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gb-1837-01-27-03

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Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 27. Januar 1837 Damit Du nicht sagst, ich schreibe nur, wenn ich einen Brief von Dir bekomme, was wirklich sehr Unrecht wäre, da Du so sehr beschäftigt bist, und ich in Gottes Welt Nichts zu thun habe, so Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 7. Januar 1837 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 28. Januar 1837 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 32/8. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 27. Januar 1837 Damit Du nicht sagst, ich schreibe nur, wenn ich einen Brief von Dir bekomme, was wirklich sehr Unrecht wäre, da Du so sehr beschäftigt bist, und ich in Gottes Welt Nichts zu thun habe, so

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 3-4 / 28 / 1] [R18 / 28 1 / No1], Siegel.

Rebecka Lejeune Dirichlet

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

27. Januar 1837 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Dr. F. Mendelssohn Bartholdy. in Leipzig Reichels Garten bei Mad. Pensa frei
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 27sten.

Damit Du nicht sagst, ich schreibe nur, wenn ich einen Brief von Dir bekomme, was wirklich sehr Unrecht wäre, da Du so sehr beschäftigt bist, und ich in Gottes Welt Nichts zu thun habe, so schreibe ich, ehe Dein verheißener Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1837-01-28-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 28. Januar 1837</name> angekommen oder gar geschrieben ist. Was soll man aber Dir in Deinem kleinen ParisDeinem kleinen Paris – Reminiszenz auf Leipzig aus Goethes Faust I, Szene Auerbachs Keller. Dort sagt der Student Frosch bei einem Trinkgelage über die Stadt: »Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute«. schreiben, aus KrähwinkelKrähwinkel – redensartlich für kleinstädtische, spießbürgerliche Beschränktheit Berlin. Auch die CresciniCrescini, Adelia (Adèle, Adelaide) (?-1838) kommt zu Euch. Hüte Dich nur, die ist ein Nachtwächter, und kann Dir wenigstens sehr viel Zeit kosten, wenn Du sie nicht gleich cuttest. Die ist genau, wie so ne Italiänerin aus einem Roman, die einen reisenden Jüngling seiner deutschen blonden Geliebten untreu machen will, und nebenbei wie aus der Reiterbude. Hier wird ThalbergThalberg, Sigismund (1812-1871) erwartet, ich habe Albert HeidemannHeydemann, Albert Gustav (1808-1877) und ArmfeldArmfeld, Alexander Ossipowitsch von (1806-1868) versprochen, sie würden dann beide Stumpfnasen bekommen.

Von FannysHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4d85qweq-usiz-5mgg-owdy-ysqndslwiwpo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> AufführungFannys Paulus Aufführung – Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 (MWV A 14) fand am 22. Januar 1837 in Berlin unter der Leitung von Fanny Hensel statt. hast Du schon Alles Nähere und Weitere gehört, davon ist also nichts mehr für mich da, denn wie sehr es mich beschäftigt und erfreut hat, das weißt Du auch. Ob ich so glücklich seyn werde, am 13ten März in Leipzig bei der Aufführungam 13ten März in Leipzig bei der Aufführung – Gemeint ist das das 20. Abonnementkonzert des Gewandhauses und damit das letzte Konzert der der Saison 1836/37 am 13. März 1837. zu seyn, |2| das ist noch gar nicht gewiß, wir hören bis dahin wohl noch von einander. Über Dein Flottleben mit Tanzen kann ich mich nicht genug verwundern, und JulieJeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875) schreibt, Du tanzest sehr gut, hast also die alten Kunststücke nicht vergessen, Juliens seelenvolle Beschreibung hätte mir auch beinahe noch einmal Tanzlust in die alten Beine gejagt, und alle möglichen alten Erinnerungen von Galoppen kamen mir wieder vor, ich will aber lieber davon schweigen, Du möchtest es sonst machen wie Falstaff mit dem Robert Schaal und Friedensrichter HölleFalstaff mit dem Robert Schaal und Friedensrichter Hölle – Figuren aus William Shakespeares König Heinrich IV., als der von seinen wilden Jugendstreichen erzählt. Aber