gb-1837-04-21-01
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Berlin, 21. April 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN / 22 / 4 / 5-6] [D.3 / 26/4].
Rebecka Lejeune Dirichlet
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
M. I. Herz
Mendelssohn
Bartholdy.
Frankfurt a/m.
Ich habe zwar unlängst Euch geschrieben, aber die Zeit vergeht so schnell, daß bald wieder nicht mehr unlängst ist, und Ihr Euch vielleicht wieder ängstigt. Über Höchst
Ich danke Euch sehr, daß Ihr an meinen lumpigen Geburtstag[→] gedacht habt, ich war gar nicht überzeugt davon, und hätte das Gegentheil doch übel genommen. Aber mir thuts leid, daß euch die Franzosen so mißfallen, und ich möchte doch ihre Partie nehmen, namentlich was das Unterdenhutsehn betrifft, und Felix erinnern, daß es anderswo auch junge Leute giebt, die in Jägerstroßen auf die Treppen laufen, um jungen Mädchen unter den Hut zu sehn, und nachher sehr disappointed sind, nur ihre Schwester zu finden, für die sie gar nicht solche unwiderstehliche Augen zu machen brauchten; ferner habe ich auf meinen langjährigen Reisen die Erfahrung gemacht, daß das gros der Menschen sich immer an table d`hôte[→] sehr schlecht macht, und namentlich sehrGenf zu hören, es sey doch unter ihrer Erwartung, und nicht so schön, wie die Werdersche Kirche. Wie artig die Engländer an table d`hôte die Füße auf den Tisch legen, und die Rheinländer sich betrinken, und immerfort die Kellner schelten, das mag eben so allbekannt seyn. Aber genug davon, Du denkst sonst, ich will die Franzosen ernsthaft vertheidigen, und kenne doch von Frankreich nichts als Belgien das ich freilich sehr in Affection genommen habe, und dann lebt man in capitale du monde[→] hält, gar nicht sehr deutsch gesinnt. Das eigentlich Deutschland ist doch gerade, wo ihr seyd, könnt ich nur da seyn, ich würde viel dran denken, Zeitungen zu lesen, und mich über Alles zu ärgern, was man erfährt und nicht erfährt. Ein garstig Lied.
Vorgestern sind wir sehr überrascht worden plötzlich, als H. Woringen Backhausens das elend kranke, sehr verwahrlosete Kind des Dr.
zu sich genommen haben. Thäte einer hier so was, er würde heilig gesprochen. So kann ich auch nicht genug rühmen /od. habe ichs schon einmal gerühmt?/ wie hübsch sichBecker
gegen meineWergifosse
Deine Beschreibung v. Arend war sehr schön, und Du brauchst mir gar nicht nachzumachen, wie er den Weg nach
zur Kathedrale kamen, bin ich expres noch einmal umgekehrt, um zu zählen ob auch, wie er gesagt, 7 Schiffe da wären, zufällig wars mehr. Wenn er nicht da ist, findet man ihn doch amüsant, namentlich ist die Krüpta wieder sehr schön. –Antwerpen
reiset dieser Tage nachArmfeld
, ich habe ihm einen Brief anLondon
. gegeben, dem er von mir einen sehr hübschenKling
avant la lettre[→] der Tochter Titionis zu übergeben hat. Adieu, liebe Eheleute. Ach ich muß noch eine Geschichte von
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Nobilingnach Haus gebracht, und daselbst ihre hochschwangere
Nobilingzu Haus gebracht habe, da war ihre Mutter schrecklich
Darfst Du Cécile solche Geschichte zeigen? es ist nur zu komisch, wie das Kind sich solche Bemerkungen einpökelt, gewöhnlich kommen erzählte od. gesehene Geschichten erst nach 8 – 14 Tagen zum Vorschein. Adieu, Adieu, Adieu,
. sehr bewundert \Hamb
Berlin den 21sten April. Ich habe zwar unlängst Euch geschrieben, aber die Zeit vergeht so schnell, daß bald wieder nicht mehr unlängst ist, und Ihr Euch vielleicht wieder ängstigt. Über Höchst Fannys Wohlseyn werden keine Bülletins mehr ausgegeben, sie übt, trinkt und schläft wie der König von Dänemark, dessen Schlafberichte sie immer in der Zeitung ennüjiren. Ich danke Euch sehr, daß Ihr an meinen lumpigen Geburtstag gedacht habt, ich war gar nicht überzeugt davon, und hätte das Gegentheil doch übel genommen. Aber mir thuts leid, daß euch die Franzosen so mißfallen, und ich möchte doch ihre Partie nehmen, namentlich was das Unterdenhutsehn betrifft, und Felix erinnern, daß es anderswo auch junge Leute giebt, die in Jägerstroßen auf die Treppen laufen, um jungen Mädchen unter den Hut zu sehn, und nachher sehr disappointed sind, nur ihre Schwester zu finden, für die sie gar nicht solche unwiderstehliche Augen zu machen brauchten; ferner habe ich auf meinen langjährigen Reisen die Erfahrung gemacht, daß das gros der Menschen sich immer an table