]> Brief: gb-1836-12-20-01

gb-1836-12-20-01

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Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., adressiert an Cornelius Carl Souchay <lb></lb>Berlin, 20. Dezember 1836 Ich lasse meiner gestrigen Brieftaube heut sogleich eine andre folgen, lieber Felix, und zwar, um, wo möglich, eine große Dummheit wieder gut zu machen. Das gestern abgeschickte Paketchen nämlich, welches ich, Deine Wohnung nicht wissend, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Cécile Jeanrenaud und Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Frankfurt a. M., 13. und 17. Dezember 1836 Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Leipzig, 31. Dezember 1836 und 1. Januar 1837 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/150. Autograph Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., adressiert an Cornelius Carl Souchay; Berlin, 20. Dezember 1836 Ich lasse meiner gestrigen Brieftaube heut sogleich eine andre folgen, lieber Felix, und zwar, um, wo möglich, eine große Dummheit wieder gut zu machen. Das gestern abgeschickte Paketchen nämlich, welches ich, Deine Wohnung nicht wissend,

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 3 Poststempel [BERLIN 5-6 / 20/12], [R18 / 20 12 / No5], [N. 3 / 24/12], Siegel.

Fanny Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

20. Dezember 1836 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetHensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M.Deutschland deutsch
An Madame Jeanrenaud in Frankfurt am Main. im Souchayschen Hause am Fahrthor. Herrn Dr. Mendelssohn Bartholdy gefälligst abzugeben. frei
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Berlin, 20sten Decbr. 36.

Ich lasse meiner gestrigen Brieftaube heut sogleich eine andre folgen, lieber Felix, und zwar, um, wo möglich, eine große Dummheit wieder gut zu machen. Das gestern abgeschickte Paketchen nämlich, welches ich, Deine Wohnung nicht wissend, an Madame Jeanrenaud adressirt habe, ist aus Versehn unfrankirt abgegangen, ich erfuhr es gleich nachher, und diese ungentilité in die Begebenheiten, wie Cousin Wolff sagt, hat uns sehr verdrossen. Sey so gut uns bestens zu redressiren. Wenn ich nur erst wüßte, ob die Sachen Cecilen einigen Spaß gemacht haben.

Wir werden Weihnachten bei uns seyn, was seit 1831 nicht der Fall war. Ich freue mich sehr dazu. Wärt Ihr nur hier. Ich lebe der Hoffnung, daß wir nächstes Jahr, so Gott will, einmal wieder alle zusammen seyn werden. Wenn Ihr also her denkt, so stelle Dir den Aufbau in unsrer blauen und gelben Stube vor, die letztere verwahrt diesen Winter Mutters Orangerie, und sieht sehr hübsch aus. Lebe aber wohl, ich habe keine Zeit zu schreiben, Du hast keine Zeit zu lesen, denkt unser, wenn Ihr froh seyd, wie Ihr uns immer gegenwärtig seyd.

Deine Fanny.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Es ist zwar immer eine Unbescheidenheit und Zudringlichkeit, Braut Menschen zu schreiben; wenn man aber so höflich ist, keine Antwort zu verlangen, ist der Blick in ein bekritzeltes Papier bald abgemacht, und Ihr Verliebte könnt ja die Köpfe zusammen hineinstecken. Ich habe Dich, gestrenger Felix! hiermit bloß |2| um Vergebung bitten wollen, daß ich so ganz unaufgefordert dreist genug war, auch ein Wörtchen ins album eintreten zu wollen. Da es aber ungebundne Rede ist, so kannst Du den ungebetenen Gast nicht nur hinter, sondern hinter den Ofen stecken. Ich hätte mich nicht zu den kunstreichen Arbeiten tout simplement gesellt, aber Mde. Schunk sagte mir, Du wollest Cécilens Verwandte um ihre Schrift bitten, und so hoffte ich, würde meine infame Pote, mit dem Kronprinzen zu reden, auch mit unterlaufen. Die gute, liebe Mde. Sch. hatte die Geduld, mir einen ganzen Abend zu erzählen. Du bist gesund und glücklich – was will ich mehr?

