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gb-1836-08-16-02

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Elisabeth Jeanrenaud an Felix Mendelssohn Bartholdy in ’s-Gravenhage <lb></lb>Frankfurt a. M., 16. August 1836 Sehen Sie ich hab eine ganz frisch geschnittene Feder genommen um nicht so schlecht zu schreiben als gewöhnlich, besonders aber doch damit Sie gleich recht deutlich lesen könnten, wie sehr viel Freude mir Ihr lieber Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Elisabeth Jeanrenaud in Frankfurt a. M.; ’s-Gravenhage, 13. August 1836 Felix Mendelssohn Bartholdy an Elisabeth Jeanrenaud in Frankfurt a. M.; ’s-Gravenhage, 21. August 1836 Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/118. Autograph Elisabeth Jeanrenaud an Felix Mendelssohn Bartholdy in ’s-Gravenhage; Frankfurt a. M., 16. August 1836 Sehen Sie ich hab eine ganz frisch geschnittene Feder genommen um nicht so schlecht zu schreiben als gewöhnlich, besonders aber doch damit Sie gleich recht deutlich lesen könnten, wie sehr viel Freude mir Ihr lieber

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 4 Poststempel [FRANKFURT 10-11 / 18. / AUG. / 1836], [s GRAVENHAGE / 31 / AFG.], [?], [? / ?], Siegel.

Elisabeth Jeanrenaud

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

16. August 1836 Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)counter-resetJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871) Frankfurt a. M.Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) ’s-GravenhageNiederlande deutsch
Monsieur F. Mendelssohn Bartholdy à la Haye Hollande
Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871) Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871) Fft den 16ten August 1836

Sehen Sie ich hab eine ganz frisch geschnittene Feder genommen um nicht so schlecht zu schreiben als gewöhnlich, besonders aber doch damit Sie gleich recht deutlich lesen könnten, wie sehr viel Freude mir Ihr lieber Brief machte. Eins müßen Sie mir versprechen, nicht wahr Sie thun es? nie nie dürfen Sie mir wieder von Güte und Freundlichkeit sprechen und hauptsächlich nie von Dank, denn gewiß der gebührt mir in keinem Sinn. Hat mich Herr Schnieder zum Besten gehabt? aber wie denn meine Töchter wißen auch, daß es verwandte Tonarten in der Musik und harmonische Töne in der Mahlerei giebt, sollen sich die nun gegenseitig dancken, oder ist es nicht ganz natürlich so, weil es so sein soll und muß. –Lachen Sie mich nur aus, das nehme ich gar nicht übel, denn Sie sind gelehrt und ich nicht, allein ich sage jetzt noch einmahl, und damit es Eindruck machen möge mit der pedantischsten Mine der Welt, daß ich nun das Wort Danck weder aus Ihrem Mund je wieder höhren, noch von Ihrer Feder sehen will. Ach was habe ich da gesagt! hätten wir nicht die Hoffnung Sie bald selbst wieder zu sehen, |2| so wünschte ich doch allerdings einen Danck für meinen Brief zu lesen und sogar, welcher inconsequente Wiederspruch, ja wirklich, ich glaube ich höhrte ihn auch noch gerne einmahl da capo mündlich. Von mir ist aber jetzt selah genug gesprochen. wie sehr freut es mich daß Sie die Briefe von Herrn Touchon amüsirten; ich bereue es jetzt beinahe so sehr viele bei Seite gelegt zu haben, allein ich dachte damahls, es interessirte Sie vielleicht nicht so sehr als ich glauben mögte und sei sonderbar von mir. Daß die Bücher gleichfalls Beifall finden freut mich auch recht sehr, und dennoch sollte ich unsere Wette so ganz verlohren haben? Nun ich will mich denn als besorgt ansehen, allein ob Sie, oder Cécile der gewinnende Theil ist, muß Karl entscheiden wenn er von der hohen Schuhle kommt. En attendant hat es meinem Bachelaurius, oder wie es heißt, in Paris sehr wohl gefallen und damit noch nicht befriedigt, wünscht er auch noch einen ihm unbekannten Theil der Schweiz, nämlich Chamouni zu sehen und erst Ende September zu uns zurück zu kehren. Die Sehnsucht ist nicht groß, aber ohne irgend jemand zu nahe zu treten, so sind alle die Brüder und Söhne und ist man klug, so scheint man es nicht zu bemerken wie sehr entbehrlich man ist. Meine Geschwister scheinen sich in der Schweiz sehr zu gefallen und preißen den Himmel der sie so sichtlich begünstigte um das herrliche Land in seiner ganzen Pracht zu sehen, wir denken sie künftige Woche wieder hier zu sehen, wie Sie ganz richtig berechnet haben.