d`hôte sehr schlecht macht, und namentlich sehr oft Deutsche getroffen, in deren Gegenwart Dir. und ich stillschweigend übereinkamen, Französisch zu sprechen, um nicht angeredet und festgehalten zu werden, und nachher etwa in der Kathedrale v. Genf zu hören, es sey doch unter ihrer Erwartung, und nicht so schön, wie die Werdersche Kirche. Wie artig die Engländer an table d`hôte die Füße auf den Tisch legen, und die Rheinländer sich betrinken, und immerfort die Kellner schelten, das mag eben so allbekannt seyn. Aber genug davon, Du denkst sonst, ich will die Franzosen ernsthaft vertheidigen, und kenne doch von Frankreich nichts als Belgien das ich freilich sehr in Affection genommen habe, und dann lebt man in Berlin eigentlich nicht in Deutschland, eher in einem Theile von Rußland, und wird daher, wenn man eben Berlin nicht für die capitale du monde hält, gar nicht sehr deutsch gesinnt. Das eigentlich Deutschland ist doch gerade, wo ihr seyd, könnt ich nur da seyn, ich würde viel dran denken, Zeitungen zu lesen, und mich über Alles zu ärgern, was man erfährt und nicht erfährt. Ein garstig Lied. Vorgestern sind wir sehr überrascht worden plötzlich, als H. v. Woringen gemeldet wurde, ihrer 2 eintreten zu sehen, der andre war Anton, wir haben uns sehr über den Faselhans gefreut, gestern ist er wieder abgereiset. Durch die Schwestern hatte ich schon erfahren, daß Backhausens das elend kranke, sehr verwahrlosete Kind des Dr. Becker zu sich genommen haben. Thäte einer hier so was, er würde heilig gesprochen. So kann ich auch nicht genug rühmen /od. habe ichs schon einmal gerühmt?/ wie hübsch sich Wergifosse gegen meine Schwiegermutter benehmen. Deine Beschreibung v. Arend war sehr schön, und Du brauchst mir gar nicht nachzumachen, wie er den Weg nach Strasb. beschrieb, ich habs aus dem Stegreif schon nachgemacht. So eloquent zu lügen, ist wirklich wieder da durch wahr. Als wir in Antwerpen zur Kathedrale kamen, bin ich expres noch einmal umgekehrt, um zu zählen ob auch, wie er gesagt, 7 Schiffe da wären, zufällig wars mehr. Wenn er nicht da ist, findet man ihn doch amüsant, namentlich ist die Krüpta wieder sehr schön. – Armfeld reiset dieser Tage nach London, ich habe ihm einen Brief an Kling. gegeben, dem er von mir einen sehr hübschen avant la lettre der Tochter Titionis zu übergeben hat. Adieu, liebe Eheleute. Ach ich muß noch eine Geschichte von Walters Beobachtung erzählen, der hat vor 3/4 Jahren die kleine Nobiling nach Haus gebracht, und daselbst ihre hochschwangere Mutter gesehen; seit der Zeit aber zum Erstenmale gestern bei Tante Levy, und sagte Folgendes (sagt Frank) : Wie ich im Sommer die kleine Nobiling zu Haus gebracht habe, da war ihre Mutter schrecklich dick, gestern bei Tante Levy war sie nicht mehr so dick, das kommt wohl vom Schnürleib. Darfst Du Cécile solche Geschichte zeigen? es ist nur zu komisch, wie das Kind sich solche Bemerkungen einpökelt, gewöhnlich kommen erzählte od. gesehene Geschichten erst nach 8 – 14 Tagen zum Vorschein. Adieu, Adieu, Adieu, Mutter grüßt, Paul wird nächste Woche erwartet. Sein Cellospiel wird in Hamb. sehr bewundert \und er ist sehr getheilt zwischen Stolz darauf, und Ärger, daß man ihn seines Talentes wegen einladen will. Ich bin wieder geschwätzig.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-04-21" xml:id="date_b2ec33d3-2956-49a3-821c-e477082d3612">21. 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So kann ich auch nicht genug rühmen /od. habe ichs schon einmal gerühmt?/ wie hübsch sich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2ba272a6-2d2f-4ff5-b87a-b7035d7631dc">Wergifosse<name key="PSN0115708" style="hidden" type="person">Wergifosse, Cornelius Leonard Joseph (1797-1847)</name></persName></hi> gegen meine <persName xml:id="persName_2b36723e-59cb-4383-8897-b57a2feec345">Schwiegermutter<name key="PSN0110667" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName> benehmen. </p> <p>Deine Beschreibung v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c67b6701-3622-45e1-9980-f3aabf7374a9">Arend<name key="PSN0109519" style="hidden" type="person">Arendt, Wilhelm Amadeus August (Guillaume Amédée Auguste) (1808-1865)</name></persName></hi> war sehr schön, und Du brauchst mir gar nicht nachzumachen, wie er den Weg nach <placeName xml:id="placeName_e96a52d7-bfa5-4e68-8870-0397e3933598">Strasb<settlement