]> Brief: gb-1837-06-26-01

gb-1837-06-26-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M. <lb></lb> Berlin, 26. Juni 1837 Wir haben gestern ein so überaus reizendes Paulusfest gefeiert, daß ich mich gedrungen hätte, Dir geliebter Sohn! als dem HauptUrheber, sogleich meinen besten wärmsten Dank dafür darzubringen. Deine gefühlvolle, einfach fromme, ernste und doch jedermann Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 24. Juni 1837 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Bingen am Rhein, 13. Juli 1837 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 32/52. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.; Berlin, 26. Juni 1837 Wir haben gestern ein so überaus reizendes Paulusfest gefeiert, daß ich mich gedrungen hätte, Dir geliebter Sohn! als dem HauptUrheber, sogleich meinen besten wärmsten Dank dafür darzubringen. Deine gefühlvolle, einfach fromme, ernste und doch jedermann

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext

Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

26. Juni 1837 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M. Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 26. Juni 1837

Wir haben gestern ein so überaus reizendes Paulusfest<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_irqltew3-5axu-4urd-akog-dh8eoufulq5j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>ein so überaus reizendes Paulusfest – Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 (MWV A 14) fand nicht, wie von Fanny Hensel geplant, am Sonntag, den 18. Juni 1837, sondern am 25. Juni 1837 im Rahmen der Mendelssohnschen Sonntagskonzerte statt. Siehe dazu Brief gb-1837-06-11-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 11. Juni 1837, Z.: »Sonntag über 8 Tage denke ich den Paulus im Gartensaal mit verstärktem Chor singen zu lassen«. gefeiert, daß ich mich gedrungen hätte, Dir geliebter Sohn! als dem HauptUrheber, sogleich meinen besten wärmsten Dank dafür darzubringen. Deine gefühlvolle, einfach fromme, ernste und doch jedermann zugängliche, alle Herzen ansprechende Musik hat allgemeine Rührung, Theilnahme, Freude erweckt, und wenn dem Komponisten wahrhaft empfunden Anerkennung zu Theil ward, so schien das Verdienst unsrer Fanny, das der Gegenwart imponirte, auch nicht wenig hervorstechend. Der Schauplatz war diesmal weit günstiger als bei der 1. Aufführung vor 3 Monaten;bei der 1. Aufführung vor 3 Monaten – Gemeint ist die Aufführung des Paulus unter Fanny Hensels Leitung am 22. Januar 1837. Siehe Brief gb-1837-01-23-01 Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 20. und 23. Januar 1837, Z.: »In der Balkonstube ward gesungen; die Thüren in allen Stuben ausgehoben; aus dem blauen salon alles weggeräumt, so daß 100 Personen sitzen konnten.« denn wir konnten den Gartensaal benutzen, der nicht nur weit mehr Personen faßt, der in welchem der Schall sich auch mündlich schöner und tönender ausbreitet. Das Sängerpersonal betrug nah an 50, und zur Verstärkung der Chöre und vieler andrer Stellen hatte FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Cello und Kontrabaß genommen: (PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) und SchlechteSchlechte, C. S..)Schlechte – C. S. Schlechte war seit 1815 Kontrabassist und königlicher Kammermusiker an der Opernkapelle in Berlin. RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) spielte die ouverture mit und so gabs wieder eine Familienscene, wie Du es zu nennen pflegst. Die Soli sangen die DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882), Rose CurschmannCurschmann, Rosa Eleonore (1818-1842), die TürrschmidtTürrschmidt, Auguste (1800-1866), BaderBader, Karl Adam (1789-1870), StümerStümer, Johann Daniel Heinrich (1789-1856), BöttigerBötticher (Böttcher), Louis Carl Friedrich (1813-1867). Letztrer machte uns vor dem Anfang einen Schreck; denn er war unvermuthet zu einer Probe bei unserm verrückten Theater gerufen worden und Fanny hatte schon MayetMayet, Carl (1810-1868) als doubluredoublure – frz., Ersatz(mann). ausersehen; indeß konnte er sich noch losmachen und erschien zu rechter Zeit. Sonntag vorher war eine Chorprobe, da zu den frühern Sängern noch etwa 20 hinzugetreten waren; ich bemerkte mit Vergnügen, daß mit wahrem Eifer und Enthusiasmus gesungen ward, so wie denn die Ausübenden stets an etwas Vorzüglichen noch mehr Freude als die Hörer zu haben pflegen. – die Hitze hatten wir in dem der Mittagssonne exponirten Saal sehr gefürchtet, da wir seit 8 Tagen immer 20 bis 24 Grad haben. Wir ließen aber Abends zuvor alle Glaswände öffnen und die Nacht hindurch so stehen; ebenfalls den Vormittag und während der Aufführung: FannysHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Wohnung, |2| das große atelier waren ebenfalls geöffnet und die Bewegung der Luft die dies veranlaßte, hinderte alle drückende Hitze und die in geschloßnen Räumen sonst gewöhnlich erstickende Atmosphäre. Bloß wenn der Chor aufstand und Fanny’n in 2 dichten Wänden den freien Luftzug benahm, klagte sie über starke Hitze, wozu freilich ihre eigne agitation und die Arbeit des Spielens, das sie bis zuletzt sehr kräftig auf dem alten Broadwood ausführte, mit beitrugen.

