gb-1837-03-01-01
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Berlin, 1. März 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Gleich nachdem
Baskischestatt deßen vor. Den
comitéihn zu Errichtung eines Theaters, unter sehr vortheilhaften Bedingungen, als Direktor und Schauspieler berufen. Er geht vorläufig ohne Frau und Tochter hin, um sich die ganze Sache genau anzusehen und das
terrainkennen zu lernen. Binnen 4 oder 6 Wochen kehrt er nach Deutschland zurück um Subjekte für die Bühne zu engagiren. Er hofft gewiß, Dich in
ensembles, finalesetc. anzubringen, so meynt er, die technische Arbeit dürfte in wenigen Tagen gemacht sein: und angenommen, daß Verse zum Komponiren nicht allzu künstlich sein
dürfen, so kann man ihm zutrauen, daß es in Deutschland jetzt wohl keinen giebt, der mehr Bühneneffekt, Leichtigkeit und Praktik darin besäße. Hast Du ihm darauf etwas zu schreiben, so schick mir nur die Briefe, denn
Dichmöchte er
Was mir Militairsache schreibt, lege ich hier bei, um Dir zu beweisen, daß es an meinem Eifer nicht fehlt, Dir alles pünktlichst zu besorgen, aber daß die Behörden nicht ganz mit meiner Raschheit verfahren. Eben so erwarte ich nur Deinen definitiven Willen wegen des Aufgebots, wozu es auch Zeit ist, Falls ich nur übermorgen früh Deinen Willen erfahre. – Nach Deiner Anzeige, daß Cécile die Grippe wahrscheinlich bekommen, zweifle ich keinen Moment, auch Du werdest sie erben. Zu dem Falle dürfte der
sehr, mich durch jemand alsbald benachrichtigen zu laßen.
bulletinüber Dich auszugebe. – Das Wetter ist halt schaudervoll; Schneesturm. Finsterniß zum Melancholisch werden! Wir alle finden, daß es recht klug wäre, wenn Ihr jetzt, ohne Schmaus, heirathen könntet;
2 Stubenin Hamburg zugebracht, und wie oft sprach
Mais que la volonté deMde. J. soit faite! –
Die jetzt z. B. Spargel für sie mit Tonnen Goldes, weil sie Lust dazu hat) und gefallen, obschon sie mit
Berlin, 1 März 1837. Gleich nachdem Holtei Deinen Brief erhalten, kam er zu mir, und da er mich bei schönem klaren Wetter auf dem trocknen Hof spatziren fand, gingen wir eine lange Zeit mit einander, und ich unterhielt mich recht angenehm mit ihm. Er läßt Dir sagen, daß er Deinen Auftrag keineswegs verabsäume und daß er ihm recht am Herzen liege; aber nach dem was Du gegen das Zigeunerkostüm habest, müße er alles bisher Gemachte umwerfen. er schlägt übrigens das Baskische statt deßen vor. Den 3. März reist er nach Riga, wohin ein comité ihn zu Errichtung eines Theaters, unter sehr vortheilhaften Bedingungen, als Direktor und Schauspieler berufen. Er geht vorläufig ohne Frau und Tochter hin, um sich die ganze Sache genau anzusehen und das terrain kennen zu lernen. Binnen 4 oder 6 Wochen kehrt er nach Deutschland zurück um Subjekte für die Bühne zu engagiren. Er hofft gewiß, Dich in Fft. oder sonst irgendwo in der Gegend anzutreffen; denn er wünscht vor allem, zwei Tage mit Dir zuzubringen, was er für Deine Zufriedenheit mit dem Text für nothwendig erklärt. Wär er dann mit Dir einverstanden, besonders über die Stellen, wo ensembles, finales etc. anzubringen, so meynt er, die technische Arbeit dürfte in wenigen Tagen gemacht sein: und angenommen, daß Verse zum Komponiren nicht allzu künstlich sein dürfen, so kann man ihm zutrauen, daß es in Deutschland jetzt wohl keinen giebt, der mehr Bühneneffekt, Leichtigkeit und Praktik darin besäße. Hast Du ihm darauf etwas zu schreiben, so schick mir nur die Briefe, denn die Frau bleibt hier, ich weiß ihre Wohnung und so wird die Beförderunge am raschesten gehen. Es haben ihn übrigens mehr als ein Dutzend Komponisten um Texte gebeten; Dich möchte er aber am liebsten und zuerst befriedigen, und ich sage auch „jetzt Jüngling oder nie!“ Die Inspiration kann zu keiner gelegeneren Zeit kommen! Was mir Nathan heut über die Militairsache schreibt, lege ich hier bei, um Dir zu beweisen, daß es an meinem Eifer nicht fehlt, Dir alles pünktlichst zu besorgen, aber daß die Behörden nicht ganz mit meiner Raschheit verfahren. Eben so erwarte ich nur Deinen definitiven Willen wegen des Aufgebots, wozu es auch Zeit ist, Falls ich nur übermorgen früh Deinen Willen erfahre. – Nach Deiner Anzeige, daß Cécile die Grippe wahrscheinlich bekommen, zweifle ich keinen Moment, auch Du werdest sie erben. Zu dem Falle dürfte der Paulus, fürcht ich, aufgeschoben werden, und sollte dies eintreten, so bitte ich Dich sehr, mich durch jemand alsbald