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gb-1837-02-03-01

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Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>London, 3. Februar 1837 Sieh nach dem Datum, liebster alter Freund und Genoß, und fühle mit mit denen die mit fühlen, und Dich heute aus Herzensgrund hoch leben laßen! Es gehe Dir lange und immer so gut wie jetzt. Uebrigens Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 19. Januar 1837 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 18., 19. und 20. Februar 1837 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 32/14. Autograph Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; London, 3. Februar 1837 Sieh nach dem Datum, liebster alter Freund und Genoß, und fühle mit mit denen die mit fühlen, und Dich heute aus Herzensgrund hoch leben laßen! Es gehe Dir lange und immer so gut wie jetzt. Uebrigens

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BREMEN / F.T.H. TAXOPA / 07 Febr.].

Carl Klingemann

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

3. Februar 1837 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) LondonGroßbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Musikdirector Dr. F. Mendelssohn Bartholdy in Leipzig frei Bremen.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) 4. Hobart Place Eaton Square, 3. Febr 1837.

Sieh nach dem Datum,Sieh nach dem Datum – Felix Mendelssohn Bartholdys Geburtstag ist der 3. Februar 1809. liebster alter Freund und Genoß, und fühle mit mit denen die mit fühlen, und Dich heute aus Herzensgrund hoch leben laßen! Es gehe Dir lange und immer so gut wie jetzt.

Uebrigens müßte sichs so fügen, es ist allernotwendigster Posttag, und mein Posttag heute, und ich schreibe Dir unter zwölffachem Verbande. Das ist aber auch Alles, die Eile ist noch immer dieselbe wie beim vorigen, dem eiligsten Einrichtungsbrief, von dem ich gar nichts mehr weiß. Was ich Dir heute noch zu schreiben vermag, wissen die Götter.

Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-01-19-03" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 19. Januar 1837</name> kam an. Kurz wie das Frankfurter Leben darin ausnimmt, ists lang genug in seiner Fülle; mir Alles eben recht. Vor allen Dingen leuchtet Dein guter froher Muth hindurch, das ist die Hauptsache. In dem glaube ich auch an Alles andere, und an die neue Sinfoniedie neue Sinfonie – Felix Mendelssohn Bartholdy, Themenskizzen zu einer Sinfonie a-Moll, [Juli 1836] und an Lieder,die neue Sinfonie und an Lieder – siehe Brief fmb-1837-01-19-03 (Brief Nr. 1533) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 19. Januar 1837, Z. 29 ff. und alles Schöne. Glaube nur an Dich selbst! Deine PreisSinfonieBewerber,PreisSinfonieBewerber – siehe Brief fmb-1837-01-19-03 (Brief Nr. 1533) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 19. Januar 1837, Z. 35 ff. erst flach und dann falsch, sind so richtig wie die Kunstmusik und so alt wie die Welt, aber traue mir, Du bist anders, denn nebenbei daß Du Gaben hast, bist Du wahrhaft. Ich muß mich, nach langen stillen Umhertreiben in der innerlichen und äußerlichen Welt, auch auf dergleichen verstehen, und somit Dich und die andern, der Unterschied ist lächerlich. Deine Musik ist anders, wie die der Andern, – ich kenne sie gleich. Sogar Deine schwächern Sachen. So wurde im vorigen Jahr in einer Philh. Probe etwas Neues von Gott weiß wem angekündigt, wies anhub, und ich eine Weile gehorcht hatte, sagte ich, es muß von Mendelssohn seyn, und es war Deine Gesangscene, die ich lange vergessen und nie sehr geliebt hatte. Auf was Neues von Dir freue ich mich unendlich. RemmesRemmers, Johann (1805-1847) seine Correspondenten müssen curiose Leute seyn, mir hat keiner was davon gesagt, daß Dir mit der Liebe die Kraft ausgezogen wäre.

Hart, sehr hart! Eben wie ich erst anfangen will, kommt schon mein , der unsterbliche KöhlerKöhler, Herr (II), der sein Sauerkraut verkauft, und unser Bothe ist und Factotum. Der legt nun die unzähligen Briefe und Depeschen zunächst, und wartet schon, während dies noch mit soll.

So kriegst Du nun auch von mir wenig zu hören. Wenn Du sähest, wärs besser. Komm. Ich wohne nun im ohmschen Hause, und Alles Eckige rundet sich ab, und Alles Weitläuftige zieht sich nach und nach zur zusammen. Ich habe aber ordentlich was durchgemacht, und ordentlich gearbeitet seit December. In der Zeit habe ich dies Haus eingerichtet, was nie vorher bewohnt war, also Carpets, Gardinen, Tische, Stühle, Küchengeschirr pp Alles, Alles angeschafft, Dinge, von denen ich früher nicht den Namen wußte, nicht die Existenz ahndete. Dazu habe ich neue Geschäfte übernommen, und namentlich eine Rechnungsführung; die mir auch so neu war, wie die Einrichtung, – Alles das obendrein – eine neues, halbfertiges Local, mit Verantwortlichkeitsgefühlen die Einem zuerst auch Unruhe machen, – kurz, es war innerlich und äußerlich Arbeit. Wer hätte sichs aber früher träumen lassen! In jenen Gartenzeiten namentlich! Heute hatte ich Gedle zu haben, es ist der der Canzlei, ich war also beim Banker in der City. Auf dem Rückwege in dachte ich an Dich, an Deinen Geburtstag und an diesen Brief, – an Verse, die ich Dir mitschicken wollte, – da fuhr ich zufällig mit der Hand ans Herz, und stieß auf die Brusttasche voller Banknoten, – und das machte mich andern Sinnes – das giebt sich aber.

|2| Einstweilen kam zu den neuen Dingen ein noch Fremders. Ich bin eine Art Mann auf dem Rialto geworden. Das BanquierHaus CohenL. & A. H. Cohen, Privatbank in Hannover in HannoverBanquierHaus Cohen in Hannover – Philipp Abraham Cohen (25. März 1790 – 28. März 1856) und sein Onkel Leffmann Herz Cohen (1751–1813) betrieben die hannoversche Privatbank L. & A. H. Cohen und verkauften für die hannoversche Regierung Erze und Hüttenerzeugnisse aus dem Harz, woraus sich eine verstärkte Hinwendung zum Metallhandel ergeben hatte. stand in langjähriger Verbindung mit dem alten GoltermannGoltermann, Johann Heinrich Gerhard (1759-1836), der dadurch zum Theil sein Vermögen gemacht hat. Sie boten mir die Fortsetzung davon an, und ich habs angenommen, ziehe also, empfange Wechsel, und habe ein förmliches Conto, schreibe alles heute: „dero Werthes haben empfangen, und Ihnen die darin übersandten ₤ 300. gutgeschrieben und dgl. m. wovon Du zur Zeit noch gar nichts verstehst, hoff ich.

