gb-1837-06-08-01
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Berlin, 7. und 8. Juni 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
3 Doppelbl.: S. 1-11 Brieftext; S. 12 leer.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
In français riment pour les yeux – und der liebe Gott macht diesen Sommer auch nur für die Augen! Für die Schlimmen, damit sie ihnen dadurch die helle Sonne nicht schmerzen sollen, läßt es diese stets hüten, Wolken nur scheinen, und für die Guten wächst das frischeste Grün die herrlichsten Blumen in so anhaltend kaltem, stürmischen und regnerischen Wetter, daß nach vergeblichem Hoffen für April und Mai auch schon 1/4
zulange, weil es alsdann nicht mehr ganz in die Chronologie Deiner Empfindungen einpaßt: indeß doch beßer, als ob es ungekannt dem Staube anheimfiele. Die Präludien gefallen mir sehr;
zu
ihrem, sondern
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DeinemHochzeittage
genre, viel ganz Vorzügliches gemacht; vielleicht nicht ohne die ihr vorschwebende Idee Deiner ersten Lieder ohne Worte, die eben so gut auch Präludien, Studien, Handstücke u.s.w. heißen könnten, und die, äußerst anmuthig, brillant und originell, für fertige Spieler
DeinerSchwester freilich die Lockung für den Musikalienhändler abgäbe, so würden die Sachen sich unstreitig durch sich selbst empfehlen, wenn man sie kennte. Ohne auf meine Sachkenntniß etwas zu halten, versichere ich, daß diese Klavierstücke, gut von ihr vorgetragen, stets ungemein gefallen, und ihre frühere Manier die etwas trocken, steif und halb gesetzt war, ganz verläugnen. – Daß die Schwestern
sehrbetrübt und
etwasböse waren,
nicht hier zu sehen da beide nicht reisen konnten, ist wahr; aber, wie sie dies wohl auch explicirt haben werden, bezieht sich dies schlechterdings nicht auf Deine Reise nach England, die wir einstimmig für gänzlich zweckmäßig, vernünftig und sogar nothwendig halten. Einen kleinenCécile
piquegegen die, nach der Grippe in
Deiner Braut, so nichtiger, nachher vor selbst verhallender Gründe wegen zu entziehen. Die Sache ist nun lang vorüber und fast verschmerzt, wenn sich etwas Unwiederbringliches zu verschmerzen ließe; daher bitte ich herzlich, nicht mehr, von keiner Seite zu erwähnen, indem durch Hin und Herschreiben nichts aufgeklärt, nur etwas mehr verwickelt und empfindlicher gemacht wird. Daß ich, die so ungern reist, mir
Cécilensund Paulus’ Bekanntschaft eroberte, wird mich stets freuen: denn, was Letztern betrifft, wirds mich schwerlich entschädigen, daß der Nachfolger
, H.Hausmanns
einenganzen Theil hören ließe!
Demohnerachtet gehe ich mit auf geschnitten; aber das sei fern! Lieber schreib ich Dir die Zeilen über Dr.
Apropos! Hast Du v. ihm und seinem Text gar nichts gehört? er wollte in die Kleinp
großesKoncert v. Mendelssohn gesp
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– Liebe Cécile, erlaube, daß auch ich Dich über Deine wenige Sorgf
teintschelte, so wie ich Dich hingegen lobe, den vor
parfumsum Euch zu dulden, und im geschloßnen Zimmer selbst keine stark duftende Blumen. – Ueber die nothwendige Wäsche für England wird Bruder
Syapari?!
La médisance ne farit par à 200 lieues!
Den Schlager habe ich durch Danzig und ermalte sich dort in 6 Wochen 500 rt. Durch
etwas gelungen, das diesen größten allerl’Œillot de Mars
königl. Steindruckerei
rancune, im
Drucktotal verdorben, so daß der, auch v. häuslichen Kummer gebeugte Mann in Verzweiflung war.
nichtvermiethete Wohnung! Wärst Du mein Finanz Minister, so würdest Du einsehen, daß ich, mit aller Oekonomie für meine Person, nicht 1000 rt. jährlich verlieren kann, ohne wirklich mein Kapital anzugreifen, folglich späterhin noch immer mehr zu verlieren. Meine Einnahme
klingtsehr groß, indem der gute
Nachweltals ein
pendantzum verstorbenen
Salimerscheinen, der für Meister der Ordnung und Sparsamkeit galt und nach dem Tode zu weit andern Beurtheilungen Anlaß gab.
Je n’y puis rien! –
Es wird für das Bedürfniß der Stadt jetzt wirklich zu viel gebaut, und da auf dem Wege nach Schönberg und Proceße hinterlaßen, deren Ausgang ungewiß ist, der viele Gerichtskosten erfordert und von allem zu Besorgenden für mich das widrigste Geschäft ist. Aber auch durch diese Fatalität muß ich bon gró mal gré.
Dein
postillon de Longjumeau? Man sagt es sei sehr heitre Musik und so will ichs
damiteher als mit
wagen; morgen gedenk ichs mit denBellini
finalExamen? und zwar denkt er, einige Jahre wegzubleiben. Die
d. bulletin dieses Morgens lautet: in der Nacht v. 7 zum 8 Juni sind Bohnen in dem Treibkasten und Gurken im Freien erfroren!! – Voriges Jahr verlor ich Feigen und Weintrauben nur den terrain unter balcon eine Zierde ihrer Wohnung. – Guirte verkaufte und quälte seine Mutter, welche zu kaufen; als sie antwortete, mein Kind, ich brauche keine, sagte er, aber der arme Junge braucht einen Groschen! – Da in der letzten Zeit viel von Deinen Klaßenbeistand geworden; die kleinen Leutchen haben nämlich eine Kaße für Papier, Griffel und Feder Ausgaben; Kaßierer ist Oskar Begas.
Du siehst, wie die Titel und BeamtenManie von Kindheit an beginnt. Sein Schullehrer hat das Verdienst nah zu wohnen, sehr wenig anzudito solch Exemplar, Dein cidevant Hellenischen Reise, der corbeille de mariage und all dem glänzendElysée Bourbon (früher dem Könige und Rom bestimmt,) wohnen. Weißt Du denn aber, lieber Felix! daß Du diese verwittwete Großherzogin kennst, ihr vorgespielt hast, und daß s
Also, sagt
et diversa! Unter andern,
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Masurek!, der sich auch wirklich hüpfend ergötzlich kund that. – Der Ordner des Koncerts war witzig, mit dem „laßt uns singen“, anzufangen; dann abgeriß
Nobilissime! Der
tutti quanti „et encore en violon“ einladen. Stimmen, um welche sie David gebeten, bekömmt sie nun v.
poorVerein. Da auch den Textblättern ein Bericht über die armen Kinder für die gesungen ward, stand, ermangelte Fanny nicht, in komischer Wuth zusammen zu stellen:
2stimmiger Psalm – 350 Jacken
Arien und Paulus – 200 Schürzen
Variationen und Bach – 50 Nachtmützen u. s. w.
Beim Nachhausekommen fand ich point d’inflexion de voix, nennens die Franzosen, mehr im Sprechen hat, da sie schon seit Jahren kein gesellschaftliches Reden hört. (Par parenthèse, die unermüdlich gutherzige Cécile herzlich; sie war nebst
AproposDeiner Federzeichnungen in Devr.s Brief, muß ich zum 3. mal anfragen, wann
gefirnißt werden soll? es hängt von der Zeit, wann sie es gemalt und von ihrer gewöhnlichen Epoche dieser letzten Procedur ab. – Gestern kam auch ein Brief aus Stettin mit der fürCecilens Amalfi
Glasereins acquirirte, ist in so fern erfreulich, als man sieht, daß Sinn für Kunst nebst Wohlhabenheit jetzt auch dem Handwerker zu Theil geworden. – Der Gewinner seiner
– Ich brauche Dir nicht zu sagen, Herzblättchen! wie ich glücklich durch Dein Glück bin! Aber warum dachtest Du nicht, so zufrieden werden zu können? Anspruch und Fähigkeit dazu hattest Du doch stets.
Eben lese ich im courrier français, daß man von vielen OrdensVertheilungen spricht, bei denen auch most highly disappointed sind, kannst Du glauben!!! But whatever is, is right! Jene ist ein Putchen, und würde ihrem Stande bei weitem nicht so viel Ehre gemacht haben, als mein kluges gutes Lenchen! – Ma alfin addio, cari miei figli!
