gb-1836-12-11-02
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Berlin, 11. Dezember 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Es war wohl schön und brav von Dir, daß Du vor der Reise noch Abschied von mir genommen, mein Kind! und mich dadurch veranlaßt hast, Dir nicht bloß in Gedanken alles Gute und Beglückende dazu zu wünschen. Die gute Julie war so freundlich, mir schon am gestrigen Morgen den Tag Deiner Reise und die Artigkeit des comtés, das Koncert vorzurücken, mitzutheilen, wozu sie im schauderhaftesten Wetter zu Fuß gekommen war. Zugleich verkündete sie mir die bevorstehende Ankunft ihrer Mutter, die mir freilich in so fern leid thut, als sie uns die nette Julie wieder entführt. Ich glaube, das gute Kind hat keinen angenehmen Aufenthalt gehabt; Beneke ist wirklich ein steifer Bock, mit Pauls Z. v. Halle zu reden: gar zu gern möchte er ein großer Lord sein und da es nicht geht, ist er kalt, brummig, zurückhaltend, schweigsam, kurz durchaus nicht, was ich mir von einem zuthulichen Mann denke, dem man mit Herzlichkeit entgegenkömmt. Irre ich nicht, so hat Julie dies auch gefühlt. Seine précaire Lage mag ihn wohl auch verstimmt haben; Mde. Schunk klagte mir voriges Frühjahr schon, daß ihm nichts schön und elegant genug war; da hatte er plenty of lessons; im Sommer fast keine, und nun ward er auf der entgegengesetzten Weise ängstlich. Er hat nun wieder ziemlich viele Stunden; doch auf die Länge wirds auch kein festes Einkommen sein. – Abends nahm ich Julie mit in Döhlers Koncert; das ist ja ein außerordentlicher Spieler, lieber Felix! Zartheit, Grazie, der höchste Glanz und eine unglaubliche Rapidität! und dann läßt er neben seinen toll brillanten Variationen doch auch einmal etwas solides hören. Bei Jaques spielte er in einer großen Soirée Beeth.s Sonate an Kreuzer, und gestern Hummels Septett, das ich seit der seligen Morgenkoncertzeit bei uns nicht gehört, und das er mit größter Reinheit, Klarheit und dem liebenswürdigsten Ausdruck vortrug. Ich fange überhaupt an zu finden, daß der Charakter der Leute sich oft in ihrem Spiel ausspricht: Döhler scheint mir äußerst sanft, bescheiden, gut und freundlich. Fanny und ich unterhieltenJaques fast den ganzen Abend mit ihm, und seine Persönlichkeit ist wirklich herzgewinnend. Wie schrieb Goethe von einem gewißen Felix: „so viel Talent in so liebenswürdiger Jugend! – Durch des Brüßler Hauman Beispiel abgeschreckt, wählte Döhler den Saal im hôtel de Russie und nahm nur 1 Gulden entrée; es war ganz voll, aber der Ueberschuß kann doch nicht bedeutend gewesen sein; ich hoffe nur, er wird ermuthigt sein, sich noch mehrmals hören zu laßen. Hauman hat 200 rt. zusetzen müßen. Bei Alexander hat D. die Melusine v. Blatt mit Fanny gespielt, und überhaupt mit wahrer Anerkennung v. Dir und Deinem Dirigiren gesprochen. – Nach mehreren Jahren sprach ich Berger im Koncert wieder, der mir auch mit größtem Lobe v. Deinem Spiel im Beeth. Koncert und mit wahrer Bewunderung v. Deiner Bildung des Orchesters gesprochen. Simrock hat dem Paulus ein hübsch Röcklein angezogen, und wiewohl manches an Deinem Bilde auf dem Titelblatt auszusetzen wäre, gefällt es mir doch, so wie auch die kleine Lithographie die im Kabinet hängt und der ich jeden Morgen beim Aufstehen guten Tag sage. Das schöne Bild v. Hild. hast Du mir nun einmal nicht gegönnt, böser Mensch!
