gb-1836-08-16-01
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Franzensbad, 16. August 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [[Franz-brun…] [??? / 16. Aug. 36], Siegelmarke »R«.
Rebecka Lejeune Dirichlet
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
M. I. Herz
Frankfurt a/M.
F. Mendelssohn
Bartholdy
Franzensbadden
Das Schicksal kommt meiner Verschwiegenheit zu Hülfe, und schickt mir Deinen lieben, lieben Brief gerade, während Dirichlet auf 2 Tage nach Carlsbad gegangen war. Wüßtest Du nur, wie solche liebe Worte von Dir mich beglücken. Mutter hat mir alle Deine, d. h. 2 Briefe von Dir hergeschickt, in der Voraussetzung, ich hätte keine Nachrichten von Dir, ich mußte ihr meine ganz verschweigen, weil sie sie sonst zu lesen gewünscht hätte.
Über Morgen reisen wir nun endlich von hier ab, und das Ende war besser, als der Anfang. Dirichlet kam den 2ten August, einige ennüjenten Menschen, die mir Anfangs den Aufenthalt verdorben hatten, reis’ten fort, das Wetter wurde, und ist noch göttlich schön, und in solchem Falle die Luft hier das Erquicklichste was man sich denken kann, so ungefähr, aber milder als in Andermatt. Unser Frankfurtplan ist gleich wieder aufgegeben, dagegen gehn wir über Budweis, Linz, den Trannsee, Ischel, durchs Gebirge nach Salzburg, Gastein, Insbruck, Ziel etc. nach München, wo wir aber nur wenige Tage zu bleiben haben, meine Kur hat sich sehr in die Länge gezogen, und für Allerhöchste Nerven wird Gebirgsluft angerathen, Städte und Gallerienluft verworfen.
Ein Ritter Haenel von Kronenthall aus Leipzig den ich auf einer einsamen Spatzierfahrt mit einer hübschen Frau (nämlich ich war mit der hübschen Frau) traf, schloß sich uns sehr freundlich an, nahm g führte uns herum, entwickelte die genauste Kenntniß von Tyrol und der Schweiz, machte uns andern Tags Visite, und brachte uns einen von ihm aufgesetztenLeipzig kommt, aufsuchen und von mir grüßen zu dürfen, um sich bei Dir, wie er sagt, ohne Aufdringlichkeit zu introducieren. Da konnt’ ich natürlich nicht nein sagen, ich übernehme aber weiter keine Verantwortlichkeit für besagten Ritter, nur weiß ich, daß er sehr freundlich, und zwar angenehm freundlich gegen uns war, und etwas viel spricht. Im Bade wird man sehr genügsam. Wir haben die letzten Zeit sehr angenehm hier mit einem kleinen Kreis Menschen verlebt, die heut in alle 4 Winde gestoben sind, gestern gab uns der Pertersburger Werner ein feierliches Abschiedsdiner, von 7 Personen, die Du alle nicht kennst, und mein Platz war durch das Abschiedsgeschenk eines prächtigen gläsernen Pokals markirt, ist das nicht zart? Wir müssen noch 2 Tage hier bleiben, weil Dirichlet sich mit Gans, der ihm überall nachläuft, auf morgen hier appointirt hat, und ich fürchte sehr, er wird unser Reisegefährte werden, wenn es Dir. aber wünscht, habe ich gewiß nichts dagegen, und freue mich, ihne.
Wie mach ichs aber, um etwas von Dir zu hören? Genau kann ich al unsre Zeitrechnung nicht bestimmen, ich denke aber, wenn Du gleich nach Ischel, poste restante schreibst, trifft michs noch, auch später werden uns Briefe nach Salzburg und Insbruck, von Mitte Sept. an in München, alles poste restante erreichen. Ende September, s. G. w. sehen wir uns in Leipzig, auf diesen Beschluß der Reise freu ich mich nicht wenig, überhaupt auf das Ganze. Seit das Wetter schön ist, und ich gesund bin, denn die Kur hat mir sehr wohlgethan, hab ich wieder etwas Muth mich auf
Verzeih, diesen dummen ledernen Brief als [Antwort] Deines so sehr lieben; ich bin aber schon [in der] Unruhe der Abreise, habe Trinkgelder, Schulden, […], Abschiednehmen im Kopfe, aber mein Herz [ist] doch schwarz für Dich.
