]> Brief: gb-1837-03-10-01

gb-1837-03-10-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>London, 10. März 1837 Deinen Brief erhielt ich, o Alter, mit sammt den niedlichen lieblichen Autographen draußen, das mich stutzig macht, bis ich umdrehend: Cécile auf dem Siegel las. Wild hat, lese ich mehr andando los tiempos. Und nun raffe Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 18., 19. und 20. Februar 1837 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Freiburg im Breisgau, 30. April und 1. Mai 1837 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 32/24. Autograph Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; London, 10. März 1837 Deinen Brief erhielt ich, o Alter, mit sammt den niedlichen lieblichen Autographen draußen, das mich stutzig macht, bis ich umdrehend: Cécile auf dem Siegel las. Wild hat, lese ich mehr andando los tiempos. Und nun raffe

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Carl Klingemann

Green Books

Klingemann, Briefwechsel, S. 213 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

10. März 1837 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) LondonGroßbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) 4. Hobart Place Eaton Square 10. März 37.

Deinen Brief erhielt ich, o Alter, mit sammt den niedlichen lieblichen Autographen draußen, das mich stutzig macht, bis ich umdrehend: CécileJeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) auf dem Siegel las. Wild hat, lese ich mehr andando los tiempos.andando los tiempos – span., Die Zeiten gehen

Und nun raffe ich mich gewaltsam auf aus meinem Faulheitsanfall der selbst mir verwunderlich und seltsam ist, um Dir wenigstens diese drei Worte, die letzten wohl, die Du als Jungesell, als alter junger Freund, als Gleicher, von mir erhältst, hinzustellen. Aber ohne Betrachtungen! So überzeugt ich auch davon bin, daß Jeder in einem solchen Fall, bei einer solchen „Veränderung“, sich würklich verändert, so sicher bin ich auch, daß wirs nicht werden, und ich gönne Dir Deinen Himmel mit weißen ungetrübtesten Behagen meinerseits.

Für Dein Ansinnen, Deinen Auftrag, das verlangte Hochzeitsgeschenk,das verlangte Hochzeitsgeschenk – Felix Mendelssohn Bartholdy bat Carl Klingemann, ihm als Hochzeitsgeschenk den Text zu einem biblischen Oratorium zu erstellen, den er im Laufe des Sommers vertonen wollte. Siehe Brief fmb-1837-02-20-02 (Brief Nr. 1578) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 18., 19. und 20. Februar 1837, Z. 24 ff. habe Dank. Das ist gut gemeint. Und ich führs gewiß in den nächsten Tagen aus. Daß es nicht schon fertig mitkommt, und sogar noch nicht angefangen ist, mußt Du mir schon zu Gute halten, – es liegt würklich an einer Masse von allerlei Beschäftigungen, die sich unvermerkt über einen Tag und eine Woche ausdehnen, man weiß nicht wie. Aber am nächsten guten freien Tag stürze ich mich in den Elias.Elias – Den Elias-Stoff setzte Felix Mendelssohn Bartholdy später in seinem Oratorium Opus 70 (MWV A 25) um. Die Pläne zu einem Petrus-Oratorium wurden hingegen nicht verwirklicht. Denn daß der es sein muß, leidet bei mir keinen Zweifel. Ich habe schon damals bei meiner Rückkunft vom Rhein die Vorstudien dazu gemacht, und mir sein Leben, auch in außerbiblischen Darstellungen, überschaut und halts für einen großen tüchtigen Stoff, wo es namentlich an starken Chören nicht fehlen soll. Ich muß nur noch einige OratorienTexte hintereinander durchlesen, um mir den Bau der verschieden, nach ihren Gattungen, zu vergegenwärtigen – |2| ich habe ein Buch, in dem alle Händelschen<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109001" style="hidden" type="music">Oratorien</name> zusammen abgedruckt sind, noch nicht auftreiben können. Smart wird’s aber wohl haben.

Aufgefrischt wurden diese Gedanken und Vorsätze noch am Dienstag durch die hiesige Aufführung des Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cfzol3la-lons-or3q-vp0a-vvc4airvzscg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>,Dienstag durch die hiesige Aufführung des Paulus – Gemeint ist wohl eine für die geplante Aufführung des Paulus op. 36 (MWV A 14) am 12. September 1837 zum Probe des ganzen Musikfest in der Londoner Exeter Hall mit den Musikern, die auch in Birmingham auftreten würden. Siehe dazu: Brief fmb-1837-05-29-02 (Brief Nr. 1649), Z. 16; Brief fmb-1837-08-28-01 (Brief Nr. 1694); Brief fmb-1837-09-14-01 (Brief Nr. 1712). die wackelig genug war, um sich Rabenbetrachtungen hinzugeben. Du wirst davon vorläufig gehört haben, – NovelloNovello, Joseph Alfred (1810-1896) hats betrieben bei einer „Amateurs SocietyAmateurs SocietyLondonGroßbritannien“ ein neu Ding hier, – die schon früher sich ins oeffentliche gewagt hat mit einigen Händelschen, und nun gar mit diesem. Es war in ExeterHall,ExeterHall – Die Exeter Hall war eine zwischen 1829 und 1831 errichtete Halle an der Nordseite des Strandes in London, England. ein großer schöner Raum. Wir, einige Deiner Speciellen, MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), HorsleyHorsley, William (1774-1858), RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) und ich hatten uns zusammengethan, und die Andern buchstabirten was ich bereits gelesen hatte. Die Chöre waren zum Theil recht löblich, stark, und ab und an feurig, so daß es bei 300. Ausführenden, zu Zeiten zu recht guten Massen kam. Aber Soli, und namentlich Recitative, waren Schmerzerregend, unser Winkel hat an Kopfschütteln und und allerlei Seufzern Einiges geleistet. Sie hatten keinen ordentlichen Anführer. Ferner nur Miss BirchBirch, Charlotte Ann (1817-1901), die leidlich sang. Unser guter Alfred NovelloNovello, Joseph Alfred (1810-1896) hat mehr Eifer von Stimme. Das Hauptunglück war, daß sie sich auf ihr Orchester nicht verlassen konnten, und so zu den Soli nur eine Art Quartettbegleitung hatten, was gegen den Körper der BlasInstrumente oft sehr absurd und immer sehr arm klang. Ich sagte das NovelloNovello, Joseph Alfred (1810-1896), und es soll nicht noch einmal geschehen. Aber das Publicum, das unten zu vielen hundert 3 Schilling der Kopf, oben in unsern selecteren Region 5. Sch. zahlte, war seines Kaufs heil froh und sehr zufrieden, encoreten die Menge, und erbauten sich an vielen Dingen, wo ichs ihnen nicht zugetraut hätte, namentlich an den Chorälen. Das Applaudiren und laut encoren hatte man verboten, es geschah also stillschweigend durch |3| Händeaufheben – am Schluß aber brach der Applaus durch, und sie applaudirten sich den großen Schlußchor noch einmal. Wie gesagt, nur das TotalGute im Werk konnte würken und durchgreifen, – alles Einzeln lahmte und streckte. Von Fehlern rede ich gar nicht, davon war Legionen, – ein wahres Glück daß Du nicht dabei warst. Sie thaten sich aber doch viel darauf zu Gute und sind in den Zeitungen gehörig gelobt worden.