Ich glaube schwerlich, daß Du noch in Leipzig die Albumbeiträge der Schwestern erhalten wirst; der Umschlag zum Buche ist kaum angefangen und ich fürchte daß es zur Zeit nicht fertig wird. Gestern hat Walterchen etwas gehustet und nach einem Brechmittel war er Abends nicht davon befreit; Dirichlet ist der ängstlichste Mensch von der Welt, träumte nichts als Bräune und ließ in der Nacht den Arzt holen und jagte uns allen den heftigsten Schrecken durch seine eigne Unruhe ein; in Folgte davon hat Reb. heute Kopfweh und muß sich hinlegen. Bemeistre Dich ja für die Zukunft in solchen Fällen, lieber Sohn! es ist unglaublich, wie diese unmotivirte Hypochondrie die Umgebungen ergreift und forterbt: Walter stellt sich schon vor den Spiegel, streckt die Zunge aus, und sagt besorglich: sie sieht sehr weiß aus! – Erhalte Dich und Deine liebe Cécile gesund dadurch, daßcharlatans verdirbt und stumpft ab. Meine gescheute Mutter hat sich trotz Leiden und Kummer 74 Jahre lang, ohne Medicin und Quengelei erhalten, und ich bin von den allöop. Mitteln stets kränker geworden, und überwinde den Schmerz der Seele durch einfache Lebensweise, festen Willen und Mäßigkeit. Heut ist wieder so ein Tag, wo ich Glück der Erinnerung und Qual der Entbehrung aufs tiefste empfinde. Und Stosch, der eine Stunde vor Vaters Tod nichts einsah und mir hingegen vor 2 1/2
Morgen sollte bei der Haber Fidelio gesungen werden, sie hat absagen laßen, weil sie, wie verlautete, fausse couche gemacht; auch v. der Lauer hör ichs. Hoffentlich wird sich Deine liebe Frau dereinst klüger aufführen; es ist traurig, wie selten unsre feineren Frauen jetzt diesen Naturzustand ertragen können. Ein ruhmwürdiges Beispiel vom Gegentheil giebt Mde. Moscheles, die mir ihre unglaublich glückliche Entbindung beschreibt; sie selbst hat Stone brieflich zu sich beschieden, alles war vorbei, als er kam, und M. hatte nichts gemerkt, bis er im Nebenzimmer den ersten Schrei des Kindes hörte. Nachdem die kleine Hexe sich über alle Kompositionen auf den Tod der Malibran lustig gemacht, schickt sie Fanny’n ihres Mannes Arbeit über denselben Gegenstand. Also for ever company excepted! – Wir haben durch Sieveking und d. hannöver. jungen Lichtenberg erfahren, daß der alte Goltermann gestorben ist, und daß Kling. nach höchster Wahrscheinlichkeit in seine Stelle mit 1200 Pf. Gehalt einrücke. Auch, daß er dann Miss Horsley heirathen werde. Hast Du etwas Gewißes darüber erfahren? es würde mich ungemein freuen.
