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gb-1836-10-15-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 13. und 15. Oktober 1836 Das war einmal wieder vergnügte Zeit, mein Felix, schade daß es schon vorbei ist, und der Abschied ist mir wohl schwerer geworden, als es aussah. Walter ließ nur die nachher ausbrechende Rührung nicht lange währen, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in München; Frankfurt a. M., 13. September 1836 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 26. und 27. November 1836 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/127 und M.D.M. d. 31/133, fol. 3. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 13. und 15. Oktober 1836 Das war einmal wieder vergnügte Zeit, mein Felix, schade daß es schon vorbei ist, und der Abschied ist mir wohl schwerer geworden, als es aussah. Walter ließ nur die nachher ausbrechende Rührung nicht lange währen,

1 Doppelbl. und 1 Bl.: S. 1-5 Brieftext; S. 6 leer.

Rebecka Lejeune Dirichlet

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

13. und 15. Oktober 1836 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Donnerstag den 13ten October.

Das war einmal wieder vergnügte Zeit, mein Felix, schade daß es schon vorbei ist, und der Abschied ist mir wohl schwerer geworden, als es aussah. Walter ließ nur die nachher ausbrechende Rührung nicht lange währen, da er schon am Thor von Leipzig frug, ob Mine auch nicht die Räder vom Wagen vergessen hätte, worüber Julie und ich, trotz aller Wehmuth doch lachen mußten. Wir haben übrigens eine gute Reise hierher gehabt, viel geplaudert; der Fritz kam auch zur Sprache; vor Wittenberg wurden wir beide so hungrig, da wir vor Rührung des Abschieds Beide nicht hatten frühstücken können, daß wir meinen zum Mitbringen bestimmten Nürnberger Pfefferkuchen auspackten, und gänzlich vertilgten. Julie ist wirklich ein netter Schmachtlappen. Dienstag um halb 4 begegneten wir Mutter, Fanny, und Babchen auf der Chaussee, stiegen gleich zu ihnen in den Wagen, Mutter und Fanny sahen gut aus, und Sebastian ist gewachsen, fuhren in die Leipziger Straße, Julie aß noch ein bißchen Mittag mit uns, |2| weil wir aus Benekes Nichtanwesenheit richtig schlossen, sie hätten die Anmeldung nicht erhalten, und dann lieferte ich mein Pflegekind an die Behörde ab. Paul kam erst auf den Abend, ist durch Onkels Ankunft glücklich entbunden von seinen Comptoirsorgen, und denkt Dich zu besuchen, so wie Alexander ankommt. Tante Hinny und Lenchen habe ich auch schon gesprochen, sie sind wie billig entzückt von unsrer Cécile, und sagen auch, man vergäße ganz ihre Schönheit über den hinreißend liebenswürdigen Ausdruck ihres Gesichts; über die Augen konnten sie nicht genug staunen, und Tante sagt, sie hätten einen um Liebe flehenden Ausdruck, und ihr kindlich zuthuliches Wesen bewundern. Schade, wie Schade, daß ich sie nicht als Mädchen sehe. Etwas muß sie sich doch verändern, als Frau, und wenn sie auch von Dir nur Gutes und Liebes sehen und lernen wird, so möchte ich sie doch gern noch sehen kennenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858), wie sie gerade jetzt ist. Auch von Lilly und von Julie sind sie sehr eingenommen, Julie würde, wenn sie allein wäre, ein sehr hübsches Mädchen seyn, man könnte aber in Ceciles Gegenwart nicht die Augen von ihr wenden. Sagt der Patriarch.

|3| Heut habe ich wieder Reise gespielt, und mich den ganzen Vormittag herumgetrieben, Davids Braut besucht, deren Häßlichkeit Mutter und Fanny sehr übertrieben haben; damit will ich aber nicht gesagt haben, sie sey hübsch, sie hat aber schöne dunkelblaue Augen, und muß früher recht hübsch gewesen seyn; aber Abraham ist nicht mehr jung. Sehr einfach übrigens, hilft bei den Leuten, wo sie wohnt, und die nur ein Mädchen haben, in der Wirthschaft, und freute sich sehr, etwas von David durch Augenzeugin zu hören.