Der Anblick des Ganzen war wunderhübsch; im Garten blühen jetzt Rosen, Jasmin, Akazien; zur Ausschmückung der großen Feigenbäume hatteauf der Terraße hatte ich 50 Blumentöpfe gekauft; nächst 100 Stühlen im Saal und denen in den Nebenstuben waren viele Bänke in dem Schatten der stets weiter sich ausbreitenden TaxusTaxus – eine Eibe im parkähnlichen Garten der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3. Sie wird von Theodor Fontane im Kapitel »Der Eibenbaum im Parkgarten des Herrenhauses« im dritten Teil der Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschrieben (Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil 3: Ost-Havelland: Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg, Berlin 1873). gestellt; in der Mitte des freibleibenden Raumes im Saal und in jedem Zimmer ein Tisch mit erfrischenden Getränken und Bonbons, und nebst den vielen, von neulich her geschriebenen Texten hatte ich 100 drucken laßen. Fanny hatte nicht nur alle ihre Bekannte eingeladen, sondern in der Probe gesagt, jeder möchte ein paar Personen denen es Vergnügen machen könnte, mitbringen, eine Erlaubniß, von der manche bescheidnen, andre aber Gebrauch bis zu 6 und 10 Individuen machten, so daß mein Lieblingsgeschäft der zu zählenden Volksmenge glatterdings unmöglich ward, da wir die meisten Leute selbst nicht kannten, und bei oberflächlichem Vorstellen in Eil auch nicht behalten konnten. Nach ungefährer Schätzung sind es wenigstens 300 gewesen. Der KronprinzPreußen, Friedrich Wilhelm Georg Ernst Prinz von (1826-1902), der es durch die ihn umgebenden Grafen SchlieffenSchlieffen, Johann Leo Karl Graf von (1792-1866) und GröbenGroeben, Carl Graf von der (1788-1876) erfahren, ließ sagen, wie ungemein er bedaure, durch die Reise nach Potsdam zum Könige, verhindert zu werden; und HumboldtHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859) schrieb mit großem regret, daß er wegen der eben erhaltnen Nachricht des Todes des Königs v. EnglandTodes des Königs v. England – Am 20. Juni 1837 starb König Wilhelm IV. Heinrich von Großbritannien, Irland und Hannover. plötzlich zu Gräfin BülowBülow, Gabriele von (1802-1887) nach Tegel müße, und dadurch die Freude entbehre, |3| „das Meisterwerk unsers Felix kennen zu lernen. Die Maße geputzter Frauen und junger Mädchen, nicht relevé par en fond de noige,relevé par en fond de noige – frz., angehoben durch einen Schneehintergrund. wie Napoleon sagte, sondern durch den lieblichern Hintergrund von Laub, Blumen und Bäumen, erhöhte die Schönheit des Ganzen. Unter den Hörern waren wenigstens 20, gräflichen Standes, Pietisten, wie sie bei der kronprinzlichen Richtung jetzt häufig sind; ein Graf neben mir sang zu meiner Pein die Choräle mit, und viele fromme Thränen floßen. Neben diesen, rinnen Bäche aus SteffensSteffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845) Augen bei jeder Probe und Aufführung. Er hat mir sein eben erschienenes Buch<name key="PSN0115078" style="hidden" type="author">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773–1845)</name><name key="CRT0112238" style="hidden" type="literature">Novellen. Gesammt-Ausgabe</name>sein eben erschienenes Buch – Henrik Steffens, Novellen. Gesammt-Ausgabe, 16 Bde., Breslau: Josef Max, 1837/38; darin die Novelle »Die Revolution«. geschenkt, es heißt die Revolution<name key="PSN0115078" style="hidden" type="author">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773–1845)</name><name key="CRT0112239" style="hidden" type="literature">Die Revolution. Eine Novelle</name>; ist aber nicht die französische, die par exellence so genannte, sondern wie ich aus den ersten 200 Seiten die ich gelesen, schließe, eine idealische, die aber, so wie die Begebenheiten selbst, nicht sehr anziehend ist; hingegen finde ich ein paar Stellen die Schilderungen von Gegenden und landschaftlicher Pflanzenumgebung enthalten, von ungemeiner Schönheit des Styls und der Phantasie. – Nun, mein liebster Felix! laß Dich durch die mütterliche Schreibseligkeit ermuntern, bald wieder v. Dir, und CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) und Euren Hoffnungen zu erzählen; auch v. den englischen Plänen, die jetso doch wohl entwickelt da liegen. Das Aufklingen des Dampfschiffs in Liverpool hat die Mama auch wieder gequält; erkundige Dich ums Himmels willen nach dem vorsichtigsten Kapitain, und beruhige mich durch das Versprechen, daß Du es thun willst! Durch BenekesBenecke, Familie von → Friedrich Wilhelm B. die heute abgereist, und durch Onkel JosephMendelssohn, Joseph (1770-1848) wirst Du erfahren, daß wir Alle Gottlob sehr wohl sind. DevrientsDevrient, Familie von → Philipp Eduard D. haben AlbertinenMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) eine Wohnung in HeringsdorfHeringsdorfDeutschland gemiethet, sie reist mit ihren Schwestern, PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) wird sie blos hinbegleiten, und dann als Herr associé, in Onkels Abwesenheit fungiren.Herr associé, in Onkels Abwesenheit fungiren – Paul Mendelssohn Bartholdy war seit dem 1. Januar 1838 Teilhaber des von Joseph Mendelssohn geführten Bankhauses Mendelssohn & Co. in Berlin. RubensRubens, Heinrich (bis 1812: Hirsch) (1775-1855) ist auch wieder hier; KlingemKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862). hofft, trotz der hannöverschen Umwälzung,hannöverschen Umwälzung – Hannoverscher Verfassungskonflikt, Verfassungsbruch König Ernst Augusts bei Amtsantritt im Jahre 1837 durch Wiederherstellung der altständischen Verfassung von 1819, Protest der »Göttinger Sieben« (Göttinger Professoren). in LondonLondonGroßbritannien bleiben zu können. – Gott erhalte Euch? Schreibe mir en détail über Cécile; ist sie lüpfig,lüpfig – schweiz., lebhaft, beschwingt. sieht sie wohl aus, hat sie Appetit? FloraVeit, Floriane (Florentine, Flora) (1797-1862)Flora – Floriane (Flora) Veit (1797-1862), angeheiratete Cousine Felix Mendelssohn Bartholdys. hat ein Töchterchen, das unter vielen Namen auch den – RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) trägt, nach meiner sel. Schwester! es freut mich |4| um so mehr, da keine v. PeppisBenedicks, Josephine (Peppi, eigtl. Pessel) (1798-1834)Peppis – Josephine (Peppi) Benedicks (Nichte von Lea Mendelssohn Bartholdy und Cousine Felix Mendelssohn Bartholdys). und MariannesMendelssohn, Marianne (1799-1880) 6 Töchtern so heißt. Mariane brachte gestern als hörender Gast einen Profeßor JeanrenaudJeanrenaud, Daniel Henri (Heinrich) (1764-1844) mit, einen Verwanden Verwandten Cécilens mit; er verlief sich aber gleich so in der Menge, daß weder Mariane noch wir, ihn gesehen haben.