Behalte Dein niedliches Ührchen, bis Du verheirathet bist und zeig es ihr dann; ich wette, es gefällt ihr: Die Kleinheit ist ja eine Schönheit, Daumen[…].allusionen und Niedlichkeiten des Albums und des Schirms! Fanny läßt Dir sagen, Du möchtest ihr ihre Lieder durch Fahrpost zurückschicken, und David dazu beauftragen. Vorigen Sonntag hat sie Deine Nonnenstücke und den Psalm vortrefflich singen laßen; in ersteren klangen die Stimmen der Decker, der Türrschmied und Rose Behrend wunderbar schön. Wir wollen nun mehrere Exemplare der Paulusstimmen kaufen und die Proben beginnen. Der junge Savigny hat uns nach beendeter Musik einen andern Ohrenschmaus gegeben, indem er LobesHymnen über Cecile und ihre Familie ertönen ließ, auch die Moscheles nennt mir mehrere Personen, die voll ihres Ruhmes gewesen. Glück zu und für immer! Verabredet nur dort, was Ihr den nächsten Sommer beginnen werdet und laßt Leipz. Straße eine Rolle spielen. Die beiden Vorderzimmer sollen Euch mit tausend Küssen gewidmet sein, und der ganze Garten dazu. Cécile schreibt ja, daß sie das Wohnen im Garten so liebe! Ihr sollt auch einsiedeln so viel Ihr wollt und mit den Täubchen um die Wette girren und schnäbeln! – Durch den Tod der Mutter-Fürstin Radzivil hat Hensel eine wahre Freundin verloren; denn so ungerecht die Vornehmen uns Bürgerliche behandeln mögen, wärs eben so parteyisch von uns, die Vortrefflichkeit jener, ausnahmsweise nicht auch anzuerkennen. Die Familie R. war vor allem ein Muster v. Bildung, Häuslichkeit, Güte und wahrhaft bürgerlicher Gesinnung und Gesittung! sie hat Henseln unausgesetzt Treue und Freundschaft bewiesen; aber in der Mutter und Elisen sind auch die kostbarsten Perlen dahin! Der König, der die Fürstin früher liebte, immer hochachtete, und der ganz in demselben Alter mit ihr war, soll sehr afficirt sein. –
Pauls schreiben sehr oft und ausführlich; das Kartenspiel und ungeheure Freßen in Hamb. gefällt ihnen aber nicht, und trotz ihres fêlirt Werdens, sehnen sie sich nach ihren Müttern und Geschwistern.
Luise schneidet zu einem Liede etwas aus; wär ich nur nicht so dumm, ich schriebe ein Scherflein: aber nein! Lebewohl mein Herz! laß Dich nicht
Berlin 11 December Es war wohl schön und brav von Dir, daß Du vor der Reise noch Abschied von mir genommen, mein Kind! und mich dadurch veranlaßt hast, Dir nicht bloß in Gedanken alles Gute und Beglückende dazu zu wünschen. Die gute Julie war so freundlich, mir schon am gestrigen Morgen den Tag Deiner Reise und die Artigkeit des comtés, das Koncert vorzurücken, mitzutheilen, wozu sie im schauderhaftesten Wetter zu Fuß gekommen war. Zugleich verkündete sie mir die bevorstehende Ankunft ihrer Mutter, die mir freilich in so fern leid thut, als sie uns die nette Julie wieder entführt. Ich glaube, das gute Kind hat keinen angenehmen Aufenthalt gehabt; Beneke ist wirklich ein steifer Bock, mit Pauls Z. v. Halle zu reden: gar zu gern möchte er ein großer Lord sein und da es nicht geht, ist er kalt, brummig, zurückhaltend, schweigsam, kurz durchaus nicht, was ich mir von einem zuthulichen Mann denke, dem man mit Herzlichkeit entgegenkömmt. Irre ich nicht, so hat Julie dies auch gefühlt. Seine précaire Lage mag ihn wohl auch verstimmt haben; Mde. Schunk klagte mir voriges Frühjahr schon, daß ihm nichts schön und elegant genug war; da hatte er plenty of lessons; im Sommer fast keine, und nun ward er auf der