gb-1837-02-01-01
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Berlin, 1. Februar 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 32/10.
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Cécile und
so gütig warMde. Jeanrenaud
Philipps
DeinerRecension darüber werde ich noch weniger trauen, als wenn
Mde. Jeanrenaudoder die gute
mirganz eigentlich zugesprochen. Nicht allein, daß Du böser Mensch mir
droit d’ainesse[→] wenigstens nicht abstreiten. Und aus jenem Brief geht nun mein Eigenthumsrecht offenbar hervor. – Als
erdenn Dein Bild geschenkt? er sagte, Felixen! und da Du es nun
Vernet
reduitchen aufgehängt, auf derselben Wand mit dem
basreliefder
undPereira
Durham
Du wirst mich mit allem Recht sehr dumm finden, daß Du abermals nur so prosaische Kleinigkeiten zum Angebinde erhältst. Sie sollen sich aber doch poetische Rechte erwerben; denn sie sollen die Außenwerke Deiner Hochzeittoilette sein! Ich habe unser elegantes fashinables gentlemanchen triste bull,[→] oder jenes Nachteulen nach Athen tragen, von dem
Die KreisErsatz Komißion, zu der ich 2mal geschickt, behauptet durchaus, es sei für Dich nichts weiter nöthig, indem Dein Attest[→] Dich, der ehemaligen Verwundung am Knie wegen, für invalide erklärt habe. Will Dein hochweiser Magistrat sich noch nicht beruhi
Da ich in den Zeitungen finde, daß die grippe in Dresden herrscht, wird sie Leipzig précaires[→] bei der Delikatesse der meisten jetzigen Frauen aus den höhern Ständen, und hat sich bei allen beiden schon so arg bewiesen, daß ich wohl Grund habe, unruhig zu sein. Diesmal ist übrigens the most whimsical creature! – Ich habe ihr noch eben wegen a little ungovernable, und agirt nicht immer mit einem zarten Pantöffelchen! – Gestern Abend hatte sie eine recht nette Gelehrtengesellschaft von
davonhöchst eingenommen gewesen und sehr den Wunsch geäußert das Werk zu hören. Ueberhaupt ist es wunderlich, daß die Sage sich verbreitet hat, Du würdest herkommen, die Musik zu dirigiren, dem ich natürlich stets widerspreche, da ja leider auch keine Aussicht dazu da ist! Vielleicht hörten einige Personen bei Fanny, daß Hägelchen ihr sagte Felix solle so wie
Mein erzbraves grippe gelitten, scheint jetzt Gottlob ganz hergestellt. altes Bild gesehen, das Paul ungemein ähnlich war und daß sie deswegen gekauft: den andern Morgen kömmt das Bild an, und ich finde es wirklich höchst frappant, aber von dem größten Sudelmaler der Welt fabricirt. Wir hatten viel Spaß darüber, besonders weil Hensel sich ganz hinein verkuckt hatte und abwechselnd sagte, Gott wie abscheulich! und doch welch Talent für Aehnlichkeit! – Es ist, von dieser Schmiererei abstrahirt, angenehm zu sehen, wie leicht man jetzt Kunstsachen haben kann und wie der Geschmack daran sich verbreitet. Fanny hat gestern eine sehr hübsche kleine Kopie in Oel einer Raphaelschen heil. Familie (in Neapel befindlich) für 2 Louisd’or bei Sachse gekauft. Bei vielem Verdruß und noch größerer Aufopferung hat der gute Hensel auch manche Freude an seinen Schülern. aquarell und Zeichnungen portraits 500 rt erworben und kann nun, wie Cecile, und erinnere Dich, wenn Du Muße ohne Muse und Amor hast, Deiner getreuen Mutter.