key="STM0100531" style="hidden" type="locality">Strasbourg</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName>. beschrieb, ich habs aus dem Stegreif schon nachgemacht. So <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">elo</unclear>quent zu lügen, ist wirklich wieder <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">da</unclear> durch wahr. Als wir in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_fe370a21-f11b-4882-97cc-8e24b554692e">Antwerpen<settlement key="STM0103504" style="hidden" type="area">Antwerpen</settlement><country style="hidden">Belgien</country></placeName></hi> zur Kathedrale kamen, bin ich expres noch einmal umgekehrt, um zu zählen ob auch, wie er gesagt, 7 Schiffe da wären, zufällig wars mehr. Wenn er nicht da ist, findet man ihn doch amüsant, namentlich ist die Krüpta wieder sehr schön. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a7b8e850-1037-4fce-b47f-548059427873">Armfeld<name key="PSN0116067" style="hidden" type="person">Armfeld, Alexander Ossipowitsch von (1806-1868)</name></persName></hi> reiset dieser Tage nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_a62df58b-123c-4c73-aed9-0ab3b64ff131">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>, ich habe ihm einen Brief an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_18d9c4fc-3115-46f5-83cc-763975dfbc99">Kling<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName></hi>. gegeben, dem er von mir einen sehr hübschen <hi rend="latintype">avant la lettre</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6602fb33-f8f2-4787-8b65-f780057f66f8" xml:lang="fr ">avant la lettre – frz., buchstäblich.</note> der Tochter Titionis zu übergeben hat. Adieu, liebe Eheleute. Ach ich muß noch eine Geschichte von <persName xml:id="persName_4a44610c-0567-4bb7-a30a-46da895d3837">Walters<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName><seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>Beobachtung erzählen, der hat vor <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">3</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> Jahren die kleine <hi rend="latintype">Nobiling</hi> nach Haus gebracht, und daselbst ihre hochschwangere <persName xml:id="persName_708d7cc6-3ce0-4467-a5dd-3f6e0d810de1">Mutter<name key="PSN0113608" style="hidden" type="person">Nobiling, Johanne Caroline (Jeanette) (1803-1880)</name></persName> gesehen; seit der Zeit aber zum Erstenmale gestern bei Tante <persName xml:id="persName_fafa6f8e-2bc0-46ca-9da9-8bf8c2a2169e">Levy<name key="PSN0112818" style="hidden" type="person">Levy, Sara (1761-1854)</name></persName>, und sagte Folgendes (sagt <persName xml:id="persName_c59cf89b-ea5d-4a30-9bed-9e73e9c4c24c">Frank<name key="PSN0111119" style="hidden" type="person">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName>): Wie ich im Sommer die kleine <hi rend="latintype">Nobiling</hi> zu Haus gebracht habe, da war ihre Mutter schrecklich <add place="above">dick<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add>, gestern bei Tante Levy war sie nicht mehr so dick, das kommt wohl vom Schnürleib. </p> <p>Darfst Du <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_afb4ab6d-409b-43f4-9e90-3b2cbe5229cf">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> solche Geschichte zeigen? es ist nur zu komisch, wie das Kind sich solche Bemerkungen einpökelt, gewöhnlich kommen erzählte od. gesehene Geschichten erst nach 8 – 14 Tagen zum Vorschein. Adieu, Adieu, Adieu, <persName xml:id="persName_d1ae334b-f701-4d53-bfc8-290dbbfc499a">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> grüßt, <persName xml:id="persName_d4d35e66-8ecf-4507-9637-48b17b6f7c44">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> wird nächste Woche erwartet. Sein Cellospiel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_025112c8-b0ed-4327-a454-3e9e29cc5366" xml:lang="de">Sein Cellospiel – Paul Mendelssohn Bartholdy war ein sehr begabter Cellist.</note> wird in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_4236e97a-458b-4338-aa60-6dac968b023d">Hamb<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>. sehr bewundert \<add place="opposite">und er ist sehr getheilt zwischen Stolz darauf, und Ärger, daß man ihn seines Talentes wegen einladen will. Ich bin wieder geschwätzig.<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> </p> </div> </body> </text></TEI>