Aber auch Berger, den ich in Döhlers Koncert sprach, hat mir mit alter Theilnahme v. Deinem Beeth. Spiel, und vor allem v. Deinem Orchester gesprochen, das er bewunderte. Du weißt, wie ich auf alte Freundschaft halte, mein Kind! und so rührte und erquickte es mich wahrhaft, daß er zur SonntagsProbe des Paulus neben Fanny saß und ihr die Blätter umwandte, und mir nach dem Schluß Glück zu P. wünschte. Diese Musik bewegt und erhebt mich bei jedesmaligem Hören tiefer und inniger; ich freue mich auf unsre Aufführung im Jan. so Gott will, außerordentlich und wünschte wohl, daß Fanny mein Lokal nähme, weil es in der höhern Stuben, sich beßer ausbreiten könnte. Bader hat mitgesungen; ich weiß nicht, ob er so wie man sagt, im Theater verloren hat; im Zimmer ist er noch göttlich; welch edler Vortrag! welche natürliche und höchst eindringliche Deklamation! Ich hörte ihn aber auch mit meinen feinen Mama Ohren ganz leise für sich und ganz ergriffen sagen – das ist grandios! In den Chören hörte man ihn tapfer heraus; so wie bei jeder Chorpartie Tüchtige sind; die Decker, die Türrschmied, die Blanc, Hasenklever. Nur unsern Hauser der darin so unübertreffl. und rührend war, werden wir vermißen. Es hat sich jetzt ein neuer Baßist aufgethan; Böttger der bisher im |3| Orchester irgend etwas geblasen, und durch seine musikal. Kenntniß und superbe allgewaltige Stimme ausgezeichnet ist; aber wenn man H.s gebildeten Vortrag und weiche Fülle in der tiefempfundenen Arie „ich danke Dir Gott“ gehört, dem kann B.s etwas ungeschlachte Weise nicht zusagen. Fanny soll ihn aber noch allein vornehmen, und bei seinem guten Willen und Talent wirds wenigstens schöner als mit der ersten Rohheit klingen. Aber was hast Du für eine würdige Schwester, mein Felix! ihr Einstudir und Dirigirtalent ist wirklich bewundernswerth; und wie überaus gut ist sie! ich sage mit dem lieben Vater, sie ist hat v. unsern 4 Kindern, die doch alle nicht so übel sind, das beste Gemüth! (Nichts für ungut!) Für Mde. Schunk hat Fanny eine sehr nette soirée improvisirt, wo die Decker, Beckchen und Curschmann viel aus Fidelio sangen, woran Mde. Sch. ungemeine Freude hatte. Nachher belämmerte C. uns, oder vielmehr sein Röschen ganz entsetzlich; Du kannst denken, wie das Zuckerwaßer nun noch versiropt ist; man möchte Süßholz schwitzen oder sich gelind übergeben. Und wenn Du verpast Dich im Leipz. Konc. angesungen zu haben, was denkst Du gar erst v. den verliebtesten Brautgedichten zu denen obligates Seufzen, Blicken und Blicken und Seufzen, geschrieben! Sylvesterabend wird Polterabend bei dem Bon, dem Schubert, der Röschens gouvernante geheirathet hat; daß schon v. d. Decker, der Hänel und tutti quanti unzählig probirt wird, versteht sich. – Diesmal bauen wir bei Fanny auf, da sie für 12 Schüler sorgt; ich werde das atelier mit den neuerfundenen Sachen in carton de pierre beschenken; antike Helenen, Schilde u. s. w. ahmt Gropius jetzt aufs Täuschendste mit allem Rost und Schmutz nach. – Für Paul, le magnifique, habe ich schwarzen Sammt zum Kleid für Alb. besorgen müßen; sie werden bei Joh. Veit sein und da haben wir unsre Kleinigkeiten auch hingeschickt. Julie Schunk hat mir versprochen, durch Julie Jeanrenaud Nachrichten zu ertheilen. Kannst Du den faulen Philipp denn gar nicht bewegen, Cécile für mich zu zeichnen? Wär er doch so fleißig und gefällig wie Hensel! Der hat kürzlich die arme Prinzeß Radziwil im Tode, dann den improvisator Bindocci, endlich die schöne Crescini gezeichnet; letztere ein Meisterstück! rund und zart wie aus Alabaster geformt! Mache nur Cecile auf seine finessen der vignetten aufmerksam! Das Elefäntchen amusirt mich! – Melde, ob Luisens schöne feine Arbeit unbeschädigt angekommen ist? Das Fledermäuschen beim Nachtviolenkranz ist doch allerliebst?

Emil Bend. ist seit 8 Tagen Ehemann und die Anstellung Kling.s bestätigt sich, wie ich mit lebhafter Theilnahme höre. Lebwohl, küße Cécile für mich und grüß die whole family. Dank für die Kopie des Goetheschen Gedichts!