Berlin 7 Juni In français riment pour les yeux – und der liebe Gott macht diesen Sommer auch nur für die Augen! Für die Schlimmen, damit sie ihnen dadurch die helle Sonne nicht schmerzen sollen, läßt es diese stets hüten, Wolken nur scheinen, und für die Guten wächst das frischeste Grün die herrlichsten Blumen in so anhaltend kaltem, stürmischen und regnerischen Wetter, daß nach vergeblichem Hoffen für April und Mai auch schon 1/4 Juni verstrichen, ohne irgend eine Beßerung herbei zu führen. Für mich, deren Hauptvergnügen jetzt auf die wenigen Sommermonate beruht, ist dies ein bedeutender Verlust. Es vergehen oft 3 od. mehr Tage, ohne daß ich den Gartenbesuchen kann; die Maßen Flieder, Maiblumen und die Pracht der Kastanienblüten, die vom Wipfel bis zu den Erdeberührenden Zweigen mit rosigem Schnee bedeckt waren, sind größtentheils verwelkt und fast ungenoßen geblieben. Während der Fruchtblüten hatten wir eine kurze schöne Zeit, aber jetzt ist es ganz trostlos! Auch veranlaßt die ungewöhnliche Kälte viele Krankheiten; von unsern nähern Bekannten liegen die Bendemann und Albertine mehrere Wochen an Katarrhatischen Fiebern darnieder, und letztre ist erst gestern aufgestanden, was nun die Entbehrung zur Folge hat, daß ich Pauls nur sehe, wenn ich zu ihnen gehe. Dafür sind die Schwestern, Gott sei Dank! sehr wohl und sehr guter Laune, was eine lange Zeit bei Rebecka nicht der Fall war. Fanny, weißt Du wohl, besitzt neben andern aus dem besten Gemüth entspringenden Eigenschaften, auch noch die einer fast stets gleichmäßigen liebenswürdigen Heiterkeit, die für meine jetzige Stimmung und Lage mir ein unschätzbares Glück ist. Die Schwestern schreiben Dir sogleich beide nach den erhaltenen Briefen, und deßhalb verschob ich meine Antwort um einige Tage. Unterdes erhielten wir durch Alexanders Deine MusikSendung für Fanny und Rebecka. In das Titelblatt der Lieder, deren Texte sehr wohlgemuth sind, habe ich mich so gut wie B. ein bischen verliebt; und wenn Goethe nicht verschmähte, den Einband Deines ihm überschickten Quartetts wohlgefällig zu bemerken, darf unser eins solche zierliche Nebensache schon bemerk loben. Fanny spielte mir gestern das Präludium und die mir noch nicht bekannten Fugen vor; unter den alten Freunden fand ich mit Vergnügen die Hansteinfuge wieder, welche Vater’s so sehr lieb war: bei Dir fällt nichts auf steinigen Boden. Du bewahrest alles, manchmal nur etwas zu lange, weil es alsdann nicht mehr ganz in die Chronologie Deiner Empfindungen einpaßt: indeß doch beßer, als ob es ungekannt dem Staube anheimfiele. Die Präludien gefallen mir sehr; das 5. hat besonders einen schwärmerischen, fantasiereichen Ausdruck. Mit dem 6. hats eine eigene Bewandniß; Fanny komponirte nicht nur zu ihrem, sondern an Deinem Hochzeittage ein Stück, das eine wirklich merkwürdige Aehnlichkeit damit hat, so daß sie mir sagte, sie dürfe es nie drucken laßen ohne des Plagiats beschuldigt zu werden. Sie will, für sich, einige Aenderungen darin machen, beabsichtigt aber es Dir im ersten Manuskript zu schicken, damit auch Du die Uebereinstimmung bemerken mögest. Erlaube mir bei dieser Gelegenheit eine Frage und Bitte. Sollte sie nicht eine Auswahl finden und Klavierstücke herausgeben? Seit einem Jahr etwa hat sie, besonders im letztern genre, viel ganz Vorzügliches gemacht; vielleicht nicht ohne die ihr vorschwebende Idee Deiner ersten Lieder ohne Worte, die eben so gut auch Präludien, Studien, Handstücke u. s. w. heißen könnten, und die, äußerst anmuthig, brillant und originell, für fertige Spieler ein unbezweifelter Gewinn wären. Der Grund, daß Du sie nicht dazu aufgefordert und ermuntert habest, hält sie allein zurück. Wärs daher nicht billig, daß Du ihr Muth machtest, und auch Gelegenheit verschafftest, einen Verleger zu finden? Denn wenn der Name Deiner Schwester freilich die Lockung für den Musikalienhändler abgäbe, so würden die Sachen sich unstreitig durch sich selbst empfehlen, wenn man sie kennte. Ohne auf meine Sachkenntniß etwas zu halten, versichere ich, daß diese Klavierstücke, gut von ihr vorgetragen, stets ungemein gefallen, und ihre frühere Manier die etwas trocken, steif und halb gesetzt war, ganz verläugnen. – Daß die Schwestern sehr betrübt und etwas böse waren, Cécile nicht hier zu sehen da beide nicht reisen konnten, ist wahr; aber, wie sie dies wohl auch explicirt haben werden, bezieht sich dies schlechterdings nicht auf Deine Reise nach England, die wir einstimmig für gänzlich zweckmäßig, vernünftig und sogar nothwendig halten. Einen kleinen pique gegen die, nach der Grippe in Leipzig unnöthig verschwendete Zeit, und gegen die Einrichtung der Mde. J., die vor dem Paulus nach Fft. wollte, hat durchaus allein das Mißverständniß veranlaßt, und ich selbst kann nicht umhin zu finden, daß es einigermaßen unfreundlich oder doch höchst gleichgüthig gegen uns alle hier erschien, uns den Anblick Deiner Braut, so nichtiger, nachher vor selbst verhallender Gründe wegen zu entziehen. Die Sache ist nun lang vorüber und fast verschmerzt, wenn sich etwas Unwiederbringliches zu verschmerzen ließe; daher bitte ich herzlich, nicht mehr, von keiner Seite zu erwähnen, indem durch Hin und Herschreiben nichts aufgeklärt, nur etwas mehr verwickelt und empfindlicher gemacht wird. Daß ich, die so ungern reist, mir Cécilens und Paulus’ Bekanntschaft eroberte, wird mich stets freuen: denn, was Letztern betrifft, wirds mich schwerlich entschädigen, daß der Nachfolger Hausmanns, H. Jul. Schneider, heut in der Kirche elf einzelne Stücke daraus, mit 10 andern ganz heterogenen v. A. Romberg, Grell, W. Bach etc. hören läßt, und man ein solches Werk gar nicht ungerechter behandeln kann, als sein organisches Ganze zu zerreißen und fragmentarisch ein Publikum zu bringen. Besser noch, wenn er wenigstens einen ganzen Theil hören ließe! Demohnerachtet gehe ich mit Hensels hin; man muß doch über solchen Skandal mit Sachkenntniß schimpfen können! – Wärst Du nicht stets so wüthend über Rellstab, so hätt ich Dir seine Schelte an Berlin aufgeschnitten; aber das sei fern! Lieber schreib ich Dir die Zeilen über Dr. Kist; d. h. wirklich v. Adam bis Holtei! Apropos! Hast Du v. ihm und seinem Text gar nichts gehört? er wollte in die Kleinp, um sich mit Dir zu besprechen. – Es ist sehr schön, daß Du ein Klavierkonc. zu schreiben scheinst; melde mir in welcher Form und in welchem genre! Fanny ist wüthend gegen Döhler und Henselt, die Minutenlange Stückchen ohne Begleitung auftischen. – In d. Zeit. las ich, die Dulken habe ein großes Koncert v. Mendelssohn gespielt. Ist das Dein rondo, oder das erste, worin sie ganz verliebt ist und sehnlichst wünschte, daß Du mehrere schriebest? Und wer, mein geliebter Sohn! wird mir dann ordentlich über Euch in old England berichten? Dieser Nahrungsstoff darf mir nicht entzogen werden. – Liebe Cécile, erlaube, daß auch ich Dich über Deine wenige Sorgfalt für Deinen teint schelte, so wie ich Dich hingegen lobe, den vorigen Brief Papier so völlig geruchlos erhalten zu haben. Gewiß wird es Deiner und Felixens Nerven wohl thun, keine künstliche parfums um Euch zu dulden, und im geschloßnen Zimmer selbst keine stark duftende Blumen. – Ueber die nothwendige Wäsche für England wird Bruder Karl Dir die genügendste Auskunft geben können. Daß er sich bei meinen Verwandten in Wien gefällt, erfreut mich. – Emmy Psueles ist glücklich von einem Sohn entbunden, Felix! Bei dieser Gelegenheit schrieb Emilie v. Wertheimstein, Denny wäre glücklicher Vater eines jungen Grafen Syapari?! La médisance ne farit par à 200 lieues! Catherine hingegen war in Paris mit Thalberg und wird nun in London, gefälligerweise mit ihm zusammentreffen. – Den Schlager habe ich durch Moser geschrieben. Hensel hält es für rathsam, vor Italien, seine Schüler in Paris studiren zu laßen. Die Verwaltung v. Michel Beers Stiftung für Künstler wollte ihm erst kein Geld zu dieser Reise geben; darauf ging er nach seiner Vaterstadt Danzig und ermalte sich dort in 6 Wochen 500 rt. Durch Hensel schenkte ihm Graffs Schwiegervater Oppenheim noch 100 rt. und nun ist er überglücklich. Hensel kreucht und verwendet sich ohne Ende für seine jungen Leute. Gestern ist ihm auch für den Lithographen l’Œillot de Mars etwas gelungen, das diesen größten aller Peter Schlemihls vom Untergange rettet. Dieser Arme hat 1 Jahr an der Zeichnung auf Stein gearbeitet, Christus vor Pilatus, die ganz wunderschön gelungen und die größte bisherige Lithographie war. Die hiesige königl. Steindruckerei hat sie, wie es heißt, aus rancune, im Druck total verdorben, so daß der, auch v. häuslichen Kummer gebeugte Mann in Verzweiflung war. Hensel hat es dahin gebracht, daß er und Könige 200 rt. erhielt und nun im Stande ist, die Riesenarbeit aufs Neue zu beginnen: wenn er sie dann anderßwo drucken läßt, soll ihm, wills Gott, ein erdenklichen Gewinn nicht entgehen. Ja, mein Felixchen „wenn wir Allen helfen könnten, dann wären wir zu beneiden!“ Und dies wirklich prinzliche Wort führt mich einfach auf meine nicht vermiethete Wohnung! Wärst Du mein Finanz Minister, so würdest Du einsehen, daß ich, mit aller Oekonomie für meine Person, nicht 1000 rt. jährlich verlieren kann, ohne wirklich mein Kapital anzugreifen, folglich späterhin noch immer mehr zu verlieren. Meine Einnahme klingt sehr groß, indem der gute Vater mir das Vertrauen schenkte, mich zur Schatzmeisterin aller seiner fortzusetzenden Pensionen und Zahlungen zu machen. Obgleich ich unter Nothwendigkeit gern das Opfer des Hauses und Gartens brächte, mein Kind! so kannst Du beurtheilen, daß wenn sich kein Miether zu einer kostspieligen Wohnung findet, noch viel weniger meine Häuser zu einem großen Kaufpreis da ist! Wie sehr ich mich einzuschränken verstehe – so giebt es eben in meiner Lage und als Besitzerin eines bedeutenden Grundstücks Ausgaben die nicht zu vermeiden und zu verkleinern sind. Kurz ich werde der Nachwelt als ein pendant zum verstorbenen Salim erscheinen, der für Meister der Ordnung und Sparsamkeit galt und nach dem Tode zu weit andern Beurtheilungen Anlaß gab. Je n’y puis rien! – Es wird für das Bedürfniß der Stadt jetzt wirklich zu viel gebaut, und da auf dem Wege nach Schönberg und zum Thiergarten hunderte v. Familien sich ansiedeln, geht sogar die Rede, daß das Chor, an den Schafgraben hinaus verkauft werden soll, indem die außerhalb Wohnenden sich allen städtischen Lasten und Abgaben entziehen. Sollte dies einmal der Fall sein, so dürfte das Niederreißen der Stadtmauer vielleicht zu einem vortheilhaften Verkauf des kleinen Meiereihäuschens und eines Theils des Häusergartens führen; aber das dürfte sehr weit hinaus gestellt sein! Der so friedlich gesinnte und niemand beeinträchtigende Vater hat ohne seine Schuld auch 2 Proceße hinterlaßen, deren Ausgang ungewiß ist, der viele Gerichtskosten erfordert und von allem zu Besorgenden für mich das widrigste Geschäft ist. Aber auch durch diese Fatalität muß ich bon gró mal gré. Dein Brief an Devrient ist angekommen, und das Geldgeschäft mit Schlesinger übernahm Paul. Der alte Sünder erregte mir das tiefste Mitleid. Die eine Seite ist gelähmt, so daß er sich gar nicht bewegen kann; sprachlos ist er noch immer und Horn meynt, der Zustand könne Jahrelang dauern. Besinnung hat er vollkommen, denn er war beim Anblick v. Löwensteins Bilde seines Moritz zu Thränen gerührt. „Nur kein langes Krankenbett!