gb-1836-11-23-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Düsseldorf, 23. November 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [ DÜSSELD. 11-12 / 24 / 11], Siegel.
Eduard Steinbrück
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Leipzig.
franco
Es hat mir in Wahrheit, lieber Felix, lange kein Brief eine solche Freude bereitet als Ihr eben angelangter; schon durch seine Erscheinung (denn ich erkannte Ihre Handschrift) mehr aber noch durch seinen Inhalt, dem diese Gelegenheit Ihnen einen Beweis meiner Liebe (wenn immer einen schwachen) geben zu können ist in ihrer Art reitzend, und macht mich für viele Tage zu einem fröhlichen Menschen.
Ermessen Sie Selbst und freuen Sie Sich Ihrer glücklichen Eingebung!: Ich fühle schon für jede Braut eine Art und Zärtlichkeit (vollends wenn sie schön und fromm ist, wie das der Ruf von der Ihrigen mir verkündet) denn in dieser Zeit kommt mir jedes Mädchen heiliger vor, als wäre ein Engel in ihrem Gefolge oder sie selbst dieser Engel in dem uns Gott seine Herrlichkeit erinnern von Neuem wieder verkünden wolle. Wie viel mehr muß ich nun Ihre Braut schon im Voraus lieben, einmal weil es die Ihrige ist, und fürs andere, weil ihr meine Genovefa gefallen hat. Nicht will ich fürchten, daß dies Gefühl ein so gar eiteles in mir ist, vielmehr ähnelt es der freudigen Empfindung mit welcher man in einem Andern verwandtes Empfinden bey einem Kunstwerke entdeckt, das uns anzog erbaute oder wie hier, dessen zufälliger Schöpfer wir waren und das doch mit allen seinen Mängeln immer einen Theil unseres Ichs enthält. Ja es gesellt sich in diesem letzteren Falle noch ein Gefühl von Dankbarkeit hinzu das sich wieder in irgend einem lebendigem Zeichen aussprechen und mittheilen möchte. Und nun geben Sie Bester mir hierzu so schöne Gelegenheit. Und indem ich Ihrer geliebten Braut eine kleine Freude bereiten helfe mache ich Ihnen schon eine recht große! wie viel Frohes auf Ein Mal für mich
Gonovefa doch bald ein recht gelungener Kupferstich erscheinen wird für die Mitglieder des hiesigen Kunst-Vereins!) die Figur des Stephanus aus einer größeren Composition (v. Steinigung) herausnehmen, (welche in Folge Ihrer schönen Musik – im Verlauf dieses Sommers entstanden ist) da die Ganze Composition mir keinesweges genügen kann; allein, Woringens, die ich dabey zu Rathe zog, riethen mir davon ab, weil der Gegenstand für ein Album wohl zu ernsthaft sey (im Geheimen mochten sie auch wohl sagen: weil die Malerey darin doch wohl etwas hinter der Musik zurück geblieben sey) oder auch weil ihnen eine andere Idee besser gefiel welche ich zur Wahl mit vorlegte. Diese soll nun morgen in Wasserfarben auf ein feines Stück Bristol paper ohne alle Neutral-Tinte, welche hier wahrlich nicht an ihrer Stelle wäre, angefangen werden. Ich bin im Voraus überzeugt, daß ich bey dem größten Oelgemälde nicht so ängstlich beginnen würde, als es hierbey geschehen wird, möge ein guter Stern z. b. Venus oder Vesta mir die Hand führen. In diesem Fall aber kann die Zeichnung (heute ist Mittwoch) am Montag od. Dienstag schon per Fuhrpost an Sie abgehen, so daß Sie dieselbe zeitig genug erhalten werden. – Ich schreibe Ihnen dabey noch einige Zeilen in welchen ich wahrscheinlich einige Verzweiflung über die mißlungene Arbeit äußern werde und wie dieselbe hätte ausfallen sollen; doch denke ich daran noch nicht und bin vorläufig
Ponte de Sasso
Düsseldorfd.
