gb-1836-10-21-02
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London, 21. Oktober 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Carl Klingemann
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Bury Str. 21.
Oct36.
Felix!
Daß ich Dir schon lange unzählige Male im Herzen Glück und Freude gewünscht habe zu Deinem Gewinne, kannst Du Dir wohl denken; hier muß es nun zum Ueberfluß auch noch stehen, und es läßt sich doch das Rechte nicht sagen. Du weißt aber. Es ist die größte Freude, die mir seit langer Zeit widerfahren ist, in allen Umständen, Beziehungen und Aussichten mir so lieb und erwünscht! Du schreibst: ich soll Dein Freund bleiben! O Alter, das kehrt sich um, mein ist die Bitte und mein die Besorgniß, Du veränderst Dich und weißt noch nicht wie, und wir, die wir auf dem alten Fleck stehen bleiben, wir rufen: o nimm uns mit! Bleibe also mein Freund! sag ich. Da begreifst Du wohl, welch ein wähnliches und sicheres Gefühl es mir ist, daß Deine Braut grade dieser Familie angehört, und daß ich sie in einem doppelten Sinn wie eine alte Freundin und Langegekannte begrüßen kann, ich hätte mirs Alles nicht hübscher wünschen können. Noch mal: Glück auf!
May verließ, habe ich mir ein solches Ereigniß für Dich sehnlichst gewünscht, als das eigentlich Heilende und Ergänzende für Dich – aber ich getraute mir nicht, es zu hoffen; noch wie die ersten Nachrichten ankamen, war mirs zu schön und glücklich als daß ichs hätte glauben können, bis sichs endlich zu deutlichen greifbaren Wahrheit gestaltete. Das ist so lange her, als Beneckes wieder hier sind, – von ihnen hab ich die erste Nachricht die ich gewiß glauben konnte und wagte; und wir wirs uns den ganzen ersten Sonntag (sie waren Tags zuvor angekommen) im Vollen und Einzelnen durchgesprochen, gefragt und erzählt haben, war ein groß Genießen. – Seit Du von den zwei schönen Schwestern schriebst, hofft ich so was, – und fürchtete ich die Eine mögte die Andre neutralisiren. Unsere Muthmaßungen hier nehmen kein Ende. Alle Deine Freunde nehmen den lebhaftesten Antheil, von Rosen und Mrs Horsley kommt er selber. Moscheles grüßen glückwünschend, er ist zu eifrig neue Etüden schreibend, und sie zuhörend und in der schwangersten Behäbigkeit auf den großen Moment wartend als daß sie schreiben könnten. Die kleine Frau billigt es sehr, – nur glaube ich sieEmily warten müßen. Oder sie hat eine Nichte für Dich in petto – oder Du hättest sie um Rath fragen müßen. –
Wann hältst Du denn Hochzeit? Dein guter alter Großschwiegervater, den ich am letzten Sonntag bei Beneckes traf, hat mich schon förmlich dazu eingeladen. Soll ich denn kommen? – Wie wunderlich, daß ich alle alle Deine künftigen Verwandten kenne, nur grade die beiden “himmelblauen Mädchen” nicht!
Wie gönne ich Dir alle Deine Freude und Deine neue frische Zeit!
Warum ich Dir nicht gleich geschrieben und Glück gewünscht hab? Ich war pikirt – so daß ich zuletzt sagte: Nun soll er erst schreiben! – Ich habe mirs gelobt, ich wollte Dir mein Herz heraussagen – nun ichs thun will, finde ichs unedel und Schade, und muß es doch thun; ich wollte ich könnte mich auf eine edlere Art rächen, und Dir gleich, zuerst, ein solch liebes Geheimniß schreiben, hätte ich nur eins! Kein Verzug, keine Ungewißheit schmerzte mich; daß Schlemmer es mir zuerst sagte, aber noch unbestimmt, war mir aber recht; aber daß ichs zuerst bestimmt in der City, von fremden Leuten, von dem trockenen Mylius etwa, hören mußte, wurmte mich. Daß es geheim bleiben sollte, statuire ich nicht; – Du hättest mirs gesagt, warum nicht geschrieben? –
Beneckes zuerst erfahren, dann wäre auch Alles in der Ordnung gewesen. – Entschuldige Dich nicht und komme nie wieder darauf zurück – es ist vorbei, und ist Dir von Anfang an verziehen gewesen; es steht hier nur des Historischen halber. –
Weiter weiß ich heute nichts, – mir ist im Allgemeinen dumm, wie Dir der junge Bennett, der heute morgen bei mir war, auch melden kann. Ich muß meinen kriegerischen Tag haben; ich habe ihm gesagt wie ich sein gänzliches Ausbleiben schmerzlich gefühlt, um es ihm verzeihen zu können; – es ist mir lieb daß er
Die Karte vom Brunelschen Ehepaar, die ich eben vorgefunden, kommt auch noch mit, wenn auch veraltet; kann Dir als Modell dienen.