wenn die glückliche Zeit erst da ist, daß Du mit Deiner CécileJeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) herkommst, dann muß ich das alte Ehepaar tanzen sehen, wenn ich auch nur den Zuschauer, oder vielleicht Walzerspieler abgebe. Wir müssen so nächstens d. LeinewandsLeinewands – scherzhaft für Wilhelm Hensel und Familie: Fanny Hensel bezeichnete z. B. Wilhelm Hensel in einem ihrer Briefe als »der schöne Leinewand«. Siehe Brief gb-1829-05-13-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 12. und 13. Mai 1829. einladen. Was Du von Mad. DavidDavid, Sophie Wilhelmine (1807-1893) erzählst,Was Du von Mad. David erzählst – siehe Brief fmb-1837-01-23-01 (Brief Nr. 1536) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Leipzig, 23. Januar 1837, Z. 38 ff. Ferdinand David heiratete am 20. Dezember 1836 in Dorpat unstandesgemäß Sophie Wilhelmine von Liphart (1807-1893). hat mich sehr gefreut, nun wollte ich nur, er hätte sie bei HeidemannsHeydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H. präsentirt, die sind aber so aufgebracht, wie weilandweiland – veraltet für: einst, früher. ich auf HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871), AlbertHeydemann, Albert Gustav (1808-1877) will auch einmal nach Leipzig reisen, um DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) nicht zu besuchen.F

Aus Frankfurt hat mich, nächst einem sehr netten Brief von unsrer Cécile, die Nachricht von den entsprungenen GefangenenNachricht von den entsprungenen Gefangenen – Diese Bemerkung bezieht sich auf die Flucht von sechs Studenten, die aufgrund ihrer Teilnahme am Frankfurter Wachensturm 1833 zu lebenslänglichen Gefängnisstrafen verurteilt worden waren. Ihr erfolgreicher Ausbruch im Januar 1837 schlug sich in einem Spottlied auf die Obrigkeit nieder, das in den Jahren zwischen 1837 und 1848 als anonyme Umdichtung von Wilhelm Sauerweins »Lied der Verfolgten« entstand. |3| sehr erfreut. Darf man wohl darüber an Cécile schreiben, oder sticht man da in ein Wespennest? Wenigstens denke ich mir Großmutter SouchaySouchay, Helene Elisabeth (1774-1851) sehr officiell gesinnt. Hierzu gehört, daß StenzlerStenzler, Adolf Friedrich (1807-1887) in Breslau suspendirt ist, weil er 1828 in der Burschenschaft gewesen ist; mit welchem Grimm mich diese Ruthenerziehung erwachsener Menschen erfüllt, das kann ich gar nicht sagen, das Opus krönt die allerliebsten Geschichtchen, die man sich von den Zeitvertreiben der alten Majestät erzählt. Die Freisprechung der Straßburger EmpörerFreisprechung der Straßburger Empörer – Am 30. Oktober 1836 versuchte der Sohn des ehemaligen Königs von Holland, Ludwig Napoleon, der in Schweizerischen Militairdiensten stehend mit einigen Oberoffizieren der Besatzung in Straßburger Verständnisse angeknüpft und Einlass in die Stadt erlangt hatte, sich als Kaiser Napoleon II ausrufen zu lassen, wurde aber mit seinen Anhängern entwaffnet und gefangen genommen. Die Regierung trug Bedenken, den Erben dieses Mannes vor Gericht zu stellen, und ließ ihn nach Nordamerika führen, von wo aus er 1837 zurückkehrte. Dieser Ausweg wurde aber von den Sympathisanten Napoleons als Willkür getadelt, und die Straßburger Jury durch diesen Einfluss aufgefordert, am 18. Januar 1837 über die sämtlichen Mitschuldigen des Attentats das Nichtschuldig auszusprechen, obwohl sich der Meuterei schuldige Stabsoffiziere darunter befanden. Am 27. Dezember 1836 hatte wiederum ein Fanatiker Namens Meunier ein misslungenes Attentat auf den französischen König verübt. Dieser Vorfall und das von der Straßburger Jury zur Verhöhnung der Justiz gefällte Urteil veranlasste die Doctrinairs den Rückweg zur gesetzlichen Strenge zu suchen. Siehe Carl Adolf Menzel, Geschichte der Jahre 1815 bis 1837, in: Beckers Weltgeschichte, 7. Auflage, Berlin 1838, S. 209 ff. veranlaßt hier d im Hause die lebhaftesten Debatten, diesmal sind wir Alle gegen Dirichlet, der sich darüber freut. Doch wie komm ich zu dem garstigen Lied?dem garstigen Lied – Reminiszenz auf Goethe: Faust – Der Tragödie erster Teil – Auerbachs Keller in Leipzig: »Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied«.