Lea Mendelssohn Bartholdy
            Berlin, 20sten Decbr. 36. Ich lasse meiner gestrigen Brieftaube heut sogleich eine andre folgen, lieber Felix, und zwar, um, wo möglich, eine große Dummheit wieder gut zu machen. Das gestern abgeschickte Paketchen nämlich, welches ich, Deine Wohnung nicht wissend, an Madame Jeanrenaud adressirt habe, ist aus Versehn unfrankirt abgegangen, ich erfuhr es gleich nachher, und diese ungentilité in die Begebenheiten, wie Cousin Wolff sagt, hat uns sehr verdrossen. Sey so gut uns bestens zu redressiren. Wenn ich nur erst wüßte, ob die Sachen Cecilen einigen Spaß gemacht haben.
Wir werden Weihnachten bei uns seyn, was seit 1831 nicht der Fall war. Ich freue mich sehr dazu. Wärt Ihr nur hier. Ich lebe der Hoffnung, daß wir nächstes Jahr, so Gott will, einmal wieder alle zusammen seyn werden. Wenn Ihr also her denkt, so stelle Dir den Aufbau in unsrer blauen und gelben Stube vor, die letztere verwahrt diesen Winter Mutters Orangerie, und sieht sehr hübsch aus. Lebe aber wohl, ich habe keine Zeit zu schreiben, Du hast keine Zeit zu lesen, denkt unser, wenn Ihr froh seyd, wie Ihr uns immer gegenwärtig seyd.
Deine Fanny.
Es ist zwar immer eine Unbescheidenheit und Zudringlichkeit, Braut Menschen zu schreiben; wenn man aber so höflich ist, keine Antwort zu verlangen, ist der Blick in ein bekritzeltes Papier bald abgemacht, und Ihr Verliebte könnt ja die Köpfe zusammen hineinstecken. Ich habe Dich, gestrenger Felix! hiermit bloß um Vergebung bitten wollen, daß ich so ganz unaufgefordert dreist genug war, auch ein Wörtchen ins album eintreten zu wollen. Da es aber ungebundne Rede ist, so kannst Du den ungebetenen Gast nicht nur hinter, sondern hinter den Ofen stecken. Ich hätte mich nicht zu den kunstreichen Arbeiten tout simplement gesellt, aber Mde. Schunk sagte mir, Du wollest Cécilens Verwandte um ihre Schrift bitten, und so hoffte ich, würde meine infame Pote, mit dem Kronprinzen zu reden, auch mit unterlaufen. Die gute, liebe Mde. Sch. hatte die Geduld, mir einen ganzen Abend zu erzählen. Du bist gesund und glücklich – was will ich mehr?
Aber auch Berger, den ich in Döhlers Koncert sprach, hat mir mit alter Theilnahme v. Deinem Beeth. Spiel, und vor allem v. Deinem Orchester gesprochen, das er bewunderte. Du weißt, wie ich auf alte Freundschaft halte, mein Kind! und so rührte und erquickte es mich wahrhaft, daß er zur SonntagsProbe des Paulus neben Fanny saß und ihr die Blätter umwandte, und mir nach dem Schluß Glück zu P. wünschte. Diese Musik bewegt und erhebt mich bei jedesmaligem Hören tiefer und inniger; ich freue mich auf unsre Aufführung im Jan. so Gott will, außerordentlich und wünschte wohl, daß Fanny mein Lokal nähme, weil es in der höhern Stuben, sich beßer ausbreiten könnte. Bader hat mitgesungen; ich weiß nicht, ob er so wie man sagt, im Theater verloren hat; im Zimmer ist er noch göttlich; welch edler Vortrag! welche natürliche und höchst eindringliche Deklamation! Ich hörte ihn aber auch mit meinen feinen Mama Ohren ganz leise für sich und ganz ergriffen sagen – das ist grandios! In den Chören hörte man ihn tapfer heraus; so wie bei jeder Chorpartie Tüchtige sind; die Decker, die Türrschmied, die Blanc, Hasenklever. Nur unsern Hauser der darin so unübertreffl. und rührend war, werden wir vermißen. Es hat sich jetzt ein neuer Baßist aufgethan; Böttger der bisher im Orchester irgend etwas geblasen, und durch seine musikal. Kenntniß und superbe allgewaltige Stimme ausgezeichnet ist; aber wenn man H. s gebildeten Vortrag und weiche Fülle in der tiefempfundenen Arie „ich danke Dir Gott“ gehört, dem kann B. s etwas ungeschlachte Weise nicht zusagen. Fanny soll ihn aber noch allein vornehmen, und bei seinem guten Willen und Talent wirds wenigstens schöner als mit der ersten