Nov. 36
Es hat mir in Wahrheit, lieber Felix, lange kein Brief eine solche Freude bereitet als Ihr eben angelangter; schon durch seine Erscheinung (denn ich erkannte Ihre Handschrift) mehr aber noch durch seinen Inhalt, dem diese Gelegenheit Ihnen einen Beweis meiner Liebe (wenn immer einen schwachen) geben zu können ist in ihrer Art reitzend, und macht mich für viele Tage zu einem fröhlichen Menschen. Ermessen Sie Selbst und freuen Sie Sich Ihrer glücklichen Eingebung!: Ich fühle schon für jede Braut eine Art und Zärtlichkeit (vollends wenn sie schön und fromm ist, wie das der Ruf von der Ihrigen mir verkündet) denn in dieser Zeit kommt mir jedes Mädchen heiliger vor, als wäre ein Engel in ihrem Gefolge oder sie selbst dieser Engel in dem uns Gott seine Herrlichkeit erinnern von Neuem wieder verkünden wolle. Wie viel mehr muß ich nun Ihre Braut schon im Voraus lieben, einmal weil es die Ihrige ist, und fürs andere, weil ihr meine Genovefa gefallen hat. Nicht will ich fürchten, daß dies Gefühl ein so gar eiteles in mir ist, vielmehr ähnelt es der freudigen Empfindung mit welcher man in einem Andern verwandtes Empfinden bey einem Kunstwerke entdeckt, das uns anzog erbaute oder wie hier, dessen zufälliger Schöpfer wir waren und das doch mit allen seinen Mängeln immer einen Theil unseres Ichs enthält. Ja es gesellt sich in diesem letzteren Falle noch ein Gefühl von Dankbarkeit hinzu das sich wieder in irgend einem lebendigem Zeichen aussprechen und mittheilen möchte. Und nun geben Sie Bester mir hierzu so schöne Gelegenheit. Und indem ich Ihrer geliebten Braut eine kleine Freude bereiten helfe mache ich Ihnen schon eine recht große! wie viel Frohes auf Ein Mal für mich Jetzt erregt mir freilich die Wahl des Gegenstandes einiges Bedenken. Ich wollte anfangs (da von meiner Gonovefa doch bald ein recht gelungener Kupferstich erscheinen wird für die Mitglieder des hiesigen Kunst-Vereins!) die Figur des Stephanus aus einer größeren Composition (v. Steinigung) herausnehmen, (welche in Folge Ihrer schönen Musik – im Verlauf dieses Sommers entstanden ist) da die Ganze Composition mir keinesweges genügen kann; allein, Woringens, die ich dabey zu Rathe zog, riethen mir davon ab, weil der Gegenstand für ein Album wohl zu ernsthaft sey (im Geheimen mochten sie auch wohl sagen: weil die Malerey darin doch wohl etwas hinter der Musik zurück geblieben sey) oder auch weil ihnen eine andere Idee besser gefiel welche ich zur Wahl mit vorlegte. Diese soll nun morgen in Wasserfarben auf ein feines Stück Bristol paper ohne alle Neutral-Tinte, welche hier wahrlich nicht an ihrer Stelle wäre, angefangen werden. Ich bin im Voraus überzeugt, daß ich bey dem größten Oelgemälde nicht so ängstlich beginnen würde, als es hierbey geschehen wird, möge ein guter Stern z. b. Venus oder Vesta mir die Hand führen. In diesem Fall aber kann die Zeichnung (heute ist Mittwoch) am Montag od. Dienstag schon per Fuhrpost an Sie abgehen, so daß Sie dieselbe zeitig genug erhalten werden. – Ich schreibe Ihnen dabey noch einige Zeilen in welchen ich wahrscheinlich einige Verzweiflung über die mißlungene Arbeit äußern werde und wie dieselbe hätte ausfallen sollen; doch denke ich daran noch nicht und bin vorläufig guter Dinge. Was soll man Ihnen aber wünschen Sie Glücklichster? Kraft, Stärke, Besonnenheit das Glück würdig und vollkommen zu genießen, das ein gütiges Schicksal Ihnen bereitet hat. – Mit diesem Wunsche nehme ich Abschied von Ihnen bis auf Nächstens, wo ich dann auch mit einem kleinen Anliegen, um Sie zu beruhigen herausrücken werde, denn nicht umsonst, sollen Sie mir einen Floh in’s Ohr gesetzt haben und Beherrscher im Reich der Töne seyn, wie ein schlechter Poët sich ausdrücken würde. Bis dahin leben Sie denn so glücklich als ein Bräutigam getrennt von seiner Braut nur leben kann. Immerdar mit aufrichtiger Theilnahme Ihr Sie herzlich liebender Ponte de Sasso Düsseldorf d. 23 Nov. 36.