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gb-1837-06-29-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M. <lb></lb> Berlin, 29. Juni 1837 Daß ich Dich mit Briefen überschwemme, liebes Herz! macht mich nicht besorgt, seit Du Dich so freundlich und gütig darüber äußerst. Diesmal fange ich gleich mit einem Geschäft an, da Du in dieser Zeit der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 24. Juni 1837 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Bingen am Rhein, 13. Juli 1837 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 32/53. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.; Berlin, 29. Juni 1837 Daß ich Dich mit Briefen überschwemme, liebes Herz! macht mich nicht besorgt, seit Du Dich so freundlich und gütig darüber äußerst. Diesmal fange ich gleich mit einem Geschäft an, da Du in dieser Zeit der

2 Doppelbl.: S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 5-6 / 29 / 6], [H 3 / 3/7], Siegel.

Lea Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

29. Juni 1837 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) Frankfurt a. M. Deutschland deutsch
Herrn M. J. Herz für Herrn Musikdirektor, Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy Frankfurt am Main frei am Fahrthor im Souchayschen Hause.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 29 Juni 1837

Daß ich Dich mit Briefen überschwemme, liebes Herz! macht mich nicht besorgt, seit Du Dich so freundlich und gütig darüber äußerst. Diesmal fange ich gleich mit einem Geschäft an, da Du in dieser Zeit der Einzige unter uns bist, der mit LondonLondonGroßbritannien in schneller Verbindung und gewiß suivirtersuivirter – fortgesetzt, kontinuierlich (von frz. poursuivre, fortsetzen, weitermachen). Korrespondenz steht.

Ich habe KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) 2mal geschrieben, ohne Antwort darauf zu erhalten; d. 20 Juli wird die 1. Klaße der Lotterie gezogen und ich frug immer vergeblich, ob ich ferner für ihn einsetzen solle? einstweilen unterlaß ich es, bis er mir seinen Willen anzeigt. Er weiß vielleicht nicht, wie hoch sich die LotterieschuldLotterieschuld – Lea Mendelssohn Bartholdy hatte seit 1829 regelmäßig für den in London lebenden Carl Klingemann Lose der Berliner Lotterie gekauft. Nach ihrem Tod 1842 übernahm dieses Geschäft Paul Mendelssohn Bartholdy. Die General-Lotterie-Direktion befand sich im Eckgebäude der Jägerstraße 56, also unweit von Paul Mendelssohn Bartholdys Wohnhaus in der Jägerstraße 51. schon beläuft, und ich erhalte gestern PaulsMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) Berechnung darüber, die ich Dich beauftrage, ihm anzeigen zu wollen. Nur das theure englische Porto zu ersparen, schicke ich die Rechnung nicht in Person, sondern sage daß sie 114 rt. 2 gl. preußisch beträgt, welches 16 Pfund, 14 Schilling Sterling nach jetzigem course ausmacht. Ich ersuche ihn, dies Geld Doxat et Co.Doxat & Co., Bankhaus in London, für Rechnung von Mendelssohn et Co. geben zu wollen. Ein ganzes Loos, wie ich es für ihn nehme, kostet in 7 jährlichen Ziehungen 81 rt. 20 Sbg., und ist eine fatale Nachzahlung, wenn man die Nieten schon in der Tasche hat. Er kann ja aber auch sein Glück mit 1/2, 1/4 und 1/8 Loos machen, wie ich mir diese HoffnungsFantasmagorien ebenfalls nur mit ¼ gestatte. Wir grämen uns für ihn über den Tod des Königs;Tod des Königs – Am 20. Juni 1837 starb König Wilhelm IV. von Großbritannien, Irland und Hannover. denn die hannoversche Kanzleihannoversche Kanzlei – Die Arbeitsstelle Carl Klingemanns in London. wird natürlich aufgelöst, und dies ist um so betrübter, als er nur vor 1/2 Jahre Jahren eine einträgliche Stelle bekam und sich das Londner Leben nach so langem Aufenthalt erst recht comfortable einrichten konnte. Baron WertherWerther, Heinrich August Alexander Wilhelm (seit 1841) Freiherr von (1772-1859) (bisheriger preuß. Gesandte in Paris und jetziger Minister des Auswärtigen) besuchte HenselsHensel, Familie von → Wilhelm H. gestern, und sagte, daß er auf jeden Fall eine gute Pension behalten würde; aber was ist das, wenn er nach einer Welt-Stadt, in KrähwinkelKrähwinkel – redensartlich für kleinstädtische, spießbürgerliche Beschränktheit.-Hannover leben muß; oder dort ein philiströ |2| ses Amt zu übernehmen hat?

Eben bringt WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) mir CécilensMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) Brief in den Garten: tausend Dank, aber auch 10 Schelte dafür, mein geliebtes Töchterlein! Ich bin etwas gereizt, beste Cécile! mich mit Mama zu verbinden, obwohl ich Gottlob lange nicht so ängstlich bin. Mein Rath besteht bloß darin, thue was Dir bequem und eben gemüthlich ist; kein Arzt und keine Erfahrung in der Welt können Dich beßer leiten als der Instinkt und eigne Behaglichkeit. Nur zwinge Dich aus übertriebener Gewißenhaftigkeit nicht zu irgend einer Beschäftigung und versprich uns allen, denen Dein und Felixens und Eurer Kinder Wohl am Herzen liegt, keine Anstrengung quelconque,quelconque – frz. irgendeine zu machen. Sonst bin ich gegen jede allgemeine Regel in Deinem Zustande; denn so Millionenfältig die weise Natur alle Erdgebornen ausstattet, so unendlich verschieden schafft sie auch die Organisationen der Mütter, und zwar nicht bloß diese Frauen selbst, sondern den jedesmaligen Zustand der nämlichen Person bei den verschiedenen Schwangerschaften. Neunmal machte ich diese Erfahrung, und sowohl die 4 glücklichen als 5 unglücklichen Fälle hatten nicht die geringste Aehnlichkeit mit einander; Dein und mein lieber Felix hat mir aber die meiste Mühe gemacht (die er mir, dem Himmel sei Dank! auch überschwenglich belohnt). Zwischen Fanny und ihm war ich so unglücklich, fausse couchefausse couche – frz. Fehlgeburt. zu machen, welches ich einer Reise in unbequemen Wagen zuschreibe: daher durfte ich nicht wieder Fahren, und mein Arzt gebot mir viel Bewegung. Er begegnete mir aber einmal, und da er sah welche unendliche Beschwerde mir das Gehen in den spätern Monaten verursachte, so dispensirte er mich sogleich von der großen Anstrengung. Dieser Arzt, Dr. VeitVeit, David Joseph (1771-1814), ein Verwandter PhilippsVeit, Philipp (1793-1877), war ein äußerst gescheiter Mann, der fast gar keine Medicin verordnete, und der |3| Verstand besaß, zu individualisiren. So erlaubte er mir einst, nach 3 Tagen Wochenbett, Austern zu eßen, weil er meynte, schwache Personen müßten sich gut nähren: RebeckasDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Arzt hingegen, ließ sie bei Waßersuppe 14 Tagelang fast verhungern. – Sei froh, mache Dir das Leben heiter, und male Dir die Trennung einiger Wochen nicht als etwas Schreckliches, nicht zu Ueberwindendes aus: das Wiedersehen wird desto schöner sein! Für Felixens Kunst ist es nicht unwichtig, daß er von Zeit zu Zeit in England wieder erscheine, so wie überhaupt, daß er reise: Daß Du mit ihm gehest, wird stets beschwerlicher und unausführbarer werden, und eine Frau die den Ruhm ihres Mannes liebt, muß vor einer kurzen Entbehrung nicht zurückschaudern. Solche Abwesenheiten kommen in jeder Ehe, so wie in jedem Stande vor; AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) wird auch 6 Wochen ohne PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) im Seebad sein, da er sie nur hinbegleiten kann. –

Daß das, erst in 3 Monaten nach dem Tode des Königs angesetzte Musikfest nicht Statt finden sollte, ist sehr unwahrscheinlich, da die Theater nur auf einige Tage geschloßen bleiben.

