gb-1837-04-24-01
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Belzig, 24. April 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 Doppelbl.: S. 1-8 Brieftext.
Ernst Friedrich Albert Baur
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Bist Du nun wieder in
Ja es waren köstliche Stunden, die ich in der Paulus geschickt, er traf im Osterfeste hier ein, und nun konnte ich noch ein Fest und seit dem bis jetzt mit meiner
Als ich Dich bei Deiner Paulus her nicht recht bei mir, ich war mir in meiner Erscheinung viel zu schlecht und gering für das, was ich empfand. Nun sollte ich noch Deine Cecilie sehen, das war freilich herrlich für mich, aber zu viel für den, der schon keine Worte hatte. Zu meiner Erscheinung, deren ich mich schämte gehörten nun noch jene meine liebe Verwandten, die ich aus Tugendhaftigkeit mit zu Dir bringen mußte und doch mit dem klaren Bewußtsein, wie wenig sie in diese wenigen Minuten hineinpaßten, und nun gar noch Mühlenfels, der mir diesmal auch nur eine Störung war und um so mehr, je leichter ihn die Rede floß, so daß ich gar nicht begreif, wie man nach dem Paulus so geschwind reden könnte, so daß ich auch noch heute glauben muß, das Abendessen sei ihm etwas in den Kopf gestiegen. Nun meine Qual, in wenigen Augenblicken fort zu müssen, und die Zweifel, ob ich meine guten Verwandten sollte wegfahren lassen, um einige Stunden später ihnen nachzugehen. Dies alles eine vor Dich, um mich zu bedauern, wie Du es vielleicht etwas aber nicht in vollem Maße gethan hast. Und mitten in dieser Pein so ganz frohe Augenblicke, wenn ich Euch herrliche Menschen mit ganzer Seele ansehen könnte, und unter allen einer, der am meisten mich entzückte und so ein Ruhe und Trostpunkt für mein wirres Gemüth wurde. Es war nichts andres, als daß Deine Cecilie Dir mit ganzer
Sie ist nun Dein Weib. Wie viele Fragen hätte ich an Euch. Ich will wieder erzählen. Als ich mit meinen Verwandten vor Euch die Nacht nach Bitterfeld fuhr, da kam es zu Worten. Die junge Frau bedauerte zuerst daß sie in der Kirche nicht wenigstens so gesessen hätte, um dann und wann die Feier und das innerliche Jauchzen ihres Herzens mit ihrem Manne austauschen zu können, dann aber kamen wir auf das Sehnen nach Schönheit fürs ganze Leben, das ganze Dasein in diese reinere Luft zu erheben, die uns angeweht hatte, und als ein guter reiner Geist uns nun beseelte. Schon damals dachte ich an Dich, an Dein eheliches Leben mit Deiner Cecilie, aber noch mehr waret Ihr der Gegenstand ähnlicher und längerer Gespräche, als ich nun wieder daheim war bei meiner Luise, und der gute Geist des schönen Paulus nun uns beide auch wieder erhob. Ein von den mancherlei Schlacken des alltäglichen Lebens freies schönes Dasein, das träumeten wir und hofften es für Euch, wie selten, ja kaum für andere. Dazu schienet Ihr uns gebildet, dazu begabt und gestellt, wie wenige. Dahin nun richten sich meine Fragen.
Natürlich sind das alles Fragen, die jetzt noch alle zu früh kommen, denn ich weiß Gott sei Dank, daß Neuvermählte nicht nach viel fragen, sondern alles in sich genug haben, nicht alle sieben sondern sieben und siebzig Himmel. Also verwundere Dich nicht der Fragen oder gar dessen, daß es einen Baur gibt, der sich sogar weiter unten Deinen Freund nennen wird, und der an Dich schreibt, sondern der alles verspare bis Du wieder auf Erden wirst angekommen sein, dann wird Dir alles verständlich werden, und wollte Gott auch willkommen.
Ich glaube lieber Felix es ist eine alte Ehemannpartheilichke
Ich besinne mich eben, daß dergleichen Äußerungen gewisse Ansprüche in sich schließen. Lege mirs nicht übel aus. Wenn ich in Leipzig wohnte, so würde ich eher fürchten, Dir mit solchen Ansprüchen auf Deine Freundschaft lästig zu fallen. Jetzt kann es schon nicht leicht kommen.