Hier bin ich gleich mit allem Jammer über die Intriguen Düsseldorfs, der Academie etc. empfangen worden, habe mich auch schon mit Varnhagen recht animos gestritten.

Ja, wie friedlich gings in Leipzig zu. Auf der Ausstellung war ich auch schon, aber nur flüchtig, Hildebrand der Rothbart ist hier, Hauser fort, nach Hamburg und Paris, seine Frau unterdessen nach Breslau wo er später engagirt ist. Zu guter Letzt, morgen kommt Dirichlet.

Deine Nicht.Zeit zum Schreiben rühme ich bei Gelegenheit, und entsage hiermit feierlichst allen Briefen an meine Adresse für den Winter. Bitte aber, richte den nächsten Brief, den du schreibst, an Fanny

|4| Nun sei mir nicht böse, wenn ich auch nicht sehr oft schreibe; Zeit habe ich wohl, aber das verwünschte unerfreuliche Sandnest nimmt mir allen Humor. Ich hoffe ich gewöhne mich wieder, bis jetzt liegt es schwer auf mir mit seinen weitläuftigen Straßen und Freundschaften; ich sehe schon kommen, daß meine vergnügtesten Augenblicke seyn werden, wenn ich an den Mondschein abends denke, den wir verplaudert und verspaziert haben, und an manche andre Gespräche, und an die Concerte und Proben, und Lieder ohne Worte. Und Erinnerung ist ein bitteres Kraut! – Was thust, würde Cécile jetzt zu mir sagen.

Ich weiß aber, Du hast keine Zeit, der Brief kommt grade, wenn Du Schüler hast, und ich klöhne Dir so viel vor. Aber wie gesagt, Du brauchst nicht zu antworten. Jedoch: das Duett ohne Worte, und das mit Lied!! David kanns abschreiben, und nun sey gegrüßt, so wie Alle, jeder namentlich, und Schleinitzens noch namentlicher.

Wenn Frank da ist, bezahle ich ihm und Sophie Liphardt meinen Champagner. – Die […] rt. habe ich an Paul remittirt.

Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

|5|Beginn des Briefteils in GB-Ob, M.D.M. d. 31/133, fol. 3: Sonnabend. Ich habe versäumt, den Brief fertig zu machen, und Dir für Dein Billet zu danken, weil ich gestern einmal wieder gräuliche Zahnschmerzen hatte, Dir. umsonst erwartete, der erst heut früh um 6, sehr wohlbehalten ankam, und dadurch einigermaßen verstimmt war. – Du hast, außer dem Bein, noch einen Klavierstuhl hier stehen, ist dies vielleicht recht, wenn wir den mitschicken, da das Bein allein weder ein rechtes Fahrpost, noch Frachtpostpaket ist. Die Bücher soll Paul und die Concerte die Fahrpost besorgen. Der Regenschirm von Schleinitz gehört mir leider nicht, wahrscheinlich hat er ihn Abends im Concerte vertauscht. – Die Geschichte von Rossini mit dem fameux farceur habe ich schon wenigstens 6 mal mit Applaus erzählt, und bin auch bei Betty gewesen, mit dem Vorsatz, ihr ellenlange Danksagungen von Dir wegen ihres Gratulationsbriefes, und eben so viel Entschuldigungen über Nichtantworten zu bestellen, die Du mir Alle nicht aufgetragen hast, ich fand sie aber nicht. – Gans ist einen Tag in Düsseldorf bei Woringens gewesen, und woringt. Und adieu, da mein Zahnweh etwas besser ist, will ich Dirichlet genießen, wie Herr Valentin zu der Steffens sagt.

Da die Fahrpost die sicherste und baldeste Gelegenheit ist, die es giebt, vertraue ich ihr alle Tage- und Zeichenbücher, so in meiner Verwahrung waren. Adieu.