benachrichtigen zu laßen. David, oder Frank oder Julie Schunk thun mir wohl den Gefallen, es dann zu melden und bulletin über Dich auszugebe. – Das Wetter ist halt schaudervoll; Schneesturm. Finsterniß zum Melancholisch werden! Wir alle finden, daß es recht klug wäre, wenn Ihr jetzt, ohne Schmaus, heirathen könntet; Deine Eltern haben ihren ersten Winter auch in 2 Stuben in Hamburg zugebracht, und wie oft sprach Vater von dieser äußerlich beschränkten, doch glücklichsten Zeit! Mais que la volonté de Mde. J. soit faite! – Die Schwestern sind Gottlob wohl; Reb. scheint seit 8 Tagen doch heiterer, kann etwas eßen (ich erkaufe jetzt z. B. Spargel für sie mit Tonnen Goldes, weil sie Lust dazu hat) und Fanny ist zwar gestern auf der Straße gefallen, obschon sie mit Hensel ging, aber bis itzt hat es ihr nicht geschadet. Du glaubst nicht, welch angstvolle Zeit ich über ihre Zustände verlebe; der vorige Mai war gar zu schrecklich! – Lebwohl, geliebter Sohn und grüße Deine Damen aufs Allerfreundlichste. L. M. B.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-03-01" xml:id="date_25925cb9-8888-4994-bf9e-e58c7b201d9d">1. 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Mendelssohn hat die von Holtei vorgeschlagenen Texte nicht vertont (Todd, On Mendelssohn’s Operatic Destiny, S. 138).</note> keineswegs verabsäume und daß er ihm recht am Herzen liege; aber nach dem was Du gegen das Zigeunerkostüm habest, müße er alles bisher Gemachte umwerfen. er schlägt übrigens das <hi n="1" rend="underline">Baskische</hi> statt deßen vor. Den <date cert="high" when="1837-03-03" xml:id="date_fd35129f-0451-4434-9320-ee2de25632b5">3. März</date> reist er nach Riga, wohin ein <hi rend="latintype">comité</hi> ihn zu Errichtung eines Theaters, unter sehr vortheilhaften Bedingungen, als Direktor und Schauspieler berufen. Er geht vorläufig ohne Frau und Tochter hin, um sich die ganze Sache genau anzusehen und das <hi rend="latintype">terrain</hi> kennen zu lernen. Binnen 4 oder 6 Wochen kehrt er nach Deutschland zurück um Subjekte für die Bühne zu engagiren. Er hofft gewiß, Dich in <placeName xml:id="placeName_5cf54c1a-59d6-4e30-8a68-a69463e7a633">Fft.<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> oder sonst irgendwo in der Gegend anzutreffen; denn er wünscht vor allem, zwei Tage mit Dir zuzubringen, was er für Deine Zufriedenheit mit dem Text für nothwendig erklärt.Wär er dann mit Dir einverstanden, besonders über die Stellen, wo <hi rend="latintype">ensembles, finales</hi> etc. anzubringen, so meynt er, die technische Arbeit dürfte in wenigen Tagen gemacht sein: und angenommen, daß Verse zum Komponiren nicht allzu künstlich sein <hi n="1" rend="underline">dürfen</hi>, so kann man ihm zutrauen, daß es in Deutschland jetzt wohl keinen giebt, der mehr Bühneneffekt, Leichtigkeit und Praktik darin besäße. Hast Du ihm darauf etwas zu schreiben, so schick mir nur die Briefe, denn <persName xml:id="persName_5cd8ad4c-9a70-4547-9628-156fd73ccd18">die Frau<name key="PSN0119191" style="hidden" type="person">Holtai (Holtei!), Julie von</name></persName> bleibt hier, ich weiß ihre Wohnung und so wird die Beförderunge am raschesten gehen. Es haben ihn übrigens mehr als ein Dutzend Komponisten um Texte gebeten; <hi n="1" rend="underline">Dich</hi> möchte er<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>aber am liebsten und zuerst befriedigen, und ich sage auch „jetzt Jüngling oder nie!“ Die Inspiration kann zu keiner gelegeneren Zeit kommen!</p> <p>Was mir <persName xml:id="persName_2d18a50c-cc0b-4b91-8394-cb36c0835f69">Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden" type="person">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> heut über die <hi rend="latintype">Militair</hi>sache<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9a30f5cb-39f5-410c-b36d-2219ed8ab9b8" xml:lang="de">Militairsache – vgl. Brief fmb-1837-01-28-01 (Brief Nr. 1549) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 28. Januar 1837, Z. 3 ff. Felix Mendelssohn Bartholdy hätte mit dem vollendeten 23. Lebensjahr seine Dienstzeit beim Militär antreten müssen. Zu dieser Zeit (1832) hielt er sich nach seiner Italien- und Schweiz-Reise in Paris auf und plante die Weiterreise nach London. Bereits 1830/31 hatte er mit dem Vater wegen einer Verschiebung seiner Einberufung korrespondiert. Das Zeugnis, in dem ihm der Dispens vom preußischen Militärdienst attestiert wurde, lässt sich nicht nachweisen. Das zweite Aufgebot, dem Felix Mendelssohn Bartholdy zugeteilt worden war, sollte im Kriegsfall Besatzungsdienst leisten und bei Bedarf das Heer verstärken.