Vom Paulus darf ich gar nicht anfangen – über seinen Erfolg in Liverpool schreibt Dir Novello. Ich schicke alle möglichen Zeitungen nach Berlin. Smart hat sich sehr eifrig und gewissenhaft benommen, hast Du ihm noch nicht geschrieben, so thue es noch. – Deine Veränderungen leuchten mir sehr ein, – namentlich gegen den Schluß, – so weit ichs hab übersehen können. Es scheint Wärme und Mystisches hinzugekommen zu seyn – der Chor in as dur ist sehr schön. – Die Malibran! Denk noch an jenen Frühling – dann an den Abend mit ihren Liedern. Ich trage ihr Bild dankbar in meinem Herzen – die tiefsten unergründlich leuchtenden braunen Augen, – eine Fülle des Lebens und der Anschauungen; ein wahres Glück sie im Stillen und Kleinen Tagelang in der Nähe gesehen zu haben.
stenzu thun!
CKl.
37. Bury Str. 21. Oct 36. Geliebtester Felix! Daß ich Dir schon lange unzählige Male im Herzen Glück und Freude gewünscht habe zu Deinem Gewinne, kannst Du Dir wohl denken; hier muß es nun zum Ueberfluß auch noch stehen, und es läßt sich doch das Rechte nicht sagen. Du weißt aber. Es ist die größte Freude, die mir seit langer Zeit widerfahren ist, in allen Umständen, Beziehungen und Aussichten mir so lieb und erwünscht! Du schreibst: ich soll Dein Freund bleiben! O Alter, das kehrt sich um, mein ist die Bitte und mein die Besorgniß, Du veränderst Dich und weißt noch nicht wie, und wir, die wir auf dem alten Fleck stehen bleiben, wir rufen: o nimm uns mit! Bleibe also mein Freund! sag ich. Da begreifst Du wohl, welch ein wähnliches und sicheres Gefühl es mir ist, daß Deine Braut grade dieser Familie angehört, und daß ich sie in einem doppelten Sinn wie eine alte Freundin und Langegekannte begrüßen kann, ich hätte mirs Alles nicht hübscher wünschen können. Noch mal: Glück auf! Seit ich Dich im May verließ, habe ich mir ein solches Ereigniß für Dich sehnlichst gewünscht, als das eigentlich Heilende und Ergänzende für Dich – aber ich getraute mir nicht, es zu hoffen; noch wie die ersten Nachrichten ankamen, war mirs zu schön und glücklich als daß ichs hätte glauben können, bis sichs endlich zu deutlichen greifbaren Wahrheit gestaltete. Das ist so lange her, als Beneckes wieder hier sind, – von ihnen hab ich die erste Nachricht die ich gewiß glauben konnte und wagte; und wir wirs uns den ganzen ersten Sonntag (sie waren Tags zuvor angekommen) im Vollen und Einzelnen durchgesprochen, gefragt und erzählt haben, war ein groß Genießen. – Seit Du von den zwei schönen Schwestern schriebst, hofft ich so was, – und fürchtete ich die Eine mögte die Andre neutralisiren. Unsere Muthmaßungen hier nehmen kein Ende. Alle Deine Freunde nehmen den lebhaftesten Antheil, von Rosen und Mrs Horsley kommt er selber. Moscheles grüßen glückwünschend, er ist zu eifrig neue Etüden schreibend, und sie zuhörend und in der schwangersten Behäbigkeit auf den großen Moment wartend als daß sie schreiben könnten. Die kleine Frau billigt es sehr, – nur glaube ich sie denkt, Du hättest auf ihre Tochter Emily warten müßen. Oder sie hat eine Nichte für Dich in petto – oder Du hättest sie um Rath fragen