Aber was soll ich sonst singen? Ein Lied von WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887), das ist das Beste, obgleich er wenig Geschichten zum Schreiben liefert, aber er ist gar zu lieb, so ein wahrer guter, ehrlicher Kerl. Jetzt ist er sehr mit den Speckterschen Fabeln<name key="PSN0118930" style="hidden" type="author">Speckter, Otto (1807–1871)</name><name key="PSN0120537" style="hidden" type="author">Hey, Wilhelm (1789-1854)</name><name key="CRT0111835" style="hidden" type="literature">Fünfzig Fabeln für Kinder</name>Specktersche Fabeln – Wilhelm Hey und Otto Speckter, Fünfzig Fabeln für Kinder. In Bildern, gezeichnet von Otto Speckter. Nebst einem ernsthaften Anhange, Hamburg 1833. beschäftigt, die er sogenannt ließt, d.h. er legt das Buch vor sich auf die Erde, und sagt die Fabeln auswendig, kann auch schon 3 bis 4 Buchstaben aus seiner Fibel, und freut sich sehr, wenn er sie in irgend einem Buche wiederfindet. Das todte Kanarienvögelchen in dem Fabelbuch macht ihn mehr weinen, als uns ein rührender Roman, übrigens quält |4| er mich jetzt, so lange ich schreibe, mit Fragen und Verlangen, so daß ich ihm endlich willfahre und aufhören muß. Er läßt Dich grüßen, und sagen, Du möchtest doch ihn grüßen lassen. Adieu. lieber Junge, SchunksSchunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S. und SchleinitzensSchleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852) die allerbesten Grüße. Frank macht noch immer nicht seinen Cursus, wir sehen ihn sehr wenig. Adieu. Läßt der Frining, wie Julie sagt, nichts von sich hören, im Verhältniß zu ihr?

AlewinAlevin, Adolph (1808-1862) ras’t auch.
            Berlin den 27sten. Damit Du nicht sagst, ich schreibe nur, wenn ich einen Brief von Dir bekomme, was wirklich sehr Unrecht wäre, da Du so sehr beschäftigt bist, und ich in Gottes Welt Nichts zu thun habe, so schreibe ich, ehe Dein verheißener Brief angekommen oder gar geschrieben ist. Was soll man aber Dir in Deinem kleinen Paris schreiben, aus Krähwinkel Berlin. Auch die Crescini kommt zu Euch. Hüte Dich nur, die ist ein Nachtwächter, und kann Dir wenigstens sehr viel Zeit kosten, wenn Du sie nicht gleich cuttest. Die ist genau, wie so ne Italiänerin aus einem Roman, die einen reisenden Jüngling seiner deutschen blonden Geliebten untreu machen will, und nebenbei wie aus der Reiterbude. Hier wird Thalberg erwartet, ich habe Albert Heidemann und Armfeld versprochen, sie würden dann beide Stumpfnasen bekommen.