</note> schreibt, lege ich hier bei, um Dir zu beweisen, daß es an <hi n="1" rend="underline">meinem</hi> Eifer nicht fehlt, Dir alles pünktlichst zu besorgen, aber daß die Behörden nicht ganz mit meiner Raschheit verfahren. Eben so erwarte ich nur Deinen definitiven Willen wegen des Aufgebots,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_05dbf9c6-3fd6-46bc-a40d-f032b4d27759" xml:lang="de">wegen des Aufgebots – Das Aufgebot zur Hochzeit mit Cécile Jeanrenaud erfolgte in der Französisch-Reformierten Kirche in Frankfurt a. M.</note> wozu es auch Zeit ist, Falls ich nur übermorgen früh Deinen Willen erfahre. – Nach Deiner Anzeige, daß <hi rend="latintype">Cécile</hi> die Grippe wahrscheinlich bekommen, zweifle ich keinen Moment, auch Du werdest sie erben. Zu dem Falle dürfte der <title xml:id="title_379c2d5c-a9c1-4a16-bf46-263c804cd92d">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fum8xfcc-yfjw-dfws-tffr-ymvh53fpjaeb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, fürcht ich, aufgeschoben werden,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6ba7a62d-e4c6-4694-bdb6-eb29c0ecd459" xml:lang="de">dürfte der Paulus, fürcht ich, aufgeschoben werden – Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdy Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) fand, wie geplant, am 16. März 1837 in Leipzig statt.</note> und sollte dies eintreten, so bitte ich Dich <hi n="1" rend="underline">sehr</hi>, mich durch jemand alsbald benachrichtigen zu laßen. <persName xml:id="persName_cac34768-6541-43f4-b5b5-3fbdf96007fc">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName>, oder <persName xml:id="persName_c271ea4e-2f2d-49e5-9ee3-2b5e3a06280c">Frank<name key="PSN0111116" style="hidden" type="person">Franck, Friedrich Albert (1809-1896)</name></persName> oder <persName xml:id="persName_89baf3e8-e047-412d-bbd2-acb0509d61aa">Julie Schunk<name key="PSN0114769" style="hidden" type="person">Schunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862)</name></persName> thun mir wohl den Gefallen, es dann zu melden und <hi rend="latintype">bulletin</hi> über Dich auszugebe. – Das Wetter ist halt schaudervoll; Schneesturm. Finsterniß zum Melancholisch werden! Wir alle finden, daß es recht klug wäre, wenn Ihr jetzt, ohne Schmaus, heirathen könntet; <persName xml:id="persName_2c1f566c-f93b-4340-afbe-de05cbb4790b">Deine Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> haben ihren ersten Winter auch in <hi n="1" rend="underline">2 Stuben</hi> in Hamburg zugebracht, und wie oft sprach <persName xml:id="persName_74fa74d8-f737-41c6-ac28-e00d90637aa2">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> von dieser äußerlich beschränkten, doch glücklichsten Zeit! <hi rend="latintype">Mais que la volonté de <persName xml:id="persName_6e0fdd6f-91e7-4289-96df-2fbb8d152ba7">Mde. J.<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName> soit faite</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_af65dc7c-a4bd-4639-bca0-bd450eaac4aa" xml:lang="fr ">Mais que la volonté de Mde. J. soit faite! – frz., Aber lasse den Willen von Mde. J. geschehen!</note> –</p> <p>Die <persName xml:id="persName_b6c2cda3-0efa-4de4-9b46-b511bb6362b8">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sind Gottlob wohl; <persName xml:id="persName_eb16d2b3-dc46-47e8-934c-8e24c6c606f9">Reb.<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> scheint seit 8 Tagen doch heiterer, kann etwas eßen (ich erkaufe <hi n="1" rend="underline">jetzt</hi> z. B. Spargel für sie mit Tonnen Goldes, weil sie Lust dazu hat) und <persName xml:id="persName_ae2e13c5-c1dc-4dc6-8114-10692d0fc019">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ist zwar gestern auf der Straße <hi n="1" rend="underline">gefallen</hi>, obschon sie mit <persName xml:id="persName_aeff9ee3-8d4e-40cf-b829-0e1fda8755a7">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> ging, aber bis itzt hat es ihr nicht geschadet. Du glaubst nicht, welch angstvolle Zeit ich über ihre Zustände verlebe; der vorige Mai war gar zu schrecklich! – <seg type="closer">Lebwohl, geliebter Sohn und grüße Deine Damen aufs Allerfreundlichste.</seg> </p> <signed rend="right">L.M.B.</signed> </div> </body> </text></TEI>