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gb-1836-12-05-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, adressiert an Maria Catharina Pensa <lb></lb>Berlin, 5. Dezember 1836 Gestern war Franz Savigny hier, um, da er aus der historischen Schule ist, historischen Bericht seiner Besuche bei Jeanrenauds abzustatten, vor lauter lyrisch dithyrambischen Ausrufungen kam er aber gar nicht zu den Facten, nur habe Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 1. Dezember 1836 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 13. Dezember 1836 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/145. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, adressiert an Maria Catharina Pensa; Berlin, 5. Dezember 1836 Gestern war Franz Savigny hier, um, da er aus der historischen Schule ist, historischen Bericht seiner Besuche bei Jeanrenauds abzustatten, vor lauter lyrisch dithyrambischen Ausrufungen kam er aber gar nicht zu den Facten, nur habe

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 5-6 / 5/12], [R18 / ? 12 / No5], Siegelmarke »R.«

Rebecka Lejeune Dirichlet

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

5. Dezember 1836 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herr F. Mendelssohn Bartholdy in Leipzig Reichels Garten bei Mad. Pensa.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 5ten December

Gestern war Franz Savigny hier, um, da er aus der historischen Schule ist, historischen Bericht seiner Besuche bei Jeanrenauds abzustatten, vor lauter lyrisch dithyrambischen Ausrufungen kam er aber gar nicht zu den Facten, nur habe ich erfahren, daß Cécile ihm förmlich hat Kunststücke vormachen müssen, er hat sie malen sehen, und will ihr nie ein Bild zu copiren geben, aus Furcht, sie möchte es ihm vertauschen, und ihre nicht zu unterscheidende Copie dafür geben, beim Malen führt sie aber die interessanteste, anziehendste Conversation; wenn man in ihre Augen hineinsieht, möchte man ihr gleich sein ganzes Leben anvertrauen; jede Minute, die wir versäumen, sie zu sehen, ist verlorne Zeit. Vorspielen hat sie auch müssen, wozu sie sich sehr bitten ließ, aber dann doch Dein es Dur Lied und Duett spielte. Aber ich sage ihnen, meisterhaft. Ich habe ihn gefragt, warum er sich nichts hat vortanzen |2| lassen, und diesen Fehler sah er ein, und wollte expres noch ein mmal nach Frankfurt reisen um es nachzuholen. Auch hat er gesagt, wenn Du nicht von ganz Frankfurt wolltest gesteinigt werden, müßtest Du sie bei Nacht und Nebel entführen.

Eigentlich wollte ich Dir aber das gar nicht sagen, sondern, daß gestern Abend der junge Sieveking aus London erzählte, Goltermann sey endlich gestorben, sein Sohn ginge nach Deutschland zurück, und Klingem. habe nun die, fast sichere Hoffnung, seine Stelle zu erben, die 1200 Pd bringt. Eine Braut bestimmte er ihm auch schon, wußte aber den Namen nicht. Ist es etwa Mary Horsley? Mich freut die Sache sehr, da seine Hoffnungen auf das große Loos in unsrer Lotterie doch sehr schwankend aussehen.

Gestern war auch (alles gestern) sehr hübsche Musik bei Fanny, Dein Psalm, Rose Berend und Kurschmann sangen das Duett, und die Drei Nonnenstücke, die Pauline, Rose Berend und die Türrschmidt ganz wundervoll schön sangen. Sogar das |3| dritte, sey nicht böse, klang wie lauter Wohlklang. Wenn Weihnachten und Kurschmanns Hochzeit vorbei ist, wird wol der Paulus in Scene gehn, gäb es nur Tenöre! Das Baßsolo aus dem Psalm hat Dein netter Hasenclever aus Bonn recht hübsch gesungen, aber der Tenor! Mister Grünbaum, der gar nichts kann, und singt wie ne Stange Gerstenzucker, hats übel genommen, daß der große Kurschmann ein Solo sang, und ist weggeblieben; dagegen war der große Kurschmann ganz Liebenswürdigkeit, von der Tolle bis zum Stiefel, theilte Stimmen aus, sah in die Partitur und gab dem Chor bedeutungsvolle Winke, and look’d wise, sagt Susan. Er sang aber recht niedlich, ich mußte noch dran denken, wie Woringen nach einander das Duett und die Baßarie sang. Und Deine Mad. Matthieu kann in jedem Regiment eine Anstellung als große Trommel bekommen, so paukt sieDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858), brüllen ist zu melodisch, den Alt. Ich sang aus einer Stimme mit ihr in der Probe, hörte weder den Sopran, noch den Baß, und wie sie beim letzten Chor vor lauter Schreien Magenknurren bekam, mußte ich vor Lachen aufhören. Sie hat beschrieben, wie Du bei ihren lebenden Bildern |4| den Kopf auf den Sopha lehntest, sie meinte, Du hättest schwärmerischen Gedanken nachgehangen, ich meine was Anders. Verzeih diesen Ausbruch der Klatschereien meines Herzens.