            Donnerstag den 13ten October. Das war einmal wieder vergnügte Zeit, mein Felix, schade daß es schon vorbei ist, und der Abschied ist mir wohl schwerer geworden, als es aussah. Walter ließ nur die nachher ausbrechende Rührung nicht lange währen, da er schon am Thor von Leipzig frug, ob Mine auch nicht die Räder vom Wagen vergessen hätte, worüber Julie und ich, trotz aller Wehmuth doch lachen mußten. Wir haben übrigens eine gute Reise hierher gehabt, viel geplaudert; der Fritz kam auch zur Sprache; vor Wittenberg wurden wir beide so hungrig, da wir vor Rührung des Abschieds Beide nicht hatten frühstücken können, daß wir meinen zum Mitbringen bestimmten Nürnberger Pfefferkuchen auspackten, und gänzlich vertilgten. Julie ist wirklich ein netter Schmachtlappen. Dienstag um halb 4 begegneten wir Mutter, Fanny, und Babchen auf der Chaussee, stiegen gleich zu ihnen in den Wagen, Mutter und Fanny sahen gut aus, und Sebastian ist gewachsen, fuhren in die Leipziger Straße, Julie aß noch ein bißchen Mittag mit uns, weil wir aus Benekes Nichtanwesenheit richtig schlossen, sie hätten die Anmeldung nicht erhalten, und dann lieferte ich mein Pflegekind an die Behörde ab. Paul kam erst auf den Abend, ist durch Onkels Ankunft glücklich entbunden von seinen Comptoirsorgen, und denkt Dich zu besuchen, so wie Alexander ankommt. Tante Hinny und Lenchen habe ich auch schon gesprochen, sie sind wie billig entzückt von unsrer Cécile, und sagen auch, man vergäße ganz ihre Schönheit über den hinreißend liebenswürdigen Ausdruck ihres Gesichts; über die Augen konnten sie nicht genug staunen, und Tante sagt, sie hätten einen um Liebe flehenden Ausdruck, und ihr kindlich zuthuliches Wesen bewundern. Schade, wie Schade, daß ich sie nicht als Mädchen sehe. Etwas muß sie sich doch verändern, als Frau, und wenn sie auch von Dir nur Gutes und Liebes sehen und lernen wird, so möchte ich sie doch gern noch sehen kennen, wie sie gerade jetzt ist. Auch von Lilly und von Julie sind sie sehr eingenommen, Julie würde, wenn sie allein wäre, ein sehr hübsches Mädchen seyn, man könnte aber in Ceciles Gegenwart nicht die Augen von ihr wenden. Sagt der Patriarch.
 Heut habe ich wieder Reise gespielt, und mich den ganzen Vormittag herumgetrieben, Davids Braut besucht, deren Häßlichkeit Mutter und Fanny sehr übertrieben haben; damit will ich aber nicht gesagt haben, sie sey hübsch, sie hat aber schöne dunkelblaue Augen, und muß früher recht hübsch gewesen seyn; aber Abraham ist nicht mehr jung. Sehr einfach übrigens, hilft bei den Leuten, wo sie wohnt, und die nur ein Mädchen haben, in der Wirthschaft, und freute sich sehr, etwas von David durch Augenzeugin zu hören.
Hier bin ich gleich mit allem Jammer über die Intriguen Düsseldorfs, der Academie etc. empfangen worden, habe mich auch schon mit Varnhagen recht animos gestritten.
Ja, wie friedlich gings in Leipzig zu. Auf der Ausstellung war ich auch schon, aber nur flüchtig, Hildebrand der Rothbart ist hier, Hauser fort, nach Hamburg und Paris, seine Frau unterdessen nach Breslau wo er später engagirt ist. Zu guter Letzt, morgen kommt Dirichlet.
Deine Nicht. Zeit zum Schreiben rühme ich bei Gelegenheit, und entsage hiermit feierlichst allen Briefen an meine Adresse für den Winter. Bitte aber, richte den nächsten Brief, den du schreibst, an Fanny