“ wünschte der gute Vater immer. – Kennst Du denn Adams postillon de Longjumeau? Man sagt es sei sehr heitre Musik und so will ichs damit eher als mit Bellini wagen; morgen gedenk ichs mit den Schwestern zu sehen. Die Löwe hörte ich ohnedies auch nicht brüllen. – Louis Heydemann hat sein StaatsExamen ehrenvoll bestanden und wird wohl bald heirathen. Eine Wittib und ein Stiefkind v. 10 Jahren mit dem Wolfsrachen gefallen mi nit! Hingegen ist Albert Frank schnell abgereist; viele behaupten, ohne final Examen? und zwar denkt er, einige Jahre wegzubleiben. Die Franke sind kuriose Käuze! d. 8. Das Gartenbulletin dieses Morgens lautet: in der Nacht v. 7 zum 8 Juni sind Bohnen in dem Treibkasten und Gurken im Freien erfroren!! – Voriges Jahr verlor ich Feigen und Weintrauben nur den 16 Mai; dieser Sommer ist also toller als jenes Frühjahr! Mein Vetterchen stattet eben Rapport ab, der große Orangebaum, den ich als Vaters letztes Geschenk besonders in Ehren halte, habe nicht gelitten. Die Kinder kennen Gottlob! Kein schlechtes Wetter, und graben, harken, begießen, frisch zu; Sebastian bettelt dem Gärtner alle möglichen Blumen ab, um sein Klavier Gärtchen strotzend voll zu pfropfen: es nimmt das terrain unter Fannys letztem Fenster ein und ist wirklich nebst ihrem beblümten balcon eine Zierde ihrer Wohnung. – Walter sah neulich einen Jungen der Guirte verkaufte und quälte seine Mutter, welche zu kaufen; als sie antwortete, mein Kind, ich brauche keine, sagte er, aber der arme Junge braucht einen Groschen! – Da in der letzten Zeit viel von Prinzeß Helene die Rede war, hörte Sebastian einmal, daß ich von ihrem Stiefbruder Paul sagte, er sei ein abscheulicher Mensch. Darauf sah er mich mit seinen gewaltigen, tiefen Augen an und frug ängstlich „Großmutter, Du meynst doch nicht Deinen Paul? – Sebastian bekleidet jetzt in der Schule eine große Würde; er ist Klaßenbeistand geworden; die kleinen Leutchen haben nämlich eine Kaße für Papier, Griffel und Feder Ausgaben; Kaßierer ist Oskar Begas. Du siehst, wie die Titel und BeamtenManie von Kindheit an beginnt. Sein Schullehrer hat das Verdienst nah zu wohnen, sehr wenig anzu strengen und die Kinder viel im Garten zu laßen; übrigens der größte SchwanzMajor, wie Vater sich auszudrücken pflegte! Ich denke aber wie dito solch Exemplar, Dein cidevant Stenzel, hats auch nicht vermocht, Dich so abgeschmackt wie er war, zu machen, und so behält am Ende jeder das Maaß Verstand, das ihm die liebe Natur eingetrichtert hat. – Nimms meiner Weiberhaftigkeit nicht übel, daß ich mich an der Hellenischen Reise, der corbeille de mariage und all dem glänzenden Firlefanz ergötze, trotz meiner republikanischen Verwandten! Du glaubst nicht, wie die liebe Aschenbrödel mich rührt und intereßirt, nach allem was ich von ihren frühern Verhältnißen und dem Leben das sie als verwaistes Kind führen mußte erfahren. Ihrer Stiefmutter scheint nun das Ganze, das sie ihr angethan, vergolten zu werden; es heißt, sie bliebe in Paris und werde im Elysée Bourbon (früher dem Könige und Rom bestimmt, ) wohnen. Weißt Du denn aber, lieber Felix! daß Du diese verwittwete Großherzogin kennst, ihr vorgespielt hast, und daß sie es war, die mit Vater die famose Unterredung im Doberan über sein Christenthum gehabt!. Also, sagt Hensel, gestern einige Fetzen Paulus, untermischt mit Psalmodie und A. Romberg et diversa! Unter andern, Varazonen für Orgel und Posaune, oder pas de deux vom Twampelthier mit Rhinoceros! nebst Orgelstück v. A. W. Bach, bei welchem ich dem Einschlafen so nah war, daß Fanny mich leise anstieß mit den Worten, Mutter! nun kömmt der Masurek!, der sich auch wirklich hüpfend ergötzlich kund that. – Der Ordner des Koncerts war witzig, mit dem „laßt uns singen“, anzufangen; dann abgerißen mit „Jerusalem“, das sich auf eine musikvergeßne Stadt gut parodiren läßt; ferner mit Weglaßung des „mache dich auf!“ vom folgenden Choral bis zum Schluß des 1. Theils fortgefahren. Nobilissime! Der Schneidersche Chor ist äußerst schwach; Orchester gabs nicht, nur Orgel und Posaunenbegleitung. In der kleinen Werderschen ganz gefüllten Kirche, die wie ein Kreuznebengang irgend einer schönen Kirche aussieht, klingt es sehr stark, denn sogar die ZwirnsfädchenStimme der Lenz ließ sich für voll ansehen, nur ist der Raum für die Sänger viel zu beschränkt; und wenn eben der Wiederklang der Architektur nicht täuscht, habe ich einen neuen schönen Tenor an H. Braun kennen gelernt, so wie es denn an guten Solostimmen in einer so großen Stadt nie mangelt. Fanny will nun vor Niederkunft der Decker, Paulus mit 1 Probe singen laßen, und da es im Gartensaale sein soll, tutti quanti „et encore en violon“ einladen. Stimmen, um welche sie David gebeten, bekömmt sie nun v. Schneider und KaftanRekruten so viel sie will aus seinem poor Verein. Da auch den Textblättern ein Bericht über die armen Kinder für die gesungen ward, stand, ermangelte Fanny nicht, in komischer Wuth zusammen zu stellen: 2stimmiger Psalm – 350 Jacken Arien und Paulus – 200 Schürzen Variationen und Bach – 50 Nachtmützen u. s. w. Beim Nachhausekommen fand ich Therese Devrient mit ihren 2 Töchterchen; die arme Anna, ein schönes starkes Kind, ist leider sehr taub, und ich fürchte, sie werde mit der Zeit das Sprechen verlernen; wie ichs an der unglücklichen Fr. Muhr bemerke, daß sie gar keinen Ton point d’inflexion de voix, nennens die Franzosen, mehr im Sprechen hat, da sie schon seit Jahren kein gesellschaftliches Reden hört. (Par parenthèse, die unermüdlich gutherzige Fanny hat auch für diesen armen Wurm einen kleinen Nahrungszweig aufgefunden, der ihr zugleich mehr geistige Beschäftigung und beßern Erwerb giebt als das so schlecht bezahlte Nähen oder Sticken; sie hat ihr Bekanntschaft mit Buchhändlern und neue französische Bücher zum Uebersetzen verschafft. ) Therese grüßt Dich und Cécile herzlich; sie war nebst Eduard, dieses langen Stillschweigens wegen, sehr bös auf Dich; als er aber den Paulus bei Fanny gehört hatte, setzte er sich gleich hin zu schreiben, sein Zorn war ganz in Liebe und Bewunderung geschmolzen. – Devrients besitzen ein Häuschen in Heringsdorf an der See, und reisen alle jetzt auf 4 Wochen hin; mit dem Ordnungssinnn den Du an Eduard kennst, hat er die Ausstaffirung des kleinen Eigenthums besorgt: während der Sommerzeit wo sie es nicht selbst benutzen können, vermiethen sie es an Badegäste. Apropos Deiner Federzeichnungen in Devr. s Brief, muß ich zum 3. mal anfragen, wann Cecilens Amalfi gefirnißt werden soll? es hängt von der Zeit, wann sie es gemalt und von ihrer gewöhnlichen Epoche dieser letzten Procedur ab. – Gestern kam auch ein Brief aus Stettin mit der für Hensel angenehmen Nachricht, daß 2 Bilder seiner Schüler auf dortiger Ausstellung verkauft und ein Drittes, von dem ärmsten der armen Teufel, nach der Skizze bestellt sei. Daß ein Glaser eins acquirirte, ist in so fern erfreulich, als man sieht, daß Sinn für Kunst nebst Wohlhabenheit jetzt auch dem Handwerker zu Theil geworden. – Der Gewinner seiner Mirjam hat erlaubt, daß sie den Einladungen nach Straßburg etc. folge; er will sie verkaufen; so wie es leider jetzt überhaupt Spekulation geworden, in Kunst-Lotterien Loose zu nehmen und aus den Gewinnen Geld zu ziehen. Leßings Königspaar und Lenore, Hildebrandts kranker Rathsherr und 130/100 andre sind auf diese Weise an zweite Besitzer übergegangen. – Ich brauche Dir nicht zu sagen, Herzblättchen! wie ich glücklich durch Dein Glück bin! Aber warum dachtest Du nicht, so zufrieden werden zu können? Anspruch und Fähigkeit dazu hattest Du doch stets. Verzeih diesen ewig und einen Tag langen Brief, der durch die Garstigkeit obenein ganz unzierlich Dir unter Augen tritt. Aber siehst Du! so wenig man die Bohnen durch Treibkasten verwöhnen soll, weil Nachtfrost sie dann leichter trifft, als wenn sie frei im Lande stehen, so wenig soll man geschwätzigen Mamas sagen, daß man ihre Briefe gern liest: sogleich stürzen alle Rededämme ein und der sorglose Entfernte wird von Wortfluten überschwemmt. Hüt Dich, schöns Blümelein! Eben lese ich im courrier français, daß man von vielen OrdensVertheilungen spricht, bei denen auch Humboldt und Decandolle genannt werden. Sonntag speiste H. bei Tante Hinni, und ergoß sich in Lobsprüchen der Prinzeßin Helene, über ihre Anmuth, Grazie, ihre gute Erziehung, fähig, sich zu repräsentiren etc. daß diejenigen Personen unsers Hofs, die voriges Jahr die arme kleine Darmstädterin veranlaßten, dem O. einen Korb zu geben, most highly disappointed sind, kannst Du glauben!!! But whatever is, is right! Jene ist ein Putchen, und würde ihrem Stande bei weitem nicht so viel Ehre gemacht haben, als mein kluges gutes Lenchen! – Ma alfin addio, cari miei figli!
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Für die Schlimmen, damit sie ihnen dadurch die helle Sonne nicht schmerzen sollen, läßt es diese</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_7c15af35-623e-481c-912d-7b62bec9b689">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1837-05-29-01" type="precursor" xml:id="title_7636a0c4-9ab8-4b4d-87f9-d2ba0d0ba36d">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 29. Mai 1837</title> <title key="fmb-1837-06-08-01" type="successor" xml:id="title_ac1968e0-c5e1-4ca1-9206-7492e991f897">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 8. Juni 1837</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"> </name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_81eb00f2-cfcb-44ed-92ec-5aa4fea2f747"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_577680d3-548b-40af-9ba3-4e0edffa34c5"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 32/44.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-06-08-01" type="letter" xml:id="title_4c902998-7a60-4838-aa30-76009abfe297">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 7. und 8. Juni 1837</title> <incipit>In français riment pour les yeux – und der liebe Gott macht diesen Sommer auch nur für die Augen! Für die Schlimmen, damit sie ihnen dadurch die helle Sonne nicht schmerzen sollen, läßt es diese</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>3 Doppelbl.: S. 1-11 Brieftext; S. 12 leer. </p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-06-07" xml:id="date_2bc9a854-91aa-495c-97c2-7b583c76e4f1">7.</date> und <date cert="high" when="1837-06-08" xml:id="date_c12a4bf5-62ba-4724-b00c-d14f1d3dc297">8. Juni 1837</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_cce77029-8aa9-4a5d-9111-b1c3d485169a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_40c730e4-2fc1-483a-a41e-87f71af1240b"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_e729dcef-bdf2-47da-b143-67d4e2dde619">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_026e310b-36fa-4868-b952-a5891336af81"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_290b67a2-6544-40a0-ad6c-2a6ef579d0f5"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_ad794cdf-7287-4806-8852-c9830c9c1af9">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_782591f4-0919-4e88-b620-b1a2ed313b63">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1837-06-07" xml:id="date_001c2d5a-506e-44a6-8968-500f3353dcd5">7 Juni</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">In <hi rend="latintype">français riment pour les yeux</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e272c361-6102-4507-a011-396c71d75b7e" xml:lang="fr ">In français riment pour les yeux – frz., In französischen Reimen für die Augen.