Franzensbad den 16ten August. Das Schicksal kommt meiner Verschwiegenheit zu Hülfe, und schickt mir Deinen lieben, lieben Brief gerade, während Dirichlet auf 2 Tage nach Carlsbad gegangen war. Wüßtest Du nur, wie solche liebe Worte von Dir mich beglücken. Mutter hat mir alle Deine, d. h. 2 Briefe von Dir hergeschickt, in der Voraussetzung, ich hätte keine Nachrichten von Dir, ich mußte ihr meine ganz verschweigen, weil sie sie sonst zu lesen gewünscht hätte. Über Morgen reisen wir nun endlich von hier ab, und das Ende war besser, als der Anfang. Dirichlet kam den 2ten August, einige ennüjenten Menschen, die mir Anfangs den Aufenthalt verdorben hatten, reis’ten fort, das Wetter wurde, und ist noch göttlich schön, und in solchem Falle die Luft hier das Erquicklichste was man sich denken kann, so ungefähr, aber milder als in Andermatt. Unser Frankfurtplan ist gleich wieder aufgegeben, dagegen gehn wir über Budweis, Linz, den Trannsee, Ischel, durchs Gebirge nach Salzburg, Gastein, Insbruck, Ziel etc. nach München, wo wir aber nur wenige Tage zu bleiben haben, meine Kur hat sich sehr in die Länge gezogen, und für Allerhöchste Nerven wird Gebirgsluft angerathen, Städte und Gallerienluft verworfen. Ein Ritter Haenel von Kronenthall aus Leipzig den ich auf einer einsamen Spatzierfahrt mit einer hübschen Frau (nämlich ich war mit der hübschen Frau) traf, schloß sich uns sehr freundlich an, nahm g führte uns herum, entwickelte die genauste Kenntniß von Tyrol und der Schweiz, machte uns andern Tags Visite, und brachte uns einen von ihm aufgesetzten sehr ausführlichen Reiseplan, den wir auch befolgen werden. Dafür bat er mich um einen Gefallen, Dich, wenn er wieder nach Leipzig kommt, aufsuchen und von mir grüßen zu dürfen, um sich bei Dir, wie er sagt, ohne Aufdringlichkeit zu introducieren. Da konnt’ ich natürlich nicht nein sagen, ich übernehme aber weiter keine Verantwortlichkeit für besagten Ritter, nur weiß ich, daß er sehr freundlich, und zwar angenehm freundlich gegen uns war, und etwas viel spricht. Im Bade wird man sehr genügsam. Wir haben die letzten Zeit sehr angenehm hier mit einem kleinen Kreis Menschen verlebt, die heut in alle 4 Winde gestoben sind, gestern gab uns der Pertersburger Werner ein feierliches Abschiedsdiner, von 7 Personen, die Du alle nicht kennst, und mein Platz war durch das Abschiedsgeschenk eines prächtigen gläsernen Pokals markirt, ist das nicht zart? Wir müssen noch 2 Tage hier bleiben, weil Dirichlet sich mit Gans, der ihm überall nachläuft, auf morgen hier appointirt hat, und ich fürchte sehr, er wird unser Reisegefährte werden, wenn es Dir. aber wünscht, habe ich gewiß nichts dagegen, und freue mich, ihne. Wie mach ichs aber, um etwas von Dir zu hören? Genau kann ich al unsre Zeitrechnung nicht bestimmen, ich denke aber, wenn Du gleich nach Ischel, poste restante schreibst, trifft michs noch, auch später werden uns Briefe nach Salzburg und Insbruck, von Mitte Sept. an in München, alles poste restante erreichen. Ende September, s. G. w. sehen wir uns in Leipzig, auf diesen Beschluß der Reise freu ich mich nicht wenig, überhaupt auf das Ganze. Seit das Wetter schön ist, und ich gesund bin, denn die Kur hat mir sehr wohlgethan, hab ich wieder etwas Muth mich auf etwas zu freuen. Unter anderm darauf, Dir Walter zu zeigen, Du glaubst nicht, wie himmlisch der Junge geworden ist, es ist auch nur eine Stimme über ihn, er ist im Bade so bekannt, wie ein bunter Hund, ist prächtig gewachsen und seine sonderbar ausgebildeten Fraben und Formen … ist wirklich merkwürdig. Verzeih, diesen dummen ledernen Brief als Antwort Deines so sehr lieben; ich bin aber schon in der Unruhe der Abreise, habe Trinkgelder, Schulden, …, Abschiednehmen im Kopfe, aber mein Herz ist doch schwarz für Dich. So lebe wohl, bis auf Wiedersehen an einem der genannten Orte hoff ich gewiß von Dir zu hören, und werde auch noch von unterwegs schreiben. Lebe wohl, machs gut.
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