Künftigen Monat kommen, zu unsrer großen Freude, WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-) her, sie begleiten FerdinandWoringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851), der endlich Rath, in LiegnitzLiegnitzDeutschland geworden. Wir gedenken sie eben so zu logiren, wie wir es mit Euch einzurichten hofften; Papa-PräsidentWoringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838) bei FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) in der gelben Stube, die Mädchen in der Kupferstichstube, Ferdinand wird bei FranzWoringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870) bleiben, und alle, wills Gott, werden bei uns eßen. Der gute alte Mann, der sein Gärtchen so liebt, darf nicht ohne die gewohnte frische Luft leben. Wie herzlich bedauern wir täglich, ja stündlich, daß Ihr damals nicht kamt! Denn ich sehe jetzt nicht einmal die Möglichkeit, auch in Jahresfrist, Euch hier zu haben! Die Schwestern können sich nicht zufrieden geben, CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) nicht zu kennen! Hast Du denn nun Aussicht für eine Wohnung? Denn die zu einer Schwangerschaft nöthige Ruhe wird bei der Rückkehr im Herbst auch nicht zum Suchen und Einrichten geeignet sein. Hoffentlich soll es mit der Gesundheit Cécilens so gehen wie mit Pauline HübnerHübner, Pauline Charlotte (1809-1895); sie ist flink, hübsch, vergnügt, macht alles mit und will etwa 1 Monat vor der Niederkunft wieder nach DüßDüsseldorfDeutschland., und zwar mit ihren 3 Kinderchen.

Man darf in Romanen nichts unwahrscheinlich finden, was sich nicht auch im Leben zutrüge. In Peveril of the Peak<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0112240" style="hidden" type="literature">Peveril of the Peak</name> (der romanhafteste Roman v. Sir WalterScott, (seit 1820) Sir Walter (1771-1832)) ist eine ergreifende Scene im Tower, wo ein alter Diener vor den Augen König Carls stirbt; Aehnliches ist dem KronprinzenPreußen, Friedrich Wilhelm Georg Ernst Prinz von (1826-1902) in StettinStettinDeutschland begegnet. Er hatte vergeßen, einen der höhern Beamten zur Tafel zu laden; es wird noch spät hingeschickt; der Mann zieht sich in Eil an, läuft hin, der Prinz läßt ihn neben sich sitzen und im selben Moment fällt er todt zu seiner Seite hin. Es hat einen großen Eindruck gemacht und einen schönen Trostbrief an die Wittwe veranlaßt. Welch fürchterliches Wort ist Wittwe! was schließt es nicht v. Vereinsamung, Verlaßenheit, Trostlosigkeit, welche Reihenfolge schwarzer Bilder in sich! –

            Berlin 26. Juni 1837 Wir haben gestern ein so überaus reizendes Paulusfest gefeiert, daß ich mich gedrungen hätte, Dir geliebter Sohn! als dem HauptUrheber, sogleich meinen besten wärmsten Dank dafür darzubringen. Deine gefühlvolle, einfach fromme, ernste und doch jedermann zugängliche, alle Herzen ansprechende Musik hat allgemeine Rührung, Theilnahme, Freude erweckt, und wenn dem Komponisten wahrhaft empfunden Anerkennung zu Theil ward, so schien das Verdienst unsrer Fanny, das der Gegenwart imponirte, auch nicht wenig hervorstechend. Der Schauplatz war diesmal weit günstiger als bei der 1. Aufführung vor 3 Monaten; denn wir konnten den Gartensaal benutzen, der nicht nur weit mehr Personen faßt, der in welchem der Schall sich auch mündlich schöner und tönender ausbreitet. Das Sängerpersonal betrug nah an 50, und zur Verstärkung der Chöre und vieler andrer Stellen hatte Fanny Cello und Kontrabaß genommen: (Paul und Schlechte. ) Rebecka spielte die ouverture mit und so gabs wieder eine Familienscene, wie Du es zu nennen pflegst. Die Soli sangen die Decker, Rose Curschmann, die Türrschmidt, Bader, Stümer, Böttiger. Letztrer machte uns vor dem Anfang einen Schreck; denn er war unvermuthet zu einer Probe bei unserm verrückten Theater gerufen worden und Fanny hatte schon Mayet als doublure ausersehen; indeß konnte er sich noch losmachen und erschien zu rechter Zeit. Sonntag vorher war eine Chorprobe, da zu den frühern Sängern noch etwa 20 hinzugetreten waren; ich bemerkte mit Vergnügen, daß mit wahrem Eifer und Enthusiasmus gesungen ward, so wie denn die Ausübenden stets an etwas Vorzüglichen noch mehr Freude als die Hörer zu haben pflegen. – die Hitze hatten wir in dem der Mittagssonne exponirten Saal sehr gefürchtet, da wir seit 8 Tagen immer 20 bis 24 Grad haben. Wir ließen aber Abends zuvor alle Glaswände öffnen und die Nacht hindurch so stehen; ebenfalls den Vormittag und während der Aufführung: Fannys Wohnung, das große atelier waren ebenfalls geöffnet und die Bewegung der Luft die dies veranlaßte, hinderte alle drückende Hitze und die in geschloßnen Räumen sonst gewöhnlich erstickende Atmosphäre. Bloß wenn der Chor aufstand und Fanny’n in 2 dichten Wänden den freien Luftzug benahm, klagte sie über starke Hitze, wozu freilich ihre eigne agitation und die Arbeit des Spielens, das sie bis zuletzt sehr kräftig auf dem alten Broadwood ausführte, mit beitrugen.