Aber eben deshalb will ich Dir auch meine Wünsche bekennen, die dahin gehen, von Eurem Leben und von Deinem Schaffen in der Nähre recht viel zu haben, oder da es in der That nur fromme Wünsche sein möchten, wenigstens einmal und das andere Mal, noch solche Besuche nach Leipzig hin zu wiederholen, dann freilich mit meiner Luise, und könnte es sein, nicht bloß um Euch zu sehen, sondern auch auf ein ruhiges Wort zu sprechen. Ich werde sehen, ob Du mirs gönnst und mi
Ja selbst der Gedanke wird von mir noch gar nicht
Nun so weit also laß mich anspruchsvoll sein, daß ich diese Wünsche hege und ausspreche.
So viel habe ich geschwatzt, und leider so wenig gesagt, größeres Papier habe ich nun auf Deinen freundlichen Wunsch genommen, ich fürchte aber ich hab`s verquer gelegt und statt eines langen einen breiten Brief geschrieben.
Vom Paulus hätte ich bestimmteres schreiben sollen, aber ehe Du es nicht ausdrücklich wünschest, halte ich es auch für anmaßend gegen Dich zu thun, was ich allerdings gegen Devrient gethan.
Von uns habe ich nichts zu schreiben, nachdem unser
Belzig d 24 April 37. Bist Du nun wieder in Leipzig lieber Felix? So wenig habe ich von Dir erfragt, daß ich nicht einmal das weiß, wie lange Du für Deine Hochzeitsreise bestimmt hattest. Länger aber kann ich durchaus nicht mehr warten, ehe ich die Schuld von meinem Herzen hinweg geschrieben habe, die Schuld Dir für unendlich vieles zu danken, und sollte auch der Brief länger umherirren müssen, ehe er Dich findet. Ja es waren köstliche Stunden, die ich in der Paulinerkirche verlebte, köstliche Augenblicke in denen ich Dich und Deine herrliche Braut sah, – sah und leider nicht sprach. Nun also alles dies danke ich Dir, und die innerliche Erquickung und Erhebung des Herzens, die, Gott sei gedankt, sich nicht auf jene kurzen Stunden beschränkt. Seitdem hast Du mir nun den Paulus geschickt, er traf im Osterfeste hier ein, und nun konnte ich noch ein Fest und seit dem bis jetzt mit meiner Luise nach genießen wieder genießen und mich immer mehr hinein vertiefen in dieses – Werk. Ich kann heute noch nicht zu Dir die rechten Worte finden, um Dir meine Freude auszusprechen, ohne daß es aussähe wie Lobenwollen, das macht mich befangen, gegen Devrient habe ich es besser vermocht, ich mag nicht mit dem Lobe ins Gesicht schlagen. Erzählen aber will ich Dir noch von jener Zeit. Als ich Dich bei Deiner Mutter traf, da war ich noch vom Paulus her nicht recht bei mir, ich war mir in meiner Erscheinung viel zu schlecht und gering für das, was ich empfand. Nun sollte ich noch Deine Cecilie sehen, das war freilich herrlich für mich, aber zu viel für den, der schon keine Worte hatte. Zu meiner Erscheinung, deren ich mich schämte gehörten nun noch jene meine liebe Verwandten, die ich aus Tugendhaftigkeit mit zu Dir bringen mußte und doch mit dem klaren Bewußtsein, wie wenig sie in diese wenigen Minuten hineinpaßten, und nun gar noch Mühlenfels, der mir diesmal auch nur eine Störung war und um so mehr, je leichter ihn die Rede floß, so daß ich gar nicht begreif, wie man nach dem Paulus so geschwind reden könnte, so daß ich auch noch heute glauben muß, das Abendessen sei ihm etwas in den Kopf gestiegen. Nun meine Qual, in wenigen Augenblicken fort zu müssen, und die Zweifel, ob ich meine guten Verwandten sollte wegfahren lassen, um einige Stunden später ihnen nachzugehen. Dies alles eine vor Dich, um mich zu bedauern, wie Du es vielleicht etwas aber nicht in vollem Maße gethan hast. Und mitten in dieser Pein so ganz frohe Augenblicke, wenn ich Euch herrliche Menschen mit ganzer Seele ansehen könnte, und unter allen einer, der am meisten mich entzückte und so ein Ruhe und Trostpunkt für mein wirres Gemüth wurde. Es war nichts andres, als daß Deine Cecilie Dir mit ganzer Seele ins Auge sah. Da schrie es laut in mir, das ist das rechte