten und doch verleugnen und verschlafen und Schwerdt, also der Trotz und die Verzagtht des ml Herzens im Thatsächlichen. Das Psychologische bei Paulus hingegen ist eine Rarität, ein Held unter den Menschen; so wie wir ihn kennen, ist er nach seiner plötzlichen Umkehrung fertig, wir sehn nichts Übles mehr an ihm, Petrus kämpft sich durch allmählig. – So führt uns in die frühere Zeit, in den Jüngerkreis. Petrus hat zwar nachher noch seine Bedeutung, aber das Jüngerleben schließt mit dem Pfingstfest ab, und das Apostelleben hat schon im Ganzen und Großen an Paulus seinen Vertreter, die Nüanzirung ist wohl nur für Theologen.
Verzeih meine theologische Geschwätzigkt, aber ich möchte noch lange nicht aufhören. Das obige gebe ich aus für eine weitschweifige Umschreibung der Wahrht. Petrus ist eine symbolische Person – und nach meinem Dafürhalten kann jene Idee auch Mittheilun Mittelpunkt einer musikalischen Entwicklung werden oder sich zu einem symbol Orator. eignen. Du aber lieber Felix sagst vielleicht von meinem Gerede das Gegentheil. Ebenso gewiß ist mir das Populäre, allgemein zugängliche jener Idee.
Was die Eintheilung Anfang und Ende betrifft, so gibt das Jüngerleben in seiner eignen Entwicklung ziemlich die Punkte und Einschnitte, welche Du schon bezeichnet hast. Zuerst vielleicht noch etwas von jener Erwartung und jenem Suchen und Finden der Jünger (Andreas Nathanael Philippus), die bestimmtere Berufung dann bis zum Durchbruch: Du bist Χρistus. und tu es Petrus; dann die Schwankungen gleich vor dem άπαγε! durch Leiden und Tod Schlafen und Schwerdt, endlich Pfingsten bis zu den 3000. Ich habe immer mehr das ganze Jüngerleben vor Augen, aber vielleicht würde das dem beabsichtigten Oratorium Χρistus vorgreifen; ich möchte es indeß nicht glauben.
 Heut den 30sten Juli habe ich in größter Eil noch die letzten Zeilen geschrieben, bevor ich ins Bad reise. Die mögliche Construction des Textes soll mir im Bade Unterhaltung gewähren. Vielleicht auf Wiedersehen bei der Durchreise durch Leipzig, und dann ein Näheres über alles, was ich hier vergessen!
Lebe wohl lieber Felix, laß Dirs immer so wohl gehen, und behaltet Du mit Deiner Frau in gutem Gedächtniß Deinen
Freund
A. Baur.          
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M.; Belzig, 24. April 1837</name> </title>, noch mehr für <title xml:id="title_3bd4546a-7476-47d4-8cb0-f4e7c9d94737">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-07-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ernst Friedrich Albert Baur in Belzig; Bingen am Rhein, Mitte Juli 1837</name> </title>. Ihr habt wohl einen schönen Flug genommen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_41a1b8e9-d7d8-4223-ac81-da912be25c0b" xml:lang="de">einen schönen Flug genommen – Felix Mendelssohn Bartholdy war vom 4. Juli bis 24. August 1837 gemeinsam mit Cécile Mendelssohn Bartholdy, Elisabeth Jeanrenaud und Julie Sophie Jeanrenaud zu einer Sommerreise nach Bingen am Rhein gereist. </note> in die Schwäbischen und Allemannischen Lande? Ich habe mir von <persName xml:id="persName_758144b7-df6c-4bc5-ba07-16d74d255b9b">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> ein Wörtlein von dem neuen Glück<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1b885d3b-9c23-45da-b163-14efe77b1da9" xml:lang="de">von dem neuen Glück – Gemeint ist die Schwangerschaft Cécile Mendelssohn Bartholdys.</note> sagen lassen, das Euch in den Schooß geschüttet ist. Gott helfe so weiter! Ihr sollt rasch hintereinander die schönen Erfahrungen nachholen, in denen Euch andere sacht vorangegangen waren.</p> <p>Deine freundliche Einladung, wie weit auch noch die Verwirklichung ab liegen mag, hat mich doch, und nicht weniger meine <persName xml:id="persName_4db22f2b-6e39-4e45-b7f7-c189863cbc8e">Luise<name key="PSN0109713" style="hidden" type="person">Baur, Luise Henriette (1807-1848)</name></persName> erquickt. Schade, daß mich aller Wahrscheinlichkeit nach mein Weg vor Eurer Rückkehr nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_6862bbc7-04de-4c90-82b4-2fffdb86668e">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> zweimal hindurch führen wird. Vielleicht gehe ich nämlich in acht Tagen wegen meiner Harthörigkeit nach <placeName xml:id="placeName_231b134c-a15d-4c4b-acf2-3fcb4d494db3">Marienbad<settlement key="STM0104562" style="hidden" type="locality">Marienbad</settlement><country style="hidden">Böhmen</country></placeName>, wenn die nöthige Bewilligung noch von Seiten der Regierung zeitig genug eintrifft. Und wäret Ihr auch schon zurück, etwa Mitte Septembers, immerhin könnte Dir dann mein Besuch noch nicht recht sein, es wird doch gar mancherlei einzurichten sein bei Euch. Bauet Ihr denn nun wohl gleich auf längere Zeit Euch ein, oder immer noch nach zeltweise?