gb-1837-06-12-01
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Berlin, 12. Juni 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl. und 1 Bl.: S. 1-6 Brieftext.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 32/46.
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Du bist, Gott sei ewig Dank! ein solches Glückskind Cécile gesehen und mir die beste Erwartung in diesem Punkt aus ihrem Aeußern abstrahirt zu haben. Ohne auf der Universität der Juno Lucina[→] wie Mde.
große Vorsehungerfüllt, meine Kinder! so muß ich die
kleine Vorsicht, die aus Eurem weisesten Rath entspringt, zehnfach loben und billigen, und den Plan,
Cécilein
sehnlich wünscht, ihre geliebteJeanrenaud
Cécileso höchst
raisonable[→] ist, alle wichtigen Gründe für das Zurückbleiben einzusehen, und daß Du Deine Pflichten als Mann gleich im ersten Stadium der Wonnemonde so richtig und fest im Auge hast, um sie trotz des gewiß recht schweren Opfers zu erfüllen, das bürgt mir für das Dauernde Deiner Gesinnungen und für die stete Handhabung Deiner KünstlerPflichten. Dein Aufenthalt in England,[→] den günstigsten Fall der vollkommenen Gesundheit Deiner Frau angenommen, würde Dich auf hunderterlei Art geängstigt und agitirt haben, Dich bewegt und trotz aller Aufopferung, ihr keine
Belle est la vie![→] Keiner entgeht der Aufopferungen, Prüfungen! glücklich, wenn sie mit so linder Hand auferlegt werden! – Dein guter
vier Tagenach
Cécilebenutzen wirst, weiß ich: eben so wenig mache ich die Forderung, daß
Cécilemir ihre Briefe mittheile, denn das hindert, wie ich aus Erfahrung weiß, den freien Herzens Erguß: Briefe müßen immer nur Gespräche unter 4 Augen repräsentiren! Darf ich den Vorschlag machen, daß sie mir
Stellenaus Deinen Briefen kopirt oder kopiren läßt, wozu sich gewiß gütige Hände bereitwillig finden werden? “Verzeih mir, Heinrich –“[→] Ich dispensire den liebenswürdigen Abschreiber auch von jedem Pro- und Epilog!
Mache Dir, mein lieber Felix! doch keine trüben Sorgenmußte, waren die andern höchlich erstaunt, wohl auch hier und da unangenehm berührt; da hatte die alte Mama aber längst überwunden, weil sie gleich eingesehen, welche Folgen eine solche, wenn auch anfangs nur persönliche Abtrennung uanbwendbar mit sich führte. Sei indeß überzeugt, niemand könne je an Deinem vortrefflichen Herzen, an Deiner so selten zu findenden Familien Anhänglichkeit zweifeln, Du guter Mensch! Mitten in den schönsten Empfindungen müßte die Idee Dich nie stören, daß die Deinigen Dir weniger Anhänglichkeit und Geschwisterliebe zutrauen könnten! Aber so ist der Verlauf der Natur; man wird reicher an Gefühlen, oder ändert sich die Gattung derselben, und mit Beschränkung der Unabhängigkeit im Thun und Handeln geht für die Entfernten begreiflicherweise auch der Schein von Zärtlichkeit und Nähe verloren den man früher als sein beglückendes Recht und Eigenthum betrachtet hatte. – Daß Du mir für das Geschenk des Lebens dankst, beseligt mich, weil es mir beweist, wie sehr beglückt Du Dich fühlst! und wie sehr weit Du von dem misanthropischen Unmuth und Undank solcher bösen Naturen entfernt bist, die anBerechtigung der Eltern zweifeln, den Kindern, ohne sie um Zustimmung befragen zu können, eine unerwünschte Existenz auf
compagnon in Onkels den Antheil welchen sein und Albertinens Vermögen einzulegen hat. Gebe ihnen der Himmel nur etwas stärkere Gesundheit und baldigen Kindersegen! Nie und nirgend soll es doch ungetrübte Zufriedenheit in dieser Welt geben! – Albertine wünscht sehr,
a fetation! – Die Engländer sollen ja mit Gewalt
Koncert dieser eine Fuge in E mitPotters
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3 Tagevorher um zu verkünden, daß er nicht spielen würde, wozu ihn niemand aufgefordert hatte. Er mußte indeß wohl selbst die Unart seines Benehmens fühlen; denn er setzte sich ungebeten ans Klavier und spielte wohl an 3 Stunden, indem er Fanny bei mehreren Kompositionen seiner
(vielleich scheinbar) um Rath fragte. Seine Fertigkeit und Kraft sind ungeheuer; auch spielt er 6 oder 8 Stunden täglich, und bei der ungeforderten Leistung fiel miretuden
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il ne faut pas faligner le public,[→] hundertmal ein. Ich habe ihm gesagt, sobald er wieder ein Koncert ankündige, würde ich ihm am Morgen eine recht delikate Schüßel kochen laßen, da
tout épris de son talent et de sa personne enZiegenbart,[→] und was ihm in meiner Meinung vollends den Hals bricht, ist, daß er
une liaison tolle[→] in Weimar unterhielt,[→] daß die
, der es sogleich wieder einem Dutzend Personen vertraute, und das ist nun der Herr Henselt!Jaques
- Was aber soll am Ende aus diesem Sommerwetter werden? Seit jenem Cécile uns eine kleine Braut für die Knaben.
haben ihm eine wahre Wuth für ein Schwesterchen in den Kopf gesetzt und er spricht mit solcher Ueberzeugung vom Klapperstorch, als ob er sein Intimus wäre: auch Sebastian glaubt einigermaßen daran, und rührt seine Mutter oft durch sein Verlangen nach einem Schwesterchen. Laß Dich,Dirichlets
my dear unexperienced! nur nicht ängstigen, wenn
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Céciledas Herzlichste, und den Müttern die besten Wünsche zu sagen.
