gb-1836-11-20-01
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Berlin, 20. November 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN 5-6 / 20/11], Siegel abgerissen.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Dr. Felix Mendelssohn
Mlle. Pensa
Meine brave, vortreffliche Mutter sagte oft: „Gott möge einem nicht zuschicken was der Mensch ertragen könne!“ Das Schicksal hatte ihr auferlegt, viele der härtesten Prüfungen zu bestehen; sie verlor ihren Mann nach 6jähriger Ehe; und nachdem sie sich in voller Jugend der Erziehung ihrer 4 Kinder mit merkwürdiger Aufopferung gewidmet, mußte sie das Unglück erleben, ihre älteste Tochter, ein Muster von Tugend und Anmuth, in der traurigsten Lage und endlich, zu 35 Jahren sterben zu sehen. Später verlor sie auch den jüngsten Sohn, und endlich nahm ihr Schwiegersohn sich das Leben und in Folge all der unglücklichen Verkettungen starb die ihrer Obhut anvertraute 13jährige Enkelin, ein Verlust der ihr schwerer als alles Vorhergehende zu tragen wurde, da sich so viele Umstände vereinten, diesen Todesfall höchst ergreifend und rührend zu machen. Die ihr auferlegte Last und Noth der Kriegsjahre, wo sie als Wittwe für ihr Eigenthum mit Mühe und Verdruß alles erkämpfen mußte, spielte nur eine untergeordnete Rolle bei dem andern herzzerreißenden Jammer. – Aber es war doch auch hart und trübselig und anstrengend! Nun, dies alles hat die Frau, von nicht starker Konstitution, aber von ernster, kräftiger Gesinnung und Thätigkeit, überwunden, ertragen, und der Himmel hat ihr nicht nur ein Alter von 74 Jahren vergönnt (Vater betrachtete das Leben, unter jeder Bedingung, als ein höchstes Gut), aber sie vermochte es auch, ihren tiefen Gram niemanden auf abschreckende Weise fühlbar zu machen, und so konnte sie noch in der letzten LebensPeriode glücklich sein, so weit dies in vorgerücktem Alter überhaupt möglich ist. „Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt!“ Wir sollen ihren Werth aber nicht bloß anerkennen, wir sollen ihnen auch nachstreben, und uns ihr Beispiel, Lehre und Muster sein laßen. – Das versuche ich, mein Kind! und so half mir Gott auch über d. 19. Nov. wie über die andern 365 Tage, mit Ergebung und Standhaftigkeit! Für meine bis jetzt unerschütterte Gesundheit danke ich dem Himmel ganz besonders, weil ich eben meinem Wohlbefinden den größten Theil derselben zuschreibe. Unser physisches Vermögen hängt ja durch tausend unsichtbare Fäden mit den Seelenzuständen zusammen! Dein gestern Abend angelangter Brief war mir ein gar theures, willkommnes, überraschendes Liebeszeichen, bester Felix! denn Du kannst denken, daß dieselbe Empfänglichkeit, oder Empfindlichkeit die mich eine kleine Vernachläßigung fühlen läßt, mir auch erhöhte Reizbarkeit für Freundlichkeiten und Güte giebt. Nun, Du sollst leben und Dein Mädchen daneben! Auch ich erfreue mich eines ihrer Briefe, als Danksagung für Deine Lithographie, und ich sende ihn Dir gern zu und zwar als Geschenk das Du aufbewahren magst. Es ist auch wieder ein schönes Geschenk für sie in Bereitschaft, das ich ihrer netten cousine Julie gezeigt und um ihren Rath gefragt habe, ob ichs ihr jetzt, oder zu Weihnachten schicken solle? Sie stimmteaufhalten, sagt Rosalie.