Wort, das einzige womit Dir für den Paulus gedankt werden konnte. Dies machte mich zufrieden, und weiteres und besseres kann ich Dir auch heut noch nicht sagen, wenn Du meinen Dank wissen willst, so schau nur wieder in Deiner Cecilie Augen. Sie ist nun Dein Weib. Wie viele Fragen hätte ich an Euch. Ich will wieder erzählen. Als ich mit meinen Verwandten vor Euch die Nacht nach Bitterfeld fuhr, da kam es zu Worten. Die junge Frau bedauerte zuerst daß sie in der Kirche nicht wenigstens so gesessen hätte, um dann und wann die Feier und das innerliche Jauchzen ihres Herzens mit ihrem Manne austauschen zu können, dann aber kamen wir auf das Sehnen nach Schönheit fürs ganze Leben, das ganze Dasein in diese reinere Luft zu erheben, die uns angeweht hatte, und als ein guter reiner Geist uns nun beseelte. Schon damals dachte ich an Dich, an Dein eheliches Leben mit Deiner Cecilie, aber noch mehr waret Ihr der Gegenstand ähnlicher und längerer Gespräche, als ich nun wieder daheim war bei meiner Luise, und der gute Geist des schönen Paulus nun uns beide auch wieder erhob. Ein von den mancherlei Schlacken des alltäglichen Lebens freies schönes Dasein, das träumeten wir und hofften es für Euch, wie selten, ja kaum für andere. Dazu schienet Ihr uns gebildet, dazu begabt und gestellt, wie wenige. Dahin nun richten sich meine Fragen. Wie mögen die lieben Leute sich einrichten, wie Ihre Umgebung, wie Ihren Tag ordnen, was erwählen, um gemeinschaftlich sich daran zu ergehen, welcher Ton wird in Ihrem Hause herrschen, welche Macht werden Sie üben um verwandte Seelen an sich zu ziehen, damit Sie nicht genöthigt sind mit den Wölfen nun immer mitzuheulen, auch nicht genöthigt sind in der Zurückgezogenheit und Einsamkeit Ihren Himmel zu bewahren, sondern den Ton der Seele rein ausklingen zu lassen in der Weite eines würdigen und befreundeten Kreises. Natürlich sind das alles Fragen, die jetzt noch alle zu früh kommen, denn ich weiß Gott sei Dank, daß Neuvermählte nicht nach viel fragen, sondern alles in sich genug haben, nicht alle sieben sondern sieben und siebzig Himmel. Also verwundere Dich nicht der Fragen oder gar dessen, daß es einen Baur gibt, der sich sogar weiter unten Deinen Freund nennen wird, und der an Dich schreibt, sondern der alles verspare bis Du wieder auf Erden wirst angekommen sein, dann wird Dir alles verständlich werden, und wollte Gott auch willkommen. Ich glaube lieber Felix es ist eine alte Ehemannpartheilichkeit daß sie einen befreundeten Junggesellen noch lieber gewinnen, wenn er sich zu ihnen geschlagen, gleichsam als hätten sie an ihm Proseliten gewonnen für das Philisterthum und das kleinere Erdenglück. Und so sollte ich mir denn daraus meine Empfindungen für Dich erklären, aber mein Herz schweigt nicht zu dieser Abfindung sondern beklagt sich über niedrige Verkennung. Wir haben uns in unsere Trauringe die Worte graben lassen: Es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, weil ich gewohnt war an diese Worte viel herrliches zu knüpfen, was zunächst vielleicht nicht gerade darin zu liegen scheint. Die Ehe ist so ein fest werden nicht bloß des Herzens, sondern des ganzen Menschen, eine Verkörperung und Plastik, aber kein Blei, eine Verwirklichung und ein Wahrwerden des Lebens. Das ungefähr ist die Richtung aus der meine Freude hervorging über Deine Brautschaft. Als ich nun aber erst mit Augen sah, welche Du Dir erkoren, da ward mirs noch ganz anders wohl. Offenbaren muß sich ja in dieser Wahl das Innerste, können doch auch nun andere schon mit Augen sehen, was dem Freunde das Herz erfüllt. So habe ich denn an jenem Abend Dich nicht bloß um des Paulus willen sondern auch um Deiner Erwählten willen lieber, nein bestimmter und gewisser gewonnen. Es ist mir leider sonst schon anders gegangen, daß ich bei Näherstehenden in ihrer Wahl nur eine