undMadame Jeanrenaud
Berlin 1 Februar Mein erster Gedanke ist heut an Dich, lieber Sohn! und an den überglücklichen Geburtstag, der Dir durch die Gegenwart der lieben Cécile und ihrer Mutter bevorsteht. Durch einen freundlichen Brief der Schlegel erfuhr ich gestern, daß die Deinen am 27. abgereist waren, und vermuthlich also den 28. Abends ankamen. Nun wirst Du keinen so peevishen Brief als den vom 28. schreiben. Auch will ich Dich gar nicht lange mit meinem Geschwätz aufhalten und Dir nur zum 3. das Schönste und Beste wünschen (was Du nun schon heut und wobei Du Dich ganz fertig und beglückt finden mögest!) Die Schlegel zeigt mir an, daß Mde. Jeanrenaud so gütig war Philipps Zeichnung für mich mitzunehmen. Ich bitte Dich recht herzlich, Dich bald daran erinnern zu wollen, was Dir nicht schwer werden kann, da das Original bei Dir ist, und es mir sogleich zukommen zu laßen. Denn wir sind unendlich gespannt darauf. Deiner Recension darüber werde ich noch weniger trauen, als wenn Mde. Jeanrenaud oder die gute Julie Schunk mir ihr Notheil sagen wollen; was ich ab- und zuzurechnen habe. – Ich war übrigens recht froh, daß die Schlegel und Philipp es mir ganz eigentlich zugesprochen. Nicht allein, daß Du böser Mensch mir Hildebrands Bild nicht gegönnt hast, so behauptete Fanny auch, das sie Philipp um jene Zeichnung gebeten, müße sie ihr gehören. Ich schrieb ihm aber ganz zu gleicher Zeit darum, und wenn ich auch gar kein andres Recht hätte, so kann man mir das droit d’ainesse wenigstens nicht abstreiten. Und aus jenem Brief geht nun mein Eigenthumsrecht offenbar hervor. – Als Hildebrand zuletzt hier war, fragte ich ihn, wem er denn Dein Bild geschenkt? er sagte, Felixen! und da Du es nun Rebecka gegeben, muß ich mich freilich bescheiden. Das von Vernet hat Fanny und es gefällt mir auch gar nicht, und das von Hensel war vor 7 Jahren ähnlich, ists aber nicht mehr. So hab ich mir denn nun die Lithographien, die ich Breitkopfs Freundlichkeit verdanke, in meinem reduitchen aufgehängt, auf derselben Wand mit dem basrelief der Pereira und Deiner Winterzeichnung ; auf der gegenüberstehenden kleinen Wand hab ich Dein Durham und meine theuren Entschlafenen, Vater und meine Mutter. Du wirst mich mit allem Recht sehr dumm finden, daß Du abermals nur so prosaische Kleinigkeiten zum Angebinde erhältst. Sie sollen sich aber doch poetische Rechte erwerben; denn sie sollen die Außenwerke Deiner Hochzeittoilette sein! Ich habe unser elegantes fashinables gentlemanchen Paul darum befragt, und er rieth mir zu demjenigen, was das Päckchen enthält. Die Seb. Bachsche Cantate ist ein triste bull, oder jenes Nachteulen nach Athen tragen, von dem Wieland so oft satirisch spricht. Auf den Titel hin ließ ich sie für Dich kaufen und als ich sie besah, fand ich erst daß sie in Leipzig herausgekommen. Lache nur darüber – das Herz ist doch schwarz! Uebrigens wird sie, mit dem armen Eduard zu reden – wohl etwas Schemeckerioso sein. – Die KreisErsatz Komißion, zu der ich 2mal geschickt, behauptet durchaus, es sei für Dich nichts weiter nöthig, indem Dein Attest Dich, der ehemaligen Verwundung am Knie wegen, für invalide erklärt habe. Will Dein hochweiser Magistrat sich noch nicht beruhi gen, so mußt Du das Papier herschicken; diese Behörde sagt aber bestimmt, es bedürfe keiner fernern Bestätigung. Da ich in den Zeitungen finde, daß die grippe in Dresden herrscht, wird sie Leipzig wohl nicht verschonen. Nehmt Euch also recht vor Erkältung, und wenn Ihr sie habt, vor Rückfällen in Acht, die hier noch unangenehmer waren, als die ersten Anfälle. Unsre hiesige Familie ist bis auf Luise nun Gottlob verschont; aber beide Schwestern haben eine andre etwas langwierige Krankheit, die zwar mit der Zeit, wenn alles gut geht, zu glücklichen Resultaten führt, aber auch bis dahin