Meine Anstellung ist nun auch vor Kurzem regulirt, ich bin Secretair und Geh. Registrateur der deutschen Canzlei, und genieße ein Einkommen von 600 Pfund pm, mit Inbegriff der freien Wohnung. Es ist eine angenehme, unabhängige Stellung, meine Vorgesetzten bequem und treflich, und grade Arbeit genug und doch freie Tage dazwischen. Kämmst du nur, es sollten schon gute Augenblicke für uns übrig bleiben. So ist der Abend immer frei, mit etwaigen Ausnahmen der Posttage, wo ich bis 9. Uhr zu thun habe, – in der Regel. Und am andern Tage kann ich mich einrichten. Morgens verbringe ich nun in meiner Study, ein Back Parlow mit Arbeitstisch und Acten, in denen auch die Bibliothek angebracht wird, ein stilles und behagliches kleines Zimmer. Vorne ist der DiningRoom, mit richtigem Platz für 12. Gäste, – gilt Morgens als Wartezimmer für die Clienten. Gegenüber die Kirche, die neulich abbrannte, – richtig Platz draußen, gleich links EatonSquareEatonSquare – Der Eaton Square ist ein von der Familie Grosvenor erbauter, großer, rechteckiger Wohngartenplatz im Londoner Stadtteil Belgravia und zugleich der größte Platz Londons. und Raum zu Sonnenuntergang, – die Nachbarschaft Genteel,Genteel – engl., Vornehme. denn BelgraveSquareBelgraveSquare – Der Belgrave Square ist ein großer, grandioser Gartenplatz aus dem 19. Jahrhundert in London und zugleich das Herzstück des Stadtteils Belgravia. ist sehr nah. – Auf meinen DrawingRoom, oder eigentlich zwei große und kleine, thue ich mir was zu Gute, – die Wände sind weißlich, silbergrau, mit gelben Leisten; und das Ganze, in Gardinen, Meubles und Carpets, aus einem saftig, hellgrünen Ton, der sehr lustig und vornehm zugleich klingt. Die Leute wagen so was nicht, sehens sies aber mal, finden sies sehr hübsch, – ich ernte großen, wenn auch verdienten Beifall. Drin steht ein Collardscher Flügel,Collardscher Flügel – Instrument der Firma Collard & Collard. von breiten markigen Wesen, – noch nicht mein eigen, – ich habe mir aber einen Levingrand mit contra C. im Baß bestellt. Du siehst ich werde vermessen und verschwenderisch – mich soll selber wundern wie weit ich damit komme. Einstweilen, bis auf Spiegel und Silberzeug, ist das Hauswesen Complett, die hülfreiche Madam LichtenbergLichtenberg, Madame hilft mit verzeichnen, Madam MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) räth, und so wurde das Wesen aus dem Graben heraus gearbeitet. Dann kam mein dienendes Ehepaar, würdiges Volk, – mir von GoldschmidtB. A. Goldschmidt & Co., Bankhaus in London empfohlen in dem Hause der Männer erprobter Butler war, treu wie Gold, – nun aber auch langsam und etwas schwerfällig, – das thut aber nichts. Der Mann versteht sich auf Wechsel wenn ich Dir sage daß er an eine Menge Coupons bei RothschildtsRothschild (Rothschild & Söhne), Bankhaus mit Stammhaus in Frankfurt a. M. abgab, mir meine Power of Attorney aus der Bank holte, und in einem dritten Hause für mich einen Wechsel zum Recept ließ, staunst Du den alten Knaben mehr an wie er verdient und nichts thue. – Ueber dem Drawing Room ist mein Bedroom, immer noch grünlich, aber schon mehr gemischt. – da steht eine „einschläfrig“ Bettstelle. Auf die thue ich mir auch was zu Gute, – ich glaube sie hat wesentlich dazu beigetragen, die Vermuthungen aller der guten Frauen und Freunde, |3| wann ich denn eigentlich heirathen würde, zu beschwichtigen. Jetzt haben sies aufgegeben. – Daneben ist ein Spare Room – der wäre noch vorig Jahr nur für Dich gewesen. Jetzt trete ich aber gleich einen von den beiden Drawing Rooms noch dazu ab, wenn Ihr kommen wollt.

Lächerlich Grand fühle ich mich gelegentlich bei alle dem – es hatte erst was Unheimliches, allein durch Dein Notenwerk, recht und links unerhöhrt Neues, kaum recht zu gebrauchendes Eigenthum, zu wandeln, und das nach dem kleinen Bury Street Zimmer, – aber man gewöhnt sich bald. Ich esse in der Regel zu Haus, mit vielen Gush. Die Frau kocht ein vortrefliches plain dinner, – das wird um 7/1. Uhr genommen, da bleibt der Tag lang. Nächstens will ich auch wieder lesen und studiren. Musicirt habe ich schon wieder, mit neuem Behagen, Deine Sachen, zuerst das <hi rend="latintype">Caprice</hi> aus <hi rend="latintype">e dur</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_eguoy5wk-ucd9-pmyx-vssn-xi7w9ref9waw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100459" style="hidden">Caprice / Capriccio E-Dur, 12. September 1835<idno type="MWV">U 112</idno><idno type="op">33/2</idno></name>, mein Liebling.

Jetzt ists aus, und nun solls erst anfangen – ich darf aber gar nicht dran denken in welchem Lichtmeer Du Dich jetzt badest. Genieße es nur.

Wir denken Deiner heute an mehreren Orten in aller Liebe, z. b. HorsleysHorsley, William (1774-1858), RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837). MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) hoffe ich heute noch zu sehen, – sie haben beide sehr an Influenza gelitten. Der Köhler rauscht mit den Briefen immer stärker. Mitten in meine Citygeschäfte habe ich bei BeneckeBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865) gefrühstückt, auf dessen Comtoir, – ich besann mich noch beim Weggehen auf Deinen Geburtstag, füllte ein Glas, und trank es mit ihm und seinen Gehülfen Meinkopf auf Dein Wohl. Er erzählt eine foudroyantefoudroyante – foudroyant, frz., blitzartig. Neuigkeit, wenn sie wahr ist, der alte SecretaryGoltermann, Johann Heinrich Gerhard (1759-1836) wolle im May seine Nichte EnkelinKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Julie JeanrenaudJeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875) und eine Miss SchunkeSchunck, Emmeline (1813-1877) mit hieherbringen – dann nehmen Sie sich in Acht, sagt Benecke. Da müßtest Ihr mitkommen, sag ich. Das bleibt mein Kuckucksruf.