Wie freu ich mich, daß Du mit Pauls so gute Tage verlebt! es sind wirklich liebe Leutchen, deren Abwesenheit mir jeden Augenblick gleich fühlbar und schmerzlich ist. Deine Hoffnung, sie im Frühjahr wieder zu sehen, theile ich leider nicht; so wie ich auch die auf ihn gefallne Wahl von dem Moment an voraussah, als der arme Giermann mich im April bei der Durchreise nach den Bädern hier besuchte. Je beßer Paul das Geschäft dort versehen, je genauer er sich hineinstudiren und finden wird, desto weniger können sie ihn dort mißen: ihm selbst wird es hoffentlich auch mit der Zeit immer beßer gefallen; er wird die Süßigkeit des sich Geltendmachens, die Sicherheit des Alleinstehens, die Annehmlichkeit, chef eines so angesehenen Hauses in dem ersten deutschen Handelsplatz zu sein, recht empfinden lernen, und wenn er auch, was ich gar nicht bezweifle, hie und da auf kurze Zeit uns besuchen wird, so bleibt unser Leben ein getrenntes und die Entbehrung für mein Alter eine sehr herbe. All dies gilt aber nur für mich; und trotz all dem Herzeleid bin ich stolz und froh, daß seine Laufbahn schon früh so vielversprechend für ihn ist, und daß der bedeutende Kaufmann Joseph ein so großes Vertrauen in ihn setzt, so daß wir mit Sicherheit hoffen dürfen, ihn einst als Al.s associé zu sehen. Gewiß das Beste, was ihm, sowohl wegen der äußern Vortheile als wegen des Charakters unsers herzensbraven Al.s, zukommen kann. – Albertinens Mutter war nach der Abreise recht krank, was sie aber natürlich nicht erfahren sollen; es geht ihr jetzt beßer, obwohl ich sie vorgestern noch bettlägerig fand.
Von der Pereira, von Flora, von Wilh. Benediks und seinen Kindern, endlich von Auguste Lefort soll ich Dir die besten Glückwünsche bestellen; Catherine hat kürzlich fausse couche gemacht, was nach einer 6 oder 7jähr. Erwartung wirklich hart ist. Man sagt, sie gehe jetzt entschieden den Weg alles Wiener ehelichen Zustandes; Thalberg ist amant en titre. Holtei, der mich vor einigen Tagen besuchte, bestätigte ganz entschieden die mir lange zugekommene Kunde, so wie auch die über Ottilie v. G. Rebecka meynt, wenn sie in L. bliebe, wärst Du im Stande, von dort fortzuziehen. Solchen Leichtsinn oder eine so ausgesprochene Antipathie trau ich Dir indeß nicht zu. L., in dem Du so verehrt bist, sagt Dir doch in vieler Hinsicht zu, und ich hoffe, Du werdest nicht nur die nöthige Zulage erhalten, aber auch bei den Verlegern Dir anständigers Honorar verschaffen. Denn um es Deiner Cécile im Leben leicht zu machen, gehört natürlich mehr dazu, als Du bisher gewinnen wolltest, nicht konntest, und bei der Stelle in Fft., sei sie auch einträglicher, würdest Du mehr Aufwand machen, weniger nach Deiner Idee Dich einrichten müßen, endlich geringere musik. Mittel finden, als Du Deinem jetzigen Wohnort zuerkennst. Maman, taisez-vous! il figlio grato hat es doch immer gut einzurichten gewußt und wird es in
sæcula sæculorum. – Nun geschwind die Bestellung v. Holtei. In Dresden sagten ihm Kahlert und Alb. Frank, Du habest jetzt gute Stimmung zu einer Oper: gar zu gern möchte er
Spont.
engagirtdie olle Wranizki auf
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Bis dahinist durch Kabinetsordre
verboten, irgend etwas Neues aufzubringen, und die Jüdin hat trotz aller Vorbereitungen ganz zurückgelegt werden müßen. – Wie Schade daß wir den Oelbraten hier nicht eßen oder riechen sollen! – Haben Dir Pauls erzählt, daß
Sp., wie der Tyrann Pizarro, Rellstab im Korridor des Gefängnißes angesehen, und dieser ihm das schnurrbärtigste Gesicht geschnitten? – Ein paar Berliner WitzWorte sind gesagt worden, nämlich, Wilh. Beer hat für die nach Kopenh. geschickte Wandkarte den DannebrogOrden bekommen;
compagnonMädler aber nichts, nun heißt es, Beer würde den Orden am Tage, Mädler ihn bei Nacht tragen. Ferner nennt man Begas Kaiser Heinrich, der in mehreren Abtheilungen gemalt ist, oben der Pabst, in der Mitte der Kaiser, unten Zuschauer, „
zu ebner Erdeund 1. Stock. Wenn Du das Bild, welches übrigens große Schönheiten hat, kenntest, müßtest Du den Einfall sehr komisch finden.