</note> – und der liebe Gott macht diesen Sommer auch nur für die Augen! Für die Schlimmen, damit sie ihnen dadurch die helle Sonne nicht schmerzen sollen, läßt es diese stets hüten, Wolken nur scheinen, und für die Guten wächst das frischeste Grün die herrlichsten Blumen in so anhaltend kaltem, stürmischen und regnerischen Wetter, daß nach vergeblichem Hoffen für April und Mai auch schon <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> Juni verstrichen, ohne irgend eine Beßerung herbei zu führen. Für mich, deren Hauptvergnügen jetzt auf die wenigen Sommermonate beruht, ist dies ein bedeutender Verlust. Es vergehen oft 3 od. mehr Tage, ohne daß ich den Gartenbesuchen kann; die Maßen Flieder, Maiblumen und die Pracht der Kastanienblüten, die vom Wipfel bis zu den Erdeberührenden Zweigen mit rosigem Schnee bedeckt waren, sind größtentheils verwelkt und fast ungenoßen geblieben. Während der Fruchtblüten hatten wir eine kurze schöne Zeit, aber jetzt ist es ganz trostlos! Auch veranlaßt die ungewöhnliche Kälte viele Krankheiten; von unsern nähern Bekannten liegen die <persName xml:id="persName_7553d870-a558-4a33-ac0b-b96c3b1eadca">Bendemann<name key="PSN0109809" style="hidden" type="person">Bendemann, Fanny Eleonore (1778-1857)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0f92d3d1-9a08-4733-be2e-4eef47f49570">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> mehrere Wochen an Katarrhatischen Fiebern darnieder, und letztre ist erst gestern aufgestanden, was nun die Entbehrung zur Folge hat, daß ich <persName xml:id="persName_e140e3d7-ab35-41ba-b982-5f440b191ec2">Pauls<name key="PSN0113243" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Paul Mendelssohn Bartholdy</name></persName> nur sehe, wenn ich zu ihnen gehe. Dafür sind die <persName xml:id="persName_ba74ae21-b924-49a8-b9c7-bfedf8c4e3e2">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, Gott sei Dank! sehr wohl und sehr guter Laune, was eine lange Zeit bei <persName xml:id="persName_5fd672b7-c86b-4e02-b024-7cf9baaadbe8">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> nicht der Fall war. <persName xml:id="persName_e0ef4a09-a5f0-42f9-bc5a-7760eb4f9f2c">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, weißt Du wohl, besitzt neben andern aus dem besten Gemüth entspringenden Eigenschaften, auch noch die einer fast stets gleichmäßigen liebenswürdigen Heiterkeit, die für meine jetzige Stimmung und Lage mir ein unschätzbares Glück ist. Die Schwestern schreiben Dir sogleich beide nach den erhaltenen Briefen,<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> und deßhalb verschob ich meine Antwort um einige Tage. Unterdes erhielten wir durch <persName xml:id="persName_7d808579-3477-46af-9b10-1512a0857b48">Alexanders<name key="PSN0113208" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Familie von → Alexander M.</name></persName> Deine MusikSendung für Fanny und Rebecka.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a4fa0a7c-6134-483c-8017-4530beec3bec" xml:lang="de">Deine MusikSendung für Fanny und Rebecka – siehe dazu Brief gb-1837-06-11-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 11. Juni 1837, Z.: »Für beide Geschenke habe den besten Dank.« Gemeint sind Felix Mendelssohn Bartholdys Sechs Präludien und Fugen für Klavier op. 35 (MWV SD 14), die er an Fanny Hensel schickte, sowie seine Sechs Gesänge op. 34 (MWV SD 13), die er für Rebecka Lejeune Dirichlet gedacht hatte. Siehe dazu Brief fmb-1837-05-29-02 (Brief Nr. 1649) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Frankfurt a. M., 29. Mai 1837, Z. 90 ff.: »Alexanders bringen Dir meine 6 Praeludien und Fugen für Clavier mit; wenn sie Dir nur gefallen! Namentlich von der in b dur wünschte ichs, weils mein Liebling ist. Schreib mir darüber und über die 6 Lieder die ich an Beckchen schicke.«</note> In das Titelblatt der <title xml:id="title_4f9e1805-5138-4233-bcfb-838b34a47c78">Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fcxpbi0c-rcd6-5pqg-wf8u-cnskk7chzary"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100629" style="hidden">Sechs Gesänge für eine Singstimme und Klavier, 1837; enthält MWV K 80, K 86, K 89, K 92, K 84 und K 90<idno type="MWV">SD 13</idno><idno type="op">34</idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a387fbfd-7d1b-4824-a7b4-0273f2c89f8d" xml:lang="de">Titelblatt der Lieder – Gemeint ist das Titelblatt von Felix Mendelssohn Bartholdys Druckausgabe der Sechs Gesänge op. 34 (MWV SD 13). Siehe dazu Brief gb-1837-06-11-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 11. Juni 1837, Z.: »Den Titel hast du recht, im Prachtexemplar allerliebst zu finden«.</note> deren Texte sehr wohlgemuth sind, habe ich mich so gut wie B. ein bischen verliebt; und wenn Goethe nicht verschmähte, den Einband Deines ihm überschickten Quartetts wohlgefällig zu bemerken, darf unser eins solche zierliche Nebensache schon <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c3c80207-d261-449d-a164-1948166ae3ba">bemerk</del> loben. Fanny spielte mir gestern das <title xml:id="title_489d1bd0-9e69-4e1b-9fcc-50babc396dae">Präludium und die mir noch nicht bekannten Fugen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qbwdyzuf-k9np-zjag-pnon-qvxrs4e944vw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100630" style="hidden">Sechs Präludien und Fugen für Klavier, 1837; enthält MWV U 116 und U 66, U 129 und U 105, U 131 und U 91, U 122 und U 108, U 126 und U 106, U 135 und U 128<idno type="MWV">SD 14</idno><idno type="op">35</idno></name></title> vor; unter den alten Freunden fand ich mit Vergnügen die <persName xml:id="persName_e3bb8ea0-21f7-40b3-87b7-dbe872ae064b">Hanstein<name key="PSN0111701" style="hidden" type="person">Hanstein, August (1806-1827)</name></persName><title xml:id="title_4b4ee410-2a16-49f4-9997-1c86d639bba8">fuge<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3ygwzeoq-m5ty-uz21-fkqe-6i53hgtuoruj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100630" style="hidden">Sechs Präludien und Fugen für Klavier, 1837; enthält MWV U 116 und U 66, U 129 und U 105, U 131 und U 91, U 122 und U 108, U 126 und U 106, U 135 und U 128<idno type="MWV">SD 14</idno><idno type="op">35</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_882354d9-5d19-449b-a075-c726bf6ef286" xml:lang="de">Hansteinfuge – August Hanstein, der schon sehr früh im Juli 1827 an Tuberkulose verstarb, gehörte zum Freundeskreis um die Mendelssohn-Geschwister. Sowohl Fanny Hensel als auch Felix Mendelssohn Bartholdy widmeten ihm Kompositionen, Felix Mendelssohn Bartholdy unter anderem eine »Fuge für Hanstein« MWV U 66. Siehe Hensel, Tagebücher, S. 5, Tagebucheintragung vom 30. Januar 1829: »es ward Musik gemacht, Lieder von mir, die Fuge für Hanstein, etc.«</note> wieder, welche <persName xml:id="persName_599212e0-2908-441e-ae46-e3158be3e638">Vater’s<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> so sehr lieb war: bei Dir fällt nichts auf steinigen Boden. Du bewahrest alles, manchmal nur etwas <hi n="1" rend="underline">zu</hi> lange, weil es alsdann nicht mehr ganz in die Chronologie Deiner Empfindungen einpaßt: indeß doch beßer, als ob es ungekannt dem Staube anheimfiele. Die Präludien gefallen mir sehr; <title xml:id="title_08e66736-66f3-4ebf-879e-545ba4213ba9">das 5.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_464ee7cc-86fd-4d2d-9a7f-1be99cdf1857"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100469" style="hidden">Präludium f-Moll, 19. November 1836<idno type="MWV">U 126</idno><idno type="op">35/5a</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_448210eb-c86d-48cd-acbc-3c7984b77eba" xml:lang="de">das 5. – Präludium f-Moll, op. 35/5a (MWV U 126).</note> hat besonders einen schwärmerischen, fantasiereichen Ausdruck. Mit <title xml:id="title_d4e1c2cf-5dec-458f-9006-e470feb0c3fe">dem 6.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_6ce733f7-a890-4fda-b59b-5c01a57e797b"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100475" style="hidden">Präludium B-Dur, 3. Januar 1837<idno type="MWV">U 135</idno><idno type="op">35/6a</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f340bfaa-badc-4aef-a55e-232460b9e8dd" xml:lang="de">dem 6. – Präludium B-Dur, op. 35/6a (MWV U 135), und Fuge B-Dur, op. 35/6b (MWV U 128).</note> hats eine eigene Bewandniß; Fanny komponirte nicht nur <hi n="1" rend="underline">zu</hi> <hi n="1" rend="underline">ihrem</hi>, sondern <hi n="1" rend="underline">an</hi> <hi n="1" rend="underline">Deinem</hi> Hochzeittage <title xml:id="title_0b0dab14-2346-4d21-825c-a77693a1e370">ein Stück<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111488" style="hidden" type="music">Klavierstück B-Dur, HU 314 (28. März 1837)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_93548d28-f265-4270-a115-246ddf3d3850" xml:lang="de">Fanny komponirte … ein Stück – siehe dazu Felix Mendelssohn Bartholdys Äußerung in Brief fmb-1837-06-24-04 (Brief Nr. 1660) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Frankfurt a. M., 24. Juni 1837, Z. 5 ff.: »Dein Praeludium no. 6 aus b dur zu meiner Fuge aus b dur.« Mit der Bezeichnung »Praeludium no. 6« für Fanny Hensels Klavierstück B-Dur, HU 314 (Andante con espressione) drückte Mendelssohn aus, dass das Stück seiner Fuge B-Dur, op. 35/6b (MWV U 128), als Präludium vorangestellt werden könne. Fanny Hensels Komposition entstand am 28. März 1837, sie weist deutliche Parallelen zum Präludium op. 35/6a auf, obwohl sie das Werk des Bruders damals wohl noch nicht kannte. Auf die Ähnlichkeit verwies sie in Brief gb-1837-06-11-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 11. Juni 1837.</note> das eine wirklich merkwürdige Aehnlichkeit damit hat, so daß sie mir sagte, sie dürfe es nie drucken laßen ohne des Plagiats beschuldigt zu werden. Sie will, für sich, einige Aenderungen darin machen, beabsichtigt aber es Dir im ersten Manuskript zu schicken, damit auch Du die Uebereinstimmung bemerken mögest. Erlaube mir bei dieser Gelegenheit eine Frage und Bitte. Sollte sie nicht eine Auswahl finden und Klavierstücke herausgeben?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a1a985d4-2436-4c39-be6b-1d7b4dedc16f" xml:lang="de">Klavierstücke herausgeben – Fanny Hensel, Klavierstück G-Dur, op. 2/1 (HU 301) (19. Juli 1836); Druck: 1846, Klavierstück f-Moll, HU 302 (15. August 1836), Klavierstück B-Dur, HU 294 (zwischen dem 13. März und 25. April 1836), Klavierstück C-Dur, HU 299 (17. Juni 1836), Klavierstück F-Dur, HU 303 (1. September 1836), Klavierstück B-Dur, HU 314 (28. März 1837).</note> Seit einem Jahr etwa hat sie, besonders im letztern <hi n="1" rend="underline">genre</hi>, viel ganz Vorzügliches gemacht; vielleicht nicht ohne die ihr vorschwebende Idee Deiner ersten Lieder ohne Worte, die eben so gut auch Präludien, Studien, Handstücke u.s.w. heißen könnten, und die, äußerst anmuthig, brillant und originell, für fertige Spieler<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> ein unbezweifelter Gewinn wären. Der Grund, daß Du sie nicht dazu aufgefordert und ermuntert habest, hält sie allein zurück. Wärs daher nicht billig, daß Du ihr Muth machtest, und auch Gelegenheit verschafftest, einen Verleger zu finden?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ab24e082-5229-4eaf-b561-ccba685976b7" xml:lang="de">einen Verleger zu finden – siehe dazu Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 392 f.