Die Partitur und Klavierstimme des Gipsy<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_x3xculbk-xb8m-m5ln-ad8i-rsry56sdd2pp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100351" style="hidden">Fantasie und Variationen über Webers »Preciosa« c-Moll für zwei Klaviere und Orchester (Gemeinschaftskomposition mit Ignaz Moscheles), [29. April 1833]<idno type="MWV">O 9</idno><idno type="op"></idno></name> M<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110025" style="hidden" type="music">Duo concertant en Variations brillantes sur la Marche Bohémienne »Preciosa« c-Moll, op. 87b (Gemeinschaftskomposition mit → Felix Mendelssohn Bartholdy)</name>Partitur und Klavierstimme des Gipsy M – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte Klingemann am 19. Januar 1837 Brief fmb-1837-01-19-03 (Brief Nr. 1533, Z. 68) um die Übersendung der Partitur und Klavierstimme der gemeinsam mit Ignaz Moscheles komponierten und mit diesem am 1. Mai 1833 uraufgeführten Fantasie und Variationen über Webers »Preciosa« c-Moll für zwei Klaviere und Orchester MWV O 9 (Moscheles: op. 87b) gebeten. Felix Mendelssohn Bartholdy nannte die Komposition über Carl Maria von Webers Zigeunermarsch aus der Schauspielmusik Preciosa auch mehrfach »Gipsymarch« oder »Gipsies March«. mußt Du erhalten haben. Die Orgelfuge<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3rspuqg1-74lo-ielw-3xbz-lggbgaisljg3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="organ_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="organ_works_for_one_player" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100516" style="hidden">Fuge d-Moll, 29. März 1833<idno type="MWV">W 13</idno><idno type="op">37/3b</idno></name>Orgelfuge – siehe Brief fmb-1837-01-19-03 (Brief Nr. 1533) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 19. Januar 1837, Z. 63 ff. Die Fuge MWV W 13 hatte Felix Mendelssohn Bartholdy am 29. März 1833 als Fuga pro Organo pleno komponiert (Autograph in GB-Lbl, Add. MS. 14396, fol. 33r-34r) und sie am 10. Mai 1833 nach einer Überarbeitung Vincent Novello geschenkt (siehe Bd. 3, Brief Nr. 714). In veränderter Form wurde sie Ende 1837 / Anfang 1838 als Nr. 3b der Drei Präludien und Fugen für Orgel op. 37 (MWV SD 15) gedruckt. habe ich verlangt, aber noch nicht bekommen, so wie ich sie kriege, schicke ich sie. Schreibe mir aber bald. Ich brauchs – wehren thue ich mich gegen den Strom weltlicher irdischer Gedanken und bloßen Brodjammers, aber fines wie Du mir , und dann hab und lieb frisch weiter und immer mit Dir und wie Du

Dein CKl.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

Ich vergaß, daß ich gestern mein erstes Diner gegeben habe, an Lichtenbergs, meine hülfreichen Freunde. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) war dabei. Dein Bild lag auf dem Tisch.

Ferner hätte ich sagen sollen, daß mir der KönigGroßbritannien, Irland und Hannover, Wilhelm IV. Heinrich von (1765-1837) 200 Pfund zur Einrichtung geschenkt hat. Habs mit Dank angenommen, und noch eben so viel dazu verpufft. Kurz, wie Du, nur anders.