entgegengesetzten Weise ängstlich. Er hat nun wieder ziemlich viele Stunden; doch auf die Länge wirds auch kein festes Einkommen sein. – Abends nahm ich Julie mit in Döhlers Koncert; das ist ja ein außerordentlicher Spieler, lieber Felix! Zartheit, Grazie, der höchste Glanz und eine unglaubliche Rapidität! und dann läßt er neben seinen toll brillanten Variationen doch auch einmal etwas solides hören. Bei Jaques spielte er in einer großen Soirée Beeth. s Sonate an Kreuzer, und gestern Hummels Septett, das ich seit der seligen Morgenkoncertzeit bei uns nicht gehört, und das er mit größter Reinheit, Klarheit und dem liebenswürdigsten Ausdruck vortrug. Ich fange überhaupt an zu finden, daß der Charakter der Leute sich oft in ihrem Spiel ausspricht: Döhler scheint mir äußerst sanft, bescheiden, gut und freundlich. Fanny und ich unterhielten uns bei Jaques fast den ganzen Abend mit ihm, und seine Persönlichkeit ist wirklich herzgewinnend. Wie schrieb Goethe von einem gewißen Felix: „so viel Talent in so liebenswürdiger Jugend! – Durch des Brüßler Hauman Beispiel abgeschreckt, wählte Döhler den Saal im hôtel de Russie und nahm nur 1 Gulden entrée; es war ganz voll, aber der Ueberschuß kann doch nicht bedeutend gewesen sein; ich hoffe nur, er wird ermuthigt sein, sich noch mehrmals hören zu laßen. Hauman hat 200 rt. zusetzen müßen. Bei Alexander hat D. die Melusine v. Blatt mit Fanny gespielt, und überhaupt mit wahrer Anerkennung v. Dir und Deinem Dirigiren gesprochen. – Nach mehreren Jahren sprach ich Berger im Koncert wieder, der mir auch mit größtem Lobe v. Deinem Spiel im Beeth. Koncert und mit wahrer Bewunderung v. Deiner Bildung des Orchesters gesprochen. Simrock hat dem Paulus ein hübsch Röcklein angezogen, und wiewohl manches an Deinem Bilde auf dem Titelblatt auszusetzen wäre, gefällt es mir doch, so wie auch die kleine Lithographie die im Kabinet hängt und der ich jeden Morgen beim Aufstehen guten Tag sage. Das schöne Bild v. Hild. hast Du mir nun einmal nicht gegönnt, böser Mensch! Ich glaube schwerlich, daß Du noch in Leipzig die Albumbeiträge der Schwestern erhalten wirst; der Umschlag zum Buche ist kaum angefangen und ich fürchte daß es zur Zeit nicht fertig wird. Gestern hat Walterchen etwas gehustet und nach einem Brechmittel war er Abends nicht davon befreit; Dirichlet ist der ängstlichste Mensch von der Welt, träumte nichts als Bräune und ließ in der Nacht den Arzt holen und jagte uns allen den heftigsten Schrecken durch seine eigne Unruhe ein; in Folgte davon hat Reb. heute Kopfweh und muß sich hinlegen. Bemeistre Dich ja für die Zukunft in solchen Fällen, lieber Sohn! es ist unglaublich, wie diese unmotivirte Hypochondrie die Umgebungen ergreift und forterbt: Walter stellt sich schon vor den Spiegel, streckt die Zunge aus, und sagt besorglich: sie sieht sehr weiß aus! – Erhalte Dich und Deine liebe Cécile gesund dadurch, daß Ihr nicht quacksalbert; Julie sagt mir, Clarus sei ein gewaltiger Arzneiverschreiber und schicke die Leute gleich zu Bett. Glaube meiner beinah 60jähr. Erfahrung, nichts schwächt und entnervt die Menschen mehr; unbedeutende Uebel muß man durch Diät heilen; das dumme Gebräu der charlatans verdirbt und stumpft ab. Meine gescheute Mutter hat sich trotz Leiden und Kummer 74 Jahre lang, ohne Medicin und Quengelei erhalten, und ich bin von den allöop. Mitteln stets kränker geworden, und überwinde den