Durch diese mangelhaften Aufführungen der Soli, wenn auch in Liverpool ein Lied zu singen gewesen seyn muß, hat sich hier der Glaube festgesetzt, das Oratorium habe zu viel Recitative und sey nicht dramatisch genug. Mich amüsirt der Glaube im Stillen; denn da der Elias meiner Ueberzeugung nach vorzugsweise dramatisch seyn wird, helfen wir dem Unglück in Nr 2. bedeutend ab.

Wie geht’s Dir denn sonst, um von Weltlichen, aber herzlichen Dingen zu reden? Es ist ein Glück, daß Du zufällig vom 28, Deinem Hochzeitstagevom 28, Deinem Hochzeitstage – Die Hochzeit von Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Sophie Charlotte Jeanrenaud fand am 28. März 1837 in Frankfurt a. M. statt. sprichst, außer diesem winzig kleinen Umstand weiß ich von Deiner demnächstigen Himmelfahrt nichts. Nicht einmal was für Knöpfe Du Dir zu Deinem TrauFrack bestellt hast, eine Sache die man doch wissen möchte. Einiges Licht weist auf Euch dann und wann ein Postscript in einem Schenkerschen Handlungsbrief, wo mirs dann BeneckeBenecke, Victor (1809-1853) wieder erzählt, bei dem ich, im Comtoir, regelmäßig lunche, wenn nichts Rialtowärts treibt, – z. b. heute. Ein anders, freilich betrübtes, fiel aus einem Brief Deiner MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) auf Euch, – worin das traurige Ausbleiben berichtet wird, als Madame JeanRenaudJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871) die Influenza bekommen hatte, Deine Mutter sah Euch schon alle daran leiden, hoffentlich |4| hat sie sich zuviel gefürchtet. Aber es bleibt bedauernswerth, – sie schienen sich zu Haus Alle so auf Euren Besuch gefreut zu haben.

Deine SchwesternHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sind guter Hoffnung, schreibt mir die Mutter ferner, – wohl auf ihnen!

Halte Du nur Deinen Vorsatz, bewahre den einen Punct in Deinem Herzen: daß Du zum BirminghamFest nach England kommst. Es wäre gar hübsch und wärs auch noch so kurz – wenn man auch nicht viel mit einander leben könnte, man sähe sich doch. Mein Drawing Room nebst allem Zubehör lebt in stiller freudiger Erwartung, – bleibt aber grün und unpikirt, wenn er auch verschlossen wird. Denn, abgesehen von aller Etikette über der wir schweben, so sehe ich bei den Erwägungen über eheliche Dinge immer der Madame BeneckeBenecke, Emmeline (1813-1877) ins ensalvierte Gesicht voll MiniatürEntschlossenheit und sehe daß die über allerlei zu bestimmen haben wird. – Hast Du denn schon bestimmt?MooreMoore, Joseph (1766-1851) aus Birmingham war vor 14. Tagen bei mir, auf einer kurzen Fahrt, und erkundigte sich, ich wußte nichts.

Und Uebrigen geht’s leidlich – mehr oder minder. Die kleine MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) ist leidend – immer noch nicht vom letzten Wochenbett erholt. Er hat einen guten Zug gethan; drei Soirées, wo er classical PianoforteComp allein spielt, – Sonaten von BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) und WeberWeber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826), Sachen von Bach,Bach, Johann Sebastian (1685-1750) HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) und ScarlattiScarlatti, Giuseppe Domenico (1685-1757), Du als einziger Neuerer mit original Melodies zu gelassen – seine neue ManuscriptStudie in den Kauf. Ich habe viel gegen sein Spiel, gegen seinen Vortrag fremder Compositionen – aber in so einem Abend leistet er doch was Ordentliches, bemeistert seinen Gegenstand und giebt Geist her, die Sache, bedenklich wie sie aussah, ist geglückt, – ein kleines aufmerksames Publicum goutirt sehr. Sie encoren z. b. die 5te <hi rend="latintype">cis mol</hi> Fuge von <hi rend="latintype">Bach</hi><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107918" style="hidden" type="music">Fuge cis-Moll, BWV 849/2</name>, – NB die fis mol. – Etwas Scarlatti wird auf einem Harpsichord gespielt, das der Gründer des Broadwoodschen HausesJohn Broadwood & Sons, Klavierfabrik in LondonGründer des Broadwoodschen Hauses – Gründer des englischen Klavierbauunternehmens John Broadwood & Sons war 1728 Burkhardt Tschudi (1702–1773). Ab 1772 wurde es von dessen Schwiegersohn, John Broadwood (1732–1812), geführt und produziert seit dem 18. Jahrhundert bis heute Instrumente. gebaut hat, – zu großem Ergötzen der Kenner und Nichtkenner. –