Von Fannys Paulus Aufführung hast Du schon Alles Nähere und Weitere gehört, davon ist also nichts mehr für mich da, denn wie sehr es mich beschäftigt und erfreut hat, das weißt Du auch. Ob ich so glücklich seyn werde, am 13ten März in Leipzig bei der Aufführung zu seyn, das ist noch gar nicht gewiß, wir hören bis dahin wohl noch von einander. Über Dein Flottleben mit Tanzen kann ich mich nicht genug verwundern, und Julie schreibt, Du tanzest sehr gut, hast also die alten Kunststücke nicht vergessen, Juliens seelenvolle Beschreibung hätte mir auch beinahe noch einmal Tanzlust in die alten Beine gejagt, und alle möglichen alten Erinnerungen von Galoppen kamen mir wieder vor, ich will aber lieber davon schweigen, Du möchtest es sonst machen wie Falstaff mit dem Robert Schaal und Friedensrichter Hölle, als der von seinen wilden Jugendstreichen erzählt. Aber wenn die glückliche Zeit erst da ist, daß Du mit Deiner Cécile herkommst, dann muß ich das alte Ehepaar tanzen sehen, wenn ich auch nur den Zuschauer, oder vielleicht Walzerspieler abgebe. Wir müssen so nächstens d. Leinewands einladen. Was Du von Mad. David erzählst, hat mich sehr gefreut, nun wollte ich nur, er hätte sie bei Heidemanns präsentirt, die sind aber so aufgebracht, wie weiland ich auf Horn, Albert will auch einmal nach Leipzig reisen, um David nicht zu besuchen. F
Aus Frankfurt hat mich, nächst einem sehr netten Brief von unsrer Cécile, die Nachricht von den entsprungenen Gefangenen sehr erfreut. Darf man wohl darüber an Cécile schreiben, oder sticht man da in ein Wespennest? Wenigstens denke ich mir Großmutter Souchay sehr officiell gesinnt. Hierzu gehört, daß Stenzler in Breslau suspendirt ist, weil er 1828 in der Burschenschaft gewesen ist; mit welchem Grimm mich diese Ruthenerziehung erwachsener Menschen erfüllt, das kann ich gar nicht sagen, das Opus krönt die allerliebsten Geschichtchen, die man sich von den Zeitvertreiben der alten Majestät erzählt. Die Freisprechung der Straßburger Empörer veranlaßt hier d im Hause die lebhaftesten Debatten, diesmal sind wir Alle gegen Dirichlet, der sich darüber freut. Doch wie komm ich zu dem garstigen Lied?
Aber was soll ich sonst singen? Ein Lied von Walter, das ist das Beste, obgleich er wenig Geschichten zum Schreiben liefert, aber er ist gar zu lieb, so ein wahrer guter, ehrlicher Kerl. Jetzt ist er sehr mit den Speckterschen Fabeln beschäftigt, die er sogenannt ließt, d. h. er legt das Buch vor sich auf die Erde, und sagt die Fabeln auswendig, kann auch schon 3 bis 4 Buchstaben aus seiner Fibel, und freut sich sehr, wenn er sie in irgend einem Buche wiederfindet. Das todte Kanarienvögelchen in dem Fabelbuch macht ihn mehr weinen, als uns ein rührender Roman, übrigens quält er mich jetzt, so lange ich schreibe, mit Fragen und Verlangen, so daß ich ihm endlich willfahre und aufhören muß. Er läßt Dich grüßen, und sagen, Du möchtest doch ihn grüßen lassen. Adieu. lieber Junge, Schunks und Schleinitzens die allerbesten Grüße. Frank macht noch immer nicht seinen Cursus, wir sehen ihn sehr wenig. Adieu. Läßt der Frining, wie Julie sagt, nichts von sich hören, im Verhältniß zu ihr?Alewin ras’t auch.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1837-01-27-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1837-01-27-03" xml:id="title_058149d5-b406-45a8-9ebd-8251faa1b347">Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 27. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-01-27" xml:id="date_d59994bd-a641-4402-b3f6-10e1fd0c9663">27. 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Januar 1837</name> </title> angekommen oder gar geschrieben ist. Was soll man aber Dir in Deinem kleinen Paris<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3b27dad1-87b4-4930-8a71-bda2367b0565" xml:lang="de">Deinem kleinen Paris – Reminiszenz auf Leipzig aus Goethes Faust I, Szene Auerbachs Keller. Dort sagt der Student Frosch bei einem Trinkgelage über die Stadt: »Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute«.