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gb-1836-12-16-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M. <lb></lb>Berlin, 16. Dezember 1836 Lieber Felix, ich wüüthe, ich raase! Aber Du bist zum Theil selbst Schuld daran, daß Du mir den Auftrag zum Futteral so spät gegeben hast, am Sonnabend war mein lieb Walterchen so unwohl daß mir Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 13. Dezember 1836 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 7. Januar 1837 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/153. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M.; Berlin, 16. Dezember 1836 Lieber Felix, ich wüüthe, ich raase! Aber Du bist zum Theil selbst Schuld daran, daß Du mir den Auftrag zum Futteral so spät gegeben hast, am Sonnabend war mein lieb Walterchen so unwohl daß mir

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Rebecka Lejeune Dirichlet

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

16. Dezember 1836 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

Lieber Felix, ich wüüthe, ich raase! Aber Du bist zum Theil selbst Schuld daran, daß Du mir den Auftrag zum Futteral so spät gegeben hast, am Sonnabend war mein lieb Walterchen so unwohl daß mir Hören und Sehen verging, geschweige denn Arbeiten, den größten Theil der Nacht saß ich auf, um seinen Husten und Athem zu controliren, am Sonntag war er ziemlich wohl, ich aber natürlich hatte in Folge des Wachens die schönsten Kopfschmerzen, konnte wieder nicht arbeiten, die nächsten Tage mußte ich den Jungen doch noch verziehen, bedienen, die Arbeit aus der Hand legen, wovon die Folge war, daß die eine Seite der Zeichnung ganz verwischt war, ich prudelte erst ein wenig aus dem Kopfe, dann wollte Löwenstein es restauriren und verdarb es ganz, die Moral von dem Brei ist nun, daß es nicht zu |2| Weihnachten fertig ist wird, und das ärgert mich schrecklich, denn ich kann es nicht ausstehen, wenn man mit ner Arbeit nicht fertig wird, es schmeckt so nach Minna Hensel, und nun muß ich so bei der Cécile debütiren. Du weißt aber, daß ich es sonst nicht so mache, mußt mir bei ihr das Wort reden, und das Album ohne Futteral überreichen, ich will suchen den Schaden so bald als möglich zu repariren, dreiviertel ist es fertig, und sieht sogar sehr gut aus, und ich hatte mich schon so gefreut, daß sie meinen Antheil dran zuerst sehen würde, und es hätte ihr so schön entgegengeleuchtet mit der Silberstickerei. Es ist recht eklich. Darüber hätte ich aber beinah vergessen zu sagen, daß lieb Walterchen wieder ganz munter ist, ausgeht, und einige Tage freiwilliges Fasten durch einen Löwenappetit wieder einzubringen sucht.

Habe Dank für Deine Paar Zeilen |3| vor der Abreise. Mad. Schunk hat das Gedicht und die Albumsbeschreibung richtig abgeliefert, potz Tausend, das läßt sich nicht lumpen. Deine Phantasie muß prächtig gewesen seyn; so kann man schon öffentlich phantasiren, wenn man mitDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) dem Publicum so steht, ihm einen Witz anzuvertrauen. – Ich bin heut sehr ennüjant das kommt erstens davon, daß ich gern recht kurz seyn möchte, weil Du den Brief gerade bekommst, wenn Du eben zur Cécile gehn willst, od. gar schon bei ihr bist, und dann bin ich so müde, von Weihnachtskaufen und laufen, so müde, daß ich heut nicht in ein Beethovenkoncert gehe, wo Mantius den Liederkreis singt, und Döhler spielt, und wo ich mit Schunks gehen wollte. Döhler ist mir hier überhaupt nicht beschieden, ich habe ihn weder sehen noch hören können, eingetretner Hindernisse mancher Art wegen, zu seinem Concerte hatte ich schon Billete, da wurde aber Walter unwohl, u.s.w. Schlemmer wird doch |4| gewiß nach Frankf. kommen, während Du da bist, wenn Du es vortheilhaft findest so kannst Du ihm sagen, Frank hätte Julien unbändig die Cour gemacht, vielleicht thut er denn Herz und Mund auf. Etablierte Leute, wie wir, müssen auch an die Andern denken. Julie ist wirklich sehr nett, wäre sie nur etwas weniger schwärmehrisch, neulich saß ein Theet Tisch Damen da, alle kuckten geradeaus, od. auf ihre Arbeit, nur Julie und Emmeline blickten beständig himmelwärts, ich mußte ganz allein für mich drüber lachen. Mit Marie und Margarethe hat sie sehr innige Freundschaft geschlossen, die haben auch zwischen Julie und mir eine Dutzbrüderschaft veranstaltet.