            4. Hobart Place Eaton Square, 3. Febr 1837. Sieh nach dem Datum, liebster alter Freund und Genoß, und fühle mit mit denen die mit fühlen, und Dich heute aus Herzensgrund hoch leben laßen! Es gehe Dir lange und immer so gut wie jetzt.
Uebrigens müßte sichs so fügen, es ist allernotwendigster Posttag, und mein Posttag heute, und ich schreibe Dir unter zwölffachem Verbande. Das ist aber auch Alles, die Eile ist noch immer dieselbe wie beim vorigen, dem eiligsten Einrichtungsbrief, von dem ich gar nichts mehr weiß. Was ich Dir heute noch zu schreiben vermag, wissen die Götter.
Dein Brief kam an. Kurz wie das Frankfurter Leben darin ausnimmt, ists lang genug in seiner Fülle; mir Alles eben recht. Vor allen Dingen leuchtet Dein guter froher Muth hindurch, das ist die Hauptsache. In dem glaube ich auch an Alles andere, und an die neue Sinfonie und an Lieder, und alles Schöne. Glaube nur an Dich selbst! Deine PreisSinfonieBewerber, erst flach und dann falsch, sind so richtig wie die Kunstmusik und so alt wie die Welt, aber traue mir, Du bist anders, denn nebenbei daß Du Gaben hast, bist Du wahrhaft. Ich muß mich, nach langen stillen Umhertreiben in der innerlichen und äußerlichen Welt, auch auf dergleichen verstehen, und somit Dich und die andern, der Unterschied ist lächerlich. Deine Musik ist anders, wie die der Andern, – ich kenne sie gleich. Sogar Deine schwächern Sachen. So wurde im vorigen Jahr in einer Philh. Probe etwas Neues von Gott weiß wem angekündigt, wies anhub, und ich eine Weile gehorcht hatte, sagte ich, es muß von Mendelssohn seyn, und es war Deine Gesangscene, die ich lange vergessen und nie sehr geliebt hatte. Auf was Neues von Dir freue ich mich unendlich. Remmes seine Correspondenten müssen curiose Leute seyn, mir hat keiner was davon gesagt, daß Dir mit der Liebe die Kraft ausgezogen wäre.
Hart, sehr hart! Eben wie ich erst anfangen will, kommt schon mein, der unsterbliche Köhler, der sein Sauerkraut verkauft, und unser Bothe ist und Factotum. Der legt nun die unzähligen Briefe und Depeschen zunächst, und wartet schon, während dies noch mit soll.
So kriegst Du nun auch von mir wenig zu hören. Wenn Du sähest, wärs besser. Komm. Ich wohne nun im ohmschen Hause, und Alles Eckige rundet sich ab, und Alles Weitläuftige zieht sich nach und nach zur zusammen. Ich habe aber ordentlich was durchgemacht, und ordentlich gearbeitet seit December. In der Zeit habe ich dies Haus eingerichtet, was nie vorher bewohnt war, also Carpets, Gardinen, Tische, Stühle, Küchengeschirr pp Alles, Alles angeschafft, Dinge, von denen ich früher nicht den Namen wußte, nicht die Existenz ahndete. Dazu habe ich neue Geschäfte übernommen, und namentlich eine Rechnungsführung; die mir auch so neu war, wie die Einrichtung, – Alles das obendrein – eine neues, halbfertiges Local, mit Verantwortlichkeitsgefühlen die Einem zuerst auch Unruhe machen, – kurz, es war innerlich und äußerlich Arbeit. Wer hätte sichs aber früher träumen lassen! In jenen Gartenzeiten namentlich! Heute hatte ich Gedle zu haben, es ist der der Canzlei, ich war also beim Banker in der City. Auf dem Rückwege in dachte ich an Dich, an Deinen Geburtstag und an diesen Brief, – an Verse, die ich Dir mitschicken wollte, – da fuhr ich zufällig mit der Hand ans Herz, und stieß auf die Brusttasche voller Banknoten, – und das machte mich andern Sinnes – das giebt sich aber.
 Einstweilen kam zu den neuen Dingen ein noch Fremders. Ich bin eine Art Mann auf dem Rialto geworden. Das BanquierHaus Cohen in Hannover stand in langjähriger Verbindung mit dem alten Goltermann, der dadurch zum Theil sein Vermögen gemacht hat. Sie boten mir die Fortsetzung davon an, und ich habs angenommen, ziehe also, empfange Wechsel, und habe ein förmliches Conto, schreibe alles heute: „dero Werthes haben empfangen, und Ihnen die darin übersandten ₤ 300. gutgeschrieben und dgl. m. wovon Du zur Zeit noch gar nichts verstehst, hoff ich.
Meine Anstellung ist nun auch vor Kurzem regulirt, ich bin Secretair und Geh. Registrateur der deutschen Canzlei, und genieße ein Einkommen von 600 Pfund pm, mit Inbegriff der freien Wohnung. Es ist eine angenehme, unabhängige Stellung, meine Vorgesetzten bequem und treflich, und grade Arbeit genug und doch freie Tage dazwischen. Kämmst du nur, es sollten schon gute Augenblicke für uns übrig bleiben. So ist der Abend immer frei, mit etwaigen Ausnahmen der Posttage, wo ich bis 9. Uhr zu thun habe, – in der Regel. Und am andern Tage kann ich mich einrichten. Morgens verbringe ich nun in meiner Study, ein Back Parlow mit Arbeitstisch und Acten, in denen auch die Bibliothek angebracht wird, ein stilles und behagliches kleines Zimmer. Vorne ist der DiningRoom, mit richtigem Platz für 12. Gäste, – gilt Morgens als Wartezimmer für die Clienten. Gegenüber die Kirche, die neulich abbrannte, – richtig Platz draußen, gleich links EatonSquare und Raum zu Sonnenuntergang, – die Nachbarschaft Genteel, denn BelgraveSquare ist sehr nah. – Auf meinen DrawingRoom, oder eigentlich zwei große und kleine, thue ich mir was zu Gute, – die Wände sind weißlich, silbergrau, mit gelben Leisten; und das Ganze, in Gardinen, Meubles und Carpets, aus einem saftig, hellgrünen Ton, der sehr lustig und vornehm zugleich klingt. Die Leute wagen so was nicht, sehens sies aber mal, finden sies sehr hübsch, – ich ernte großen, wenn auch verdienten Beifall. Drin steht ein Collardscher Flügel, von breiten markigen Wesen, – noch nicht mein eigen, – ich habe mir aber einen Levingrand mit contra C. im Baß bestellt. Du siehst ich werde vermessen und verschwenderisch – mich soll selber wundern wie weit ich damit komme. Einstweilen, bis auf Spiegel und Silberzeug, ist das Hauswesen Complett, die hülfreiche Madam Lichtenberg hilft mit verzeichnen, Madam Moscheles räth, und so wurde das Wesen aus dem Graben heraus gearbeitet. Dann kam mein dienendes Ehepaar, würdiges Volk, – mir von Goldschmidt empfohlen in dem Hause der Männer erprobter Butler war, treu wie Gold, – nun aber auch langsam und etwas schwerfällig, – das thut aber nichts. Der Mann versteht sich auf Wechsel wenn ich Dir sage daß er an eine Menge Coupons bei Rothschildts abgab, mir meine Power of Attorney aus der Bank holte, und in einem dritten Hause für mich einen Wechsel zum Recept ließ, staunst Du den alten Knaben mehr an wie er verdient und nichts thue. – Ueber dem Drawing Room ist mein Bedroom, immer noch grünlich, aber schon mehr gemischt. – da steht eine „einschläfrig“ Bettstelle. Auf die thue ich mir auch was zu Gute, – ich glaube sie hat wesentlich dazu beigetragen, die Vermuthungen aller der guten Frauen und Freunde, wann ich denn eigentlich heirathen würde, zu beschwichtigen. Jetzt haben sies aufgegeben. – Daneben ist ein Spare Room – der wäre noch vorig Jahr nur für Dich gewesen. Jetzt trete ich aber gleich einen von den beiden Drawing Rooms noch dazu ab, wenn Ihr kommen wollt.