</note> schreiben, aus Krähwinkel<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_7d8acb78-301a-4d0c-9cb9-544c55db548c" xml:lang="de">Krähwinkel – redensartlich für kleinstädtische, spießbürgerliche Beschränktheit</note> Berlin. Auch die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_846ac696-ba30-4517-b037-6a02a5e39162">Crescini<name key="PSN0110498" style="hidden" type="person">Crescini, Adelia (Adèle, Adelaide) (?-1838)</name></persName></hi> kommt zu Euch. Hüte Dich nur, die ist ein Nachtwächter, und kann Dir wenigstens sehr viel Zeit kosten, wenn Du sie nicht gleich <hi rend="latintype">cuttest</hi>. Die ist genau, wie so ne Italiänerin aus einem Roman, die einen reisenden Jüngling seiner deutschen blonden Geliebten untreu machen will, und nebenbei wie aus der Reiterbude. Hier wird <persName xml:id="persName_caf94161-6d8b-4b28-834c-3e239ea190ed">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> erwartet, ich habe <persName xml:id="persName_50b1e131-342e-43d8-a7d3-8d0dfb590003">Albert Heidemann<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f6574d74-9d5b-4b6b-8c42-efd90882c127">Armfeld<name key="PSN0116067" style="hidden" type="person">Armfeld, Alexander Ossipowitsch von (1806-1868)</name></persName> versprochen, sie würden dann beide Stumpfnasen bekommen.</p> <p>Von <persName xml:id="persName_b9a09baf-cd4d-430e-87b8-7de33293e602">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <title xml:id="title_25830b30-a1ea-4d71-8142-8a8915632ae9">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4d85qweq-usiz-5mgg-owdy-ysqndslwiwpo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> Aufführung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8035bed5-56b1-4e7b-a2d2-02de9c60dd83" xml:lang="de">Fannys Paulus Aufführung – Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus op. 36 (MWV A 14) fand am 22. Januar 1837 in Berlin unter der Leitung von Fanny Hensel statt.</note> hast Du schon Alles Nähere und Weitere gehört, davon ist also nichts mehr für mich da, denn wie sehr es mich beschäftigt und erfreut hat, das weißt Du auch. Ob ich so glücklich seyn werde, am <date cert="high" when="1837-03-13" xml:id="date_356e0802-14a6-44f7-ba9b-a594a81a96b3">13ten März</date> in Leipzig bei der Aufführung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_79581509-2b2c-4390-8658-de6459c86c07" xml:lang="de">am 13ten März in Leipzig bei der Aufführung – Gemeint ist das das 20. Abonnementkonzert des Gewandhauses und damit das letzte Konzert der der Saison 1836/37 am 13. März 1837. </note> zu seyn,<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>das ist noch gar nicht gewiß, wir hören bis dahin wohl noch von einander. Über Dein Flottleben mit Tanzen kann ich mich nicht genug verwundern, und <persName xml:id="persName_3e9b8d50-8daa-4eae-a62d-a8a32d91db59">Julie<name key="PSN0112232" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> schreibt, Du tanzest sehr gut, hast also die alten Kunststücke nicht vergessen, Juliens seelenvolle Beschreibung hätte mir auch beinahe noch einmal Tanzlust in die alten Beine gejagt, und alle möglichen alten Erinnerungen von Galoppen kamen mir wieder vor, ich will aber lieber davon schweigen, Du möchtest es sonst machen wie Falstaff mit dem Robert Schaal und Friedensrichter Hölle<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2c9377be-2fd6-4626-b5b1-be78bf8e335c" xml:lang="de">Falstaff mit dem Robert Schaal und Friedensrichter Hölle – Figuren aus William Shakespeares König Heinrich IV.</note>, als der von seinen wilden Jugendstreichen erzählt. Aber wenn die glückliche Zeit erst da ist, daß Du mit Deiner <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_16e9193b-83da-4509-a9b7-8afa47e26352">Cécile<name key="PSN0112225" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName></hi> herkommst, dann muß ich das alte Ehepaar tanzen sehen, wenn ich auch nur den Zuschauer, oder vielleicht Walzerspieler abgebe. Wir müssen so nächstens d. Leinewands<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_38ed3f1c-7780-4c60-9694-f9df3bdf2474" xml:lang="de">Leinewands – scherzhaft für Wilhelm Hensel und Familie: Fanny Hensel bezeichnete z. B. Wilhelm Hensel in einem ihrer Briefe als »der schöne Leinewand«. Siehe Brief gb-1829-05-13-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 12. und 13. Mai 1829.