gb-1836-11-22-01
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Berlin, 21. und 22. November 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Bl. und 1 Doppelbl.: S. 1 Brieftext; S. 2 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand: »Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn / Bartholdy / Leipzig«; S. 3-4 Brieftext; S. 5 leer; S. 6 Adresse von Fanny Hensels Hand, 2 Poststempel [BERLIN 3-4 / 22/11], [R18 / 22 1 / No4], Siegel.
Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ich habe Dir zwar erst gestern geschrieben, liebster Schatz! vergaß aber, Dich etwas Wichtiges zu fragen, womit ich sogleich anfange. Du besitzest eine sehr niedliche goldne Uhr, die Du als Kind v. den Wiener Onkels bekamst, und deren Kleinheit, denn darauf kömmts jetzt hauptsächlich an, ich Dir hier abzirkeln will. Auf der Rückseite hat sie eine geschmackvolle Muschelverzierung und ein Goldplättchen, eben groß genug, einen Namenszug, oder sonst ein Wort aufzunehmen. Wenn Cécile keine Uhr hat, so wäre das ein sie sehr erfreuendes Geschenk, for girls are very fond of little watches. Willst Du sie ihr geben, so laß ich sie erst vom Uhrmacher ganz nachsehen, und kaufe einen eleganten Uhrschlüßel dazu, denn der ist nicht daran befindlich, und aus der 4fachen Kette die Du zugleich bekamst, ließen wir Dir einst eine lange machen, die mit dem Siegelring v. Carl Maria verloren ward. Da ich aber noch eine sehr hübsche feine goldne Kette, 1 1/2gravirt werden soll, ob ich sie nach Leipz. od. nach Fft. schicken soll, kurz, sei pünktlich. Mde. Schunk wird vielleicht wißen, ob Cécile schon solch meuble besitzt; morgen eßen wir mit Julien bei Fanny, die ich auch darum fragen will. – Wenn Du es über Deine jungfräulichen Lippen bringen kannst, Mde. Schunk die Frage zu thun, die ich durch Albert. an Dich richtete, ob sie zu Deckbetten große Laken oder Ueberzüge zweckmäßiger findet, so würdest Du meine Zweifel darob lösen. Hast Du denn noch die DeckoManie oder singst Du unter einer Federdecke? Und da alles jetzt kritisirt wird, so laß mir die Hemden Recension bald zukommen, damit ich, ungleich andern Künstlern, Fehler vermeiden, Schönhheiten erhöhen lerne.
Mde. Beer wurde gestern erwartet; bei der Gelegenheit erzählte Gans geniale Züge von Heinrichs VerschwendungsGenie, die jetzt alle öffentlich verhandelt werden, da die Mutter bei den Gerichten klagbar werden mußte. Um sich Geld zu schaffen, hatte er unter andern bei einem Silberhändler eine Maße Sachen gekauft, (auf Rechnung) und sie bei einem 2ten versetzt; wo die Summe später für d. 1. herkommen sollte, kümmerte ihn natürlich nicht. Aus Oekonomie hatte Betty diesen Sommer 3 Wohnungen; eine auf dem Lande, eine in einem neugebauten nicht ganz ausgetrocknetem Hause, und eine ad interim in der Stadt. Und mit Sorgen und Kummer über solche Dinge hat Vater noch die letzten Wochen sich betrübt, und wenn Stundenlange Verhandlungen darüber gepflogen wurden, mit höchster discrétion aus dem ... Betty ist aber mit ihrer unverk[…] Einnahmen v. 6000 rt. recht rissimo.
Wozu Dir Glück gewünscht sey.
Eigentlich wollt ich Dir gleich nach Empfang eines Briefs aus Leipzig v. Paul und Albertine schreiben, die so gar viel Erfreuliches gemeldet haben, wie viel Fortschritte Dein Orchester gemacht, wie munter und glücklich zu seyst, Paul schreibt, noch viel vollkommner geworden, wie angenehm Deine dortige Situation, und was uns natürlich sehr erfreulich, daß alle Aussicht auf Verlängerung Deines dortigen Aufenthalts sey, denn das Bewußtseyn, sich in 18 Stunden sehn zu können, ist doch gar beruhigend und erfreulich. Daß Du Cecilien ein Stammbuch machst, und Lieder von mir drin haben willst, ist sehr hübsch, auch Hensel ist wie natürlich sehr gern bereit, zu einer Vignettenbeisteuer. Sage nur bald, was und wie Dus willst, kurz vor Weihnachten häufen sich immer die Arbeiten etwas. Kann ich Papier nehmen, wie ich will, oder soll ich ins Buch schreiben?