 Nun sei mir nicht böse, wenn ich auch nicht sehr oft schreibe; Zeit habe ich wohl, aber das verwünschte unerfreuliche Sandnest nimmt mir allen Humor. Ich hoffe ich gewöhne mich wieder, bis jetzt liegt es schwer auf mir mit seinen weitläuftigen Straßen und Freundschaften; ich sehe schon kommen, daß meine vergnügtesten Augenblicke seyn werden, wenn ich an den Mondschein abends denke, den wir verplaudert und verspaziert haben, und an manche andre Gespräche, und an die Concerte und Proben, und Lieder ohne Worte. Und Erinnerung ist ein bitteres Kraut! – Was thust, würde Cécile jetzt zu mir sagen.
Ich weiß aber, Du hast keine Zeit, der Brief kommt grade, wenn Du Schüler hast, und ich klöhne Dir so viel vor. Aber wie gesagt, Du brauchst nicht zu antworten. Jedoch: das Duett ohne Worte, und das mit Lied!! David kanns abschreiben, und nun sey gegrüßt, so wie Alle, jeder namentlich, und Schleinitzens noch namentlicher.
Wenn Frank da ist, bezahle ich ihm und Sophie Liphardt meinen Champagner. – Die … rt. habe ich an Paul remittirt.
 Sonnabend. Ich habe versäumt, den Brief fertig zu machen, und Dir für Dein Billet zu danken, weil ich gestern einmal wieder gräuliche Zahnschmerzen hatte, Dir. umsonst erwartete, der erst heut früh um 6, sehr wohlbehalten ankam, und dadurch einigermaßen verstimmt war. – Du hast, außer dem Bein, noch einen Klavierstuhl hier stehen, ist dies vielleicht recht, wenn wir den mitschicken, da das Bein allein weder ein rechtes Fahrpost, noch Frachtpostpaket ist. Die Bücher soll Paul und die Concerte die Fahrpost besorgen. Der Regenschirm von Schleinitz gehört mir leider nicht, wahrscheinlich hat er ihn Abends im Concerte vertauscht. – Die Geschichte von Rossini mit dem fameux farceur habe ich schon wenigstens 6 mal mit Applaus erzählt, und bin auch bei Betty gewesen, mit dem Vorsatz, ihr ellenlange Danksagungen von Dir wegen ihres Gratulationsbriefes, und eben so viel Entschuldigungen über Nichtantworten zu bestellen, die Du mir Alle nicht aufgetragen hast, ich fand sie aber nicht. – Gans ist einen Tag in Düsseldorf bei Woringens gewesen, und woringt. Und adieu, da mein Zahnweh etwas besser ist, will ich Dirichlet genießen, wie Herr Valentin zu der Steffens sagt.
Da die Fahrpost die sicherste und baldeste Gelegenheit ist, die es giebt, vertraue ich ihr alle Tage- und Zeichenbücher, so in meiner Verwahrung waren. Adieu.          
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Sehr einfach übrigens, hilft bei den Leuten, wo sie wohnt, und die nur ein Mädchen haben, in der Wirthschaft, und freute sich sehr, etwas von David durch Augenzeugin zu hören.</p> <p>Hier bin ich gleich mit allem Jammer über die Intriguen Düsseldorfs, der Academie <hi rend="latintype">etc</hi>. empfangen worden, habe mich auch schon mit Varnhagen recht animos gestritten.</p> <p>Ja, wie friedlich gings in Leipzig zu. Auf der Ausstellung war ich auch schon, aber nur flüchtig, <hi rend="latintype">Hildebrand</hi> der Rothbart ist hier, <hi rend="latintype">Hauser</hi> fort, nach <hi rend="latintype">Hamburg</hi> und <hi rend="latintype">Paris</hi>, seine Frau unterdessen nach <hi rend="latintype">Breslau</hi> wo er später engagirt ist. Zu guter Letzt, morgen kommt <hi rend="latintype">Dirichlet</hi>.