Fanny trinkt jetzt ein homöopathisches Brünnchen, d.h. 2 Weingläser FranzensbrunnFranzensbrunn – Wasser alkalisch-salinischer Eisenquellen aus dem Heilbad Franzensbad bei Eger (böhmischer Wald). und fährt dann ins Flußbad, was ihr sehr behagt und bekömmt und wozu sie an den Scherzerschen Damen eine willkommene Gesellschaft gefunden. Sie hatte nach der wirklich anstrengenden Begleitung des Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6h5v6set-z2hq-dn4i-nnlq-yn6nyz9cqtvz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>,Begleitung des Paulus – bezieht sich auf die Aufführung Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 (MWV A 14) am 25. Juni 1837 im Rahmen der Sonntagskonzerte, die Fanny Hensel mit Klavier begleitete. Siehe dazu Brief gb-1837-06-26-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 26. Juni 1837, Z.: »Wir haben gestern [25. Juni 1837] ein so überaus reizendes Paulusfest gefeiert«. Gottlob! nicht einmal Kopfweh, und wir verlebten darnach einen sehr angenehmen Mittag und Abend. Die große Freude, die sie durch ihre stets wohlgelingende Gesellschaften und Koncerte verbreitet, ermuntert und stärkt sie auch nicht wenig: um so begreiflicher, da HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) ein so reines Vergnügen daran hat, und einen so wohlbegründeten Stolz auf den Besitz solcher begabten Frau fühlt. Das Talent ist eine so seltne Himmelsgabe, daß es sich selten sogar fortpflanzt; SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) zeigt trotz des Hörens und der Organisation, durchaus keine Spur musikalischer Anlage, und Du selbst, mein Felix! stammst zwar |4| aus einer in vieler Hinsicht ausgezeichneten Familie von den Verwandten Deiner beiden Eltern, aber die Musik war in der väterlichen Linie nicht eben vorherrschend; in der meinigen war sie, für die damalige Zeit, eher einheimisch. – Um Mitternacht auf Montag wurde der Wächter auf der Straße veranlaßt, unser Haus aufzuschließen, und da überbrachte ein zierlicher junger Herr den wir noch nicht ausgekundschaftet, für Fanny eine eben aufgeblühte Königin der Nacht, von Moos und den schönsten weißen und rothen Rosen umgeben, die eine wahre Quinteßenz aller Düfte ausströmte. – Wenn RungenhagenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) Fanny’n, nach 2maligem Hören des Paulus sagt, er werde nun mit 4 Stimmen anfangen, so ist das freilich pitoyable,pitoyable – frz., Mitleid erregend. und ich gebe zu, daß die chefs aller unsrer KunstAnstalten um kein Haarbreit klüger und geschickter sind. Zum Beispiel; bei den herrlichsten Einzelnheiten unsrer BlumenAusstellungen ist die diesjährige in Anordnung und Gruppirung des Ganzen schlecht ausgefallen, weil niemand durchgreift, wenn ein eitler Mann wie DeckerDecker, Rudolf Ludwig (seit 1863) von (1804-1877) es übel nimmt, daß seine Beisteuer aus den himmlischsten mit DampfMaschinen (die er zum Buchdrucken nebenher gebraucht) geförderten Treibhäusern nicht genug en évidenceen évidence – frz., auffallend. erscheint. Um solchen Empfindlichkeiten zu entgehen, hat diesmal jeder seinen besondern Winkel und die edle Pracht des Ganzen geht verloren: und so stehts mit Allem. –

Aber den Antheil den die unbefangenen Hörer an Deinen Werken nehmen, ist nicht zu bestreiten und wirklich ungemein lebhaft und groß. Vor einigen TagenTagen – Hinter dem Begriff steht ein Buchstabe »W«, vermutlich wollte Lea Mendelssohn Bartholdy hier zuerst »Wochen« schreiben und hat dann hieraus zu »Tagen« geändert. bekam FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) einen Brief der liebenswürdigen Gräfin YorkYorck von Wartenburg, Albertine (Berta) Johanna Auguste Gräfin (1807-1845), die v. ihren Gütern nach BreslauBreslauDeutschland gereist war um Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_scrzanqg-8qzi-nwfe-0opd-i8jz3odpltye"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> zu hören. Sie schreibt mit Begeisterung davon, so wie v. Deinen Quartetten, die die MüllersMüller-QuartettBraunschweigDeutschlandMüllers – Gemeint ist das von 1828-1873 existierende Müller-Quartett aus Braunschweig, bestehend aus Carl Friedrich Müller (1. Violine), Franz Ferdinand Georg Müller (2. Violine), Theodor Heinrich Gustav Müller (Viola) und August Theodor Müller (Violoncello). bei ihr gespielt, und bedauert aufs Herzlichste, dich nicht bei uns kennen gelernt zu haben. Vater hielt sehr viel auf sie, und Du darfst ihr Urtheil daher nicht gering achten. – Kürzlich hörte ich, daß die Dr. MeyerMeyer, Sophie Gottliebe (1786-1859),Dr. Meyer – Sophie Gottliebe Meyer, geb. Gedike (1786-1859), Ehefrau des Arztes Johann Carl Heinrich Meyer, Schülerin von Carl Friedrich Christian Fasch und Carl Friedrich Zelter. geb. |5| Gedicke, eine unglückliche Frau die lange Jahre krank und tiefsinnig war, an dem Klavierauszug des Paulus sich wahrhaft erquickt habe und ganz entzückt davon sei. Darauf hin, lud ich sie schriftlich dazu ein. In Ihrer Antwort sagt sie unter andern: „Tiefer empfunden wurd die hohe Meisterschaft dieser wahrhaft göttlichen Musik vielleicht noch nicht, da dieselbe Trost und Genesung meinem seit Jahren kranken Gemüth verschaffte, und ich dem Schöpfer dieses großen Werks lebenslänglich verpflichtet bin!“ – Solche Worte, in Wahrheit und Dankbarkeit ausgesprochen, müßen den Künstler für jede Anstrengung und Mühseligkeit entschädigen! den weit Entfernten sprechen seine Stimmen süße Beruhigung zu; Du warst der zweite David,der zweite David – Anspielung auf die Bibel: Der Hirtenjunge David hatte den Geist des jüdischen Königs Saul durch sein Harfenspiel beruhigen können. der den armen zerstörten Sinn, Heilung und Trost in die Seele gesungen! –

RungenhagensRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) arme Vier; erregen um so mehr Mitleid, als ich bei dieser letzten neuen einzigen Probe mich wieder überzeugte, mit wie kräftigem Enthusiasmus gesungen ward, so daß die NeuHinzugetretenen gleich mit fortgerißen wurden, und die Chöre ohne irgend eine Wiederholung in Einem Guß fortströmten. – Ueber Deinen Spott wegen BostonBostonUSADeinen Spott wegen Boston – siehe Brief fmb-1837-06-24-03 (Brief Nr. 1659) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 24. Juni 1837, Z. 93 ff.: »Ob sie den Paulus in Boston gegeben haben, das muß Rellstab besser wissen als ich, denn ich lese hier weder belletristische noch musikalische noch sonstige Blätter und befinde mich um so besser. Es ist doch nur lauter Jammer.« hätt ich mich Sonntag selbst am Besten unterrichten können, da unter den vielen mir vorgestellten Personen auch ein Fremder aus Nordamerika war; es rauschte aber alles im Fluge vorüber, bei der Menge und Geschwindigkeit Vous lanterne magique.lanterne magique – frz. Begriff für Laterna magica oder »Zauberlaterne«, auch Skioptikon genannt: ein Projektionsgerät und Vorläufer des Diaprojektors, vom 17. bis 20. Jahrhundert verbreitet, avancierte es im 19. Jahrhundert zum Massenmedium.Alfred de VignyVigny, Alfred Victor Comte de (1797-1863)Alfred de Vigny – Alfred Victor Comte de Vigny (1797-1863), französischer Offizier und Schriftsteller; auf sein Buch »ervitude & grandeur militaire« hatte Felix Mendelssohn Bartholdy seine Mutter im Brief vom 24. Juni 1837 angesprochen und es zur Lektüre empfohlen. Siehe Brief fmb-1837-06-24-03 (Brief Nr. 1659) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Frankfurt a. M., 24. Juni 1837. werde ich gewiß lesen, sobald ich die beschwerliche „Revolution<name key="PSN0115078" style="hidden" type="author">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773–1845)</name><name key="CRT0112239" style="hidden" type="literature">Die Revolution. Eine Novelle</name>“ durchgeackert und Varnhagens Denkwürdigkeiten<name key="PSN0115453" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785–1858)</name><name key="CRT0111129" style="hidden" type="literature">Denkwürdigkeiten des eignen Lebens</name>Varnhagens Denkwürdigkeiten – Karl August Varnhagen von Ense, Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften, 9 Bde., Mannheim: Hoff (Bd. 1–4) bzw. Leipzig: Brockhaus (Bd. 5–9) 1837–1859 (Mannheim 1837, 1838, Leipzig 1840–1859); diese enthalten »Schilderungen deutschen Lebens in der Zeit von 1785 bis 1819«. abgethan habe. Letztre sind wenigstens sehr unterhaltend, und vor Allem kann ich Dir BollmannBollmann, Justus Erich (1769-1821)Bollmann – Justus Erich Bollmann (1769-1821), Arzt, Politiker und Unternehmer; versuchte den Marquis de La Fayette aus dem Gefängnis in Olmütz zu befreien. Karl August Varnhagen von Ense schrieb über diesen missglückten Versuch in der Zeitschrift Minerva (1837): Über Lafayettes Befreiung aus Olmütz durch Bollmann und Huger 1794. (der den Versuch machte, La FayetteLa Fayette (Lafayette), Marie-Joseph-Paul-Yves-Roch-Gilbert du Motier Marquis de (1757-1834)La Fayette – Marie-Joseph Motier, Marquis de La Fayette (1757- 1834), französischer General und Politiker, spielte eine wichtige Rolle im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und der Französischen Revolution, wurde von den Jakobinern als Verräter beschuldigt und in 1792 von den Preußen, dann ab 1794 von Österreich in Olmütz interniert. aus Olmütz zu entführen) und Graf SchlaberndorfSchlabrendorf, Gustav von (1750-1824)Graf Schlaberndorf – Gustav von Schlabrendorf (1750-1824), politischer Schriftsteller der Aufklärung und Kritiker der Französischen Revolution, schrieb kritische Werke über Napoléon Bonaparte. empfehlen. Das Intereße das erstrer erregte, und eine Bekanntschaft mit Letzterm, den auch VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) sehr hoch stellte, verschönern freilich als |6| JugendEindrücke wohl Manches!