„Ist es wahr?“ Daß man
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Berlin 12 Juni 1837 Du bist, Gott sei ewig Dank! ein solches Glückskind mein Felix! daß Dir in möglichster Schnelligkeit die Hoffnung des Ehesegens zu Theil wird, für deßen bester Entwickelung ich herzliche Wünsche und Gebete zum Himmel sende. Ich bin sehr, sehr froh, Cécile gesehen und mir die beste Erwartung in diesem Punkt aus ihrem Aeußern abstrahirt zu haben. Ohne auf der Universität der Juno Lucina wie Mde. Hendel Schütz studirt zu haben, besitze ich in dem Fach hinlängliche Kenntniße und Erfahrung, um das Maaß ihrer Korpulenz sowohl als die Art ihres Baues, ihre Farbe, ihre Zähne als durchaus heilbringende Zeichen für jene wünschenswerthe Zustände zu halten. Gott segen Dich und sie und Eure liebe Nachkommenschaft in spe! – Wenn mich nun jene beglückende Erwartung als eine schnelle Gunst des wohlmeynenden Schicksals mit Dank und Freude gegen die große Vorsehung erfüllt, meine Kinder! so muß ich die kleine Vorsicht, die aus Eurem weisesten Rath entspringt, zehnfach loben und billigen, und den Plan, Cécile in Fft. zu laßen, als den allergescheutesten, zweckmäßigsten anerkennen und mich Euer aller Mäßigung und Vernunft herzlich freuen. Daß Mde. Jeanrenaud sehnlich wünscht, ihre geliebte Tochter jetzt bei sich zu haben, ist natürlich; daß aber Cécile so höchst raisonable ist, alle wichtigen Gründe für das Zurückbleiben einzusehen, und daß Du Deine Pflichten als Mann gleich im ersten Stadium der Wonnemonde so richtig und fest im Auge hast, um sie trotz des gewiß recht schweren Opfers zu erfüllen, das bürgt mir für das Dauernde Deiner Gesinnungen und für die stete Handhabung Deiner KünstlerPflichten. Dein Aufenthalt in England, den günstigsten Fall der vollkommenen Gesundheit Deiner Frau angenommen, würde Dich auf hunderterlei Art geängstigt und agitirt haben, Dich bewegt und trotz aller Aufopferung, ihr keine Ruhe und Bequemlichkeit verschafft haben. Mit der jetzigen Einrichtung kannst Du Dir das Zeugniß geben, daß alles zu ihrem und Eurer Kinder Besten geschieht was menschliche Einsicht gebaut, und so wird Gott Euch ferner behüten und Wünsche krönen. Belle est la vie! Keiner entgeht der Aufopferungen, Prüfungen! glücklich, wenn sie mit so linder Hand auferlegt werden! – Dein guter Vater, der sich von jeher allen Mühseligkeiten unterzog, hat vier Tage nach Fannys Geburt, mitten im Winter eine unangenehme Geschäftsreise nach Paris machen müßen, und nie weigerte er sich, bei noch vielen spätern Veranlaßungen, einer Pflichterfüllung zu folgen, wenn sie ihn auch aus der angenehmsten Behaglichkeit und Häuslichkeit riß. Pauline Hübner hat zwar die Reise nach Thalinn, Charlotte Moscheles die von London nach Deutschland und Holland und noch tausende von Frauen ähnliche Wanderungen mit Glück vollbracht; es schlägt aber auch oft fehl, und der Gedanke, die Sorge allein raubt schon einen Theil des erwarteten Reise Vergnügens. – Sage mir nur, wie und durch wen ich Nachrichten aus England zu hoffen habe, liebes Kind? Wie sehr Deine Zeit in Anspruch genommen sein wird, wie Du jeden Moment der Freiheit für Cécile benutzen wirst, weiß ich: eben so wenig mache ich die Forderung, daß Cécile mir ihre Briefe mittheile, denn das hindert, wie ich aus Erfahrung weiß, den freien Herzens Erguß: Briefe müßen immer nur Gespräche unter 4 Augen repräsentiren! Darf ich den Vorschlag machen, daß sie mir Stellen aus Deinen Briefen kopirt oder kopiren läßt, wozu sich gewiß gütige Hände bereitwillig finden werden? “Verzeih mir, Heinrich –“ Ich dispensire den liebenswürdigen Abschreiber auch von jedem Pro- und Epilog! Mache Dir, mein lieber Felix! doch keine trüben Sorgen über ein etwaige kleine Empfindlichkeit, die in den Herzen Deiner Schwestern wegen Eures Nichtkommens geblieben sein könnten. Mein liebes Herz, die Erfahrung wird Dich lehren, daß die einzige vollkommene uneigennützige Liebe, die Elternliebe sei. Als wir Deine Verlobung erfuhren, waren Deine Geschwister voll Jubel und Freude, und Deine Mutter die Einzige, welche diese GrundVeränderung mit stillem Ernst und vielerlei Gedanken vernahm. Erfahrung und Alter ließen mich die sich weit anders gestaltenden Verhältniße, mit der Schnelligkeit der Blitzbeleuchtung gewahren, und bis die Freude mich ganz durchdrang, behauptete auch das jedermann innewohnende, unartige Theil Selbstsucht seine Rechte. Wie die Zeit nahte, die so manches anders werden mußte, waren die andern höchlich erstaunt, wohl auch hier und da unangenehm berührt; da hatte die alte Mama aber längst überwunden, weil sie gleich eingesehen, welche Folgen eine solche, wenn auch anfangs nur persönliche Abtrennung uanbwendbar mit sich führte. Sei indeß überzeugt, niemand könne je an Deinem vortrefflichen Herzen, an Deiner so selten zu findenden Familien Anhänglichkeit zweifeln, Du guter Mensch! Mitten in den schönsten Empfindungen müßte die Idee Dich nie stören, daß die Deinigen Dir weniger Anhänglichkeit und Geschwisterliebe zutrauen könnten! Aber so ist der Verlauf der Natur; man