Es hat so gezogen, daß er aufgefordert ist im AncientConcertPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien ein Concert von Bach zu spielen. – Das PhilharmPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien. fährt fort zu altern und sich grau zu machen. – Mrs BrunelBrunel, Mary Elizabeth → Horsley (1813-1881) ist, glaube ich, guter Hoffnung. Fanny HorsleyHorsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849) liegt sehr – seit 8 Wochen auf dem Sopha, an einer Knieverletzung die HausFreunde werden zugelassen, und wenn auch leidend, glänzt sie drum nicht minder. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) liest ihr vor – rathe was? – die Räuber<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110668" style="hidden" type="dramatic_work">Die Räuber</name>! – dermaßen mit Auslassungen und Entsetzen vor den Dingen die er ihr verschwiegen daß sie es erst recht weg hat und sich darüber sehr ergötzt. – JohnHorsley, John Callcott (1817-1903) hat sein erstes Bild in der Ausstellung, – er wird sehr gelobt und kriegt Bestellungen.

Gegenstand: a Rentday in Haddow Hall 16. Century. AttwoodAttwood, Thomas (1765-1838) nimmt die dedication mit Jubel auf – er hält eine von seinen langen erhitzten Reden aus denen sein Behagen hervorging.

Grüße regnets, – seit langer Zeit zum ersten Male, – plätschernd und der Frühling wird auf und ausgegossen, und wegen ich mir danke daß es morgen Sonnabend ist und Philh ProbePhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien und wahrscheinlich Blauster Himmel so fühle ich rückwärts sentimental. Das ist aber alles anders jetzt! Ich aber dennoch Dein alter CKL.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

Zweyter Schluß: Die schönsten Grüße an Deine BrautJeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853). Im Uebrigen alles Gute zu Ostern. Wann wirst Du mir wieder schrieben? Wir Alle sehnen uns nach Details.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