doch sehr ängstigt und besorglich macht. Beide sind schwanger, und dieser – zwar naturgemäße Zustand, ist etwas précaires bei der Delikatesse der meisten jetzigen Frauen aus den höhern Ständen, und hat sich bei allen beiden schon so arg bewiesen, daß ich wohl Grund habe, unruhig zu sein. Diesmal ist übrigens Fanny (bei weitem heitrer als Rebecka, the most whimsical creature! – Ich habe ihr noch eben wegen Walter gepredigt, der ein vortreffliches, aber ein so höchst turbulentes, ewig schwatzendes, begehrliches Kind ist, daß ihre heruntergekommenen Nerven es im jetzigen Zustand wirklich nicht aushalten können. Sie hat ein zuverlässiges Mädchen, sie hat mich, und muß ihn durchaus etwas entfernter von sich halten, wenn sie zu Kräften kommen will. Nun schwächt es der mütterlichen Liebe freilich wenn er schreit sobald sie von ihm geht; ich habe ihr aber oft bewiesen, daß es nur einen Moment dauert und daß er dann Stundenlang ruhig bei mir spielt wennn sie nicht da ist; Beckchen ist und bleibt indeß a little ungovernable, und agirt nicht immer mit einem zarten Pantöffelchen! – Gestern Abend hatte sie eine recht nette Gelehrtengesellschaft von Enke’s, Steffens, Dowes, Müllers (aus Bonn) Heysens, Gans u. s. w. Die Steffens erzähltem Nikolovius hätte den Text zu Paulus (ich hatte durch einen armen Kopisten 12 schreiben und Fannys Bekannte hatten wohl doppelt so viel anfertigen laßen) dem Kronprinzen gezeigt, der schon davon höchst eingenommen gewesen und sehr den Wunsch geäußert das Werk zu hören. Ueberhaupt ist es wunderlich, daß die Sage sich verbreitet hat, Du würdest herkommen, die Musik zu dirigiren, dem ich natürlich stets widerspreche, da ja leider auch keine Aussicht dazu da ist! Vielleicht hörten einige Personen bei Fanny, daß Hägelchen ihr sagte Felix solle so wie Schneider aus Deßau herkommen, es einzustudiren. Mein erzbraves Paulchen, der auch 8 Tage an der grippe gelitten, scheint jetzt Gottlob ganz hergestellt. Sonntag bekam ich von ihm und Albertinen einen langen Brief; sie erzählten, sie wären vor einem Trödelladen vorbeigegangen und hätten ein altes Bild gesehen, das Paul ungemein ähnlich war und daß sie deswegen gekauft: den andern Morgen kömmt das Bild an, und ich finde es wirklich höchst frappant, aber von dem größten Sudelmaler der Welt fabricirt. Wir hatten viel Spaß darüber, besonders weil Hensel sich ganz hinein verkuckt hatte und abwechselnd sagte, Gott wie abscheulich! und doch welch Talent für Aehnlichkeit! – Es ist, von dieser Schmiererei abstrahirt, angenehm zu sehen, wie leicht man jetzt Kunstsachen haben kann und wie der Geschmack daran sich verbreitet. Fanny hat gestern eine sehr hübsche kleine Kopie in Oel einer Raphaelschen heil. Familie (in Neapel befindlich) für 2 Louisd’or bei Sachse gekauft. Bei vielem Verdruß und noch größerer Aufopferung hat der gute Hensel auch manche Freude an seinen Schülern. Moser, der die Reise nach Rom gewonnen, hat in Königsberg während 6 Wochen mit aquarell und Zeichnungen portraits 500 rt erworben und kann nun, wie H. wünscht, erst nach Paris gehen. – Aber, sagst Du, „was ist uns Hekuba?” – Nun, so leb auch wohl, wirf das Blatt bei Seite, küße Cecile, und erinnere Dich, wenn Du Muße ohne Muse und Amor hast, Deiner getreuen Mutter. Herzliche Grüße an Madame Jeanrenaud und Schunk.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-02-01" xml:id="date_aaae0cd8-e23d-4d4e-8270-2fa853f3c406">1. 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Durch einen freundlichen Brief der <persName xml:id="persName_d773ca85-bc8d-438a-b5e5-e057542b41d5">Schlegel<name key="PSN0114561" style="hidden" type="person">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> erfuhr ich gestern, daß die Deinen am <date cert="high" when="1837-01-27" xml:id="date_2e5afb59-a19a-41d9-855e-dd7f4bce6359">27.