Was mein Herausgeben betrifft, so stehe ich dabei, wie der Esel zwischen zwei Heubündeln. Ich selbst bin ziemlich neutral dabei, es ist mir aufrichtig gestanden, einerlei, Hensel wünscht es, Du bist dagegen. In jeder andern Sache, würde ich natürlich dem Wunsch meines Mannes unbedingt Folge leisten, allein hierbei ist es mir doch zu wichtig, Deine Beistimmung zu haben, ohneBindocci, von dem die, welche ihn das erstemal schon besucht hatten, ganz entzückt waren. Sey es aber, daß ich nicht genug italiänisch verstehe, oder daß mir die ganze Art und Weise zu fremd ist, seine fin gesungen vorgetragenen Gedichte machten mir den Eindruck des Lächerlichen und unleidlich Ermüdenden. Viel besser gefielen mir seine gesprochenen Improvisationen, und sein eigentliches Talent scheint mir das rasche Ausfüllen gegebener Reime, namentlich zu komischen Thematen. Ueberdies scheint mir die ganze Sache leichter als sie aussieht, die gegebenen Themata, besonders solche die etwas ferner liegen, läßt er sehr aus dem Spiel, und ergeht sich mehr in Allgemeinheiten, die er längst in der Gewalt haben muß, eine große Reimleichtigkeit und Geistesgegenwart gehört wol vor allem dazu.
Heut essen Mutter, Dirichlets, Julie Schunk und Marianne Saaling hier. Mit Julien gehe ich vorher auf die Ausstellung. Ich glaube das arme Kind ennüyirt sich hier ziemlich, die Beneke ist immer kränklich und geht fast gar nicht aus, und bei ihnen im Hause ist es auch sehr still.
Berlin 21 November Ich habe Dir zwar erst gestern geschrieben, liebster Schatz! vergaß aber, Dich etwas Wichtiges zu fragen, womit ich sogleich anfange. Du besitzest eine sehr niedliche goldne Uhr, die Du als Kind v. den Wiener Onkels bekamst, und deren Kleinheit, denn darauf kömmts jetzt hauptsächlich an, ich Dir hier abzirkeln will. Auf der Rückseite hat sie eine geschmackvolle Muschelverzierung und ein Goldplättchen, eben groß genug, einen Namenszug, oder sonst ein Wort aufzunehmen. Wenn Cécile keine Uhr hat, so wäre das ein sie sehr erfreuendes Geschenk, for girls are very fond of little watches. Willst Du sie ihr geben, so laß ich sie erst vom Uhrmacher ganz nachsehen, und kaufe einen eleganten Uhrschlüßel dazu, denn der ist nicht daran befindlich, und aus der 4fachen Kette die Du zugleich bekamst, ließen wir Dir einst eine lange machen, die mit dem Siegelring v. Carl Maria verloren ward. Da ich aber noch eine sehr hübsche feine goldne Kette, 1 1/2 Ellen lang, besitze, so könnte ich ihr diese zu gleicher Zeit schicken. Daß Du dies Ührchen als Kind gehabt, giebt ihr gewiß einen zehnfachen Werth in ihren Augen. Willst Du, so melde mir, ob und was auf dem Plättchen gravirt werden soll, ob ich sie nach Leipz. od. nach Fft. schicken soll, kurz, sei pünktlich. Mde. Schunk wird vielleicht wißen, ob Cécile schon solch meuble besitzt; morgen eßen wir mit Julien bei Fanny, die ich auch darum fragen will. – Wenn Du es über Deine jungfräulichen Lippen bringen kannst, Mde. Schunk die Frage zu thun, die ich durch Albert. an Dich richtete, ob sie zu Deckbetten große Laken oder Ueberzüge zweckmäßiger findet, so würdest Du meine Zweifel darob lösen. Hast Du denn noch die DeckoManie oder singst Du unter einer Federdecke? Und da alles jetzt kritisirt wird, so laß mir die Hemden Recension bald zukommen, damit ich, ungleich andern Künstlern, Fehler vermeiden, Schönhheiten erhöhen lerne. Mde. Beer wurde gestern erwartet; bei der Gelegenheit erzählte Gans geniale Züge von Heinrichs VerschwendungsGenie, die jetzt alle öffentlich verhandelt werden, da die Mutter bei den Gerichten klagbar werden mußte. Um sich Geld zu schaffen, hatte er unter andern bei einem Silberhändler eine Maße Sachen gekauft, (auf Rechnung) und sie bei einem 2ten versetzt; wo die Summe später für d. 1. herkommen sollte, kümmerte ihn natürlich nicht. Aus Oekonomie hatte Betty diesen Sommer 3 Wohnungen; eine auf dem Lande, eine in einem neugebauten nicht ganz ausgetrocknetem Hause, und eine ad interim in der Stadt. Und mit Sorgen und Kummer über solche Dinge hat Vater noch die letzten Wochen sich betrübt, und wenn Stundenlange Verhandlungen darüber gepflogen wurden, mit höchster discrétion aus dem Zimmer .. . Betty ist aber mit ihrer unverk… Einnahmen v. 6000 rt. recht .. .rissimo. Lea Mendelssohn Bartholdy Berlin, 22 Novbr. am Tage der heil. Cäcilie. Wozu Dir Glück gewünscht sey. Eigentlich wollt ich Dir gleich nach Empfang eines Briefs aus Leipzig v. Paul und Albertine schreiben, die so gar viel Erfreuliches gemeldet haben, wie viel Fortschritte Dein