|3| Wie komisch und wahr beschreiben Sie die Churgäste am Strand; es ist mir als sähe und höhrte ich die höflichen Verbeugungen mit an sondern .... und dennoch, wie sonderbar hat dieses ..., was Fräulein von St George schön findet, auch in meinen Augen einen gewißen Reiz, denn als Kind fand ich dort so schöne Muscheln; bringen Sie mir doch, als Andenken von Ihrem Auffenthalt in Scheveningen, einige mit. Aber wie glänzend und heiter werden Sie wieder unter uns treten, da werden wir alle ganz wie verblichen dagegen aussehen! alle Griesgramichkeit ist in den schönen Fluthen auf immer begraben, nicht wahr? nein das freut mich mehr als ich sagen kann, ich will ja gern meine Wette verlohren haben, wenn ich die Freude habe Sie wieder recht starck und heiter zu sehen. Das mechanische Leben ist etwas sehr gutes, glauben Sie mir, und ich wünschte sehr es für mich und meine Kinder zuweilen in Bewegung bringen zu können, aber diesen Sommer geht es nun gar nicht. Außer der Sorge für die 3 Kinder kam noch so manches in den letzten ... Wochen, daß ich endlich einige Tage ganz krank davon war und meinen alten Dr Lejeune haben musste. Besonders beunruhigten mich die Nachrichten von Wiesbaden, wo meine Mutter seit 14 Tagen ist und wieder einen Rückfall ihres alten Übels gehabt hatte. Vergangnen Sonnabend war es mir endlich wohl genug, sie mit meinen Töchtern besuchen zu können, was ihr und uns große Freude machte, da wir sie vollkommen wohl und heiter verließen; wie froh war ich aber den Sonntag Abend als der mildeste Himmel unserer Rückfahrt leuchtete |4| und der schöne Chursaal mit dem bunten Gewühl von Menschen, in der Entfernung abendlich beleuchtet glänzte. Ist es kein lehrer Wahn, so müssen Ihnen an jenem Abend die Ohren recht geklungen haben; aber [da] wir so in traulichem Gespräch alles sagten, ich weiß nicht ob Sie es je erfahren werden, wie gewiß ich weiß es nicht. – Einige sehr angenehme Feste bei Schmidt und de Neufville verkürzten meinen Töchtern die Zeit und denken Sie, für künftige Woche ist die Rede von einem costümirten Ball; die kleinen gesellschaftlichen Pflichten und Vergnügen nehmen mir viel zu viel Zeit, aber glauben Sie nur nicht ich sei eine leichtsinnige Frau; ach nein gewiß nicht, Sie dürfen |1| es durchaus nicht glauben. Was werden Sie aber denken, daß ich sogar den Rand dieses Blattes benutze? nun ich weiß es nicht; alles was Sie wollen, Sind Sie mir aberJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871) |2| so haben Sie Nachsicht mit einer, und wie es mir ich kann nun nicht helfen. immer jetzt so scheint, mit einer alten Freundinn, an allem dürfen Sie lieber zweiflen, als an meiner unwandelbarenJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871) |3| treuen Freundschafft.Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)

E JeanrenaudJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)
Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871) Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)

P. S. Fritz Schlemmer kam einige Stunden nach dem Tod des Herrn v Rothschild hier an und reißte noch denselben Tag nach London ab, wo er jetzt auf unbestimmte Zeit ist; er war sehr betrübt und dauerte uns von Herzen. –Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)