</date> abgereist waren, und vermuthlich also den <date cert="high" when="1837-01-28" xml:id="date_a3a5ce87-2807-4aad-94d7-ea5a25c22f74">28. Abends</date> ankamen. Nun wirst Du keinen so peevishen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_7371034a-61c6-4e7f-8347-9033eecdee53" xml:lang="en">peevishen – engl. peevish, gereizt, verärgert.</note> Brief als den vom <date cert="high" when="1837-01-27" xml:id="date_735f219c-2d31-465b-bb16-dc4ea2bae940">28.</date> schreiben. Auch will ich Dich gar nicht lange mit meinem Geschwätz aufhalten und Dir nur zum 3. das Schönste und Beste wünschen (was Du nun schon heut und wobei Du Dich ganz fertig und beglückt finden mögest!<unclear reason="covering" resp="UT">)</unclear> Die Schlegel zeigt mir an, daß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7b9d926a-f035-46f7-9034-d7ccbdb47051">Mde. Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi> so gütig war <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4753eb57-b7db-4cc4-868e-c71c969005ed">Philipps<name key="PSN0115472" style="hidden" type="person">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName></hi> <title xml:id="title_bea25486-2385-4918-9107-698ec60ace93">Zeichnung<name key="PSN0115472" style="hidden" type="author">Veit, Philipp (1793-1877)</name><name key="CRT0111136" style="hidden" type="art">Cécile Jeanrenaud (Zeichnung 1836/37)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f6adf2f7-7c7a-4b22-8f93-655343f32ffd" xml:lang="de">Philipps Zeichnung – Fanny Hensel hatten bei Philipp Veit eine Zeichnung von Cécile Jeanrenaud bestellt (vgl. dazu Dorothea von Schlegels Brief vom 20. September 1836). Laut fmb-1837-01-01-02 (Brief Nr. 1506), Z. 35, dürfte Veit die Zeichnung in den letzten Tagen des Jahres 1836 oder Anfang 1837 angefertigt haben (Privatbesitz. Abbildung in Norbert Suhr, Philipp Veit, Porträts. Aus dem Mittelrheinischen Landesmuseum Mainz und aus Privatbesitz, Mainz 1977, S. 71). Sie ist nicht mit der in der Berliner Staatsbibliothek aufbewahrten Zeichnung identisch, die wahrscheinlich früher entstanden ist (D-B, Musikabteilung, MA BA 132. Abbildung in Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 358, und in Norbert Suhr, Felix Mendelssohn Bartholdy und Philipp Veit. Unveröffentlichte Briefe, in: Mendelssohn Studien 6, 1986, nach S. 108). Vgl. dazu ausführlich Suhr, Felix Mendelssohn Bartholdy […], S. 108. </note> für mich mitzunehmen. Ich bitte Dich recht herzlich, Dich bald daran erinnern zu wollen, was Dir nicht schwer werden kann, da das Original bei Dir ist, und es mir sogleich zukommen zu laßen. Denn wir sind unendlich gespannt darauf. <hi n="1" rend="underline">Deiner</hi> Recension darüber werde ich noch weniger trauen, als wenn <hi rend="latintype">Mde. Jeanrenaud</hi> oder die gute <persName xml:id="persName_84b85c73-6d83-429d-a2de-de93ba1f282e">Julie Schunk<name key="PSN0114769" style="hidden" type="person">Schunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862)</name></persName> mir ihr Notheil sagen wollen; was ich ab- und zuzurechnen habe. – Ich war übrigens recht froh, daß die Schlegel und Philipp es <hi n="1" rend="underline">mir</hi> ganz eigentlich zugesprochen. Nicht allein, daß Du böser Mensch mir <title xml:id="title_cf5829d7-cdf3-4f2f-ada3-62f766d5d2c0">Hildebrands Bild<name key="PSN0111982" style="hidden" type="author">Hildebrandt, Ferdinand Theodor (1804-1874)</name><name key="CRT0109260" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1834)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ac4486f3-14c7-4437-a0e1-64d3c53186d5" xml:lang="de">Hildebrands Bild – Gemeint ist das 1834 entstandenen Ölgemälde Felix Mendelssohn Bartholdys von Theodor Hildebrandt (Urfassung heute in D-LEsm, XIX/9. Abbildung u. a. in Klein, Almanach, S. 133), das später von Friedrich Jentzen als Porträt lithographiert und als Titelkupfer des Jahrgangsbands 1837 der AMZ veröffentlicht wurde.