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1836-11-23-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1836-11-23-01" xml:id="title_8bf6fbdf-f576-4ddb-b920-a79de6b5992b">Eduard Steinbrück an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Düsseldorf, 23. November 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_edcd2705-1eff-4909-8026-a13f13e62b07">Es hat mir in Wahrheit, lieber Felix, lange kein Brief eine solche Freude bereitet als Ihr eben angelangter; schon durch seine Erscheinung (denn ich erkannte Ihre Handschrift) mehr aber noch durch seinen Inhalt, dem diese</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_243dc766-6346-44cc-90b9-184e9acd7e35">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1836-11-18-03" type="precursor" xml:id="title_27b31c92-4e3a-4da4-8451-8ad26532507b">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Steinbrück in Düsseldorf; Leipzig, 18. November 1836</title> <title key="fmb-1836-12-25-01" type="successor" xml:id="title_01c18048-617d-4860-b1bc-47bfcf3852c5">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Jeanrenaud an Eduard Steinbrück in Düsseldorf; Frankfurt a. M., 25. Dezember 1836</title> <author key="PSN0115099">Steinbrück, Eduard Carl (1802-1882)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0115099" resp="writer">Steinbrück, Eduard Carl (1802-1882)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition">FMB-</name></respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_e4de5f21-cdc5-4884-8471-000fff2f74dc"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_1212aa01-869a-4810-9fd3-b20a71fd9b36"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 31/141.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1836-11-23-01" type="letter" xml:id="title_ff071f49-38a1-453d-a99e-e786ad94d2e7">Eduard Steinbrück an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Düsseldorf, 23. November 1836</title> <incipit>Es hat mir in Wahrheit, lieber Felix, lange kein Brief eine solche Freude bereitet als Ihr eben angelangter; schon durch seine Erscheinung (denn ich erkannte Ihre Handschrift) mehr aber noch durch seinen Inhalt, dem diese</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [ DÜSSELD. 11-12 / 24 / 11], Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Eduard Steinbrück</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-11-23" xml:id="date_e54b9a05-acab-4038-8ce8-85d5f3552e2d">23. November 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0115099" resp="author" xml:id="persName_aeebb6ee-eb75-449c-818e-d55d60934d7e">Steinbrück, Eduard Carl (1802-1882)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0115099" resp="writer">Steinbrück, Eduard Carl (1802–1882)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_862a5427-a599-4897-8d80-0bdf22a778b7"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_e516855b-a9c5-4f95-b3a1-5c1571373541">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f8fd27d3-0915-4d40-9268-e6da95fc0f73"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_8cc03f40-0bcf-4b80-bd64-7b58909d9a98"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Musik-Director</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Felix Mendelssohn-Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>Wohlgeb</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Leipzig</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">franco</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_87f79ea0-f906-46ad-b236-3f576242489f"> <docAuthor key="PSN0115099" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_e57a522e-c957-468b-9893-2d9d585119dc">Steinbrück, Eduard Carl (1802–1882)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0115099" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_9b9f32a0-79a5-449f-babc-dd7ab5f18b27">Steinbrück, Eduard Carl (1802–1882)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Es hat mir in Wahrheit, lieber Felix, lange kein Brief eine solche Freude bereitet als Ihr eben angelangter; schon durch seine Erscheinung (denn ich erkannte Ihre Handschrift) mehr aber noch durch seinen Inhalt, dem diese Gelegenheit Ihnen einen Beweis meiner Liebe (wenn immer einen schwachen) geben zu können ist in ihrer Art reitzend, und macht mich für viele Tage zu einem fröhlichen Menschen.