            4. Hobart Place Eaton Square 10. März 37. Deinen Brief erhielt ich, o Alter, mit sammt den niedlichen lieblichen Autographen draußen, das mich stutzig macht, bis ich umdrehend: Cécile auf dem Siegel las. Wild hat, lese ich mehr andando los tiempos.
Und nun raffe ich mich gewaltsam auf aus meinem Faulheitsanfall der selbst mir verwunderlich und seltsam ist, um Dir wenigstens diese drei Worte, die letzten wohl, die Du als Jungesell, als alter junger Freund, als Gleicher, von mir erhältst, hinzustellen. Aber ohne Betrachtungen! So überzeugt ich auch davon bin, daß Jeder in einem solchen Fall, bei einer solchen „Veränderung“, sich würklich verändert, so sicher bin ich auch, daß wirs nicht werden, und ich gönne Dir Deinen Himmel mit weißen ungetrübtesten Behagen meinerseits.
Für Dein Ansinnen, Deinen Auftrag, das verlangte Hochzeitsgeschenk, habe Dank. Das ist gut gemeint. Und ich führs gewiß in den nächsten Tagen aus. Daß es nicht schon fertig mitkommt, und sogar noch nicht angefangen ist, mußt Du mir schon zu Gute halten, – es liegt würklich an einer Masse von allerlei Beschäftigungen, die sich unvermerkt über einen Tag und eine Woche ausdehnen, man weiß nicht wie. Aber am nächsten guten freien Tag stürze ich mich in den Elias. Denn daß der es sein muß, leidet bei mir keinen Zweifel. Ich habe schon damals bei meiner Rückkunft vom Rhein die Vorstudien dazu gemacht, und mir sein Leben, auch in außerbiblischen Darstellungen, überschaut und halts für einen großen tüchtigen Stoff, wo es namentlich an starken Chören nicht fehlen soll. Ich muß nur noch einige OratorienTexte hintereinander durchlesen, um mir den Bau der verschieden, nach ihren Gattungen, zu vergegenwärtigen – ich habe ein Buch, in dem alle Händelschen zusammen abgedruckt sind, noch nicht auftreiben können. Smart wird’s aber wohl haben.
Aufgefrischt wurden diese Gedanken und Vorsätze noch am Dienstag durch die hiesige Aufführung des Paulus, die wackelig genug war, um sich Rabenbetrachtungen hinzugeben. Du wirst davon vorläufig gehört haben, – Novello hats betrieben bei einer „Amateurs Society“ ein neu Ding hier, – die schon früher sich ins oeffentliche gewagt hat mit einigen Händelschen, und nun gar mit diesem. Es war in ExeterHall, ein großer schöner Raum. Wir, einige Deiner Speciellen, Moscheles, Horsley, Rosen und ich hatten uns zusammengethan, und die Andern buchstabirten was ich bereits gelesen hatte. Die Chöre waren zum Theil recht löblich, stark, und ab und an feurig, so daß es bei 300. Ausführenden, zu Zeiten zu recht guten Massen kam. Aber Soli, und namentlich Recitative, waren Schmerzerregend, unser Winkel hat an Kopfschütteln und und allerlei Seufzern Einiges geleistet. Sie hatten keinen ordentlichen Anführer. Ferner nur Miss Birch, die leidlich sang. Unser guter Alfred Novello hat mehr Eifer von Stimme. Das Hauptunglück war, daß sie sich auf ihr Orchester nicht verlassen konnten, und so zu den Soli nur eine Art Quartettbegleitung hatten, was gegen den Körper der BlasInstrumente oft sehr absurd und immer sehr arm klang. Ich sagte das Novello, und es soll nicht noch einmal geschehen. Aber das Publicum, das unten zu vielen hundert 3 Schilling der Kopf, oben in unsern selecteren Region 5. Sch. zahlte, war seines Kaufs heil froh und sehr zufrieden, encoreten die Menge, und erbauten sich an vielen Dingen, wo ichs ihnen nicht zugetraut hätte, namentlich an den Chorälen. Das Applaudiren und laut encoren hatte man verboten, es geschah also stillschweigend durch Händeaufheben – am Schluß aber brach der Applaus durch, und sie applaudirten sich den großen Schlußchor noch einmal. Wie gesagt, nur das TotalGute im Werk konnte würken und durchgreifen, – alles Einzeln lahmte und streckte. Von Fehlern rede ich gar nicht, davon war Legionen, – ein wahres Glück daß Du nicht dabei warst. Sie thaten sich aber doch viel darauf zu Gute und sind in den Zeitungen gehörig gelobt worden.
Durch diese mangelhaften Aufführungen der Soli, wenn auch in Liverpool ein Lied zu singen gewesen seyn muß, hat sich hier der Glaube festgesetzt, das Oratorium habe zu viel Recitative und sey nicht dramatisch genug. Mich amüsirt der Glaube im Stillen; denn da der Elias meiner Ueberzeugung nach vorzugsweise dramatisch seyn wird, helfen wir dem Unglück in Nr 2. bedeutend ab.
Wie geht’s Dir denn sonst, um von Weltlichen, aber herzlichen Dingen zu reden? Es ist ein Glück, daß Du zufällig vom 28, Deinem Hochzeitstage sprichst, außer diesem winzig kleinen Umstand weiß ich von Deiner demnächstigen Himmelfahrt nichts. Nicht einmal was für Knöpfe Du Dir zu Deinem TrauFrack bestellt hast, eine Sache die man doch wissen möchte. Einiges Licht weist auf Euch dann und wann ein Postscript in einem Schenkerschen Handlungsbrief, wo mirs dann Benecke wieder erzählt, bei dem ich, im Comtoir, regelmäßig lunche, wenn nichts Rialtowärts treibt, – z. b. heute. Ein anders, freilich betrübtes, fiel aus einem Brief Deiner Mutter auf Euch, – worin das traurige Ausbleiben berichtet wird, als Madame JeanRenaud die Influenza bekommen hatte, Deine Mutter sah Euch schon alle daran leiden, hoffentlich hat sie sich zuviel gefürchtet. Aber es bleibt bedauernswerth, – sie schienen sich zu Haus Alle so auf Euren Besuch gefreut zu haben.
Deine Schwestern sind guter Hoffnung, schreibt mir die Mutter ferner, – wohl auf ihnen!
Halte Du nur Deinen Vorsatz, bewahre den einen Punct in Deinem Herzen: daß Du zum BirminghamFest nach England kommst. Es wäre gar hübsch und wärs auch noch so kurz – wenn man auch nicht viel mit einander leben könnte, man sähe sich doch. Mein Drawing Room nebst allem Zubehör lebt in stiller freudiger Erwartung, – bleibt aber grün und unpikirt, wenn er auch verschlossen wird. Denn, abgesehen von aller Etikette über der wir schweben, so sehe ich bei den Erwägungen über eheliche Dinge immer der Madame Benecke ins ensalvierte Gesicht voll MiniatürEntschlossenheit und sehe daß die über allerlei zu bestimmen haben wird. – Hast Du denn schon bestimmt? – Moore aus Birmingham war vor 14. Tagen bei mir, auf einer kurzen Fahrt, und erkundigte sich, ich wußte nichts.