Es ist so, ganz wunderschön hier im Garten, liebe CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) und die Wärme ist in den reichen Schatten so gar nicht drückend daß ich zehnfach betrübt bin, Euch nicht nur nicht hier zu haben, aber Euch im Staub und Geräusch eines Baues, einige Treppen hoch zu wißen. Je connais une chanson sur ce ton là,Je connais une chanson sur ce ton là – frz., Ich kenne ein Lied, das so klingt. und werde die Greuel unsers großen Baues nie vergeßen. An dem prächtigen Hause, deßen bei Weitem kleinsten Theil ich bewohne, liebe ich meistens nur den Garten; der ist aber auch himmlisch und jeden Tag unentbehrlicher, denn ich habe mich so an die Luft gewöhnt, daß ich nur auf Minuten und wegenweniger kleiner häuslicher Anordnungen unter Dach komme. Dazu schwelgen wir in den köstlichsten Erdbeeren, die auf den Märkten, des verspäteten Sommers wegen, noch sehr theuer sind und aus denen (hear, hear, o Felix?) schöne kalte Speisen bereitet werden. Zahlreiche EiswattenEiswatten – vermutlich eine Delikatesse aus Eis; der Begriff »Eiswetten« wäre auch denkbar, passt aber eher in die Wintermonate (sogenannte Bremer Eiswette). bring[en] uns auch guten Gewinn. – Wie gut RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sich befindet, möge Dir beweisen, daß sie mir als Theilnehmende an dem Zauberschicksal der Herzogin HeleneMecklenburg, Helene Luise Elisabeth Herzogin zu (1814-1858), ihr Bild nebst einem spaßhaften Brief als von Helenen selbst herrührend, geschickt (und zwar im Namen der französischen Gesandtschaft.) Mit dem Appetit ist also auch der Humor wiedergekehrt. J’en souhaite autant à Cécile,J’en souhaite autant à Cécile – frz., Ich wünsche Cécile dasselbe. die auch mit dem 7Schläfer um die Wette druselndruseln – norddt., umgangssprachlich: leicht schlafen, schlummern, dösen. möge. Daß aber Felix bis Mittag schläft, heißt die Theilnahme zu weit treiben. Lieber sollte er sich in die erfrischenden Fluten des Mains stürzen!

Ainsi soit il et que le bon dieu vous bénisse, mes enfants présens et à venir.Ainsi soit il et que le bon dieu vous bénisse, mes enfants présens et à venir – frz., So sei es und möge der gute Gott euch segnen, meine gegenwärtigen und zukünftigen Kinder. – – Sebastian lernt französisch bei Fanny und übersetzt, je remercie dieu de toute mon âmeJe remercie dieu de toute mon âme – frz., Ich danke Gott von ganzem Herzen., ich danke Gott v. ganzem EselJe remercie dieu de toute mon âme – Sebastian Hensel verwechselt die sehr ähnlichen Wörter »âme« (Herz, Seele) und »âne« (Esel). und – elle étoit bien douce,elle étoit bien douce – frz., sie war sehr süß. elle étoit bien douce – Sebastian Hensel verwechselt die gleich klingenden Wörter »douce« (zart, süß) und »douze« (zwölf). sie war sehr zwölf! – Un an et 4 |7| moisUn an et 4 mois – frz., ein Jahr und vier Monate.Un an et 4 mois – Sebastian Hensel verwechselt die gleich klingenden Wörter »mois« (Monat) und »moi« (ich, mich). – 1 Jahr und 4 mich! – Das wiegt fast die schöngeschwärzten Gegenstände in Tante MeyersMeyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831) Schule auf!

Ich gebe keine großen diners, der Theuerung und Langeweile wegen; künftig werde ich mir aber auch die Thees bis zum Sommer aufhalten, sagt RosalieMendelsohn, Rosalie. Ich hatte d. 17. ein goutégouté – frz., kleine Zwischenmahlzeit. von mehr als 40 Personen, der Garten war himmlisch, alle Leute unterhielten sich prächtig; sogar meine HinniMendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862), die sonst als verwöhnte indische Prinzeß überall nur einen Moment weilt, blieb bis zuletzt und sah den gymnastischen Spielen im Freien mit Geduld zu. Jettchen BenediktBenedicks, Henriette (Jettchen) (1786-1855) gab ich einige Zeilen für Euch mit; wenn sie aus KißingenKissingenDeutschland zurück kommt und Felix in England sein sollte, bist Du CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), wohl so gut, sie einen Augenblick zu sehen. Lebt wohl!

            Berlin 29 Juni 1837 Daß ich Dich mit Briefen überschwemme, liebes Herz! macht mich nicht besorgt, seit Du Dich so freundlich und gütig darüber äußerst. Diesmal fange ich gleich mit einem Geschäft an, da Du in dieser Zeit der Einzige unter uns bist, der mit London in schneller Verbindung und gewiß suivirter Korrespondenz steht.
Ich habe Klingemann 2mal geschrieben, ohne Antwort darauf zu erhalten; d. 20 Juli wird die 1. Klaße der Lotterie gezogen und ich frug immer vergeblich, ob ich ferner für ihn einsetzen solle? einstweilen unterlaß ich es, bis er mir seinen Willen anzeigt. Er weiß vielleicht nicht, wie hoch sich die Lotterieschuld schon beläuft, und ich erhalte gestern Pauls Berechnung darüber, die ich Dich beauftrage, ihm anzeigen zu wollen. Nur das theure englische Porto zu ersparen, schicke ich die Rechnung nicht in Person, sondern sage daß sie 114 rt. 2 gl. preußisch beträgt, welches 16 Pfund, 14 Schilling Sterling nach jetzigem course ausmacht. Ich ersuche ihn, dies Geld Doxat et Co., für Rechnung von Mendelssohn et Co. geben zu wollen. Ein ganzes Loos, wie ich es für ihn nehme, kostet in 7 jährlichen Ziehungen 81 rt. 20 Sbg., und ist eine fatale Nachzahlung, wenn man die Nieten schon in der Tasche hat. Er kann ja aber auch sein Glück mit 1/2, 1/4 und 1/8 Loos machen, wie ich mir diese HoffnungsFantasmagorien ebenfalls nur mit ¼ gestatte. Wir grämen uns für ihn über den Tod des Königs; denn die hannoversche Kanzlei wird natürlich aufgelöst, und dies ist um so betrübter, als er nur vor 1/2 Jahre eine einträgliche Stelle bekam und sich das Londner Leben nach so langem Aufenthalt erst recht comfortable einrichten konnte. Baron Werther (bisheriger preuß. Gesandte in Paris und jetziger Minister des Auswärtigen) besuchte Hensels gestern, und sagte, daß er auf jeden Fall eine gute Pension behalten würde; aber was ist das, wenn er nach einer Welt-Stadt, in Krähwinkel-Hannover leben muß; oder dort ein philiströ ses Amt zu übernehmen hat?