Orchester gemacht, wie munter und glücklich zu seyst, Paul schreibt, noch viel vollkommner geworden, wie angenehm Deine dortige Situation, und was uns natürlich sehr erfreulich, daß alle Aussicht auf Verlängerung Deines dortigen Aufenthalts sey, denn das Bewußtseyn, sich in 18 Stunden sehn zu können, ist doch gar beruhigend und erfreulich. Daß Du Cecilien ein Stammbuch machst, und Lieder von mir drin haben willst, ist sehr hübsch, auch Hensel ist wie natürlich sehr gern bereit, zu einer Vignettenbeisteuer. Sage nur bald, was und wie Dus willst, kurz vor Weihnachten häufen sich immer die Arbeiten etwas. Kann ich Papier nehmen, wie ich will, oder soll ich ins Buch schreiben? Was mein Herausgeben betrifft, so stehe ich dabei, wie der Esel zwischen zwei Heubündeln. Ich selbst bin ziemlich neutral dabei, es ist mir aufrichtig gestanden, einerlei, Hensel wünscht es, Du bist dagegen. In jeder andern Sache, würde ich natürlich dem Wunsch meines Mannes unbedingt Folge leisten, allein hierbei ist es mir doch zu wichtig, Deine Beistimmung zu haben, ohne dieselbe möchte ich nichts der Art unternehmen. Gestern habe ich hier einen italiänischen Improvisator gehört, Bindocci, von dem die, welche ihn das erstemal schon besucht hatten, ganz entzückt waren. Sey es aber, daß ich nicht genug italiänisch verstehe, oder daß mir die ganze Art und Weise zu fremd ist, seine fin gesungen vorgetragenen Gedichte machten mir den Eindruck des Lächerlichen und unleidlich Ermüdenden. Viel besser gefielen mir seine gesprochenen Improvisationen, und sein eigentliches Talent scheint mir das rasche Ausfüllen gegebener Reime, namentlich zu komischen Thematen. Ueberdies scheint mir die ganze Sache leichter als sie aussieht, die gegebenen Themata, besonders solche die etwas ferner liegen, läßt er sehr aus dem Spiel, und ergeht sich mehr in Allgemeinheiten, die er längst in der Gewalt haben muß, eine große Reimleichtigkeit und Geistesgegenwart gehört wol vor allem dazu. Heut essen Mutter, Dirichlets, Julie Schunk und Marianne Saaling hier. Mit Julien gehe ich vorher auf die Ausstellung. Ich glaube das arme Kind ennüyirt sich hier ziemlich, die Beneke ist immer kränklich und geht fast gar nicht aus, und bei ihnen im Hause ist es auch sehr still. Leb wohl mein lieber Felix, grüße in Leipzig und Frankfurt und bleibe mir gut Deine Fanny
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Kann ich Papier nehmen, wie ich will, oder soll ich ins Buch schreiben? </p> <p>Was mein Herausgeben betrifft, so stehe ich dabei, wie der Esel zwischen zwei Heubündeln. Ich selbst bin ziemlich neutral dabei, es ist mir aufrichtig gestanden, einerlei, Hensel wünscht es, Du bist dagegen. In jeder andern Sache, würde ich natürlich dem Wunsch meines Mannes unbedingt Folge leisten, allein hierbei ist es mir doch zu wichtig, Deine Beistimmung zu haben, ohne<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> dieselbe möchte ich nichts der Art unternehmen. Gestern habe ich hier einen italiänischen Impro<add place="above">vi<name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add>sator gehört, <hi rend="latintype">Bindocci</hi>, von dem die, welche ihn das erstemal schon besucht hatten, ganz entzückt waren. Sey es aber, daß ich nicht genug italiänisch verstehe, oder daß mir die ganze Art und Weise zu fremd ist, seine <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_18238599-4bde-4023-89c2-8d894ba9a893">fin</del> <hi n="1" rend="underline">gesungen</hi> vorgetragenen Gedichte machten mir den Eindruck des Lächerlichen und unleidlich Ermüdenden. Viel besser gefielen mir seine gesprochenen Improvisationen, und sein eigentliches Talent scheint mir das rasche Ausfüllen gegebener Reime, namentlich zu komischen Thematen. Ueberdies scheint mir die ganze Sache leichter als sie aussieht, die gegebenen Themata, besonders solche die etwas ferner liegen, läßt er sehr aus dem Spiel, und ergeht sich mehr in Allgemeinheiten, die er längst in der Gewalt haben muß, eine große Reimleichtigkeit und Geistesgegenwart gehört wol vor allem dazu.</p> <p>Heut essen Mutter, Dirichlets, Julie Schunk und Marianne Saaling hier. Mit Julien gehe ich vorher auf die Ausstellung. Ich glaube das arme Kind ennüyirt sich hier ziemlich, die Beneke ist immer kränklich und geht fast gar nicht aus, und bei ihnen im Hause ist es auch sehr still.</p> <closer rend="left">Leb wohl mein lieber Felix, grüße in Leipzig und Frankfurt und bleibe mir gut</closer> <signed rend="right">Deine Fanny</signed> </div> </body> </text></TEI>