Entfremdung zwischen ihnen und mir erkannte. So mußte es aber auch sein lieber Felix! Ich besinne mich eben, daß dergleichen Äußerungen gewisse Ansprüche in sich schließen. Lege mirs nicht übel aus. Wenn ich in Leipzig wohnte, so würde ich eher fürchten, Dir mit solchen Ansprüchen auf Deine Freundschaft lästig zu fallen. Jetzt kann es schon nicht leicht kommen. Aber eben deshalb will ich Dir auch meine Wünsche bekennen, die dahin gehen, von Eurem Leben und von Deinem Schaffen in der Nähre recht viel zu haben, oder da es in der That nur fromme Wünsche sein möchten, wenigstens einmal und das andere Mal, noch solche Besuche nach Leipzig hin zu wiederholen, dann freilich mit meiner Luise, und könnte es sein, nicht bloß um Euch zu sehen, sondern auch auf ein ruhiges Wort zu sprechen. Ich werde sehen, ob Du mirs gönnst und michr wieder, wenn es so weit ist, zu einer Aufführung des Paulus Nachricht geben wirst. Ja selbst der Gedanke wird von mir noch gar nicht unter die unmöglichen verwiesen, Euch wenn Ihr einmal nach Berlin reisen werdet, auf einige Tage bei uns zu sehen. Sollte Dich nicht einmal die Lust anwandeln von Deinen Sommerferien einige Tage darauf zu wenden uns in unserer Abgeschiedenheit so recht voll auf durch einen Besuch zu beglücken? Bequemer Raum wäre für Euch schon da, wenn Du wolltest auch die köstlichste Ruhe zur Arbeit. Nun so weit also laß mich anspruchsvoll sein, daß ich diese Wünsche hege und ausspreche. So viel habe ich geschwatzt, und leider so wenig gesagt, größeres Papier habe ich nun auf Deinen freundlichen Wunsch genommen, ich fürchte aber ich hab`s verquer gelegt und statt eines langen einen breiten Brief geschrieben. Vom Paulus hätte ich bestimmteres schreiben sollen, aber ehe Du es nicht ausdrücklich wünschest, halte ich es auch für anmaßend gegen Dich zu thun, was ich allerdings gegen Devrient gethan. Von uns habe ich nichts zu schreiben, nachdem unser Annchen einen zweiten Anfall der Bräune glücklich überstanden, sind wir wieder wohl auf. Innigst und freundlichst denken wir zu Euch hin und grüßen Euch tausendmal. – Seid glücklich und Gott erhalte und segne Euch. Dein A. Baur.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-04-24" xml:id="date_09228a70-b7f0-4ad9-a196-6e56e6445b60">24. 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Nun meine Qual, in wenigen Augenblicken fort zu müssen, und die Zweifel, ob ich meine guten Verwandten sollte wegfahren lassen, um einige Stunden später ihnen nachzugehen. Dies alles eine vor Dich, um mich zu bedauern, wie Du es vielleicht etwas aber nicht in vollem Maße gethan hast. Und mitten in dieser Pein so ganz frohe Augenblicke, wenn ich Euch herrliche Menschen mit ganzer Seele ansehen könnte, und unter allen einer, der am meisten mich entzückte und so ein Ruhe und Trostpunkt für mein wirres Gemüth wurde. Es war nichts andres, als daß Deine Cecilie Dir mit ganzer<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Seele ins Auge sah. Da schrie es laut in mir, das ist das rechte Wort, das einzige womit Dir für den Paulus gedankt werden konnte. Dies <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> machte mich zufrieden, und weiteres und besseres kann ich Dir auch heut noch nicht sagen, wenn Du meinen Dank wissen willst, so schau nur wieder in Deiner Cecilie Augen. </p> <p>Sie ist nun Dein Weib. Wie viele Fragen hätte ich an Euch. Ich will wieder erzählen. Als ich mit meinen Verwandten vor Euch die Nacht nach <hi rend="latintype">Bitterfeld</hi> fuhr, da kam es zu Worten. Die junge Frau bedauerte zuerst daß sie in der Kirche nicht wenigstens so gesessen hätte, um dann und wann die Feier und das innerliche Jauchzen ihres Herzens mit ihrem Manne austauschen zu können, dann aber kamen wir auf das Sehnen nach Schönheit fürs ganze Leben, das ganze Dasein in diese reinere Luft zu erheben, die