Eben bringt Walter mir Cécilens Brief in den Garten: tausend Dank, aber auch 10 Schelte dafür, mein geliebtes Töchterlein! Ich bin etwas gereizt, beste Cécile! mich mit Mama zu verbinden, obwohl ich Gottlob lange nicht so ängstlich bin. Mein Rath besteht bloß darin, thue was Dir bequem und eben gemüthlich ist; kein Arzt und keine Erfahrung in der Welt können Dich beßer leiten als der Instinkt und eigne Behaglichkeit. Nur zwinge Dich aus übertriebener Gewißenhaftigkeit nicht zu irgend einer Beschäftigung und versprich uns allen, denen Dein und Felixens und Eurer Kinder Wohl am Herzen liegt, keine Anstrengung quelconque, zu machen. Sonst bin ich gegen jede allgemeine Regel in Deinem Zustande; denn so Millionenfältig die weise Natur alle Erdgebornen ausstattet, so unendlich verschieden schafft sie auch die Organisationen der Mütter, und zwar nicht bloß diese Frauen selbst, sondern den jedesmaligen Zustand der nämlichen Person bei den verschiedenen Schwangerschaften. Neunmal machte ich diese Erfahrung, und sowohl die 4 glücklichen als 5 unglücklichen Fälle hatten nicht die geringste Aehnlichkeit mit einander; Dein und mein lieber Felix hat mir aber die meiste Mühe gemacht (die er mir, dem Himmel sei Dank! auch überschwenglich belohnt) . Zwischen Fanny und ihm war ich so unglücklich, fausse couche zu machen, welches ich einer Reise in unbequemen Wagen zuschreibe: daher durfte ich nicht wieder Fahren, und mein Arzt gebot mir viel Bewegung. Er begegnete mir aber einmal, und da er sah welche unendliche Beschwerde mir das Gehen in den spätern Monaten verursachte, so dispensirte er mich sogleich von der großen Anstrengung. Dieser Arzt, Dr. Veit, ein Verwandter Philipps, war ein äußerst gescheiter Mann, der fast gar keine Medicin verordnete, und der Verstand besaß, zu individualisiren. So erlaubte er mir einst, nach 3 Tagen Wochenbett, Austern zu eßen, weil er meynte, schwache Personen müßten sich gut nähren: Rebeckas Arzt hingegen, ließ sie bei Waßersuppe 14 Tagelang fast verhungern. – Sei froh, mache Dir das Leben heiter, und male Dir die Trennung einiger Wochen nicht als etwas Schreckliches, nicht zu Ueberwindendes aus: das Wiedersehen wird desto schöner sein! Für Felixens Kunst ist es nicht unwichtig, daß er von Zeit zu Zeit in England wieder erscheine, so wie überhaupt, daß er reise: Daß Du mit ihm gehest, wird stets beschwerlicher und unausführbarer werden, und eine Frau die den Ruhm ihres Mannes liebt, muß vor einer kurzen Entbehrung nicht zurückschaudern. Solche Abwesenheiten kommen in jeder Ehe, so wie in jedem Stande vor; Albertine wird auch 6 Wochen ohne Paul im Seebad sein, da er sie nur hinbegleiten kann. –
Daß das, erst in 3 Monaten nach dem Tode des Königs angesetzte Musikfest nicht Statt finden sollte, ist sehr unwahrscheinlich, da die Theater nur auf einige Tage geschloßen bleiben.
Fanny trinkt jetzt ein homöopathisches Brünnchen, d. h. 2 Weingläser Franzensbrunn und fährt dann ins Flußbad, was ihr sehr behagt und bekömmt und wozu sie an den Scherzerschen Damen eine willkommene Gesellschaft gefunden. Sie hatte nach der wirklich anstrengenden Begleitung des Paulus, Gottlob! nicht einmal Kopfweh, und wir verlebten darnach einen sehr angenehmen Mittag und Abend. Die große Freude, die sie durch ihre stets wohlgelingende Gesellschaften und Koncerte verbreitet, ermuntert und stärkt sie auch nicht wenig: um so begreiflicher, da Hensel ein so reines Vergnügen daran hat, und einen so wohlbegründeten Stolz auf den Besitz solcher begabten Frau fühlt. Das Talent ist eine so seltne Himmelsgabe, daß es sich selten sogar fortpflanzt; Sebastian zeigt trotz des Hörens und der Organisation, durchaus keine Spur musikalischer Anlage, und Du selbst, mein Felix! stammst zwar aus einer in vieler Hinsicht ausgezeichneten Familie von den Verwandten Deiner beiden Eltern, aber die Musik war in der väterlichen Linie nicht eben vorherrschend; in der meinigen war sie, für die damalige Zeit, eher einheimisch. – Um Mitternacht auf Montag wurde der Wächter auf der Straße veranlaßt, unser Haus aufzuschließen, und da überbrachte ein zierlicher junger Herr den wir noch nicht ausgekundschaftet, für Fanny eine eben aufgeblühte Königin der Nacht, von Moos und den schönsten weißen und rothen Rosen umgeben, die eine wahre Quinteßenz aller Düfte ausströmte. – Wenn Rungenhagen Fanny’n, nach 2maligem Hören des Paulus sagt, er werde nun mit 4 Stimmen anfangen, so ist das freilich pitoyable, und ich gebe zu, daß die chefs aller unsrer KunstAnstalten um kein Haarbreit klüger und geschickter sind. Zum Beispiel; bei den herrlichsten Einzelnheiten unsrer BlumenAusstellungen ist die diesjährige in Anordnung und Gruppirung des Ganzen schlecht ausgefallen, weil niemand durchgreift, wenn ein eitler Mann wie Decker es übel nimmt, daß seine Beisteuer aus den himmlischsten mit DampfMaschinen (die er zum Buchdrucken nebenher gebraucht) geförderten Treibhäusern nicht genug en évidence erscheint. Um solchen Empfindlichkeiten zu entgehen, hat diesmal jeder seinen besondern Winkel und die edle Pracht des Ganzen geht verloren: und so stehts mit Allem. –
Aber den Antheil den die unbefangenen Hörer an Deinen Werken nehmen, ist nicht zu bestreiten und wirklich ungemein lebhaft und groß. Vor einigen Tagen bekam Fanny einen Brief der liebenswürdigen Gräfin York, die v. ihren Gütern nach Breslau gereist war um Paulus zu hören. Sie schreibt mit Begeisterung davon, so wie v. Deinen Quartetten, die die Müllers bei ihr gespielt, und bedauert aufs Herzlichste, dich nicht bei uns kennen gelernt zu haben. Vater hielt sehr viel auf sie, und Du darfst ihr Urtheil daher nicht gering achten. – Kürzlich hörte ich, daß die Dr. Meyer, geb. Gedicke, eine unglückliche Frau die lange Jahre krank und tiefsinnig war, an dem Klavierauszug des Paulus sich wahrhaft erquickt habe und ganz entzückt davon sei. Darauf hin, lud ich sie schriftlich dazu ein. In Ihrer Antwort sagt sie unter andern: „Tiefer empfunden wurd die hohe Meisterschaft dieser wahrhaft göttlichen Musik vielleicht noch nicht, da dieselbe Trost und Genesung meinem seit Jahren kranken Gemüth verschaffte, und ich dem Schöpfer dieses großen Werks lebenslänglich verpflichtet bin!“ – Solche Worte, in Wahrheit und Dankbarkeit ausgesprochen, müßen den Künstler für jede Anstrengung und Mühseligkeit entschädigen! den weit Entfernten sprechen seine Stimmen süße Beruhigung zu; Du warst der zweite David, der den armen zerstörten Sinn, Heilung und Trost in die Seele gesungen! –
Rungenhagens arme Vier; erregen um so mehr Mitleid, als ich bei dieser letzten neuen einzigen Probe mich wieder überzeugte, mit wie kräftigem Enthusiasmus gesungen ward, so daß die NeuHinzugetretenen gleich mit fortgerißen wurden, und die Chöre ohne irgend eine Wiederholung in Einem Guß fortströmten. – Ueber Deinen Spott wegen Boston hätt ich mich Sonntag selbst am Besten unterrichten können, da unter den vielen mir vorgestellten Personen auch ein Fremder aus Nordamerika war; es rauschte aber alles im Fluge vorüber, bei der Menge und Geschwindigkeit Vous lanterne magique. – Alfred de Vigny werde ich gewiß lesen, sobald ich die beschwerliche „Revolution“ durchgeackert und Varnhagens Denkwürdigkeiten abgethan habe. Letztre sind wenigstens sehr unterhaltend, und vor Allem kann ich Dir Bollmann (der den Versuch machte, La Fayette aus Olmütz zu entführen) und Graf Schlaberndorf empfehlen. Das Intereße das erstrer erregte, und eine Bekanntschaft mit Letzterm, den auch Vater sehr hoch stellte, verschönern freilich als JugendEindrücke wohl Manches!
Es ist so, ganz wunderschön hier im Garten, liebe Cécile und die Wärme ist in den reichen Schatten so gar nicht drückend daß ich zehnfach betrübt bin, Euch nicht nur nicht hier zu haben, aber Euch im Staub und Geräusch eines Baues, einige Treppen hoch zu wißen. Je connais une chanson sur ce ton là, und werde die Greuel unsers großen Baues nie vergeßen. An dem prächtigen Hause, deßen bei Weitem kleinsten Theil ich bewohne, liebe ich meistens nur den Garten; der ist aber auch himmlisch und jeden Tag unentbehrlicher, denn ich habe mich so an die Luft gewöhnt, daß ich nur auf Minuten und weniger kleiner häuslicher Anordnungen unter Dach komme. Dazu schwelgen wir in den köstlichsten Erdbeeren, die auf den Märkten, des verspäteten Sommers wegen, noch sehr theuer sind und aus denen (hear, hear, o Felix?) schöne kalte Speisen bereitet werden. Zahlreiche Eiswatten bringen uns auch guten Gewinn. – Wie gut Rebecka sich befindet, möge Dir beweisen, daß sie mir als Theilnehmende an dem Zauberschicksal der Herzogin Helene, ihr Bild nebst einem spaßhaften Brief als von Helenen selbst herrührend, geschickt (und zwar im Namen der französischen Gesandtschaft. ) Mit dem Appetit ist also auch der Humor wiedergekehrt. J’en souhaite autant à Cécile, die auch mit dem 7Schläfer um die Wette druseln möge. Daß aber Felix bis Mittag schläft, heißt die Theilnahme zu weit treiben. Lieber sollte er sich in die erfrischenden Fluten des Mains stürzen!