Der Anblick des Ganzen war wunderhübsch; im Garten blühen jetzt Rosen, Jasmin, Akazien; zur Ausschmückung der großen Feigenbäume hatteauf der Terraße hatte ich 50 Blumentöpfe gekauft; nächst 100 Stühlen im Saal und denen in den Nebenstuben waren viele Bänke in dem Schatten der stets weiter sich ausbreitenden Taxus gestellt; in der Mitte des freibleibenden Raumes im Saal und in jedem Zimmer ein Tisch mit erfrischenden Getränken und Bonbons, und nebst den vielen, von neulich her geschriebenen Texten hatte ich 100 drucken laßen. Fanny hatte nicht nur alle ihre Bekannte eingeladen, sondern in der Probe gesagt, jeder möchte ein paar Personen denen es Vergnügen machen könnte, mitbringen, eine Erlaubniß, von der manche bescheidnen, andre aber Gebrauch bis zu 6 und 10 Individuen machten, so daß mein Lieblingsgeschäft der zu zählenden Volksmenge glatterdings unmöglich ward, da wir die meisten Leute selbst nicht kannten, und bei oberflächlichem Vorstellen in Eil auch nicht behalten konnten. Nach ungefährer Schätzung sind es wenigstens 300 gewesen. Der Kronprinz, der es durch die ihn umgebenden Grafen Schlieffen und Gröben erfahren, ließ sagen, wie ungemein er bedaure, durch die Reise nach Potsdam zum Könige, verhindert zu werden; und Humboldt schrieb mit großem regret, daß er wegen der eben erhaltnen Nachricht des Todes des Königs v. England plötzlich zu Gräfin Bülow nach Tegel müße, und dadurch die Freude entbehre, „das Meisterwerk unsers Felix kennen zu lernen. Die Maße geputzter Frauen und junger Mädchen, nicht relevé par en fond de noige, wie Napoleon sagte, sondern durch den lieblichern Hintergrund von Laub, Blumen und Bäumen, erhöhte die Schönheit des Ganzen. Unter den Hörern waren wenigstens 20, gräflichen Standes, Pietisten, wie sie bei der kronprinzlichen Richtung jetzt häufig sind; ein Graf neben mir sang zu meiner Pein die Choräle mit, und viele fromme Thränen floßen. Neben diesen, rinnen Bäche aus Steffens Augen bei jeder Probe und Aufführung. Er hat mir sein eben erschienenes Buch geschenkt, es heißt die Revolution; ist aber nicht die französische, die par exellence so genannte, sondern wie ich aus den ersten 200 Seiten die ich gelesen, schließe, eine idealische, die aber, so wie die Begebenheiten selbst, nicht sehr anziehend ist; hingegen finde ich ein paar Stellen die Schilderungen von Gegenden und landschaftlicher Pflanzenumgebung enthalten, von ungemeiner Schönheit des Styls und der Phantasie. – Nun, mein liebster Felix! laß Dich durch die mütterliche Schreibseligkeit ermuntern, bald wieder v. Dir, und Cécile und Euren Hoffnungen zu erzählen; auch v. den englischen Plänen, die jetso doch wohl entwickelt da liegen. Das Aufklingen des Dampfschiffs in Liverpool hat die Mama auch wieder gequält; erkundige Dich ums Himmels willen nach dem vorsichtigsten Kapitain, und beruhige mich durch das Versprechen, daß Du es thun willst! Durch Benekes die heute abgereist, und durch Onkel Joseph wirst Du erfahren, daß wir Alle Gottlob sehr wohl sind. Devrients haben Albertinen eine Wohnung in Heringsdorf gemiethet, sie reist mit ihren Schwestern, Paul wird sie blos hinbegleiten, und dann als Herr associé, in Onkels Abwesenheit fungiren. Rubens ist auch wieder hier; Klingem. hofft, trotz der hannöverschen Umwälzung, in London bleiben zu können. – Gott erhalte Euch? Schreibe mir en détail über Cécile; ist sie lüpfig, sieht sie wohl aus, hat sie Appetit? Flora hat ein Töchterchen, das unter vielen Namen auch den – Rebecka trägt, nach meiner sel. Schwester! es freut mich um so mehr, da keine v. Peppis und Mariannes 6 Töchtern so heißt. Mariane brachte gestern als hörender Gast einen Profeßor Jeanrenaud mit, einen Verwanden Cécilens mit; er verlief sich aber gleich so in der Menge, daß weder Mariane noch wir, ihn gesehen haben.
Künftigen Monat kommen, zu unsrer großen Freude, Woringens her, sie begleiten Ferdinand, der endlich Rath, in Liegnitz geworden. Wir gedenken sie eben so zu logiren, wie wir es mit Euch einzurichten hofften; Papa-Präsident bei Fanny in der gelben Stube, die Mädchen in der Kupferstichstube, Ferdinand wird bei Franz bleiben, und alle, wills Gott, werden bei uns eßen. Der gute alte Mann, der sein Gärtchen so liebt, darf nicht ohne die gewohnte frische Luft leben. Wie herzlich bedauern wir täglich, ja stündlich, daß Ihr damals nicht kamt! Denn ich sehe jetzt nicht einmal die Möglichkeit, auch in Jahresfrist, Euch hier zu haben! Die Schwestern können sich nicht zufrieden geben, Cécile nicht zu kennen! Hast Du denn nun Aussicht für eine Wohnung? Denn die zu einer Schwangerschaft nöthige Ruhe wird bei der Rückkehr im Herbst auch nicht zum Suchen und Einrichten geeignet sein. Hoffentlich soll es mit der Gesundheit Cécilens so gehen wie mit Pauline Hübner; sie ist flink, hübsch, vergnügt, macht alles mit und will etwa 1 Monat vor der Niederkunft wieder nach Düß., und zwar mit ihren 3 Kinderchen.