wird reicher an Gefühlen, oder ändert sich die Gattung derselben, und mit Beschränkung der Unabhängigkeit im Thun und Handeln geht für die Entfernten begreiflicherweise auch der Schein von Zärtlichkeit und Nähe verloren den man früher als sein beglückendes Recht und Eigenthum betrachtet hatte. – Daß Du mir für das Geschenk des Lebens dankst, beseligt mich, weil es mir beweist, wie sehr beglückt Du Dich fühlst! und wie sehr weit Du von dem misanthropischen Unmuth und Undank solcher bösen Naturen entfernt bist, die an der Berechtigung der Eltern zweifeln, den Kindern, ohne sie um Zustimmung befragen zu können, eine unerwünschte Existenz aufzudrängen. Albertine, die 14 Tage im Bett und noch 8 im Zimmer verbringen mußte, war gestern wieder unser Sonntagsgast und erfreute sich an der ungemeinen Schönheit des Gartens und der frischen Luft, in dem Genuß eines Kindes. Sie wird nun bis Juli den Brunnen trinken und die Tage ganz hier zubringen, dann soll sie das Seebad in Heringsdorf gebrauchen, wohin Paul sie aber nur begleiten kann indem Onkel Joseph um die Zeit an den Rhein geht. Mit dem Juli tritt er auch als compagnon in Onkels Handlung, für den Antheil welchen sein und Albertinens Vermögen einzulegen hat. Gebe ihnen der Himmel nur etwas stärkere Gesundheit und baldigen Kindersegen! Nie und nirgend soll es doch ungetrübte Zufriedenheit in dieser Welt geben! – Albertine wünscht sehr, Fanny zur Reise Theilnehmerin zu haben, und das Seebad würde dieser auch gut thun, obwohl sie völlig gesund ist; ich glaube aber nicht, daß sie sich zur Trennung von Hensel, ohne eigentliche Nothwendigkeit, entschließen wird. – Vorgestern hat sie eine sehr angenehme, belebte Gesellschaft von beinah 70 Personen gehabt: Du weißt, wie schön der große Gartensaal mit ihren Nebenzimmern bei Beleuchtung aussieht; es waren viele Künstler und Fremde da; das Schönste blieb dabei aber Baders Gesang, der mehrere Recitative und “sei getreu” aus Paulus mit einer Innigkeit und Grandiösität sang, die auf Alle lebhaften Eindruck machte. Fanny spielte mehrere Stücke von Dir, von sich, und die Decker sang mit Bader das Duett aus Euryanthe mit den vorangehenden Scenen. Das war also in der That a fetation! – Die Engländer sollen ja mit Gewalt Bachianer werden; ich lese daß in Potters Koncert dieser eine Fuge in E mit Dragonetti spielte und das Tripelkonzert ist bei Moscheles vom Stapel gelaufen. Am Ende kömmst Du in d mol angestapelt. Ich gebe meinen consens dazu. Aproposito della musica! Henselt der auch zur fête eingeladen war, kam 3 Tage vorher um zu verkünden, daß er nicht spielen würde, wozu ihn niemand aufgefordert hatte. Er mußte indeß wohl selbst die Unart seines Benehmens fühlen; denn er setzte sich ungebeten ans Klavier und spielte wohl an 3 Stunden, indem er Fanny bei mehreren Kompositionen seiner etuden (vielleich scheinbar) um Rath fragte. Seine Fertigkeit und Kraft sind ungeheuer; auch spielt er 6 oder 8 Stunden täglich, und bei der ungeforderten Leistung fiel mir Drouets, il ne faut pas faligner le public, hundertmal ein. Ich habe ihm gesagt, sobald er wieder ein Koncert ankündige, würde ich ihm am Morgen eine recht delikate Schüßel kochen laßen, da Rellstab uns seine manition initiiert hatte. Er ist übrigens ein eitler Zierpater, tout épris de son talent et de sa personne en Ziegenbart, und was ihm in meiner Meinung vollends den Hals bricht, ist, daß er une liaison tolle in Weimar unterhielt, daß die Frau von Goethes Arzt, Hofrath Vogel, sich scheiden, und 4 Kinder im Stich läßt. Dies vertraute er selbst jenen Abend Herrn Jaques, der es sogleich wieder einem Dutzend Personen vertraute, und das ist nun der Herr Henselt! - Was aber soll am Ende aus diesem Sommerwetter werden? Seit jenem 8 Juli erfriert zwar nichts, aber wir haben häufige Gewitter nach warmen Tagen; z. B. diese Nacht ein heftiges, das mich nicht schlafen ließ, da zugleich Feuerlärm ertönte; heut Vormittag wieder eins, und die Wolken scheinen sich noch nicht entladen zu haben. Unser Boden verträgt die accompagnirenden Regengüße; Bäume, Büsche und die Rasenplätze des Gartens sind wunderfrisch und üppig, und vor unsern kleinen Grasstücken steht ein duftender Heuhaufen, für des Gärtners Ziege abgemäht. Unsre Jungen sind überglücklich und graben, säen, gießen nach Herzenslust. D. 16 wird Sebastian 7 Jahr; Fanny hat die ganze Schule eingeladen. Walter wächst tüchtug und ist ein gar herrlicher Junge; hoffentlich bringt Cécile uns eine kleine Braut für die Knaben. Dirichlets haben ihm eine wahre Wuth für ein Schwesterchen in den Kopf gesetzt und er spricht mit solcher Ueberzeugung vom Klapperstorch, als ob er sein Intimus wäre: auch Sebastian glaubt einigermaßen daran, und rührt seine Mutter oft durch sein Verlangen nach einem Schwesterchen. Laß Dich, my dear unexperienced! nur nicht ängstigen, wenn Cécile allerlei Zuständchen bekäme; Rebecka war in der That elend während 3 1/2Monaten, und ist jetzt in bester Fülle et Gesundheit; die Decker hat unter andern geschwollene Hände (solche Füße kenne ich aus