Ainsi soit il et que le bon dieu vous bénisse, mes enfants présens et à venir. – – Sebastian lernt französisch bei Fanny und übersetzt, je remercie dieu de toute mon âme, ich danke Gott v. ganzem Esel und – elle étoit bien douce, sie war sehr zwölf! – Un an et 4 mois – 1 Jahr und 4 mich! – Das wiegt fast die schöngeschwärzten Gegenstände in Tante Meyers Schule auf!
Ich gebe keine großen diners, der Theuerung und Langeweile wegen; künftig werde ich mir aber auch die Thees bis zum Sommer aufhalten, sagt Rosalie. Ich hatte d. 17. ein gouté von mehr als 40 Personen, der Garten war himmlisch, alle Leute unterhielten sich prächtig; sogar meine Hinni, die sonst als verwöhnte indische Prinzeß überall nur einen Moment weilt, blieb bis zuletzt und sah den gymnastischen Spielen im Freien mit Geduld zu. Jettchen Benedikt gab ich einige Zeilen für Euch mit; wenn sie aus Kißingen zurück kommt und Felix in England sein sollte, bist Du Cécile, wohl so gut, sie einen Augenblick zu sehen. Lebt wohl!          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-06-29-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-06-29-01" xml:id="title_da65357f-ff69-4d20-b25f-944c5043d36e">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M. <lb></lb> Berlin, 29. Juni 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_6fab580a-381f-47bb-81f8-67791c718ec6">Daß ich Dich mit Briefen überschwemme, liebes Herz! macht mich nicht besorgt, seit Du Dich so freundlich und gütig darüber äußerst. 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Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_0d4a1576-9a5e-4665-914a-fc0798f00653"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_93f2f31b-8c07-44b7-afc8-d997ad9ebc99"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 32/53.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-06-29-01" type="letter" xml:id="title_f4336aa5-b30f-4844-a75c-b66e9fa4342b">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. 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Diesmal fange ich gleich mit einem Geschäft an, da Du in dieser Zeit der</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>2 Doppelbl.: S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 5-6 / 29 / 6], [H 3 / 3/7], Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-06-29" xml:id="date_85891b26-ef97-491f-b44c-2a182e287a7c">29. 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Diesmal fange ich gleich mit einem Geschäft an, da Du in dieser Zeit der Einzige unter uns bist, der mit <placeName xml:id="placeName_8932fadc-fb7a-4d24-b849-350c3edd8ac5">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> in schneller Verbindung und gewiß <hi rend="latintype">suivirter</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_109454eb-aaaa-45f2-81d2-824e87bf3d6c" xml:lang="de">suivirter – fortgesetzt, kontinuierlich (von frz. poursuivre, fortsetzen, weitermachen).</note> Korrespondenz steht.</p> <p>Ich habe <persName xml:id="persName_2d7b6318-62a5-445c-862e-6dc6030f9b87">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> 2mal geschrieben, ohne Antwort darauf zu erhalten; d. <date cert="high" when="1837-07-20" xml:id="date_21d2fde8-4478-448f-a317-13baae6825e2">20 Juli</date> wird die 1. Klaße der Lotterie gezogen und ich frug immer vergeblich, ob ich ferner für ihn einsetzen solle? einstweilen unterlaß ich es, bis er mir seinen Willen anzeigt. Er weiß vielleicht nicht, wie hoch sich die Lotterieschuld<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ca3336b4-24c0-40a5-bcaa-161b719ca10a" xml:lang="de">Lotterieschuld – Lea Mendelssohn Bartholdy hatte seit 1829 regelmäßig für den in London lebenden Carl Klingemann Lose der Berliner Lotterie gekauft. Nach ihrem Tod 1842 übernahm dieses Geschäft Paul Mendelssohn Bartholdy. Die General-Lotterie-Direktion befand sich im Eckgebäude der Jägerstraße 56, also unweit von Paul Mendelssohn Bartholdys Wohnhaus in der Jägerstraße 51. </note> schon beläuft, und ich erhalte gestern <persName xml:id="persName_d67daf38-f1fa-4168-84b7-8920b5f04355">Pauls<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> Berechnung darüber, die ich Dich beauftrage, ihm anzeigen zu wollen. Nur das theure englische Porto zu ersparen, schicke ich die Rechnung nicht <hi n="1" rend="underline">in Person</hi>, sondern sage daß sie 114 rt. 2 gl. preußisch beträgt, welches 16 Pfund, 14 Schilling Sterling nach jetzigem <hi rend="latintype">course</hi> ausmacht. Ich ersuche ihn, dies Geld <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_070c4fe2-5d84-4395-9380-d6eca3ae60a8">Doxat et Co.<name key="PSN0110729" style="hidden" type="person">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName></hi>, für Rechnung von Mendelssohn et Co. geben zu wollen. Ein ganzes Loos, wie ich es für ihn nehme, kostet in 7 jährlichen Ziehungen 81 rt. 20 Sbg., und ist eine fatale Nachzahlung, wenn man die Nieten schon in der Tasche hat. Er kann ja aber auch sein Glück mit <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula>, <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> und <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">8</hi></formula> Loos machen, wie ich mir diese HoffnungsFantasmagorien ebenfalls nur mit ¼ gestatte. Wir grämen uns <hi n="1" rend="underline">für ihn</hi> über den Tod des Königs;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_30618ff9-30b7-44ad-a38c-f9e973876177" xml:lang="de">Tod des Königs – Am 20. Juni 1837 starb König Wilhelm IV. von Großbritannien, Irland und Hannover.</note> denn die hannoversche Kanzlei<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6175f2c6-2dce-4099-9e03-b04a7a1f7c2b" xml:lang="de">hannoversche Kanzlei – Die Arbeitsstelle Carl Klingemanns in London.</note> wird natürlich aufgelöst, und dies ist um so betrübter, als er nur vor <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_ab735a0a-6fd0-49d1-8b79-99b9211b383e"> <sic resp="writer">Jahre</sic> <corr resp="editor">Jahren</corr> </choice> eine einträgliche Stelle bekam und sich das Londner Leben nach so langem Aufenthalt erst recht <hi rend="latintype">comfortable</hi> einrichten konnte. <persName xml:id="persName_097773b1-446a-4b13-9564-c4df7b474270">Baron Werther<name key="PSN0115724" style="hidden" type="person">Werther, Heinrich August Alexander Wilhelm (seit 1841) Freiherr von (1772-1859)</name></persName> (bisheriger preuß. Gesandte in Paris und jetziger Minister des Auswärtigen) besuchte <persName xml:id="persName_205e6ff3-fd63-4e5b-a098-62bee057c080">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> gestern, und sagte, daß er auf jeden Fall eine gute Pension behalten würde; aber was ist das, wenn er nach einer Welt-Stadt, in Krähwinkel<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c9a8b308-2b2c-4d67-8258-972e6cfe3c78" xml:lang="de">Krähwinkel – redensartlich für kleinstädtische, spießbürgerliche Beschränktheit.</note>-Hannover leben muß; oder dort ein philiströ<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> ses Amt zu übernehmen hat?</p> <p>Eben bringt <persName xml:id="persName_04efc34c-6db1-442e-8b5b-ca483445cc15">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> mir <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6ea49396-0ec5-4e00-9384-6c768dc7d5b6">Cécilens<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> Brief in den Garten: tausend Dank, aber auch 10 Schelte dafür, mein geliebtes Töchterlein! Ich bin etwas gereizt, beste <hi rend="latintype">Cécile</hi>! mich mit Mama zu verbinden, obwohl ich Gottlob lange nicht so ängstlich bin. Mein Rath besteht bloß darin, thue was Dir bequem und eben gemüthlich ist; kein Arzt und keine Erfahrung in der Welt können Dich beßer leiten als der Instinkt und eigne Behaglichkeit. Nur zwinge Dich aus übertriebener Gewißenhaftigkeit nicht zu irgend einer Beschäftigung und versprich uns allen, denen Dein und Felixens und Eurer Kinder Wohl am Herzen liegt, keine Anstrengung <hi rend="latintype">quelconque</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_85e15751-1044-46d0-bfdb-3db456addfff" xml:lang="fr ">quelconque – frz. irgendeine</note> zu machen. Sonst bin ich gegen jede allgemeine Regel in Deinem Zustande; denn so Millionenfältig die weise Natur alle Erdgebornen ausstattet, so unendlich verschieden schafft sie auch die Organisationen der Mütter, und zwar nicht bloß diese Frauen selbst, sondern den jedesmaligen Zustand der nämlichen Person bei den verschiedenen Schwangerschaften. Neunmal machte ich diese Erfahrung, und sowohl die 4 glücklichen als 5 unglücklichen Fälle hatten nicht die geringste Aehnlichkeit mit einander; Dein und mein lieber Felix hat mir aber die meiste Mühe gemacht (die er mir, dem Himmel sei Dank! auch überschwenglich belohnt). Zwischen Fanny und ihm war ich so unglücklich, <hi rend="latintype">fausse couche</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2fc5807f-db71-4e98-a654-793e0d3bf2ca" xml:lang="fr ">fausse couche – frz. Fehlgeburt.