Man darf in Romanen nichts unwahrscheinlich finden, was sich nicht auch im Leben zutrüge. In Peveril of the Peak (der romanhafteste Roman v. Sir Walter) ist eine ergreifende Scene im Tower, wo ein alter Diener vor den Augen König Carls stirbt; Aehnliches ist dem Kronprinzen in Stettin begegnet. Er hatte vergeßen, einen der höhern Beamten zur Tafel zu laden; es wird noch spät hingeschickt; der Mann zieht sich in Eil an, läuft hin, der Prinz läßt ihn neben sich sitzen und im selben Moment fällt er todt zu seiner Seite hin. Es hat einen großen Eindruck gemacht und einen schönen Trostbrief an die Wittwe veranlaßt. Welch fürchterliches Wort ist Wittwe! was schließt es nicht v. Vereinsamung, Verlaßenheit, Trostlosigkeit, welche Reihenfolge schwarzer Bilder in sich! –          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-06-26-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-06-26-01" xml:id="title_79d5a7cd-4408-4c19-9ad8-180f25d7d716">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M. <lb></lb> Berlin, 26. Juni 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_71025c62-9591-40b3-aad2-5fc1981947e7">Wir haben gestern ein so überaus reizendes Paulusfest gefeiert, daß ich mich gedrungen hätte, Dir geliebter Sohn! als dem HauptUrheber, sogleich meinen besten wärmsten Dank dafür darzubringen. Deine gefühlvolle, einfach fromme, ernste und doch jedermann</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_e004abd7-0b30-4594-aa86-6fa078fdf1f2">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1837-06-24-03" type="precursor" xml:id="title_58cd1173-e691-4c30-951b-c455d24aa460">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 24. Juni 1837</title> <title key="fmb-1837-07-13-01" type="successor" xml:id="title_9443e0e9-e5be-44de-8ad6-f9651155524b">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Bingen am Rhein, 13. Juli 1837</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">  </name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_929fda94-8ae7-4a4a-9578-6bf7b398f7a3"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_78d5ff2f-105e-4066-ab73-0cb87883a663"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 32/52.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-06-26-01" type="letter" xml:id="title_67d327be-11a3-4dfd-b9d3-e306b36a9da8">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.;  Berlin, 26. Juni 1837</title> <incipit>Wir haben gestern ein so überaus reizendes Paulusfest gefeiert, daß ich mich gedrungen hätte, Dir geliebter Sohn! als dem HauptUrheber, sogleich meinen besten wärmsten Dank dafür darzubringen. Deine gefühlvolle, einfach fromme, ernste und doch jedermann</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-06-26" xml:id="date_1888f6ac-19f3-42b5-b64a-655d7cd8fca1">26. Juni 1837</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_b3c981c0-dce7-4b9a-a60d-34207721fecb">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_dbde3441-c137-4b21-882d-8ccf5a28522f"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_44bae983-0796-4fb8-a53f-6fcb3ed58b68">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_b715da47-ae14-4f01-9544-e79a5c451a51"> <settlement key="STM0100204">Frankfurt a. M.</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_026679b0-29b8-4601-b137-220d8e454e71"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_4d9d70db-de2e-492c-bfab-e3098f69fa38">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_95cd1a82-c3b4-4e43-911e-344fcc228ace">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1837-06-26" xml:id="date_e5a0e959-3dad-4da8-be09-5898ad693d58">26. Juni 1837</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Wir haben <date cert="high" when="1837-06-25" xml:id="date_481f9b02-1b20-42f1-b612-1c2d550a89bc">gestern</date> ein so überaus reizendes <title xml:id="title_0f4584fe-b638-417a-8193-1321d7cd35d4">Paulusfest<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_irqltew3-5axu-4urd-akog-dh8eoufulq5j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_431bb7aa-13c1-4dc2-a8c2-78b36981949e" xml:lang="de">ein so überaus reizendes Paulusfest – Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 (MWV A 14) fand nicht, wie von Fanny Hensel geplant, am Sonntag, den 18. Juni 1837, sondern am 25. Juni 1837 im Rahmen der Mendelssohnschen Sonntagskonzerte statt. Siehe dazu Brief gb-1837-06-11-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 11. Juni 1837, Z.: »Sonntag über 8 Tage denke ich den Paulus im Gartensaal mit verstärktem Chor singen zu lassen«. </note> gefeiert, daß ich mich gedrungen hätte, Dir geliebter Sohn! als dem HauptUrheber, sogleich meinen besten wärmsten Dank dafür darzubringen. Deine gefühlvolle, einfach fromme, ernste und doch jedermann zugängliche, alle Herzen ansprechende Musik hat allgemeine Rührung, Theilnahme, Freude erweckt, und wenn dem Komponisten wahrhaft empfunden Anerkennung zu Theil ward, so schien das Verdienst unsrer Fanny, das der Gegenwart imponirte, auch nicht wenig hervorstechend. Der Schauplatz war diesmal weit günstiger als bei der 1. Aufführung vor 3 Monaten;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8e00dfe2-32db-4d28-8930-0297a05ef66a" xml:lang="de">bei der 1. Aufführung vor 3 Monaten – Gemeint ist die Aufführung des Paulus unter Fanny Hensels Leitung am 22. Januar 1837. Siehe Brief gb-1837-01-23-01 Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 20. und 23. Januar 1837, Z.: »In der Balkonstube ward gesungen; die Thüren in allen Stuben ausgehoben; aus dem blauen salon alles weggeräumt, so daß 100 Personen sitzen konnten.«</note> denn wir konnten den Gartensaal benutzen, der nicht nur weit mehr Personen faßt, der in welchem der Schall sich auch mündlich schöner und tönender ausbreitet. Das Sängerpersonal betrug nah an 50, und zur Verstärkung der Chöre und vieler andrer Stellen hatte <persName xml:id="persName_53ef3855-a42c-4847-b64a-5383e66b66d1">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Cello und Kontrabaß genommen: (<persName xml:id="persName_17865b35-c8ed-4695-8829-67f3e2ad8238">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a9177e06-79d6-41d8-b1a1-b47717192cc8">Schlechte<name key="PSN0119118" style="hidden" type="person">Schlechte, C. S.</name></persName>.)