Erfahrung) aber ihr Gesicht sieht sehr schön aus und die Stimme ist kräftiger als je. – Die guten Devrients hatten ein böses Reisedébut; 3 Meilen v. hier sprang Felix aus dem Wagen, als die Pferde gefüttert wurden, und fiel sich den Arm aus; worauf sie zurück kehrten; er ist indeß so weit hergestellt, daß sie morgen wieder reisen. Schrecken und Angst und die Hülflosigkeit in einer Bauernschänke waren das Aergste; der arme Knabe ward auf einen Tisch gelegt und empfand bei jeder Berührung so heftige Schmerzen, daß er der Idee des Fahrens schauderte und stets rief, laßt mich hier sterben! Beständige Umschläge v. kaltem Waßer thaten gute Dienste, was man sich als ein jetzt allgemein anerkanntes Mittel gegen Geschwulst und Entzündung merken muß. – Gott erhalte Euch! nimm Du, mein Felix! Dich bei den jetzt fliegenden Schiffen und Kutschen, unterwegs nur in 8., und gedenke all der bleibenden Entfernten, deren Glück an Dir hängt. Ich grüße, küße, lieb Dich, und bitte Cécile das Herzlichste, und den Müttern die besten Wünsche zu sagen. Ewig und zärtlichst die Deine! „Ist es wahr?“ Daß man Paulus in Boston aufgeführt hat: Rellstab aetscht die Berliner deßwegen aus.
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Hendel Schütz studirt zu haben – Diese Bemerkung spielt zum einen darauf an, dass Johanne Henriette Rosine Hendel-Schütz selbst auf einer Reise ihrer Eltern auf dem Weg von Gotha nach Breslau in Döbeln geboren wurde. Zum anderen gebar sie 16 Kindern von vier Ehemännern.</note> besitze ich in dem Fach hinlängliche Kenntniße und Erfahrung, um das Maaß ihrer Korpulenz sowohl als die Art ihres Baues, ihre Farbe, ihre Zähne als durchaus heilbringende Zeichen für jene wünschenswerthe Zustände zu halten. Gott segen Dich und sie und Eure liebe Nachkommenschaft in spe! – Wenn mich nun jene beglückende Erwartung als eine schnelle Gunst des wohlmeynenden Schicksals mit Dank und Freude gegen die <hi n="1" rend="underline">große Vorsehung</hi> erfüllt, meine Kinder! so muß ich die <hi n="1" rend="underline">kleine Vorsicht</hi>, die aus Eurem weisesten Rath entspringt, zehnfach loben und billigen, und den Plan, <hi rend="latintype">Cécile</hi> in <placeName xml:id="placeName_c7763e68-bdb1-4724-89b2-216cd2d67c75">Fft<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. zu laßen, als den allergescheutesten, zweckmäßigsten anerkennen und mich Euer aller Mäßigung und Vernunft herzlich freuen. Daß Mde. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3300bbd2-70cc-4503-9eeb-2f66b3ecec05">Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi> sehnlich wünscht, ihre geliebte <persName xml:id="persName_c9d5720e-3914-4266-b473-38ef93f55477">Tochter<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> jetzt bei sich zu haben, ist natürlich; daß aber <hi rend="latintype">Cécile</hi> so höchst <hi rend="latintype">raisonable</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_354d1716-e82e-40b5-9606-30ded89a8d78" xml:lang="fr ">raisonable – frz., vernünftig.</note> ist, alle wichtigen Gründe für das Zurückbleiben einzusehen, und daß Du Deine Pflichten als Mann gleich im ersten Stadium der Wonnemonde so richtig und fest im Auge hast, um sie trotz des gewiß recht schweren Opfers zu erfüllen, das bürgt mir für das Dauernde Deiner Gesinnungen und für die stete Handhabung Deiner KünstlerPflichten. Dein Aufenthalt in England,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e7253fbb-6ec0-4737-aa63-35102fb46ff5" xml:lang="de">Dein Aufenthalt in England – Felix Mendelssohn Bartholdy unternahm am 26. August 1837 seine fünfte Englandreise, hörte am 12. September 1837 in London die Aufführung seines Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14) unter der Leitung von Joseph Surman, reiste zum Birmingham Triennial Music Festival, das vom 19. bis 22. September 1837 stattfand, dirigierte dort u. a. den Paulus, trat als Solist bei der Uraufführung seines 2. Klavierkonzerts d-Moll, op. 40, auf und spielte Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge Es-Dur, BWV 552. </note> den günstigsten Fall der vollkommenen Gesundheit Deiner Frau angenommen, würde Dich auf hunderterlei Art geängstigt und agitirt haben, Dich bewegt und trotz aller Aufopferung, ihr keine<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Ruhe und Bequemlichkeit verschafft haben. Mit der jetzigen Einrichtung kannst Du Dir das Zeugniß geben, daß alles zu ihrem und Eurer Kinder Besten geschieht was menschliche Einsicht gebaut, und so wird Gott Euch ferner behüten und Wünsche krönen. <hi rend="latintype">Belle est la vie</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_38e2d8cd-98e4-47dc-b3f2-3f7e0ee7cf5d" xml:lang="fr ">Belle est la vie – frz., Schön ist das Leben.