Hensel bekömmt 2 vornehme Schülerinnen, die Töchter des Fürsten Sulkowsky, die in Fannys blauem Zimmer malen werden; sie zahlen 40 rt. monatlich während des Winters. Er hat für die abreisenden viele neue éleven bekommen, aber freilich alle Mühe von vorn und bisjetzt noch keine talentvolle: auch raubt es ihm viel Zeit, wie Du aus Erfahrung wißen wirst. – Die protection für die Düß. geht so weit, daß sogar dem lobpreisenden Gruppe, der trotz des Düß. Enthusiasmus das Schadowsche Bild leise zu tadeln wagte, der Artikel f. d.
Mde. Jaquesihre glückliche Entbindung anzeigen laßen. – Waltern sage ich gestern,
Cecilewird O. Fel.s
Hausfrau, da frägt er, „wird sie auch die Stube auskehren? das Bett machen?“ Die Frau des
Hausmanns in Böhmen wird nämlich so genannt. – Deine zerrißnen Hemden will ich gern in meinen Schooß sammeln, ein guter Hirte! aber
il s’agithauptsächlich v. Schnitt und Form,
dazuwollt ich ein genaues Muster oder Recept haben, sonst steh ich für nichts und Du brummst wenns nicht paßt –
Berlin 20 November 1836 Meine brave, vortreffliche Mutter sagte oft: „Gott möge einem nicht zuschicken was der Mensch ertragen könne!“ Das Schicksal hatte ihr auferlegt, viele der härtesten Prüfungen zu bestehen; sie verlor ihren Mann nach 6jähriger Ehe; und nachdem sie sich in voller Jugend der Erziehung ihrer 4 Kinder mit merkwürdiger Aufopferung gewidmet, mußte sie das Unglück erleben, ihre älteste Tochter, ein Muster von Tugend und Anmuth, in der traurigsten Lage und endlich, zu 35 Jahren sterben zu sehen. Später verlor sie auch den jüngsten Sohn, und endlich nahm ihr Schwiegersohn sich das Leben und in Folge all der unglücklichen Verkettungen starb die ihrer Obhut anvertraute 13jährige Enkelin, ein Verlust der ihr schwerer als alles Vorhergehende zu tragen wurde, da sich so viele Umstände vereinten, diesen Todesfall höchst ergreifend und rührend zu machen. Die ihr auferlegte Last und Noth der Kriegsjahre, wo sie als Wittwe für ihr Eigenthum mit Mühe und Verdruß alles erkämpfen mußte, spielte nur eine untergeordnete Rolle bei dem andern herzzerreißenden Jammer. – Aber es war doch auch hart und trübselig und anstrengend! Nun, dies alles hat die Frau, von nicht starker Konstitution, aber von ernster, kräftiger Gesinnung und Thätigkeit, überwunden, ertragen, und der Himmel hat ihr nicht nur ein Alter von 74 Jahren vergönnt (Vater betrachtete das Leben, unter jeder Bedingung, als ein höchstes Gut), aber sie vermochte es auch, ihren tiefen Gram niemanden auf abschreckende Weise fühlbar zu machen, und so konnte sie noch in der letzten LebensPeriode glücklich sein, so weit dies in vorgerücktem Alter überhaupt möglich ist. „Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt!“ Wir sollen ihren Werth aber nicht bloß anerkennen, wir sollen ihnen auch nachstreben, und uns ihr Beispiel, Lehre und Muster sein laßen. – Das versuche ich, mein Kind! und so half mir Gott auch über d. 19. Nov. wie über die andern 365 Tage, mit Ergebung und Standhaftigkeit! Für meine bis jetzt unerschütterte Gesundheit danke ich dem Himmel ganz besonders, weil ich eben meinem Wohlbefinden den größten Theil derselben zuschreibe. Unser physisches Vermögen hängt ja durch tausend unsichtbare Fäden mit den Seelenzuständen zusammen! Dein gestern Abend angelangter Brief war mir ein gar theures, willkommnes, überraschendes Liebeszeichen, bester Felix! denn Du kannst denken, daß dieselbe