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ad313705-ae38-4be8-a59c-0337d32884db" xml:lang="de">Schlechte – C. S. Schlechte war seit 1815 Kontrabassist und königlicher Kammermusiker an der Opernkapelle in Berlin.</note> <persName xml:id="persName_195207e1-b90a-4ee2-9373-67c9b0c11280">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> spielte die <hi rend="latintype">ouverture</hi> mit und so gabs wieder eine <hi n="1" rend="underline">Familienscene</hi>, wie Du es zu nennen pflegst. Die <hi rend="latintype">Soli</hi> sangen die <persName xml:id="persName_ee7e440d-d6cd-4120-8b0e-80f744af69b3">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName>, <persName xml:id="persName_da60f9d4-17ed-4afb-9000-ba0ed09bdc1f">Rose Curschmann<name key="PSN0110520" style="hidden" type="person">Curschmann, Rosa Eleonore (1818-1842)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_eef0dae5-6714-4b81-8d95-9a94f10fa212">Türrschmidt<name key="PSN0115410" style="hidden" type="person">Türrschmidt, Auguste (1800-1866)</name></persName>, <persName xml:id="persName_dfefeeb8-9eeb-438e-8672-9f3d6ae5cf42">Bader<name key="PSN0109627" style="hidden" type="person">Bader, Karl Adam (1789-1870)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5d88ac76-097b-4987-90ff-12689bdde424">Stümer<name key="PSN0115193" style="hidden" type="person">Stümer, Johann Daniel Heinrich (1789-1856)</name></persName>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c60e2aba-1f5d-488b-9e91-e313f05c3277">Böttiger<name key="PSN0110053" style="hidden" type="person">Bötticher (Böttcher), Louis Carl Friedrich (1813-1867)</name></persName></hi>. Letztrer machte uns vor dem Anfang einen Schreck; denn er war unvermuthet zu einer Probe bei unserm verrückten Theater gerufen worden und Fanny hatte schon <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c04626a9-718b-46ba-9eb6-2c91a5836ce8">Mayet<name key="PSN0119119" style="hidden" type="person">Mayet, Carl (1810-1868)</name></persName></hi> als <hi rend="latintype">doublure</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_236ada25-3e4e-4e3f-8d09-dca93fb9d523" xml:lang="fr ">doublure – frz., Ersatz(mann).</note> ausersehen; indeß konnte er sich noch losmachen und erschien zu rechter Zeit. <date cert="high" when="1837-06-18" xml:id="date_d2ea8f04-6d5e-4a0c-bb6d-a8ceae729363">Sonntag vorher</date> war <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_d7fb5d7f-341d-4677-955d-8e71266c6a63">eine</del> Chorprobe, da zu den frühern Sängern noch etwa 20 hinzugetreten waren; ich bemerkte mit Vergnügen, daß mit wahrem Eifer und Enthusiasmus gesungen ward, so wie denn die Ausübenden stets an etwas Vorzüglichen noch mehr Freude als die Hörer zu haben pflegen. – die Hitze hatten wir in dem der Mittagssonne exponirten Saal sehr gefürchtet, da wir seit 8 Tagen immer 20 bis 24 Grad haben. Wir ließen aber Abends zuvor alle Glaswände öffnen und die Nacht hindurch so stehen; ebenfalls den Vormittag und während der Aufführung: <persName xml:id="persName_b885ee10-819f-4057-8392-bb78e53d2201">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Wohnung,<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> das große <hi rend="latintype">atelier</hi> waren ebenfalls geöffnet und die Bewegung der Luft die dies veranlaßte, hinderte alle drückende Hitze und die in geschloßnen Räumen sonst gewöhnlich erstickende Atmosphäre. Bloß wenn der Chor aufstand und Fanny’n in 2 dichten Wänden den freien Luftzug benahm, klagte sie über starke Hitze, wozu freilich ihre eigne <hi rend="latintype">agitation</hi> und die <hi n="1" rend="underline">Arbeit</hi> des Spielens, das sie bis zuletzt sehr kräftig auf dem alten <hi rend="latintype">Broadwood</hi> ausführte, mit beitrugen.</p> <p>Der <hi rend="latintype">Anblick</hi> des Ganzen war wunderhübsch; im Garten blühen jetzt Rosen, Jasmin, Akazien; zur Ausschmückung der großen Feigenbäume <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_471546ac-2838-4bf9-83c5-308929963778">hatte</del>auf der Terraße hatte ich 50 Blumentöpfe gekauft; nächst 100 Stühlen im Saal und denen in den Nebenstuben waren viele Bänke in dem Schatten der stets weiter sich ausbreitenden Taxus<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6247d901-49af-49bd-b00a-9a9b058ee5ee" xml:lang="de">Taxus – eine Eibe im parkähnlichen Garten der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3. Sie wird von Theodor Fontane im Kapitel »Der Eibenbaum im Parkgarten des Herrenhauses« im dritten Teil der Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschrieben (Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil 3: Ost-Havelland: Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg, Berlin 1873).</note> gestellt; in der Mitte des freibleibenden Raumes im Saal und in jedem Zimmer ein Tisch mit erfrischenden Getränken und Bonbons, und nebst den vielen, von neulich her geschriebenen Texten hatte ich 100 drucken laßen. Fanny hatte nicht nur alle ihre Bekannte eingeladen, sondern in der Probe gesagt, jeder möchte ein paar Personen denen es Vergnügen machen könnte, mitbringen, eine Erlaubniß, von der manche bescheidnen, andre aber Gebrauch bis zu 6 und 10 Individuen machten, so daß mein Lieblingsgeschäft der zu zählenden Volksmenge glatterdings unmöglich ward, da wir die meisten Leute selbst nicht kannten, und bei oberflächlichem Vorstellen in Eil auch nicht behalten konnten. Nach ungefährer Schätzung sind es wenigstens 300 gewesen. Der <persName xml:id="persName_bc2e6bb3-dc9c-4c37-bc9e-7b01f8d186f3">Kronprinz<name key="PSN0113991" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Georg Ernst Prinz von (1826-1902)</name></persName>, der es durch die ihn umgebenden Grafen <persName xml:id="persName_7e4acb9c-be7f-4144-8afc-fbdc00a80723">Schlieffen<name key="PSN0114589" style="hidden" type="person">Schlieffen, Johann Leo Karl Graf von (1792-1866)</name></persName> und <persName xml:id="persName_51de8d22-9e9b-4e14-afd1-b4c166d09d14">Gröben<name key="PSN0119120" style="hidden" type="person">Groeben, Carl Graf von der (1788-1876)</name></persName> erfahren, ließ sagen, wie ungemein er bedaure, durch die Reise nach Potsdam zum Könige, verhindert zu werden; und <persName xml:id="persName_6291af6d-6e51-4706-948a-168db5138a17">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> schrieb mit großem <hi rend="latintype">regret</hi>, daß er wegen der eben erhaltnen Nachricht des Todes des Königs v. England<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f744e764-e9b7-4bdb-89c5-f85dc1f99583" xml:lang="de">Todes des Königs v. England – Am 20. Juni 1837 starb König Wilhelm IV. Heinrich von Großbritannien, Irland und Hannover.