</note> einladen. Was Du von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fe0cf870-dcb7-4bd3-9e73-13e8a40b55d0">Mad. David<name key="PSN0110574" style="hidden" type="person">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName></hi> erzählst,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5c5da9da-b49a-4c44-ae51-8718cb0eb796" xml:lang="de">Was Du von Mad. David erzählst – siehe Brief fmb-1837-01-23-01 (Brief Nr. 1536) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Leipzig, 23. Januar 1837, Z. 38 ff. Ferdinand David heiratete am 20. Dezember 1836 in Dorpat unstandesgemäß Sophie Wilhelmine von Liphart (1807-1893).</note> hat mich sehr gefreut, nun wollte ich nur, er hätte sie bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5aee745b-779f-4e7c-944f-e2f560f62402">Heidemanns<name key="PSN0111958" style="hidden" type="person">Heydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H.</name></persName></hi> präsentirt, die sind aber so aufgebracht, wie weiland<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0ceae105-2944-4a2b-a75c-454ed3eefccb" xml:lang="de">weiland – veraltet für: einst, früher.</note> ich auf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9d303a83-4cff-4b88-bafc-3dc2845f1249">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName></hi>, <persName xml:id="persName_76655491-e6a1-4b44-bb6b-e794456ee5a2">Albert<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> will auch einmal nach Leipzig reisen, um <persName xml:id="persName_58497bc1-8a92-47af-be57-53be597003b3">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> nicht zu besuchen.<ref target="#fn1" type="Footnotes_reference" xml:id="fnr1">F</ref></p> <p>Aus Frankfurt hat mich, nächst einem sehr netten Brief von unsrer <hi rend="latintype">Cécile</hi>, die Nachricht von den entsprungenen Gefangenen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8913716f-3e21-4b53-aac3-712c041bfeae" xml:lang="de">Nachricht von den entsprungenen Gefangenen – Diese Bemerkung bezieht sich auf die Flucht von sechs Studenten, die aufgrund ihrer Teilnahme am Frankfurter Wachensturm 1833 zu lebenslänglichen Gefängnisstrafen verurteilt worden waren. Ihr erfolgreicher Ausbruch im Januar 1837 schlug sich in einem Spottlied auf die Obrigkeit nieder, das in den Jahren zwischen 1837 und 1848 als anonyme Umdichtung von Wilhelm Sauerweins »Lied der Verfolgten« entstand.</note><seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>sehr erfreut. Darf man wohl darüber an <hi rend="latintype">Cécile</hi> schreiben, oder sticht man da in ein Wespennest? Wenigstens denke ich mir Großmutter <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f5acd09e-d20d-4cc7-99f1-525d119c8e1c">Souchay<name key="PSN0114987" style="hidden" type="person">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName></hi> sehr officiell gesinnt. Hierzu gehört, daß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4279dd3c-bdfe-4244-8743-1e4588f69936">Stenzler<name key="PSN0115112" style="hidden" type="person">Stenzler, Adolf Friedrich (1807-1887)</name></persName></hi> in Breslau suspendirt ist, weil er 1828 in der Burschenschaft gewesen ist; mit welchem Grimm mich diese Ruthenerziehung erwachsener Menschen erfüllt, das kann ich gar nicht sagen, das Opus krönt die allerliebsten Geschichtchen, die man sich von den Zeitvertreiben der alten Majestät erzählt. Die Freisprechung der Straßburger Empörer<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_292acd36-6d57-4d45-94f3-e3564722823e" xml:lang="de">Freisprechung der Straßburger Empörer – Am 30. Oktober 1836 versuchte der Sohn des ehemaligen Königs von Holland, Ludwig Napoleon, der in Schweizerischen Militairdiensten stehend mit einigen Oberoffizieren der Besatzung in Straßburger Verständnisse angeknüpft und Einlass in die Stadt erlangt hatte, sich als Kaiser Napoleon II ausrufen zu lassen, wurde aber mit seinen Anhängern entwaffnet und gefangen genommen. Die Regierung trug Bedenken, den Erben dieses Mannes vor Gericht zu stellen, und ließ ihn nach Nordamerika führen, von wo aus er 1837 zurückkehrte. Dieser Ausweg wurde aber von den Sympathisanten Napoleons als Willkür getadelt, und die Straßburger Jury durch diesen Einfluss aufgefordert, am 18. Januar 1837 über die sämtlichen Mitschuldigen des Attentats das Nichtschuldig auszusprechen, obwohl sich der Meuterei schuldige Stabsoffiziere darunter befanden. Am 27. Dezember 1836 hatte wiederum ein Fanatiker Namens Meunier ein misslungenes Attentat auf den französischen König verübt. Dieser Vorfall und das von der Straßburger Jury zur Verhöhnung der Justiz gefällte Urteil veranlasste die Doctrinairs den Rückweg zur gesetzlichen Strenge zu suchen. Siehe Carl Adolf Menzel, Geschichte der Jahre 1815 bis 1837, in: Beckers Weltgeschichte, 7. Auflage, Berlin 1838, S. 209 ff.</note> veranlaßt hier <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_35b4e7f1-46b7-4325-bfb4-1516fd897169">d</del> im Hause die lebhaftesten Debatten, diesmal sind wir Alle gegen Dirichlet, der sich darüber freut. Doch wie komm ich zu dem garstigen Lied?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8f8e176d-3555-489c-b4b9-ffc576b81eef" xml:lang="de">dem garstigen Lied – Reminiszenz auf Goethe: Faust – Der Tragödie erster Teil – Auerbachs Keller in Leipzig: »Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied«.</note></p> <p>Aber was soll ich sonst singen? Ein Lied von <persName xml:id="persName_f476eac1-dfca-4294-9132-9f2854275ccb">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, das ist das Beste, obgleich er wenig Geschichten zum Schreiben liefert, aber er ist gar zu lieb, so ein wahrer guter, ehrlicher Kerl. Jetzt ist er sehr mit den <title xml:id="title_3ecce28b-d1e2-4913-b0e9-3f83593fd044">Speckterschen Fabeln<name key="PSN0118930" style="hidden" type="author">Speckter, Otto (1807–1871)</name><name key="PSN0120537" style="hidden" type="author">Hey, Wilhelm (1789-1854)</name><name key="CRT0111835" style="hidden" type="literature">Fünfzig Fabeln für Kinder</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7a54a7fc-7844-4fec-8bfd-e420bd6e67db" xml:lang="de">Specktersche Fabeln – Wilhelm Hey und Otto Speckter, Fünfzig Fabeln für Kinder. In Bildern, gezeichnet von Otto Speckter. Nebst einem ernsthaften Anhange, Hamburg 1833.</note> beschäftigt, die er sogenannt ließt, d.h. er legt das Buch vor sich auf die Erde, und sagt die Fabeln auswendig, kann auch schon 3 bis 4 Buchstaben aus seiner Fibel, und freut sich sehr, wenn er sie in irgend einem Buche wiederfindet. Das todte Kanarienvögelchen in dem Fabelbuch macht ihn mehr weinen, als uns ein rührender Roman, übrigens quält<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>er mich jetzt, so lange ich schreibe, mit Fragen und Verlangen, so daß ich ihm endlich willfah<unclear reason="covering" resp="UT">re</unclear> und aufhören muß. <seg type="closer">Er läßt Dich grüßen, und sagen, Du möchtest doch ihn grüßen lassen. Adieu. lieber Junge, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_af466aba-50b9-43f0-aa76-83c87fb871b2">Schunks<name key="PSN0114759" style="hidden" type="person">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0822f1a6-e425-4242-bb85-85ba9d7f3e4a">Schleinitzens<name key="PSN0114567" style="hidden" type="person">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name><name key="PSN0114568" style="hidden" type="person">Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852)</name></persName></hi> die allerbesten Grüße.</seg> Frank macht noch immer nicht seinen Cursus, wir sehen ihn sehr wenig. <seg type="closer">Adieu.</seg> Läßt der <hi n="1" rend="underline">Frining</hi>, wie Julie sagt, nichts von sich hören, im Verhältniß zu ihr?</p> </div> <div type="footnotes_area" xml:id="div_4101c78c-73af-49a6-b689-3e59f7078da6"> <note n="F" place="in_the_marginal_area_right,_left_or_right_and_left" subtype="author" target="fnr1" type="footnote" xml:id="fn1"><persName xml:id="persName_1012598f-6bfd-4a3d-867b-4c748153cdbf">Alewin<name key="PSN0119053" style="hidden" type="person">Alevin, Adolph (1808-1862)</name></persName> ras’t auch.</note> </div> </body> </text></TEI>