Empfänglichkeit, oder Empfindlichkeit die mich eine kleine Vernachläßigung fühlen läßt, mir auch erhöhte Reizbarkeit für Freundlichkeiten und Güte giebt. Nun, Du sollst leben und Dein Mädchen daneben! Auch ich erfreue mich eines ihrer Briefe, als Danksagung für Deine Lithographie, und ich sende ihn Dir gern zu und zwar als Geschenk das Du aufbewahren magst. Es ist auch wieder ein schönes Geschenk für sie in Bereitschaft, das ich ihrer netten cousine Julie gezeigt und um ihren Rath gefragt habe, ob ichs ihr jetzt, oder zu Weihnachten schicken solle? Sie stimmte für Letzteres und so muß ichs mir noch aufhalten, sagt Rosalie. Wie freu ich mich, daß Du mit Pauls so gute Tage verlebt! es sind wirklich liebe Leutchen, deren Abwesenheit mir jeden Augenblick gleich fühlbar und schmerzlich ist. Deine Hoffnung, sie im Frühjahr wieder zu sehen, theile ich leider nicht; so wie ich auch die auf ihn gefallne Wahl von dem Moment an voraussah, als der arme Giermann mich im April bei der Durchreise nach den Bädern hier besuchte. Je beßer Paul das Geschäft dort versehen, je genauer er sich hineinstudiren und finden wird, desto weniger können sie ihn dort mißen: ihm selbst wird es hoffentlich auch mit der Zeit immer beßer gefallen; er wird die Süßigkeit des sich Geltendmachens, die Sicherheit des Alleinstehens, die Annehmlichkeit, chef eines so angesehenen Hauses in dem ersten deutschen Handelsplatz zu sein, recht empfinden lernen, und wenn er auch, was ich gar nicht bezweifle, hie und da auf kurze Zeit uns besuchen wird, so bleibt unser Leben ein getrenntes und die Entbehrung für mein Alter eine sehr herbe. All dies gilt aber nur für mich; und trotz all dem Herzeleid bin ich stolz und froh, daß seine Laufbahn schon früh so vielversprechend für ihn ist, und daß der bedeutende Kaufmann Joseph ein so großes Vertrauen in ihn setzt, so daß wir mit Sicherheit hoffen dürfen, ihn einst als Al. s associé zu sehen. Gewiß das Beste, was ihm, sowohl wegen der äußern Vortheile als wegen des Charakters unsers herzensbraven Al. s, zukommen kann. – Albertinens Mutter war nach der Abreise recht krank, was sie aber natürlich nicht erfahren sollen; es geht ihr jetzt beßer, obwohl ich sie vorgestern noch bettlägerig fand. Von der Pereira, von Flora, von Wilh. Benediks und seinen Kindern, endlich von Auguste Lefort soll ich Dir die besten Glückwünsche bestellen; Catherine hat kürzlich fausse couche gemacht, was nach einer 6 oder 7jähr. Erwartung wirklich hart ist. Man sagt, sie gehe jetzt entschieden den Weg alles Wiener ehelichen Zustandes; Thalberg ist amant en titre. Holtei, der mich vor einigen Tagen besuchte, bestätigte ganz entschieden die mir lange zugekommene Kunde, so wie auch die über Ottilie v. G. Rebecka meynt, wenn sie in L. bliebe, wärst Du im Stande, von dort fortzuziehen. Solchen Leichtsinn oder eine so ausgesprochene Antipathie trau ich Dir indeß nicht zu. L., in dem Du so verehrt bist, sagt Dir doch in vieler Hinsicht zu, und ich hoffe, Du werdest nicht nur die nöthige Zulage erhalten, aber auch bei den Verlegern Dir anständigers Honorar verschaffen. Denn um es Deiner Cécile im Leben leicht zu machen, gehört natürlich mehr dazu, als Du bisher gewinnen wolltest, nicht konntest, und bei der Stelle in Fft., sei sie auch einträglicher, würdest Du mehr Aufwand machen, weniger nach Deiner Idee Dich einrichten müßen, endlich geringere musik. Mittel finden, als Du Deinem