            Fft den 16ten August 1836 Sehen Sie ich hab eine ganz frisch geschnittene Feder genommen um nicht so schlecht zu schreiben als gewöhnlich, besonders aber doch damit Sie gleich recht deutlich lesen könnten, wie sehr viel Freude mir Ihr lieber Brief machte. Eins müßen Sie mir versprechen, nicht wahr Sie thun es? nie nie dürfen Sie mir wieder von Güte und Freundlichkeit sprechen und hauptsächlich nie von Dank, denn gewiß der gebührt mir in keinem Sinn. Hat mich Herr Schnieder zum Besten gehabt? aber wie denn meine Töchter wißen auch, daß es verwandte Tonarten in der Musik und harmonische Töne in der Mahlerei giebt, sollen sich die nun gegenseitig dancken, oder ist es nicht ganz natürlich so, weil es so sein soll und muß. –Lachen Sie mich nur aus, das nehme ich gar nicht übel, denn Sie sind gelehrt und ich nicht, allein ich sage jetzt noch einmahl, und damit es Eindruck machen möge mit der pedantischsten Mine der Welt, daß ich nun das Wort Danck weder aus Ihrem Mund je wieder höhren, noch von Ihrer Feder sehen will. Ach was habe ich da gesagt! hätten wir nicht die Hoffnung Sie bald selbst wieder zu sehen, so wünschte ich doch allerdings einen Danck für meinen Brief zu lesen und sogar, welcher inconsequente Wiederspruch, ja wirklich, ich glaube ich höhrte ihn auch noch gerne einmahl da capo mündlich. Von mir ist aber jetzt selah genug gesprochen. wie sehr freut es mich daß Sie die Briefe von Herrn Touchon amüsirten; ich bereue es jetzt beinahe so sehr viele bei Seite gelegt zu haben, allein ich dachte damahls, es interessirte Sie vielleicht nicht so sehr als ich glauben mögte und sei sonderbar von mir. Daß die Bücher gleichfalls Beifall finden freut mich auch recht sehr, und dennoch sollte ich unsere Wette so ganz verlohren haben? Nun ich will mich denn als besorgt ansehen, allein ob Sie, oder Cécile der gewinnende Theil ist, muß Karl entscheiden wenn er von der hohen Schuhle kommt. En attendant hat es meinem Bachelaurius, oder wie es heißt, in Paris sehr wohl gefallen und damit noch nicht befriedigt, wünscht er auch noch einen ihm unbekannten Theil der Schweiz, nämlich Chamouni zu sehen und erst Ende September zu uns zurück zu kehren. Die Sehnsucht ist nicht groß, aber ohne irgend jemand zu nahe zu treten, so sind alle die Brüder und Söhne und ist man klug, so scheint man es nicht zu bemerken wie sehr entbehrlich man ist. Meine Geschwister scheinen sich in der Schweiz sehr zu gefallen und preißen den Himmel der sie so sichtlich begünstigte um das herrliche Land in seiner ganzen Pracht zu sehen, wir denken sie künftige Woche wieder hier zu sehen, wie Sie ganz richtig berechnet haben.
 Wie komisch und wahr beschreiben Sie die Churgäste am Strand; es ist mir als sähe und höhrte ich die höflichen Verbeugungen mit an sondern .. .. und dennoch, wie sonderbar hat dieses .. ., was Fräulein von St George schön findet, auch in meinen Augen einen gewißen Reiz, denn als Kind fand ich dort so schöne Muscheln; bringen Sie mir doch, als Andenken von Ihrem Auffenthalt in Scheveningen, einige mit. Aber wie glänzend und heiter werden Sie wieder unter uns treten, da werden wir alle ganz wie verblichen dagegen aussehen! alle Griesgramichkeit ist in den schönen Fluthen auf immer begraben, nicht wahr? nein das freut mich mehr als ich sagen kann, ich will ja gern meine Wette verlohren haben, wenn ich die Freude habe Sie wieder recht starck und heiter zu sehen. Das mechanische Leben ist etwas sehr gutes, glauben Sie mir, und ich wünschte sehr es für mich und meine Kinder zuweilen in Bewegung bringen zu können, aber diesen Sommer geht es nun gar nicht. Außer der Sorge für die 3 Kinder kam noch so manches in den letzten .. . Wochen, daß ich endlich einige Tage ganz krank davon war und meinen alten Dr Lejeune haben musste. Besonders beunruhigten mich die Nachrichten von Wiesbaden, wo meine Mutter seit 14 Tagen ist und wieder einen Rückfall ihres alten Übels gehabt hatte. Vergangnen Sonnabend war es mir endlich wohl genug, sie mit meinen Töchtern besuchen zu können, was ihr und uns große Freude machte, da wir sie vollkommen wohl und heiter verließen; wie froh war ich aber den Sonntag Abend als der mildeste Himmel unserer Rückfahrt leuchtete und der schöne Chursaal mit dem bunten Gewühl von Menschen, in der Entfernung abendlich beleuchtet glänzte. Ist es kein lehrer Wahn, so müssen Ihnen an jenem Abend die Ohren recht geklungen haben; aber da wir so in traulichem