Schmerz der Seele durch einfache Lebensweise, festen Willen und Mäßigkeit. Heut ist wieder so ein Tag, wo ich Glück der Erinnerung und Qual der Entbehrung aufs tiefste empfinde. Und Stosch, der eine Stunde vor Vaters Tod nichts einsah und mir hingegen vor 2 1/2 Jahren den unvermeidlich nahen Tod prophezeite, ist Rebeckas Arzt!!! Wird doch keiner durch Erfahrung gescheut? Morgen sollte bei der Haber Fidelio gesungen werden, sie hat absagen laßen, weil sie, wie verlautete, fausse couche gemacht; auch v. der Lauer hör ichs. Hoffentlich wird sich Deine liebe Frau dereinst klüger aufführen; es ist traurig, wie selten unsre feineren Frauen jetzt diesen Naturzustand ertragen können. Ein ruhmwürdiges Beispiel vom Gegentheil giebt Mde. Moscheles, die mir ihre unglaublich glückliche Entbindung beschreibt; sie selbst hat Stone brieflich zu sich beschieden, alles war vorbei, als er kam, und M. hatte nichts gemerkt, bis er im Nebenzimmer den ersten Schrei des Kindes hörte. Nachdem die kleine Hexe sich über alle Kompositionen auf den Tod der Malibran lustig gemacht, schickt sie Fanny’n ihres Mannes Arbeit über denselben Gegenstand. Also for ever company excepted! – Wir haben durch Sieveking und d. hannöver. jungen Lichtenberg erfahren, daß der alte Goltermann gestorben ist, und daß Kling. nach höchster Wahrscheinlichkeit in seine Stelle mit 1200 Pf. Gehalt einrücke. Auch, daß er dann Miss Horsley heirathen werde. Hast Du etwas Gewißes darüber erfahren? es würde mich ungemein freuen. Behalte Dein niedliches Ührchen, bis Du verheirathet bist und zeig es ihr dann; ich wette, es gefällt ihr: Die Kleinheit ist ja eine Schönheit, Daumen…. Meine Kette steht ihr dann stets zu Dienst. – Bitte, beschreibe mir die allusionen und Niedlichkeiten des Albums und des Schirms! Fanny läßt Dir sagen, Du möchtest ihr ihre Lieder durch Fahrpost zurückschicken, und David dazu beauftragen. Vorigen Sonntag hat sie Deine Nonnenstücke und den Psalm vortrefflich singen laßen; in ersteren klangen die Stimmen der Decker, der Türrschmied und Rose Behrend wunderbar schön. Wir wollen nun mehrere Exemplare der Paulusstimmen kaufen und die Proben beginnen. Der junge Savigny hat uns nach beendeter Musik einen andern Ohrenschmaus gegeben, indem er LobesHymnen über Cecile und ihre Familie ertönen ließ, auch die Moscheles nennt mir mehrere Personen, die voll ihres Ruhmes gewesen. Glück zu und für immer! Verabredet nur dort, was Ihr den nächsten Sommer beginnen werdet und laßt Leipz. Straße eine Rolle spielen. Die beiden Vorderzimmer sollen Euch mit tausend Küssen gewidmet sein, und der ganze Garten dazu. Cécile schreibt ja, daß sie das Wohnen im Garten so liebe! Ihr sollt auch einsiedeln so viel Ihr wollt und mit den Täubchen um die Wette girren und schnäbeln! – Durch den Tod der Mutter-Fürstin Radzivil hat Hensel eine wahre Freundin verloren; denn so ungerecht die Vornehmen uns Bürgerliche behandeln mögen, wärs eben so parteyisch von uns, die Vortrefflichkeit jener, ausnahmsweise nicht auch anzuerkennen. Die Familie R. war vor allem ein Muster v. Bildung, Häuslichkeit, Güte und wahrhaft bürgerlicher Gesinnung und Gesittung! sie hat Henseln unausgesetzt Treue und Freundschaft bewiesen; aber in der Mutter und Elisen sind auch die kostbarsten Perlen dahin! Der König, der die Fürstin früher liebte, immer hochachtete, und der ganz in demselben Alter mit ihr war, soll sehr afficirt sein. – Pauls schreiben sehr oft und ausführlich; das Kartenspiel und ungeheure Freßen in Hamb. gefällt ihnen aber nicht, und trotz ihres fêlirt Werdens, sehnen sie sich nach ihren Müttern und Geschwistern. 