</note> nicht gegönnt hast, so behauptete <persName xml:id="persName_f875d6f0-c075-44a1-8f4b-4c79d5044f64">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> auch, das sie Philipp um jene Zeichnung gebeten, müße sie ihr gehören. Ich schrieb ihm aber ganz zu gleicher Zeit darum, und wenn ich auch gar kein andres Recht hätte, so kann man mir das <hi rend="latintype">droit d’ainesse</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7a9d7528-2963-4524-8163-165744aadd1d" xml:lang="fr ">droit d’ainesse – frz., Erstgeburtsrecht.</note> wenigstens nicht abstreiten. Und aus jenem Brief geht nun mein Eigenthumsrecht offenbar hervor. – Als <persName xml:id="persName_309984e0-0b1c-4078-933a-dc072e3ad32f">Hildebrand<name key="PSN0111982" style="hidden" type="person">Hildebrandt, Ferdinand Theodor (1804-1874)</name></persName> zuletzt hier war, fragte<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>ich ihn, wem <hi n="1" rend="underline">er</hi> denn Dein Bild geschenkt? er sagte, Felixen! und da Du es nun <persName xml:id="persName_a5848b41-efe9-46a6-ac34-4799fc9df1d8">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> gegeben, muß ich mich freilich bescheiden. <title xml:id="title_6e8d1549-4565-45b8-832e-c881ab66e2a9">Das von <hi rend="latintype">Vernet</hi><name key="PSN0115495" style="hidden" type="author">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name><name key="CRT0111186" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1831)</name></title> hat Fanny und es gefällt mir auch gar nicht, und das von <persName xml:id="persName_9b709eb7-0a43-46e5-8720-57f8e86487c1">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> war vor 7 Jahren ähnlich, ists aber nicht mehr. So hab ich mir denn nun die Lithographien, die ich Breitkopfs Freundlichkeit verdanke,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_59070cdf-0b0e-4011-945f-2d66c98085f1" xml:lang="de">die Lithographien, die ich Breitkopfs Freundlichkeit verdanke – siehe Brief fmb-1836-12-11-01 (Brief Nr. 1494) Felix Mendelssohn Bartholdy an Raymund Härtel in Leipzig, Leipzig, 11. Dezember 1836.</note> in meinem <hi rend="latintype">reduit</hi>chen aufgehängt, auf derselben Wand mit dem <hi rend="latintype">basrelief</hi> der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2875b9e9-d6eb-4250-aca9-d2ebd8516e5b">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName></hi> und <title xml:id="title_ddf17843-1a02-414f-9b74-6c7e8eff9187">Deiner Winterzeichnung<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xyu9zyac-ii3f-krxb-atgh-ffrolo2zebk1"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="watercolors_and_colored_pen_and_ink_drawings" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="datable_watercolors" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100737" style="hidden">Blick aus Reichel’s Garten im Winter, [23. Januar 1836]; D-LEims, AP 25<idno type="MWV">AQ 17</idno><idno type="op"></idno></name></title>; auf der gegenüberstehenden kleinen Wand hab ich <title xml:id="title_23a337c3-6017-4cfc-a6d0-7cadb9624bd3">Dein <hi rend="latintype">Durham</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_umk209pv-vuzm-w3vo-f4ws-rfsugynic4dd"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="watercolors_and_colored_pen_and_ink_drawings" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="datable_watercolors" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100725" style="hidden">Die Kathedrale von Durham, [Februar 1830 / Dezember 1833]; D-B, Musikabteilung, MA BA 188,39<idno type="MWV">AQ 1</idno><idno type="op"></idno></name></title> und meine theuren Entschlafenen, <persName xml:id="persName_25e56dee-0d91-4268-b0fd-57d6db9eb081">Vater<name key="PSN0118982" style="hidden" type="person">Salomon, Levin Jacob (1738-1783)</name></persName> und meine <persName xml:id="persName_abbcc19e-6c0d-4c25-b2ac-420a04853759">Mutter<name key="PSN0114443" style="hidden" type="person">Salomon (seit 1812) Bartholdy, Bilka (Bella) (1749-1824)</name></persName>.