müßen. – Wann hältst Du denn Hochzeit? Dein guter alter Großschwiegervater, den ich am letzten Sonntag bei Beneckes traf, hat mich schon förmlich dazu eingeladen. Soll ich denn kommen? – Wie wunderlich, daß ich alle alle Deine künftigen Verwandten kenne, nur grade die beiden “himmelblauen Mädchen” nicht! Wie gönne ich Dir alle Deine Freude und Deine neue frische Zeit! Warum ich Dir nicht gleich geschrieben und Glück gewünscht hab? Ich war pikirt – so daß ich zuletzt sagte: Nun soll er erst schreiben! – Ich habe mirs gelobt, ich wollte Dir mein Herz heraussagen – nun ichs thun will, finde ichs unedel und Schade, und muß es doch thun; ich wollte ich könnte mich auf eine edlere Art rächen, und Dir gleich, zuerst, ein solch liebes Geheimniß schreiben, hätte ich nur eins! Kein Verzug, keine Ungewißheit schmerzte mich; daß Schlemmer es mir zuerst sagte, aber noch unbestimmt, war mir aber recht; aber daß ichs zuerst bestimmt in der City, von fremden Leuten, von dem trockenen Mylius etwa, hören mußte, wurmte mich. Daß es geheim bleiben sollte, statuire ich nicht; – Du hättest mirs gesagt, warum nicht geschrieben? – Hätte ichs nun von Beneckes zuerst erfahren, dann wäre auch Alles in der Ordnung gewesen. – Entschuldige Dich nicht und komme nie wieder darauf zurück – es ist vorbei, und ist Dir von Anfang an verziehen gewesen; es steht hier nur des Historischen halber. – Weiter weiß ich heute nichts, – mir ist im Allgemeinen dumm, wie Dir der junge Bennett, der heute morgen bei mir war, auch melden kann. Ich muß meinen kriegerischen Tag haben; ich habe ihm gesagt wie ich sein gänzliches Ausbleiben schmerzlich gefühlt, um es ihm verzeihen zu können; – es ist mir lieb daß er noch gekommen ist, da ich solch eine feine Erscheinung nicht gern im Groll in meiner Seele ausstreichen mögte. Und das hätte ich doch gethan, hätte ich ihn nicht gesehen und ihm das sagen können; nie hätte ich seinen Namen wieder gegen Dich erwähnt. Die Karte vom Brunelschen Ehepaar, die ich eben vorgefunden, kommt auch noch mit, wenn auch veraltet; kann Dir als Modell dienen. Vom Paulus darf ich gar nicht anfangen – über seinen Erfolg in Liverpool schreibt Dir Novello. Ich schicke alle möglichen Zeitungen nach Berlin. Smart hat sich sehr eifrig und gewissenhaft benommen, hast Du ihm noch nicht geschrieben, so thue es noch. – Deine Veränderungen leuchten mir sehr ein, – namentlich gegen den Schluß, – so weit ichs hab übersehen können. Es scheint Wärme und Mystisches hinzugekommen zu seyn – der Chor in as dur ist sehr schön. – Die Malibran! Denk noch an jenen Frühling – dann an den Abend mit ihren Liedern. Ich trage ihr Bild dankbar in meinem Herzen – die tiefsten unergründlich leuchtenden braunen Augen, – eine Fülle des Lebens und der Anschauungen; ein wahres Glück sie im Stillen und Kleinen Tagelang in der Nähe gesehen zu haben. Bleibe mir gut – schreib wo möglich – ich denks am nächsten 1sten zu thun! Dein CKl.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-10-21" xml:id="date_28d34fad-3d8f-4077-b098-40eee5d5216d">21. 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