</note> plötzlich zu Gräfin <persName xml:id="persName_9b673a73-a305-441d-98dd-ad54c059f993">Bülow<name key="PSN0110186" style="hidden" type="person">Bülow, Gabriele von (1802-1887)</name></persName> nach Tegel müße, und dadurch die Freude entbehre,<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> „das Meisterwerk <hi n="1" rend="underline">unsers</hi> Felix kennen zu lernen. Die Maße geputzter Frauen und junger Mädchen, nicht <hi rend="latintype">relevé par en fond de noige</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_5e73eff4-4c4e-41d8-bdc6-ab9ba64a1991" xml:lang="fr ">relevé par en fond de noige – frz., angehoben durch einen Schneehintergrund.</note> wie <hi rend="latintype">Napoleon</hi> sagte, sondern durch den lieblichern Hintergrund von Laub, Blumen und <hi rend="latintype">Bäumen</hi>, erhöhte die Schönheit des Ganzen. Unter den Hörern waren wenigstens 20, gräflichen Standes, Pietisten, wie sie bei der kronprinzlichen Richtung jetzt häufig sind; <hi n="1" rend="underline">ein</hi> Graf neben mir sang zu meiner Pein die Choräle mit, und viele fromme Thränen floßen. Neben diesen, rinnen Bäche aus <persName xml:id="persName_15fc78e2-de2d-4baa-a12d-c68699cff6d9">Steffens<name key="PSN0115078" style="hidden" type="person">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845)</name></persName> Augen bei jeder Probe und Aufführung. Er hat mir sein eben erschienenes <title xml:id="title_e89bee1e-5ad0-40f2-b688-1e1e31d6e92a">Buch<name key="PSN0115078" style="hidden" type="author">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773–1845)</name><name key="CRT0112238" style="hidden" type="literature">Novellen. Gesammt-Ausgabe</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fa1662fb-9e55-4227-b233-e74c5afbab50" xml:lang="de">sein eben erschienenes Buch – Henrik Steffens, Novellen. Gesammt-Ausgabe, 16 Bde., Breslau: Josef Max, 1837/38; darin die Novelle »Die Revolution«.</note> geschenkt, es heißt <title xml:id="title_08d9a467-8b9b-4987-920a-5f281de06d9f">die Revolution<name key="PSN0115078" style="hidden" type="author">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773–1845)</name><name key="CRT0112239" style="hidden" type="literature">Die Revolution. Eine Novelle</name></title>; ist aber nicht die französische, die <hi rend="latintype">par exellence</hi> so genannte, sondern wie ich aus den ersten 200 Seiten die ich gelesen, schließe, eine idealische, die aber, so wie die Begebenheiten selbst, nicht sehr anziehend ist; hingegen finde ich ein paar Stellen die Schilderungen von Gegenden und landschaftlicher Pflanzenumgebung enthalten, von ungemeiner Schönheit des Styls und der Phantasie. – Nun, mein liebster Felix! laß Dich durch die mütterliche Schreibseligkeit ermuntern, bald wieder v. Dir, und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cf3d4bf5-f576-4cbc-8c4c-2c2626cff5ed">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> und Euren Hoffnungen zu erzählen; auch v. den englischen Plänen, die jetso doch wohl entwickelt da liegen. Das Aufklingen des Dampfschiffs in <hi rend="latintype">Liverpool</hi> hat die Mama auch wieder gequält; erkundige Dich ums Himmels willen nach dem vorsichtigsten Kapitain, und beruhige mich durch das Versprechen, daß Du es thun <hi n="1" rend="underline">willst</hi>! Durch <persName xml:id="persName_d655892a-ba06-4a9f-b8b0-22b073f6f8bd">Benekes<name key="PSN0109818" style="hidden" type="person">Benecke, Familie von → Friedrich Wilhelm B.</name></persName> die heute abgereist, und durch <persName xml:id="persName_fb45820d-1603-462f-9c1e-0a6090746240">Onkel Joseph<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> wirst Du erfahren, daß wir Alle Gottlob sehr wohl sind. <persName xml:id="persName_e4e76c61-552f-41e2-942e-a4445c35a361">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName> haben <persName xml:id="persName_ef61ba1d-9e92-41f2-b4d3-6431814ab62f">Albertinen<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> eine Wohnung in <placeName xml:id="placeName_8c91c2ef-bdbe-461b-8f3b-0ddf15c7ed84">Heringsdorf<settlement key="STM0104559" style="hidden" type="locality">Heringsdorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gemiethet, sie reist mit ihren Schwestern, <persName xml:id="persName_a1d49f9c-0041-4a7b-abc5-c716435a7db9">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> wird sie blos hinbegleiten, und dann als Herr <hi rend="latintype">associé</hi>, in Onkels Abwesenheit fungiren.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_12fc7cdd-e1de-4c9d-ac84-87c53509b348" xml:lang="de">Herr associé, in Onkels Abwesenheit fungiren – Paul Mendelssohn Bartholdy war seit dem 1. Januar 1838 Teilhaber des von Joseph Mendelssohn geführten Bankhauses Mendelssohn &amp; Co. in Berlin. </note> <persName xml:id="persName_1ff6d918-ab99-42d8-857f-5650580caa70">Rubens<name key="PSN0114341" style="hidden" type="person">Rubens, Heinrich (bis 1812: Hirsch) (1775-1855)</name></persName> ist auch wieder hier; <persName xml:id="persName_874a129e-663f-40fd-9390-37ea166abbd5">Klingem<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. hofft, trotz der hannöverschen Umwälzung,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5d891e7c-a52f-495e-869b-40987ce90bba" xml:lang="de">hannöverschen Umwälzung – Hannoverscher Verfassungskonflikt, Verfassungsbruch König Ernst Augusts bei Amtsantritt im Jahre 1837 durch Wiederherstellung der altständischen Verfassung von 1819, Protest der »Göttinger Sieben« (Göttinger Professoren).</note> in <placeName xml:id="placeName_2b0f9b76-8dff-4d74-9b21-974fa08da89c">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> bleiben zu können. – Gott erhalte Euch? Schreibe mir <hi rend="latintype">en détail</hi> über <hi rend="latintype">Cécile</hi>; ist sie lüpfig,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1abb8f24-aa0c-49d8-b2e9-cad31ddd0d3b" xml:lang="de">lüpfig – schweiz., lebhaft, beschwingt.