Und Uebrigen geht’s leidlich – mehr oder minder. Die kleine Moscheles ist leidend – immer noch nicht vom letzten Wochenbett erholt. Er hat einen guten Zug gethan; drei Soirées, wo er classical PianoforteComp allein spielt, – Sonaten von Beethoven und Weber, Sachen von Bach, Händel und Scarlatti, Du als einziger Neuerer mit original Melodies zu gelassen – seine neue ManuscriptStudie in den Kauf. Ich habe viel gegen sein Spiel, gegen seinen Vortrag fremder Compositionen – aber in so einem Abend leistet er doch was Ordentliches, bemeistert seinen Gegenstand und giebt Geist her, die Sache, bedenklich wie sie aussah, ist geglückt, – ein kleines aufmerksames Publicum goutirt sehr. Sie encoren z. b. die 5te cis mol Fuge von Bach, – NB die fis mol. – Etwas Scarlatti wird auf einem Harpsichord gespielt, das der Gründer des Broadwoodschen Hauses gebaut hat, – zu großem Ergötzen der Kenner und Nichtkenner. –
Es hat so gezogen, daß er aufgefordert ist im AncientConcert ein Concert von Bach zu spielen. – Das Philharm. fährt fort zu altern und sich grau zu machen. – Mrs Brunel ist, glaube ich, guter Hoffnung. Fanny Horsley liegt sehr – seit 8 Wochen auf dem Sopha, an einer Knieverletzung die HausFreunde werden zugelassen, und wenn auch leidend, glänzt sie drum nicht minder. Rosen liest ihr vor – rathe was? – die Räuber! – dermaßen mit Auslassungen und Entsetzen vor den Dingen die er ihr verschwiegen daß sie es erst recht weg hat und sich darüber sehr ergötzt. – John hat sein erstes Bild in der Ausstellung, – er wird sehr gelobt und kriegt Bestellungen.
Gegenstand: a Rentday in Haddow Hall 16. Century. Attwood nimmt die dedication mit Jubel auf – er hält eine von seinen langen erhitzten Reden aus denen sein Behagen hervorging.
Grüße regnets, – seit langer Zeit zum ersten Male, – plätschernd und der Frühling wird auf und ausgegossen, und wegen ich mir danke daß es morgen Sonnabend ist und Philh Probe und wahrscheinlich Blauster Himmel so fühle ich rückwärts sentimental. Das ist aber alles anders jetzt! Ich aber dennoch Dein alter CKL.
Zweyter Schluß: Die schönsten Grüße an Deine BrautJeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) . Im Uebrigen alles Gute zu Ostern. Wann wirst Du mir wieder schrieben? Wir Alle sehnen uns nach Details.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-03-10-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-03-10-01" xml:id="title_426f2496-8106-4576-baef-5b068d295bf8">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>London, 10. März 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_85cea70d-ca89-4d07-8377-e193ff09124a">Deinen Brief erhielt ich, o Alter, mit sammt den niedlichen lieblichen Autographen draußen, das mich stutzig macht, bis ich umdrehend: Cécile auf dem Siegel las. Wild hat, lese ich mehr andando los tiempos. Und nun raffe</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_ab23a002-4438-472e-94f8-a4086527fa54">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1837-02-20-02" type="precursor" xml:id="title_fa52d809-6b5c-4f04-b4df-80dce5794395">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 18., 19. und 20. Februar 1837</title> <title key="fmb-1837-05-01-01" type="successor" xml:id="title_4c569215-373f-4d6c-ae4a-6ddc18576e46">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Freiburg im Breisgau, 30. April und 1. Mai 1837</title> <author key="PSN0112434">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"></name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_10b6defa-4b56-4953-86d8-f46d92f86d10"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 32/24.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-03-10-01" type="letter" xml:id="title_64c3273d-39de-49f2-9137-b31a0a1f46f4">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; London, 10. März 1837</title> <incipit>Deinen Brief erhielt ich, o Alter, mit sammt den niedlichen lieblichen Autographen draußen, das mich stutzig macht, bis ich umdrehend: Cécile auf dem Siegel las. Wild hat, lese ich mehr andando los tiempos. Und nun raffe</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Carl Klingemann</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Klingemann, Briefwechsel, S. 213 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-03-10" xml:id="date_efd4fad5-6f9c-4203-936f-ef45b7975b78">10. März 1837</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_641ed327-8562-4b7b-b76c-f8f95a354d9d">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_b7680e9b-ae27-4db8-a881-6b67e83b86ee"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_d72a7cad-4f42-49ad-918f-26bb110e001b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_0d6f6e00-9d7d-42cf-af82-cc10075d0450"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_8ed93ff5-edfe-4a04-b1c6-b8e3c71e9e2e"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <dateline rend="right">4. Hobart Place Eaton Square</dateline> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1837-03-10" xml:id="date_e057f92a-fa34-4eb2-9a22-2617b138d870">10. März 37</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Deinen Brief erhielt ich, o Alter, mit sammt den niedlichen lieblichen Autographen draußen, das mich stutzig macht, bis ich umdrehend: <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8508afc6-5505-4ddd-a4ff-d58bedd8e0c3">Cécile<name key="PSN0112225" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> auf dem Siegel las. Wild hat, lese ich mehr <hi rend="latintype">andando los tiempos</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6a6f380a-d9d1-46c2-8b76-0c0c03ccb447" xml:lang="span ">andando los tiempos – span., Die Zeiten gehen</note></p> <p>Und nun raffe ich mich gewaltsam auf aus meinem Faulheitsanfall der selbst mir verwunderlich und seltsam ist, um Dir wenigstens diese drei Worte, die letzten wohl, die Du als Jungesell, als alter junger Freund, als Gleicher, von mir erhältst, hinzustellen. Aber ohne Betrachtungen! So überzeugt ich auch davon bin, daß Jeder in einem solchen Fall, bei einer solchen „Veränderung“, sich würklich verändert, so sicher bin ich auch, daß wirs nicht werden, und ich gönne Dir Deinen Himmel mit weißen ungetrübtesten Behagen meinerseits.