Rohheit klingen. Aber was hast Du für eine würdige Schwester, mein Felix! ihr Einstudir und Dirigirtalent ist wirklich bewundernswerth; und wie überaus gut ist sie! ich sage mit dem lieben Vater, sie ist hat v. unsern 4 Kindern, die doch alle nicht so übel sind, das beste Gemüth! (Nichts für ungut!) Für Mde. Schunk hat Fanny eine sehr nette soirée improvisirt, wo die Decker, Beckchen und Curschmann viel aus Fidelio sangen, woran Mde. Sch. ungemeine Freude hatte. Nachher belämmerte C. uns, oder vielmehr sein Röschen ganz entsetzlich; Du kannst denken, wie das Zuckerwaßer nun noch versiropt ist; man möchte Süßholz schwitzen oder sich gelind übergeben. Und wenn Du verpast Dich im Leipz. Konc. angesungen zu haben, was denkst Du gar erst v. den verliebtesten Brautgedichten zu denen obligates Seufzen, Blicken und Blicken und Seufzen, geschrieben! Sylvesterabend wird Polterabend bei dem Bon, dem Schubert, der Röschens gouvernante geheirathet hat; daß schon v. d. Decker, der Hänel und tutti quanti unzählig probirt wird, versteht sich. – Diesmal bauen wir bei Fanny auf, da sie für 12 Schüler sorgt; ich werde das atelier mit den neuerfundenen Sachen in carton de pierre beschenken; antike Helenen, Schilde u. s. w. ahmt Gropius jetzt aufs Täuschendste mit allem Rost und Schmutz nach. – Für Paul, le magnifique, habe ich schwarzen Sammt zum Kleid für Alb. besorgen müßen; sie werden bei Joh. Veit sein und da haben wir unsre Kleinigkeiten auch hingeschickt. Julie Schunk hat mir versprochen, durch Julie Jeanrenaud Nachrichten zu ertheilen. Kannst Du den faulen Philipp denn gar nicht bewegen, Cécile für mich zu zeichnen? Wär er doch so fleißig und gefällig wie Hensel! Der hat kürzlich die arme Prinzeß Radziwil im Tode, dann den improvisator Bindocci, endlich die schöne Crescini gezeichnet; letztere ein Meisterstück! rund und zart wie aus Alabaster geformt! Mache nur Cecile auf seine finessen der vignetten aufmerksam! Das Elefäntchen amusirt mich! – Melde, ob Luisens schöne feine Arbeit unbeschädigt angekommen ist? Das Fledermäuschen beim Nachtviolenkranz ist doch allerliebst?
Emil Bend. ist seit 8 Tagen Ehemann und die Anstellung Kling. s bestätigt sich, wie ich mit lebhafter Theilnahme höre. Lebwohl, küße Cécile für mich und grüß die whole family. Dank für die Kopie des Goetheschen Gedichts!
Lea Mendelssohn Bartholdy          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1836-12-20-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1836-12-20-01" xml:id="title_57fd8a38-11e5-4a69-a1af-f70b9ebf9b16">Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., adressiert an Cornelius Carl Souchay <lb></lb>Berlin, 20. Dezember 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_6da207f6-62e0-43eb-ab93-d54d4434ce35">Ich lasse meiner gestrigen Brieftaube heut sogleich eine andre folgen, lieber Felix, und zwar, um, wo möglich, eine große Dummheit wieder gut zu machen. 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Mendelssohn Bartholdy gefälligst</addrLine> <addrLine>abzugeben.</addrLine> <addrLine>frei</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_6269a69c-11c1-4fb7-8f71-7b1eeb2115ac"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_cea0bbc7-eabe-4612-97f5-25cde0076606">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_83b03754-524b-461b-92ee-28b0005c2c1f">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, <date cert="high" when="1836-12-20" xml:id="date_b4a8f1d0-7819-4e83-a3d1-2d8c5ffdc669">20sten Decbr.