Adieu grüße Deine liebe Cécile, der ich später schreiben werde, sey nicht so böse wie ich es bin, wegen Futteral, habe ein frohes Fest und nei giorni tuoi felici, ricordati di me.
            Lieber Felix, ich wüüthe, ich raase! Aber Du bist zum Theil selbst Schuld daran, daß Du mir den Auftrag zum Futteral so spät gegeben hast, am Sonnabend war mein lieb Walterchen so unwohl daß mir Hören und Sehen verging, geschweige denn Arbeiten, den größten Theil der Nacht saß ich auf, um seinen Husten und Athem zu controliren, am Sonntag war er ziemlich wohl, ich aber natürlich hatte in Folge des Wachens die schönsten Kopfschmerzen, konnte wieder nicht arbeiten, die nächsten Tage mußte ich den Jungen doch noch verziehen, bedienen, die Arbeit aus der Hand legen, wovon die Folge war, daß die eine Seite der Zeichnung ganz verwischt war, ich prudelte erst ein wenig aus dem Kopfe, dann wollte Löwenstein es restauriren und verdarb es ganz, die Moral von dem Brei ist nun, daß es nicht zu Weihnachten fertig ist wird, und das ärgert mich schrecklich, denn ich kann es nicht ausstehen, wenn man mit ner Arbeit nicht fertig wird, es schmeckt so nach Minna Hensel, und nun muß ich so bei der Cécile debütiren. Du weißt aber, daß ich es sonst nicht so mache, mußt mir bei ihr das Wort reden, und das Album ohne Futteral überreichen, ich will suchen den Schaden so bald als möglich zu repariren, dreiviertel ist es fertig, und sieht sogar sehr gut aus, und ich hatte mich schon so gefreut, daß sie meinen Antheil dran zuerst sehen würde, und es hätte ihr so schön entgegengeleuchtet mit der Silberstickerei. Es ist recht eklich. Darüber hätte ich aber beinah vergessen zu sagen, daß lieb Walterchen wieder ganz munter ist, ausgeht, und einige Tage freiwilliges Fasten durch einen Löwenappetit wieder einzubringen sucht.
Habe Dank für Deine Paar Zeilen vor der Abreise. Mad. Schunk hat das Gedicht und die Albumsbeschreibung richtig abgeliefert, potz Tausend, das läßt sich nicht lumpen. Deine Phantasie muß prächtig gewesen seyn; so kann man schon öffentlich phantasiren, wenn man mit dem Publicum so steht, ihm einen Witz anzuvertrauen. – Ich bin heut sehr ennüjant das kommt erstens davon, daß ich gern recht kurz seyn möchte, weil Du den Brief gerade bekommst, wenn Du eben zur Cécile gehn willst, od. gar schon bei ihr bist, und dann bin ich so müde, von Weihnachtskaufen und laufen, so müde, daß ich heut nicht in ein Beethovenkoncert gehe, wo Mantius den Liederkreis singt, und Döhler spielt, und wo ich mit Schunks gehen wollte. Döhler ist mir hier überhaupt nicht beschieden, ich habe ihn weder sehen noch hören können, eingetretner Hindernisse mancher Art wegen, zu seinem Concerte hatte ich schon Billete, da wurde aber Walter unwohl, u. s. w. Schlemmer wird doch gewiß nach Frankf. kommen, während Du da bist, wenn Du es vortheilhaft findest so kannst Du ihm sagen, Frank hätte Julien unbändig die Cour gemacht, vielleicht thut er denn Herz und Mund auf. Etablierte Leute, wie wir, müssen auch an die Andern denken. Julie ist wirklich sehr nett, wäre sie nur etwas weniger schwärmehrisch, neulich saß ein Theet Tisch Damen da, alle kuckten geradeaus, od. auf ihre Arbeit, nur Julie und Emmeline blickten beständig himmelwärts, ich mußte ganz allein für mich drüber lachen. Mit Marie und Margarethe hat sie sehr innige Freundschaft geschlossen, die haben auch zwischen Julie und mir eine Dutzbrüderschaft veranstaltet.
Adieu grüße Deine liebe Cécile, der ich später schreiben werde, sey nicht so böse wie ich es bin, wegen Futteral, habe ein frohes Fest und nei giorni tuoi felici, ricordati di me.          
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