gb-1836-11-24-01
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Berlin, 21. und 24. November 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 adresse, 2 Poststempel [BERLIN 4-5 / 24 / 11], [R18 / 24 11 / No4], Siegelmarke »R.«
Rebecka Lejeune Dirichlet
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Mendelssohn
Bartholdy
Leipzig
Aus welchem dummen Grunde ich Dir so lange nicht geschrieben habe, das räthst Du nicht, und denkst, ich warte auf einen Brief von Dir, in dem Du mir beweisen willst, Du hättest keine Zeit zum Schreiben, als ob ich das nicht längst wüßte. Aber nein. Ich habe keine Feder gehabt, eigentlich habe ich auch noch keine, denn diese schreibt schlecht, und das hat großen Einfluß auf meinen Stiel: Übrigens, ich bin gewiß parteiisch für Dich, weiß und sehe ein, daß Du wirklich nicht schreiben kannst, verlange es daher auch nicht; nichts desto weniger aber kann ich doch nicht leugnen, daß durch die wenigen kurzen Antworten der Correspondenz sehr die Flügel beschnitten werden. Das ist ja Alles nur ein Übergang, sagt Mine, wenn Cécile erst Dein Secretair ist, werden die Klatschereien wie geschmiert gehen.
Pauls fehlen uns schrecklich, nebenbei, daß sie Geschwister sind, sind sie sehr angenehm in Gesellschaft, das wirst Du auch gefunden haben. Sie haben sich göttlich in Leipzig
Wenn Du erst weißt, wo Du fürs Erste bleiben wirst, so bitte ich um baldigen Bescheid, was ich mit Deinen Büchern anfangen soll, das giebt denn einen Transport mit dem Bein zum Schirm, das ich sonst nicht anzubringen weiß. Es muß ja nun bald entschieden werden, nach meiner Rechnung hast Du noch 3 Concerte zu geben, ehe Du Dich in Hillers Wagen setzest und nach dem Fahrthor fährst, und vorher muß doch Alles bestimmt seyn, ich hoffe, zu unserm Wunsche, ich würde mich gar nicht freuen, wenn Du nach Frankfurt gingest, Cécile sagt es ja selbst. – Walter, der ein paar Worte französisch lernt, sagt gewöhnlich statt: je suis gentil, je suisJeanrenaud, das ist doch in Deinem genre.
Pauls zu Stande zu bringen. Unter andern haben wir aber beschlossen, daß Du nichts zu Weihnachten diesmal bekommst, wir halten uns Alles auf bis zur Hochzeit. Du hast Plaisir genug, wenn Du bei Deiner Braut bist. A propos, wie hat denn der Kuchen geschmeckt? Schick durch den nächsten Reisenden die Schachtel wieder, daß ich sie abermals füllen lasse, ehe Cécile kommt, dann will ich nicht einmal etwas von jüdischen Kuchen wissen. Wie wird es denn mit Schleinitzens geht er mit nach Frankfurt? Dann muß die Frau wirklich herkommen, ich stelle die graue Stube zu ihrer Disposition. Adieu, die Kinder machen Mordscandal, führen Affencomödie auf, und Walter will sich todt lachen. Laß, wenn Du kannst, von Dir hören.