Lächerlich Grand fühle ich mich gelegentlich bei alle dem – es hatte erst was Unheimliches, allein durch Dein Notenwerk, recht und links unerhöhrt Neues, kaum recht zu gebrauchendes Eigenthum, zu wandeln, und das nach dem kleinen Bury Street Zimmer, – aber man gewöhnt sich bald. Ich esse in der Regel zu Haus, mit vielen Gush. Die Frau kocht ein vortrefliches plain dinner, – das wird um 7/1. Uhr genommen, da bleibt der Tag lang. Nächstens will ich auch wieder lesen und studiren. Musicirt habe ich schon wieder, mit neuem Behagen, Deine Sachen, zuerst das Caprice aus e dur, mein Liebling.
Jetzt ists aus, und nun solls erst anfangen – ich darf aber gar nicht dran denken in welchem Lichtmeer Du Dich jetzt badest. Genieße es nur.
Wir denken Deiner heute an mehreren Orten in aller Liebe, z. b. Horsleys, Rosen. Moscheles hoffe ich heute noch zu sehen, – sie haben beide sehr an Influenza gelitten. Der Köhler rauscht mit den Briefen immer stärker. Mitten in meine Citygeschäfte habe ich bei Benecke gefrühstückt, auf dessen Comtoir, – ich besann mich noch beim Weggehen auf Deinen Geburtstag, füllte ein Glas, und trank es mit ihm und seinen Gehülfen Meinkopf auf Dein Wohl. Er erzählt eine foudroyante Neuigkeit, wenn sie wahr ist, der alte Secretary wolle im May seine Nichte Enkelin Julie Jeanrenaud und eine Miss Schunke mit hieherbringen – dann nehmen Sie sich in Acht, sagt Benecke. Da müßtest Ihr mitkommen, sag ich. Das bleibt mein Kuckucksruf.
Die Partitur und Klavierstimme des Gipsy M mußt Du erhalten haben. Die Orgelfuge habe ich verlangt, aber noch nicht bekommen, so wie ich sie kriege, schicke ich sie. Schreibe mir aber bald. Ich brauchs – wehren thue ich mich gegen den Strom weltlicher irdischer Gedanken und bloßen Brodjammers, aber fines wie Du mir, und dann hab und lieb frisch weiter und immer mit Dir und wie Du
Dein CKl.
Ich vergaß, daß ich gestern mein erstes Diner gegeben habe, an Lichtenbergs, meine hülfreichen Freunde. Rosen war dabei. Dein Bild lag auf dem Tisch.
Ferner hätte ich sagen sollen, daß mir der König 200 Pfund zur Einrichtung geschenkt hat. Habs mit Dank angenommen, und noch eben so viel dazu verpufft. Kurz, wie Du, nur anders.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-02-03-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-02-03-01" xml:id="title_3daae856-9112-4179-b42d-1a91d813fe45">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>London, 3. Februar 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_19405a13-2be8-4480-9584-e57d2200d9f1">Sieh nach dem Datum, liebster alter Freund und Genoß, und fühle mit mit denen die mit fühlen, und Dich heute aus Herzensgrund hoch leben laßen! Es gehe Dir lange und immer so gut wie jetzt. Uebrigens</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_53f70cfe-52ca-4cc9-a5eb-c11d6bd73bf8">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1837-01-19-03" type="precursor" xml:id="title_dc1d986f-f01a-4652-9b7f-83fbcd364175">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 19. Januar 1837</title> <title key="fmb-1837-02-20-02" type="successor" xml:id="title_809a9fe0-8d14-45f5-9f13-23a6557b62dd">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 18., 19. und 20. Februar 1837</title> <author key="PSN0112434">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"></name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_bdd89b6c-2d22-40c8-bb70-924378926614"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 32/14.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1837-02-03-01" type="letter" xml:id="title_3f280e52-abc9-4c82-80cc-c01024275c4b">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; London, 3. Februar 1837</title> <incipit>Sieh nach dem Datum, liebster alter Freund und Genoß, und fühle mit mit denen die mit fühlen, und Dich heute aus Herzensgrund hoch leben laßen! Es gehe Dir lange und immer so gut wie jetzt. Uebrigens</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BREMEN / F.T.H. TAXOPA / 07 Febr.].</p> <handDesc hands="1"> <p>Carl Klingemann</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-02-03" xml:id="date_dc644f3a-66ec-463b-b999-0a2bcee80b00">3. Februar 1837</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_1d1e433a-ae92-4de5-a62e-e8f33053e880">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_32321fa2-53ec-417f-93fd-82ea7bfd15b0"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_d6c36e25-1b25-404d-97d6-a7e61ff430d8">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f20f7f2b-e30d-45ba-a617-bb8b1c56d2fb"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_4073ef0e-2c42-40c3-8f90-058581358b90"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirector</addrLine> <addrLine>Dr. F. Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Leipzig</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">frei Bremen</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_90d8076d-eeee-44cc-a66b-e2906e73bb4f"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <dateline rend="right">4. Hobart Place Eaton Square,</dateline> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1837-02-03" xml:id="date_1340df40-1eac-40d8-9c80-af66f84b80ee">3. Febr 1837</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Sieh nach dem Datum,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a5db6c56-b4b3-4da8-8006-4fa789d94c03" xml:lang="de">Sieh nach dem Datum – Felix Mendelssohn Bartholdys Geburtstag ist der 3. Februar 1809.</note> liebster alter Freund und Genoß, und fühle mit mit denen die mit fühlen, und Dich heute aus Herzensgrund hoch leben laßen! Es gehe Dir lange und immer so gut wie jetzt.</p> <p>Uebrigens müßte sichs so fügen, es ist allernotwendigster Posttag, und <hi n="1" rend="underline">mein</hi> Posttag heute, und ich schreibe Dir unter zwölffachem Verbande. Das ist aber auch Alles, die Eile ist noch immer dieselbe wie beim vorigen, dem eiligsten Einrichtungsbrief, von dem ich gar nichts mehr weiß. Was ich Dir heute noch zu schreiben vermag, wissen die Götter.