</p> <p>Deine Nicht.Zeit zum Schreiben rühme ich bei Gelegenheit, und entsage hiermit feierlichst allen Briefen an meine Adresse für den Winter. Bitte aber, richte den nächsten Brief, den du schreibst, an Fanny</p> <p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Nun sei mir nicht böse, wenn ich auch nicht sehr oft schreibe; Zeit habe ich wohl, aber das verwünschte unerfreuliche Sandnest nimmt mir allen Humor. Ich hoffe ich gewöhne mich wieder, bis jetzt liegt es schwer auf mir mit seinen weitläuftigen Straßen und Freundschaften; ich sehe schon kommen, daß meine vergnügtesten Augenblicke seyn werden, wenn ich an den Mondschein abends denke, den wir verplaudert und verspaziert haben, und an manche andre Gespräche, und an die Concerte und Proben, und Lieder ohne Worte. Und Erinnerung ist ein bitteres Kraut! – Was thust, würde <hi rend="latintype">Cécile</hi> jetzt zu mir sagen.</p> <p>Ich weiß aber, Du hast keine Zeit, der Brief kommt grade, wenn Du Schüler hast, und ich klöhne Dir so viel vor. Aber wie gesagt, Du brauchst nicht zu antworten. Jedoch: das Duett ohne Worte, und das mit Lied!! David kanns abschreiben, und nun sey gegrüßt, so wie Alle, jeder namentlich,<seg type="closer"> und <hi rend="latintype">Schleinitzens</hi> noch namentlicher.</seg></p> <p>Wenn Frank da ist, bezahle ich ihm und Sophie Liphardt meinen Champagner. – Die […] rt. habe ich an Paul remittirt.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_f01dea14-5da4-4168-a2aa-b8a283ce427a"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_4bf96442-b705-42d1-b21d-b002aabd5722">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_c93a942e-1e90-4b9e-9d11-c31cf6ebf81a">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <p><seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg><note resp="UW" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_0eab0e74-b93b-427f-b377-77b0f4ab2766" xml:lang="de">Beginn des Briefteils in GB-Ob, M.D.M. d. 31/133, fol. 3:</note> <date cert="high" when="1836-10-15" xml:id="date_450db7ef-7952-435f-88a8-7868067a9a44">Sonnabend.</date> Ich habe versäumt, den Brief fertig zu machen, und Dir für Dein Billet zu danken, weil ich gestern einmal wieder gräuliche Zahnschmerzen hatte, Dir. umsonst erwartete, der erst heut früh um 6, sehr wohlbehalten ankam, und dadurch einigermaßen verstimmt war. – Du hast, außer dem Bein, noch einen Klavierstuhl hier stehen, ist dies vielleicht recht, wenn wir den mitschicken, da das Bein allein weder ein rechtes Fahrpost, noch Frachtpostpaket ist. Die Bücher soll Paul und die Concerte die Fahrpost besorgen. Der Regenschirm von <hi rend="latintype">Schleinitz</hi> gehört mir leider nicht, wahrscheinlich hat er ihn Abends im Concerte vertauscht. – Die Geschichte von <hi rend="latintype">Rossini</hi> mit dem <hi rend="latintype">fameux farceur</hi> habe ich schon wenigstens 6 mal mit Applaus erzählt, und bin auch bei <hi rend="latintype">Betty</hi> gewesen, mit dem Vorsatz, ihr ellenlange Danksagungen von Dir wegen ihres Gratulationsbriefes, und eben so viel Entschuldigungen über Nichtantworten zu bestellen, die Du mir Alle nicht aufgetragen hast, ich fand sie aber nicht. – <hi rend="latintype">Gans</hi> ist einen Tag in Düsseldorf bei <hi rend="latintype">Woringens</hi> gewesen, und woringt. Und adieu, da mein Zahnweh etwas besser ist, will ich Dirichlet genießen, wie Herr Valentin zu der <hi rend="latintype">Steffens</hi> sagt.</p> <p>Da die Fahrpost die sicherste und baldeste Gelegenheit ist, die es giebt, vertraue ich ihr <hi n="1" rend="underline">alle</hi> Tage- und Zeichenbücher, so in meiner Verwahrung waren. <seg type="closer">Adieu</seg>. </p> </div> </body> </text></TEI>