</date></dateline> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1836-12-20" xml:id="date_f0e63e02-8f15-42f3-807c-dae919277c4b">36</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich lasse meiner gestrigen Brieftaube heut sogleich eine andre folgen, lieber Felix, und zwar, um, wo möglich, eine große Dummheit wieder gut zu machen. Das gestern abgeschickte Paketchen nämlich, welches ich, Deine Wohnung nicht wissend, an Madame <hi rend="latintype">Jeanrenaud</hi> adressirt habe, ist aus Versehn unfrankirt abgegangen, ich erfuhr es gleich nachher, und diese <hi rend="latintype">ungentilité</hi> in die Begebenheiten, wie Cousin Wolff sagt, hat uns sehr verdrossen. Sey so gut uns bestens zu redressiren. Wenn ich nur erst wüßte, ob die Sachen Cecilen einigen Spaß gemacht haben.</p> <p>Wir werden Weihnachten bei uns seyn, was seit 1831 nicht der Fall war. Ich freue mich sehr dazu. Wärt Ihr nur hier. Ich lebe der Hoffnung, daß wir nächstes Jahr, so Gott will, einmal wieder alle zusammen seyn werden. Wenn Ihr also her denkt, so stelle Dir den Aufbau in unsrer blauen und gelben Stube vor, die letztere verwahrt diesen Winter Mutters Orangerie, und sieht sehr hübsch aus. Lebe aber wohl, ich habe keine Zeit zu schreiben, Du hast keine Zeit zu lesen, denkt unser, wenn Ihr froh seyd, wie Ihr uns immer gegenwärtig seyd.</p> <signed rend="right">Deine Fanny. </signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_387428ef-93c5-4131-a474-54478560cc03"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_8f02c3e0-e70a-48af-8609-09c59085465c">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_d37de0c6-ccdc-4636-adae-0922ee43bdae">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Es ist zwar immer eine Unbescheidenheit und Zudringlichkeit, Braut Menschen zu schreiben; wenn man aber so höflich ist, keine Antwort zu verlangen, ist der Blick in ein bekritzeltes Papier bald abgemacht, und Ihr Verliebte könnt ja die Köpfe zusammen hineinstecken. Ich habe Dich, gestrenger Felix! hiermit bloß<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> um Vergebung bitten wollen, daß ich so ganz unaufgefordert dreist genug war, auch ein Wörtchen ins <hi rend="latintype">album</hi> eintreten zu wollen. Da es aber <hi n="1" rend="underline">ungebundne</hi> Rede ist, so kannst Du den ungebetenen Gast nicht nur hinter, sondern <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_f70883e3-7163-4b95-b724-b871b717e98f">h</del>in<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_0b1f5141-af09-4607-946a-6e372d91b3a5">ter</del> den Ofen stecken. Ich hätte mich nicht zu den kunstreichen Arbeiten <hi rend="latintype">tout simplement</hi> gesellt, aber Mde. Schunk sagte mir, Du wollest <hi rend="latintype">Cécilens</hi> Verwandte um ihre Schrift bitten, und so hoffte ich, würde meine infame Pote, mit dem Kronprinzen zu reden, auch mit unterlaufen. Die gute, liebe Mde. Sch. hatte die Geduld, mir einen ganzen Abend zu erzählen. Du bist gesund und glücklich – was will ich mehr?</p> <p>Aber auch Berger, den ich in Döhlers Koncert sprach, hat mir mit <hi n="1" rend="underline">alter</hi> Theilnahme v. Deinem Beeth. Spiel, und vor allem v. Deinem Orchester gesprochen, das er <hi n="1" rend="underline">bewunderte</hi>. Du weißt, wie ich auf <hi n="1" rend="underline">alte Freundschaft</hi> halte, mein Kind! und so rührte und erquickte es mich wahrhaft, daß er zur SonntagsProbe des Paulus neben Fanny saß und ihr die Blätter umwandte, und mir nach dem Schluß Glück zu P. wünschte. Diese Musik bewegt und erhebt mich bei jedesmaligem Hören tiefer und inniger; ich freue mich auf unsre Aufführung im Jan. so Gott will, außerordentlich und wünschte wohl, daß Fanny mein Lokal nähme, weil es in der höhern Stuben, sich beßer ausbreiten könnte. Bader hat mitgesungen; ich weiß nicht, ob er so wie man sagt, im Theater verloren hat; im Zimmer ist er noch göttlich; welch edler Vortrag! welche natürliche und höchst eindringliche Deklamation! Ich hörte ihn aber auch mit meinen feinen Mama Ohren ganz leise für sich und ganz ergriffen sagen – das ist grandios! In