jetzigen Wohnort zuerkennst. Maman, taisez-vous! il figlio grato hat es doch immer gut einzurichten gewußt und wird es in sæcula sæculorum. – Nun geschwind die Bestellung v. Holtei. In Dresden sagten ihm Kahlert und Alb. Frank, Du habest jetzt gute Stimmung zu einer Oper: gar zu gern möchte er für Dich einen Text machen; des Adlers Horst gefiele Dir zwar, aber für Gläsers, nicht für Dein Talent; es käme nur darauf an, daß Ihr Euch irgendwo träfet um mit einander den Stoff und die Gattung zu berathen: wo und wann dies geschehen könne, sähe er aber noch nicht ein, und wünscht Vorschläge von Dir. – Dies mein Auftrag! – in Wien hat er mit kleinen Stücken, die von 5 bis 6 Personen gespielt werden und gar keine Pracht erfordern, im Gegensatz zur jetzigen TheaterUeberladung, viel Glück gemacht. Der Unternehmer dieses Theaters ist fortgelaufen, und Holtei scheint hier wieder irgend etwas anspinnen zu wollen, wozu ich ihm geringe Hoffnung gebe; das königl. ist auf eine Weise herunter, daß man keine Vorstellung davon hat. Die einzige Sängerin, die kleine Grünbaum, hat seit Amazili keine Stimme und Spont. engagirt die olle Wranizki auf 1/2 Jahr, um mit der Zeit d. 2. Akt der Agnes v. Hohenst. zu singen. Bis dahin ist durch Kabinetsordre verboten, irgend etwas Neues aufzubringen, und die Jüdin hat trotz aller Vorbereitungen ganz zurückgelegt werden müßen. – Wie Schade daß wir den Oelbraten hier nicht eßen oder riechen sollen! – Haben Dir Pauls erzählt, daß Sp., wie der Tyrann Pizarro, Rellstab im Korridor des Gefängnißes angesehen, und dieser ihm das schnurrbärtigste Gesicht geschnitten? – Ein paar Berliner WitzWorte sind gesagt worden, nämlich, Wilh. Beer hat für die nach Kopenh. geschickte Wandkarte den DannebrogOrden bekommen; compagnon Mädler aber nichts, nun heißt es, Beer würde den Orden am Tage, Mädler ihn bei Nacht tragen. Ferner nennt man Begas Kaiser Heinrich, der in mehreren Abtheilungen gemalt ist, oben der Pabst, in der Mitte der Kaiser, unten Zuschauer, „zu ebner Erde und 1. Stock. Wenn Du das Bild, welches übrigens große Schönheiten hat, kenntest, müßtest Du den Einfall sehr komisch finden. Hensel bekömmt 2 vornehme Schülerinnen, die Töchter des Fürsten Sulkowsky, die in Fannys blauem Zimmer malen werden; sie zahlen 40 rt. monatlich während des Winters. Er hat für die abreisenden viele neue éleven bekommen, aber freilich alle Mühe von vorn und bisjetzt noch keine talentvolle: auch raubt es ihm viel Zeit, wie Du aus Erfahrung wißen wirst. – Die protection für die Düß. geht so weit, daß sogar dem lobpreisenden Gruppe, der trotz des Düß. Enthusiasmus das Schadowsche Bild leise zu tadeln wagte, der Artikel f. d. Staatsz. gestrichen wurde. Hübners Christus an der Säule ist wahrhaft schaudervoll: es übertrifft an Kläglichkeit alle trauernde, sentimentale, kopftänzerische, bedrungte Bilder von dort. – Mde. Moscheles hat mir durch Mde. Jaques ihre glückliche Entbindung anzeigen laßen. – Waltern sage ich gestern, Cecile wird O. Fel. s Hausfrau, da frägt er, „wird sie auch die Stube auskehren? das Bett machen?“ Die Frau des Hausmanns in Böhmen wird nämlich so genannt. – Deine zerrißnen Hemden will ich gern in meinen Schooß sammeln, ein guter Hirte! aber il s’agit hauptsächlich v. Schnitt und Form, dazu wollt ich ein genaues Muster oder Recept haben, sonst steh ich für nichts und Du brummst wenns nicht paßt – Lebwohl. Gott segne, erhalte, erfreue Dich!