</note> Denn wenn der Name <hi n="1" rend="underline">Deiner <persName xml:id="persName_b8f70dbc-2ea5-4ce2-833c-dd67137372dc">Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName></hi> freilich die Lockung für den Musikalienhändler abgäbe, so würden die Sachen sich unstreitig durch sich selbst empfehlen, wenn man sie kennte. Ohne auf meine Sachkenntniß etwas zu halten, versichere ich, daß diese Klavierstücke, gut von ihr vorgetragen, stets ungemein gefallen, und ihre frühere Manier die etwas trocken, steif und halb gesetzt war, ganz verläugnen. – Daß die Schwestern <hi n="1" rend="underline">sehr</hi> betrübt und <hi n="1" rend="underline">etwas</hi> böse waren,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9937cf9e-ffa4-4aa8-811c-971b967bd58d" xml:lang="de">Daß die Schwestern sehr betrübt und etwas böse waren – siehe Brief gb-1837-06-02-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 2. Juni 1837, und Brief gb-1837-06-02-02 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 2. Juni 1837.</note> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b0be8e35-830f-4431-a476-5314881a7b7f">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> nicht hier zu sehen da beide nicht reisen konnten, ist wahr; aber, wie sie dies wohl auch explicirt haben werden, bezieht sich dies schlechterdings nicht auf Deine Reise nach England, die wir einstimmig für gänzlich zweckmäßig, vernünftig und sogar nothwendig halten. Einen kleinen <hi rend="latintype">pique</hi> gegen die, nach der Grippe in <placeName xml:id="placeName_1b6eb916-2e28-454d-a994-65c844a40e42">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> unnöthig verschwendete Zeit, und gegen die Einrichtung der <persName xml:id="persName_1c47c1f2-8ec2-4326-b176-41e58b1d1d55">Mde. J.<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName>, die vor dem <title xml:id="title_5cb62d0a-dc2f-447d-8b8c-310a58163eee">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_e7adxh3b-uqkj-exqf-i37r-3sobian9rxza"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_082fb36f-8997-465d-8ddf-fef72adfbd8d" xml:lang="de">vor dem Paulus – Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdy Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) fand am 16. März 1837 in Leipzig statt. </note> nach <placeName xml:id="placeName_00470998-208b-464a-b7de-2772f0e7e70d">Fft<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. wollte, hat durchaus allein das Mißverständniß veranlaßt, und ich selbst kann nicht umhin zu finden, daß es einigermaßen unfreundlich oder doch höchst gleichgüthig gegen uns alle hier erschien, uns den Anblick <hi n="1" rend="underline">Deiner Braut</hi>, so nichtiger, nachher vor selbst verhallender Gründe wegen zu entziehen. Die Sache ist nun lang vorüber und fast verschmerzt, wenn sich etwas Unwiederbringliches zu verschmerzen ließe; daher bitte ich herzlich, nicht mehr, von keiner Seite zu erwähnen, indem durch Hin und Herschreiben nichts aufgeklärt, nur etwas mehr verwickelt und empfindlicher gemacht wird. Daß ich, die so ungern reist, mir <hi rend="latintype">Cécilens</hi> und Paulus’ Bekanntschaft eroberte, wird mich stets freuen: denn, was Letztern betrifft, wirds mich schwerlich entschädigen, daß der Nachfolger <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4c9a77ed-b5a3-4e15-9095-a1e3d2697833">Hausmanns<name key="PSN0111780" style="hidden" type="person">Hausmann, Georg (George) (1814-1861)</name></persName></hi>, H. <persName xml:id="persName_ecacef91-06a8-4e51-9d82-7bc4e4eadcca">Jul. Schneider<name key="PSN0114648" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Julius (1805-1885)</name></persName>, <date cert="high" when="1837-06-07" xml:id="date_17b5990d-9b75-411e-b1b5-8ac2dbf676ab">heut</date><seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> in der Kirche elf einzelne Stücke <title xml:id="title_77ed9587-9a11-4573-858c-3e2517aa0e5b">daraus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_totq5tqw-hcu8-sxas-njno-d3u9jru8a7z0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, mit 10 andern ganz heterogenen v. <persName xml:id="persName_65672e54-1c31-4be9-b9f7-75737b9624e7">A. Romberg<name key="PSN0114271" style="hidden" type="person">Romberg, Andreas Jacob (1767-1821)</name></persName>, <persName xml:id="persName_9fb36754-9fc9-44e3-9eb1-b4987e478a72">Grell<name key="PSN0111523" style="hidden" type="person">Grell, August Eduard (1800-1886)</name></persName>, <persName xml:id="persName_4a7a416c-2385-4a5b-8c9a-a765b739e338">W. Bach<name key="PSN0109618" style="hidden" type="person">Bach, Wilhelm Friedemann (1710-1784)</name></persName> etc. hören läßt, und man ein solches Werk gar nicht ungerechter behandeln kann, als sein organis<unclear reason="covering" resp="UT">ches</unclear> Ganze zu zerreißen und fragmentarisch ein Publikum zu bringen. Besser noch, wenn er wenigstens <hi n="1" rend="underline">einen</hi> ganzen Theil hören ließe!</p> <p>Demohnerachtet gehe ich mit <persName xml:id="persName_2a67fb57-4557-41dd-9cdb-98b1e69c8ad2">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> hin; man muß doch über solche<unclear reason="covering" resp="UT">n</unclear> Skandal mit Sachkenntniß schimpfen können! – Wärst Du nicht stets so wüthend über <persName xml:id="persName_6636f94c-8754-4c3d-bb91-81155a91c1cc">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName>, so hätt ich Dir seine Schelte an Berlin <hi n="1" rend="underline">auf<unclear reason="covering" resp="UT">ge</unclear>schnitten</hi>; aber das sei fern! Lieber schreib ich Dir die Zeilen über Dr. <persName xml:id="persName_c9c3d4ac-ccb4-4e8a-be4f-137473d79191">Kist<name key="PSN0119595" style="hidden" type="person">Kist, Herr</name></persName>; d. h. wirklich v. Adam<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e2393748-37a7-447c-a59e-400a0f34364a" xml:lang="de">Adam – Gemeint ist der alttestamentliche erste Mensch Adam. </note> bis <persName xml:id="persName_731cac47-58e9-495b-a606-1a98ba8fcf45">Holtei<name key="PSN0112072" style="hidden" type="person">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name></persName>! <hi rend="latintype">Apropos</hi>! Hast Du v. ihm und seinem Text gar nichts gehört? er wollte in die Kleinp<gap quantity="4" reason="covering" unit="characters"></gap><unclear reason="covering" resp="UT">,</unclear> um sich mit Dir zu besprechen. – Es ist sehr schön, daß Du ein Klavierkonc. zu schreiben scheinst; melde mir in welcher Form und in welchem genre! Fanny ist wüthend gegen <persName xml:id="persName_64c595ee-a475-4f92-bbce-3146da7d8fee">Döhler<name key="PSN0110686" style="hidden" type="person">Döhler, Theodor (seit 1846) von (1814-1856)</name></persName> und <persName xml:id="persName_2e0ef02c-5a96-4800-bcc3-dbaca7b1f41d">Henselt<name key="PSN0111901" style="hidden" type="person">Henselt, Georg Martin Adolph (seit 1876) von (1814-1889)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_55ab1035-154a-44b3-9ace-c5a0e3d1b822" xml:lang="de">Fanny ist wüthend gegen Döhler und Henselt – siehe Brief gb-1837-06-02-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 2. Juni 1837. </note> die Minutenlange Stückchen ohne Begleitung auftischen. – In d. Zeit. las ich, die <persName xml:id="persName_cfa39346-11f5-427a-bda4-680fc35d3e51">Dulken<name key="PSN0110769" style="hidden" type="person">Dulcken, Theobald Augustus (1800-1882)</name></persName> habe ein <hi n="1" rend="underline">großes</hi> Koncert v. Mendelssohn gesp<unclear reason="covering" resp="UT">ielt</unclear>. Ist das Dein <hi rend="latintype"><title xml:id="title_faf6982e-3bf5-4b9e-a051-894a4f33e3fd">rondo<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uop8rmar-gdln-br3a-nj7d-mmygqq9jbwo2"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100352" style="hidden">Rondo brillant Es-Dur für Klavier und Orchester, [November 1833] bis 29. Januar 1834<idno type="MWV">O 10</idno><idno type="op">29</idno></name></title></hi>, oder <title xml:id="title_ffd5722e-2248-4340-98ba-e53da62bd9cd">das erste<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vswrynen-z24p-h6yy-bmas-bwnnrfelvvw4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100417" style="hidden">Rondo capriccioso (Etude) E-Dur, 4. Januar 1828<idno type="MWV">U 67</idno><idno type="op">14</idno></name></title>, worin sie ganz verliebt ist <unclear reason="covering" resp="UT">und</unclear> sehnlichst wünschte, daß Du mehrere schriebest? Und wer, mein geliebter Sohn! wird mir dann ordentlich über Euch in old Engla<unclear reason="covering" resp="UT">nd</unclear> berichten? Dieser Nahrungsstoff darf mir nicht entzogen werden<unclear reason="covering" resp="UT">.</unclear></p> <p>– Liebe <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2ee3cdfe-f136-445b-aa07-73c8979b4e73">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, erlaube, daß auch ich Dich über Deine wenige Sorgf<unclear reason="covering" resp="UT">alt</unclear> für Deinen <hi rend="latintype">teint</hi> schelte, so wie ich Dich hingegen lobe, den vor<unclear reason="covering" resp="UT">igen</unclear> Brief Papier so völlig geruchlos erhalten zu haben. Gewiß wird es Deiner und Felixens Nerven wohl thun, keine künstliche <hi rend="latintype">parfums</hi> um Euch zu dulden, und im geschloßnen Zimmer selbst keine stark duftende Blumen. – Ueber die nothwendige Wäsche für England wird Bruder <persName xml:id="persName_4964ae9c-7334-482e-b86d-d58031614146">Karl<name key="PSN0112224" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Carl Cornelius (1814-1891)</name></persName> Dir die genügendste Auskunft geben können. Daß er sich bei meinen <persName xml:id="persName_cbde0ca9-3197-4cd7-8e7a-9ea7c58b2a4f">Verwandten<name key="PSN0113799" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Familie von → Henriette von P.-A. (-)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_3214f49c-71b0-4906-af86-efec1fefcd78">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> gefällt, erfreut<seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> mich. – Emmy Psueles ist glücklich von einem Sohn entbunden, Felix! Bei dieser Gelegenheit schrieb <persName xml:id="persName_4a469d6e-55a3-4e76-b2ab-24df9ccfe008">Emilie v. Wertheimstein<name key="PSN0113206" style="hidden" type="person">Mendelsohn, Magdalena Emilie</name></persName>, Denny wäre glücklicher Vater eines jungen Grafen <hi rend="latintype">Syapari</hi>?! <hi rend="latintype">La médisance ne farit par à 200 lieues</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e12d5556-6375-47d2-bd15-beb79caef796" xml:lang="fr ">La médisance ne farit par à 200 lieues – frz., Die Verleumdung passiert nicht 200 Meilen entfernt.