</p> <p><title xml:id="title_70073032-bb33-4482-8a1f-408315e33459">Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-01-19-03" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 19. Januar 1837</name> </title> kam an. Kurz wie das Frankfurter Leben darin ausnimmt, ists lang genug in seiner Fülle; mir Alles eben recht. Vor allen Dingen leuchtet Dein guter froher Muth hindurch, das ist die Hauptsache. In dem glaube ich auch an Alles andere, und an die neue Sinfonie<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9831a3c4-210a-4b3b-af7e-d996c46c0974" xml:lang="de">die neue Sinfonie – Felix Mendelssohn Bartholdy, Themenskizzen zu einer Sinfonie a-Moll, [Juli 1836] </note> und an Lieder,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d04895a1-3966-4a53-87fc-e4a805ea03c0" xml:lang="de">die neue Sinfonie und an Lieder – siehe Brief fmb-1837-01-19-03 (Brief Nr. 1533) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 19. Januar 1837, Z. 29 ff.</note> und alles Schöne. Glaube nur an Dich selbst! Deine PreisSinfonieBewerber,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_34481e73-6948-4106-b7f1-bcbef854d944" xml:lang="de">PreisSinfonieBewerber – siehe Brief fmb-1837-01-19-03 (Brief Nr. 1533) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 19. Januar 1837, Z. 35 ff.</note> erst flach und dann falsch, sind so richtig wie die Kunstmusik und so alt wie die Welt, aber traue mir, Du bist anders, denn nebenbei daß Du Gaben hast, bist Du wahrhaft. Ich muß mich, nach langen stillen Umhertreiben in der innerlichen und äußerlichen Welt, auch auf dergleichen verstehen, und somit Dich und die andern, der Unterschied ist lächerlich. Deine Musik ist anders, wie die der Andern, – ich kenne sie gleich. Sogar Deine schwächern Sachen. So wurde im vorigen Jahr in einer Philh. Probe etwas Neues von Gott weiß wem angekündigt, wies anhub, und ich eine Weile gehorcht hatte, sagte ich, es muß von Mendelssohn seyn, und es war Deine Gesangscene, die ich lange vergessen und nie sehr geliebt hatte. Auf was Neues von Dir freue ich mich unendlich. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9cc3be2f-eb33-456f-b3ea-1f8e4371367b">Remmes<name key="PSN0114138" style="hidden" type="person">Remmers, Johann (1805-1847)</name></persName></hi> seine Correspondenten müssen curiose Leute seyn, mir hat keiner was davon gesagt, daß Dir mit der Liebe die Kraft ausgezogen wäre.</p> <p>Hart, sehr hart! Eben wie ich erst anfangen will, kommt schon mein <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap>, der unsterbliche <persName xml:id="persName_4cf9d0df-62b6-4afc-8e9b-3eb0c4a109f1">Köhler<name key="PSN0119106" style="hidden" type="person">Köhler, Herr (II)</name></persName>, der sein Sauerkraut verkauft, und unser Bothe ist und Factotum. Der legt nun die unzähligen Briefe und Depeschen zunächst, und wartet schon, während dies noch mit soll. </p> <p>So kriegst Du nun auch von mir wenig zu hören. Wenn Du sähest, wärs besser. Komm. Ich wohne nun im ohmschen Hause, und Alles Eckige rundet sich ab, und Alles Weitläuftige zieht sich nach und nach zur <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> zusammen. Ich habe aber ordentlich was durchgemacht, und ordentlich gearbeitet seit <hi rend="latintype">December</hi>. In der Zeit habe ich dies Haus eingerichtet, was nie vorher bewohnt war, also <hi rend="latintype">Carpets</hi>, <hi rend="latintype">Gardinen</hi>, Tische, Stühle, Küchengeschirr pp Alles, Alles angeschafft, Dinge, von denen ich früher nicht den Namen wußte, nicht die Existenz ahndete. Dazu habe ich neue Geschäfte übernommen, und namentlich eine Rechnungsführung; die mir auch so neu war, wie die Einrichtung, – Alles das obendrein – eine neues, halbfertiges Local, mit Verantwortlichkeitsgefühlen die Einem zuerst auch Unruhe machen, – kurz, es war innerlich und äußerlich Arbeit. Wer hätte sichs aber früher träumen lassen! In jenen Gartenzeiten namentlich! Heute hatte ich <hi rend="latintype">Gedle</hi> zu haben, es ist der <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> der Canzlei, ich war also beim <hi rend="latintype">Banker</hi> in der <hi rend="latintype">City</hi>. Auf dem Rückwege in <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> dachte ich an Dich, an Deinen Geburtstag und an diesen Brief, – an Verse, die ich Dir mitschicken wollte, – da fuhr ich zufällig mit der Hand ans Herz, und stieß auf die Brusttasche voller Banknoten, – und das machte mich andern Sinnes – das giebt sich aber. </p> <p><seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Einstweilen kam zu den neuen Dingen ein noch Fremders. Ich bin eine Art Mann auf dem <hi rend="latintype">Rialto</hi> geworden. Das <placeName xml:id="placeName_0ed9d00f-c9bf-44e5-ac2d-e33301547a3a"><persName xml:id="persName_8536fdb6-4bc9-4eae-a87d-3cd2d10376a4">BanquierHaus <hi rend="latintype">Cohen</hi><name key="PSN0119107" style="hidden" type="person">L. &amp; A. H. Cohen, Privatbank in Hannover</name></persName> in Hannover</placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_33258d5f-7fad-4d7b-8c04-aacc55e3ce7e" xml:lang="de">BanquierHaus Cohen in Hannover – Philipp Abraham Cohen (25. März 1790 – 28. März 1856) und sein Onkel Leffmann Herz Cohen (1751–1813) betrieben die hannoversche Privatbank L. &amp; A. H. Cohen und verkauften für die hannoversche Regierung Erze und Hüttenerzeugnisse aus dem Harz, woraus sich eine verstärkte Hinwendung zum Metallhandel ergeben hatte.</note> stand in langjähriger Verbindung mit dem alten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e2eaf733-8c43-4dcc-9854-c88280f9e626">Goltermann<name key="PSN0111463" style="hidden" type="person">Goltermann, Johann Heinrich Gerhard (1759-1836)</name></persName></hi>, der dadurch zum Theil sein Vermögen gemacht hat. Sie boten mir die Fortsetzung davon an, und ich habs angenommen, ziehe also, empfange Wechsel, und habe ein förmliches <hi rend="latintype">Conto</hi>, schreibe alles heute: „dero Werthes haben empfangen, und Ihnen die darin übersandten ₤ 300. gutgeschrieben und dgl. m. wovon Du zur Zeit noch gar nichts verstehst, hoff ich.