</p> <p>Für Dein Ansinnen, Deinen Auftrag, das verlangte Hochzeitsgeschenk,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_316d2414-3ad0-4239-bc5e-8f6cc7fe7086" xml:lang="de">das verlangte Hochzeitsgeschenk – Felix Mendelssohn Bartholdy bat Carl Klingemann, ihm als Hochzeitsgeschenk den Text zu einem biblischen Oratorium zu erstellen, den er im Laufe des Sommers vertonen wollte. Siehe Brief fmb-1837-02-20-02 (Brief Nr. 1578) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 18., 19. und 20. Februar 1837, Z. 24 ff.</note> habe Dank. Das ist gut gemeint. Und ich führs gewiß in den nächsten Tagen aus. Daß es nicht schon fertig mitkommt, und sogar noch nicht angefangen ist, mußt Du mir schon zu Gute halten, – es liegt würklich an einer Masse von allerlei Beschäftigungen, die sich unvermerkt über einen Tag und eine Woche ausdehnen, man weiß nicht wie. Aber am nächsten guten freien Tag stürze ich mich in den <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Elias</hi></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4872e7d6-8b6c-4b1c-a6b9-ae04810e6249" xml:lang="de">Elias – Den Elias-Stoff setzte Felix Mendelssohn Bartholdy später in seinem Oratorium Opus 70 (MWV A 25) um. Die Pläne zu einem Petrus-Oratorium wurden hingegen nicht verwirklicht.</note> Denn daß der es sein muß, leidet bei mir keinen Zweifel. Ich habe schon damals bei meiner Rückkunft vom Rhein die Vorstudien dazu gemacht, und mir sein Leben, auch in außerbiblischen Darstellungen, überschaut und halts für einen großen tüchtigen Stoff, wo es namentlich an starken Chören nicht fehlen soll. Ich muß nur noch einige OratorienTexte hintereinander durchlesen, um mir den Bau der verschieden, nach ihren Gattungen, zu vergegenwärtigen –<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>ich habe ein Buch, in dem alle <title xml:id="title_dcea132a-bf0c-46b7-80db-177eccc72423">Händelschen<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109001" style="hidden" type="music">Oratorien</name></title> zusammen abgedruckt sind, noch nicht auftreiben können. Smart wird’s aber wohl haben.</p> <p>Aufgefrischt wurden diese Gedanken und Vorsätze noch am <date cert="high" when="1837-03-09" xml:id="date_87a55eb8-ceab-43cb-9cb0-64eb07324e6e">Dienstag</date> durch die hiesige Aufführung des <hi rend="latintype"><title xml:id="title_bd10e108-637c-42da-b78a-4d4f740d5d34">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cfzol3la-lons-or3q-vp0a-vvc4airvzscg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6bb5d426-a395-40cf-a385-4db516410694" xml:lang="de">Dienstag durch die hiesige Aufführung des Paulus – Gemeint ist wohl eine für die geplante Aufführung des Paulus op. 36 (MWV A 14) am 12. September 1837 zum Probe des ganzen Musikfest in der Londoner Exeter Hall mit den Musikern, die auch in Birmingham auftreten würden. Siehe dazu: Brief fmb-1837-05-29-02 (Brief Nr. 1649), Z. 16; Brief fmb-1837-08-28-01 (Brief Nr. 1694); Brief fmb-1837-09-14-01 (Brief Nr. 1712). </note> die wackelig genug war, um sich Rabenbetrachtungen hinzugeben. Du wirst davon vorläufig gehört haben, – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a592eaea-908e-4cad-9bd3-d4bca58fc210">Novello<name key="PSN0113624" style="hidden" type="person">Novello, Joseph Alfred (1810-1896)</name></persName></hi> hats betrieben bei einer „<hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_3f2cde2c-c67a-42d9-8081-bb8e78ea9910">Amateurs Society<name key="NST0103354" style="hidden" subtype="" type="institution">Amateurs Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>“ ein neu Ding hier, – die schon früher sich ins oeffentliche gewagt hat mit einigen Händelschen, und nun gar mit diesem. Es war in <hi rend="latintype">ExeterHall</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3dace32b-7194-408c-be6e-7de2e2d4d4dc" xml:lang="de">ExeterHall – Die Exeter Hall war eine zwischen 1829 und 1831 errichtete Halle an der Nordseite des Strandes in London, England.</note> ein großer schöner Raum. Wir, einige Deiner Speciellen, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f7afb378-7b41-4be7-9d97-b2e815d24dce">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_dbe1ad49-5cc1-4f2c-a8e5-08448be9c0b6">Horsley<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3d9a0662-2054-4e61-a89e-087b123c287f">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> und ich hatten uns zusammengethan, und die Andern buchstabirten was ich bereits gelesen hatte. Die Chöre waren zum Theil recht löblich, stark, und ab und an feurig, so daß es bei 300. Ausführenden, zu Zeiten zu recht guten Massen kam. Aber <hi rend="latintype">Soli</hi>, und namentlich <hi rend="latintype">Recitative</hi>, waren Schmerzerregend, unser Winkel hat an Kopfschütteln und <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> und allerlei Seufzern Einiges geleistet. Sie hatten keinen ordentlichen Anführer. Ferner nur <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_88934091-e3cd-4d0a-91e8-94a596e57101">Miss Birch<name key="PSN0109957" style="hidden" type="person">Birch, Charlotte Ann (1817-1901)</name></persName></hi>, die leidlich sang. Unser guter <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_472febfb-2ba7-4a48-9e38-c9b8079a57e0">Alfred Novello<name key="PSN0113624" style="hidden" type="person">Novello, Joseph Alfred (1810-1896)</name></persName></hi> hat mehr Eifer von Stimme. Das Hauptunglück war, daß sie sich auf ihr Orchester nicht verlassen konnten, und so zu den <hi rend="latintype">Soli</hi> nur eine Art Quartettbegleitung hatten, was gegen den Körper der BlasInstrumente oft sehr absurd und immer sehr arm klang. Ich sagte das <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1f48ea4a-aed4-4b05-9959-f91aaef0b454">Novello<name key="PSN0113624" style="hidden" type="person">Novello, Joseph Alfred (1810-1896)</name></persName></hi>, und es soll nicht noch einmal geschehen. Aber das Publicum, das unten zu vielen hundert 3 Schilling der Kopf, oben in unsern <hi rend="latintype">selecteren</hi> Region 5. Sch. zahlte, war seines Kaufs heil froh und sehr zufrieden, <hi rend="latintype">encoreten</hi> die Menge, und erbauten sich an vielen Dingen, wo ichs ihnen nicht zugetraut hätte, namentlich an den Chorälen. Das Applaudiren und laut <hi rend="latintype">encoren</hi> hatte man verboten, es geschah also stillschweigend durch<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Händeaufheben – am Schluß aber brach der Applaus durch, und sie applaudirten sich den großen Schlußchor noch einmal. Wie gesagt, nur das TotalGute im Werk konnte würken und durchgreifen, – alles Einzeln lahmte und streckte. Von Fehlern rede ich gar nicht, davon war Legionen, – ein wahres Glück daß Du nicht dabei warst. Sie thaten sich aber doch viel darauf zu Gute und sind in den Zeitungen gehörig gelobt worden.</p> <p>Durch diese mangelhaften Aufführungen der <hi rend="latintype">Soli</hi>, wenn auch in <hi rend="latintype">Liverpool</hi> ein Lied zu singen gewesen seyn muß, hat sich hier der Glaube festgesetzt, das Oratorium habe zu viel <hi rend="latintype">Recitative</hi> und sey nicht dramatisch genug. Mich amüsirt der Glaube im Stillen; denn da der <hi rend="latintype">Elias</hi> meiner Ueberzeugung nach vorzugsweise dramatisch seyn wird, helfen wir dem Unglück in Nr 2. bedeutend ab.</p> <p>Wie geht’s Dir denn sonst, um von Weltlichen, aber herzlichen Dingen zu reden? Es ist ein Glück, daß Du zufällig vom 28, Deinem Hochzeitstage<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_52c42d20-e0cd-4d3a-9fba-b8059f122f58" xml:lang="de">vom 28, Deinem Hochzeitstage – Die Hochzeit von Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Sophie Charlotte Jeanrenaud fand am 28. März 1837 in Frankfurt a. M. statt.</note> sprichst, außer diesem winzig kleinen Umstand weiß ich von Deiner demnächstigen Himmelfahrt nichts. Nicht einmal was für Knöpfe Du Dir zu Deinem TrauFrack bestellt hast, eine Sache die man doch wissen möchte. Einiges Licht weist auf Euch dann und wann ein Postscript in einem Schenkerschen Handlungsbrief, wo mirs dann <persName xml:id="persName_f63ed2e5-2ba0-48f0-9f1d-0e573c6a7774">Benecke<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName> wieder erzählt, bei dem ich, im <hi rend="latintype">Comtoir</hi>, regelmäßig <hi rend="latintype">lunche</hi>, wenn nichts Rialtowärts treibt, – z. b. heute. Ein anders, freilich betrübtes, fiel aus einem Brief <persName xml:id="persName_44f10012-b5be-487b-be3e-ba055d0519a2">Deiner Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> auf Euch, – worin das traurige Ausbleiben berichtet wird, als <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cb3c7b39-d8fb-4402-bed3-a9b8e927822f">Madame JeanRenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi> die Influenza bekommen hatte, Deine Mutter sah Euch schon alle daran leiden, hoffentlich<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>hat sie sich zuviel gefürchtet. Aber es bleibt bedauernswerth, – sie schienen sich zu Haus Alle so auf Euren Besuch gefreut zu haben.</p> <p><persName xml:id="persName_8e297224-e5c6-42ac-a9d9-bfe4e19e8439">Deine Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sind guter Hoffnung, schreibt mir die Mutter ferner, – wohl auf ihnen!</p> <p>Halte Du nur Deinen Vorsatz, bewahre den einen Punct in Deinem Herzen: daß Du zum BirminghamFest nach England kommst. Es wäre gar hübsch und wärs auch noch so kurz – wenn man auch nicht viel mit einander leben könnte, man sähe sich doch. Mein <hi rend="latintype">Drawing</hi> <hi rend="latintype">Room</hi> nebst allem Zubehör lebt in stiller freudiger Erwartung, – bleibt aber grün und unpikirt, wenn er auch verschl<unclear reason="covering" resp="UT">ossen</unclear> wird. Denn, abgesehen von aller <hi rend="latintype">Etikette</hi> über der wir schweben, so sehe ich bei den Erwägungen über eheliche Dinge immer der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c8e168cd-57fe-4fc1-a625-ca6385fb6f86">Madame Benecke<name key="PSN0109823" style="hidden" type="person">Benecke, Emmeline (1813-1877)</name></persName></hi> ins ensalvierte Gesicht voll MiniatürEntschlossenheit und sehe daß die über allerlei zu bestimmen haben wird. – Hast Du denn schon besti<unclear reason="covering" resp="UT">mmt?</unclear> – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_eb44476b-be96-41c2-b1da-50896bfc2575">Moore<name key="PSN0113413" style="hidden" type="person">Moore, Joseph (1766-1851)</name></persName></hi> aus <hi rend="latintype">Birmingham</hi> war vor 14. Tagen bei mir, auf einer kurzen Fahrt, und erkundigte sich, ich wußte nichts.