</note> Keiner entgeht der Aufopferungen, Prüfungen! glücklich, wenn sie mit so linder Hand auferlegt werden! – Dein guter <persName xml:id="persName_6660de64-1435-4ad0-afe5-5555642b5985">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, der sich von jeher allen Mühseligkeiten unterzog, hat <hi n="1" rend="underline">vier Tage</hi> nach <persName xml:id="persName_3421ecd3-b72f-4e87-9290-e8f7fba39d50">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Geburt, mitten im Winter eine unangenehme Geschäftsreise nach <placeName xml:id="placeName_518d469a-d581-4ae7-aaa6-4673d28daf28">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> machen müßen, und nie weigerte er sich, bei noch vielen spätern Veranlaßungen, einer Pflichterfüllung zu folgen, wenn sie ihn auch aus der angenehmsten Behaglichkeit und Häuslichkeit riß. <persName xml:id="persName_bd45fefd-6387-49a0-8bc5-f37c31295429">Pauline Hübner<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName> hat zwar die Reise nach <placeName xml:id="placeName_d3af0e89-8be3-4178-bd44-cbb01e99d37e">Thalinn<settlement key="STM0104558" style="hidden" type="locality">Reval</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName>, <persName xml:id="persName_eb45ad25-8650-4ac5-85bb-f2bb45e3d316">Charlotte Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> die von <placeName xml:id="placeName_024f63e4-8697-4b5e-8a02-e90f119cc2ae">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> nach Deutschland und Holland und noch tausende von Frauen ähnliche Wanderungen mit Glück vollbracht; es schlägt aber auch oft fehl, und der Gedanke, die Sorge allein raubt schon einen Theil des erwarteten Reise Vergnügens. – Sage mir nur, wie und durch wen ich Nachrichten aus England zu hoffen habe, liebes Kind? Wie sehr Deine Zeit in Anspruch genommen sein wird, wie Du jeden Moment der Freiheit für <hi rend="latintype">Cécile</hi> benutzen wirst, weiß ich: eben so wenig mache ich die Forderung, daß <hi rend="latintype">Cécile</hi> mir ihre Briefe mittheile, denn das hindert, wie ich aus Erfahrung weiß, den freien Herzens Erguß: Briefe müßen immer nur Gespräche unter 4 Augen repräsentiren! Darf ich den Vorschlag machen, daß sie mir <hi n="1" rend="underline">Stellen</hi> aus Deinen Briefen kopirt oder kopiren läßt, wozu sich gewiß gütige Hände bereitwillig finden werden? “Verzeih mir, Heinrich –“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fe6d324a-8a25-4785-bd70-17bfab55b10e" xml:lang="de">Verzeih mir, Heinrich – Zitat aus der Erzählung »Die beiden Gräber« von Ludwig von Alvensleben. </note> Ich dispensire den liebenswürdigen Abschreiber auch von jedem Pro- und Epilog!</p> <p>Mache Dir, mein lieber Felix! doch keine trüben Sorgen<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> über ein etwaige kleine Empfindlichkeit, die in den Herzen Deiner <persName xml:id="persName_4b1679fa-bc54-4a15-a222-d0da3535dcef">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> wegen Eures Nichtkommens geblieben sein könnten. Mein liebes Herz, die Erfahrung wird Dich lehren, daß die einzige vollkommene uneigennützige Liebe, die Elternliebe sei. Als wir Deine Verlobung erfuhren, waren Deine Geschwister voll Jubel und Freude, und Deine Mutter die Einzige, welche diese GrundVeränderung mit stillem Ernst und vielerlei Gedanken vernahm. Erfahrung und Alter ließen mich die sich weit anders gestaltenden Verhältniße, mit der Schnelligkeit der Blitzbeleuchtung gewahren, und bis die Freude mich ganz durchdrang, behauptete auch das jedermann innewohnende, unartige Theil Selbstsucht seine Rechte. Wie die Zeit nahte, die so manches anders werden <hi n="1" rend="underline">mußte</hi>, waren die andern höchlich erstaunt, wohl auch hier und da unangenehm <hi n="1" rend="underline">berührt</hi>; da hatte die alte Mama aber längst überwunden, weil sie gleich eingesehen, welche Folgen eine solche, wenn auch anfangs nur <hi n="1" rend="underline">persönliche</hi> Abtrennung uanbwendbar mit sich führte. Sei indeß überzeugt, niemand könne je an Deinem vortrefflichen Herzen, an Deiner so selten zu findenden Familien Anhänglichkeit zweifeln, Du guter Mensch! Mitten in den schönsten Empfindungen müßte die Idee Dich nie stören, daß die Deinigen Dir weniger Anhänglichkeit und Geschwisterliebe zutrauen könnten! Aber so ist der Verlauf der Natur; man wird reicher an Gefühlen, oder ändert sich die Gattung derselben, und mit Beschränkung der Unabhängigkeit im Thun und Handeln geht für die Entfernten begreiflicherweise auch der Schein von Zärtlichkeit und Nähe verloren den man früher als sein beglückendes Recht und Eigenthum betrachtet hatte. – Daß Du mir für das Geschenk des Lebens dankst, beseligt mich, weil es mir beweist, wie sehr beglückt Du Dich fühlst! und wie sehr weit Du von dem misanthropischen Unmuth und Undank solcher bösen Naturen entfernt bist, die an<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> der <hi n="1" rend="underline">Berechtigung</hi> der Eltern zweifeln, den Kindern, ohne sie um Zustimmung befragen zu können, eine unerwünschte Existenz auf<add place="above">zu<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add>drängen.