</p> <p>Meine Anstellung ist nun auch vor Kurzem regulirt, ich bin Secretair und Geh. <hi rend="latintype">Registrateur</hi> der deutschen <hi rend="latintype">Canzlei</hi>, und genieße ein Einkommen von 600 Pfund pm, mit Inbegriff der freien Wohnung. Es ist eine angenehme, unabhängige Stellung, meine Vorgesetzten bequem und treflich, und grade Arbeit genug und doch freie Tage dazwischen. Kämmst du nur, es sollten schon gute Augenblicke für uns übrig bleiben. So ist der Abend immer frei, mit etwaigen Ausnahmen der Posttage, wo ich bis 9. Uhr zu thun habe, – in der Regel. Und am andern Tage kann ich mich einrichten. Morgens verbringe ich nun in meiner Study, ein <hi rend="latintype">Back Parlow</hi> mit Arbeitstisch und Acten, in denen auch die Bibliothek angebracht wird, ein stilles und behagliches kleines Zimmer. Vorne ist der <hi rend="latintype">DiningRoom</hi>, mit richtigem Platz für 12. Gäste, – gilt Morgens als Wartezimmer für die <hi rend="latintype">Clienten</hi>. Gegenüber die Kirche, die neulich abbrannte, – richtig Platz draußen, gleich links <hi rend="latintype">EatonSquare</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_45ecf1af-a6f9-44c0-ab66-f29d88f32889" xml:lang="de">EatonSquare – Der Eaton Square ist ein von der Familie Grosvenor erbauter, großer, rechteckiger Wohngartenplatz im Londoner Stadtteil Belgravia und zugleich der größte Platz Londons.</note> und Raum zu Sonnenuntergang, – die Nachbarschaft <hi rend="latintype">Genteel</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5343a100-ab18-42d6-bd8e-fce81be428b2" xml:lang="en">Genteel – engl., Vornehme.</note> denn <hi rend="latintype">BelgraveSquare</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c0750507-4ec5-4890-a9f3-f310b5847b2a" xml:lang="de">BelgraveSquare – Der Belgrave Square ist ein großer, grandioser Gartenplatz aus dem 19. Jahrhundert in London und zugleich das Herzstück des Stadtteils Belgravia.</note> ist sehr nah. – Auf meinen <hi rend="latintype">DrawingRoom</hi>, oder eigentlich zwei große und kleine, thue ich mir was zu Gute, – die Wände sind weißlich, silbergrau, mit gelben Leisten; und das Ganze, in <hi rend="latintype">Gardinen</hi>, <hi rend="latintype">Meubles</hi> und <hi rend="latintype">Carpets</hi>, aus einem saftig, hellgrünen Ton, der sehr lustig und vornehm zugleich klingt. Die Leute wagen so was nicht, sehens sies aber mal, finden sies sehr hübsch, – ich ernte großen, wenn auch verdienten Beifall. Drin steht ein <hi rend="latintype">Collardscher</hi> Flügel,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_092b4f5a-7f13-4dc6-aaac-8ed0fded66b4" xml:lang="de">Collardscher Flügel – Instrument der Firma Collard &amp; Collard.</note> von breiten markigen Wesen, – noch nicht mein eigen, – ich habe mir aber einen <hi rend="latintype">Levingrand</hi> mit <hi rend="latintype">contra</hi> C. im Baß bestellt. Du siehst ich werde vermessen und verschwenderisch – mich soll selber wundern wie weit ich damit komme. Einstweilen, bis auf Spiegel und Silberzeug, ist das Hauswesen <hi rend="latintype">Complett</hi>, die hülfreiche <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b8a62ac5-4c56-45f8-b96a-70c8813a19e8">Madam Lichtenberg<name key="PSN0119186" style="hidden" type="person">Lichtenberg, Madame</name></persName></hi> hilft mit verzeichnen, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3bf8b17a-b6a2-4d56-ad3a-e879d90c980f">Madam Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName></hi> räth, und so wurde das Wesen aus dem Graben heraus gearbeitet. Dann kam mein dienendes Ehepaar, würdiges Volk, – mir von <persName xml:id="persName_87fa9927-3748-4030-94ce-baa43b10a1b5">Goldschmidt<name key="PSN0111450" style="hidden" type="person">B. A. Goldschmidt &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName> empfohlen in dem Hause der Männer erprobter Butler war, treu wie Gold, – nun aber auch langsam und etwas schwerfällig, – das thut aber nichts. Der Mann versteht sich auf Wechsel wenn ich Dir sage daß er an eine Menge <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> <hi rend="latintype">Coupons</hi> bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fd18ce1a-f197-4227-94b3-0b6b1bd25b8c">Rothschildts<name key="PSN0114326" style="hidden" type="person">Rothschild (Rothschild &amp; Söhne), Bankhaus mit Stammhaus in Frankfurt a. M.</name></persName></hi> abgab, mir meine <hi rend="latintype">Power of Attorney</hi> aus der Bank holte, und in einem dritten Hause für mich einen Wechsel zum <hi rend="latintype">Recept</hi> ließ, staunst Du den alten Knaben mehr an wie er verdient und nichts thue. – Ueber dem <hi rend="latintype">Drawing Room</hi> ist mein <hi rend="latintype">Bedroom</hi>, immer noch grünlich, aber schon mehr gemischt. – da steht eine „<hi n="1" rend="underline">einschläfrig</hi>“ Bettstelle. Auf die thue ich mir auch was zu Gute, – ich glaube sie hat wesentlich dazu beigetragen, die Vermuthungen aller der guten Frauen und Freunde,<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>wann ich denn eigentlich heirathen würde, zu beschwichtigen. Jetzt haben sies aufgegeben. – Daneben ist ein <hi rend="latintype">Spare Room</hi> – der wäre noch vorig Jahr nur für Dich gewesen. Jetzt trete ich aber gleich einen von den beiden <hi rend="latintype">Drawing Rooms</hi> noch dazu ab, wenn Ihr kommen wollt.</p> <p>Lächerlich <hi rend="latintype">Grand</hi> fühle ich mich gelegentlich bei alle dem – es hatte erst was Unheimliches, allein durch Dein Notenwerk, recht und links unerhöhrt Neues, kaum recht zu gebrauchendes Eigenthum, zu wandeln, und das nach dem kleinen <hi rend="latintype">Bury Street</hi> Zimmer, – aber man gewöhnt sich bald. Ich esse in der Regel zu Haus, mit vielen <hi rend="latintype">Gush</hi>. Die Frau kocht ein vortrefliches <hi rend="latintype">plain dinner</hi>, – das wird um 7/1. Uhr genommen, da bleibt der Tag lang. Nächstens will ich auch wieder lesen und studiren. Musicirt habe ich schon wieder, mit neuem Behagen, Deine Sachen, zuerst das <title xml:id="title_60ae40e0-1af5-4303-ad8c-dedd7503d1de"><hi rend="latintype">Caprice</hi> aus <hi rend="latintype">e dur</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_eguoy5wk-ucd9-pmyx-vssn-xi7w9ref9waw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100459" style="hidden">Caprice / Capriccio E-Dur, 12. September 1835<idno type="MWV">U 112</idno><idno type="op">33/2</idno></name></title>, mein Liebling.</p> <p>Jetzt ists aus, und nun solls erst anfangen – ich darf aber gar nicht dran denken in welchem Lichtmeer Du Dich jetzt badest. Genieße es nur.