</note> sieht sie wohl aus, hat sie Appetit? <persName xml:id="persName_e05b5817-2554-40fa-91d8-51eff95a0d69">Flora<name key="PSN0115464" style="hidden" type="person">Veit, Floriane (Florentine, Flora) (1797-1862)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ee9f8b7c-8eba-42aa-a5ca-2f952d4561ef" xml:lang="de">Flora – Floriane (Flora) Veit (1797-1862), angeheiratete Cousine Felix Mendelssohn Bartholdys.</note> hat ein Töchterchen, das unter vielen Namen auch den – <persName xml:id="persName_c4e18cb3-9883-4da0-b05a-0f74f662c6b3">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> trägt, nach meiner sel. Schwester! es freut mich<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> um so mehr, da keine v. <persName xml:id="persName_92df9433-7c38-40c4-83e9-7b5c21c48680">Peppis<name key="PSN0109843" style="hidden" type="person">Benedicks, Josephine (Peppi, eigtl. Pessel) (1798-1834)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f522c721-3f43-4bc4-bbf7-515c1b5f428b" xml:lang="de">Peppis – Josephine (Peppi) Benedicks (Nichte von Lea Mendelssohn Bartholdy und Cousine Felix Mendelssohn Bartholdys).</note> und <persName xml:id="persName_5d328688-ef18-4b79-be92-59e9e8dcaf7a">Mariannes<name key="PSN0113230" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName> 6 Töchtern so heißt. Mariane brachte gestern als hörender Gast einen Profeßor <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5b1f5bee-7c18-4db1-92b4-af48b6eb6edd">Jeanrenaud<name key="PSN0112226" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Daniel Henri (Heinrich) (1764-1844)</name></persName></hi> mit, einen <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_27969c5d-3034-429e-9b9e-82dc3068c9d1"> <sic resp="writer">Verwanden</sic> <corr resp="editor">Verwandten</corr> </choice> <hi rend="latintype">Cécilens</hi> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_55483b80-ea78-46d4-a75d-60557edc96fb">mit</del>; er verlief sich aber gleich so in der Menge, daß weder Mariane noch wir, ihn gesehen haben.</p> <p>Künftigen Monat kommen, zu unsrer großen Freude, <persName xml:id="persName_40bb9871-de4a-496f-9f06-2d53099a3ecc">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName> her, sie begleiten <persName xml:id="persName_7f5c4e3f-845a-495b-85de-21095acefca8">Ferdinand<name key="PSN0115884" style="hidden" type="person">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name></persName>, der endlich Rath, in <placeName xml:id="placeName_e256f2fc-99a3-4684-9632-1462f998c774">Liegnitz<settlement key="STM0103248" style="hidden" type="locality">Liegnitz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> geworden. Wir gedenken sie eben so zu <hi rend="latintype">logiren</hi>, wie wir es mit Euch einzurichten hofften; <persName xml:id="persName_43a747c0-1664-4100-95b0-4759556ca845">Papa-Präsident<name key="PSN0115880" style="hidden" type="person">Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)</name></persName> bei <persName xml:id="persName_431d40e9-c2da-4ef7-957c-24a2d509797b">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> in der gelben Stube, die Mädchen in der Kupferstichstube, Ferdinand wird bei <persName xml:id="persName_5775235b-ecb6-41ea-b19b-d7cb0da6a771">Franz<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> bleiben, und alle, wills Gott, werden bei uns eßen. Der gute alte Mann, der sein Gärtchen so liebt, darf nicht ohne die gewohnte frische Luft leben. Wie herzlich bedauern wir täglich, ja stündlich, daß Ihr damals nicht kamt! Denn ich sehe jetzt nicht einmal die Möglichkeit, auch in Jahresfrist, Euch hier zu haben! Die Schwestern können sich nicht zufrieden geben, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3e4d0603-2d69-4f56-945b-cef9e23dbbf5">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> nicht zu kennen! Hast Du denn nun Aussicht für eine Wohnung? Denn die zu einer Schwangerschaft nöthige Ruhe wird bei der Rückkehr im Herbst auch nicht zum Suchen und Einrichten geeignet sein. Hoffentlich soll es mit der Gesundheit <hi rend="latintype">Cécilens</hi> so gehen wie mit <persName xml:id="persName_72da6258-d5b6-44f7-80ff-753d12c703a4">Pauline Hübner<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName>; sie ist flink, hübsch, vergnügt, macht alles mit und will etwa 1 Monat vor der Niederkunft wieder nach <placeName xml:id="placeName_ee0c3476-166c-4b5b-86e2-e86ccb337bf3">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>., und zwar mit ihren 3 Kinderchen.</p> <p>Man darf in Romanen nichts unwahrscheinlich finden, was sich nicht auch im Leben zutrüge. In <hi rend="latintype"><title xml:id="title_2ba3745f-dfa7-43c2-8a1e-de7a37a94eac">Peveril of the Peak<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0112240" style="hidden" type="literature">Peveril of the Peak</name></title></hi> (der romanhafteste Roman v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_69b44386-935f-42b9-978c-33a3c27b242d">Sir Walter<name key="PSN0114821" style="hidden" type="person">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771-1832)</name></persName></hi>) ist eine ergreifende Scene im <hi rend="latintype">Tower</hi>, wo ein alter Diener vor den Augen König Carls stirbt; Aehnliches ist dem <persName xml:id="persName_982611ec-c1d3-4355-8c56-dbfa3c4406b6">Kronprinzen<name key="PSN0113991" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Georg Ernst Prinz von (1826-1902)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_6845ef77-3ccc-4a9f-a10f-865b8fd7d62d">Stettin<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> begegnet. Er hatte vergeßen, einen der höhern Beamten zur Tafel zu laden; es wird noch spät hingeschickt; der Mann zieht sich in Eil an, läuft hin, der Prinz läßt ihn neben sich sitzen und im selben Moment fällt er todt zu seiner Seite hin. Es hat einen großen Eindruck gemacht und einen schönen Trostbrief an die Wittwe veranlaßt. Welch fürchterliches Wort ist <hi n="1" rend="underline">Wittwe</hi>! <hi n="1" rend="underline">was</hi> schließt es nicht v. Vereinsamung, Verlaßenheit, Trostlosigkeit, welche Reihenfolge schwarzer Bilder in sich! – </p> </div> </body> </text></TEI>