uns angeweht hatte, und als ein guter reiner Geist uns nun beseelte. Schon damals dachte ich an Dich, an Dein eheliches Leben mit Deiner <hi rend="latintype">Cecilie</hi>, aber noch mehr waret Ihr der Gegenstand ähnlicher und längerer Gespräche, als ich nun wieder daheim war bei meiner Luise, und der gute Geist des schönen Paulus nun uns beide auch wieder erhob. Ein von den mancherlei Schlacken des alltäglichen Lebens freies schönes Dasein, das träumeten wir und hofften es für Euch, wie selten, ja kaum für andere. Dazu schienet Ihr uns gebildet, dazu begabt und gestellt, wie wenige. Dahin nun richten sich meine Fragen.<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>Wie mögen die lieben Leute sich einrichten, wie Ihre Umgebung, wie Ihren Tag ordnen, was erwählen, um gemeinschaftlich sich daran zu ergehen, welcher Ton wird in Ihrem Hause herrschen, welche Mac<unclear reason="covering" resp="UT">ht</unclear> werden Sie üben um verwandte Seelen an sich zu ziehen, damit Sie nicht genöthigt sind mit den Wölfen nun immer mitzuheulen, auch nicht genöthigt sind in der Zurückgezogenheit und Einsamkeit Ihren Himmel zu bewahren, sondern den Ton der Seele rein ausklingen zu lassen in der Weite eines würdigen und befreundeten Kreises. </p> <p>Natürlich sind das alles Fragen, die jetzt noch alle zu früh kommen, denn ich weiß Gott sei Dank, daß Neuvermählte nicht nach viel fragen, sondern alles in sich genug haben, nicht alle sieben sondern sieben und siebzig Himmel. Also verwundere Dich nicht der Fragen oder gar dessen, daß es einen Baur gibt, der sich sogar weiter unten Deinen Freund nennen wird, und der an Dich schreibt, sondern der alles verspare bis Du wieder auf Erden wirst angekommen sein, dann wird Dir alles verständlich werden, und wollte Gott auch willkommen. </p> <p>Ich glaube lieber Felix es ist eine alte Ehemannpartheilichke<unclear reason="covering" resp="UT">it</unclear><seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg>daß sie einen befreundeten Junggesellen noch lieber gewinnen, wenn er sich zu ihnen geschlagen, gleichsam als hätten sie an ihm Proseliten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_063dbd4d-8b44-493c-992e-f7193647dd14" xml:lang="de">Proseliten – Von griech. proselytos für Hinzugekommener, ein Proselyt ist ein Neubekehrter, besonders auch ein zum Judentum bekehrter Heide.</note> gewonnen für das Philisterthum<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_10891515-9d96-4dd6-a152-e618f65a5fa9" xml:lang="de">Philisterthum – Philistertum ist eine abwertende Bezeichnung für eine kleinbürgerliche Engstirnigkeit, kurz Spießbürgertum. Das Wort Philistertum kommt vom Substantiv Philister. In der Umgangssprache, auch in der Sprache der Romantiker und Literaten des 18. und 19. Jahrhunderts, sind die Philister kleinbürgerlich-engstirnige Menschen.</note> und das kleinere Erdenglück. Und so sollte ich mir denn daraus meine Empfindungen für Dich erklären, aber mein Herz schweigt nicht zu dieser Abfindung sondern beklagt sich über niedrige Verkennung. Wir haben uns in unsere Trauringe die Worte graben lassen: Es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, weil ich gewohnt war an diese Worte viel herrliches zu knüpfen, was zunächst vielleicht nicht gerade darin zu liegen scheint. Die Ehe ist so ein fest werden nicht bloß des Herzens, sondern des ganzen Menschen, eine Verkörperung und Plastik, aber kein Blei, eine Verwirklichung und ein Wahrwerden des Lebens. Das ungefähr ist die Richtung aus der meine Freude hervorging über Deine Brautschaft. Als ich nun aber erst mit Augen sah, welche Du Dir erkoren, da ward mirs noch ganz anders wohl. Offenbaren muß sich ja in dieser Wahl das Innerste, können doch auch nun andere schon mit Augen sehen, was dem Freunde das Herz erfüllt. So habe ich denn an jenem Abend Dich nicht bloß um des <title xml:id="title_6608a007-bee7-4c7e-9910-18c6cb9651d7">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_apx72wxj-dw6a-dvz6-c53k-4vavlt6zjpub"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> willen sondern auch um Deiner Erwählten willen lieber, nein bestimmter und gewisser gewonnen.