Wir sind jetzt sehr kindlich, spielen Buchstabenspiel und Mühle, gestern hab ich Fanny aufgegeben Kohlrabbigemies, und sie hats gerathen, weil sie mir dasselbe aufgeben wollte. Diese Geschichte erregt übrigens jedesmal schallendes Gelächter. Adieu.

            Berlin den 5ten December Gestern war Franz Savigny hier, um, da er aus der historischen Schule ist, historischen Bericht seiner Besuche bei Jeanrenauds abzustatten, vor lauter lyrisch dithyrambischen Ausrufungen kam er aber gar nicht zu den Facten, nur habe ich erfahren, daß Cécile ihm förmlich hat Kunststücke vormachen müssen, er hat sie malen sehen, und will ihr nie ein Bild zu copiren geben, aus Furcht, sie möchte es ihm vertauschen, und ihre nicht zu unterscheidende Copie dafür geben, beim Malen führt sie aber die interessanteste, anziehendste Conversation; wenn man in ihre Augen hineinsieht, möchte man ihr gleich sein ganzes Leben anvertrauen; jede Minute, die wir versäumen, sie zu sehen, ist verlorne Zeit. Vorspielen hat sie auch müssen, wozu sie sich sehr bitten ließ, aber dann doch Dein es Dur Lied und Duett spielte. Aber ich sage ihnen, meisterhaft. Ich habe ihn gefragt, warum er sich nichts hat vortanzen lassen, und diesen Fehler sah er ein, und wollte expres noch ein mmal nach Frankfurt reisen um es nachzuholen. Auch hat er gesagt, wenn Du nicht von ganz Frankfurt wolltest gesteinigt werden, müßtest Du sie bei Nacht und Nebel entführen.
Eigentlich wollte ich Dir aber das gar nicht sagen, sondern, daß gestern Abend der junge Sieveking aus London erzählte, Goltermann sey endlich gestorben, sein Sohn ginge nach Deutschland zurück, und Klingem. habe nun die, fast sichere Hoffnung, seine Stelle zu erben, die 1200 Pd bringt. Eine Braut bestimmte er ihm auch schon, wußte aber den Namen nicht. Ist es etwa Mary Horsley? Mich freut die Sache sehr, da seine Hoffnungen auf das große Loos in unsrer Lotterie doch sehr schwankend aussehen.
Gestern war auch (alles gestern) sehr hübsche Musik bei Fanny, Dein Psalm, Rose Berend und Kurschmann sangen das Duett, und die Drei Nonnenstücke, die Pauline, Rose Berend und die Türrschmidt ganz wundervoll schön sangen. Sogar das dritte, sey nicht böse, klang wie lauter Wohlklang. Wenn Weihnachten und Kurschmanns Hochzeit vorbei ist, wird wol der Paulus in Scene gehn, gäb es nur Tenöre! Das Baßsolo aus dem Psalm hat Dein netter Hasenclever aus Bonn recht hübsch gesungen, aber der Tenor! Mister Grünbaum, der gar nichts kann, und singt wie ne Stange Gerstenzucker, hats übel genommen, daß der große Kurschmann ein Solo sang, und ist weggeblieben; dagegen war der große Kurschmann ganz Liebenswürdigkeit, von der Tolle bis zum Stiefel, theilte Stimmen aus, sah in die Partitur und gab dem Chor bedeutungsvolle Winke, and look’d wise, sagt Susan. Er sang aber recht niedlich, ich mußte noch dran denken, wie Woringen nach einander das Duett und die Baßarie sang. Und Deine Mad. Matthieu kann in jedem Regiment eine Anstellung als große Trommel bekommen, so paukt sie, brüllen ist zu melodisch, den Alt. Ich sang aus einer Stimme mit ihr in der Probe, hörte weder den Sopran, noch den Baß, und wie sie beim letzten Chor vor lauter Schreien Magenknurren bekam, mußte ich vor Lachen aufhören. Sie hat beschrieben, wie Du bei ihren lebenden Bildern den Kopf auf den Sopha lehntest, sie meinte, Du hättest schwärmerischen Gedanken nachgehangen, ich meine was Anders. Verzeih diesen Ausbruch der Klatschereien meines Herzens.
Wir sind jetzt sehr kindlich, spielen Buchstabenspiel und Mühle, gestern hab ich Fanny aufgegeben Kohlrabbigemies, und sie hats gerathen, weil sie mir dasselbe aufgeben wollte. Diese Geschichte erregt übrigens jedesmal schallendes Gelächter. Adieu.          
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