Gespräch alles sagten, ich weiß nicht ob Sie es je erfahren werden, wie gewiß ich weiß es nicht. – Einige sehr angenehme Feste bei Schmidt und de Neufville verkürzten meinen Töchtern die Zeit und denken Sie, für künftige Woche ist die Rede von einem costümirten Ball; die kleinen gesellschaftlichen Pflichten und Vergnügen nehmen mir viel zu viel Zeit, aber glauben Sie nur nicht ich sei eine leichtsinnige Frau; ach nein gewiß nicht, Sie dürfen es durchaus nicht glauben. Was werden Sie aber denken, daß ich sogar den Rand dieses Blattes benutze? nun ich weiß es nicht; alles was Sie wollen, Sind Sie mir aber so haben Sie Nachsicht mit einer, und wie es mir ich kann nun nicht helfen. immer jetzt so scheint, mit einer alten Freundinn, an allem dürfen Sie lieber zweiflen, als an meiner unwandelbaren treuen Freundschafft.
E Jeanrenaud
P. S. Fritz Schlemmer kam einige Stunden nach dem Tod des Herrn v Rothschild hier an und reißte noch denselben Tag nach London ab, wo er jetzt auf unbestimmte Zeit ist; er war sehr betrübt und dauerte uns von Herzen. –          
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Besonders beunruhigten mich die Nachrichten von <hi rend="latintype">Wiesbaden</hi>, wo meine Mutter seit 14 Tagen ist und wieder einen Rückfall ihres alten Übels gehabt hatte. Vergangnen Sonnabend war es mir endlich wohl genug, sie mit meinen Töchtern besuchen zu können, was ihr und uns große Freude machte, da wir sie vollkommen wohl und heiter verließen; wie froh war ich aber den Sonntag Abend als der mildeste Himmel unserer Rückfahrt leuchtete<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> und der schöne Chursaal mit dem bunten Gewühl von Menschen, in der Entfernung abendlich beleuchtet glänzte. Ist es kein lehrer Wahn, so müssen Ihnen an jenem Abend die Ohren recht geklungen haben; aber [da] wir so in traulichem Gespräch alles sagten, ich weiß nicht ob Sie es je erfahren werden, wie gewiß ich weiß es nicht. – Einige sehr angenehme Feste bei <hi rend="latintype">Schmidt</hi> und <hi rend="latintype">de Neufville</hi> verkürzten meinen Töchtern die Zeit und denken Sie, für künftige Woche ist die Rede von einem costümirten Ball; die kleinen gesellschaftlichen Pflichten und Vergnügen nehmen mir viel zu viel Zeit, aber glauben Sie nur nicht ich sei eine leichtsinnige Frau; ach nein gewiß nicht, <hi n="1" rend="underline">Sie</hi> dürfen<seg type="pagebreak"> |1|<pb n="1" type="pagebreak"></pb></seg> <add place="margin">es durchaus nicht glauben. Was werden Sie aber denken, daß ich sogar den Rand dieses Blattes benutze? nun ich weiß es nicht; alles was Sie wollen, Sind Sie mir aber<name key="PSN0112228" resp="writers_hand" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)</name></add><seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <add place="margin">so haben Sie Nachsicht mit einer, und wie es mir ich kann nun nicht helfen. immer jetzt so scheint, mit einer alten Freundinn, an allem dürfen Sie lieber zweiflen, als an meiner unwandelbaren<name key="PSN0112228" resp="writers_hand" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)</name></add><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <add place="margin">treuen Freundschafft.<name key="PSN0112228" resp="writers_hand" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)</name></add> </p> <signed rend="right"><add place="margin"><hi rend="latintype">E Jeanrenaud</hi><name key="PSN0112228" resp="writers_hand" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)</name></add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_62bf4ace-ecdb-441e-b9ed-8b0fd780f072"> <docAuthor key="PSN0112228" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_3c6801d3-b03e-4743-a135-3fc643cbcfa5">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112228" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_f751d2fa-f505-41b2-acd0-9b2a7db19af0">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><add place="bottom"><hi rend="latintype">P. S.</hi> <hi rend="latintype">Fritz Schlemmer</hi> kam einige Stunden nach dem Tod des Herrn v <hi rend="latintype">Rothschild</hi> hier an und reißte noch denselben Tag nach <hi rend="latintype">London</hi> ab, wo er jetzt auf unbestimmte Zeit ist; er war sehr betrübt und dauerte uns von Herzen. –<name key="PSN0112228" resp="writers_hand" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796–1871)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>