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gb-1836-12-23-02

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Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., adressiert an Cornelius Carl Souchay <lb></lb>London, 23. Dezember 1836 Ich habe etwa so viel Zeit wie die Zeit selber, oder wie ein Hochzeiter – wie Einer der wie Du in Frankfurt in allen Himmeln weiter lebt und dem der Tag ist wie eine Minute, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 11. Dezember 1836 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 19. Januar 1837 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/151. Autograph Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., adressiert an Cornelius Carl Souchay; London, 23. Dezember 1836 Ich habe etwa so viel Zeit wie die Zeit selber, oder wie ein Hochzeiter – wie Einer der wie Du in Frankfurt in allen Himmeln weiter lebt und dem der Tag ist wie eine Minute,

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [LONDON. / 23 / DEC / 1836], [Engeland / via Rotterdam.], [D. 2 / 3/1.], Siegel.

Carl Klingemann

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

23. Dezember 1836 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) LondonGroßbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M.Deutschland deutsch
Herrn Dr Felix Mendelssohn- Bartholdy per adr. des Herrn Souchay in Frankfurt a/M Rotterdam Steamboat.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) 37. BuryStr. 23. Dec 36. Liebster Felix

Ich habe etwa so viel Zeit wie die Zeit selber, oder wie ein Hochzeiter – wie Einer der wie Du in Frankfurt in allen Himmeln weiter lebt und dem der Tag ist wie eine Minute, aber ich schreibe Dir doch. Denn ich mögte gern, daß Dich diese AntwortsZeilen, auf Deine beiden lieben Briefe im 16ner Format, in jenem unbekannten, und doch wohlbekannten, zauberhaften, Hause treffen mögten. Das ist ein Stück Coketterie und Raffinement von mir. Schickte ich Dir die schönsten Verse, hieltest Dus gar nicht aus, – dies hältst Du schon für glaubhafte Poesie.

O Freund, ich lache Dich zwar aus, aber doch nur auf der einen Gesichtsseite, ein Jener qui pleure & Jener qui rit – die andre weint freilich nicht, sondern hat sich etwa blos sehnsüchtig: Aber bei alle dem will ich Dir wohl. Solch ein Glück hatte ich Dir lange gewünscht, und kaum gehofft es mögte wahr werden, nun Dus hast, in aller seiner Herrlichkeit, wärmt sich mein altes Herz mit daran, und ich vermiße daneben noch die ergötzliche Sicherheit, in der ich Dich Dein Nest bauen sehe. Fahre so weiter!

[…]ig ist Dir mal beschieden, – ob auf 4 oder 6 Jahre, das wird nicht mehr auf Dich, sondern auf Euch ankommen. Gleichviel. Komm nur bald her mit Deiner Frau. – Am Sonntag war ich bei Beneke, wie oft, wir sprachen von Euch, wie es geht dort hörte ich, die künftige Schwiegermutter |2| ginge mit nach Leipzig, zur Einrichtung. Ich fragte, was dann aus der bejammernwürdigen jungen Frau würde? und man beruhigte mich mit dem Gedanken, daß sie in Leipzig Verwandte habe, die sie besuchen könne.

Vor lauter Eile kam ich zu nichts. Du willst details von mir haben über mich selber, – ich habe keine, ich weiß nichts. Die Regulirung meiner Verhältniße mag Ende des Jahres erfolgen, – es ist deshalb – wegen der Geldpuncte, zwischen Hannover und hier hin und hergeschrieben, das verzögerts, – die letzte Mittheilung kommt mit nächster Post. Einstweilen habe ich alle Geschäfte – das Geld wird mir nachgezahlt. Die Wundersagen des jungen Sieveking in Berlin haben mir einen ordentlichen Schreck eingejagt, – ich habe flugs seinen Eltern geschrieben, sie mögten doch ihren Sohn anweisen, die aufgeregten Gemüther zu beruhigen, und den hohen Ton um die Hälfte herab zu stimmen, – grade um die Hälfte, das würds machen, statt 1200 ₤ und verlobt, etwa 600. ₤ und verliebt. So ists auch würklich, – das wird ohngefähr meine Einnahmen und Ausgaben, – unter dem verliebt meine ich wieder nur die altbekannte allgemeine Sehnsucht von uns Neuern, weiter nichts. – Aber ich weiß würklich nichts, als Vermuthungen, – Ompteda und Lichtenberg versichern, ich würde zufrieden seyn, und alles was darüber geschrieben ist, ist von den beiden selber |3| corrigirt und ausgefertigt.