</p> <p>Wir denken Deiner heute an mehreren Orten in aller Liebe, z. b. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0f3348c7-ee66-490e-b8da-ccadfb4f03cd">Horsleys<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5e5f103b-2fd6-4847-abd0-7a58dcfd45d4">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi>. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c0230d91-0ab8-4fa3-ba6d-116a2375728f">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> hoffe ich heute noch zu sehen, – sie haben beide sehr an Influenza gelitten. Der <hi rend="latintype">Köhler</hi> rauscht mit den Briefen immer stärker. Mitten in meine <hi rend="latintype">City</hi>geschäfte habe ich bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9405dfe2-63ae-4747-93cf-6372f3320817">Benecke<name key="PSN0109825" style="hidden" type="person">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName></hi> gefrühstückt, auf dessen <hi rend="latintype">Comtoir</hi>, – ich besann mich noch beim Weggehen auf Deinen Geburtstag, füllte ein Glas, und trank es mit ihm und seinen Gehülfen <hi rend="latintype">Meinkopf</hi> auf Dein Wohl. Er erzählt eine <hi rend="latintype">foudroyante</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f910a164-9838-4827-bedd-4e60bd631bfb" xml:lang="fr ">foudroyante – foudroyant, frz., blitzartig.</note> Neuigkeit, wenn sie wahr ist, <persName xml:id="persName_f23dae4c-1f41-4138-84c0-cc090170f82c">der alte <hi rend="latintype">Secretary</hi><name key="PSN0111463" style="hidden" type="person">Goltermann, Johann Heinrich Gerhard (1759-1836)</name></persName> wolle im May seine <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_da183c6a-7635-469d-9304-13d0d04e1dee">Nichte</del> <add place="below">Enkelin<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> <persName xml:id="persName_2767c9ab-ced3-4125-87c6-a9d1ec08f169">Julie Jeanrenaud<name key="PSN0112232" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> und eine <persName xml:id="persName_af92da72-452b-4d14-8e9f-61cf35a96d2a">Miss Schunke<name key="PSN0114764" style="hidden" type="person">Schunck, Emmeline (1813-1877)</name></persName> mit hieherbringen – dann nehmen Sie sich in Acht, sagt <hi rend="latintype">Benecke</hi>. Da müßtest Ihr mitkommen, sag ich. Das bleibt mein Kuckucksruf.</p> <p>Die Partitur und Klavierstimme des <hi rend="latintype"><title xml:id="title_80e3d9b7-0363-46f1-967b-1e7552a5db40">Gipsy<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_x3xculbk-xb8m-m5ln-ad8i-rsry56sdd2pp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100351" style="hidden">Fantasie und Variationen über Webers »Preciosa« c-Moll für zwei Klaviere und Orchester (Gemeinschaftskomposition mit Ignaz Moscheles), [29. April 1833]<idno type="MWV">O 9</idno><idno type="op"></idno></name></title> <title xml:id="title_163139a6-d2e9-4e87-9c8b-cbc96ff96acf">M<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110025" style="hidden" type="music">Duo concertant en Variations brillantes sur la Marche Bohémienne »Preciosa« c-Moll, op. 87b (Gemeinschaftskomposition mit → Felix Mendelssohn Bartholdy)</name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ea597731-c793-40ff-a5d3-9c99f8554aac" xml:lang="de">Partitur und Klavierstimme des Gipsy M – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte Klingemann am 19. Januar 1837 Brief fmb-1837-01-19-03 (Brief Nr. 1533, Z. 68) um die Übersendung der Partitur und Klavierstimme der gemeinsam mit Ignaz Moscheles komponierten und mit diesem am 1. Mai 1833 uraufgeführten Fantasie und Variationen über Webers »Preciosa« c-Moll für zwei Klaviere und Orchester MWV O 9 (Moscheles: op. 87b) gebeten. Felix Mendelssohn Bartholdy nannte die Komposition über Carl Maria von Webers Zigeunermarsch aus der Schauspielmusik Preciosa auch mehrfach »Gipsymarch« oder »Gipsies March«. </note> mußt Du erhalten haben. Die <title xml:id="title_a205503a-1cc7-4fef-b171-91e817b14064">Orgelfuge<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3rspuqg1-74lo-ielw-3xbz-lggbgaisljg3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="organ_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="organ_works_for_one_player" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100516" style="hidden">Fuge d-Moll, 29. März 1833<idno type="MWV">W 13</idno><idno type="op">37/3b</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1d0bb570-750c-4696-a13c-b03825322fb7" xml:lang="de">Orgelfuge – siehe Brief fmb-1837-01-19-03 (Brief Nr. 1533) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Leipzig, 19. Januar 1837, Z. 63 ff. Die Fuge MWV W 13 hatte Felix Mendelssohn Bartholdy am 29. März 1833 als Fuga pro Organo pleno komponiert (Autograph in GB-Lbl, Add. MS. 14396, fol. 33r-34r) und sie am 10. Mai 1833 nach einer Überarbeitung Vincent Novello geschenkt (siehe Bd. 3, Brief Nr. 714). In veränderter Form wurde sie Ende 1837 / Anfang 1838 als Nr. 3b der Drei Präludien und Fugen für Orgel op. 37 (MWV SD 15) gedruckt.</note> habe ich verlangt, aber noch nicht bekommen, so wie ich sie kriege, schicke ich sie. Schreibe mir aber bald. Ich brauchs – wehren thue ich mich gegen den Strom weltlicher irdischer Gedanken und bloßen Brodjammers, aber fines wie Du <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> mir <gap quantity="2" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap>, und dann hab und lieb frisch weiter und immer mit Dir und wie Du</p> <signed rend="right">Dein CKl.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_d74c59ce-c254-47d5-ba94-a46344fec4f2"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich vergaß, daß ich gestern mein erstes Diner gegeben habe, an <hi rend="latintype">Lichtenbergs</hi>, meine hülfreichen Freunde. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bc2d3667-119b-4fc6-ba86-e95520fa78e1">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> war dabei. Dein Bild lag auf dem Tisch.</p> <p>Ferner hätte ich sagen sollen, daß mir der <persName xml:id="persName_09d6cf34-6510-4113-8989-1b343b89aab5">König<name key="PSN0111578" style="hidden" type="person">Großbritannien, Irland und Hannover, Wilhelm IV. Heinrich von (1765-1837)</name></persName> 200 Pfund zur Einrichtung geschenkt hat. Habs mit Dank angenommen, und noch eben so viel dazu verpufft. Kurz, wie Du, nur anders. </p> </div> </body> </text></TEI>