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-11-20" xml:id="date_f539a0b8-7bbb-45db-9d7b-b0975b875544">20. 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Später verlor sie auch den jüngsten Sohn, und endlich nahm ihr Schwiegersohn sich das Leben und in Folge all der unglücklichen Verkettungen starb die ihrer Obhut anvertraute 13jährige Enkelin, ein Verlust der ihr schwerer als alles Vorhergehende zu tragen wurde, da sich so viele Umstände vereinten, diesen Todesfall höchst ergreifend und rührend zu machen. Die ihr auferlegte Last und Noth der Kriegsjahre, wo sie als Wittwe für ihr Eigenthum mit Mühe und Verdruß alles erkämpfen mußte, spielte nur eine untergeordnete Rolle bei dem andern herzzerreißenden Jammer. – Aber es war doch auch hart und trübselig und anstrengend! Nun, dies alles hat die Frau, von nicht starker Konstitution, aber von ernster, kräftiger Gesinnung und Thätigkeit, überwunden, ertragen, und der Himmel hat ihr nicht nur ein Alter von 74 Jahren vergönnt (Vater betrachtete das Leben, <hi n="1" rend="underline">unter jeder Bedingung</hi>, als ein höchstes Gut), aber sie vermochte es auch, ihren tiefen Gram niemanden auf abschreckende Weise fühlbar zu machen, und so konnte sie noch in der letzten LebensPeriode glücklich sein, so weit dies in vorgerücktem Alter überhaupt möglich ist. „Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt!“ Wir sollen ihren Werth aber nicht bloß anerkennen, wir sollen ihnen auch nachstreben, und uns ihr Beispiel, Lehre und Muster sein laßen. – Das versuche ich, mein Kind! und so half mir Gott auch über d. 19. Nov. wie über die andern 365 Tage, mit Ergebung und Standhaftigkeit! Für meine bis jetzt unerschütterte Gesundheit danke ich dem Himmel ganz besonders, weil ich eben meinem Wohlbefinden den größten Theil derselben zuschreibe. Unser physisches Vermögen hängt ja durch tausend unsichtbare Fäden mit den Seelenzuständen zusammen! Dein gestern Abend angelangter Brief war mir ein gar theures, willkommnes, überraschendes Liebeszeichen, bester Felix! denn Du kannst denken, daß dieselbe Empfänglichkeit, oder Empfindlichkeit die mich eine kleine Vernachläßigung fühlen läßt, mir auch erhöhte Reizbarkeit für Freundlichkeiten und Güte giebt. Nun, Du sollst leben und Dein Mädchen daneben! Auch ich erfreue mich eines ihrer Briefe, als Danksagung für Deine Lithographie, und ich sende ihn Dir gern zu und zwar als Geschenk das Du aufbewahren magst. Es ist auch wieder ein schönes Geschenk für sie in Bereitschaft, das ich ihrer netten <hi rend="latintype">cousine</hi> Julie gezeigt und um ihren Rath gefragt habe, ob ichs ihr jetzt, oder zu Weihnachten schicken solle? Sie stimmte<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> für Letzteres und so muß ichs mir noch <hi n="1" rend="underline">aufhalten</hi>, sagt Rosalie.</p> <p>Wie freu ich mich, daß Du mit Pauls so gute Tage verlebt! es sind wirklich liebe Leutchen, deren Abwesenheit mir jeden Augenblick gleich fühlbar und schmerzlich ist. Deine Hoffnung, sie im Frühjahr wieder zu sehen, theile ich leider nicht; so wie ich auch die auf ihn gefallne Wahl von dem Moment an voraussah, als der arme Giermann mich im April bei der Durchreise nach den Bädern hier besuchte. Je beßer Paul das Geschäft dort versehen, je genauer er sich hineinstudiren und finden wird, desto weniger können sie ihn dort mißen: ihm selbst wird es hoffentlich auch mit der