<seg type="pagebreak"> |6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg>Es ist mir leider sonst schon anders gegangen, daß ich bei Näherstehenden in ihrer Wahl nur eine Entfremdung zwischen ihnen und mir erkannte. So mußte es aber auch sein lieber Felix! </p> <p>Ich besinne mich eben, daß dergleichen Äußerungen gewisse Ansprüche in sich schließen. Lege mirs nicht übel aus. Wenn ich in <hi rend="latintype">Leipzig</hi> wohnte, so würde ich eher fürchten, Dir mit solchen Ansprüchen auf Deine Freundschaft lästig zu fallen. Jetzt kann es schon nicht leicht kommen. </p> <p>Aber eben deshalb will ich Dir auch meine Wünsche bekennen, die dahin gehen, von Eurem Leben und von Deinem Schaffen in der Nähre recht viel zu haben, oder da es in der That nur fromme Wünsche sein möchten, wenigstens einmal und das andere Mal, noch solche Besuche nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_ea9de61f-3a3c-47c4-aaa2-0dfa2f4e5a61">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> hin zu wiederholen, dann freilich mit meiner Luise, und könnte es sein, nicht bloß um Euch zu sehen, sondern auch auf ein ruhiges Wort zu sprechen. Ich werde sehen, ob Du mirs gönnst und mi<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_242c23b6-770c-482e-8c10-850285d55b19">ch</del>r wieder, wenn es so weit ist, zu einer Aufführung des Paulus Nachricht geben wirst. </p> <p>Ja selbst der Gedanke wird von mir noch gar nicht<seg type="pagebreak"> |7| <pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg>unter die unmöglichen verwiesen, Euch wenn Ihr einmal nach <placeName xml:id="placeName_3392adac-0af2-4aa3-a9e6-26b6c6bd1e45">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> reisen werdet, auf einige Tage bei uns zu sehen. Sollte Dich nicht einmal die Lust anwandeln von Deinen Sommerferien einige Tage darauf zu wenden uns in unserer Abgeschiedenheit so recht voll auf durch einen Besuch zu beglücken? Bequemer Raum wäre für Euch schon da, wenn Du wolltest auch die köstlichste Ruhe zur Arbeit. </p> <p>Nun so weit also laß mich anspruchsvoll sein, daß ich diese Wünsche hege und ausspreche. </p> <p>So viel habe ich geschwatzt, und leider so wenig gesagt, größeres Papier habe ich nun auf Deinen freundlichen Wunsch genommen, ich fürchte aber ich hab`s verquer gelegt und statt eines langen einen breiten Brief geschrieben. </p> <p>Vom Paulus hätte ich bestimmteres schreiben sollen, aber ehe Du es nicht ausdrücklich wünschest, halte ich es auch für anmaßend gegen Dich zu thun, was ich allerdings gegen Devrient gethan. </p> <p>Von uns habe ich nichts zu schreiben, nachdem unser <persName xml:id="persName_8276f300-465c-4046-a38c-b6342a0e675d">Annchen<name key="PSN0109709" style="hidden" type="person">Baur, Anna (Anne) Wilhelmine Ulrike (1835-1867)</name></persName> einen zweiten Anfall der Bräune<seg type="pagebreak"><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0a14fc30-4a81-4815-a235-5f4b0335fd11" xml:lang="de">Anfall der Bräune – Bräune heißen alle von Geschwulst und Entzündung des Halses herrührenden Krankheiten, bei denen schmerzliche Behinderung des Athemholens, Schlingens und Sprechens die Hauptbeschwerden ausmachen.</note> |8| <pb n="8" type="pagebreak"></pb></seg>glücklich überstanden, sind wir wieder wohl auf. </p> <closer rend="left">Innigst und freundlichst denken wir zu Euch hin und grüßen Euch tausendmal. – Seid glücklich und Gott erhalte und segne Euch.</closer> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">A. Baur.</signed> </div> </body> </text></TEI>