</note> zu machen, welches ich einer Reise in unbequemen Wagen zuschreibe: daher durfte ich nicht wieder Fahren, und mein Arzt gebot mir viel Bewegung. Er begegnete mir aber einmal, und da er sah welche unendliche Beschwerde mir das Gehen in den spätern Monaten verursachte, so dispensirte er mich sogleich von der großen Anstrengung. Dieser Arzt, <hi rend="latintype">Dr</hi>. <persName xml:id="persName_9dac68f1-5c1e-4adf-aabb-4e6479082c93">Veit<name key="PSN0119523" style="hidden" type="person">Veit, David Joseph (1771-1814)</name></persName>, ein Verwandter <persName xml:id="persName_7057edc9-8519-4175-b417-b04d4af95f79">Philipps<name key="PSN0115472" style="hidden" type="person">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName>, war ein äußerst gescheiter Mann, der fast gar keine Medicin verordnete, und der<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Verstand besaß, zu individualisiren. So erlaubte er mir einst, nach 3 Tagen Wochenbett, Austern zu eßen, weil er meynte, schwache Personen müßten sich gut nähren: <persName xml:id="persName_2fb2ac53-165f-48f6-a064-2923464cbd2a">Rebeckas<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Arzt hingegen, ließ sie bei Waßersuppe 14 Tagelang fast verhungern. – Sei froh, mache Dir das Leben heiter, und male Dir die Trennung einiger Wochen nicht als etwas Schreckliches, nicht zu Ueberwindendes aus: das Wiedersehen wird desto schöner sein! Für Felixens Kunst ist es nicht unwichtig, daß er von Zeit zu Zeit in England wieder erscheine, so wie überhaupt, daß er reise: Daß Du mit ihm gehest, wird stets beschwerlicher und unausführbarer werden, und eine Frau die den Ruhm ihres Mannes liebt, muß vor einer kurzen Entbehrung nicht zurückschaudern. Solche Abwesenheiten kommen in jeder Ehe, so wie in jedem Stande vor; <persName xml:id="persName_dad40909-db4a-476f-8d95-85bdd46c1284">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> wird auch 6 Wochen ohne <persName xml:id="persName_6a91951f-7722-4865-a3bf-05a7c8bb4960">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> im Seebad sein, da er sie nur hinbegleiten kann. –</p> <p>Daß das, erst in 3 Monaten nach dem Tode des Königs angesetzte Musikfest nicht Statt finden sollte, ist sehr unwahrscheinlich, da die Theater nur auf einige Tage geschloßen bleiben.</p> <p>Fanny trinkt jetzt ein homöopathisches Brünnchen, d.h. 2 Weingläser Franzensbrunn<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_836e2775-dc4a-4345-a65d-c0ebcf873eba" xml:lang="de">Franzensbrunn – Wasser alkalisch-salinischer Eisenquellen aus dem Heilbad Franzensbad bei Eger (böhmischer Wald).</note> und fährt dann ins Flußbad, was ihr sehr behagt und bekömmt und wozu sie an den Scherzerschen Damen eine willkommene Gesellschaft gefunden. Sie hatte nach der wirklich anstrengenden Begleitung des <title xml:id="title_37a57412-00ed-4658-bdce-f52d0a3ff905">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6h5v6set-z2hq-dn4i-nnlq-yn6nyz9cqtvz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eb79fb78-0bfa-4476-a762-c2dc5a097e17" xml:lang="de">Begleitung des Paulus – bezieht sich auf die Aufführung Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 (MWV A 14) am 25. Juni 1837 im Rahmen der Sonntagskonzerte, die Fanny Hensel mit Klavier begleitete. Siehe dazu Brief gb-1837-06-26-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 26. Juni 1837, Z.: »Wir haben gestern [25. Juni 1837] ein so überaus reizendes Paulusfest gefeiert«. </note> Gottlob! nicht einmal Kopfweh, und wir verlebten darnach einen sehr angenehmen Mittag und Abend. Die große Freude, die sie durch ihre stets wohlgelingende Gesellschaften und Koncerte verbreitet, ermuntert und stärkt sie auch nicht wenig: um so begreiflicher, da <persName xml:id="persName_68a9db41-0b84-4799-a016-d77085bd6258">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> ein so reines Vergnügen daran hat, und einen so wohlbegründeten Stolz auf den Besitz solcher begabten Frau fühlt. Das Talent ist eine so seltne Himmelsgabe, daß es sich selten sogar fortpflanzt; <persName xml:id="persName_1095c002-0179-48c2-af05-f868c938d7ae">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> zeigt trotz des Hörens und der Organisation, durchaus keine Spur musikalischer Anlage, und Du selbst, mein Felix! stammst zwar<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> aus einer in vieler Hinsicht ausgezeichneten Familie von den Verwandten Deiner beiden Eltern, aber die Musik war in der väterlichen Linie nicht eben vorherrschend; in der meinigen war sie, für die damalige Zeit, eher einheimisch. – Um Mitternacht auf Montag wurde der Wächter auf der Straße veranlaßt, unser Haus aufzuschließen, und da überbrachte ein zierlicher junger Herr den wir noch nicht ausgekundschaftet, für Fanny eine eben aufgeblühte Königin der Nacht, von Moos und den schönsten weißen und rothen Rosen umgeben, die eine wahre Quinteßenz aller Düfte ausströmte. – Wenn <persName xml:id="persName_2426eee4-b1c2-4a68-9125-62275eb6548b">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> Fanny’n, nach 2maligem Hören des Paulus sagt, er werde nun mit <hi n="1" rend="underline">4 Stimmen</hi> anfangen, so ist das freilich <hi rend="latintype">pitoyable</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_151f54fc-450e-4c04-b968-1a1c2ac02c86" xml:lang="fr ">pitoyable – frz., Mitleid erregend.</note> und ich gebe zu, daß die <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">chefs</hi></hi> <hi n="1" rend="underline">aller</hi> unsrer KunstAnstalten um kein Haarbreit klüger und geschickter sind. Zum Beispiel; bei den herrlichsten Einzelnheiten unsrer BlumenAusstellungen ist die diesjährige in Anordnung und Gruppirung des Ganzen schlecht ausgefallen, weil niemand durchgreift, wenn ein eitler Mann wie <persName xml:id="persName_d9a9548b-2546-4b3e-bf0f-c7a794268bf3">Decker<name key="PSN0110584" style="hidden" type="person">Decker, Rudolf Ludwig (seit 1863) von (1804-1877)</name></persName> es übel nimmt, daß <hi n="1" rend="underline">seine</hi> Beisteuer aus den himmlischsten mit DampfMaschinen (die er zum Buchdrucken nebenher gebraucht) geförderten Treibhäusern nicht genug <hi rend="latintype">en évidence</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_756377a2-c865-4b60-8e98-20c862b880a3" xml:lang="fr ">en évidence – frz., auffallend.</note> erscheint. Um solchen Empfindlichkeiten zu entgehen, hat diesmal jeder seinen besondern Winkel und die edle Pracht des Ganzen geht verloren: und so stehts mit Allem. –</p> <p>Aber den Antheil den die unbefangenen Hörer an Deinen Werken nehmen, ist nicht zu bestreiten und wirklich ungemein lebhaft und groß. Vor einigen Tagen<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_a034fadd-71be-4000-bb9e-6763566eff53" xml:lang="de">Tagen – Hinter dem Begriff steht ein Buchstabe »W«, vermutlich wollte Lea Mendelssohn Bartholdy hier zuerst »Wochen« schreiben und hat dann hieraus zu »Tagen« geändert.