Zeit immer beßer gefallen; er wird die Süßigkeit des sich Geltendmachens, die Sicherheit des Alleinstehens, die Annehmlichkeit, chef eines so angesehenen Hauses in dem ersten deutschen Handelsplatz zu sein, recht empfinden lernen, und wenn er auch, was ich gar nicht bezweifle, hie und da auf kurze Zeit uns besuchen wird, so bleibt unser Leben ein getrenntes und die Entbehrung für mein Alter eine sehr herbe. All dies gilt aber nur für <hi n="1" rend="underline">mich</hi>; und trotz all dem Herzeleid bin ich stolz und froh, daß seine Laufbahn schon früh so vielversprechend für ihn ist, und daß der bedeutende Kaufmann Joseph ein so großes Vertrauen in ihn setzt, so daß wir mit Sicherheit hoffen dürfen, ihn einst als Al.s <hi rend="latintype">associé</hi> zu sehen. Gewiß das Beste, was ihm, sowohl wegen der äußern Vortheile als wegen des Charakters unsers herzensbraven Al.s, zukommen kann. – Albertinens Mutter war nach der Abreise recht krank, was sie aber natürlich nicht erfahren sollen; es geht ihr jetzt beßer, obwohl ich sie vorgestern noch bettlägerig fand.</p> <p>Von der <hi rend="latintype">Pereira</hi>, von Flora, von Wilh. Benediks und seinen Kindern, endlich von Auguste <hi rend="latintype">Lefort</hi> soll ich Dir die besten Glückwünsche bestellen; Catherine hat kürzlich <hi rend="latintype">fausse couche</hi> gemacht, was nach einer 6 oder 7jähr. Erwartung wirklich hart ist. Man sagt, sie gehe jetzt entschieden den Weg alles Wiener ehelichen Zustandes; Thalberg ist <hi rend="latintype">amant en titre</hi>. Holtei, der mich vor einigen Tagen besuchte, bestätigte ganz entschieden die mir lange zugekommene Kunde, so wie auch die über Ottilie v. G. Rebecka meynt, wenn sie in L. bliebe, wärst Du im Stande, von dort fortzuziehen. Solchen Leichtsinn oder eine so ausgesprochene Antipathie trau ich Dir indeß nicht zu. L., in dem Du so verehrt bist, sagt Dir doch in vieler Hinsicht zu, und ich hoffe, Du werdest nicht nur die nöthige Zulage erhalten, aber auch bei den Verlegern Dir anständigers Honorar verschaffen. Denn um es Deiner <hi rend="latintype">Cécile</hi> im Leben leicht zu machen, gehört natürlich mehr dazu, als Du bisher gewinnen <hi n="1" rend="underline">wolltest</hi>, nicht <hi n="1" rend="underline">konntest</hi>, und bei der Stelle in Fft., sei sie auch einträglicher, würdest Du mehr Aufwand machen, weniger nach Deiner Idee Dich einrichten müßen, endlich geringere musik. Mittel finden, als Du Deinem jetzigen Wohnort zuerkennst. <hi rend="latintype">Maman, taisez-vous! il figlio <hi n="1" rend="underline">grato</hi></hi> hat es doch immer gut einzurichten gewußt und wird es in <hi rend="latintype">sæcula sæculorum</hi>. – Nun geschwind die Bestellung v. Holtei. In Dresden sagten ihm Kahlert und Alb. Frank, Du habest jetzt gute Stimmung zu einer Oper: gar zu gern möchte er<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> für Dich einen Text machen; des Adlers Horst gefiele Dir zwar, aber für Gläsers, nicht für Dein Talent; es käme nur darauf an, daß Ihr Euch irgendwo träfet um mit einander den Stoff und die Gattung zu berathen: wo und wann dies geschehen könne, sähe er aber noch nicht ein, und wünscht Vorschläge von Dir. – Dies mein Auftrag! – in Wien hat er mit kleinen Stücken, die von 5 bis 6 Personen gespielt werden und gar keine Pracht erfordern, im Gegensatz zur jetzigen TheaterUeberladung, viel Glück gemacht. Der Unternehmer