</p> <p>Du wirst mich mit allem Recht sehr dumm finden, daß Du abermals nur so prosaische Kleinigkeiten zum Angebinde erhältst. Sie sollen sich aber doch poetische Rechte erwerben; denn sie sollen die <hi n="1" rend="underline">Außenwerke</hi> Deiner Hochzeit<hi rend="latintype">toilette</hi> sein! Ich habe unser elegantes <hi rend="latintype">fashinables gentleman</hi>chen <persName xml:id="persName_6cefc9ff-2a06-46bc-99a1-fc3721503c50">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> darum befragt, und er rieth mir zu demjenigen, was das Päckchen enthält. Die <persName xml:id="persName_42afe98a-1a0a-4026-ba0e-dd2cb864ea78">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>sche Cantate<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f5c23686-bae4-40b7-969f-2d2f5b9ac965" xml:lang="de">Seb. Bachsche Cantate – nicht ermittelbar.</note> ist ein <hi rend="latintype">triste bull</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6887035a-3817-4e01-9a93-3661afba6aa3" xml:lang="fr ">triste bull – frz., trauriger Stier.</note> oder jenes Nachteulen nach Athen tragen, von dem <persName xml:id="persName_3a40d790-28d3-42f6-8d04-6d2938bb218d">Wieland<name key="PSN0115764" style="hidden" type="person">Wieland, Christoph Martin (1733-1813)</name></persName> so oft satirisch spricht. Auf den Titel hin ließ ich sie für Dich kaufen und als ich sie besah, fand ich erst daß sie in Leipzig herausgekommen. Lache nur darüber – das Herz ist doch schwarz! Uebrigens wird sie, mit dem armen <persName xml:id="persName_b90d94c1-715e-4ce9-8c63-6fe4bf701bc8">Eduard<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> zu reden – wohl etwas Schemeckerioso sein. – </p> <p>Die KreisErsatz Komißion, zu der ich 2mal geschickt, behauptet durchaus, es sei für Dich nichts weiter nöthig, indem Dein Attest<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_729c0b00-836e-4616-a968-a60d38b68744" xml:lang="de">Dein Attest – Felix Mendelssohn Bartholdy hätte mit dem vollendeten 23. Lebensjahr seine Dienstzeit beim Militär antreten müssen. Zu dieser Zeit (1832) hielt er sich nach seiner Italien- und Schweiz-Reise in Paris auf und plante die Weiterreise nach London. Bereits 1830/31 hatte er mit dem Vater wegen einer Verschiebung seiner Einberufung korrespondiert. Das Zeugnis, in dem ihm der Dispens vom preußischen Militärdienst attestiert wurde, lässt sich nicht nachweisen. Das zweite Aufgebot, dem Felix Mendelssohn Bartholdy zugeteilt worden war, sollte im Kriegsfall Besatzungsdienst leisten und bei Bedarf das Heer verstärken. </note> Dich, der ehemaligen Verwundung am Knie wegen, für <hi n="1" rend="underline">invalide</hi> erklärt habe. Will Dein hochweiser Magistrat sich noch nicht beruhi<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>gen, so mußt Du das Papier herschicken; diese Behörde sagt aber bestimmt, es bedürfe keiner fernern Bestätigung.</p> <p>Da ich in den Zeitungen finde, daß die <hi rend="latintype">grippe</hi> in Dresden herrscht, wird sie Leipzig <gap quantity="1" reason="deletion" unit="characters"></gap>wohl nicht verschonen. Nehmt Euch also recht vor Erkältung, und wenn Ihr sie habt, vor Rückfällen in Acht, die hier noch unangenehmer waren, als die ersten Anfälle. Unsre hiesige Familie ist bis auf <persName xml:id="persName_5593f32a-f3bb-4d75-a2ee-679595fcb1f3">Luise<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> nun Gottlob verschont; aber <persName xml:id="persName_f600dc57-5f5f-47a1-aca6-1cc0be0c3a3f">beide Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> haben eine andre etwas langwierige Krankheit, die zwar mit der Zeit, wenn alles gut geht, zu glücklichen Resultaten führt, aber auch bis dahin doch sehr ängstigt und besorglich macht. Beide sind schwanger, und dieser – zwar naturgemäße Zustand, ist etwas <hi rend="latintype">précaires</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b2f7d6bd-eabe-4fac-9739-2a9f813ecfbb" xml:lang="fr ">précaires – précaire, frz., ungewiss.