</p> <p>Ermessen Sie Selbst und freuen Sie Sich Ihrer glücklichen Eingebung!: Ich fühle schon für jede Braut eine Art und Zärtlichkeit (vollends wenn sie schön und fromm ist, wie das der Ruf von der Ihrigen mir verkündet) denn in dieser Zeit kommt mir jedes Mädchen heiliger vor, als wäre ein Engel in ihrem Gefolge oder sie selbst dieser Engel in dem uns Gott seine Herrlichkeit <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_d1eaaf67-487e-4b3f-822d-d2ae2d976348">erinnern</del> von Neuem wieder verkünden wolle. Wie viel mehr muß ich nun Ihre Braut schon im Voraus lieben, einmal weil es die Ihrige ist, und fürs andere, weil ihr meine Genovefa gefallen hat. Nicht will ich fürchten, daß dies Gefühl ein so gar eiteles in mir ist, vielmehr ähnelt es der freudigen Empfindung mit welcher man in einem Andern verwandtes Empfinden bey einem Kunstwerke entdeckt, das uns anzog erbaute oder wie hier, dessen zufälliger Schöpfer wir waren und das doch mit allen seinen Mängeln immer einen Theil unseres Ichs enthält. Ja es gesellt sich in diesem letzteren Falle noch ein Gefühl von Dankbarkeit hinzu das sich wieder in irgend einem lebendigem Zeichen aussprechen und mittheilen möchte. Und nun geben Sie Bester mir hierzu so schöne Gelegenheit. Und indem ich Ihrer geliebten Braut eine kleine Freude bereiten helfe mache ich Ihnen schon eine recht große! wie viel Frohes auf Ein Mal für mich</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Jetzt erregt mir freilich die Wahl des Gegenstandes einiges Bedenken. Ich wollte anfangs (da von meiner <hi rend="latintype">Gonovefa</hi> doch bald ein recht gelungener Kupferstich erscheinen wird für die Mitglieder des hiesigen Kunst-Vereins!) die Figur des <hi rend="latintype">Stephanus</hi> aus einer größeren Composition (<hi rend="latintype">v</hi>. Steinigung) herausnehmen, (welche in Folge Ihrer schönen Musik – im Verlauf dieses Sommers entstanden ist) da die Ganze Composition mir keinesweges genügen kann; allein, <hi rend="latintype">Woringens</hi>, die ich dabey zu Rathe zog, riethen mir davon ab, weil der Gegenstand für ein <hi rend="latintype">Album</hi> wohl zu ernsthaft sey (im Geheimen mochten sie auch wohl sagen: weil die Malerey darin doch wohl etwas hinter der Musik zurück geblieben sey) oder auch weil ihnen eine andere Idee besser gefiel welche ich zur Wahl mit vorlegte. Diese soll nun morgen in Wasserfarben auf ein feines Stück <hi rend="latintype">Bristol paper</hi> ohne alle <hi rend="latintype">Neutral</hi>-Tinte, welche hier wahrlich nicht an ihrer Stelle wäre, angefangen werden. Ich bin im Voraus überzeugt, daß ich bey dem größten Oelgemälde nicht so ängstlich beginnen würde, als es hierbey geschehen wird, möge ein guter Stern z. b. <hi rend="latintype">Venus</hi> oder <hi rend="latintype">Vesta</hi> mir die Hand führen. In diesem Fall aber kann die Zeichnung (heute ist Mittwoch) am Montag od. Dienstag schon <hi rend="latintype">per</hi> Fuhrpost an Sie abgehen, so daß Sie dieselbe zeitig genug erhalten werden. – Ich schreibe Ihnen dabey noch einige Zeilen in welchen ich wahrscheinlich einige Verzweiflung über die mißlungene Arbeit äußern werde und wie dieselbe hätte ausfallen sollen; doch denke ich daran noch nicht und bin vorläufig<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> guter Dinge. Was soll man Ihnen aber wünschen Sie Glücklichster? Kraft, Stärke, Besonnenheit das Glück würdig und vollkommen zu genießen, das ein gütiges Schicksal Ihnen bereitet hat. – Mit diesem Wunsche nehme ich Abschied von Ihnen bis auf Nächstens, wo ich dann auch mit einem kleinen Anliegen, um Sie zu beruhigen herausrücken werde, denn nicht umsonst, sollen Sie mir einen Floh in’s Ohr gesetzt haben und Beherrscher im Reich der Töne seyn, wie ein <add place="above">schlechter<name key="PSN0115099" resp="writers_hand" style="hidden">Steinbrück, Eduard Carl (1802–1882)</name></add> Poët sich ausdrücken würde. Bis dahin leben Sie denn so glücklich als ein Bräutigam getrennt von seiner Braut nur leben kann.</p> <closer rend="right">Immerdar mit aufrichtiger Theilnahme</closer> <signed rend="right">Ihr Sie herzlich liebender</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Ponte de Sasso</hi></signed> <dateline rend="left"><hi rend="latintype">Düsseldorf</hi> d. <date cert="high" when="1836-11-23" xml:id="date_56c6974e-3a9d-4abc-92e3-bb7b8edf09b1">23 <hi rend="latintype">Nov</hi>. 36</date>.</dateline> </div> </body> </text></TEI>