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Dir und Deinem Dirigiren gesprochen. – Nach mehreren Jahren sprach ich Berger im Koncert wieder, der mir auch mit größtem Lobe v. Deinem Spiel im Beeth. Koncert und mit wahrer Bewunderung v. Deiner Bildung des Orchesters gesprochen. Simrock hat dem Paulus ein hübsch Röcklein angezogen, und wiewohl manches an Deinem Bilde auf dem Titelblatt auszusetzen wäre, gefällt es mir doch, so wie auch die kleine Lithographie die im Kabinet hängt und der ich jeden Morgen beim Aufstehen guten Tag sage. Das schöne Bild v. Hild. hast Du mir nun einmal nicht gegönnt, böser Mensch!</p> <p>Ich glaube schwerlich, daß Du noch in Leipzig die Albumbeiträge der Schwestern erhalten wirst; der Umschlag zum Buche ist kaum angefangen und ich fürchte daß es zur Zeit nicht fertig wird. Gestern hat Walterchen etwas gehustet und nach einem Brechmittel war er Abends nicht davon befreit; <hi rend="latintype">Dirichlet</hi> ist der ängstlichste Mensch von der Welt, träumte nichts als Bräune und ließ in der Nacht den Arzt holen und jagte uns allen den heftigsten Schrecken durch seine eigne Unruhe ein; in Folgte davon hat Reb. heute Kopfweh und muß sich hinlegen. Bemeistre Dich ja für die Zukunft in solchen Fällen, lieber Sohn! es ist unglaublich, wie diese unmotivirte Hypochondrie die Umgebungen ergreift und forterbt: Walter stellt sich schon vor den Spiegel, streckt die Zunge aus, und sagt besorglich: sie sieht sehr weiß aus! – Erhalte Dich und Deine liebe <hi rend="latintype">Cécile</hi> gesund dadurch, daß<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Ihr nicht quacksalbert; Julie sagt mir, Clarus sei ein gewaltiger Arzneiverschreiber und schicke die Leute gleich zu Bett. Glaube meiner beinah 60jähr. Erfahrung, nichts schwächt und entnervt die Menschen mehr; unbedeutende Uebel muß man durch Diät heilen; das dumme Gebräu der <hi rend="latintype">charlatans</hi> verdirbt und stumpft ab. Meine gescheute Mutter hat sich trotz Leiden und Kummer 74 Jahre lang, ohne Medicin und Quengelei erhalten, und <hi n="1" rend="underline">ich</hi> bin von den allöop. <hi n="1" rend="underline">Mitteln</hi> stets kränker geworden, und überwinde den Schmerz der Seele durch einfache Lebensweise, festen Willen und Mäßigkeit. Heut ist wieder so ein Tag, wo ich Glück der Erinnerung und Qual der Entbehrung aufs tiefste empfinde. Und Stosch, der <hi n="1" rend="underline">eine Stunde</hi> vor Vaters Tod nichts einsah und mir hingegen vor 2 <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> Jahren den unvermeidlich nahen Tod prophezeite, ist Rebeckas Arzt!!! Wird doch keiner durch Erfahrung gescheut?</p> <p>Morgen sollte bei der Haber <hi rend="latintype">Fidelio</hi> gesungen werden, sie hat absagen laßen, weil sie, wie verlautete, <hi rend="latintype">fausse couche</hi> gemacht; auch v. der Lauer hör ichs. Hoffentlich wird sich Deine liebe Frau dereinst klüger aufführen; es ist traurig, wie selten unsre feineren Frauen jetzt diesen Naturzustand ertragen können. Ein ruhmwürdiges Beispiel vom Gegentheil giebt <hi rend="latintype">Mde</hi>. Moscheles, die mir ihre unglaublich glückliche Entbindung beschreibt; sie selbst hat <hi rend="latintype">Stone</hi> brieflich zu sich beschieden, alles war vorbei, als er kam, und M. hatte nichts gemerkt, bis er im Nebenzimmer den ersten Schrei des Kindes hörte. Nachdem die kleine Hexe sich über alle Kompositionen auf den Tod der <hi rend="latintype">Malibran</hi> lustig gemacht, schickt sie Fanny’n ihres Mannes Arbeit über denselben Gegenstand. Also <hi rend="latintype">for ever company excepted</hi>! – Wir haben durch Sieveking und d. hannöver. jungen Lichtenberg erfahren, daß der alte Goltermann gestorben ist, und daß Kling. nach höchster Wahrscheinlichkeit in seine Stelle mit 1200 Pf. Gehalt einrücke. Auch, daß er dann <hi rend="latintype">Miss Horsley</hi> heirathen werde. Hast Du etwas Gewißes darüber erfahren? es würde mich ungemein freuen.</p> <p>Behalte Dein niedliches Ührchen, bis Du verheirathet bist und zeig es ihr dann; ich wette, es gefällt ihr: Die Kleinheit ist ja eine Schönheit, Daumen[…].<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Meine Kette steht ihr dann stets zu Dienst. – Bitte, beschreibe mir die <hi rend="latintype">allusionen</hi> und Niedlichkeiten des Albums und des Schirms! Fanny läßt Dir sagen, Du möchtest ihr ihre Lieder durch Fahrpost zurückschicken, und David dazu beauftragen. Vorigen Sonntag hat sie Deine Nonnenstücke und den Psalm vortrefflich singen laßen; in ersteren klangen die Stimmen der Decker, der Türrschmied und Rose Behrend wunderbar schön. Wir wollen nun mehrere Exemplare der Paulusstimmen kaufen und die Proben beginnen. Der junge <hi rend="latintype">Savigny</hi> hat uns nach beendeter Musik einen andern Ohrenschmaus gegeben, indem er LobesHymnen über <hi rend="latintype">Cecile</hi> und ihre Familie ertönen ließ, auch die Moscheles nennt mir mehrere Personen, die voll ihres Ruhmes gewesen. Glück zu und für immer! Verabredet nur dort, was Ihr den nächsten Sommer beginnen werdet und laßt Leipz. Straße eine Rolle spielen. Die beiden Vorderzimmer sollen Euch mit tausend Küssen gewidmet sein, und der ganze Garten dazu. <hi rend="latintype">Cécile</hi> schreibt ja, daß sie das Wohnen im Garten so liebe! Ihr sollt auch einsiedeln so viel Ihr wollt und mit den Täubchen um die Wette girren und schnäbeln! – Durch den Tod der Mutter-Fürstin Radzivil hat Hensel eine <hi n="1" rend="underline">wahre</hi> <hi n="1" rend="underline">Freundin</hi> verloren; denn so ungerecht die Vornehmen uns Bürgerliche behandeln mögen, wärs eben so parteyisch von uns, die Vortrefflichkeit jener, ausnahmsweise nicht auch anzuerkennen. Die Familie R. war vor allem ein Muster v. Bildung, Häuslichkeit, Güte und wahrhaft <hi n="1" rend="underline">bürgerlicher</hi> Gesinnung und Gesittung! sie hat Henseln unausgesetzt Treue und Freundschaft bewiesen; aber in der Mutter und Elisen sind auch die kostbarsten Perlen dahin! Der König, der die Fürstin früher <hi n="1" rend="underline">liebte</hi>, immer hochachtete, und der ganz in demselben Alter mit ihr war, soll sehr afficirt sein. – </p> <p>Pauls schreiben sehr oft und ausführlich; das Kartenspiel und ungeheure Freßen in Hamb. gefällt ihnen aber nicht, und trotz ihres <hi rend="latintype">fêlirt</hi> Werdens, sehnen sie sich nach ihren Müttern und Geschwistern. </p> <p>Luise schneidet zu einem Liede etwas aus; wär ich nur nicht so dumm, ich schriebe ein Scherflein: aber nein! Lebewohl mein Herz! laß Dich nicht </p> </div> </body> </text></TEI>