</note> <persName xml:id="persName_036c596c-5e7d-461f-9b37-f6c9e587c670">Catherine<name key="PSN0112372" style="hidden" type="person">Kiéné, Marie Catherine (1765-1855)</name></persName> hingegen war in <placeName xml:id="placeName_37392a6b-7f67-49df-ba1c-103e610ad6bb">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> mit <persName xml:id="persName_dfe04f59-200a-4537-b826-866d612acd7d">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> und wird nun in <placeName xml:id="placeName_9e425221-a782-4625-addb-f7c9f6623112">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, gefälligerweise mit ihm zusammentreffen. – </p> <p>Den Schlager habe ich durch <persName xml:id="persName_dc61a79e-eb4d-472f-ac3a-a33bcab5e3a3">Moser<name key="PSN0113449" style="hidden" type="person">Moser, Julius (1805-1879)</name></persName> geschrieben. Hensel hält es für rathsam, vor Italien, seine Schüler in Paris studiren zu laßen. Die Verwaltung v. <placeName xml:id="placeName_a14b4cc7-0df5-4315-8e16-cd01575fbfd3">Michel Beers Stiftung<name key="NST0103361" style="hidden" subtype="" type="institution">Michael Beer'sche Stiftung</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f510fd54-d2de-4ec6-ad63-394726281e32" xml:lang="de">Verwaltung v. Michel Beers Stiftung – Der im Alter von 32 Jahren verstorbene Dichter Michael Beer hinterließ ein großes Vermögen, das er in eine Stiftung umgewandelt hatte. Deren Verwaltung lag testamentarisch bei der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin, die aus den Erträgen jährlich den Preis der Michael-Beer-Stiftung an zwei junge Künstler, von denen einer Jude sein musste, vergab. Er ermöglichte den Preisträgern die Finanzierung eines einjährigen Studienaufenthaltes in Italien, wovon sie mindestens acht Monate in Rom zu verbringen hatten.</note> für Künstler wollte ihm erst kein Geld zu dieser Reise geben; darauf ging er nach seiner Vaterstadt <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_5e418e5f-cb82-4c63-942d-115b5521b091">Danzig<settlement key="STM0103333" style="hidden" type="locality">Danzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> und ermalte sich dort in 6 Wochen 500 rt. Durch <persName xml:id="persName_32499fe0-b6ee-4f5e-9858-30602d2c5cc5">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> schenkte ihm Graffs Schwiegervater Oppenheim noch 100 rt. und nun ist er überglücklich. Hensel kreucht und verwendet sich ohne Ende für seine jungen Leute. Gestern ist ihm auch für den Lithographen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e726b616-0dab-40a0-8a1e-bb4e0749d345">l’Œillot de Mars<name key="PSN0119180" style="hidden" type="person">Loeillot de Mars (L’Œillot de Mars), Carl Friedrich Gustav (?-1880)</name></persName></hi> etwas gelungen, das diesen größten aller <title xml:id="title_5a11aa51-e565-4d64-aac2-b50a84190063">Peter Schlemihls<name key="PSN0110347" style="hidden" type="author">Chamisso, Adelbert von (eigtl. Louis Charles Adélaïde de C. de Boncourt) (1781–1838)</name><name key="CRT0108359" style="hidden" type="literature">Peter Schlemihls wundersame Geschichte</name></title> vom Untergange rettet. Dieser Arme hat 1 Jahr an der Zeichnung auf Stein gearbeitet, <title xml:id="title_55d10051-9b5d-432c-8f8e-f19933175745">Christus vor Pilatus<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name></title>, die ganz wunderschön gelungen und die größte bisherige Lithographie war. Die <placeName xml:id="placeName_cdad0d58-ece8-4553-92f2-728e52737f1a">hiesige<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <placeName xml:id="placeName_fbbc5e98-231a-4210-beff-2937fddc5ee7"><hi n="1" rend="underline">königl</hi>. Steindruckerei<name key="NST0103362" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliche Steindruckerei</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hat sie, wie es heißt, aus <hi rend="latintype">rancune</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_cbb32d0f-055c-4d95-8325-6f1ad4bea0e8" xml:lang="fr ">rancune – frz., Neid.</note> im <hi n="1" rend="underline">Druck</hi> total verdorben, so daß der, auch v. häuslichen Kummer gebeugte Mann in Verzweiflung war. <persName xml:id="persName_f5f0a595-66fa-434e-841b-a8e15a8993a3">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> hat es dahin gebracht, daß <persName xml:id="persName_5f621fb0-bb69-4fef-ad6a-5942e9bbac52">er<name key="PSN0119180" style="hidden" type="person">Loeillot de Mars (L’Œillot de Mars), Carl Friedrich Gustav (?-1880)</name></persName> und Könige 200 rt. erhielt und nun im Stande ist, die Riesenarbeit aufs Neue zu beginnen: wenn er sie dann anderßwo drucken läßt, soll ihm, wills Gott, ein erdenklichen Gewinn nicht entgehen. Ja, mein Felixchen „wenn wir Allen helfen könnten, dann wären wir zu beneiden!“ Und dies wirklich prinzliche Wort führt mich einfach auf meine <hi n="1" rend="underline">nicht</hi> vermiethete Wohnung! Wärst Du mein Finanz Minister, so würdest Du einsehen, daß ich, mit aller Oekonomie für meine Person, nicht 1000 rt. jährlich verlieren kann, ohne wirklich mein Kapital anzugreifen, folglich späterhin noch immer mehr zu verlieren. Meine Einnahme <hi n="1" rend="underline">klingt</hi> sehr groß, indem der gute <persName xml:id="persName_1958d444-d09c-4b17-963a-587b82c4ba61">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> mir das Vertrauen schenkte, mich zur Schatzmeisterin aller<seg type="pagebreak"> |6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> seiner fortzusetzenden Pensionen und Zahlungen zu machen. Obgleich ich <unclear reason="covering" resp="UT">un</unclear>ter Nothwendigkeit gern das Opfer des Hauses und Gartens brächte, mein Kind! so kannst Du beurtheilen, daß wenn sich kein Miether zu einer kostspieligen Wohnung findet, noch viel weniger meine <add place="above">Häuser<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> zu einem großen Kaufpreis da ist! Wie sehr ich mich einzuschränken verstehe – so giebt es eben in meiner Lage und als Besitzerin eines bedeutenden Grundstücks Ausgaben die nicht zu vermeiden und zu verkleinern sind. Kurz ich werde der <hi n="1" rend="underline">Nachwelt</hi> als ein <hi rend="latintype">pendant</hi> zum verstorbenen <hi rend="latintype">Salim</hi> erscheinen, der für Meister der Ordnung und Sparsamkeit galt und nach dem Tode zu weit andern Beurtheilungen Anlaß gab. <hi rend="latintype">Je n’y puis rien</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_35e1d732-7a48-447b-ab7d-36b807edccde" xml:lang="fr ">Je n’y puis rien – frz., Ich kann nicht anders.</note> – </p> <p>Es wird für das Bedürfniß der Stadt jetzt wirklich zu viel gebaut, und da auf dem Wege nach Schönberg und <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">zum</unclear> Thiergarten hunderte v. Familien sich ansiedeln, geht sogar die Rede, daß das Chor, an den Schafgraben hinaus verkauft werden soll, indem die außerhalb Wohnenden sich allen städtischen Lasten und Abgaben entziehen. Sollte dies einmal der Fall sein, so dürfte das Niederreißen der Stadtmauer vielleicht zu einem vortheilhaften Verkauf des kleinen Meiereihäuschens<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c20ef25e-2420-430a-a173-452fc0c5c984" xml:lang="de">des kleinen Meiereihäuschens – das Haus der an das Grundstück der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 angrenzenden Meierei.</note> und eines Theils des Häusergartens führen; aber das dürfte sehr weit hinaus gestellt sein! Der so friedlich gesinnte und niemand beeinträchtigende Vater hat ohne seine Schuld auch 2 <hi rend="latintype">Proceße</hi> hinterlaßen, deren Ausgang ungewiß ist, der viele Gerichtskosten erfordert und von allem zu Besorgenden für mich das widrigste Geschäft ist. Aber auch durch diese <hi rend="latintype">Fatalität</hi> muß ich <hi rend="latintype">bon gró mal gré</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_fcbc7af7-07b5-412a-93b3-dd38771e4749" xml:lang="fr ">bon gró mal gré – frz., wohl oder übel.</note> </p> <p>Dein <title xml:id="title_d1d32072-33f1-4a99-9dc6-276925cc3a35">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-05-15-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin; Lörrach, 3. Mai, und Frankfurt a. M., 15. Mai 1837</name> </title> an <persName xml:id="persName_480b2eb6-7887-4e5a-9c0d-93b59aba0e91">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> ist angekommen, und das Geldgeschäft mit Schlesinger<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cd5bc8ab-fa1d-480c-a046-cf55dcd14eb0" xml:lang="de">Geldgeschäft mit Schlesinger – siehe Brief fmb-1837-03-24-02 (Brief Nr. 1613) Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Hamburg, Frankfurt a. M., 24. März 1837, Z. 10 ff. Lea Mendelssohn Bartholdys Verweis bezieht sich auf Honorare, die Felix Mendelssohn Bartholdy von Adolph Martin Schlesinger einfordern wollte.</note> übernahm <persName xml:id="persName_a8ae73ab-8e93-4443-8318-b1a86f97b71e">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>. Der alte Sünder erregte mir das tiefste Mitleid. Die eine Seite ist gelähmt, so daß er sich gar nicht bewegen kann; sprachlos ist er noch immer und <persName xml:id="persName_1b232a9e-2e87-4560-89a6-b79dac94abe6">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> meynt, der Zustand könne Jahrelang dauern. Besinnung hat er vollkommen, denn er war beim Anblick v. <persName xml:id="persName_299e705d-798f-4fbd-9138-0e6451135598">Löwensteins<name key="PSN0112952" style="hidden" type="person">Löwenstein, Heinrich (1806-1841)</name></persName> <title xml:id="title_ad425e24-57fc-484c-a899-31cc52738806">Bilde seines Moritz<name key="PSN0112952" style="hidden" type="author">Löwenstein, Heinrich (1806–1841)</name><name key="CRT0111789" style="hidden" type="art">Moritz Adolf Schlesinger (Ölgemälde 1837)</name></title> zu Thränen gerührt. „Nur kein langes Krankenbett!“ wünschte der gute Vater immer. – </p> <p><seg type="pagebreak"> |7| <pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> Kennst Du denn <persName xml:id="persName_05abd065-59bc-4d8f-ad9e-a4f0b33d8ebc">Adams<name key="PSN0109383" style="hidden" type="person">Adam, Adolphe-Charles (1803-1856)</name></persName> <hi rend="latintype"><title xml:id="title_379b65f7-bc96-4035-a3c9-2133ac46f1d9">postillon de Longjumeau<name key="PSN0109383" style="hidden" type="author">Adam, Adolphe-Charles (1803–1856)</name><name key="CRT0107620" style="hidden" type="music">Le Postillon de Lonjumeau</name></title></hi>? Man sagt es sei sehr heitre Musik und so will ichs <hi n="1" rend="underline">damit</hi> eher als mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e484cca5-2066-4963-b52a-f2f254e28ce5">Bellini<name key="PSN0109794" style="hidden" type="person">Bellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835)</name></persName></hi> wagen; morgen gedenk ichs mit den <persName xml:id="persName_c7016412-e9c4-4d8b-b056-ae484efe0e52">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> zu sehen. Die <persName xml:id="persName_1e9faac7-de41-4453-aeff-cafd48aad8d3">Löwe<name key="PSN0112910" style="hidden" type="person">Loewe, Auguste Henriette (1823-1898)</name></persName> hörte ich ohnedies auch nicht brüllen. – Louis <persName xml:id="persName_cb745650-8d4c-4dd5-827c-65d03edfc8dc">Heydemann<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> hat sein StaatsExamen ehrenvoll bestanden und wird wohl bald heirathen. Eine <persName xml:id="persName_be853adc-8fa9-4c37-b2a6-52261a84c6b7">Wittib<name key="PSN0114904" style="hidden" type="person">Siebold, Friederike Auguste von (1806-1845)</name></persName> und ein Stiefkind v. 10 Jahren mit dem Wolfsrachen gefallen mi nit! Hingegen ist <persName xml:id="persName_b13855f6-fcde-4889-a487-22429c161d71">Albert Frank<name key="PSN0111116" style="hidden" type="person">Franck, Friedrich Albert (1809-1896)</name></persName> schnell abgereist; viele behaupten, ohne <hi rend="latintype">final</hi> Examen? und zwar denkt er, einige Jahre wegzubleiben. Die <persName xml:id="persName_e1ed4bef-7578-4514-bf09-57d059a0519d">Franke<name key="PSN0111113" style="hidden" type="person">Franck, Familie von → Eduard F.