</note> bei der Delikatesse der meisten jetzigen Frauen aus den höhern Ständen, und hat sich bei allen beiden schon so arg bewiesen, daß ich wohl Grund habe, unruhig zu sein. Diesmal ist übrigens <add place="above"><persName xml:id="persName_eeb511e9-a013-471a-a247-8511da1fddb1">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName><name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> (bei weitem heitrer als <persName xml:id="persName_e031b1a3-9790-4d36-b298-fe3af52bb4bd">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, <hi rend="latintype">the most whimsical creature</hi>! – Ich habe ihr noch eben wegen <persName xml:id="persName_4a4028ea-d544-40d3-a532-afba48ce0a98">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> gepredigt, der ein vortreffliches, aber ein so höchst turbulentes, ewig schwatzendes, begehrliches Kind ist, daß ihre heruntergekommenen Nerven es im jetzigen Zustand wirklich nicht aushalten können. Sie hat ein zuverlässiges Mädchen, sie hat mich, und muß ihn durchaus etwas entfernter von sich halten, wenn sie zu Kräften kommen will. Nun schwächt es der mütterlichen Liebe freilich wenn er schreit sobald sie von ihm geht; ich habe ihr aber oft bewiesen, daß es nur einen Moment dauert und daß er dann Stundenlang ruhig bei mir spielt wennn sie nicht da ist; Beckchen ist und bleibt indeß <hi rend="latintype">a little ungovernable</hi>, und agirt nicht immer mit einem zarten Pantöffelchen! – Gestern Abend hatte sie eine recht nette Gelehrtengesellschaft von <persName xml:id="persName_92e77e59-de52-4a90-93c8-9e89b255bd33">Enke’s<name key="PSN0110905" style="hidden" type="person">Encke, Johann Franz (1791-1865)</name></persName>, <persName xml:id="persName_332973b5-5493-438b-9ced-1ec9f98a52e5">Steffens<name key="PSN0115075" style="hidden" type="person">Steffens, Familie von → Henrik S.</name></persName>, <persName xml:id="persName_0e9d18f3-6e6e-424b-a3c2-53273ee50911">Dowes<name key="PSN0118901" style="hidden" type="person">Dove, Heinrich Wilhelm (1803-1879)</name></persName>, <persName xml:id="persName_e8623cb7-2e40-48af-9c10-543150d040fc">Müllers<name key="PSN0117671" style="hidden" type="person">Müller, Johannes (1801-1858)</name></persName> (aus Bonn) <persName xml:id="persName_dac79cd7-526d-4e2c-8ff5-9365d84fecc4">Heysens<name key="PSN0111970" style="hidden" type="person">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName>, <persName xml:id="persName_d7dd9267-2ae0-4b3a-a831-310e40aaf827">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> u. s. w. Die Steffens<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>erzähltem <persName xml:id="persName_e5ecc37a-4568-46fa-89d0-dabb023b6c58">Nikolovius<name key="PSN0113595" style="hidden" type="person">Nicolovius, Alfred Berthold Georg (1806-1890)</name></persName> hätte den Text zu <title xml:id="title_cf02bafc-858b-40df-b717-3e9b1fc16743">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_7dawjmie-bn3h-gkjb-dppr-q9xd5w25mjxu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> (ich hatte durch einen armen Kopisten 12 schreiben und Fannys Bekannte hatten wohl doppelt so viel anfertigen laßen) dem <persName xml:id="persName_ead3ca43-6a4c-492f-b383-3612ce1f991c">Kronprinzen<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> gezeigt, der