</p> <p><persName xml:id="persName_914c483c-0f8a-4caa-b9c6-4b0a70ec9087">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName>, die 14 Tage im Bett und noch 8 im Zimmer verbringen mußte, war gestern wieder unser Sonntagsgast und erfreute sich an der ungemeinen Schönheit des Gartens und der frischen Luft, in dem Genuß eines Kindes. Sie wird nun bis Juli den Brunnen trinken und die Tage ganz hier zubringen, dann soll sie das Seebad in Heringsdorf gebrauchen, wohin <persName xml:id="persName_89e04037-b2a2-466d-ab20-504c23cbf4ba">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> sie aber nur begleiten kann indem Onkel <persName xml:id="persName_40238d7e-bf59-4cb7-b96e-ecf556ae3ce5">Joseph<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> um die Zeit an den Rhein geht. Mit dem Juli tritt er auch als <hi rend="latintype">compagnon</hi> in Onkels <persName xml:id="persName_a5c7c45f-1f86-460d-b76b-47d340cf98af">Handlung<name key="PSN0113239" style="hidden" type="person">Mendelssohn & Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a1c918bf-df44-475c-a27a-615116890d05" xml:lang="de">als compagnon in Onkels Handlung – Paul Mendelssohn Bartholdy wurde zum 1. Januar 1838 Teilhaber des von Joseph Mendelssohn geführten Bankhauses Mendelssohn & Co. in Berlin. </note> für <hi n="1" rend="underline">den</hi> Antheil welchen sein und Albertinens Vermögen einzulegen hat. Gebe ihnen der Himmel nur etwas stärkere Gesundheit und baldigen Kindersegen! Nie und nirgend soll es doch ungetrübte Zufriedenheit in dieser Welt geben! – Albertine wünscht sehr, <persName xml:id="persName_673fa904-07d7-441d-8498-9a2e856aca85">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> zur Reise Theilnehmerin zu haben, und das Seebad würde dieser auch gut thun, obwohl sie völlig gesund ist; ich glaube aber nicht, daß sie sich zur Trennung von <persName xml:id="persName_8e7ddadb-3361-4788-a85f-70662fc3b047">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, ohne eigentliche Nothwendigkeit, entschließen wird. – <date cert="high" when="1837-06-10" xml:id="date_a7d7b7b6-f1a9-45cd-96df-86f3a8834401">Vorgestern</date> hat sie eine sehr angenehme, belebte Gesellschaft von beinah 70 Personen gehabt: Du weißt, wie schön der große Gartensaal<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e40acb94-ba26-4091-9349-c89c6d96f4aa" xml:lang="de">der große Gartensaal – Nach dem Umzug der Familie Mendelssohn Bartholdy im Jahre 1825 in das große Anwesen in der Leipziger Str. 3 stand für die Sonntagsmusiken der auf den Park hinausgehende Gartensaal zur Verfügung, ein ca. 105 qm großer Raum, der sich durch zurückschiebbare Glaswände in eine offene Säulenhalle verwandeln ließ.</note> mit ihren Nebenzimmern bei Beleuchtung aussieht; es waren viele Künstler und Fremde da; das Schönste blieb dabei aber <persName xml:id="persName_366a4b4d-5421-490f-a13d-bcb69cd99619">Baders<name key="PSN0109627" style="hidden" type="person">Bader, Karl Adam (1789-1870)</name></persName> Gesang, der mehrere Recitative und “sei getreu” aus <title xml:id="title_4ea88add-d5af-4f5c-a422-f1131d1d4439">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1lmnazos-5dkx-epih-nxff-spynhkivhnor"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> mit einer Innigkeit und Grandiösität sang, die auf Alle lebhaften Eindruck machte. <persName xml:id="persName_a87c387d-ff74-4a85-92f1-b9e74573c1ad">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> spielte mehrere Stücke von Dir, von sich, und die <persName xml:id="persName_9c63c7de-a3ee-4fb1-ab40-4fcdff55a91e">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> sang mit <persName xml:id="persName_fee103f4-290a-4e4a-9ee0-d01ae5558278">Bader<name key="PSN0109627" style="hidden" type="person">Bader, Karl Adam (1789-1870)</name></persName> das Duett aus <title xml:id="title_33bcc636-93db-41d0-972c-2581fad0875d">Euryanthe<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d9765ee9-0459-445f-be41-2f181ea2360f" xml:lang="de">das Duett aus Euryanthe – Duett »Wie liebt’ ich dich« (Adolar / Euryanthe) im ersten Akt von Carl Maria von Webers Oper Euryanthe op. 81.</note> mit den vorangehenden Scenen. Das war also in der That <hi rend="latintype">a fetation</hi>! – Die Engländer sollen ja mit Gewalt <persName xml:id="persName_076083c7-7b39-4163-a12f-cbd00a33120b">Bachianer<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> werden; ich lese daß in <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a5884a3b-72bd-4cd4-951d-50a8df6d1cba">Potters<name key="PSN0113968" style="hidden" type="person">Potter, Philip Cipriani Hambly (1792-1871)</name></persName></hi> Koncert dieser eine Fuge in E mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b1a30937-a6ed-4eae-800a-fd88b55d3261">Dragonetti<name key="PSN0110731" style="hidden" type="person">Dragonetti, Domenico Carlo Maria (1763-1846)</name></persName></hi> spielte und das <title xml:id="title_a058e91c-7de6-459f-a92a-7b9812519e88">Tripelkonzert<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107781" style="hidden" type="music">Konzert für Traversflöte, Violine und Cembalo a-Moll, BWV 1044</name></title> ist bei <persName xml:id="persName_acb8f508-82c3-4475-82e3-b9655940e7ab">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> vom Stapel gelaufen. Am Ende kömmst Du in d mol angestapelt. Ich gebe meinen consens dazu.<seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> <hi rend="latintype">Aproposito della musica</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_fdb20e2a-1e30-4a67-94e0-4ada69f4d056" xml:lang="it ">Aproposito della musica – ital., Über Musik.</note> <persName xml:id="persName_f9014f78-450c-4182-acda-0ac386e1824f">Henselt<name key="PSN0111901" style="hidden" type="person">Henselt, Georg Martin Adolph (seit 1876) von (1814-1889)</name></persName> der auch zur <hi rend="latintype">fête</hi> eingeladen war, kam <hi n="1" rend="underline">3 Tage</hi> vorher um zu verkünden, daß er nicht spielen würde, wozu ihn niemand aufgefordert hatte. Er mußte indeß wohl selbst die Unart seines Benehmens fühlen; denn er setzte sich ungebeten ans Klavier und spielte wohl an 3 Stunden, indem er Fanny bei mehreren Kompositionen seiner <hi rend="latintype"><title xml:id="title_d17971d8-728c-4c1a-9d0c-be2b7e2e4d23">etuden<name key="PSN0111901" style="hidden" type="author">Henselt, Georg Martin Adolph (seit 1876) von (1814–1889)</name><name key="CRT0112214" style="hidden" type="music">Études</name></title></hi> (vielleich scheinbar) um Rath fragte. Seine Fertigkeit und Kraft sind ungeheuer; auch spielt er 6 oder 8 Stunden täglich, und bei der ungeforderten Leistung fiel mir <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a51613b8-3264-4b3d-807f-8aceb5231f4e">Drouets<name key="PSN0110747" style="hidden" type="person">Drouet, Alexander Louis (1829-1900)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype">il ne faut pas faligner le public</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_47859f48-31e7-4026-a554-6ba4f87ca329" xml:lang="fr ">Drouets, il ne faut pas faligner le public – frz., Drouet, Sie dürfen die Öffentlichkeit nicht täuschen.</note> hundertmal ein. Ich habe ihm gesagt, sobald er wieder ein Koncert ankündige, würde ich ihm am Morgen eine recht delikate Schüßel kochen laßen, da <persName xml:id="persName_5a74c912-2921-454c-b0fa-fbc287da75a6">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName> uns seine manition<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_eed2385b-9b46-4b81-967a-091181b9783b" xml:lang="fr ">manition – engl., Manifestation.</note> initiiert hatte. Er ist übrigens ein eitler Zierpater, <hi rend="latintype">tout épris de son talent et de sa personne en</hi> Ziegenbart,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_894a6873-9676-46f0-a552-8dcc6c0ce66b" xml:lang="fr ">tout épris de son talent et de sa personne en Ziegenbart – frz., völlig verliebt in sein Talent, seine Person und seinen Ziegenbart.</note> und was ihm in meiner Meinung vollends den Hals bricht, ist, daß er <hi rend="latintype">une liaison tolle</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4dc17808-1b01-422a-98e2-043802bce49d" xml:lang="fr ">une liaison tolle – frz., eine tolerierbare Verbindung.</note> in Weimar unterhielt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f1a440b3-bf19-4e95-b0df-68d152f9d6f8" xml:lang="de">une liaison tolle in Weimar unterhielt – Am 24. Oktober 1837 heiratete Georg Martin Adolph Henselt Wilhelmine Auguste Rosalie Vogel, geb. Manger. Deren erster Ehemann, Geheimrat Dr. Carl Vogel (1798-1864), war der Hausarzt Johann Wolfgang von Goethes. Aus der ersten Ehe brachte sie zwei Söhne und zwei Töchter mit.</note> daß die <persName xml:id="persName_4a87be8e-42e8-47f9-bfde-c2c4c0b1d68e">Frau<name key="PSN0115529" style="hidden" type="person">Vogel, Rosalie Auguste Wilhelmine (1804-1893)</name></persName> von <persName xml:id="persName_c7904f84-ff16-42cc-a00e-a0deae857bac">Goethes<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> Arzt, Hofrath Vogel, sich scheiden, und 4 Kinder im Stich läßt. Dies vertraute er selbst jenen Abend Herrn <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fc1ca0ea-68f9-40bb-b0c9-02e540166ec1">Jaques<name key="PSN0112215" style="hidden" type="person">Jaques (Jacques), Friedrich Joseph (1796-1871)</name></persName></hi>, der es sogleich wieder einem Dutzend Personen vertraute, und das ist nun der Herr Henselt!</p> <p>- Was aber soll am Ende aus diesem Sommerwetter werden? Seit jenem <date cert="high" when="1836-07-08" xml:id="date_d383167d-ae9f-4d4f-99df-90fc6e85e4d5">8 Juli</date> erfriert zwar nichts, aber wir haben häufige Gewitter nach warmen Tagen; z.B. diese Nacht ein heftiges, das mich nicht schlafen ließ, da zugleich Feuerlärm ertönte; heut Vormittag wieder eins, und die Wolken scheinen sich noch nicht entladen zu haben. Unser Boden verträgt die accompagnirenden Regengüße; Bäume, Büsche und die Rasenplätze des Gartens sind wunderfrisch und üppig, und vor unsern kleinen Grasstücken steht ein duftender Heuhaufen, für des Gärtners Ziege abgemäht. Unsre Jungen sind überglücklich und graben, säen, gießen nach Herzenslust. D. <date cert="high" when="1837-06-16" xml:id="date_2921754a-1796-415b-bec8-ed731bce1278">16</date> wird <persName xml:id="persName_86fd2ddf-5880-49cd-b68f-859052f0d542">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> 7 Jahr; <persName xml:id="persName_cebe94d4-6a45-4304-b2cf-749b63462b24">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hat die ganze Schule eingeladen. <persName xml:id="persName_e81e8d70-7527-4929-a866-bf0dd101358c">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> wächst tüchtug und ist ein gar herrlicher Junge; hoffentlich<seg type="pagebreak"> |6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> bringt <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f5ce1a08-5240-4b1c-831c-9d408342e643">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> uns eine kleine Braut für die Knaben. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b0b1e36c-4fbc-434d-b1a6-2f4458b45b4e">Dirichlets<name key="PSN0110664" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D.</name></persName></hi> haben ihm eine wahre Wuth für ein Schwesterchen in den Kopf gesetzt und er spricht mit solcher Ueberzeugung vom Klapperstorch, als ob er sein Intimus wäre: auch Sebastian glaubt einigermaßen daran, und rührt seine Mutter oft durch sein Verlangen nach einem Schwesterchen. Laß Dich, <hi rend="latintype">my dear unexperienced</hi>! nur nicht ängstigen, wenn <hi rend="latintype">Cécile</hi> allerlei Zuständchen bekäme; <persName xml:id="persName_b37c5c63-99f8-4930-b88b-65e276f9b960">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> war in der That <hi n="1" rend="underline">elend</hi> während 3 <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula>Monaten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de395287-99e5-40de-b3d6-804dbc8929cc" xml:lang="de">Rebecka war in der That elend während 3 ½ Monaten – bezieht sich auf die ersten Monate von Rebecka Lejeune Dirichlets Schwangerschaft. Am 10. Oktober 1837 wurde ihr Sohn Felix geboren. </note> und ist jetzt in bester Fülle et Gesundheit; die <persName xml:id="persName_434b82e8-d6b4-46fe-af68-b28092b7e3e8">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> hat unter andern <hi n="1" rend="underline">geschwollene Hände</hi> (solche <hi n="1" rend="underline">Füße</hi> kenne ich aus Erfahrung) aber ihr Gesicht sieht sehr schön aus und die Stimme ist kräftiger als je. – Die guten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a72e4e0c-f73d-46dc-aa28-0a3552e2896a">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName></hi> hatten ein böses Reise<hi rend="latintype">début</hi>; 3 Meilen v. hier sprang Felix aus dem Wagen, als die Pferde gefüttert wurden, und fiel sich den Arm aus; worauf sie zurück kehrten; er ist indeß so weit hergestellt, daß sie morgen wieder reisen. Schrecken und Angst und die Hülflosigkeit in einer Bauernschänke waren das Aergste; der arme Knabe ward auf einen Tisch gelegt und empfand bei jeder Berührung so heftige Schmerzen, daß er der Idee des Fahrens schauderte und stets rief, laßt mich hier sterben! Beständige Umschläge v. kaltem Waßer thaten gute Dienste, was man sich als ein jetzt allgemein anerkanntes Mittel gegen Geschwulst und Entzündung merken muß. – Gott erhalte Euch! nimm Du, mein Felix! Dich bei den jetzt fliegenden Schiffen und Kutschen, unterwegs nur in 8., und gedenke all der bleibenden Entfernten, deren Glück an Dir hängt. Ich grüße, küße, lieb Dich, und bitte <hi rend="latintype">Cécile</hi> das Herzlichste, und den Müttern die besten Wünsche zu sagen.</p> <signed rend="right">Ewig und zärtlichst die Deine!</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_3bc8b130-f1f8-4a30-8e3f-667cda347ada"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_8ba7572d-337b-4957-a45f-63648a378749">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_4153939c-3588-41f6-9389-66eeebdc607f">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">„<hi n="1" rend="underline">Ist es wahr</hi>?“ Daß man <title xml:id="title_40716f83-ed3a-495f-9bf0-03fc1d6763e2">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ev5k5nmt-wr1r-l1fy-joou-bjocd7nwysps"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> in <hi n="1" rend="underline"><placeName xml:id="placeName_fbb84800-0f40-4f97-bc7f-f63f64c0c34f">Boston<settlement key="STM0100537" style="hidden" type="locality">Boston</settlement><country style="hidden">USA</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2c41aa8a-6c12-42e8-94ae-dc61855942f4" xml:lang="de">Paulus in Boston – Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 wurde am 14. März 1837 in der Dreifaltikeitskirche in Boston in Nordamerika aufgeführt. Siehe dazu Ludwig Rellstabs Nachricht in Iris im Gebiete der Tonkunst, 8. Jg., 1837, S. 100.</note> aufgeführt hat: <persName xml:id="persName_a529f0a7-7a87-4565-9140-14d12774bf18">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName> <hi n="1" rend="underline">aetscht</hi> die <placeName xml:id="placeName_accd6625-af0c-4fa9-b89c-d898af89472f">Berliner<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> deßwegen aus.</p> </div> </body> </text></TEI>