dieses Theaters ist fortgelaufen, und Holtei scheint hier wieder irgend etwas anspinnen zu wollen, wozu ich ihm geringe Hoffnung gebe; das königl. ist auf eine Weise herunter, daß man keine Vorstellung davon hat. Die einzige Sängerin, die kleine Grünbaum, hat seit Amazili keine Stimme und <hi rend="latintype">Spont</hi>. <hi rend="latintype">engagirt</hi> die olle Wranizki auf <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> Jahr, um mit der Zeit d. 2. Akt der Agnes v. Hohenst. zu singen. <hi n="1" rend="underline">Bis dahin</hi> ist durch Kabinetsordre <hi n="1" rend="underline">verboten</hi>, irgend etwas Neues aufzubringen, und die Jüdin hat trotz aller Vorbereitungen ganz zurückgelegt werden müßen. – Wie Schade daß wir den Oelbraten hier nicht eßen oder riechen sollen! – Haben Dir Pauls erzählt, daß <hi rend="latintype">Sp</hi>., wie der Tyrann Pizarro, Rellstab im Korridor des Gefängnißes angesehen, und dieser ihm das schnurrbärtigste Gesicht geschnitten? – Ein paar Berliner WitzWorte sind gesagt worden, nämlich, Wilh. Beer hat für die nach Kopenh. geschickte Wandkarte den DannebrogOrden bekommen; <hi rend="latintype">compagnon</hi> Mädler aber nichts, nun heißt es, Beer würde den Orden am Tage, Mädler ihn bei Nacht tragen. Ferner nennt man Begas Kaiser Heinrich, der in mehreren Abtheilungen gemalt ist, oben der Pabst, in der Mitte der Kaiser, unten Zuschauer, „<hi n="1" rend="underline">zu ebner Erde</hi> und 1. Stock. Wenn Du das Bild, welches übrigens große Schönheiten hat, kenntest, müßtest Du den Einfall sehr komisch finden.</p> <p>Hensel bekömmt 2 vornehme Schülerinnen, die Töchter des Fürsten Sulkowsky, die in Fannys blauem Zimmer malen werden; sie zahlen 40 rt. monatlich während des Winters. Er hat für die abreisenden viele neue <hi rend="latintype">éleven</hi> bekommen, aber freilich alle Mühe von vorn und bisjetzt noch keine talentvolle: auch raubt es ihm viel Zeit, wie Du aus Erfahrung wißen wirst. – Die <hi rend="latintype">protection</hi> für die Düß. geht so weit, daß sogar dem lobpreisenden Gruppe, der trotz des Düß. Enthusiasmus das Schadowsche Bild leise zu tadeln wagte, der Artikel f. d. <title xml:id="title_c614c27a-df2a-4de3-8154-776a0fe87a3d">Staatsz.<name key="PSN0119226" style="hidden" type="author">John, Ernst Carl Christian (1788-1856)</name><name key="CRT0111902" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Preußische Staats-Zeitung</name></title> gestrichen wurde. Hübners Christus an der Säule ist wahrhaft schaudervoll: es übertrifft an Kläglichkeit alle trauernde, sentimentale, kopftänzerische, bedrungte Bilder von dort. – Mde. Moscheles hat mir durch <hi rend="latintype">Mde. Jaques</hi> ihre glückliche Entbindung anzeigen laßen. – Waltern sage ich gestern, <hi rend="latintype">Cecile</hi> wird O. Fel.s <hi n="1" rend="underline">Haus</hi>frau, da frägt er, „wird sie auch die Stube auskehren? das Bett machen?“ Die Frau des <hi n="1" rend="underline">Haus</hi>manns in Böhmen wird nämlich so genannt. – Deine zerrißnen Hemden will ich gern in meinen Schooß sammeln, ein guter Hirte! aber <hi rend="latintype">il s’agit</hi> hauptsächlich v. Schnitt und Form, <hi n="1" rend="underline">dazu</hi> wollt ich ein genaues Muster oder Recept haben, sonst steh ich für nichts und Du brummst wenns nicht paßt – <seg type="closer">Lebwohl. Gott segne, erhalte, erfreue Dich!</seg> </p> </div> </body> </text></TEI>