Warum ich heute noch schreibe, ist, daß dies der letzte Brief aus BuryStr ist. Ich habe diese Zeit oft an Dich gedacht, – erst im Guten und Allgemeinen, und dann im Besondren, als Weltverbeßerer, – auf alle Handwerker hab ich geflucht, denn alle haben mich sitzen laßen, und ich denke stark ans Reformiren. Aber heute Abend werde ich packen, aufräumen, Briefe zusammenbinden, Papiere ordnen, und da wirds spät und später werden, und mir wird zu Muth werden, als wollt ich morgen verreisen, etwa an den Rhein oder Mayn, wie sonst nach Düsseldorf, und ich werde abermals an Dich denken. Morgen geht aber was Neues für mich an, da zieh ich ein in mein neues Haus: 4. Hobart Place, Eaton Square, Pimlico. Alle beschenkendigen Ritte erfolgen später, aber in Selbstverhöhnung, Ironie und allerlei Humor richte ich mirs sehr hübsch ein; ich puffe in einer Art von kühler Tollheit 300 ₤. für Gardinen, Meubel und Küchengeräth in die Luft, und es soll mich später wundern wo ichs eigentlich finaliter hernehme, und wer mir was darauf zu Gut thut. Alles das ist aber nicht ohne System. Sogar auf Dich oder Euch, enthält das Haus schon Luftschlößer. Meine Freunde sind gespannt. Wenns aber fertig ist, hab ich große Lust, mich eine Zeitlang complett einzuspinnen, zu tiefer SelbstContemplation und einiger Erholung.

Was geht das aber Dich an, – sieh nach, – alle Welt hat nicht von “himmelblauen Nächten” zu schreiben. –

Heinke ist bedacht bei der Einrichtung, – gestern hab ich, unter Mad Moscheles Flügeln, ein Sortiment Eisensachen dort gekauft, – Aber aus alter Freundschaft, – daß Du verlobt bist also glücklich, freut ihn entsetzlich, – er will sehr von mir genannt und empfohlen seyn.

|4| Von unseren Freunden ist nur Gutes zu melden – Rosen blüht, Moscheles blühen, – Horsleys blühen, Benekes blühen, nur hat die kleine Frau zu oft Zahnweh. Sie trägts zwar mit der liebenswürdigsten Geduld, aber es ist doch betrübend. – Ich respectire Dein Porto – aber es beweißt doch eigentlich nur die Briefe die Du empfängst, nicht die Du schreibst. Ferner sagt der Ruf, Du schreibst wöchentlich 4mal an Deine Braut, – endlich sage ich, und zwar aus frischer Erfahrung: je mehr man schreibt desto mehr kann man schreiben, – 4 Briefe hintereinander sind mir gar nichts. Also schreib um zu schreiben, – ich bin unerbittlich und fürchterlich! Nun ist aus, grüße noch das ganze Haus, alle meine werthen Freunde, und laße mich, wie Rosen zu sagen pflegt, „vor den schönen Himmelblauen in den schönsten Farben leuchten. Ich schreibe, im alten Jahr, zu bestem neuen! Glück auf! Dein