</name></persName> sind kuriose Käuze!</p> <p>d. <date cert="high" when="1837-06-08" xml:id="date_95ca28b8-663b-490a-8e64-bfec4d7e878e">8.</date> Das Garten<hi rend="latintype">bulletin</hi> dieses Morgens lautet: in der Nacht v. 7 zum 8 Juni sind Bohnen in dem Treibkasten und Gurken im Freien erfroren!! – Voriges Jahr verlor ich Feigen und Weintrauben nur den <date cert="high" when="1837-05-16" xml:id="date_cd129480-684a-4c66-b1e8-6a90d31de1e5">16 Mai</date>; dieser Sommer ist also toller als jenes Frühjahr! Mein Vetterchen stattet eben Rapport ab, der große Orangebaum, den ich als Vaters letztes Geschenk besonders in Ehren halte, habe nicht gelitten. Die <persName xml:id="persName_e200b570-b3b2-43d8-81f6-e49e5e1e2d19">Kinder<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name><name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> kennen Gottlob! Kein schlechtes Wetter, und graben, harken, begießen, frisch zu; <persName xml:id="persName_1a83d258-f4ac-46e0-b273-736019dc1a01">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> bettelt dem Gärtner alle möglichen Blumen ab, um sein Klavier Gärtchen strotzend voll zu pfropfen: es nimmt das <hi rend="latintype">terrain</hi> unter <persName xml:id="persName_d618a7eb-64df-4ba3-bf1e-f988189ca963">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> letztem Fenster ein und ist wirklich nebst ihrem beblümten <hi rend="latintype">balcon</hi> eine Zierde ihrer Wohnung. – <persName xml:id="persName_33c6e3bd-32dc-4222-b42c-4948c88ab4d8">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> sah neulich einen Jungen der <hi rend="latintype">Guirte</hi> verkaufte und quälte seine Mutter, welche zu kaufen; als sie antwortete, mein Kind, ich brauche keine, sagte er, aber der arme Junge braucht einen Groschen! – Da in der letzten Zeit viel von <persName xml:id="persName_dd60e6d9-6f47-4a12-8c4d-5daf6828eb9d">Prinzeß Helene<name key="PSN0119183" style="hidden" type="person">Mecklenburg, Helene Luise Elisabeth Herzogin zu (1814-1858)</name></persName> die Rede war, hörte Sebastian einmal, daß ich von ihrem Stiefbruder <persName xml:id="persName_f96a9da9-0387-4178-b4b9-cc43f26a053c">Paul<name key="PSN0113165" style="hidden" type="person">Mecklenburg-Schwerin, Paul Friedrich von (1800-1842)</name></persName> sagte, er sei ein abscheulicher Mensch. Darauf sah er mich mit seinen gewaltigen, tiefen Augen an und frug ängstlich „Großmutter, Du meynst doch nicht <hi n="1" rend="underline">Deinen</hi> <persName xml:id="persName_779eac15-73b1-4480-aeab-0f7be7def078">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>? – Sebastian bekleidet jetzt in der Schule eine große Würde; er ist <hi n="1" rend="underline">Klaßenbeistand</hi> geworden; die kleinen Leutchen haben nämlich eine Kaße für Papier, Griffel und Feder Ausgaben; Kaßierer ist Oskar Begas. </p> <p>Du siehst, wie die Titel und BeamtenManie von Kindheit an beginnt. Sein Schullehrer hat das Verdienst nah zu wohnen, sehr wenig anzu<seg type="pagebreak"> |8| <pb n="8" type="pagebreak"></pb></seg> strengen und die Kinder viel im Garten zu laßen; übrigens der größ<unclear reason="covering" resp="UT">te</unclear> SchwanzMajor,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_53a06227-1167-4cfc-8aec-2722f56e4512" xml:lang="de">SchwanzMajor – bezieht sich vermutlich auf Ludwig Tiecks Novelle »Die Gesellschaft auf dem Lande«, in welcher der Zopf alias Schwanz für die vergangene Zeit des preußischen Militärstaates und damit das Tragen desselbigen als Ausdruck einer konservativen Haltung gewertete wurde: »Lieber Alter«, sagte der Herr von Binder mit geheimnisvollem Lächeln, »nimmst du denn auf den Geist der Zeit gar keine Rücksicht?« »Sollen wir dem Baal«, rief der Baron entrüstet, »gerade das Beste opfern, was uns zu Patrioten, zu echten Menschen macht? Ich dachte, mein Sohn wäre nur ein Narr geworden, und die jungen Herren, die in Schwärmerei untergehn; aber du, vormals preußischer Major, Krieger, Deutscher, ein Sprößling älterer, besserer Zeit – Himmel und Erde! An dir gerade muß ich den Skandal erleben!«</note> wie <persName xml:id="persName_3fd3ce1e-135a-44ad-b543-4906cc1f261e">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sich auszudrücken pflegte! Ich denke aber wie <hi rend="latintype">dito</hi> solch Exemplar, Dein <hi rend="latintype">cidevant</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f4eb9a98-ce3e-4b44-8baf-1d8cd5dfa1a6" xml:lang="fr ">cidevant – frz., einstmals (bei Titeln aus der Zeit vor der Französischen Revolution gebräuchlich).</note> <persName xml:id="persName_c0ec8de8-a0c1-4709-8ff0-acc6b733e2a2">Stenzel<name key="PSN0115111" style="hidden" type="person">Stenzel, Gustav Adolf Harald (1792-1854)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_30a13cbd-a35a-4262-b3d8-c4b3ae641806" xml:lang="de">Dein cidevant Stenzel – Gustav Adolf Harald Stenzel war der erste Privatlehrer Felix Mendelssohn Bartholdys und seines Bruders Paul Mendelssohn Bartholdy.</note> hats auch nicht vermocht, Dich so abgeschmackt wie er war, zu machen, und so behält am Ende jeder das Maaß Verstand, das ihm die liebe Natur eingetrichtert hat. – Nimms meiner Weiberhaftigkeit nicht übel, daß ich mich an der <hi n="1" rend="underline">Hellenischen</hi> Reise,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_039429b1-25ee-46ad-b22e-b99f5ff120f5" xml:lang="de">der Hellenischen Reise – Vermutlich ein Wortspiel mit dem Vornamen von Helene Luise Elisabeth Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin für ihre Reise/Hochzeitsreise nach Frankreich. </note> der <hi rend="latintype">corbeille de mariage</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_77a13c2a-d8bf-4b2b-8d16-8bd48a7399fc" xml:lang="fr ">corbeille de mariage – frz., Brautkorb .</note> und all dem glänzend<unclear reason="covering" resp="Ut">en</unclear> Firlefanz ergötze, trotz meiner republikanischen Verwandten! Du glaubst nicht, wie die liebe <persName xml:id="persName_045c459d-0b6c-4ece-aefd-91801b414144">Aschenbrödel<name key="PSN0119183" style="hidden" type="person">Mecklenburg, Helene Luise Elisabeth Herzogin zu (1814-1858)</name></persName> mich rührt und intereßirt, nach allem was ich von ihren frühern Verhältnißen und dem Leben das sie als verwaistes Kind <add place="above">führen mußte<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> erfahren. Ihrer <persName xml:id="persName_71b7a8d2-e538-4b7f-a106-5833fc4fb3c8">Stiefmutter<name key="PSN0114417" style="hidden" type="person">Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Pawlowna (Marija Pavlovna) von (1786-1859)</name></persName> scheint nun das G<unclear reason="covering" resp="UT">anze,</unclear> das sie ihr angethan, vergolten zu werden; es heißt, sie bliebe <unclear reason="covering" resp="UT">in</unclear> <placeName xml:id="placeName_c5378af7-0a5c-4aa5-9518-e339f99ec8dd">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> und werde im <hi rend="latintype">Elysée Bourbon</hi> (früher dem Könige und Rom bestimmt,) wohnen. Weißt Du denn aber, lieber Felix! daß Du diese verwittwete Großherzogin kennst, ihr vorgespielt hast, und daß s<unclear reason="covering" resp="UT">ie</unclear> es war, die mit Vater die famose Unterredung im Doberan über sein Christenthum gehabt!.</p> <p><hi n="1" rend="underline">Also</hi>, sagt <persName xml:id="persName_6427e553-3492-4766-a12e-265e034453be">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, gestern einige Fetzen <title xml:id="title_16f745f0-1ce0-4274-a1ca-9f4c89e5b80e">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_awld6uum-4lz8-835n-rm0m-rtyxbprfbtnp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, untermischt mit <title xml:id="title_d185b101-2cd5-4484-8eda-576fa3a58ff3">Psalmodie<name key="PSN0114271" style="hidden" type="author">Romberg, Andreas Jacob (1767–1821)</name><name key="CRT0111791" style="hidden" type="music">Psalmodie</name></title> und <persName xml:id="persName_00da7f7b-ab7e-4e11-9d63-88b12f223209">A. Romberg<name key="PSN0114271" style="hidden" type="person">Romberg, Andreas Jacob (1767-1821)</name></persName> <hi rend="latintype">et diversa</hi>! Unter andern, <hi n="1" rend="underline">Varazon</hi><unclear reason="covering" resp="UT">en</unclear> für Orgel und Posaune, oder <hi rend="superscript">pas de deux</hi> vom <persName xml:id="persName_99724969-ef74-4697-8029-de2aaf2b68f8">T<hi n="1" rend="underline">w</hi>ampelthier<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> mit Rhinoceros! nebst <title xml:id="title_805d51c1-aadc-42ef-b18c-1c1b41bac287">Orgelstück v. A. W. Bach<name key="PSN0109606" style="hidden" type="author">Bach, August Wilhelm (1796–1869)</name><name key="CRT0111790" style="hidden" type="music">Orgelstück</name></title>, bei welchem ich dem Einschlafen so nah war, daß <persName xml:id="persName_e3a65c30-37c8-4113-83e1-313e2d9a6416">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> mich leise anstieß mit den Worten, Mutter! nun kömmt der <hi rend="latintype">Masurek</hi>!, der sich auch wirklich hüpfend ergötzlich kund that. – Der Ordner des Koncerts war witzig, mit dem „laßt uns singen“, anzufangen; dann abgeriß<unclear reason="covering" resp="UT">en mit</unclear> „Jerusalem“, das sich auf eine musikvergeßne Stadt gut parodiren läßt; ferner mit Weglaßung des „mache dich auf!“ vom folgenden Choral bis zum Schluß des 1. Theils fortgefahren. <hi rend="latintype">Nobilissime</hi>! Der <persName xml:id="persName_6d1146d1-c462-4468-bea9-82d56a97bdd4">Schneidersche<name key="PSN0114644" style="hidden" type="person">Schneider, Georg Abraham (1770-1839)</name></persName> <placeName xml:id="placeName_235efca5-6473-4189-b886-10dee6dfdb6f">Chor<name key="NST0100471" style="hidden" subtype="Chor" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7abf344d-6297-4745-9fbc-d4e07965d698" xml:lang="de">Der Schneidersche Chor – Chor des Königlichen Schauspielhauses, dem Georg Abraham Schneider als Königlicher Musikdirektor und Hofkapellmeister vorstand.</note> ist äußerst schwach; Orchester gabs nicht,<seg type="pagebreak"> |9| <pb n="9" type="pagebreak"></pb></seg> nur Orgel und Posaunenbegleitung. In <unclear reason="covering" resp="UT">der</unclear> kleinen <placeName xml:id="placeName_950fcd79-f13c-47e7-a870-9a3c8772f377">Werderschen ganz gefüllten Kirche<name key="SGH0100539" style="hidden" subtype="" type="sight">Friedrichswerdersche Kirche</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_96b236bb-4bf1-4823-8828-bceffbaf7137" xml:lang="de">Werderschen ganz gefüllten Kirche – Die Friedrichswerdersche Kirche befindet sich am Werderschen Markt im heutigen Berliner Ortsteil Mitte. Erbaut im Auftrag des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm in den Jahren 1824-1831 von Karl Friedrich Schinkel im Stil der Neogotik, fand sie als erster repräsentativer Ziegelbau seit dem Mittelalter große Beachtung.</note> die wie ein Kreuznebengang irgend einer schönen Kirche aussieht, klingt es sehr stark, denn sogar die ZwirnsfädchenStimme der <persName xml:id="persName_5441fd7c-82e9-4116-9207-a31700bf81bb">Lenz<name key="PSN0112777" style="hidden" type="person">Lenz, Bertha Luise (1813-1819)</name></persName> ließ sich für voll ansehen, nur ist der Raum für die Sänger viel zu beschränkt; und wenn eben der Wiederklang der Architektur nicht täuscht, habe ich einen neuen schönen Tenor an <persName xml:id="persName_80356610-9c55-4ecc-a780-f42ee13c9cd2">H. Braun<name key="PSN0110096" style="hidden" type="person">Braun, Carl Wilhelm Ferdinand (?-1851)</name></persName> kennen gelernt, so wie es denn an guten Solostimmen in einer so großen Stadt nie mangelt. Fanny will nun vor Niederkunft der <persName xml:id="persName_dffc06dc-52c2-4c30-863b-02e912c9f1d0">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName>, Paulus mit 1 Probe singen laßen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_36f12d98-4156-4abb-9665-7b951dcd7db6" xml:lang="de">Paulus mit 1 Probe singen laßen – Nach einer Tagebucheintragung Fanny Hensels, die rückblickend eine besonders erfolgreiche Sonntagmusik vom Juni 1837 beschreibt, bei der Mendelssohns Paulus op. 36 (MWV A 14) vollständig aufgeführt wurde, »war das Publicum, nach einer mäßigen Schätzung, etwa 300 Pers. stark gewesen« (Hensel, Tagebücher, S. 85). Die Aufführung fand nicht, wie von Fanny Hensel geplant, am Sonntag, de, 18. Juni 1837, sondern am 25. Juni 1837 im Rahmen der Sonntagskonzerte statt. Siehe dazu Brief gb-1837-06-11-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 11. Juni 1837, Z.: »Sonntag über 8 Tage denke ich den Paulus im Gartensaal mit verstärktem Chor singen zu lassen«. Siehe dazu das korrekte Aufführungsdatum in Brief gb-1837-06-26-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., Berlin, 26. Juni 1837, Z.: »Wir haben gestern [25. Juni 1837] ein so überaus reizendes Paulusfest gefeiert«. </note> und da es im Gartensaale<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a41ad941-6920-4923-b7fd-e5230b744eae" xml:lang="de ">im Gartensaale – Nach dem Umzug der Familie Mendelssohn Bartholdy im Jahre 1825 in das große Anwesen in der Leipziger Str. 3 stand für die Sonntagsmusiken der auf den Park hinausgehende Gartensaal zur Verfügung, ein ca. 105 qm großer Raum, der sich durch zurückschiebbare Glaswände in eine offene Säulenhalle verwandeln ließ.</note> sein soll, <hi rend="latintype">tutti quanti „et encore en violon</hi>“<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_18f7adc6-8bcc-4825-a0ac-e4afda022484" xml:lang="fr ">et encore en violon – frz., und noch auf der Geige.</note> einladen. Stimmen, um welche sie David gebeten, bekömmt sie nun v. <persName xml:id="persName_ef5837e1-368a-4c8f-b3b6-d7d9019986fe">Schneider<name key="PSN0114644" style="hidden" type="person">Schneider, Georg Abraham (1770-1839)</name></persName> und KaftanRekruten so viel sie will aus seinem <hi rend="latintype">poor</hi> Verein. Da auch den Textblättern ein Bericht über die armen Kinder für die gesungen ward,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_860f50ce-ccc5-4cea-9f46-af66963be84f" xml:lang="de">seinem poor Verein … über die armen Kinder für die gesungen ward – Seit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms II. von Preußen fanden keine Hofkonzerte mehr statt, jedoch seit dem Winter 1799/1800 regelmäßige öffentliche Wohltätigkeitskonzerte, für die Georg Abraham Schneider als Hofkapellmeister Verantwortung trug.</note> stand, ermangelte Fanny nicht, in komischer Wuth zusammen zu stellen:</p> <p>2stimmiger Psalm – 350 Jacken</p> <p>Arien und Paulus – 200 Schürzen</p> <p>Variationen und Bach – 50 Nachtmützen u. s. w.</p> <p>Beim Nachhausekommen fand ich <persName xml:id="persName_fa350365-003b-4c22-8e3c-291bc0914e3c">Therese Devrient<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> mit ihren 2 Töchterchen; die arme <persName xml:id="persName_c68cdbba-167c-4336-ab5b-1ab31c9023c2">Anna<name key="PSN0110627" style="hidden" type="person">Devrient, Anna Eleonore (1828-1839)</name></persName>, ein schönes starkes Kind, ist leider sehr taub, und ich fürchte, sie werde mit der Zeit das Sprechen verlernen; wie ichs an der unglücklichen Fr. Muhr bemerke, daß sie gar keinen Ton <hi rend="latintype">point d’inflexion de voix</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e3dcde48-7be8-4638-a67a-7a7274b4b669" xml:lang="fr ">point d’inflexion de voix – frz., Stimmwendepunkt.</note> nennens die Franzosen, mehr im Sprechen hat, da sie schon seit Jahren kein gesellschaftliches Reden hört. (<hi rend="latintype">Par parenthèse</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f09ebf6e-a833-4272-b85b-266150a1f7aa" xml:lang="fr ">Par parenthèse – frz., in Klammern.</note> die unermüdlich gutherzige <persName xml:id="persName_55dcb732-6088-4d37-a6d4-0496a5338737">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hat auch für diesen armen Wurm einen kleinen Nahrungszweig aufgefunden, der ihr zugleich mehr geistige Beschäftigung und beßern Erwerb giebt als das so schlecht bezahlte Nähen oder Sticken; sie hat ihr Bekanntschaft mit<seg type="pagebreak"> |10| <pb n="10" type="pagebreak"></pb></seg> Buchhändlern und neue französische Bücher zum Uebersetzen verschafft.) Therese grüßt Dich und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2a51157f-a605-4bc9-8274-e5089ef16b99">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> herzlich; sie war nebst <persName xml:id="persName_b9f58e74-3b80-4ca3-850d-78f87a1fcc05">Eduard<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName>, dieses langen Stillschweigens wegen, sehr bös auf Dich; als er aber den Paulus bei Fanny gehört<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1454c382-56ea-4c9d-81f9-70bc2a90d5f6" xml:lang="de">als er aber den Paulus bei Fanny gehört – Eine Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 (MWV A 14) fand unter Fanny Hensels Leitung am 22. Januar 1837 statt, eine weitere Aufführung am 25. Juni 1837.</note> hatte, setzte er sich gleich hin zu schreiben, sein Zorn war ganz in Liebe und Bewunderung geschmolzen. – <persName xml:id="persName_cc34241c-bd0b-4bc7-b68a-b73037e2a7ce">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName> besitzen ein Häuschen in Heringsdorf an der See, und reisen alle jetzt auf 4 Wochen hin; mit dem Ordnungssinnn den Du an Eduard kennst, hat er die Ausstaffirung des kleinen Eigenthums besorgt: während der Sommerzeit wo sie es nicht selbst benutzen können, vermiethen sie es an Badegäste. <hi rend="latintype">Apropos</hi> Deiner Federzeichnungen in Devr.s Brief, muß ich zum 3. mal anfragen, wann <hi rend="latintype"><title xml:id="title_1978547e-0a18-49e2-859f-ddd413fb6391">Cecilens Amalfi<name key="PSN0113252" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817–1853)</name><name key="CRT0109946" style="hidden" type="art">Amalfi (Aquarell oder Ölgemälde 1836)</name></title></hi> gefirnißt werden soll? es hängt von der Zeit, wann sie es gemalt und von ihrer gewöhnlichen Epoche dieser letzten Procedur ab. – Gestern kam auch ein Brief aus Stettin mit der für <persName xml:id="persName_c75c23d8-16bc-446c-b4d5-e6245af1b953">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> angenehmen Nachricht, daß 2 Bilder seiner Schüler auf dortiger Ausstellung verkauft und ein Drittes, von dem ärmsten der armen Teufel, nach der Skizze bestellt sei. Daß ein <hi n="1" rend="underline">Glaser</hi> eins acquirirte, ist in so fern erfreulich, als man sieht, daß Sinn für Kunst nebst Wohlhabenheit jetzt auch dem Handwerker zu Theil geworden. – Der Gewinner seiner <title xml:id="title_574c1dce-1548-4031-b257-7db6b9a03632">Mirjam<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109197" style="hidden" type="art">Miriam (Ölgemälde 1836)</name></title> hat erlaubt, daß sie den Einladungen nach Straßburg etc. folge; er will sie verkaufen; so wie es leider jetzt überhaupt Spekulation geworden, in Kunst-Lotterien Loose zu nehmen und aus den Gewinnen Geld zu ziehen. <title xml:id="title_8308effb-6ffa-4090-afac-5100323a8b41">Leßings Königspaar<name key="PSN0112803" style="hidden" type="author">Lessing, Carl Friedrich (1808–1880)</name><name key="CRT0109728" style="hidden" type="art">Das trauernde Königspaar</name></title> und <title xml:id="title_e64c7889-dd7c-44ec-9ba3-a66386ccc492">Lenore<name key="PSN0112803" style="hidden" type="author">Lessing, Carl Friedrich (1808–1880)</name><name key="CRT0109720" style="hidden" type="art">Lenore</name></title>, <title xml:id="title_82d7511f-fd63-48bb-92b2-fe62df871cdd">Hildebrandts kranker Rathsherr<name key="PSN0111982" style="hidden" type="author">Hildebrandt, Ferdinand Theodor (1804–1874)</name><name key="CRT0109262" style="hidden" type="art">Der kranke Ratsherr</name></title> und 130/100 andre sind auf diese Weise an zweite Besitzer übergegangen.</p> <p>– Ich brauche Dir nicht zu sagen, Herzblättchen! wie ich glücklich durch Dein Glück bin! Aber warum dachtest Du nicht, so zufrieden werden zu können? Anspruch und Fähigkeit dazu hattest Du doch stets. </p> <p><seg type="pagebreak"> |11| <pb n="11" type="pagebreak"></pb></seg> Verzeih diesen ewig und einen Tag langen Brief, der durch die Garstigkeit obenein ganz unzierlich Dir unter Augen tritt. Aber siehst Du! so wenig man die Bohnen durch Treibkasten verwöhnen soll, weil Nachtfrost sie dann leichter trifft, als wenn sie frei im Lande stehen, so wenig soll man geschwätzigen Mamas sagen, daß man ihre Briefe gern liest: sogleich stürzen alle Rededämme ein und der sorglose Entfernte wird von Wortfluten überschwemmt. Hüt Dich, schöns Blümelein!</p> <p>Eben lese ich im <hi rend="latintype">courrier français</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_74bbb52d-fa9e-417f-a95e-fdf649f1b705" xml:lang="fr ">courrier français – Der Courrier Français war eine französische Zeitung, welche die Monarchie Ludwig Philipps unterstützte.</note> daß man von vielen OrdensVertheilungen spricht, bei denen auch <persName xml:id="persName_ed0b7c57-8ff1-4843-afd7-f84d0984e557">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a6fbc82a-3edc-495a-924e-7384b20dad70">Decandolle<name key="PSN0118887" style="hidden" type="person">Candolle, Augustin-Pyrame (Augustin-Pyramus) de (1778-1841)</name></persName> genannt werden. Sonntag speiste <persName xml:id="persName_d43be9d0-983c-4130-8684-316c6bff7fbc">H<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>. bei Tante <persName xml:id="persName_0bd2ba99-1b9b-41c8-a0e7-0d251b6d2526">Hinni<name key="PSN0113223" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862)</name></persName>, und ergoß sich in Lobsprüchen der <persName xml:id="persName_508998da-023f-4dbf-bb27-603027d4cb90">Prinzeßin Helene<name key="PSN0119183" style="hidden" type="person">Mecklenburg, Helene Luise Elisabeth Herzogin zu (1814-1858)</name></persName>, über ihre Anmuth, Grazie, ihre gute Erziehung, fähig, <unclear reason="covering" resp="UT">sich</unclear> zu repräsentiren etc. daß diejenigen Personen unsers Hofs, die voriges Jahr die arme kleine Darmstädterin veranlaßten, dem O. einen Korb zu geben, <hi rend="latintype">most highly disappointed</hi> sind, kannst Du glauben!!! <hi rend="latintype">But whatever is, is right</hi>! Jene ist ein Putchen, und würde ihrem Stande bei weitem nicht so viel Ehre gemacht haben, als mein kluges gutes Lenchen! – <hi rend="latintype">Ma alfin addio, cari miei figli</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6d096cc2-8be2-402f-8bd4-3df7e6a981c8" xml:lang="it ">Ma alfin addio, cari miei figli – ital., Aber endlich auf Wiedersehen, meine lieben Kinder.</note></p> </div> </body> </text></TEI>