</p> <p>Du lebst also wieder in neuen Arbeitsplänen, das ist schön, und daß Du mich schon vorher hinein gucken läßst, ist sehr freundschaftlich von Dir, und sollte es Dir auch<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> wie ich glauben muß, nichts austragen, so laß Dichs nicht gereuen, Du gibst mir doch in meiner kargen Einsamkeit ein Interesse mehr, auf welches dann und wann die Gedanken kommen und in Vorfreude sich erfrischen.</p> <p>Deine Frage hinsichtlich eines <hi rend="latintype">Oratoriums <persName xml:id="persName_7477cd8e-c9ad-4b5a-b348-cdb03a8b3d93">Petrus<name key="PSN0113835" style="hidden" type="person">Petrus (lat., der Fels)</name></persName></hi> sehe ich mehr an als eine die Du mir nur mittheilst, weil sie Dich beschäftigt, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_9c4439cb-ccbd-449a-9839-04cc9600f2d4">als weil</del> <add place="above"><del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_2b6615d5-bd2a-4169-9093-cd8403cffe09">nicht</del><name key="PSN0109710" resp="writers_hand" style="hidden">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886)</name></add> <add place="above">eine die<name key="PSN0109710" resp="writers_hand" style="hidden">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886)</name></add> Du <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_beb25fcb-a5f5-44b4-9669-eb9ea5a3031b">sie</del> von mir beantwortet wünschest; in der That die selbständig schaffenden Naturen für deren eine ich Dich halte, können fremde Ansichten schwer brauchen, ich bin überzeugt, wenn mein Brief ankommt, bist Du längst mit Dir einig und sagst zu meinem Gerede „Dich kann ich nicht brauchen. Darauf bin ich vorbereitet und so will ich denn auskramen.</p> <p><hi n="1" rend="underline">Eine Idee</hi> in des <hi rend="latintype">Petrus</hi> Person ausgeprägt zu finden, und zwar auch nur in dem, was die Bibel von ihm erzählt, halte ich durchaus für leicht und auch allgemein gefühlt und gewußt, und so ist er denn auch in demselben Maaße eine <hi rend="latintype">symbolische</hi> Person. Wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_022d1cc9-0774-4462-b97f-76838b52b9a1">Paulus<name key="PSN0113774" style="hidden" type="person">Paulus von Tarsus (hebr. Saulus)</name></persName></hi> der <hi n="1" rend="underline">Apostel</hi> <hi rend="latintype">κατ΄εξοχην</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7bce9a43-819d-44c9-af58-542235c605a9" xml:lang="grc ">κατ΄εξοχην – altgriech., eminent.</note> ist, so ist <hi rend="latintype">Petrus</hi> die Verkörperung der <hi n="1" rend="underline">Jünger</hi>schaft, der <hi n="1" rend="underline">Jünger</hi> <hi rend="latintype">κατ΄εξοχην</hi>. So vertritt er mit seinem raschen Glauben in Wort und That den ganzen Jüngerkreis, und steht auch nachher dem <hi rend="latintype">Paulus</hi> so gegenüber in dem treuen Festhalten an dem Empfangenen. Paulus das bewegende vorwärts schreitende Prinzip, <hi rend="latintype">Petrus</hi> das erhaltende bewahrende. <hi rend="latintype">Paulus</hi> mehr der Mann der Theologen, <hi rend="latintype">Petrus</hi> mehr der Mann der Gemeine, <hi rend="latintype">Paulus</hi> mehr der <hi rend="latintype">Protestant</hi>, <hi rend="latintype">Petrus</hi> mehr der <hi rend="latintype">Katholik</hi> beide im reinen Sinne; Paulus, nach Bildern der alten Tragödie mehr der Held Petrus mehr die Stimme und der Führer des Chors. Und darum eben in Christi Sinne wirklich der <hi n="1" rend="underline">Hirt</hi> der Heerde. Was die Jünger<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> als solche wollen und sollen, das thut und spricht <hi rend="latintype">Petrus</hi>. Durch dieses sein Thun und Aussprechen wird er ein Symbol der Eigenschaft, welche die Jüngerschaft begründet, darum, um dieser Eigenschaft willen heißt es <hi rend="latintype">tu es Petrus</hi> etc. In kurzem diese Eigenschaft zu bezeichnen braucht man das Wort <hi n="1" rend="underline">Glaube</hi>, näher ist es wohl die Offenheit und ganze Hingebung an das Himmlische Leben. (<hi rend="latintype">πιστις</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c0e9fdb2-a747-4fb2-83d3-8ab0fdc90651" xml:lang="grc ">πιστις – altgriech., Glauben.