CKl.
            37. BuryStr. 23. Dec 36. Liebster Felix
Ich habe etwa so viel Zeit wie die Zeit selber, oder wie ein Hochzeiter – wie Einer der wie Du in Frankfurt in allen Himmeln weiter lebt und dem der Tag ist wie eine Minute, aber ich schreibe Dir doch. Denn ich mögte gern, daß Dich diese AntwortsZeilen, auf Deine beiden lieben Briefe im 16ner Format, in jenem unbekannten, und doch wohlbekannten, zauberhaften, Hause treffen mögten. Das ist ein Stück Coketterie und Raffinement von mir. Schickte ich Dir die schönsten Verse, hieltest Dus gar nicht aus, – dies hältst Du schon für glaubhafte Poesie.
O Freund, ich lache Dich zwar aus, aber doch nur auf der einen Gesichtsseite, ein Jener qui pleure & Jener qui rit – die andre weint freilich nicht, sondern hat sich etwa blos sehnsüchtig: Aber bei alle dem will ich Dir wohl. Solch ein Glück hatte ich Dir lange gewünscht, und kaum gehofft es mögte wahr werden, nun Dus hast, in aller seiner Herrlichkeit, wärmt sich mein altes Herz mit daran, und ich vermiße daneben noch die ergötzliche Sicherheit, in der ich Dich Dein Nest bauen sehe. Fahre so weiter!
…ig ist Dir mal beschieden, – ob auf 4 oder 6 Jahre, das wird nicht mehr auf Dich, sondern auf Euch ankommen. Gleichviel. Komm nur bald her mit Deiner Frau. – Am Sonntag war ich bei Beneke, wie oft, wir sprachen von Euch, wie es geht dort hörte ich, die künftige Schwiegermutter ginge mit nach Leipzig, zur Einrichtung. Ich fragte, was dann aus der bejammernwürdigen jungen Frau würde? und man beruhigte mich mit dem Gedanken, daß sie in Leipzig Verwandte habe, die sie besuchen könne.
Vor lauter Eile kam ich zu nichts. Du willst details von mir haben über mich selber, – ich habe keine, ich weiß nichts. Die Regulirung meiner Verhältniße mag Ende des Jahres erfolgen, – es ist deshalb – wegen der Geldpuncte, zwischen Hannover und hier hin und hergeschrieben, das verzögerts, – die letzte Mittheilung kommt mit nächster Post. Einstweilen habe ich alle Geschäfte – das Geld wird mir nachgezahlt. Die Wundersagen des jungen Sieveking in Berlin haben mir einen ordentlichen Schreck eingejagt, – ich habe flugs seinen Eltern geschrieben, sie mögten doch ihren Sohn anweisen, die aufgeregten Gemüther zu beruhigen, und den hohen Ton um die Hälfte herab zu stimmen, – grade um die Hälfte, das würds machen, statt 1200 ₤ und verlobt, etwa 600. ₤ und verliebt. So ists auch würklich, – das wird ohngefähr meine Einnahmen und Ausgaben, – unter dem verliebt meine ich wieder nur die altbekannte allgemeine Sehnsucht von uns Neuern, weiter nichts. – Aber ich weiß würklich nichts, als Vermuthungen, – Ompteda und Lichtenberg versichern, ich würde zufrieden seyn, und alles was darüber geschrieben ist, ist von den beiden selber corrigirt und ausgefertigt.
Warum ich heute noch schreibe, ist, daß dies der letzte Brief aus BuryStr ist. Ich habe diese Zeit oft an Dich gedacht, – erst im Guten und Allgemeinen, und dann im Besondren, als Weltverbeßerer, – auf alle Handwerker hab ich geflucht, denn alle haben mich sitzen laßen, und ich denke stark ans Reformiren. Aber heute Abend werde ich packen, aufräumen, Briefe zusammenbinden, Papiere ordnen, und da wirds spät und später werden, und mir wird zu Muth werden, als wollt ich morgen verreisen, etwa an den Rhein oder Mayn, wie sonst nach Düsseldorf, und ich werde abermals an Dich denken. Morgen geht aber was Neues für mich an, da zieh ich ein in mein neues Haus: 4. Hobart Place, Eaton Square, Pimlico. Alle beschenkendigen Ritte erfolgen später, aber in Selbstverhöhnung, Ironie und allerlei Humor richte ich mirs sehr hübsch ein; ich puffe in einer Art von kühler Tollheit 300 ₤. für Gardinen, Meubel und Küchengeräth in die Luft, und es soll mich später wundern wo ichs eigentlich finaliter hernehme, und wer mir was darauf zu Gut thut. Alles das ist aber nicht ohne System. Sogar auf Dich oder Euch, enthält das Haus schon Luftschlößer. Meine Freunde sind gespannt. Wenns aber fertig ist, hab ich große Lust, mich eine Zeitlang complett einzuspinnen, zu tiefer SelbstContemplation und einiger Erholung.