</note> bekam <persName xml:id="persName_147f3da9-a259-4a20-8b34-7cfdb1efc2a2">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> einen Brief der liebenswürdigen Gräfin <persName xml:id="persName_593ebfee-e7d8-423e-8dda-2299b3ec9640">York<name key="PSN0118688" style="hidden" type="person">Yorck von Wartenburg, Albertine (Berta) Johanna Auguste Gräfin (1807-1845)</name></persName>, die v. ihren Gütern nach <placeName xml:id="placeName_bdab0830-1b93-4a2d-a294-c351c0ffa5e3">Breslau<settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gereist war um <title xml:id="title_78bdd08c-7cf1-4310-96b0-bc2d97ed567f">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_scrzanqg-8qzi-nwfe-0opd-i8jz3odpltye"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> zu hören. Sie schreibt mit Begeisterung davon, so wie v. Deinen Quartetten, die die <placeName xml:id="placeName_6601469a-b8d8-4948-8de7-76534da9e85d">Müllers<name key="NST0104560" style="hidden" subtype="" type="institution">Müller-Quartett</name><settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_58cf52b1-3e41-4db9-8faa-3317ba969b38" xml:lang="de">Müllers – Gemeint ist das von 1828-1873 existierende Müller-Quartett aus Braunschweig, bestehend aus Carl Friedrich Müller (1. Violine), Franz Ferdinand Georg Müller (2. Violine), Theodor Heinrich Gustav Müller (Viola) und August Theodor Müller (Violoncello).</note> bei ihr gespielt, und bedauert aufs Herzlichste, dich nicht bei uns kennen gelernt zu haben. Vater hielt sehr viel auf sie, und Du darfst ihr Urtheil daher nicht gering achten. – Kürzlich hörte ich, daß die <hi rend="latintype">Dr. <persName xml:id="persName_ff84eeb3-23d9-4725-b8c4-b14829f43bab">Meyer<name key="PSN0113313" style="hidden" type="person">Meyer, Sophie Gottliebe (1786-1859)</name></persName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_79f6591e-8792-4931-930b-5b6f1a4fa410" xml:lang="de">Dr. Meyer – Sophie Gottliebe Meyer, geb. Gedike (1786-1859), Ehefrau des Arztes Johann Carl Heinrich Meyer, Schülerin von Carl Friedrich Christian Fasch und Carl Friedrich Zelter.</note> geb.<seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> Gedicke, eine unglückliche Frau die lange Jahre krank und tiefsinnig war, an dem Klavierauszug des Paulus sich wahrhaft erquickt habe und ganz entzückt davon sei. Darauf hin, lud ich sie schriftlich dazu ein. In Ihrer Antwort sagt sie unter andern: „<hi n="1" rend="underline">Tiefer</hi> empfunden wurd die hohe Meisterschaft dieser wahrhaft göttlichen Musik vielleicht noch nicht, da dieselbe Trost und Genesung meinem seit Jahren kranken Gemüth verschaffte, und ich dem Schöpfer dieses großen Werks lebenslänglich verpflichtet bin!“ – Solche Worte, in Wahrheit und Dankbarkeit ausgesprochen, müßen den Künstler für jede Anstrengung und Mühseligkeit entschädigen! den weit Entfernten sprechen seine Stimmen süße Beruhigung zu; Du warst der zweite David,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5c413c0-3d58-4a90-b58e-9cd7c8ce4440" xml:lang="de">der zweite David – Anspielung auf die Bibel: Der Hirtenjunge David hatte den Geist des jüdischen Königs Saul durch sein Harfenspiel beruhigen können.</note> der den armen zerstörten Sinn, Heilung und Trost in die Seele gesungen! –</p> <p><persName xml:id="persName_39f95d38-3498-4705-bbf1-e6676ddcd41f">Rungenhagens<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> arme Vier; erregen um so mehr Mitleid, als ich bei dieser letzten neuen einzigen Probe mich wieder überzeugte, mit wie kräftigem Enthusiasmus gesungen ward, so daß die NeuHinzugetretenen gleich mit fortgerißen wurden, und die Chöre ohne irgend eine Wiederholung in Einem Guß fortströmten. – Ueber Deinen Spott wegen <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_a7247176-5082-450d-884a-8e71cdd134d4">Boston<settlement key="STM0100537" style="hidden" type="locality">Boston</settlement><country style="hidden">USA</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9dd5ce71-54f7-4dcf-b3f2-e1ce358d324f" xml:lang="de">Deinen Spott wegen Boston – siehe Brief fmb-1837-06-24-03 (Brief Nr. 1659) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 24. Juni 1837, Z. 93 ff.: »Ob sie den Paulus in Boston gegeben haben, das muß Rellstab besser wissen als ich, denn ich lese hier weder belletristische noch musikalische noch sonstige Blätter und befinde mich um so besser. Es ist doch nur lauter Jammer.«</note> hätt ich mich Sonntag selbst am Besten unterrichten können, da unter den vielen mir vorgestellten Personen auch ein Fremder aus Nordamerika war; es rauschte aber alles im Fluge vorüber, bei der Menge und Geschwindigkeit <hi rend="latintype"><del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_f18f4387-665e-4a3e-a6a7-d502a9a40792">Vous</del> lanterne magique</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9d07764e-039e-4cb3-9699-3d9749c64bc9" xml:lang="fr ">lanterne magique – frz. Begriff für Laterna magica oder »Zauberlaterne«, auch Skioptikon genannt: ein Projektionsgerät und Vorläufer des Diaprojektors, vom 17. bis 20. Jahrhundert verbreitet, avancierte es im 19. Jahrhundert zum Massenmedium.</note> – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_85013eee-86e6-426a-b09b-2d0d9c19dc51">Alfred de Vigny<name key="PSN0115518" style="hidden" type="person">Vigny, Alfred Victor Comte de (1797-1863)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5ba772d1-5448-4bbf-8956-acfa00f4eddd" xml:lang="de">Alfred de Vigny – Alfred Victor Comte de Vigny (1797-1863), französischer Offizier und Schriftsteller; auf sein Buch »ervitude &amp; grandeur militaire« hatte Felix Mendelssohn Bartholdy seine Mutter im Brief vom 24. Juni 1837 angesprochen und es zur Lektüre empfohlen. Siehe Brief fmb-1837-06-24-03 (Brief Nr. 1659) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Frankfurt a. M., 24. Juni 1837.</note> werde ich gewiß lesen, sobald ich die beschwerliche „<hi rend="latintype"><title xml:id="title_a7ac7781-f635-487e-834f-df4b0d6bae0a">Revolution<name key="PSN0115078" style="hidden" type="author">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773–1845)</name><name key="CRT0112239" style="hidden" type="literature">Die Revolution. Eine Novelle</name></title></hi>“ durchgeackert und <title xml:id="title_4ef59a06-97c4-4ea7-83bf-62cfede834d6">Varnhagens Denkwürdigkeiten<name key="PSN0115453" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785–1858)</name><name key="CRT0111129" style="hidden" type="literature">Denkwürdigkeiten des eignen Lebens</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eb9a4d22-9755-4ffd-8221-e2dcb821c511" xml:lang="de">Varnhagens Denkwürdigkeiten – Karl August Varnhagen von Ense, Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften, 9 Bde., Mannheim: Hoff (Bd. 1–4) bzw. Leipzig: Brockhaus (Bd. 5–9) 1837–1859 (Mannheim 1837, 1838, Leipzig 1840–1859); diese enthalten »Schilderungen deutschen Lebens in der Zeit von 1785 bis 1819«.</note> abgethan habe. Letztre sind wenigstens sehr unterhaltend, und vor Allem kann ich Dir <persName xml:id="persName_49c68df9-1c94-411a-a891-7dbdb90effdc">Bollmann<name key="PSN0119600" style="hidden" type="person">Bollmann, Justus Erich (1769-1821)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_50dc7c0e-8bb3-44bd-931c-30d7a85b06e5" xml:lang="de">Bollmann – Justus Erich Bollmann (1769-1821), Arzt, Politiker und Unternehmer; versuchte den Marquis de La Fayette aus dem Gefängnis in Olmütz zu befreien. Karl August Varnhagen von Ense schrieb über diesen missglückten Versuch in der Zeitschrift Minerva (1837): Über Lafayettes Befreiung aus Olmütz durch Bollmann und Huger 1794.</note> (der den Versuch machte, <persName xml:id="persName_6c64a39e-d5ac-4ba5-8ef4-cd0ac7cb359b">La Fayette<name key="PSN0112625" style="hidden" type="person">La Fayette (Lafayette), Marie-Joseph-Paul-Yves-Roch-Gilbert du Motier Marquis de (1757-1834)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9a3eadea-9a8e-4cca-a4c2-83f702bad397" xml:lang="de">La Fayette – Marie-Joseph Motier, Marquis de La Fayette (1757- 1834), französischer General und Politiker, spielte eine wichtige Rolle im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und der Französischen Revolution, wurde von den Jakobinern als Verräter beschuldigt und in 1792 von den Preußen, dann ab 1794 von Österreich in Olmütz interniert.