</note> ist <hi n="1" rend="underline">weib</hi>lich.) Und selbst bei allen ihren Fehlgriffen muß doch diese kräftige Hingebung genug sein, um der Fels genannt zu werden worauf die <hi n="1" rend="underline">Gemeinde</hi> (die Kirche) gegründet wird und auch dieser Hingebung wird der Geist, der in alle Wahrheit leitet. Denn an Fehlgriffen fehlt es nicht – auch darin ist Petrus der Mann des gemeinen Bewußtseins aller – <hi rend="latintype">Symbol</hi> der Wahrheit: der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach. Das Psychologische bei ihm ist wie bei uns, das Festhalten im Innersten und doch verleugnen und verschlafen und Schwerdt, also der Trotz und die Verzagtht des ml Herzens im Thatsächlichen. Das Psychologische bei <hi rend="latintype">Paulus</hi> hingegen ist eine Rarität, ein Held unter den Menschen; so [wie wir] ihn kennen, ist er nach seiner plötzlichen Umkehrung fertig, wir sehn <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">nichts</unclear> Übles mehr an ihm, Petrus kämpft sich durch allmählig. – So führt uns <gap quantity="1" reason="paper_destruction" unit="words"></gap> in die frühere Zeit <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap>, in den Jüngerkreis. <hi rend="latintype">Petrus</hi> hat <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">zwar</unclear> nachher noch seine Bedeutung, aber das Jüngerleben schließt mit dem Pfingstfest ab, und das Apostelleben hat schon im Ganzen und Großen an <hi rend="latintype">Paulus</hi> seinen Vertreter, die Nüanzirung ist wohl nur für Theologen.</p> <p>Verzeih meine theologische Geschwätzigkt, aber ich möchte noch lange nicht aufhören. Das obige gebe ich aus für eine weitschweifige Umschreibung der Wahrht. <hi rend="latintype">Petrus</hi> ist eine <hi rend="latintype">symbolische</hi> Person – und nach meinem Dafürhalten kann jene Idee auch <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_0fdd36bc-e695-4908-8ec9-75cccb154f40">Mittheilun</del> Mittelpunkt einer musikalischen Entwicklung werden oder sich zu einem <hi rend="latintype">symbol Orator</hi>. eignen. Du aber lieber Felix sagst vielleicht von meinem Gerede das Gegentheil. Ebenso gewiß ist mir das Populäre, allgemein zugängliche jener Idee.</p> <p>Was die Eintheilung Anfang und Ende betrifft, so gibt das Jüngerleben in seiner eignen Entwicklung ziemlich die Punkte und Einschnitte, welche Du schon bezeichnet hast. Zuerst vielleicht noch etwas von jener Erwartung und jenem Suchen und Finden der Jünger (<hi rend="latintype">Andreas Nathanael Philippus</hi>), die bestimmtere <hi n="1" rend="underline">Berufung</hi> dann bis zum Durchbruch: Du bist <hi rend="latintype">Χρistus</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d71680bd-266d-4a8f-9a5e-9cd0d0ae31a6" xml:lang="grc ">Χρistus – griech. Χρῑστός / lat. Christus.</note> und <hi rend="latintype">tu es Petrus</hi>; dann die Schwankungen gleich vor dem <hi rend="latintype">άπαγε</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c624250c-146e-4d4d-ba15-7f483a3d6153" xml:lang="grc ">άπαγε – altgriech., fort mit Dir.</note> durch Leiden und Tod <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> Schlafen und Schwerdt, endlich Pfingsten bis zu den 3000. Ich habe immer mehr das ganze Jüngerleben vor Augen, aber vielleicht würde das dem beabsichtigten <hi rend="latintype">Oratorium</hi> <hi rend="latintype">Χρistus</hi> vorgreifen; ich möchte es indeß nicht glauben.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_29d0bfb5-a94e-43c8-912a-d4bca832f610"> <docAuthor key="PSN0109710" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_50aace45-dabb-48e8-ad4f-40a855fa3f3f">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0109710" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_71314eb5-51cf-4d61-9879-52a382124ca6">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803–1886)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Heut den <seg type="dateline"><date cert="high" when="1837-07-30" xml:id="date_73874463-9b52-4994-84a3-003f7d50ed92">30<hi rend="superscript">sten</hi> <hi rend="latintype">Juli</hi></date></seg> habe ich in größter Eil noch die letzten Zeilen geschrieben, bevor ich ins Bad reise. Die mögliche <hi rend="latintype">Construction</hi> des Textes soll mir im Bade Unterhaltung gewähren. Vielleicht auf Wiedersehen bei der Durchreise durch <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_ea62c8e5-e7cf-448a-9d91-248639f45697">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, und dann ein Näheres über alles, was ich hier vergessen!</p> <closer rend="left">Lebe wohl lieber Felix, laß Dirs immer so wohl gehen, und behaltet Du mit Deiner Frau in gutem Gedächtniß</closer> <signed rend="center">Deinen</signed> <signed rend="right">Freund</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">A. Baur.</hi></signed> </div> </body> </text></TEI>