Was geht das aber Dich an, – sieh nach, – alle Welt hat nicht von “himmelblauen Nächten” zu schreiben. –
Heinke ist bedacht bei der Einrichtung, – gestern hab ich, unter Mad Moscheles Flügeln, ein Sortiment Eisensachen dort gekauft, – Aber aus alter Freundschaft, – daß Du verlobt bist also glücklich, freut ihn entsetzlich, – er will sehr von mir genannt und empfohlen seyn.
 Von unseren Freunden ist nur Gutes zu melden – Rosen blüht, Moscheles blühen, – Horsleys blühen, Benekes blühen, nur hat die kleine Frau zu oft Zahnweh. Sie trägts zwar mit der liebenswürdigsten Geduld, aber es ist doch betrübend. – Ich respectire Dein Porto – aber es beweißt doch eigentlich nur die Briefe die Du empfängst, nicht die Du schreibst. Ferner sagt der Ruf, Du schreibst wöchentlich 4mal an Deine Braut, – endlich sage ich, und zwar aus frischer Erfahrung: je mehr man schreibt desto mehr kann man schreiben, – 4 Briefe hintereinander sind mir gar nichts. Also schreib um zu schreiben, – ich bin unerbittlich und fürchterlich! Nun ist aus, grüße noch das ganze Haus, alle meine werthen Freunde, und laße mich, wie Rosen zu sagen pflegt, „vor den schönen Himmelblauen in den schönsten Farben leuchten. Ich schreibe, im alten Jahr, zu bestem neuen! Glück auf! Dein
CKl.          
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Aber heute Abend werde ich packen, aufräumen, Briefe zusammenbinden, Papiere ordnen, und da wirds spät und später werden, und mir wird zu Muth werden, als wollt ich morgen verreisen, etwa an den Rhein oder Mayn, wie sonst nach <hi rend="latintype">Düsseldorf</hi>, und ich werde abermals an Dich denken. Morgen geht aber was Neues für mich an, da zieh ich ein in mein neues Haus:<hi rend="latintype"> 4. Hobart Place, Eaton Square, Pimlico</hi>. Alle beschenkendigen Ritte erfolgen später, aber in Selbstverhöhnung, Ironie und allerlei Humor richte ich mirs sehr hübsch ein; ich puffe in einer Art von kühler Tollheit 300 ₤. für Gardinen, Meubel und Küchengeräth in die Luft, und es soll mich später wundern wo ichs eigentlich finaliter hernehme, und wer mir was darauf zu Gut thut. Alles das ist aber nicht ohne System. Sogar auf Dich oder Euch, enthält das Haus schon Luftschlößer. Meine Freunde sind gespannt. Wenns aber fertig ist, hab ich große Lust, mich eine Zeitlang complett einzuspinnen, zu tiefer SelbstContemplation und einiger Erholung.</p> <p>Was geht das aber Dich an, – sieh nach, – alle Welt hat nicht von “himmelblauen Nächten” zu schreiben. –</p> <p><hi rend="latintype">Heinke</hi> ist bedacht bei der Einrichtung, – gestern hab ich, unter <hi rend="latintype">Mad Moscheles</hi> Flügeln, ein Sortiment Eisensachen dort gekauft, – Aber aus alter Freundschaft, – daß Du verlobt bist also glücklich, freut ihn entsetzlich, – er will sehr von mir genannt und empfohlen seyn.</p> <p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Von unseren Freunden ist nur Gutes zu melden – <hi rend="latintype">Rosen</hi> blüht, <hi rend="latintype">Moscheles</hi> blühen, – <hi rend="latintype">Horsleys</hi> blühen, <hi rend="latintype">Benekes</hi> blühen, nur hat die kleine Frau zu oft Zahnweh. Sie trägts zwar mit der liebenswürdigsten Geduld, aber es ist doch betrübend. – Ich respectire Dein Porto – aber es beweißt doch eigentlich nur die Briefe die Du empfängst, nicht die Du schreibst. Ferner sagt der Ruf, Du schreibst wöchentlich 4mal an Deine Braut, – endlich sage ich, und zwar aus frischer Erfahrung: je mehr man schreibt desto mehr kann man schreiben, – 4 Briefe hintereinander sind mir gar nichts. Also schreib um zu schreiben, – ich bin unerbittlich und fürchterlich! <seg type="closer">Nun ist aus, grüße noch das ganze Haus, alle meine werthen Freunde, und laße mich, wie <hi rend="latintype">Rosen</hi> zu sagen pflegt, „vor den schönen Himmelblauen in den schönsten Farben leuchten. Ich schreibe, im alten Jahr, zu bestem neuen! Glück auf! Dein</seg> </p> <signed rend="right"><hi rend="latintype">CKl</hi>.</signed> </div> </body> </text></TEI>