</note> aus Olmütz zu entführen) und Graf <persName xml:id="persName_b08d8ca8-847c-4a0e-b812-7124e445d3eb">Schlaberndorf<name key="PSN0119601" style="hidden" type="person">Schlabrendorf, Gustav von (1750-1824)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ac0992e1-e4dc-49a8-ba5c-40ae19b9ab93" xml:lang="de">Graf Schlaberndorf – Gustav von Schlabrendorf (1750-1824), politischer Schriftsteller der Aufklärung und Kritiker der Französischen Revolution, schrieb kritische Werke über Napoléon Bonaparte.</note> empfehlen. Das Intereße das erstrer erregte, und eine Bekanntschaft mit Letzterm, den auch <persName xml:id="persName_daf4698c-0e82-477f-9773-1ff7c0b662e3">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sehr hoch stellte, verschönern freilich als<seg type="pagebreak"> |6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> JugendEindrücke wohl Manches!</p> <p>Es ist so, ganz wunderschön hier im Garten, liebe <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b3d94cfe-d992-4fba-b5b1-a6f0f44c3123">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> und die Wärme ist in den reichen Schatten so gar nicht drück<unclear reason="covering" resp="UT">end</unclear> daß ich zehnfach betrübt bin, Euch nicht nur nicht hier zu haben, aber Euch im Staub und Geräusch eines Baues, ein<unclear reason="covering" resp="UT">ige</unclear> Treppen hoch zu wißen. <hi rend="latintype">Je connais une chanson sur ce ton là</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_0315cb09-a371-4588-94de-5062382235f5" xml:lang="fr ">Je connais une chanson sur ce ton là – frz., Ich kenne ein Lied, das so klingt.</note> und werde die Greuel unsers großen Baues nie vergeßen. An dem prächtigen Hause, deßen bei Weitem kleinst<unclear reason="covering" resp="UT">en</unclear> Theil ich bewohne, liebe ich meistens nur den Garten; der ist aber auch himmlisch und jeden Tag unentbehrlicher, denn ich habe mich so an die Luft gewöhnt, daß ich nur auf Minuten und <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_7546cc4d-d20d-4fd6-b235-42d44884985b"><corr resp="writer">wegen</corr><sic resp="writer">weniger</sic></choice> kleiner häuslicher Anordnungen unter Dach komme. Dazu schwelgen wir in den köstlichsten Erdbeeren, die auf den Märkten, des verspäteten Sommers wegen, noch sehr theuer sind und aus denen (<hi rend="latintype">hear, hear, o Felix</hi>?) schöne kalte Speisen bereitet werden. Zahlreiche Eiswatten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_29643f17-c94b-461e-962d-5c48ec502527" xml:lang="de">Eiswatten – vermutlich eine Delikatesse aus Eis; der Begriff »Eiswetten« wäre auch denkbar, passt aber eher in die Wintermonate (sogenannte Bremer Eiswette).</note> bring[en] uns auch guten Gewinn. – Wie gut <persName xml:id="persName_c6facfbd-673b-4997-802b-05624265320d">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sich befindet, möge Dir beweisen, daß sie mir als Theilnehmende an dem Zauberschicksal der <persName xml:id="persName_0209efbc-fce8-45e7-baf1-fa94cfe75dce">Herzogin Helene<name key="PSN0119183" style="hidden" type="person">Mecklenburg, Helene Luise Elisabeth Herzogin zu (1814-1858)</name></persName>, ihr Bild nebst <unclear reason="covering" resp="UT">ein</unclear>em spaßhaften Brief als von Helenen selbst herrührend, geschickt (und zwar im Namen der französischen Gesandtschaft.) Mit dem Appetit ist also auch der Humor wiedergekehrt. <hi rend="latintype">J’en souhaite autant à Cécile</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_daf4e897-a405-42cf-bdfc-bb333c36f6f0" xml:lang="fr ">J’en souhaite autant à Cécile – frz., Ich wünsche Cécile dasselbe.</note> die auch mit dem 7Schläfer um die Wette druseln<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_03fe1221-8802-4665-8062-f629bede47fc" xml:lang="de">druseln – norddt., umgangssprachlich: leicht schlafen, schlummern, dösen.</note> möge. Daß aber <hi n="1" rend="underline">Felix</hi> bis Mittag schläft, heißt die Theilnahme zu weit treiben. Lieber sollte er sich in die erfrischenden Fluten des Mains stürzen!</p> <p><hi rend="latintype">Ainsi soit il et que le bon dieu vous bénisse, mes enfants présens et à venir</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_cec2e040-0a11-48d3-b2f7-c170055ae212" xml:lang="fr ">Ainsi soit il et que le bon dieu vous bénisse, mes enfants présens et à venir – frz., So sei es und möge der gute Gott euch segnen, meine gegenwärtigen und zukünftigen Kinder.</note> – – Sebastian lernt französisch bei Fanny und übersetzt, je <hi rend="latintype">remercie dieu de toute mon âme</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4e6ed3ab-c7de-4d9a-8e90-2469d1a2a4c2" xml:lang="fr ">Je remercie dieu de toute mon âme – frz., Ich danke Gott von ganzem Herzen.</note>, ich danke Gott v. ganzem <hi n="1" rend="underline">Es</hi><supplied reason="covering" resp="FMBC"><hi n="1" rend="underline">el</hi></supplied><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b1ef938f-801f-484c-8e2b-c87f7f025252" xml:lang="fr ">Je remercie dieu de toute mon âme – Sebastian Hensel verwechselt die sehr ähnlichen Wörter »âme« (Herz, Seele) und »âne« (Esel).</note> und – <hi rend="latintype">elle étoit bien douce</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d195ab97-47b0-4d1e-978c-96cf7fb2daff" xml:lang="fr ">elle étoit bien douce – frz., sie war sehr süß. </note><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_19667f9d-03fa-4854-ba43-3c6122084804" xml:lang="de">elle étoit bien douce – Sebastian Hensel verwechselt die gleich klingenden Wörter »douce« (zart, süß) und »douze« (zwölf).</note> sie war sehr zwölf! – <hi rend="latintype">Un an et</hi> 4<seg type="pagebreak"> |7| <pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> <hi rend="latintype">mois</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e0d8b249-f364-4961-a8b8-05cfd65e809d" xml:lang="fr ">Un an et 4 mois – frz., ein Jahr und vier Monate.</note><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_99d2703b-77b2-40eb-9392-187a15c7922e" xml:lang="fr ">Un an et 4 mois – Sebastian Hensel verwechselt die gleich klingenden Wörter »mois« (Monat) und »moi« (ich, mich).</note> – 1 Jahr und 4 mich! – Das wiegt fast die schöngeschwärzten Gegenstände in Tante <persName xml:id="persName_189f977d-7e87-4178-8332-1d5ce5b5c278">Meyers<name key="PSN0113312" style="hidden" type="person">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name></persName> Schule auf! </p> <p>Ich gebe keine großen <hi rend="latintype">diners</hi>, der Theuerung und Langeweile wegen; künftig werde ich mir aber auch die Thees bis zum Sommer <hi n="1" rend="underline">aufhalten</hi>, sagt <persName xml:id="persName_bfa3be41-f516-4781-9510-a0b6e18752d0">Rosalie<name key="PSN0113207" style="hidden" type="person">Mendelsohn, Rosalie</name></persName>. Ich hatte d. <date cert="high" when="1837-01-17" xml:id="date_752475c4-5809-4457-89fd-b954048481dd">17.</date> ein <hi rend="latintype">gouté</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d9b6a009-11dd-4df9-a962-e417a88ba13b" xml:lang="fr ">gouté – frz., kleine Zwischenmahlzeit.</note> von mehr als 40 Personen, der Garten war himmlisch, alle Leute unterhielten sich prächtig; sogar meine <persName xml:id="persName_13c99200-e69f-4006-bf17-b88923fbc1cc">Hinni<name key="PSN0113223" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862)</name></persName>, die sonst als verwöhnte indische Prinzeß überall nur einen Moment weilt, blieb bis zuletzt und sah den gymnastischen Spielen im Freien mit Geduld zu. <persName xml:id="persName_455e69b3-e969-4d9d-a50c-9b8b68086a08">Jettchen Benedikt<name key="PSN0109841" style="hidden" type="person">Benedicks, Henriette (Jettchen) (1786-1855)</name></persName> gab ich einige Zeilen für Euch mit; wenn sie aus <placeName xml:id="placeName_e8b05f6a-c61e-428b-aef9-aea3ab2adaf3">Kißingen<settlement key="STM0100634" style="hidden" type="locality">Kissingen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zurück kommt und Felix in England sein sollte, bist Du <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d6edae8f-0c36-4629-9d0e-2e24b658a18a">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, wohl so gut, sie einen Augenblick zu sehen. <seg type="closer">Lebt wohl!</seg></p> </div> </body> </text></TEI>