whatever is, zu ertragen. Kein Mensch versteht so den Spleen, wie ich, so oft ich mich wasche, muß ich an den Engländer denken, der sich erschoß, um sich nicht alle Tage zu waschen und anzuziehn. Jetzt will ich aber Walter waschen, das dauert alle Tage eine Stunde, so viel Possen treibt er dabei. – Julie Schunk war ein paar mal hier in der letzten Zeit, Frank, der bei Beneke im Hause Stunde nimmt, macht ihr bedeutend die Cour, ich glaube, seitdem findet sie Berlin erträglicher und so machen wirs Alle. Lieb oder Langeweile. O weh, da
Berlin den 21ten November Aus welchem dummen Grunde ich Dir so lange nicht geschrieben habe, das räthst Du nicht, und denkst, ich warte auf einen Brief von Dir, in dem Du mir beweisen willst, Du hättest keine Zeit zum Schreiben, als ob ich das nicht längst wüßte. Aber nein. Ich habe keine Feder gehabt, eigentlich habe ich auch noch keine, denn diese schreibt schlecht, und das hat großen Einfluß auf meinen Stiel: Übrigens, ich bin gewiß parteiisch für Dich, weiß und sehe ein, daß Du wirklich nicht schreiben kannst, verlange es daher auch nicht; nichts desto weniger aber kann ich doch nicht leugnen, daß durch die wenigen kurzen Antworten der Correspondenz sehr die Flügel beschnitten werden. Das ist ja Alles nur ein Übergang, sagt Mine, wenn Cécile erst Dein Secretair ist, werden die Klatschereien wie geschmiert gehen. Pauls fehlen uns schrecklich, nebenbei, daß sie Geschwister sind, sind sie sehr angenehm in Gesellschaft, das wirst Du auch gefunden haben. Sie haben sich göttlich in Leipzig amüsirt, und Albertine hat uns durch Briefe mitgenießen lassen. Israels Lob erschallt laut, dazu paßt, daß hier eine Cabinetsordre erschienen ist, die, bis zur Wiedergeburt all der Agnes von Hohenstaufen jede andre Oper untersagt. Auch haben wir Affencomödie. An mir gehen alle diese Kelche vorbei, sogar ein italiänischer Improvisator, zu dem sie heut Alle gehen, ich glaube, ich habe Dir schon davon geschrieben. Wenn Du erst weißt, wo Du fürs Erste bleiben wirst, so bitte ich um baldigen Bescheid, was ich mit Deinen Büchern anfangen soll, das giebt denn einen Transport mit dem Bein zum Schirm, das ich sonst nicht anzubringen weiß. Es muß ja nun bald entschieden werden, nach meiner Rechnung hast Du noch 3 Concerte zu geben, ehe Du Dich in Hillers Wagen setzest und nach dem Fahrthor fährst, und vorher muß doch Alles bestimmt seyn, ich hoffe, zu unserm Wunsche, ich würde mich gar nicht freuen, wenn Du nach Frankfurt gingest, Cécile sagt es ja selbst. – Walter, der ein paar Worte französisch lernt, sagt gewöhnlich statt: je suis gentil, je suis Jeanrenaud, das ist doch in Deinem genre. Nun leb wohl, freu Dich auf Weihnachten, wir haben heut schon, Fanny und ich conferirt, wie wirs anfangen, den Abend möglichst wenig katzenjämmerlich ohne Dich und Pauls zu Stande zu bringen. Unter andern haben wir aber beschlossen, daß Du nichts zu Weihnachten diesmal bekommst, wir halten uns Alles auf bis zur Hochzeit. Du hast Plaisir genug, wenn Du bei Deiner Braut bist. A propos, wie hat denn der Kuchen geschmeckt? Schick durch den nächsten Reisenden die Schachtel wieder, daß ich sie abermals füllen lasse, ehe Cécile kommt, dann will ich nicht einmal etwas von jüdischen Kuchen wissen. Wie wird es denn mit Schleinitzens geht er mit nach Frankfurt? Dann muß die Frau wirklich herkommen, ich stelle die graue Stube zu ihrer Disposition. Adieu, die Kinder machen Mordscandal, führen Affencomödie auf, und Walter will sich todt lachen. Laß, wenn Du kannst, von Dir hören. 24sten. Da Mutter und Fanny vorgestern schrieben, habe ich den Brief liegen lassen, damit er noch dazu alt ankommt. und schicke ihn doch fort, man kann in dem Wetter Humor haben einen neuen zu schreiben, heut schneit es, gestern regnete es, ich versitze ganz. Wenn man so alt geworden ist, daß Weihnachten seinen Reiz verloren hat, ist der Winter wirklich ein böses Ding, und nur durch das whatever is, zu ertragen. Kein Mensch versteht so den Spleen, wie ich, so oft ich mich wasche, muß ich an den Engländer denken, der sich erschoß, um sich nicht alle Tage zu waschen und anzuziehn. Jetzt will ich aber Walter waschen, das dauert alle Tage eine Stunde, so viel Possen treibt er dabei. – Julie Schunk war ein paar mal hier in der letzten Zeit, Frank, der bei Beneke im Hause Stunde nimmt, macht ihr bedeutend die Cour, ich glaube, seitdem findet sie Berlin erträglicher und so machen wirs Alle. Lieb oder Langeweile. O weh, da klingelt schon ein Droschkenschlitten durch den nassen Schnee, kennst Du solche?
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