den Chören hörte man ihn tapfer heraus; so wie bei jeder Chorpartie Tüchtige sind; die Decker, die Türrschmied, die <hi rend="latintype">Blanc</hi>, Hasenklever. Nur unsern Hauser der darin so unübertreffl. und rührend war, werden wir vermißen. Es hat sich jetzt ein neuer Baßist aufgethan; Böttger der bisher im<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Orchester irgend etwas geblasen, und durch seine musikal. Kenntniß und <hi rend="latintype">superbe</hi> allgewaltige Stimme ausgezeichnet ist; aber wenn man H.s gebildeten Vortrag und weiche Fülle in der tiefempfundenen Arie „ich danke Dir Gott“ gehört, dem kann B.s etwas ungeschlachte Weise nicht zusagen. Fanny soll ihn aber noch allein vornehmen, und bei seinem guten Willen und Talent wirds wenigstens schöner als mit der ersten Rohheit klingen. Aber was hast Du für eine würdige Schwester, mein Felix! ihr Einstudir und Dirigirtalent ist wirklich bewundernswerth; und wie überaus <hi n="1" rend="underline">gut</hi> ist sie! ich sage mit dem lieben Vater, sie <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_cf0fac24-7453-481b-a69c-199634fe8536">ist</del> hat v. unsern 4 Kindern, die doch alle nicht so übel sind, das beste Gemüth! (Nichts für ungut!) Für Mde. Schunk hat Fanny eine sehr nette <hi rend="latintype">soirée</hi> improvisirt, wo die Decker, Beckchen und Curschmann viel aus Fidelio sangen, woran Mde. Sch. ungemeine Freude hatte. Nachher belämmerte C. uns, oder vielmehr sein Röschen ganz entsetzlich; Du kannst denken, wie das Zuckerwaßer nun noch versiropt ist; man möchte Süßholz schwitzen oder sich gelind übergeben. Und wenn Du verpast Dich im Leipz. Konc. <hi n="1" rend="underline">ange</hi>sungen zu haben, was denkst Du gar erst v. den verliebtesten Brautgedichten zu denen obligates Seufzen, Blicken und Blicken und Seufzen, geschrieben! Sylvesterabend wird Polterabend bei dem <hi n="2" rend="underline">Bon</hi>, dem Schubert, der Röschens <hi rend="latintype">gouvernante</hi> geheirathet hat; daß schon v. d. Decker, der Hänel und <hi rend="latintype">tutti quanti</hi> unzählig probirt wird, versteht sich. – Diesmal bauen wir bei Fanny auf, da sie für 12 Schüler sorgt; ich werde das <hi rend="latintype">atelier</hi> mit den neuerfundenen Sachen in <hi rend="latintype">carton de pierre</hi> beschenken; antike Helenen, Schilde u. s. w. ahmt Gropius jetzt aufs Täuschendste mit allem Rost und Schmutz nach. – Für Paul, <hi rend="latintype">le magnifique</hi>, habe ich schwarzen Sammt zum Kleid für Alb. besorgen müßen; sie werden bei Joh. Veit sein und da haben wir unsre Kleinigkeiten auch hingeschickt. Julie Schunk hat mir versprochen, durch Julie <hi rend="latintype">Jeanrenaud</hi> Nachrichten zu ertheilen. Kannst Du den faulen Philipp denn gar nicht bewegen, <hi rend="latintype">Cécile</hi> für mich zu zeichnen? Wär er doch so fleißig und gefällig wie Hensel! Der hat kürzlich die arme Prinzeß Radziwil im Tode, dann den <hi rend="latintype">improvisator Bindocci</hi>, endlich die schöne Crescini gezeichnet; letztere ein Meisterstück! rund und zart wie aus Alabaster geformt! Mache nur <hi rend="latintype">Cecile</hi> auf seine <hi rend="latintype">finessen</hi> der <hi rend="latintype">vignetten</hi> aufmerksam! Das Elefäntchen <hi rend="latintype">amusirt</hi> mich! – Melde, ob Luisens schöne feine Arbeit unbeschädigt angekommen ist? Das Fledermäuschen beim Nachtviolenkranz ist doch allerliebst?</p> <p>Emil Bend. ist seit 8 Tagen Ehemann und die Anstellung Kling.s bestätigt sich, wie ich mit lebhafter Theilnahme höre. <seg type="closer">Lebwohl, küße <hi rend="latintype">Cécile</hi> für mich und grüß die <hi rend="latintype">whole family</hi>. Dank für die Kopie des Goetheschen Gedichts!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>