schon <hi n="1" rend="underline">davon</hi> höchst eingenommen gewesen und sehr den Wunsch geäußert das Werk zu hören. Ueberhaupt ist es wunderlich, daß die Sage sich verbreitet hat, Du würdest herkommen, die Musik zu dirigiren, dem ich natürlich stets widerspreche, da ja leider auch keine Aussicht dazu da ist! Vielleicht hörten einige Personen bei Fanny, daß Hägelchen ihr sagte Felix solle so wie <persName xml:id="persName_13166bcc-663c-4d5d-804b-8e519051ab8d">Schneider<name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName> aus Deßau herkommen, es einzustudiren.</p> <p>Mein erzbraves <persName xml:id="persName_18527ca0-074a-40e0-a42b-dfb021f28a73">Paulchen<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, der auch 8 Tage an der <hi rend="latintype">grippe</hi> gelitten, scheint jetzt Gottlob ganz hergestellt. <date cert="high" when="1837-01-29" xml:id="date_4dd7dea5-447e-47ad-aea2-83e70df6a550">Sonntag</date> bekam ich von ihm und <persName xml:id="persName_3ed9b168-82e4-4baa-a2db-fd232f698a70">Albertinen<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> einen langen Brief; sie erzählten, sie wären vor einem Trödelladen vorbeigegangen und hätten ein <hi n="1" rend="underline">altes</hi> Bild gesehen, das Paul ungemein ähnlich war und daß sie deswegen gekauft: den andern Morgen kömmt das Bild an, und ich finde es wirklich höchst frappant, aber von dem größten Sudelmaler der Welt <hi rend="latintype">fabricirt</hi>. Wir hatten viel Spaß darüber, besonders weil Hensel sich ganz hinein verkuckt hatte und abwechselnd sagte, Gott wie abscheulich! und doch welch Talent für Aehnlichkeit! – Es ist, von dieser Schmiererei <hi rend="latintype">abstrahirt</hi>, angenehm zu sehen, wie leicht man jetzt Kunstsachen haben kann und wie der Geschmack daran sich verbreitet. Fanny hat gestern eine sehr hübsche kleine Kopie in Oel einer Raphaelschen heil. Familie (in Neapel befindlich) für 2 <hi rend="latintype">Louisd’or</hi> bei Sachse gekauft. Bei vielem Verdruß und noch größerer Aufopferung hat der gute Hensel auch manche Freude an seinen Schülern. <persName xml:id="persName_d933ad93-d790-4947-a5f7-394e2fc8db32">Moser<name key="PSN0113449" style="hidden" type="person">Moser, Julius (1805-1879)</name></persName>, der die Reise nach Rom gewonnen, hat in Königsberg während 6 Wochen mit <hi rend="latintype">aquarell</hi> und Zeichnungen portraits 500 rt erworben und kann nun, wie <persName xml:id="persName_e8b91fdc-d430-4327-b7f0-ffb55cbc5d6b">H.<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> wünscht, erst nach Paris gehen. – Aber, sagst Du, „was ist uns Hekuba?”<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3861e4d4-3d24-489f-b288-c77cf118c32b" xml:lang="de">„was ist uns Hekuba?” – »Was ist ihm Hekuba?«, Worte des Hamlet (im Sinne von »das bedeutet mir nichts«) in William Shakespeares Drama Hamlet, zweiter Akt, zweite Szene. Hekuba: lat. Hecuba oder Cisseis, griech. Hekabe (Ἑκάβη); in Homers Ilias die sechste und letzte Königin von Troja und Gattin des Priamos.</note> – <seg type="closer">Nun, so leb auch wohl, wirf das Blatt bei Seite, küße <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d432be4e-ef23-4f7c-8b83-6f44607e70f6">Cecile<name key="PSN0112225" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi>, und erinnere Dich, wenn Du Muße ohne Muse und Amor hast, Deiner getreuen Mutter.</seg></p> <closer rend="left">Herzliche Grüße an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4b9d819f-a5ea-4cb1-98ad-161953001d86">Madame Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName></hi> und <persName xml:id="persName_56c2106b-f67e-4832-863d-05f72f21b670">Schunk<name key="PSN0114760" style="hidden" type="person">Schunck, Familie von → Julius S.</name></persName>.</closer> </div> </body> </text></TEI>