</p> <p>Und Uebrigen geht’s leidlich – mehr oder minder. <persName xml:id="persName_549b1750-113c-44d1-9cbf-76d286ea2080">Die kleine <hi rend="latintype">Mosch</hi><unclear reason="covering" resp="UT"><hi rend="latintype">eles</hi></unclear><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> ist leidend – immer noch nicht vom letzten Wochenbett erholt. Er hat einen guten Zug gethan; drei <hi rend="latintype">Soirées</hi>, wo er <hi rend="latintype">classical PianoforteComp</hi> allein spielt, – <hi rend="latintype">Sonaten</hi> von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e61c6689-3d93-45c5-9599-17e185396e88">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b625ae84-f399-4aea-bbdf-9dfc3620b121">Weber<name key="PSN0115645" style="hidden" type="person">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name></persName></hi>, Sachen von <persName xml:id="persName_88a00070-af64-4f2b-964d-f5f693a458da"><hi rend="latintype">Bac<unclear reason="covering" resp="UT">h,</unclear></hi><name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d743a1b9-bf90-40f0-abc8-31a5399948c2">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4c0da783-c616-4987-a154-379be8b5fa62">Scarlatti<name key="PSN0114487" style="hidden" type="person">Scarlatti, Giuseppe Domenico (1685-1757)</name></persName></hi>, Du als einziger Neuerer mit <hi rend="latintype">original Melod<unclear reason="covering" resp="UT">ies</unclear></hi> zu gelassen – seine neue ManuscriptStudie in den Kauf. Ich habe viel gegen sein Spiel, gegen seinen Vortrag fremder <hi rend="latintype">Compositionen</hi> – aber in so einem Abend leistet er doch was Ordentliches, bemeistert seinen Gegenstand und giebt Geist her, die Sache, bedenklich wie sie aussah, ist geglückt, – ein kleines aufmerksames Publicum goutirt sehr. Sie <hi rend="latintype">encoren</hi> z. b. die <title xml:id="title_03b5d9ba-3bd3-4bd2-9643-e08b3c04be9c">5te <hi rend="latintype">cis mol</hi> Fuge von <hi rend="latintype">Bach</hi><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107918" style="hidden" type="music">Fuge cis-Moll, BWV 849/2</name></title>, – <hi rend="latintype">NB</hi> die <hi rend="latintype">fis mol</hi>. – Etwas <hi rend="latintype">Scarlatti</hi> wird auf einem <hi rend="latintype">Harpsichord</hi> gespielt, das der Gründer des <persName xml:id="persName_88446c1f-e92c-445e-99ea-3e4392042258"><hi rend="latintype">Broadwoodschen</hi> Hauses<name key="PSN0110137" style="hidden" type="person">John Broadwood &amp; Sons, Klavierfabrik in London</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8361f13d-6072-4c5c-933b-c85292d5215c" xml:lang="de">Gründer des Broadwoodschen Hauses – Gründer des englischen Klavierbauunternehmens John Broadwood &amp; Sons war 1728 Burkhardt Tschudi (1702–1773). Ab 1772 wurde es von dessen Schwiegersohn, John Broadwood (1732–1812), geführt und produziert seit dem 18. Jahrhundert bis heute Instrumente. </note> gebaut hat, – zu großem Ergötzen der Kenner und Nichtkenner. –</p> <p>Es hat so gezogen, daß er aufgefordert ist im <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_20430a62-765e-4f7d-93c8-a2979fb02e47">AncientConcert<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="Ancient Concert" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> ein <hi rend="latintype">Concert</hi> von <hi rend="latintype">Bach</hi> zu spielen. – Das <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_42c311ec-f0e6-4951-9a0c-11be491d9685">Philharm<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>. fährt fort zu altern und sich grau zu machen. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ab925628-d275-4b24-9197-fd1053c8f011">Mrs Brunel<name key="PSN0110162" style="hidden" type="person">Brunel, Mary Elizabeth → Horsley (1813-1881)</name></persName></hi> ist, glaube ich, guter Hoffnung. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0e10f9fc-7cca-4319-886a-022394f01088">Fanny Horsley<name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name></persName></hi> liegt sehr – seit 8 Wochen auf dem Sopha, an einer Knieverletzung die HausFreunde werden zugelassen, und wenn auch leidend, glänzt sie drum nicht minder. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3a253488-ce52-479c-96c0-b88cbeb39bd8">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> liest ihr vor – rathe was? – die <title xml:id="title_beb78fc6-f47c-4ce9-b024-5a194930ac6f">Räuber<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110668" style="hidden" type="dramatic_work">Die Räuber</name></title>! – dermaßen mit Auslassungen und Entsetzen vor den Dingen die er ihr verschwiegen daß sie es erst recht weg hat und sich darüber sehr ergötzt. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_db060dfa-e6c9-4b24-bed2-eaa5c0794f80">John<name key="PSN0112106" style="hidden" type="person">Horsley, John Callcott (1817-1903)</name></persName></hi> hat sein erstes Bild in der Ausstellung, – er wird sehr gelobt und kriegt Bestellungen.</p> <p>Gegenstand: <hi rend="latintype">a Rentday in Haddow Hall 16. Century</hi>. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_14c806a5-2b8e-4fce-a718-a896ff27e4e5">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden" type="person">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName></hi> nimmt die <hi rend="latintype">dedication</hi> mit Jubel auf – er hält eine von seinen langen erhitzten Reden aus denen sein Behagen hervorging. </p> <p>Grüße regnets, – seit langer Zeit zum <add place="margin">ersten Male, – plätschernd und der Frühling wird auf und ausgegossen, und wegen ich mir danke daß es morgen Sonnabend ist und <placeName xml:id="placeName_aef52bca-8ed7-4a66-b11c-e635550fb883">Philh Probe<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="Probe" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> und wahrscheinlich Blauster Himmel so fühle ich rückwärts sentimental. Das ist aber alles anders jetzt! Ich aber dennoch <seg type="closer">Dein alter <hi rend="latintype">CKL</hi></seg>.<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add></p> <p><add place="margin">Zweyter Schluß: <seg type="closer">Die schönsten Grüße an <persName xml:id="persName_680375c1-6b88-45e7-a3e0-6b45997019bd">Deine Braut<name key="PSN0112225" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>. Im Uebrigen alles Gute zu Ostern. Wann wirst Du mir wieder schrieben? Wir Alle sehnen uns nach Details.</seg><name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>